Vorbemerkung

Das vorliegende Buch vereinigt eine Reihe von Beiträgen zum Thema Ideologie, die im Laufe von rund dreißig Jahren entstanden sind und die nicht nur Zeugnis von der anhaltenden Beschäftigung des Verfassers mit dem Gegenstand ablegen, sondern auch Einblick in die intellektuelle Entwicklung gewähren, zu der diese anhaltende Beschäftigung den Verfasser nötigte.

Den Anfang des Buches macht dabei ein Essay, der 1997 entstand und als das Ende und Resultat jener intellektuellen Entwicklung gelten kann: als Versuch nämlich einer strengen Herleitung der ideologischen Denkform aus dem ökonomischen Reproduktionsprozess der Gesellschaft beziehungsweise aus den Produktionsverhältnissen, durch die der letztere determiniert ist.

Diesem Text folgen zwei frühere Artikel, die aus den Jahren 1975 und 1982 stammen und mit ihrem weniger politisch-ökonomischen als er kenntniskritisch-phänomenologischen Ansatz noch eher auf eine Interpretation der ideologischen Bestimmtheit bürgerlicher Reflexionsprozesse und Theoriebildungen beschränkt sind, als dass sie auf eine generelle Analyse der Ideologieform des bürgerlichen Bewusstseins als solchen gerichtet wären.

Hieran schließen sich drei praktische Übungen in Ideologiekritik aus den Jahren 1987, 1989 und 1990 an, die insofern exemplarische Bedeutung beanspruchen können, als sie im ersten Fall offen ideologische Theorien zum Gegenstand haben, im zweiten Fall die ideologiekritische Methode auf einen vorbürgerlichen Denkzusammenhang anwenden und im dritten Fall eine avancierte Ideologiekritik einer Metakritik unterziehen.

Den Abschluss bildet eine kleine Reflexion aus dem Jahr 1984, die dazu dient, den heute ebenso umgangssprachlich-gängigen wie leitfossilisch-zentralen Begriff der "Kommunikation" seiner vermeintlichen Unverfänglichkeit und Wertneutralität zu entreißen und in seiner ideologischen Absicht und politischen Zielsetzung sichtbar zu machen.

So sehr sich die in diesem Buch versammelten Beiträge nach ihren methodischen Ansätzen, ihren Gegenständen und den Aspekten, auf die sie sich konzentrieren, unterscheiden mögen, was sie eint und weniger als heuristisch roter Faden denn als detektivisch fixe Idee durchzieht, ist die Überzeugung, dass es die materiellen Lebensbedingungen und sozialen Erfahrungen beziehungsweise die damit einhergehenden latenten Verhaltenszwänge und unbewussten Wahrnehmungsbeschränkungen des bürgerlichen Kollektivs sind, die das Bewusstsein des Einzelnen bis in seine abstraktesten Dimensionen und idiosynkratischsten Reflexionen hinein bestimmen und dass dem so bestimmten Bewusstsein nur ständige Selbstreflexion, sprich, eine fortlaufende ideologiekritische Brechung der Kontinuität seiner Denktätigkeit, ein gewisses Maß wenn schon nicht an praktischer "Freiheit zu", so immerhin doch an theoretischer "Freiheit von" zu gewährleisten vermag.

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