4. Auferstehungsreligion
Der Opferkult in seiner abbreviierten Form, die das Erscheinen des anderen Subjekts zu unterbinden dient, wird von der um den Priesterkönig gescharten, die Opfergemeinde bildenden Oberschicht, nicht hingegen von der an die Peripherie der Opferstätte verbannten Unterschicht getragen. Im Rahmen der "Arbeitsteilung" der theokratischen Gesellschaft sieht sich letztere von ersterer in die Rolle einer produktivkräftig fronenden Mehrheit gedrängt, die einen Reichtum produziert, der, um nicht überhand zu nehmen, mehr und mehr die Züge lebensartlicher Apartheit und damit einen mitten im Diesseits sich entfaltenden quasi-totenkultlichen Charakter hervorkehrt. Daß dieser Charakter nicht wie beim früheren Totenkult eine Kluft zu überbrücken, sondern sie im Gegenteil aufrechtzuerhalten dient, macht ihn der Unterschicht nur um so verhaßter.
Keinen Grund also hat die um den Priesterkönig gescharte Opfergemeinde, sich mit der geschilderten, zum paradoxen Kurzschluß abbreviierten Form des Opfers nicht zufriedenzugeben. Allen Grund vielmehr hat sie, dieser ebensosehr der Erhaltung eines Rests von Funktion wie der Vermeidung des epiphanischen Konkurses dienlichen Fassung, die der Opferkult dank ritueller Manipulation gewonnen hat, als der vergleichsweise annehmbarsten Lösung für das Problem der Opferdynamik die Stange zu halten und Kontinuität zu verleihen. Daß dennoch Friede beim Opferbringen nicht einkehren, Kontinuität des Opferkults sich nicht einstellen will, daran ist deshalb auch nicht die Opfergemeinde selbst schuld, sondern dafür sind verantwortlich die im äußeren Umkreis um die Gemeinde halb distanziert, halb engagiert dem Opfer beiwohnenden Gemeinen. Sie, die vom inneren Zirkel um die Opferstätte ausgeschlossenen und an die Peripherie des Heiligtums verbannten kleinen Leute, empfinden das Verschwinden des epiphanischen Moments aus der Opferhandlung nicht wie die herrschaftliche Gemeinde als eine willkommene Entlastung, die man sich nur zu gern erhalten möchte, sondern erfahren es im Gegenteil als einen herben Verlust, den sie partout nicht hinnehmen wollen. In der Choreographie der Opfersituation, in der sie bislang als Statisten gedient und keinerlei aktive Rolle gespielt haben, geraten plötzlich sie in Bewegung, setzen mit einem Mal sie die dramatischen Akzente und sorgen dadurch für Unruhe, daß sie mit dem Ziel einer Bewahrung beziehungsweise Wiederherstellung des verschwundenen epiphanischen Moments am Opfer initiativ werden.
Jene allgemeine Choreographie der Opfersituation, die Unterteilung der Szene in die ebenso zentral wie aktiv am Opfer teilhabende edle Gemeinde auf der einen und das ebenso peripher wie passiv dem Opfer beiwohnende gemeine Volk auf der anderen Seite, ist gleichermaßen historische Konsequenz und systematischer Ausdruck der sozialen Schichtung, der die theokratische Gesellschaft ihr Entstehen verdankt. Sie ist, mit anderen Worten, Folge und Demonstration der Tatsache, daß die theokratische Gesellschaft einer gewaltsamen Vereinigung reicher, bäuerlich-friedlicher mit armen, kriegerisch-räuberischen Stämmen entspringt. In dieser Zwangsverbindung fällt der unterworfenen bäuerlich-handwerklichen Schicht die Funktion zu, den gesellschaftlichen Reichtum zu produzieren und ihn der herrschenden, räuberisch-kriegshandwerklichen Schicht als Gegenleistung für deren militärischen Schutz zu überlassen, wohingegen die letztere die Aufgabe hat, den ihr überlassenen Reichtum zu genießen, in dem für sie bereitgestellten Überfuß zu leben, und solch privilegierte Existenz eben damit zu honorieren, daß sie die Produzenten des Reichtums vor Bedrohungen schützt, die in der Hauptsache von ihr selbst und ihresgleichen ausgehen. Was sich demnach mit der theokratischen Gesellschaft herstellt, ist ein als Schichtmodell artikuliertes gesellschaftsumfassendes Herr-Knecht-Verhältnis, das die frühere lose Schmarotzerbeziehung zwischen kriegerischen Nomaden und landsässigen Agrariern in die förmliche Institution eines geordneten Ausbeutungsmechanismus verwandelt und das kraft dieser Institutionalisierung an die Stelle der alten – den armen, nomadischen ebenso wie den reichen, bäuerlichen Stammesgemeinschaften eigenen – totenkultlich-autochthonen Herrschaften tritt. Vorzug und auszeichnende Leistung des neuen Herrschaftsverhältnisses ist, wie oben geschildert, die Befreiung der Gesellschaft vom Totenkult, ist dies, daß der als Stifter der theokratischen Gesellschaft und neuer Herr agierende erfolgreiche Eroberer die Möglichkeit erhält, teils die bis dahin als singulare Macht und personales Wesen kultivierten – und das heißt mit allen Reichtummitteln kultisch verehrten – Toten der beteiligten Stämme zu anonym-pluralen Göttern zu entmächtigen und zu distanzieren, teils hierbei sich selber aus einem als Repräsentant eigener künftiger, kultischer Ansprüche figurierenden Nachfolger des Stammestoten in einen als irdischer Prokurist, als Statthalter auf Erden firmierenden priesterköniglichen Offizianten eben jener distanzierten Götter zu verwandeln. Seinen Nachteil und ökonomischen Preis hat das neue Herrschaftsverhältnis darin, daß es an die Stelle des alten, als Repräsentant des Toten figurierenden, autochthonen Herrn und seines bescheidenen Anhangs, seines vergleichsweise kleinen Gefolges, eine ganze, um den neuen Herrn gescharte Gemeinde, eine aus der siegreichen Stammesgruppierung, dem Erobererstamm sich rekrutierende Oberschicht treten läßt, deren schichtspezifische Versorgung und standesgemäße Ausstattung eine nicht nur absolut umfänglichere Überflußproduktion erheischt, sondern auch relativ größere Reichtummengen verschlingt als aller totenkultliche Aufwand für die Residenz des Toten, alle Überflußexpedition ins Jenseits jemals zuvor.
In der Tat ist faktische Voraussetzung für die mit der theokratischen Gesellschaft als Stratifizierung eingeführte durchgängige "Arbeitsteilung" zwischen einer reichtumproduzierenden bäuerlich-handwerklichen Unterschicht und einer den produzierten Reichtum konsumierenden aristokratisch-kriesghandwerklichen Oberschicht eine entsprechend gesteigerte Produktivität der als unteres Stratum rekrutierten reichen Stämme, das heißt deren Fähigkeit, ein gesellschaftliches Mehrprodukt zu erzeugen, das groß genug ist, um statt des eigenen autochthonen Herrn und seines unmittelbaren Anhangs einen fremden Herrscher mit seinem ganzen Stamm, eben die als oberes Stratum sich etablierende Erobererschar, zu erhalten und standesgemäß zu versorgen. Von dieser die Voraussetzung für die Gründung der theokratischen Gesellschaft bildenden Produktivitätssteigerung zeugt, wie erwähnt, die schon vorher von den reichen Stämmen der Ebene und des Schwemmlands an den Tag gelegte Bereitschaft, sich einer lockeren, quasi informellen, mittels Überfall und Raub praktizierten Ausbeutung durch die armen Stämme der Wüste und der Berge zu fügen. Der in solcher Bereitschaft sich bekundende Verzicht der reichen Stämme auf Gegenwehr ist Ausdruck ihres bewußtlosen Kalküls, daß die Arbeit, die zur Erhaltung des bestehenden Reichtums aufgewendet und ins Kriegshandwerk gesteckt werden müßte, besser und nutzbringender angewandt ist, wenn sie statt dessen unter Inkaufnahme der regelmäßigen Reichtumsverluste in die produktiven Tätigkeiten gesteckt und zur Erzeugung neuen Reichtums verwendet wird – und insofern Beweis für den hohen, zu häufigen Tributleistungen und halbwegs regelmäßigen Abgaben durchaus bereits disponierenden Produktivitätsstand der reichen Stämme. Zugleich trägt dieser eine periodische Ausplünderung in Kauf nehmende Gewaltverzicht der reichen Stämme dadurch, daß er ihnen erlaubt, sich auf ihre produktiven Tätigkeiten zu beschränken und zu konzentrieren, seinerseits zu einer weiteren Erhöhung ihrer Produktivkraft bei, so daß irgendwann der Punkt erreicht ist, an dem das Mehrprodukt groß genug ist, um den armen Stämmen nicht nur ein periodisches Zubrot, sondern einen dauernden Unterhalt zu bieten, und an dem durch Verwandlung der ambulanten Räuber in stationäre Ausbeuter die theokratische Gesellschaft ins Leben tritt.
Ist demnach eine vergleichsweise hohe Produktivkraft der reichen Stämme bereits Voraussetzung für die in der Stratifizierung der theokratischen Gesellschaft gestaltgewordene strikte "Arbeitsteilung" zwischen der reichtumproduzierenden agrarisch-handwerklichen Unterschicht, die sich aus jenen reichen Stämmen rekrutiert, und der reichtumkonsumierenden aristokratisch-kriegshandwerklichen Oberschicht, als die sich die Stammesgruppe der armen Eroberer etabliert, so wirkt sich nun die strikte Arbeitsteilung selbst noch einmal als ein wesentlich produktivitätssteigernder Faktor aus und läßt im unauflöslichen Zirkel eine vermehrte Reichtumproduktion als Konsequenz wie als Kondition der gesellschaftlichen Neugründung erscheinen. Jener Mechanismus einer in der Reduktion und Konzentration auf die produktiven Tätigkeiten beschlossenen Entfaltung der Produktivkraft, der bereits vor Gründung der stratifizierten Gesellschaft als die geheime Ratio der von den reichen Stämmen gegenüber den räuberischen Ansprüchen ihrer armen Nachbarn bewiesenen Fügsamkeit am Werk ist, kommt auch nach vollzogener Gesellschaftsstiftung keineswegs zum Erliegen, sondern setzt sich im Gegenteil in dem Maß noch verstärkt fort, wie nach der Stratifizierung der reichen Stämme zur Unterschicht deren Reduktion und Konzentration auf die Arbeit aus einem halbwegs freiwillig geübten Tun, einem aus Eigeninteresse intendierten gewohnheitsmäßigen Verhalten zu einer gänzlich von anderer Seite verfügten Haltung, einem vom Fremdinteresse diktierten frondienstlichen Zwangsverhältnis wird und wie also in der Konsequenz der institutionalisierten Arbeitsteilung ihre Präokkupation mit der Produktion von Reichtum sich aus einer durch eigennützige Kalkulation ihnen aufgedrungenen habituellen Einstellung und Neigung in eine durch herrschaftliche Gewalt ihnen aufgezwungene existentielle Festlegung und Verpflichtung verwandelt. Weil die von der Oberschicht mit Gewalt durchgesetzte frondienstliche Verpflichtung der Unterschicht zur Arbeit auf die Ausschaltung aller anderen sonst etwa noch vorhandenen, lebenspraktischen Rücksichten und lebenszyklischen Perspektiven und auf die uneingeschränkte Dominanz des einen herrschaftlich dekretierten Interesses an vermehrtem Reichtum hinausläuft, kann sie gar nicht umhin, sich sowohl qualitativ, nach dem Maß der in die Arbeit investierten Kraft, als auch quantitativ, nach dem Umfang der an die Arbeit gewendeten Zeit, im Sinne einer ebenso nachdrücklichen wie anhaltenden Steigerung der Produktivität auszuwirken. Aber nicht nur nötigt die im Rahmen der theokratischen Gesellschaft praktizierte "Arbeitsteilung" die Unterschicht zu einer nachdrücklich erhöhten Produktion von Reichtum, sie ermöglicht auch und mehr noch der Oberschicht eine nachhaltig verbesserte Appropriation des produzierten Reichtums. Ein und dasselbe direkte Gewalt- und definitive Kontrollverhältnis, in dem die theokratische Gesellschaft agrarisch-reiche und kriegerisch-arme Stämme zusammenschließt, ermächtigt nicht nur die zur Oberschicht avancierten letzteren zur frondienstlich-systematisierten Inanspruchnahme der reichtumproduzierenden Arbeit der zur Unterschicht nivellierten ersteren, sondern erlaubt ihnen darüber hinaus auch eine herrschaftlich-totalisierte Inbesitznahme des von den ersteren produzierten Reichtums. Indem reiche und arme Stämme sich zur stratifizierten, "arbeitsteiligen" Funktionseinheit von reichtumproduzierenden Gemeinen und reichtumkonsumierenden Edlen verbunden finden, werden die letzteren aus periodisch einfallenden Räubern, die das jeweils gerade vorhandene Reichtumprodukt mitgehen heißen, zu kontinuierlich anwesenden Nutznießern, die Verfügung über die gesamte Reichtumproduktion erlangen, und verwandelt sich mithin ihr Zugriff aus einer improvisierten, den Überfluß bei Gelegenheit und aufs Geratewohl entwendenden Konfiskation in eine organisierte, ihn planmäßig und umfassend eintreibende Appropriation.
Die Folge dieses in der "Arbeitsteilung" der theokratischen Gesellschaft implizierten Zugleich von Intensivierung der Reichtumerzeugung durch die Unterschicht und Systematisierung der Aneignung des erzeugten Reichtums durch die Oberschicht ist eine ebenso anhaltende wie sprunghafte Hebung des Lebensstandards der letzteren. Mit immer mehr Reichtum versorgt, der ihr immer umfassender und uneingeschränkter zur Verfügung steht, führt die aus den Eroberern hervorgegangene und um den priesterköniglich neuen Herrn versammelte Aristokratie ein Leben im Überfluß, schöpft sie aus dem Vollen. Tatsächlich aber droht sie von der Masse der landwirtschaftlichen und handwerklichen Güter, mit denen die frondienstliche Arbeit sie eindeckt, zugeschüttet zu werden, läuft sie Gefahr, in der Hülle und Fülle der Lebensmittel, die ihr dank der Produktivkraft der Unterschicht zufließen, zu ertrinken. Schließlich ist, was die Oberschicht an Nahrungsmitteln und Gebrauchsgütern verzehren oder als Vorrat halten kann, ebensosehr durch ihr eigenes Konsumbedürfnis und Fassungsvermögen wie durch die Haltbarkeit beziehungsweise Speicherfähigkeit der Dinge selbst beschränkt. Und schließlich steht die Möglichkeit einer Abfuhr des Überflusses durch totenkultliche Verjenseitigung ja einer theokratischen Gesellschaft nicht mehr zur Disposition. Übersteigen deshalb die von der Unterschicht produzierten Überschüsse dauerhaft das von der Oberschicht konsumierbare beziehungsweise speicherbare Quantum, so verwandelt sich entweder das Herrengut in nutzlosen Abfall oder aber es fließt zurück an die Unterschicht und untergräbt deren doch gerade auf die Abgabe aller für die eigene unmittelbare Subsistenz nicht erforderlichen Überschüsse eingerichtete frondienstliche Moral und produktive Armut. Um dieser in der infinit quantitativen Anhäufung von Reichtum angelegten real absurden Konsequenz beziehungsweise sozial riskanten Redundanz zu begegnen, bildet die Aristokratie qualitativ neue Komfort- und Luxusbedürfnisse aus, entwickelt sie schichtspezifisch aparte Reichtumsvorstellungen, die geeignet sind, überschüssige Produktivität abzuschöpfen, das Zuviel an Arbeitskraft zu binden. Die Abschöpfung der Produktivität geschieht dabei teils indirekt dadurch, daß große Quanten des produzierten herkömmlichen Reichtums auf dem Handelsweg gegen fremde, seltene, prestigeverleihende Güter, Spezereien, Mineralien, exotische Hölzer, ausgetauscht, mithin für neue, symbolische, durch aristokratieinterne Konvention kreierte Formen von Reichtum drangegeben werden, teils auf direkte Weise und vornehmlich dadurch, daß Arbeitskräfte von der herkömmlichen Gütererzeugung abgezogen und für die Produktion von oberschichtspezifischem Reichtum, für die Schaffung eines Ambiente eingesetzt werden, das einer aristokratieeigenen Lebensführung entspricht. So umgibt sich die Oberschicht mit einer umfänglichen Dienerschaft, läßt sich weiträumige, komfortable Paläste errichten, kostspielige Einrichtungen und elegante Innendekors anfertigen, aufwendige Barken und repräsentative Karossen zimmern, ausgedehnte, pflegeintensive Parks anlegen, durch eine opulente, erlese Küche beköstigen.
Und jene gesammelten Anstrengungen zur Kanalisierung der sprunghaft ansteigenden gesellschaftlichen Produktivität und Bewältigung des ihr entspringenden Überflusses haben nun wiederum eine wachsende Kluft, eine objektive Entfremdung zwischen Ober- und Unterschicht zur Folge,die in dem Maß, wie sie die erstere und ihren Lebenswandel hinter der abweisenden Fassade des spezifischen Reichtums den Blicken der letzteren entzieht, diese selbst von aller Erfahrung solchen Lebens im Überfluß fernhält und auf die Wahrnehmung des eigenen, von der Reichtumproduktion zunehmend verschiedenen agrarisch-handwerklichen Subsistenzzusammenhangs einschränkt. So sehr sie, die Unterschicht es ist, die die Paläste errichtet, die Dekors anfertigt, die Barken zimmert, die Parks anlegt, die Dienerschaft stellt, kurz, den Reichtum schafft, in dem die Oberschicht sich einrichtet und ihr apartes Leben führt, ihren spezifischen Luxus entfaltet, so sehr findet sie sich, kaum daß sie ihn ins Werk gesetzt hat, von diesem spezifischen Reichtum ausgeschlossen, vor seine festgefügten Mauern verbannt und an ihre eigene, traditionelle Subsistenzsphäre, ihren eigenen, unspezifischen Lebensunterhalt, ihre eigene, unaufwendige Bedürfnisbefriedigung zurückverwiesen. Soweit sie nicht als Dienerschaft Aufnahme findet und zum integrierenden Bestandteil der aristokratischen Existenzweise wird, sieht sich die Unterschicht von diesem durch ihrer eigenen Hände Arbeit errichteten und kunstreich gegen die Außenwelt abgeschirmten Bereich der Oberschicht definitiv ausgesperrt und erfährt ihn als eine ebenso unnahbar distante und undurchdringlich aparte wie unausweichlich präsente und unübersehbar akute Realität, mit anderen Worten wie ein mitten im Diesseits etabliertes Jenseits, eine inmitten der Immanenz raumgreifende Transzendenz. In der Tat ist es der eigentümliche Effekt der Elaboration des Reichtums zum exklusiven Milieu und zur distinktiven Lebensart einer um den Priesterkönig gescharten Aristokratie, daß in dieser seiner neuen Fassung der Reichtum analoge Züge zum plutonisch-unterweltlichen Herrengut und thesaurisch-totenkultlichen Domizil von einst herauskehrt und daß insofern die Kluft, die er zwischen den Schichten der theokratischen Gesellschaft aufreißt und befestigt, Vergleichbarkeit gewinnt mit der bei aller räumlichen Angrenzung unüberbrückbaren Distanz und bei aller topischen Zuordnung abweisenden Diskretheit, in der damals der reichtumproduzierenden Welt der Lebenden das den Reichtum reklamierende Totenreich entgegentrat. Was dort die zum chthonischen Hort, zum plutonischen Schatzhaus sich niederschlagende räumlich-topische Separation des Reichtums bewirkte, das ist hier Folge der in luxuriösen Palästen und exotischen Gärten sich artikulierenden lebensartlich-spezifischen Apartheit des Reichtums selbst. Weil der neuartige Überfluß, den die Unterschicht hervorbringt, Bedürfnissen dient, die per definitionem ihrer aristokratischen Bestimmtheit mit denen der Unterschicht ebenso wesentlich unvermittelt wie qualitativ verschieden von ihnen sind und deren Befriedigung deshalb in der Entfaltung des Überflusses zu einer vom Subsistenzzusammenhang der Unterschicht abgehobenen, in sich geschlossenen Totalität und medial verkapselten Sphäre resultiert, nimmt, was so durch die Arbeit der Unterschicht als Milieu für die Oberschicht entsteht, zwangsläufig Züge eines auf dem Boden des Diesseits raumgreifenden Jenseits, einer mitten in der Immanenz ausbrechenden Transzendenz an.
Damit endet die Analogie allerdings auch schon. Sosehr sich nämlich das aparte Ganze der aristokratischen Lebensart und das separate System des plutonischen Totenkults in der charakterologischen Wirkung ähnlich sein mögen, so unähnlich bleiben sich beide doch aber ihren ätiologischen Bedingungen nach. Wie oben ausgeführt, diente die räumlich-topische Separation des Reichtums im Totenkult dazu, eine unendlich schlimmere und fatalere Trennung, nämlich den im Todesfall drohenden Abgang des Herrn des Reichtums in die unbedingte Indifferenz anteriorischer Verschiedenheit, seinen zu gewärtigenden Austritt in die absolute Negativität apriorischen Andersseins, zu verhindern. Um zu verhüten, daß kraft solcher Negativität der tote Herr des Reichtums den verheerenden Sinn einer die Welt der Lebenden als solche entwirklichenden Gegenmacht gewinnt, die vernichtende Bedeutung einer die Stammessphäre überhaupt entwertenden Revisionsinstanz annimmt, beeilte sich die Stammesgemeinschaft, jene ontologische Verschiedenheit, in die er sich abzusetzen drohte, als vielmehr das räumlich angrenzende Jenseits der Unterwelt zu lokalisieren, diesen unterirdisch-jenseitigen Ort und totenweltlich-transzendenten Topos mit Reichtum aus irdischer Produktion auszustaffieren und darin dem Toten als einem in relativer Kontinuität zu seiner früheren Position verhaltenen plutonischen Fürsten einen bleibenden Aufenthalt und haltbar residentiellen Status zuzuweisen. Auch wenn dieser Versuch der Arretierung des Toten in einem räumlichen Jenseits insofern fehlschlug, als die Aufrechterhaltung jener relativen Kontinuität zwischen irdischem Diesseits und unterirdischem Jenseits einen sinnlos haltlosen Abfluß von Reichtum oder absurd katabolischen Überflußtransfer aus der Welt der Lebenden ins Totenreich nötig machte, und auch wenn deshalb die Stammesgemeinschaft verständlicherweise alles daransetzte, solch katabolischer Exzentrik und Verausgabung durch eine mittels irdischen Statthalters des Toten erwirkte Rezentrierung im Diesseits zu entrinnen, war ihrem Motiv und Prinzip nach die totenkultliche Separation des Reichtums ein im Interesse aller gelegenes Unterfangen. Als Ausdruck des Bemühens, der die ganze Stammessphäre mit Disqualifizierung bedrohenden Negativität apriorischen Andersseins durch die Reduktion des Andersseins auf eine als topische Alternative erkennbare Transzendenz zu begegnen, war die Verwendung gesellschaftlichen Reichtums zur Errichtung einer separaten plutonischen Residenz und eigenen mausoleischen Wohnstatt für den Toten ein alle betreffendes Anliegen, eine alle engagierende Aufgabe. Nicht so bei den Palästen für die um den Priesterkönig gescharte Aristokratie! Anders als die totenkultliche Separation des Reichtums in der Stammesgemeinschaft dient das lebensartliche Apartwerden des Reichtums in der theokratischen Gesellschaft nicht etwa der Verhütung, sondern im Gegenteil der Bewahrung einer Kluft und Trennung. Und anders als die totenkultliche Verhütung der Trennung liegt diese lebensartliche Bewahrung der Kluft nicht im Interesse der ganzen reichtumproduzierenden Gemeinschaft, sondern ist einzig und allein im Sinne einer Fraktion der Gesellschaft, nämlich der um den Priesterkönig gescharten aristokratischen Nutznießer des Reichtums. Was die Aristokratie mit dem totenkultanalogen, lebensartlichen Apartwerden des Reichtums abzuwenden sucht, ist die durch den Zuwachs an Produktivkraft, den die stratifizierte Gesellschaft mit sich bringt, heraufbeschworene Gefahr eines Zuviel an traditionellen Reichtümern, das entweder die Kategorie als solche kompromittiert und Reichtum zum Synonym für nutzlosen Abfall, Überfluß gleichbedeutend mit überflüssig werden läßt, oder aber die Arbeitsmoral der Unterschicht unterminiert, indem die Reichtümer an ihre Produzenten zurückfließen und zur wohlfeilen Habe aller, zum Gemeingut werden. Um dieser Gefahr einer inflationären Redundanz zu wehren, entwickelt die Aristokratie qualitativ neue Luxusbedürfnisse und spezifisch andere Komfortansprüche, die, um den Preis allerdings eines totenkultanalogen Apartwerdens des Reichtums, geeignet sind, durch indirekte oder direkte Abschöpfung von Produktivität den Reichtum als Maß und ihr, der Aristokratie, die Verfügung über dies Maß zu erhalten. Das heißt also, es wird nicht wie bei der totenkultlichen Separation des Reichtums eine Kluft zwischen diesseitigen Produzenten und jenseitigem Konsumenten des Reichtums in Kauf genommen, um eine ontologisch verheerendere Trennung und vernichtendere Verabschiedung des letzteren von den ersteren zu verhindern und eben in Form des Totenkults dennoch eine Art von Zusammenhang zwischen beiden aufrechtzuerhalten. Vielmehr wird im Gegenteil um der Aufrechterhaltung einer als "Arbeitsteilung" bestehenden gesellschaftlichen Trennung willen deren Vertiefung zur totenkultanalogen Kluft betrieben, wird mithin in Kauf genommen, daß bloß zum Zwecke der Wahrung des nach Position und Funktion gegebenen Unterschieds zwischen reichtumproduzierender Unterschicht und reichtumkonsumierender Oberschicht dieser Unterschied mittels zunehmender Apartheit des Reichtums mehr und mehr die Züge einer allen Zusammenhang zwischen den Schichten verleugnenden und das normale schichtspezifische Distinktiv zum totalen lebenssphärischen Disjunktiv entfaltenden unüberbrückbaren Verschiedenheit annimmt.
Wie sollte wohl diese Entwicklung die Zustimmung der Unterschicht finden, sie zum Engagement bewegen, von ihnen als eigenes Anliegen wahrgenommen werden können? Ist nicht das, was der als Oberschicht etablierte kriegerische Eroberer und sein Stammesgefolge den als Unterschicht rekrutierten reichen Stämmen anfänglich gebracht haben, gerade die Befreiung vom Joch einer ad infinitum jenseitsorientierten Reichtumproduktion, die Erlösung vom Zwang einer totenkultlich entfremdeten Überflußerzeugung gewesen? Hat nicht eben darin die wesentliche Leistung der um den Priesterkönig gescharten Aristokratie bestanden, daß ihr durch die Entmächtigung der als tote Herren des Reichtums verschiedenen Stammesfürsten zu anonym-ätherischen Unsterblichen und plural-olympischen Göttern gelungen ist, den gesellschaftlichen Reichtum der Verfügungsgewalt des Diesseits zu revindizieren, ihn in den Händen der Lebenden neu zu zentrieren? Und muß von daher dies, daß es die Verfügungsgewalt des Priesterkönigs ist, der sich der ins Diesseits zurückgewendete Reichtum anheimgibt, daß es die Hände des priesterköniglichen Gefolges sind, in denen sich der dem Leben zurückgegebene Überfluß sammelt, der Unterschicht nicht zwangsläufig als der dem Priesterkönig und seinem Stammesgefolge gewährte Lohn für die von ihnen vollbrachte Entmächtigung der plutonischen Toten zu olympischen Göttern und Befreiung der Menschen vom Wiederholungszwang einer totenkultlichen Katabole des Reichtums erscheinen? Muß die Bereitschaft der Unterschicht, für den Priesterkönig und sein ganzes Gefolge, eine ganze eigene Schicht, zu fronen, nicht wesentlich an jene Entmächtigungsleistung und also daran geknüpft sein, daß ihr fortan jedenfalls erspart bleibt, endlos gesellschaftlichen Reichtum für ein den Reichtum thesaurisch-exklusiv entwendendes Jenseits zu produzieren? Wenn jetzt die um den Priesterkönig gescharte Aristokratie, um sich den Reichtum als den ihren zu erhalten, an diesem eben die totenkultliche Separation, vor der sie ihn bewahren soll, in der analogen Form lebensartlicher Apartheit wieder hervortreten und zur hier und jetzt spezifischen Bestimmung werden läßt, vergeht sie sich dann nicht augenscheinlich gegen den stillschweigenden Leistungsvertrag, auf dem die Schichtung und "Arbeitsteilung" der theokratischen Gesellschaft basiert? Streicht die Aristokratie dann nicht den Lohn ein, ohne die gebührende Leistung zu erbringen, oder schlimmer noch, während sie die Leistung, für die sie den Lohn sich verdient hat, selber wieder zunichte macht und nämlich unter dem Deckmantel der definitiv-topischen Diesseitigkeit des Reichtums eine qualitativ-systematische Wiederherstellung des Moments von Jenseitigkeit am Reichtum betreibt, in dessen Beseitigung doch gerade ihre Leistung bestand? Und fügt sie dann also nicht zur Fron, die sie von der Unterschicht fordert, noch den Hohn hinzu, daß sie die Fron für nichts und wieder nichts fordert, nämlich für die Schaffung einer ihre Erzeuger empirisch abweisenden, ihre Schöpfer systematisch ausschließenden Welt des totenkultähnlich aparten Reichtums, die von der früheren totenkultlichen Separation des Reichtums, die sie erübrigen soll, am Ende nur dies unterscheidet, daß sie allen als Verhütung einer schlimmeren Trennung akzeptablen guten Grunds ermangelt?
Das Ressentiment, das die Unterschicht gegen die totenkultanaloge aristokratische Sphäre hegt, sieht sie in der Negativität des ex improviso des Opfers erscheinenden anderen Subjekts zu objektiver Geltung gebracht, wobei die zwischen aristokratischer Reichtumsphäre und agrarischem Subsistenzbereich aufgerissene Kluft es ihr ermöglicht, jener an sich gegen die theokratische Gesellschaft in toto gerichteten Negativität die fälschliche Bedeutung einer ausschließlich auf die aristokratische Lebensform gemünzten und positiv Partei für die agrarische Lebensweise ergreifenden Haltung zu geben. Dagegen, daß der Priesterkönig ihren Herrn und Helden, statt ihn als die von Negativität erfüllte wahre Identität der Götter anzuerkennen, vielmehr zum sakrilegischen Störer erklärt und sakrifiziert, ist die Unterschicht zwar machtlos; aber erstens hat sie die Genugtuung, daß der Sakrifizierte auch Teile der verhaßten Reichtumsphäre mit in den Untergang reißt, und zweitens bleibt ihr der Triumph eines im Zuge der ständigen Wiederholung des Opferversuchs ebenso ständigen Wiedererscheinens ihres epiphanischen Herrn.
Keinen Anlaß also hat die reichtumproduzierende Unterschicht, der zu lebensartlicher Apartheit sich entfaltenden aristokratischen Sphäre, die sie hervorbringt, grün zu sein. Allen Grund hat sie vielmehr, diesem totenkultartig angelegten Bereich, der mit seinen ummauerten Palästen, seinen umhegten Gärten, seinen von der Außenwelt abgeschirmten Vorgängen inmitten des Diesseits Raum greift und eine ebenso exklusive wie penetrante Präsenz gewinnt, gegenüberzustehen. Nach vollbrachtem Werk abgewiesen und ausgeschieden von der als totenkultähnliche Lebensform in sich kreisenden Reichtumsphäre der Edlen und an seine unmittelbare Subsistenzweise als an das non plus ultra diesseitiger Wirklichkeit zurückverwiesen, erfährt das gemeine Volk mit zunehmendem Ressentiment teils den Unterhalt jener Reichtumsphäre als eine seiner eigenen Subsistenzweise aufgehuckte sinnlos-sukkubische Belastung, teils jene Reichtumsphäre selbst als eine auf die diesseitige Wirklichkeit aufgenommene funktionslos-gespenstische Hypothek. Und es ist genau dieses Ressentiment der Unterschicht gegen die zu lebensartlicher Apartheit verkapselte Reichtumsphäre der Oberschicht, das im Opfer eine unverhoffte Bestätigung findet und eine unplanmäßige Artikulation erfährt. Wie das Ressentiment der Unterschicht ist auch das Opfer der um den Priesterkönig gescharten Opfergemeinde Reaktion auf den Prospekt einer neuerlichen Verjenseitigung des Reichtums, eines Rückfalls in den Totenkult. Allerdings ist, was das Opfer abzuwehren dient, nicht sowohl die Verjenseitigung des Reichtums in der metaphorischen Bedeutung seiner Spezifizierung zur aristokratischen Lebensform, nicht sowohl seine totenkultanaloge Entfaltung zu einer aparten Sphäre im Diesseits, sondern vielmehr die Gefahr einer Verjenseitigung des Reichtums im Wortsinn, einer Wiederherstellung totenkultlicher Verhältnisse im vollen Verstand und ganzen Ausmaß der früheren räumlich-topischen Separation des Reichtums. Diese Gefahr eines Rückfalls in den Totenkult sans phrase ergibt sich, wie oben ausgeführt, aus der materialiter schrankenlosen Prokura des als Stellvertreter der Götter auf Erden fungierenden Priesterkönigs: In dem Maß, wie hinter der umfassenden priesterköniglichen Verfügungsgewalt über den Reichtum die Götter selbst, die zu ätherischer Anonymität und olympischer Pluralität verflüchtigten jenseitig wahren Herren des Reichtums, in Vergessenheit zu geraten drohen, macht der Priesterkönig Miene, jene legitimationslos-diktatorische Position und grundlos-dominante Funktion als diesseitiger Herr des Reichtums zurückzugewinnen, die ihn im Todesfall dazu disponiert, zum Adressaten neuerlicher plutonisch-katabolischer Reichtumszuwendungen, kurz, zum Objekt eines neuen Totenkults zu werden. Und dieser Gefahr sucht die theokratische Gesellschaft mittels Opfer zu begegnen und dadurch also zu wehren, daß sie den Priesterkönig antreibt, den jenseitig wahren Herren des Reichtums coram populo Präsente zu machen und vor aller Augen Tribut zu zollen, um sie dem drohenden Vergessen zu entreißen und ihnen eine attributiv haltbare Sinnenfälligkeit zu verleihen. Oder vielmehr ist es, wie nach den vorhergegangenen Ausführungen zur gesellschaftlichen Stratifizierung unschwer einzusehen, nicht die theorkatische Gesellschaft als ganze, sondern wesentlich und primär die Oberschicht, die sich darum bemüht, durch die repräsentative Anwesenheit der jenseitig wahren Herren des Reichtums und durch das attributive Andenken an sie den Priesterkönig auf die Stellung eines legitimiert weltlichen Überflußverwalters zurückzustauchen und vor allem Ausbruch in totenkultträchtige hybride Selbstmächtigkeit zu bewahren. Ihr, der vom Reichtum "arbeitsteilig" profitierenden, den Reichtum als Lebensform realisierenden Aristokratie, ist primär daran gelegen, den Reichtum nicht wieder zur, wie man will, Konkurs- oder Dispositionsmasse eines durch sein Ausscheiden aus dem Diesseits die Etablierung im Jenseits erzwingenden hybriden Selbstherrschers werden zu lassen. Und sie, die interessierte Aristokratie, schart sich deshalb als Opfergemeinde um den Priesterkönig und drängt ihn, durch handgreiflich-reale Beweise und sinnenfällig-materiale Zeichen seiner Anerkennung des nominalen Besitzanspruchs der Götter auf den Reichtum, kurz, durch Opfer, sich selber in der ebenso definierten wie autorisierten, der ebenso beschränkten wie bevollmächtigten Funktion eines irdischen Statthalters der überirdisch wahren Herren des Reichtums sicherzustellen.
Die Unterschicht hingegen steht am Rande des Opfergeschehens und schaut von dort mit gemischten Gefühlen, einer unauflöslichen Mischung aus Interesse und Ressentiment, zu. Nicht, daß nicht auch sie interessiert daran wäre, den Reichtum vor seiner Verwandlung in einen plutonisch-katabolischen Dispositionsfonds für seinen mit Tode abgegangenen anmaßlichen Prokuristen, seinen diesseitsflüchtigen hybriden Verwalter, kurz, vor neuerlicher totenkultträchtiger Entwendung und Verjenseitigung zu bewahren! Und nicht, daß nicht deshalb auch sie ein Interesse am Gelingen des Opfers hätte, ein Interesse daran, daß es gelingt, kraft repräsentativen Anwesens der wahren Herren des Reichtums den letzteren selbst in der Bedeutung einer dem Priesterkönig zu treuen Statthalterhänden übergebenen definitiv diesseitigen Prokura zu garantieren! Aber weil das, was damit gewährleistet wird, die Diesseitigkeit des Reichtums eben nur in seiner arikstokratisch-jenseitsförmigen Beschaffenheit, seiner lebensartlich-totenkultanalogen Apartheit ist, hält sich die Begeisterung der Unterschicht in Grenzen und weicht vielmehr tiefem Unwillen über die das Diesseits zerreißende Kluft, die im Zerfall der Immanenz resultierende Verschiedenheit zwischen dem Reichtum in seiner sphärisch aparten Form und ihrer eigenen, auf sich selber zurückgeworfenen agrarisch-traditionellen Lebens- und Subsistenzweise. Mag das dem Opfer peripher beiwohnende gemeine Volk formell am Gelingen des Opfers noch so interessiert sein, reell kann es sich davon nichts weiter erwarten als eine Konsolidierung jener um den Priesterkönig organisierten eigenen Welt des Reichtums, eine Bestätigung jener um ihn gruppierten aristokratisch geschlossenen Gesellschaft, die es mit wachsendem Widerstreben als einen seinem Dasein aufgehuckten Fremdkörper und Inkubus aushält.
Und genau diesem Widerstreben, von dem die Unterschicht erfüllt ist, verhilft nun aber das Opfer durch die überraschende Wendung, die es nimmt, zu einer unverhofften Artikulation und einem unerwarteten Fürsprecher. Entgegen seiner Bestimmung, die Götter zur repräsentativen Anwesenheit zu bringen, entfaltet, wie ausgeführt, der als Opfer dargebrachte Reichtum plötzlich seine alte Konstitutionskraft und läßt als generativer Erscheinungsort seine jenseitig wahren Herren in aller Leibhaftigkeit präsent, als epiphanischer Schauplatz seine transzendent wirklichen Eigner offenbar werden. Und zwar läßt er sie offenbar werden nicht in ihrer distant-jenseitigen Form als ätherisch-anonyme Unsterbliche und olympisch-plurale Götter, sondern in der penetrant-diesseitigen Gestalt des irdisch-singularen Indviduums, mithin als jenes unbedingt andere Subjekt von vormals, das wegen seiner fundamental perspektivendurchkreuzenden Bedeutung dazu zwang, es einer mythologischen Uminterpretation, nämlich der beschriebenen folgenreichen Revision zu unterwerfen, in deren totenkultlich vermittelter letzter Konsequenz es dann in die Anonymität eines ätherischen Jenseits sich verflüchtigte und zur Pluralität olympischer Transzendenz sich auflöste. Indem dank Opfersituation der dargebrachte Reichtum seine einstige monstrative Dynamik erneut hervorkehrt, legt das ex improviso des Opfers vor den Altar tretende andere Subjekt jene ihm beigebrachte Form anonym-pluraler Transzendenz ab und erscheint in der früheren Selbigkeit des in integrum restituierten unbedingten Seins im Vorhinein aller Reichtumsentwicklung, in der alten Identität des in pristinum reduzierten absoluten Anfangs im Voraus aller Überflußbildung. Und mit der alten Identität beweist es natürlich auch seine alte Negativität. Das heißt, es macht wie vormals Miene, ex anteriori seines restituiert ursprünglichen Seins die ganze Reichtumproduktion mitsamt dem auf sie eingerichteten gesellschaftlichen Organismus als phänomenalen Irrtum, als eine von Grund auf abwegige und deshalb sinnvollerweise zuletzt sich selber revozierende Orienterung bloßzustellen, schickt genauso wie einst sich an, a priori seiner repristiniert uranfänglichen Insistenz die gesamte Überflußerzeugung einschließlich der auf sie abgestellten ökonomischen und politischen Institutionen als kapitale Illusion, als prinzipiell verfehltes und deshalb schließlich vernünftigerweise sich selber annullierendes Beginnen zu entlarven.
Und exakt diese Negativität, mit der das andere Subjekt dem qua Opfer ausgestellten gesellschaftlichen Reichtum, aus dem es epiphaniert, begegnet, übt auf die am Rande des Opfergeschehens postierte und von dorther mit gemischten Gefühlen zuschauende Unterschicht eine geradezu elektrisierende Wirkung und schier unwiderstehliche Faszination aus. Zutiefst zerfallen, wie sie ja ist, mit der zu lebensartlicher Apartheit entfalteten aristokratischen Reichtumsphäre, kann die Unterschicht gar nicht anders, als in dieser Negativität des anderen Subjekts eine Artikulation und Bestätigung ihres eigenen, gegen jene Sphäre der Oberschicht sich regenden Ressentiments zu gewahren. Eben das, was der um den Priesterkönig gescharten Opfergemeinde den tiefsten Schrecken bereitet und als nackte Bedrohung gilt – daß nämlich die ex improviso des Opferreichtums in singularischer Person hervortretenden wahren Herren des Reichtums von letzterem nur Besitz ergreifen, um ihn mit der Indifferenz in integrum restituierter Ursprünglichkeit dem Schicksal unbedingter Irrealität zu überantworten –, eben das stellt für die peripher postierte Unterschicht die schiere Verheißung dar. Den ganzen unterdrückten Zorn und heimlichen Haß, den sie gegen den totenreichanalogen Fremdkörper jener ebenso exklusiven wie disjunktiven Überflußsphäre der Oberschicht und gegen die abweisende Apartheit der darin beschlossenen aristokratischen Lebensform angesammelt hat, sieht die Unterschicht in dieser Negativität, die, aus dem jenseitigen Hinterhalt hervorbrechend, sein eigener und eigentlicher Herr dem Reichtum beweist, plötzlich zum Ausdruck gebracht und, wenn schon nicht vernehmbar zur Sprache kommen, so jedenfalls wahrnehmbar Gestalt annehmen. Wo sie gerade noch gegenüber der geschlossenen Front jenes im Diesseits sich breitmachenden aristokratischen Lebenskreises auf dem verlorenen Posten ihrer als Ressentiment versteckten Widerstandshaltung und in sich gekehrten Gegnerschaft stand, da erwächst der Unterschicht mitten aus dem opferkultlichen Zentrum der angefeindeten Sphäre ein autoritativer Bundesgenosse, der in höchsteigener Person und in Gestalt der unbedingten Indifferenz, mit der er jener Sphäre begegnet, deren fundamentale Ablehnung öffentlich vertritt und coram populo sinnenfällig werden läßt.
Dabei bietet für die offenkundige Unwahrheit und Manipulation, deren sich die Unterschicht insofern schuldig macht, als sie jene vom anderen Subjekt an den Tag gelegte Haltung absoluter Negativität entgegen ihrem wirklichen Totalitätsanspruch bloß auf die aristokratische Reichtumsphäre bezieht und nicht auch auf den der Reichtumsphäre zugrunde liegenden eigenen Subsistenzbereich gemünzt sieht, die Kluft, die sich zwischen beiden etabliert hat, eine quasi natürliche Handhabe. Weil es die Eigentümlichkeit der zu lebensartlicher Apartheit sich entfaltenden Überflußsphäre des Priesterkönigs und seines Stammesgefolges ist, jenen agrarisch-handwerklichen Produktionszusammenhang der Unterschicht, aus dem sie selber hervorgeht, rückwirkend von sich auszuschließen und in die Schranken eines ihr ebenso gleichgültigen wie äußerlichen Naturfundaments zu verweisen, braucht die Unterschicht diesen Ausschluß- und Relegationsbescheid nur zu akzeptieren, um die das reichtumbezügliche Dasein in toto betreffende Negativität des anderen Subjekts auf die in falscher Totalisierung den Reichtumbezug sich vorbehaltende aristokratische Sphäre beschränkt und das eigene Leben als eine in falscher Naturalisierung vom Reichtumbezug abgekoppelte und mit ihm partout nichts zu schaffen habende Subsistenzform sui generis von solcher Negativität dispensiert wahrnehmen zu können. So wahr die vom Priesterkönig und seinem Gefolge okkupierte Reichtumsphäre selbst sich in lebensartlicher Apartheit von ihrem produktiven Unterbau abhebt und als totenreichanalog geschlossenes System, als in sich kreisende Sphäre, von ihm partout nichts mehr wissen will, so wahr braucht die Unterschicht diese aristokratische Perspektive nur zu übernehmen, um sich in ihrem faktischen Dasein bar allen Reichtumbezugs behaupten und mithin den eigenen Bereich von der die Reichtumorientierung als solche ereilenden Negativität des opferentsprungen anderen Subjekts unbetroffen gewahren zu können. Und nicht bloß für via directa unbetroffen von der Negativität des als die wahre Identität der Götter erscheinenden anderen Subjekts, sondern mehr noch für modo obliquo durch sie intendiert kann am Ende die Unterschicht ihren von der Reichtumsphäre ausgeschlossenen unmittelbaren Subsistenzbereich halten! Ein und dieselbe Strukturalisierungsbewegung, die zwischen der zur Lebensform sich totalisierenden aristokratischen Reichtumsphäre und dem aufs formlose Leben sich reduzierenden Subsistenzbereich der Gemeinen eine gesellschaftlich unüberbrückbare Kluft aufreißt und beide in ausschließender Opposition einander gegenübertreten läßt, ergreift auch das mit seiner Irrealisierungsdrohung an sich aufs ungeschiedene Ganze der theokratischen Gesellschaft und ihrer Reichtumorientierung gehende andere Subjekt selbst und läßt – jedenfalls in den Augen der Opfer der Strukturalisierung – dessen von Negativität erfüllte Stellungnahme wie einerseits explizit auf die Existenz der vom Reichtum Umfangenen und im Überfluß Eingeschlossenen sich beziehen, so andererseits zu einer von Affirmation getragenen, impliziten Parteinahme für das Dasein der im diametralen Gegensatz dazu vom Reichtum Abgeschnittenen und aus dem Überfluß Ausgeschlossenen geraten. Weil das theokratische Diesseits selbst der ihm bezeigten Indifferenz des anderen Subjekts sich in der wesentlichen Differenz eines seine bäuerlich-produktive Grundlage von sich ausschließenden und in der falschen Totalität eines als Sphäre eigener Provenienz sich behauptenden herrschaftlich-konsumtiven Reichtumbezugs präsentiert, kann der Unterschicht jene Indifferenz nicht nur explizit auf diese Totalität gemünzt, sondern mehr noch als Negation des Negativen implizit darauf berechnet scheinen, ihre, der Unterschicht, ausgeschlossene Position als das nach Abzug der falschen Totalität in fundamentaler Sichselbstgleichheit subsistierende Positive zur Geltung zu bringen. Und so kommt es denn, daß der Unterschicht das als wahre Identität der Götter opferentsprungen andere Subjekt als ihr Mann sich vorstellen, ihr Erlöser und Retter erscheinen kann, der uno actu des in seiner Negativität gestaltgewordenen Versprechens, sie von der Last jener ihr aufgehuckten totenkultanalog-reichtumzentrierten, aristokratischen Existenz zu befreien, ihr zugleich auch verheißt, sie in dem spezifischen Charakter, den sie unter jener Belastung angenommen hat, im Charakter nämlich einer von allem Reichtumbezug emanzipierten, sichselbstgleich einfachen Subsistenz, zu sich kommen und den Plan behaupten zu lassen.
Allerdings bleiben gleichermaßen dieses Vesprechen und diese Verheißung, die das ex improviso des Opfers inszenierte andere Subjekt für die Unterschicht darstellt, geknüpft daran, daß es mit Fug und Recht als das in leibhaftiger Personalität erscheinende diesseitig wahre Sein der bis dahin zu ätherischer Anonymität absentierten jenseitigen Herren des Reichtums, als das in lebendiger Singularität auftretende immanent wirkliche Selbst der bislang zu olympischer Pluralität distanzierten transzendenten Überflußeigner dasteht. Nur wenn das andere Subjekt ex improviso der Opfersituation sich wirklich als das leibhaftige Original und lebendige Integral der jenseitigen Herren des Reichtums präsentieren und mithin tatsächlich beanspruchen kann, das innerste Wesen und personale Zentrum der vom Priesterkönig zur Begründung seiner statthalterischen Macht auf Erden und prokuristischen Verfügung über den Reichtum aufgeführten göttlichen Seinsordnung manifest werden zu lassen, kann die Negativität, die es dem in den Opfergaben vom Priesterkönig zur Schau gestellten Reichtum bezeigt, die von der Unterschicht ersehnte Bedeutung eines der priesterköniglichen Machtbasis als solcher die Autorität verschlagenden, autoritativen Entrealisierungsverdikts, eines der aristokratischen Reichtumsphäre als ganzer die Legitimität entziehenden, verbindlichen Disqualifizierungsakts gewinnen. Nur wenn es die Götter in eigener Person sind, die im opferentsprungen anderen Subjekt indifferentistisch kurzen Prozeß mit dem ihnen als wahren Eigentümern vom priesterköniglichen Prokuristen per exemplum der Opfergaben ausgelieferten gesellschaftlichen Reichtum machen, kann dieser kurze Prozeß die von der Unterschicht imaginierte Wirkung einer die priesterkönigliche Reichtumsphäre ebenso fundamental unterminierenden wie die an sie geknüpfte aristokratische Lebensform radikal sabotierenden Haupt- und Staatsaktion entfalten. Genau in diesem Punkt aber beeilen sich nun die Betroffenen, der Priesterkönig und die als Opfergemeinde um ihn gescharte Oberschicht, Vorkehrungen zu treffen oder vielmehr Abhilfe zu schaffen, indem sie, wie geschildert, sich weigern, das andere Subjekt als die ex improviso der Opferhandlung erscheinende epiphanische Identität der Götter zu realisieren, um es statt dessen unter Berufung auf die sakramental vorausgesetzte jenseitige Beschaffenheit und transzendente Natur der letzteren als deren aus dem Nichts auftauchenden dämonischen Wechselbalg dingfest zu machen. Dadurch, daß die Opfergemeinde auf den als Adressaten des Opfers vorgestellten jenseitigen Herren des Reichtums als solchen insistiert und sich weigert, das der monstrativen Dynamik der Opferhandlung entspringende andere Subjekt als die leibhaftige Wahrheit und singulare Wirklichkeit jener transzendenten Überflußeigner zur Kenntnis zu nehmen, münzt sie dessen Auftreten vor dem Altar aus einem der Opfersituation entsprechenden Offenbarungs- und Selbstwerdungsereignis in einen ihr widerfahrenden Enteignungs- und Fremdbestimmungsakt, aus einem das Sakrifizium krönenden Sakrament in ein es durchkreuzendes Sakrileg um und verwandelt mithin den Auftretenden selbst in einen – statt als die reine Sichselbstgleichheit der Götter vielmehr als deren schierer Widersacher firmierenden – sakrilegischen Eindringling und nefariösen Störenfried. Und gegen das so als heilloser Einmischer und räuberischer Verbrecher erkannte andere Subjekt kann nun die Opfergemeinde den Priesterkönig das Schlachtmesser schwingen lassen. Gegenüber dem solcherart ausgemachten sakrilegischen Schänder des heiligen Orts und dämonischen Widersacher der Götter kann sie der Opferhandlung jene blutrünstige Wendung geben, die den Darbringungs- und Weiheakt ins Schlacht- und Sühneopfer verkehrt und nämlich mit dem Ziel, durch die Zerstörung des Störers der heiligen Handlung diese wiederherzustellen, durch die Vernichtung des Verneiners der sakralen Ordnung diese neu zu befestigen, aus dem würdigen Sakrifizium, dem weihevollen Darbringen dessen, was den jenseitigen Herren des Reichtums konveniert und was die transzendenten Überflußeigner als solche zur Geltung bringt, das blutige Sakrifizieren, das sühnende Wegschaffen dessen, was mit ihnen konkurriert und was sie als solche in Frage stellt, werden läßt.
Was bleibt dem gemeinen Volk in seiner peripheren Stellung und exoterischen Ausschließung anderes übrig, als diesem Straf- und Sühnegericht, das der Priesterkönig über das andere Subjekt abhält, tatenlos beizuwohnen? Der Uminterpretation, der im Verein mit der als Opfergemeinde firmierenden Oberschicht der Priesterkönig das andere Subjekt unterwirft und kraft deren er es aus dem ex improviso des Opfers auftretenden wirklichen Selbst der Götter in ihren ex nihilo ins Opfer einbrechenden sakrilegischen Wechselbalg verkehrt, um es anschließend über die Klinge eines sakrifizierenden Strafgerichts und reinigenden Sühneakts springen zu lassen und als Schlachtopfer abzutun – dieser in den Konsequenzen für das andere Subjekt fatalen Uminterpretation hat die Unterschicht nichts entgegenzusetzen. Schließlich liegt es denkbar nahe, dem als Majordomus der Götter auf Erden fungierenden Priesterkönig neben seiner uneingeschränkten praktischen Prokura in Ansehung der diesseitigen Belange seiner jenseitigen Vollmachtgeber auch eine gleichermaßen uneingeschränkte theoretische Kompetenz im Blick auf deren überirdische Beschaffenheit und jenseitige Identität einzuräumen. Wer, wenn nicht er, der mit den Überirdischen auf dem relativ vertrauten Fuße seiner irdischen Stellvertreterfunktion lebende Priesterkönig, er, der das Opfer an die Götter darbringt, durch die Transaktion mit ihnen verkehrt, soll darüber entscheiden können, ob jenes ex improviso des Opferreichtums erscheinende andere Subjekt in all seiner der Darbringung bezeigten Indifferenz die diesseitig authentische Verkörperung der jenseitig wahren Herren des Reichtums ist oder nicht ist? Und mit welchem Recht oder auf welcher Grundlage soll deshalb sie, die ineins von allem wirklichen Umgang mit dem gesellschaftlichen Reichtum und von allem möglichen Kontakt mit dessen göttlichen Eigentümern ausgeschlossene und an die Peripherie gleichermaßen der Reichtumsphäre und des Opfergeschehens verbannte Unterschicht dem Priesterkönig sich widersetzen, wenn er im Verein mit seinem priesterköniglichen Gefolge dem anderen Subjekt allen Anspruch, der ex improviso des Sakraments erscheinende leibhaftige Gott zu sein, bestreitet, in ihm den offenbaren Eindringling, den manifesten Fremdkörper sieht und beschließt, es der beleidigten Majestät der Unsichtbaren und der versehrten Integrität der ihnen geweihten Örtlichkeit, Zeit und Handlung zum Opfer zu bringen. Mag ihr vom Ressentiment gegen die aristokratische Reichtumsphäre beflügeltes Gefühl der Unterschicht noch so sehr sagen, daß es der Herr des Reichtums höchstpersönlich ist, der da erscheint, um über die aristokratische Sphäre den Stab seiner eigentümlichen Indifferenz und herrlichen Negativität zu brechen – solange das epiphanische Ereignis selbst sich im Rahmen des Opfergeschehens abspielt, bleiben die theoretische Würdigung und praktische Behandlung des Ereignisses in der Kompetenz und Hand des Opferbringers, des bevollmächtigten Stellvertreters der Götter, ihres auch und nicht zuletzt gegen epiphanische Anwandlungen und präsentative Erscheinungen mit bannkräftiger Prokura versehenen Repräsentanten auf Erden.
Machtlos muß die Unterschicht also zusehen, wie an der Spitze seines aristokratischen Gefolges der Priesterkönig der unsichtbaren Natur der Jenseitigen deren ex improviso der Opferhandlung sichtbar gewordene Identität als vielmehr ein Vexierbild sakrifiziert, als einen sakrilegischen Wechselbalg aufopfert, wie er damit ihre gestaltgewordene politische Hoffnung vereitelt, den objektiven Träger ihrer sozialen Befreiungsphantasien im handgreiflichsten Sinne des Wortes abtut. Machtlos muß sie zusehen, wie der Priesterkönig jene Opfererscheinung blutig auflöst, liquidiert, die der Opferdynamik als solcher entspringt und die ihr, der Unterschicht, gleichermaßen die Artikulation ihrer gegen die aristokratische Reichtumsphäre gesammelten Ressentiments und die Verheißung ihrer möglichen Emanzipation von jener Sphäre bedeutet. So schmerzlich für sie dieser opferbedingte Verlust ihres opferentsprungenen politischen Artikulationsorgans und sozialen Hoffnungsträgers aber auch ist, es bleibt ihr dabei die kleine Genugtuung, daß zusammen mit dem als Reichtumverächter abgeurteilten anderen Subjekt auch ein Stück des Reichtums selbst, eben das qua Opfer Dargebrachte, über die Klinge des Sakrifizierens springen muß. Wie oben erkannt, verdankt sich diese Totalisierung der priesterköniglichen Straf- und Sühneaktion, diese Pauschalisierung des Strafgerichts, zu dem der Priesterkönig die Opferhandlung umfunktioniert, der wie immer bewußtlosen Einsicht, daß es tatsächlich ja der den Unsterblichen zum Präsent gemachte Opferreichtum ist, ex improviso dessen das als Tempelräuber, als sakrilegischer Frevler ausgemachte andere Subjekt erscheint, weswegen es allen guten Sinn beweist, den ersteren unter dem Vorwand seiner durch das Auftauchen des letzteren bewirkten Kontaminierung und Desakrierung in dessen Abfertigung und Beseitigung einzuschließen, um so mit dem Wechselbalg gleich auch den Schoß zu eliminieren, der ihn gebiert. So sehr für Priesterkönig und Opfergemeinde dieser Einschluß des Opferreichtums in die am anderen Subjekt vollzogene Straf- und Sühneaktion bloß die Bedeutung eines nach Möglichkeit gründlichen Aufräumens mit dem als Störung der heiligen Handlung realisierten epiphanischen Ereignis hat, so sehr nimmt ihn nun aber die Unterschicht für eine Demonstration der schier unwiderstehlichen Zerstörungsmacht und kaum zu bändigenden Negativität, die das andere Subjekt gegen die aristokratische Reichtumsphäre entfaltet. Was der um den Priesterkönig gescharten Oberschicht als eine rituelle Präventivmaßnahme, eine gezielte Vorkehrung des Opferers gegen die Wiederkehr des Geopferten, gilt, das erscheint ihr, der an die Peripherie des Geschehens verbannten Unterschicht, als ein aktueller Vergeltungsakt, ein im Augenblick seines Untergangs spontaner Triumph des Sakrifizierten über die Macht seines Sakrifizierers. Getröstet sieht sie, wie die Macht der Negativität, die das andere Subjekt dem Opferreichtum bezeigt, den Priesterkönig am Ende dazu bringt, diesen Opferreichtum derselben Zerstörung anheimfallen zu lassen, der er, eigentlich um ihn sich zu erhalten, das andere Subjekt überantwortet.
Trost aber schöpft die Unterschicht vollends und vor allem aus der Tatsache, daß sie ihren opferentsprungenen Helden und Vorkämpfer, Anwalt und Fürsprecher nach seiner durch die Überführung der Opferhandlung aus einem sakramentalen Darbringungs- in einen sakrifiziellen Hinrichtungsakt erfolgten Beseitigung gar nicht lange missen muß, weil bereits die nächste Opferhandlung ihn ihr wiederbringt, er ex improviso der nächsten Darbringung von Opfergaben an die Götter erneut auf den Plan tritt. Und diese nächste Opferhandlung kommt ebenso gewiß wie bald, da ja die durch das Auftauchen des anderen Subjekts erzwungene Überführung des Darbringungs- in einen Sakrifizierungsakt einem Abbruch des Opfervorgangs und Scheiterns seiner ursprünglichen Aufgabe einer durch das attributive Zeugnis der Götter zu bewerkstelligenden Fundierung der statthalterischen Macht des Priesterkönigs über den Reichtum gleichkommt und da nun, nachdem die vordringliche Gefahr einer Entgleisung der Opferhandlung zum konkursiven Offenbarungseid der Götter mittels Abbruch gebannt ist, jene ursprüngliche Aufgabe als unerfülltes Desiderat erneut in den Vordergrund und zum Zwecke ihrer endlichen Erledigung auf eine Wiederholung der Opferhandlung drängt. Kaum ist der Priesterkönig auf die beschriebene blutrünstig sakrifizielle Weise mit den unverhofft epiphanischen Folgen der letzten Opferhandlung fertig geworden, da treibt ihn die Opfergemeinde schon – um der von ihm her unverändert drohenden Gefahr totenkultträchtiger Hybris zu wehren – zu einem neuerlichen Versuch, durch ein Reichtumpräsent an die wahren Herren des Reichtums deren die priesterkönigliche Macht ebensosehr disziplinierende wie sanktionierende repräsentative Anwesenheit ins Werk zu setzen. Und kaum hat in dieser Absicht der Priesterkönig eine neue Opferhandlung begonnen, da entfaltet der den Göttern dargebrachte Opferreichtum wieder die ihm eigene epiphanisch-konstitutive Dynamik und läßt als singularisch wahre Identität der Götter das andere Subjekt auf der Bildfläche erscheinen. Mit der auf den Stufen des Altars in leibhaftiger Gestalt erscheinenden Gottheit muß wegen der unveränderten Negativität, die sie dem Dargebrachten beweist und wegen der darin implizierten ontologischen Entwirklichung, mit der sie die theokratische Gesellschaft bedroht, der Priesterkönig wiederum den beschriebenen, als Straf- und Sühneaktion exekutierten, sakrifizierend kurzen Prozeß machen, und so entwickelt sich denn jene unablässige Abfolge von Opferversuch und Abbruch des Opferversuchs, jene ad infinitum fortlaufende opferkultliche Routine, die, sowenig sie ihr erklärtes Ziel einer definitiven Legitimierung des Priesterkönigs in der Funktion eines Statthalters der Götter erreicht, doch aber dadurch, daß sie ihn in solch ständigen fruchtlosen Versuchen zur Realisierung der aufrechterhaltenen Legitimierungsoption engagiert, auf wie immer aufwendige Weise ihren Zweck erfüllt, ihn selber von aller Überhebung und Autokratisierung ab- und in der theokratischen Gesellschaft das Bewußtsein von den jenseitig wahren Herren des Reichtums und der mit ihnen gegebenen göttlichen Machtordnung wachzuhalten.
Von dieser opferkultlichen Routine aber profitiert die Unterschicht in dem nicht minder routinebestimmten Sinn, daß demnach ihr ex improviso des Opferreichtums erscheinender Held und Fürsprecher, kaum daß er ihnen durch Abbruch des Opfers sakrifiziell entrissen worden ist, dank neuer Opferhandlung auch bereits wiederkehrt und ihnen sakramental zurückgegeben wird. Weil wegen der ungelösten Aufgabe einer einschränkenden Sanktionierung der priesterköniglichen Macht der nächste Opferversuch jeweils schon ins Haus steht und weil kraft der präsentativen Dynamik und monstrativen Dramatik des Opferreichtums jeder neue Darbringungsversuch auch immer wieder das unversehens gleiche epiphanische Ergebnis zeitigt, müssen sie den Anblick des anderen Subjekts, ihres sakralen Herrn, nie lange enbehren. So machtlos und schmerzerfüllt sie gerade noch haben zusehen müssen, wie der Priesterkönig den Opferentsprungenen zum Opfer bringt, den erscheinenden Gott um der durch ihn kompromittierten und vom Offenbarungseid bedrohten Götter willen auf dem Altar hinschlachtet, so freudig und voll Genugtuung können sie im nächsten Augenblick schon erleben, wie der Geopferte aus seinem Opfertod wiederersteht und in der alten Lebendigkeit auf den Stufen des Altars erneut in Erscheinung tritt. Auch wenn er dort nur in Erscheinung tritt, um abermals vom Priesterkönig und der aristokratischen Opfergemeinde in Haft genommen und als ein sakrilegisch diesseitiges Alter ego der jenseitigen Herren des Reichtums deren beleidigter Majestät und vielmehr bedrohter Herrschaft aufgeopfert zu werden, ändert das nichts an dem Gefühl des Triumphs, mit dem – stärker noch als die reichtumzerstörende Macht, die er im Tode beweist – diese Wiederkehr ihres Helden die Unterschicht erfüllt. Interpretiert als Beweis für seine biographische Nähe zu den Gemeinen und als Ausdruck seiner pathographischen Verbundenheit mit ihnen, ist diese mit Sicherheit resultierende Sakrifizierung und Ausstoßung des Erscheinenden durch den Priesterkönig höchstens und nur geeignet, bei der Unterschicht das Gefühl des Triumphs über das mit gleicher Sicherheit konsequierende Wiedererscheinen des Sakrifizierten noch zu akzentuieren und intensiver werden zu lassen. Weil der letzteren das, was das andere Subjekt von der Hand des Priesterkönigs erleidet, als Sinn- und Ebenbild der Unterdrückung und Ausschließung gilt, die sie selber von ihren aristokratischen Herren erduldet, und weil insofern die tödliche Wendung, die sein opferkultliches Schicksal nimmt, von ihr ebensosehr als symbolischer Ausdruck wie als praktische Folge seiner Solidarität mit ihren frondienstlich reprimierten Lebensverhältnissen begriffen wird, gilt ihr nun auch seine Resurrektion im folgenden Opferversuch nicht einfach bloß als ein Sieg, den ihr Vorkämpfer und Anwalt in objektiv eigener Sache über den scheinbar übermächtigen aristokratischen Gegner erringt und durch den er sich nämlich dessen tödlicher Verbannung und blutiger Verwerfung zu entziehen und als ihr Vorkämpfer und Anwalt wiederherzustellen vermag, sondern als ein sie selber unmittelbar einbegreifender Erfolg, ein durchaus persönlicher Triumph, nämlich als Wahrzeichen und Unterpfand ihrer in seiner Gestalt subjektiv eigenen Behauptung gegen und Erhebung über das Joch der aristokratischen Lebensform. Was Wunder, daß in dieser doppelten Bedeutung eines offenbaren Zeugnisses des erscheinenden wahren Herrn wider die Opfer bringenden falschen Verwalter und eines manifesten Triumphs der im wahren Herrn gestaltgewordenen Unterdrückten über ihre als die falschen Verwalter herrschenden Unterdrücker die opferkultlich regelmäßige Wiederkehr des anderen Subjekts von der Unterschicht als eine ebenso trostreiche Verheißung wie segensreiche Erfahrung immer wieder freudig begrüßt wird?
Die der Unterbindung der Epiphanie dienende kurzschlüssige Kultform erfährt die Unterschicht als herben Verlust, weil sie durch sie der Gegenwart ihres Herrn und Heilands dauerhaft beraubt wird. Sie reagiert darauf in der Weise, daß sie jenen abbreviierten Opferkult als eine gegen die Wiederkehr des epiphanischen Subjekts gerichtete präventive Vorkehrung ignoriert und sie zielstrebig als eine um die Wegschaffung eines nach wie vor vorhandenen epiphanischen Subjekts bemühte repressive Nachstellung mißversteht. Die so aus dem opferkultlichen Verhalten des Priesterkönigs erschlossene fortdauernde Präsenz des anderen Subjekts verlegt die Unterschicht gemäß der positiven Implikation, die sie seiner Negativität unterstellt, von der aristokratischen Reichtumsphäre in ihren eigenen agrarischen Subsistenzbereich, wo sie den von der Opferstätte Vertriebenen seine natürliche Zuflucht und Heimstatt finden läßt.
Indes, so segens- und trostreich die opferkultliche Epiphanie des anderen Subjekts der Unterschicht vorkommt und so lieb und teuer sie ihr deshalb ist, so verhaßt ist und bleibt sie dem Priesterkönig und der als Opfergemeinde um ihn gescharten Oberschicht. Jedesmal, wenn das andere Subjekt ex improviso der Opferhandlung als das singular wahre Selbst der Götter erscheint und also leibhaftig präsent werden oder lebendig da sein läßt, was das Opfer an sich nur repräsentativ zur Anwesenheit bringen oder attributiv zur Vorstellung kommen lassen soll, stürzt es die jenseitig wahren Herren des Reichtums abermals in den konkursiven Offenbarungseid seiner reichtumverachtend unbedingten Indifferenz. Und jedesmal zwingt es damit den Priesterkönig um der Bewahrung der theokratischen Orientierung der Gesellschaft und der Erhaltung seiner eigenen priesterköniglichen Stellung willen zu jenem Verleugnungsgestus, jener pathologischen Abwehrhaltung, die ihm erlaubt, in der ex improviso des Opferreichtums erscheinenden sakramentalen Sichselbstgleichheit der Götter deren ex nihilo auftauchenden sakrilegischen Wechselbalg zu erkennen und diesen einem opferkultlich eingeschliffenen, den Darbringungsakt in die Sühneaktion überführenden Liquidationsverfahren zu unterwerfen, kurz, ihn zu sakrifizieren. Ist es angesichts der dergestalt fundamentalen Unterminierung, mit der das andere Subjekt die auf die jenseitig wahren Herren des Reichtums gestützte theokratische Ordnung bedroht, und angesichts der empiriologischen Unbelehrbarkeit und intellektuellen Selbstverleugnung, zu der Priesterkönig und Opfergemeinde sich verstehen müssen, um das andere Subjekt seiner fundamental bedrohlichen Position berauben zu können, verwunderlich, daß sie mit seinem wiederholten Erscheinen ex improviso der Opferhandlung sich partout nicht abzufinden vermögen und alles daransetzen, diese wiederkehrende Epiphanie zu unterbinden? Zwar, ihr Bemühen, jener qua anderes Subjekt verhaßten singularen Verkörperung und personalen Identifizierung der Götter ex improviso des Opferreichtums durch deren Eponymisierung, will heißen durch eine an ihnen vorgenommene Singularisierung eigener Wahl, eine an ihnen vollzogene Personifizierung besonderen Charakters, zuvorzukommen, schlägt fehl und führt sogar zu einer Verschärfung der epiphanischen Situation insofern, als der in Gestalt des anderen Subjekts ex improviso des Opfers unverändert ergehende Bescheid über die wahre Identität der Götter sich demnach als direktes Refutativ und konsequentes Korrektiv des zuvor vom Priesterkönig selbst über das personale Wesen der Götter erhobenen Befunds präsentiert. Mehr Erfolg aber ist anschließend ihrem Versuch beschieden, durch eine taktische Manipulation, einen präventiven Eingriff in die rituelle Abfolge der Opferhandlung das Kommen des anderen Subjekts im Ansatz bereits zu verhindern, seine Epiphanie im Keim zu ersticken. Indem, wie beschrieben, der Priesterkönig in ebenso flagranter Verletzung der funktionell logischen Konsequenz wie rasanter Erfüllung des rituell-üblichen Programms die Opfergaben, kaum daß er sie auf dem Altar dargebracht hat, auch schon wieder hinmetzelt, abtut und vom Altar herunterexpediert und indem er also durch die rituelle Forcierung oder zeremonielle Automatisierung der sühnenden Aufräumaktion das sakramentale Darbringen unmittelbar ins sakrifizielle Wegschaffen überführt, kreiert er jene zum Kurzschluß abbreviierte Form des Opfers, in deren enthymematisch lückenloser Auslassung alle Epiphanie sich unwiederbringlich verliert.
Dies mit nicht weniger manipulativer List als zeremonieller Tücke durchgesetzte Verschwinden des epiphanischen Moments aus der Opferhandlung, das dem Priesterkönig und seinem als Opfergemeinde firmierenden aristokratischen Gefolge als eine hochwillkommene Entlastung gilt, die sie sich um jeden Preis und in alle Zukunft durch eine entsprechend kurzschlüssige opferkultliche Routine zu erhalten streben, erfährt nun aber die Unterschicht als einen großen Abbruch und herben Verlust, der, je länger ihre durch ihn hervorgerufene Verlassenheit und Verzweiflung währt, ihr nur um so unverkraftbarer vorkommen will. Was jener rituelle Eingriff, jener zeremonielle Schachzug des Priesterkönigs ihr nimmt, ist der Trost ihrer Seele, ist ihr Herr und Heiland, ist das epiphanisch andere Subjekt, das in der doppelten Eigenschaft eines Fürsprechers der Ausgestoßenen und Leidensgefährten der Geknechteten und nämlich gleichermaßen in ihrem Namen und in ihrer Gestalt jedesmal neu ex improviso der Opferhandlung wider die aristokratischen Herren und ihre totenkultanalog exklusive Sphäre, ihre drückend aparte Lebensform, in die Schranken tritt und Zeugnis ablegt. Was er ihr nimmt, ist jener wiederkehrende Augenblick der Erhebung und Autonomisierung, der sie für die ansonsten fortlaufende Erniedrigung und Knechtschaft entschädigt, die sie, die reichtumproduzierende Unterschicht, von der die Reichtumsphäre okkupierenden Oberschicht erduldet. Und was er ihr dafür gibt, ist nicht Fisch noch Fleisch, ist eine Opferpraxis, die von einer repräsentativen Wiederherstellung der Herrschaft der Götter ebenso weit wie von aller epiphanischen Verkündigung entfernt ist. Und das aus gutem oder vielmehr in seinem bösen Sinn unschwer einsehbaren Grund: Schließlich wäre eine mittels der Darbringung von Opfergaben ausführlich zelebrierte repräsentative Anrufung der jenseitig wahren Herren des Reichtums ja aller Erfahrung nach gleichbedeutend mit einer erneuten Auslösung der die Angerufenen leibhaftig heraufbeschwörenden monstrativ-präsentativen Eigendynamik des Opferreichtums, kurz, einer Wiederherstellung der von der Opfergemeinde gefürchteten epiphanischen Situation, und ist, so gesehen, die Verhinderung dieser präsentativen Dynamik des Opfers wesentlich daran geknüpft, daß es auch in jener repräsentativen Funktion unterbleibt. Eben dafür, daß es in jener Funktion unterbleibt, sorgt offenbar ja die mittels manipulativem Eingriff durchgesetzte und als opferkultliche Routine etablierte, kurschlüssig abbreviierte Form des Opfers, bei der um den Preis einer an Sinnlosigkeit grenzenden Widersprüchlichkeit seines sakrifiziellen Verhaltens der Priesterkönig die Opfergaben, kaum daß er sie dargebracht und auf dem Altar deponiert hat, auch schon wieder zu beseitigen und vom Altar herunterzubringen unternimmt.
Und genau dieses paradox kurzschlüssige Verfahren, das um der Unterbindung der repräsentativen Funktion des Opfers und der daran anknüpfenden epiphanischen Dynamik willen der Priesterkönig einführt und zum sakrifiziellen Normalfall erhebt, nutzt nun aber die Unterschicht, indem sie es gänzlich anders versteht, als es gemeint ist, um daran ihre proportional zur Verzweiflung wachsende Unbereitschaft, sich mit dem erlittenen Verlust abzufinden, ihren mit den Verlassenheitsgefühlen zunehmenden Widerstand gegen die Hinnahme des erfahrenen Abbruchs festzumachen. Gemeint ist dies kurzgeschlossene Opferverfahren als ein Präventionsmittel, eine Methode zu verhindern, daß das beim früheren Opferversuch als ein sakrilegischer Wechselbalg der Götter sakrifizierte andere Subjekt beim jeweils nächsten Opferversuch wiedererscheint. Von der Unterschicht verstanden aber wird es als eine Repressionsanstrengung, ein Bemühen, dafür zu sorgen, daß dem nach wie vor als gegenwärtig gewahrten, noch immer als manifeste Bedrohung empfundenen anderen Subjekt der Boden entzogen und der Garaus gemacht wird. Und zu dem solcherart zielstrebigen Mißverständnis der Unterschicht bietet, was der Priesterkönig tut, ohne Frage ja auch die empirische Handhabe! Schließlich ist, was der Priesterkönig hier mit dem Opferreichtum anfängt, um sicherzustellen, daß dieser gar nicht erst als Erscheinungsort für die qua anderes Subjekt wahre Identität der Götter zur Verfügung steht, der phänomenalen Verlaufs- und realen Exekutionsform nach ununterscheidbar von der Art und Weise, wie er dort mit dem Opferreichtum umspringt, um dafür zu sorgen, daß dieser zusammen mit dem auf seiner Basis Erschienenen aus der Welt wieder verschwindet. Geradeso wie dort besteht auch hier, was der Priesterkönig mit dem Opferreichtum anstellt, wesentlich nur darin, ihn zu zerstückeln, zu verbrennen, zu zerstören, beseite zu schaffen, zu verbergen, zu vernichten. Ob diese in der einen oder in der anderen Form vollzogene Beseitigung des Opferreichtums als krönender Abschluß einer sakrifiziellen Hinrichtung des bereits auf der Bildfläche erschienenen anderen Subjekts stattfindet oder als sakrifizielle Vorkehrung dagegen, daß das andere Subjekt überhaupt auf der Bildfläche erscheint, ist der priesterköniglichen Beseitigungsaktion als solcher, ihrem phänomenalen Habitus und empirischen Duktus, nicht abzumerken. Und von daher gesehen, kann die Unterschicht dies empirisch gleiche Verfahren des Priesterkönigs in der Tat geradeso gut als Fortsetzung der alten, mit der wirklichen Epiphanie aufzuräumen bestimmten sakrifiziellen Abschlußtechnik wahrnehmen, wie als Konsequenz der neuen, gegen die mögliche Epiphanie vorzubeugen gedachten sakrifiziellen Kurzchlußtaktik begreifen. Da sie nun aber für ersteres sich entscheidet und also die opferkultlich routinierte priesterkönigliche Beseitigung des Opferreichtums in Kontinuität mit der früheren, gegen die wirkliche Epiphanie gerichteten Straf- und Sühneaktion, will heißen in der Bedeutung eines krönenden Abschlusses der alten sakrifiziellen Aufräumpraxis gewahrt, vindiziert sie dem priesterköniglichen Tun eine im Sinne ihres Aufbegehrens gegen den Verlust ihres epiphanischen Herrn unschwer nutzbare Symptomhandlungsqualität oder negative Beweisträchtigkeit. Sosehr nämlich auch als einmaliges Ereignis die Beseitigung des Opferreichtums im Anschluß an die Hinrichtung des sakrilegischen Störers eben das sein mag, was sie zu sein beansprucht: krönender Abschluß einer erfolgreichen Aufräumaktion, sosehr tendiert sie als opferkultlich wiederholtes Ritual dazu, sich ins förmliche Gegenteil ihrer selbst zu verkehren: in die ebenso fortlaufende wie heimliche Azeige eines in der Hauptsache, in der Entfernung des Störers, mutmaßlichen Fehlschlags der Opferaktion. Weil der Priesterkönig den in der Beseitigung der Opfergaben bestehenden Schlußstrich unter die sakrifizielle Sühne-und Reinigungshandlung, der als ein für allemal gezogener nichts als Besiegelung des erfolgreichen Fertigwerdens mit dem epiphanisch-sakrilegischen Zwischenfall wäre, wieder und wieder zu ziehen Anlaß findet, kann sich jener in einen Bekräftigungs- oder Beschwörungsakt verwandeln, der symptomatisch Lügen straft, was er thematisch kundtut, und nämlich verrät, daß eben der epiphanische Zwischenfall, der mit ihm erledigt sein soll, wieder und wieder der Erledigung sich entzieht und als vielmehr nach wie vor unerledigtes Problem ansteht. Je öfter nach der Interpretation, die die Unterschicht der präventiven Opferroutine des Priesterkönigs angedeihen läßt, dieser durch Resektion der Wurzel, der der sakrilegische Störenfried entsproß, durch Elimination des Schoßes, der den epiphanischen Wechselbalg gebar, die erfolgreiche Entfernung des letzteren noch einmal zu besiegeln und ein weiteres Mal abschließend zu krönen unternimmt, um so unglaubwürdiger wird die angebliche Entfernung des Störenfrieds, und um so stärker verkehrt sich der Besiegelungsakt aus einer förmlichen Erklärung finalen Gelingens in eine verkappte Anzeige zentralen Scheiterns. Durch ihre einfache Wiederholung legt mit anderen Worten die priesterkönigliche Beseitigung des Opferreichtums den Charakter einer die erfolgreiche Exekution des anderen Subjekts unter Beweis stellenden abschließenden Sühneaktion mehr und mehr ab und nimmt die Züge eines den Erfolg der Exekution doch noch sicherzustellen bemühten nachträglichen Reparationsversuchs an, wobei offen bleibt, ob dieser Reparationsversuch eher in magisch-beschwörender oder in praktisch-nachbessernder Absicht unternommen wird und ob er also bloß als ein repetitiv ausgewalztes Finale die in der Hauptsache mangelhafte Durchführung in Ersatzhandlungsmanier übertönen und vergessen machen oder ob er mehr noch im Sinne einer indirekten Erledigung des Problems als ostentativ reiterierte Wurzelresektion den unmittelbar nicht aus der Welt zu schaffenden Störenfried hinlänglich als bodenlos erweisen soll, um ihn in dieser seiner erwiesenen Grundlosigkeit schließlich doch noch zum Verschwinden zu bringen.
Indem sie es in der Kontinuität der alten sakrifiziellen Handlung verhält, statt es als Ausdruck der neuen kurzschlüssigen Kultform zu gewahren, und es mithin als ein nach wie vor um die Wegschaffung des epiphanischen Subjekts bemühtes repressives Nachbessern interpretiert, statt es als nurmehr gegen die Wiederkehr des epiphanischen Subjekts gerichtetes präventives Vorkehren zu begreifen, verwandelt die Unterschicht das priesterkönigliche Tun in ein symptomatisches Indiz, ein indirektes Beweismittel dafür, daß, allem sakrifiziellen Zugriff zum Trotz, ihr Herr und Heiland gar nicht verschwunden, sondern nach wie vor präsent ist, und daß also ihr Wunsch und Sehnen, seinen Verlust nicht erleiden zu müssen, seine Gegenwart unverändert genießen zu können, wunderbarerweise in Erfüllung geht. Und in ihrer durch das priesterkönigliche Tun genährten frohen Überzeugung von der fortdauernden Präsenz des epiphanisch anderen Subjekts läßt sich die Unterschicht auch nicht dadurch beirren, daß sie ja selber Zeuge der letzten blutigen Sakrifizierung des anderen Subjekts war, mit der der alte Opferkult endete und nach der die neue, auf eine möglichst rasche Beseitigung der Opfergaben beschränkte, präventiv kurzgeschlossene Kultform begann, und daß sie insofern eigentlich auch über den historischen Gegenbeweis gegen die angebliche, die Präsenz des anderen Subjekts betreffende, symptomatische Beweiskraft des in der neuen Kultform zelebrierten priesterköniglichen Tuns verfügt. Je länger die in der Beseitigung des Opferreichtums sich erschöpfende neue Kultform währt und je weiter das letzte blutige, am epiphanischen Subjekt vollzogene Sakrifizium in die Vergangenheit zurückweicht, um so mehr verblaßt die Erinnerung daran und um so leichteres Spiel hat das aus Verzweiflung wachsende Bedürfnis der Unterschicht nach der trostreich dauernden Präsenz des epiphanischen Subjekts, sich über den in jenem Sakrifizium bestehenden Gegenbeweis gegen diese ersehnte Präsenz hinwegzusetzen. Ein und dieselbe auf die Beseitigung der Gaben beschränkte opferkultliche Wiederholungsprozedur, die, als repressive Maßnahme interpretiert, der Unterschicht den fortlaufenden Beweis dafür liefert, daß es mit ihrem Fürsprecher und Vorkämpfer keineswegs aus ist, verschafft zugleich dadurch, daß sie die in Gestalt der sakrifiziellen Hinrichtung des anderen Subjekts subsistierende empirisch direkte Widerlegung in immer größere zeitliche Ferne rückt, der Unterschicht freie Bahn, aus jenem indirekten Beweis die ihrer progressiven Sehnsucht und Glaubensbereitschaft gemäße Konsequenz zu ziehen und nämlich den erwünschten Fortbestand des anderen Subjekts für eine zweifelsfrei ausgemachte Sache zu nehmen, seine heiß begehrte Gegenwart als etwas anzusehen, wovon man ebenso getrosten wie getrösteten Herzens ausgehen kann. Allerdings kann auch die haltloseste Sehnsucht und die schrankenloseste Glaubenswut das epiphanische Subjekt dort nicht wieder hinzaubern, von wo seine letzte Hinrichtung es definitiv entfernt hat und von wo es dauerhaft fernzuhalten, die mit der neuen Kultform als kurzentschlossen präventiver Strategie verknüpfte eigentliche priesterkönigliche Absicht ist. Mag für die Unterschicht das priesterkönigliche Tun dank der Interpretation, die sie ihm angedeihen läßt, die bleibende Gegenwart des epiphanischen Subjekts noch so glaubhaft bezeugen, sein andauerndes Dasein noch so schlüssig beweisen – dort, wo es vorher sich antreffen ließ: mitten im Heiligtum, auf den Stufen des Altars, im Angesicht der Opfergaben, findet es sich jedenfalls nicht mehr! Mag die Unterschicht auch noch so indirekt versichert sein, daß ihr Herr und Heiland nach wie vor bei ihr weilt, nach wie vor als ihr Helfer und Tröster, ihr Stab und Stecken die Stellung hält – in jener Position eines direkt vor dem Opferreichtum erscheinenden und ihm mit gesammelter Negativität konfrontativ begegnenden Protagonisten ex improviso der Opferhandlung, die er zuvor innehatte, behauptet er sich jedenfalls nicht mehr! Wo aber, wenn das andere Subjekt seinen opferkultlich bestimmten Platz auf der offenen Szene der priesterköniglichen Inszenierung hat räumen müssen, aus seiner protagonistischen Stellung im Angesicht der qua Opfer zur Schau gestellten aristokratischen Reichtumsphäre verdrängt ist, und wenn es dennoch gegenwärtig bleiben, dennoch da sein soll – wo eigentlich kann es dann stecken, wo überhaupt seinen Aufenthalt haben? Die Präsenz des epiphanischen Subjekts indirekt bewiesen zu finden, sie durch das priesterkönigliche Tun für logisch bewahrheitet zu halten, ist eines – etwas ganz anderes ist, sie direkt in Erfahrung zu bringen, sie kraft eigener Anschauung empirisch wahrzunehmen!
Die Richtung indes, in der die von Sehnsucht und Glaubenswut erfüllte Unterschicht diese empirische Anschauung ihres bleibenden Herrn und daseienden Heilands suchen muß, ist ihr unschwer erkennbar vorgezeichnet. Wo anders soll das aus seiner exponierten Stellung vor dem Opferaltar verdrängte epiphanische Subjekt stecken, wenn nicht im Umkreis der nach Maßgabe ihrer äußerlich-peripheren Position ebenfalls aus dem Heiligtum verstoßenen und vom opferkultlichen Tanz um das goldene Kalb ausgeschlosssenen Unterschicht selbst, will heißen im Bereich jener von der aristokratischen Reichtumsphäre abgeschnittenen bäuerlich-handwerklichen Subsistenz oder Selbstgenügsamkeit, der es nach dem interessierten Verständnis der Unterschicht ja auch kraft seiner der Reichtumsphäre bezeigten Indifferenz wenn schon nicht explizit das Wort redet, so jedenfalls doch implizit die Stange hält? Wo sonst kann das epiphanische Subjekt, wenn es, von den Stufen des Altars vertrieben und seiner Präsenz in der Opferszene beraubt, dennoch gegenwärtig bleiben soll, solche Bleibe finden als auf dem Boden und im Rahmen jenes der Unterschicht eigenen unmittelbar subsistentiellen Daseins diesseits und außerhalb der reichtumbestimmt opfergemeindlichen Lebenssphäre, das es nach Ansicht der Unterschicht geradeso gewiß als das in fundamentaler Sichselbstgleichheit subsistierende Positive geltend macht, wie es die letztere als das in falscher Totalität existierende Negative dem irrealisierenden Durchblick seiner absoluten Indifferenz unterwirft? Zwar ist, wie oben schon angemerkt, eben diese Überzeugung der Unterschicht, daß die Negativität, mit der das epiphanische Subjekt der qua Opferreichtum präsenten aristokratischen Lebensform begegnet, eine entsprechende Positivität gegenüber ihrer eigenen, von der aristokratischen Lebensform ausgeschlossenen Subsistenzweise impliziert und daß also stillschweigendes Komplement der offenbaren Ablehnung, mit der das andere Subjekt der aparten Reichtumsphäre der Oberschicht begegnet, eine entschiedene Parteinahme für den zugrunde liegenden Subsistenzbereich der Unterschicht selbst ist, nichts als ein frommer – oder nach Maßgabe seiner leicht durchschaubaren eigennützigen Motivation vielmehr unfrommer – Glaube, der der absoluten Negativität, die das ex improviso des Opferreichtums erscheinende andere Subjekt in Wahrheit an den Tag legt, in keiner Weise gerecht wird und zu dem nicht sowohl die von Indifferenz erfüllte originale Natur des gegen die Totalität der theokratischen Gesellschaft hervorgekehrten Verhaltens des anderen Subjekts Anlaß gibt, als vielmehr nur die von Dichotomie und Selbstausschließung geprägte funktionale Struktur eben jener Totalität, gegen die das andere Subjekt seine Indifferenz hervorkehrt, die Möglichkeit bietet. Aber dieser ebenso realiter in schierem Wunschdenken gründende wie formaliter durch die dichotomische Struktur der gesellschaftlichen Totalität ermöglichte fromme Glaube verwandelt sich nun, da zu dem allgemeinen Bedürfnis der Unterschicht nach gleichermaßen Freisprechung und Freisetzung ihres eigenen Lebensbereichs noch das besondere Verlangen nach der Erhaltung dessen, der ihr die Absolution erteilt und die Emanzipation verheißt, verstärkend hinzukommt, in eine feste Überzeugung und vielmehr Gewißheit, die der verzweifelten Suche nach dem aus dem priesterköniglichen Opferkult offensichtlich verschwundenen und doch aber durch die symptomatische Anzeige eben jenes Opferkults als nach wie vor daseiend bezeugten epiphanischen Subjekt unmißverständlich die Richtung weist.
So gewiß für die Unterschicht das ex improviso des Opferreichtums erscheinende und als die wahre Identität der Götter im Heiligtum Stellung beziehende andere Subjekt ex negativo der Indifferenz, die es der im Opfer präsenten aristokratischen Reichtumsphäre bezeigt, die differente Position und alternative Sache des von der Reichtumsphäre ausgeschlossenen und zur Unmittelbarkeit eines Daseins eigener Provenienz verhaltenen agrarischen Subsistenzbereichs vertritt, so gewiß gewinnt sein Verschwinden aus dem Heiligtum, das der Opferkult selbst, recht interpretiert, als zugleich eine Bleibeform ausweist, für die Unterschicht die Bedeutung eines Rückzugs des anderen Subjekts auf eben jene von ihm vertretene subsistentielle Position, seines Fortgangs in eben jenen von ihm protegierten agrarischen Bereich. Was, rein von der indifferent-negativistischen Frontstellung her betrachtet, die das ex improviso des Opferreichtums erscheinende andere Subjekt in der Opferhandlung bezieht, auf ein ebenso passives wie abstraktes Verschwinden sich reduziert und nämlich nichts weiter signalisiert als die rücksichtslose Vertreibung und perspektivlose Verdrängung des anderen Subjekts aus dieser seiner negativistischen Frontstellung, das erhält auf Grund der dieser Frontstellung gegen das aristokratische Leben im Überfluß unterstellten aktiven Parteinahme für das bäuerlich einfache Dasein der Unterschicht und dank der im opferkultlichen Tun des Priesterkönigs gewahrten symptomatischen Anzeige einer alles Verschwinden Lügen strafenden bleibenden Gegenwart des anderen Subjekts den Sinn eines ebenso initiativen wie konkreten Vorgehens des letzteren, den Sinn, mit anderen Worten, einer von ihm aus freien Stücken vorgenommenen affirmativen Identifizierung mit dem, wofür es in Wahrheit optiert, und aus eigenem Antrieb vollzogenen positiven Lokalisierung dort, wo es in Wirklichkeit hingehört. Aus der Negativität und Verhältnislosigkeit, in der es sich gegenüber dem Opferreichtum und der darin exponierten Reichtumsphäre als ganzer behauptet, läßt demnach das andere Subjekt sich nur entfernen, um in die Positivität und Sichselbstgleichheit jenes agrarischen Subsistenzbereichs überzuwechseln, den es nach der mittlerweile felsenfesten Überzeugung der Unterschicht mit seiner der aristokratischen Reichtumsphäre bewiesenen Negativität eigentlich intendiert und als seinen natürlichen Grund und Boden in Anspruch nimmt. Kaum daß es in seiner qua Opfersituation prekär ablehnenden Haltung gegenüber der Reichtumsphäre, die Priesterkönig und Opfergemeinde ihm als sein angestammtes Dominium anweisen wollen, erschienen ist, räumt das andere Subjekt – nicht weniger aus eigenem Antrieb als unter dem äußeren Druck der an seiner ablehnenden Haltung Anstoß nehmenden Opfergemeinde – auch schon wieder das Feld und richtet sich in eben dem reichtumfernen Bereich, eben dem bäuerlichen Dasein, dauerhaft ein, um dessentwillen und pro domo dessen es nach dem Verständnis der Unterschicht der ihm angewiesenen Reichtumsphäre seine ablehnende Haltung überhaupt nur beweist. Aus dem Opferzusammenhang verschwindend, tauscht das epiphanische Subjekt die ihm qua sakraler Opferreichtum zugemutete Basis, der seine ganze Indifferenz gilt, gegen eben die im profanen Lebensmittel bestehende Grundlage ein, der all sein hinter der Indifferenz verborgenes Sinnen und Trachten gehört, und münzt so das Relegationsverfahren, dem das priesterkönigliche Tun es unterwirft, um es aus der einen, manifesten Hälfte der theokratischen Gesellschaft, der von ihm diskreditierten aristokratischen Reichtumsphäre, definitiv zu entfernen und auszuscheiden, in einen Identifikationsvorgang um, den es aus eigener Kraft vollzieht und durch den es in der anderen, latenten Hälfte der theokratischen Gesellschaft, dem von ihm propagierten agrarischen Subsistenzbereich, dauerhaft heimisch wird und eine indefinite Präsenz gewinnt.
Und genau diese Präsenz des epiphanischen Subjekts in dem als sein natürlicher Aufenthalt von ihm erkorenen Bereich einer aus der Reichtumsphäre ausgeschlossenen und zum Schein der Unmittelbarkeit in sich verhaltenen Subsistenz, genau diese seine Präsenz im Bereich eines unterhalb und außerhalb der aristokratischen Lebensform, der es zugleich als Grundlage dient, sich selbstgenügsam behauptenden bäuerlich-handwerklichen Daseins, genau sie also ist es, wogegen nach der Überzeugung der Unterschicht die in der neuen kurzschlüssigen Form des Opferkults fortlaufende priesterkönigliche Relegationstätigkeit sich richtet. Genau diese bleibende Präsenz, die das aus der konfrontativen Negativität gegen eine qua Reichtum illusorische Basis in die sichselbstgleiche Positivität einer als Lebensmittel wirklichen Grundlage übergewechselte epiphanische Subjekt im Kreise seiner bäuerlichen Gefolgschaft gewinnt und im Schoße des ländlich einfachen Daseins, das es mit ihnen teilt, genießt, genau das ist es, was der Priesterkönig nach Ansicht der Unterschicht wahrnimmt und worauf als auf den sonnenklaren Beweis für das Scheitern seiner sakrifiziellen Verdrängungsaktion er mit seinem als neuer, kurzschlüssiger Opferkult fortgesetzten Versuch einer sei's magisch-beschwörenden, sei's praktisch-nachbessernden Vollendung des Beseitigungsvorgangs reagiert. Wie aber? Nimmt denn, was demnach der Priesterkönig als in ihrem Dasein präsent gewahrt, auch die Unterschicht selber wahr? Ist dieses ihres epiphanischen Herrn im eigenen Haus, der nach ihrer Ansicht dem Priesterkönig ins Auge sticht, eigentlich auch sie selber ansichtig? Oder bleibt am Ende die Unterschicht wie in der generellen Frage der fortdauernden Existenz des epiphanischen Subjekts, so auch im speziellen Punkte seines nunmehrigen Aufenthalts abhängig von der mutmaßlichen Wahrnehmung des Priesterkönigs, angewiesen auf das symptomatische Zeugnis, den interpretativ bedeutend gemachten Hinweis des priesterköniglichen Tuns? Schließlich ist bloß deshalb, weil ihr unwiderstehliches Bedürfnis, im epiphanischen Subjekt den ex negativo der Indifferenz, die er der aristokratischen Reichtumsphäre bezeigt, für ihr eigenes subsistentielles Dasein Partei ergreifenden positiven Heilsbringer zu gewahren, ihrer Suche nach ihm definitiv die Richtung weist und ihr die feste Überzeugung eingibt, seinen neuen Aufenthaltsort zu kennen, der Gesuchte dort noch nicht zur Erscheinung gebracht, am angegebenen Ort noch nicht sichtbar gemacht! Und schließlich steht solchem sichtbarlichen Erscheinen des anderen Subjekts in der Positivität des agrarischen Subsistenzbereichs, seinem anschaulichen Auftreten inmitten des der Unterschicht eigenen reichtumfern unmittelbaren Daseins das haargenau gleiche Hindernis entgegen, das auch seiner bleibenden Existenz im Heiligtum, seiner fortdauernden Gegenwart auf den Stufen des Opferaltars im Wege steht: die einfache Tatsache nämlich, daß der Priesterkönig die Vertreibung des anderen Subjekts aus dem Heiligtum in der Form eines Schlachtopfers, einer Hinrichtung vollzieht, seine Verdrängung aus dem Opferzusammenhang durch einen sakrifiziellen Tötungs- und Zerstörungsakt vollbringt. Wie sollte wohl das epiphanische Subjekt, nachdem es auf den Stufen zum Altar oder auch auf dem Altar selbst ums Leben gebracht, ihm mit sakrifizieller Gründlichkeit der Garaus gemacht worden ist, bloß deshalb, weil es dem dringenden Bedürfnis der Unterschicht entspricht, andernorts leibhaftig auftauchen, an anderer Stelle lebendig wieder dasein können? Mag also auch ihr wider den Stachel seines Verschwindens löckendes Bedürfnis nach der bleibenden Gegenwart ihres opferreichtumentsprungenen Fürsprechers die Unterschicht dazu bringen, das epiphanische Subjekt als allem scheinbaren Verschwinden zum Trotz nach wie vor daseiende Macht zu behaupten, und mag sogar auf Grund der den eigenen, agrarischen Bereich betreffenden positiven Implikation und Wendung, die die Unterschicht der vom epiphanischen Subjekt der aristokratischen Reichtumsphäre bezeigten Negativität beilegt, der jetzige Zufluchts- und Aufenthaltsort des nach wie vor Daseienden ausgemacht scheinen – es am angegebenen Ort zu Gesicht bekommen, im eigenen Haus in leibhaftiger Gestalt sich vor Augen führen könnte sie doch wohl nur, wenn sie ein übriges täte und ihr Bedürfnis und Sehnen in einer als subjektive Spielart zur objektiven Konstitutionstätigkeit des Opferreichtums sich gerierenden Weise initiativ, um nicht zu sagen produktiv werden ließe, wenn sie also ihrem brennenden Verlangen nach seinem Anblick eine empirieunabhängige, von objektiven Erfüllungsbedingungen emanzipierte und aus ganz und gar innerer Verrücktheit und Verzücktheit gespeiste phantasmagorische Befriedigung zu verschaffen begänne, kurz, wenn sie anfinge, Gespenster zu sehen, zu halluzinieren. Solange sie dies aber nicht tut, nicht ihre Sehnsucht nach dem Herrn im eigenen Haus zur halluzinatorischen Leerlaufreaktion ausschweifen läßt und vielmehr an einer empirischen Evidenz oder objektiven Präsenz ihres allem Verschwinden aus der aristokratischen Reichtumsphäre zum Trotz dennoch im agrarischen Subsistenzbereich dasein sollenden Heilsbringers festhält, scheint sich die Unterschicht mit jenem ebenso abstrakten wie indirekten Beweismittel, jenem ebenso äußerlichen wie symptomatischen Indiz begnügen zu müssen, als das sich ihr das opferkultliche Verhalten des Priesterkönigs darstellt oder das sie, genauer gesagt, in diesem Verhalten kraft der Interpretation, die sie ihm angedeihen läßt, erkennt. Sowenig ihrer sehnsuchtentsprungenen Gewißheit vom neuen, positiv subsistentiellen Präsens des aus seiner negativen Stellung im Opferzusammenhang verschwundenen epiphanischen Subjekts eine der monstrativen Initiationsdynamik des Opferreichtums vergleichbare Präsentationskraft der Subsistenzmittel selbst zu Hilfe kommt, sowenig kann die Unterschicht erwarten, daß diese Gewißheit in einer tatsächlichen Anschauung, einer leibhaftigen Erscheinung des im eigenen Haus Präsenten Erfüllung findet, und sosehr scheint sie vielmehr zur Bekräftigung dieser Gewißheit auf das ebenso ostentativ äußerliche wie reaktiv indirekte Zeugnis der kultischen Abwehrhandlungen des Priesterkönigs und seiner Opfergemeinde angewiesen zu bleiben.
Zum Erscheinen könnte zwar die Unterschicht das in ihrem Bereich subsistierende andere Subjekt nur halluzinierend bringen, aber einen ebenso positiven wie indirekten Beweis für seine unsichtbare Gegenwart liefert ihr die rauschhaft-orgiastische Qualität, die unter seinem Einfluß die Subsistenzmittel annehmen. Die als Brot-und-Wein-Kult Gestalt gewinnende Verwandlungsmacht des unsichtbar gegenwärtigen Herrn der Subsistenz verleiht dem Agrarbereich die Autonomie einer reichtumanalog-festlichen Totalität, in der sich die Unterschicht von der Reichtumsphäre imaginär emanzipiert findet. Aus der Perspektive dieser das andere Subjekt bergenden Totalität nehmen sich die opferkultlichen Nachstellungen des Priesterkönigs lächerlich fehlgeleitet aus, weswegen dieser seine Opferpraxis, deren durch die Unterschicht gegebene Interpretation er mangels besserer Einsicht in sein Tun akzeptieren muß, auf die Lebensbedingungen seines dionysischen Gegners einzustellen versucht. Indes zeigt sich ihm, was er an dionysischen Subsistenzmitteln zu sakrifizieren meint, stets schon unter der Hand in den eigenen Reichtum verkehrt.
Ganz ohne Möglichkeit, ihren Heilsbringer in nähere und bestimmtere Erfahrung zu bringen – und das heißt, sich von ihm ein anschaulicheres, sinnenfälligeres, wiewohl nach wie vor nur mittelbares, sinnbildliches Bild zu machen –, läßt ihre feste Überzeugung von seiner Gegenwart vor Ort des Subsistenzbereichs die Unterschicht am Ende aber doch nicht! Kann ihre Gewißheit ihr zwar nicht – oder nur in der Form halluzinatorischer Selbstbefriedigung – das im eigenen Haus präsente epiphanische Subjekt leibhaftig vor Augen stellen und lebendig sichtbar machen, so kann sie ihr doch aber immerhin das eigene Haus in der fundamental neuen Qualität und total gewandelten Bedeutung vorstellig werden lassen, in der die unsichtbare Gegenwart des epiphanischen Subjekts es zur Erscheinung bringt. Unter dem Eindruck dieser als gewiß angenommenen unsichtbaren Gegenwart des anderen Subjekts gewahrt, subjektiv gesprochen, die Unterschicht das eigene Haus, ihren in subsistentieller Unmittelbarkeit von der aristokratischen Reichtumsphäre abgesetzten und in sich verhaltenen agrarischen Lebensbereich, mit intuitiv anderen und affirmativ neuen Augen oder erscheint ihr, objektiv ausgedrückt, dieser subsistentielle Lebensbereich in reflexiv anderem und illuminativ neuem Licht. Erfüllt vom Geiste des in aller Verborgenheit präsenten Subjekts und gehüllt in den Widerschein seiner heimlichen Nähe, legen die Subsistenzmittel, von denen die Unterschicht zehrt, ihren nüchternen Charakter eines einfach nur nährenden Unterhalts, eines unmittelbar bloß lebenerhaltenden Auskommens ab und nehmen statt dessen die rauschhaften Züge eines den Akt des einfachen Nährens mit der Gewährung höchster Befriedigung verknüpfenden, die auskömmliche Lebenshaltung mit der Erfahrung tiefster Lust durchtränkenden Erfüllungsmediums an. Angesteckt vom affirmativen Elan und epiphanischen Feuer dessen, der sich gleichermaßen in ihnen verbirgt und geborgen weiß, kehren die simplen Lebensmittel der Unterschicht einen pleromatischen Gehalt und orgiastischen Sinn heraus, der diejenigen, die davon zehren, in einen Taumel der Begeisterung, in schiere Trunkenheit versetzt. Unter dem Einfluß der schrankenlosen Bevorzugung und rückhaltlosen Bejahung, die das unsichtbar gegenwärtige andere Subjekt ihr zuteil werden läßt, entfaltet sich die schlichte Kost des Landmanns, verklären sich Brot und Wein zu Erscheinungen schierer Fülle, bedeutungsvollen Genußmitteln, durch die sich die Unterschicht zur schwärmerischen Teilhabe an solch unsichtbar affirmativer Präsenz des anderen Subjekts verhalten und vielmehr hingerissen findet. Jenes den Anspruch abstraktiv-subsistentieller Selbstgenügsamkeit in die Realität konkret-existentieller Sichselbstgleichheit überführende verborgene Sein, das nach der festen Überzeugung der Unterschicht das epiphanische Subjekt im agrarischen Subsistenzbereich gewinnt, teilt sich dieser durch die Subsistenzmittel hindurch mit und verwandelt ihr eigenes Verhältnis zu den letzteren in eine zur enthusiastischen Schau und zum orgiastischen Genuß ausschweifende positive Partizipationsbeziehung und aktive Identifizierungshandlung.
Das also ist die Verwandlungsmacht, die durch seine unsichtbare Gegenwart im Subsistenzbereich das epiphanische Subjekt an den Subsistenzmitteln übt und kraft deren es diese in manifeste Zeugen, in bei aller Mittelbarkeit schlagende Beweise seines allgegenwärtig affirmativen Bestehens ummünzt. Und wie nun aber das andere Subjekt sich der agrarischen Subsistenzmittel einerseits bedient, um der begeisterten Unterschicht die als gewiß von ihr angenommene bleibende Präsenz ihres Vorkämpfers und Fürsprechers sinnenfällig werden zu lassen, so verleiht es andererseits eben hierdurch dem agrarischen Subsistenzbereich allererst den Sinn eines von der aristokratischen Reichtumsphäre wahrhaft emanzipierten und dauerhaft absolvierten Reichs sui generis. Solange das andere Subjekt das ländlich einfache Leben, das im Schatten der aristokratischen Lebensform unmittelbar subsistentielle Dasein, für das es nach der Überzeugung der frondienstlich-geknechteten und lebensartlich-ausgeschlossenen Landbevölkerung optiert, noch nur erst ex negativo seiner der aristokratischen Reichtumsphäre bezeigten Indifferenz befürwortet, bleibt jenes ländlich unmittelbare Dasein noch bestimmt durch den Reichtum, von dem es als abstraktive Alternative Abstand nimmt, bezogen auf das Maß der Fülle, das es kraft moderater Gegenstellung verwirft. Es bleibt das einfache Leben, dessen auszeichnendes Charakteristikum Distanzierung – Abstinenz von Genuß und Überfluß –, bleibt das nüchterne Auskommen, dessen wesentliches Merkmal Ablehnung – Verzicht auf Völlerei und Übermaß – ist. Nun aber, da die enthusiasmierte Landbevölkerung das epiphanische Subjekt sich leibhaftig in ihre Subsistenzsphäre einlassen und kraft seiner heimlichen Gegenwart die ganze Sphäre mit seinem positiven Geist durchdringen und in seinem affirmativen Sinn transformieren sieht, legt ihr Umgang mit den Subsistenzmitteln seinen bloß reichtumabstraktiven, von Enthaltung und Nüchternheit geprägten Charakter ab und kehrt statt dessen an sich selber Genuß- und Erfüllungsbedeutung, kurz, reichtumanaloge Züge hervor. So wahr der als gewiß angenommene Eintritt des anderen Subjekts in die durch alle reichtumbezügliche Negativität hindurch von ihm angeblich erstrebte selbstgenügsame Subsistenz der bäuerlich-handwerklichen Unterschicht die begeisternde Positivität der Herstellung einfacher, im subsistentiellen Objekt der Begierde als pleromatisches Reflexivum wirksamer Sichselbstgleichheit gewinnt, so wahr verändert sich dadurch auch das Subsistenzverhalten der Unterschicht selbst und wird aus einer nüchtern an sich haltenden Verwerfung des Lebens im Reichtum zu einem lustvoll in sich ruhenden Gegenentwurf zum Leben im Reichtum, aus einer durch Brot und Wein sich demonstrierenden enthaltsamen Verneinung der anderen Sphäre zu einer in Brot und Wein sich realisierenden genußreichen Bejahung des eigenen Daseins. Das heißt, unter dem Einfluß der an ihnen erscheinenden unsichtbaren Präsenz des anderen Subjekts entwickeln die ländlich schlichten Subsistenzmittel eine in all ihrer Unmittelbarkeit lustbereitende Qualität und zur schieren Sichselbstgleichheit Erfüllung gewährende Reflexivität, die der Unterschicht erlaubt, sich mit der beschriebenen, zu Rausch und Sinnentaumel ausschweifenden, zu enthusiastischer Raserei überbordenden Rückhaltlosigkeit in sie zu versenken, an sie zu verlieren, und die in dem Maß, wie sie dem ganzen agrarischen Subsistenzbereich eine dem Leben in Hülle und Fülle, das die aristokratische Reichtumsphäre verheißt, definitiv analoge pleromatisch unendliche Perspektive vindiziert, ihn aus seiner als reduktionistische Komplementarität sich darbietenden systematischen Abhängigkeit von der Reichtumsphäre auslöst und in die Autonomie einer als selbstbezügliche Totalität erscheinenden Sphäre ganz eigener Art entläßt. Ausgeschlossen aus aller zur distinktiven Lebensart totalisierten aparten Existenz im Reichtum und reduziert auf ein im einfachen Subsistenzmittel perennierendes schmucklos-nüchternes Überleben, schließt das Dasein der Unterschicht jenen exklusiven Gegensatz und reduktiven Bezugspunkt der Reichtumexistenz seinerseits aus, indem es kraft der verwandlungsmächtig unsichtbaren Gegenwart des epiphanischen Subjekts die agrarische Subsistenz mit dem begeisternden Sinn und trunkenmachenden Elan einer von aller Fron emanzipierenden und von aller Heteronomie absolvierenden natürlichen Liberalität und kreatürlichen Selbständigkeit sich erfüllen sieht und mithin als einen der Reichtumexistenz analogen, dem Leben im Überfluß kongenialen, kurz, zur aristokratischen Lebensform vollgültig alternativen Befriedigungszustand erfährt.
Auf merkwürdige Weise macht demnach, um sich ineins der im eigenen Haus, dem agrarischen Subsistenzbereich, bleibenden Gegenwart und der das eigene Haus befreienden Funktion ihres ex improviso der priesterköniglichen Opferhandlung auf den Plan getretenen epiphanischen Herrn und Erlösers zu versichern, die Unterschicht Gebrauch von alten, längst ad acta gelegten mythologisch-heroologischen Umcharakterisierungs- und Umfunktionierungsstrategien. Offenbar unter dem Eindruck einer der einstigen Aufgabenstellung vergleichbaren Anforderung, des Erfordernisses nämlich, das auf der Bildfläche erschienene andere Subjekt der Negativität, die es im Blick auf gesellschaftliches Sein unmittelbar an den Tag legt, zu entreißen und in der Positivität statt dessen eines Gestalters und Erhalters gemeinschaftlichen Lebens nachzuweisen, greift sie mit ihrer durch die unsichtbare Präsenz des Heilbringers verwandelten enthusiastisch-pleromatischen Subsistenzerfahrung, ihrem vom Geist des heimlichen Herrn im Hause zehrenden eucharistisch-orgiastischen Lebensmittelgenuß zurück auf das um den Herrn des Fests zentrierte festliche Teilhabemodell aus mythologisch alten Zeiten. Allerdings liegen, aller formalen Ähnlichkeit der Aufgabenstellung zum Trotz, den im mythologischen Fest und im dionysischen Rausch verwirklichten analogen Problemlösungen derart divergierende materiale Ausgangsbedingungen zugrunde, daß sich mit Rücksicht auf sie die Analogie als vergleichsweise oberflächliche Parallele entlarvt. Während nämlich das mythologische Fest aus einer Situation hervorgeht, in der der kraft unendlicher Negativität ursprüngliche Krisenfaktor, das ex improviso des gemeinschaftlichen Reichtums erscheinende andere Subjekt, leibhaftig zugegen ist und in der die an ihm zu vollbringende Überführung der Negativität in affirmatives Verhalten sich auf ein und dasselbe Objekt, eben den gemeinschaftlichen Reichtum, bezieht, entspringt der dionysische Rausch einer Ausgangslage, bei der die Negativität und das durchzusetzende affirmative Verhalten des im anderen Subjekt bestehenden Krisenfaktors auf zwei verschiedene Objekte, zwei einander ausschließende Bereiche verteilt wird und bei der das längst der sakrifiziellen Schlachtung durch den Priesterkönig zum Opfer gefallene andere Subjekt selbst leibhaftig gar nicht mehr präsent, sondern bloß noch indirekt durch das präventive Opferverhalten des Priesterkönigs, das in eine repressive Maßnahme uminterpretiert wird, als gegenwärtig bezeugt, kurz, nurmehr in den Köpfen der Unterschicht, die, um sich ihren Heiland zu erhalten, zu dieser Interpretation ihre Zuflucht nimmt, überhaupt vorhanden ist. Und während das mythologische Fest als die am identischen Objekt der Krise und vom Krisenfaktor höchstpersönlich ins Werk gesetzte Krisenbewältigung eine Zwischenlösung bleibt, ein zum Intermezzo verhaltenes Mittel, dessen heimlicher Zweck es ist, durch die schließliche Beseitigung des qua Reichtum kritischen Objekts und das darin beschlossene Gegenstandsloswerden des Krisenfaktors selbst den Status quo ante einer als unmittelbares Stammesdasein einfachen Subsistenz wieder Wirklichkeit werden zu lassen, kann der dionysische Rausch in dem Maß prätendieren, eine vielmehr ebenso positive wie endgültige Krisenlösung zu sein, wie es mit ihm der Unterschicht gelingt, teils kraft Gegenstandswechsels das qua Reichtum kritische Objekt mitsamt der auf es bezogenen Negativität des anderen Subjekts gleich eingangs zu beseitigen und durch die zum ausschließlichen Inhalt der Affirmation des letzteren erhobene einfache Subsistenz als solche zu ersetzen, teils dank seiner Unsichtbarkeit das andere Subjekt selbst, den Krisenfaktor, aller Gefahr eines den Gegenstandswechsel Lügen strafenden leibhaftigen Bestehens auf seiner Negativität oder herrisch indifferenten Eigensinns zu entziehen und in der schier affirmativen Funktion eines die Unterschicht mit dem Enthusiasmus ihrer eigenen Subsistenz erfüllenden und so zwischen beiden eine pleromatische Synthesis wirkenden spiritus sanctus sich unerschöpflich erschöpfen zu lassen.
Erkauft aber ist demnach diese im dionysischen Rausch realisierte Prätention einer perfekten Krisenbewältigung mit unverkennbar imaginären Mitteln. Stellt im Blick auf das Problem gesellschaftlichen Reichtums das mythologische Fest noch eine nach Maßgabe der heroologischen Gastgeberrolle reale, wenngleich nur vorübergehende Lösung dar, so ist im Kriterium der bloß imaginierten Präsenz des Gastgebers und der diesem in all seiner Negativität partout nur unterstellten affirmativen Orientierung auf den Subsistenzbereich der dionysische Rausch bei allem Anspruch auf Endgültigkeit Ausdruck einer ganz und gar irrealen Erledigung des Problems. Erzeugt mit Hilfe eines als gegenwärtig bloß imaginierten anderen Subjekts und per medium einer diesem Subjekt in all seiner universalen Negativität unterstellten unmittelbar positiven Orientierung, ist er nicht sowohl Resultat einer gesamtgesellschaftlichen Problemlösungsstrategie, sondern vielmehr Konsequenz einer schichtspezifischen Wunscherfüllungsphantasie. Jene in Gestalt des anderen Subjekts reichtumentsprungene kollektive Krise, die von der Stammesgemeinschaft mittels Heroologie noch in der Weise umfunktioniert wird, daß sie im mythologischen Fest die wie immer vorübergehende Beseitigung des Reichtums und damit Beendigung ihrer selbst ins Werk setzt, will heißen, sich als objektives Befriedigungsinstrument für den ganzen Stamm bewährt, interpretiert jetzt die Unterschicht der theokratischen Gesellschaft einbildungskräftig in dem Sinne um, daß sie in der unmittelbar affirmativen Veranstaltung des dionysischen Rauschs nurmehr der jeglichen Reichtumsbezug ausschließenden subsistentiellen Selbstbestätigung eben dieser Unterschicht dient, will heißen, sich in deren privatives Heilsmittel verkehrt.
Wie objektiv unwirklich und wie sehr mit Mitteln einer abstraktiv sehnsüchtigen Einbildungskraft erschlichen diese mit dem anderen Subjekt als subsistentiellem Gott inszenierte rauschhafte Emanzipation der Unterschicht sich aber auch, aufs Ganze der reichtumbezüglichen Realität der theokratischen Gesellschaft gesehen, ausnehmen mag, im Blick auf das subsistentielle Dasein der Unterschicht selbst zeigt sie sich jedenfalls von privativer Bestimmungskraft und verwandlungsmächtiger Wirksamkeit. Für sie, die im Dienste der aristokratischen Reichtumsphäre Fronenden, stellt jener nach dem symptomatischen Zeugnis des priesterköniglichen Tuns unsichtbar gegenwärtige und von ihrem sehnsuchtsvoll eigenen Bedürfnis in den Agrarbereich überführte Jasager zu Brot und Wein oder Heiland eines reichtumenthoben selbstgenügsamen Lebens einen ebenso effektiven wie genuinen Aktivposten dar, der als die nicht zwar leibhaftige, wohl aber geistträchtige Verwandlungsmacht ihr ganzes subsistentielles Dasein mit enthusiastisch neuem Sinn erfüllt und mit orgiastisch neuer Freiheit durchdringt und den sie deshalb um nichts in der Welt mehr missen mögen. Den sie aber auch allem Anschein nach gar nicht mehr in Gefahr sind, missen zu müssen, weil er nämlich in der begeisternden Sichselbstgleichheit seiner mit der Unterschicht unmittelbar geteilten affirmativen Subsistenz sicher aufgehoben und den opferkultlichen Nachstellungen des Priesterkönigs unerreichbar entzogen ist!
In der Tat stellt sich sub specie der als unsichtbare Gegenwart rauschhaft agrarischen Insistenz, die im Moment ihrer eigenen, verwandelten Subsistenzerfahrung, ihres eigenen, festlich exaltierten Brot- und Weingenusses die Unterschicht dem anderen Subjekt zuerkennt, jenes opferkultliche Tun des Priesterkönigs, das sie als eine reaktive Anzeige eben dieser Insistenz des anderen Subjekts interpretiert und als symptomatischen Beweis für diese seine unsichtbar fortdauernde Gegenwart nimmt, als ein wenig zweckmäßiges Unterfangen und mehr noch als ein reichlich lächerliches Beginnen dar. Nach der Interpretation der Unterschicht konzipiert, um dem fortdauernden anderen Subjekt durch Zerstörung seiner im Opferreichtum bestehenden Basis in sei's magisch-beschwörendem, sei's praktisch-nachbesserndem Sinne endlich den Garaus zu machen, richtet sich der priesterkönigliche Opferkult gegen dies andere Subjekt in dessen gewohnt paradoxer und vielmehr gefürchtet kontradiktorischer Eigenschaft eines ebensosehr ex improviso der Reichtumbasis erscheinenden, wie in absoluter Negativität zu ihr sich verhaltenden Herrn des Reichtums. Womit der Priesterkönig aber nach dem Gegenstandswechsel, den die Unterschicht das andere Subjekt imaginär hat vollziehen lassen, jetzt in Wahrheit zu tun hat, ist gar nicht mehr letzteres in der alten Eigenschaft eines Herrn des Reichtums, sondern es in der gänzlich neuen Bedeutung eines Herrn des Lebensmittels, es also überführt aus seiner von Negativität und indifferentem Widerspruch geprägten opferentsprungenen Stellung vor dem aristokratischen Reichtum in ein von Positivität und emphatischer Sichselbstgleichheit getragenes erfüllungsträchtiges Sein in der agrarischen Subsistenz. Während mithin nach der sehnsuchtsvoll festen Gewißheit und einbildungskräftig überwältigenden Erfahrung der Unterschicht das andere Subjekt sich längst als der begeisternde Held und rauschhafte Erlöser des bäuerlich-handwerklichen Daseins in die Unmittelbarkeit des agrarischen Subsistenzbereichs abgesetzt und dort auf eine exklusiv neue, affirmativ eigene Grundlage gestellt hat, sucht es der Priesterkönig mittels seiner opferkultlichen Nachstellungen unverändert in der alten Position einer in beziehungsloser Negativität auf die aristokratische Reichtumsphäre bezogenen Opfererscheinung dingfest zu machen und zur Strecke zu bringen. Wie könnte dieses opferkultlich bezeugte Festhalten des Priesterkönigs am anderen Subjekt als dem in der starr unendlichen Indifferenz seines opfersituativen Erscheinens die aristokratische Sphäre fixierenden Herrn des Reichtums verfehlen, auf die Unterschicht den Eindruck einer ans Lächerliche grenzenden Desorientierung zu machen? Ruft der Priesterkönig, wenn er dem epiphanischen Störenfried mit dem alten Mittel einer sei's beschwörenden, sei's nachbessernden Opferreichtumvernichtung beizukommen sucht, diesen nicht bei einem Namen, den er längst abgelegt, ortet er ihn nicht an einer Stelle, die er längst geräumt, gemahnt er ihn nicht an Verbindlichkeiten, denen er sich längst entzogen hat? Was geht es das in der agrarischen Subsistenz auf eine ebenso definitiv neue wie positiv eigene Grundlage gestellte andere Subjekt an, wenn der Priesterkönig ihm mit sakrifizieller Unbelehrbarkeit den Opferreichtum als seine Basis nach wie vor unterstellt, um sie ihm dann verschlagen zu können? Was braucht es das im pleromatischen Rausch eines reichtumlos einfachen Lebens sicher aufgehobene andere Subjekt zu kümmern, wenn der Priesterkönig ihm in jener früheren, widerspruchsvoll reichtumbezüglichen Existenz den Prozeß macht, in der es sich gar nicht mehr antreffen läßt? Triumphierend also und vom unbezwinglichen Enthusiasmus ihrer subsistentiellen Wandlungserfahrung erfüllt, kann die der unsichtbaren Allgegenwart ihres schichtspezifischen Herrn und Heilands im eigenen Haus versicherte Unterschicht zusehen, wie Priesterkönig und Opfergemeinde ihm in prinzipiell verfehlter Orientierung, in geradezu unsinniger Verkennung der Lage, und nämlich gleichermaßen am falschen Ort, in der falschen Identität und mit den falschen Mitteln zu Leibe zu rücken und den Garaus zu machen bestrebt sind.
Und dieses auftrumpfende Zuschauen der Unterschicht, dieser ihr vom triumphalen Bewußtsein der Unerreichbarkeit des anderen Subjekts getragene abschätzige Blick auf Sinn und Nutzen der aristokratischen Opferhandlung zeigt nun aber Wirkung beim Priesterkönig selbst und seiner Opfergemeinde. Vor allem die Wirkung, daß Priesterkönig und Opfergemeinde die Interpretation, die das gemeine Volk dem sakrifiziellen Vollzug widerfahren läßt, allmählich übernehmen und daß sie dabei ihr ursprünglich eigenes Verständnis von der Sache sich abkaufen und verschlagen lassen. Nicht, daß dieses dem Priesterkönig und seiner Gemeinde eigene Verständnis des Opferakts je den Charakter einer expliziten Einsicht oder deutlich bekundeten Absicht erlangt hätte! Was der Priesterkönig mit seiner forcierten Kurzfassung des Opferakts, mit der widersinnig kurzgeschlossenen Form, die er seiner Darbringung an die wahren Herren des Reichtums, die Götter, gibt, zu erreichen strebt, ist zu verhindern, daß ex improviso des den Göttern dargebrachten Reichtums deren als absolut anderes Subjekt Gestalt annehmende wahre Identität erscheint und sich in Szene setzt. Weil er wegen ihrer alles irrealisierenden Negativität von dieser opferreichtumgestifteten Epiphanie partout nichts wissen will, verhindert der Priesterkönig durch die unsinnig überstürzte, paradox abbreviierte Form, die er mittels ritueller Manipulation der Darbringung an die Götter verleiht, daß jene Situation eintritt, in der er sie zur Kenntnis nehmen müßte. Und weil hierbei aber das, was der Priesterkönig im Sinn hat, wesentlich nur die präventive Vermeidung der Kenntnisnahme des ex improviso des Opfers drohenden anderen Subjekts, nichts mithin als der evasive Ausschluß seiner möglichen Wahrnehmung ist, zeichnet sich folgerichtig das darauf gemünzte priesterkönigliche Tun durch eine im praktischen Eingriff in die Opferhandlung sich erschöpfende bewußtlose Zielstrebigkeit, eine im Eifer der Manipulation des Opferrituals sich selber verborgen bleibende besinnungslose Zweckmäßigkeit aus. Der Priesterkönig weiß, was er tut, aber er weiß es in jenem besinnungslos reaktiven Verstand, der seinem ausschließlich auf die Prävention und Abwehr von Wissen gerichteten Tun entspricht. Er weiß, was er will, aber er weiß es in jener bewußtlos impulsiven Form, die ihm der Umstand, daß Inhalt seines Wollens gerade das Nichtwissen ist, auferlegt. Genau diese Bewußtlosigkeit seines kurzschlüssig sakrifiziellen Handelns aber läßt ihn nun anfällig werden gegen die dem letzteren durch die Unterschicht widerfahrende Uminterpretation. Weil er seine gegen die imminente Wiederkehr des anderen Subjekts ex improviso des Opfers gerichtete Prävention sich – der Verdrängungslogik, die er übt, gemäß – nicht klarmachen kann und mehr noch der eigenen Einsicht vorenthalten muß, hat er der repressiven Bedeutung, deren die Unterschicht sein präventives Tun überführt, nichts entegenzusetzen. Vielmehr muß er mit der ganzen Anfälligkeit gegen Rationalisierungen, zu der ein Handeln aus Gründen disponiert, die genau dieses Handeln zu verdrängen dient, die Deutung, die seinem sakrifiziellen Tun die Unterschicht gibt, als Erklärung eines augenscheinlich erklärungsbedürftigen Verhaltens, als Sinngebung für ein andernfalls des Widersinns dringend verdächtiges Phänomen, kurz, als eine Aufklärung, die Licht in das Dunkel der ihm eigenen Motivation und Geisteslage bringt, sich gefallen lassen. Indem die Unterschicht aus dem sakrifiziellen Verhalten des Priesterkönigs den von Sehnsucht getragenen Schluß zieht, daß es Zeugnis ablege von der bleibenden Gegenwart des reichtumentsprungen anderen Subjekts und an ihm selber das repressive Bemühen verkörpere, dies in die Subsistenz entwichene, unsichtbar gegenwärtige andere Subjekt sei's in nachbessernder Weise, sei's in beschwörender Form doch noch zu beseitigen, findet sich der Priesterkönig solcher Interpretation in dem Maße hilflos ausgeliefert, wie teils die behauptete subsistentielle Gegenwart des anderen Subjekts in der rauschhaften Existenz der Unterschicht eine überwältigende Empirie hervorkehrt, teils dem Priesterkönig die eigene wahre Ratio seines Verhaltens, derzufolge es nämlich den vielmehr präventiven Versuch darstellt, das sakrifiziell zum Verschwinden gebrachte andere Subjekt von der epiphanischen Wiederkehr abzuhalten, als eine bewußt geltend zu machende, mit Sinn und Verstand vorzubringende Gegenversion partout nicht zu Gebote steht. Von allen guten Geistern seines kurzschlüssig opferkultlichen Vorgehens nicht zwar verlassen, wohl aber im Dunkeln ihrer selbstverleugnend unerklärten Wirkungsweise gelassen, läßt sich der Priesterkönig nolens volens die Erhellung und Aufklärung gefallen, die für sein unerklärtes Tun die Unterschicht mit ihrer enthusiastisch-orgiastischen Behauptung der unsichtbar subsistentiellen Gegenwart des anderen Subjekts bereithält.
Und wie er demnach sein sakrifizielles Tun sich als repressive Maßnahme gegen jenes am Grunde des bäuerlich-handwerklichen Daseins angeblich subsistierende andere Subjekt von der Unterschicht erklären läßt, so übernimmt er natürlich auch die Einschätzung der Unterschicht von der Sachwidrigkeit und Ineffektivität seines sakrifiziellen Tuns, die mit dieser Erklärung notwendig einhergeht. So wahr Priesterkönig und Opfergemeinde mangels verfügbarer Alternativversion akzeptieren müssen, daß ihr ritueller Kult das Ziel verfolgt, einen aus der Sichtbarkeit seiner indifferenten Frontstellung gegenüber der Reichtumsphäre in die Verborgenheit einer rauschhaften Einlassung in den Subsistenzbereich übergewechselten epiphanischen Störenfried als das provokativ andere Subjekt, das er so oder so ist, zu guter Letzt doch noch aus der Welt zu schaffen, so wahr müssen sie nun aber auch akzeptieren, daß ihre Zielsetzung, dies allem aristokratischen Reichtumbezug entronnene und im Schoße eines agrarisch einfachen Lebensgenusses sicher aufgehobene andere Subjekt mit Mitteln der alten opferkultlichen Reichtumzerstörung zur Strecke zu bringen, verfehlt und geradezu albern ist. Den von der Unterschicht über die wahre Natur, eigentliche Bestimmung und wirkliche Gegenwart ihres epiphanischen Gegners Aufgeklärten muß unmittelbar einsichtig scheinen, daß es ein Unfug ist, einem so anders, als angenommen, beschaffenen, disponierten und situierten Gegner im altgewohnten Rahmen und mit den vormals bewährten Strategien zu Leibe rücken zu wollen. Gleichzeitig muß aber das dem opferkultlichen Tun als seine Ratio interpretativ nachgewiesene Unternehmen als solches, eben das Bemühen, dem anderen Subjekt den Garaus zu machen, dem Priesterkönig und seiner Gemeinde ein dringendes Anliegen und überaus angebrachtes Vorhaben scheinen. Schließlich steht in seiner von der Unterschicht behaupteten neuen Bestimmung eines Herrn des subsistentiell einfachen, orgiastisch affirmativen Lebens das andere Subjekt kaum weniger quer zu allen auf Bestand und Geltung des Seins im Reichtum gehenden aristokratischen Ansprüchen als in der alten, durchs Opfer beschworenen Bedeutung eines kraft monstrativ-epiphanischer Opferhandlung vor sein Eigentum gestellten und aber von unbedingter Indifferenz gegen es erfüllten Herrn des Reichtums. Was bei diesem Wechsel von der ostentativ alten Bedeutung zur interpretativ neuen Bestimmung das andere Subjekt einerseits an modaler Kraft der Verneinung und ontologischer Pauschalität verliert, das gewinnt es andererseits an sozialer Widerstandskraft und schichtspezifischer Intentionalität. Indem das andere Subjekt sich aus der im Opferkult abstrakten Konfrontation mit der Reichtumsphäre in eine als orgiastischer Rausch integrative Konkreszenz mit dem Subsistenzbereich übergewechselt zeigt, hört es zwar, entsprechend der bei aller Negativität positiven Wendung, die es hiermit vollzieht, auf, die reichtumbezogene theokratische Gesellschaft in genere mit Entwirklichung zu bedrohen, aber nur, um der aristokratischen Reichtumsphäre in specie den Prozeß zu machen und im Verhältnis zu seinem eigenen reichtumanalog affirmativen Bestehen allen Sinn und Wert abzusprechen. Was Wunder, daß Priesterkönig und Opfergemeinde, die Repräsentanten und Nutznießer der durch die reichtumanalog orgiastische Totalität des agrarischen Bereichs um ihre Geltung gebrachten aristokratischen Reichtumsphäre, an dieser durch das andere Subjekt als den Herrn des Lebensmittels effektuierten sozialen Emanzipation der Unterschicht geradeso Anstoß nehmen wie vorher an der durch das andere Subjekt als den Herrn des Überflussses indizierten modalen Disqualifikation der Gesamtgesellschaft und ontologischen Revokation des gesellschaftlichen Seins kraft der ihm eigenen Existenz und daß sie geradeso wie vorher bestrebt sind, dem epiphanischen Störenfried das Handwerk zu legen? Und was Wunder, daß sie hierbei ihre Repressions- und Verdrängungsmaßnahmen auf jene, durch die Unterschicht interpretativ ihnen vermittelte neue, subsistentielle Bestimmung des Störenfrieds abzustellen bemüht sind und, statt ihn noch länger an einer Stelle, eben der Opferstätte, erwischen zu wollen, von der er sich längst absentiert hat, ihn vielmehr in den Schlupfwinkel, in dem er nunmehr präsent ist, eben in den Subsistenzbereich hinein, zu verfolgen unternehmen? Statt dem anderen Subjekt in unsinniger Verkennung seiner neuen, bäuerlich einfachen Basis und unmittelbar affirmativen Subsistenz noch weiter mit der ebenso wirkungslosen wie obsoleten opferkultlichen Zerstörung von Reichtum beikommen zu wollen, konzentriert demnach der durch die Interpretation der Unterschicht aufgeklärte Priesterkönig seine Nachstellungen auf jene neue Basis und sucht das andere Subjekt durch die sakrifizielle Vernichtung seiner ins agrarische Lebensmittel gesetzten Positivität und darin gesammelten Kraft zur Strecke zu bringen. Im Rahmen seines uno actu der Darbringung der Gaben auch schon wieder deren Beseitigung betreibenden kurzschlüssigen Kults opfert er vorzugsweise Feldfrüchte, Vieh, Speis und Trank, Gefäße und Geräte des täglichen Gebrauchs – alles, was als natürliche Grundlage des orgiastischen Herrn des Lebensmittels, als Ausdruck und Verkörperung seiner unmittelbar subsistentiellen Sichselbstgleichheit in Frage kommt. Statt an kunstreichen Artefakten, an Geschmeide und Rüstungen, an erlesenen Exemplaren seiner reichen Ernten und fetten Herden übt der Priesterkönig sein routiniert sakrifizielles Zerstörungswerk nun eher an simplen Gebrauchsdingen, an Brot und Wein, an vegetabilischem Leben, an Fleisch und Blut der animalischen Kreatur und hofft, durch diese intentionale Umstellung und gegenständliche Anpassung des Opferrituals jenes in die Subsistenz verschlagenen sozialen Störenfrieds, als der das andere Subjekt jetzt figuriert, zu guter Letzt doch noch habhaft und zugleich ledig werden zu können.
Eben dieser Umstellungs- und Anpassungsversuch indes schlägt gründlich fehl und vervollständigt am Ende bloß den Triumph des epiphanischen Herrn der Unterschicht über die opferkultlichen Nachstellungen und Ränke des Priesterkönigs. Mag nämlich der letztere jenen epiphanischen Störenfried und sozialen Widersacher noch so sehr in die Schlupfwinkel seiner subsistentiellen Basis hinein verfolgen, um ihm durch deren Zerstörung den Garaus zu machen – er tut es doch allemal aus der Sicht der Reichtumsphäre, in der er die Herrschaft übt, tut es mit der Einstellung und der Haltung eines von den wahren Eignern, den Göttern, bevollmächtigten Verwalters gesellschaftlichen Überflusses. In dem Augenblick deshalb, in dem er der agrarischen Subsistenzmittel sich bemächtigt, um sie und mit ihnen den auf ihrer Basis präsent sich behauptenden dionysischen Gegenspieler zu vernichten, zieht er sie unwillkürlich in den Bann seines als Reichtumsphäre bestimmten Dominiums, integriert sie der Überflußperspektive, unter der die Welt ihm erscheint, und verkehrt, was Unterpfand fremder Erfahrung sein sollte, in den Ausweis gewohnten Besitzes, läßt aus dem vermeintlichen Lebensmittel des anderen den tatsächlich eigenen Reichtum werden. Realisieren muß er bei seinen mitten in den dionysischen Subsistenzbereich hineingetragenen opferkultlichen Aktivitäten, daß Reichtum keine Sache des gegenständlichen Bezugs und der empirischen Sphäre, sondern eine Frage der gesellschaftlichen Stellung und der systematischen Perspektive ist und daß deshalb das in aller Realität zum Orgiasmus unmittelbarer Subsistenz entfesselte epiphanisch andere Subjekt vor den Nachstellungen des in aller Objektivität an die Reichtumperspektive geketteten Priesterkönigs zuverlässig geschützt ist. Was immer der Priesterkönig an vermeintlich bloßem Lebensmittel in die Hand nimmt, um es sakrifiziell zu zerstören und so das andere Subjekt der Subsistenzbasis zu berauben – kraft seiner eigenen Stellung als Stellvertreter der Götter verwandelt sich ihm das zum Opfer gebrachte Lebensmittel unter der Hand in deren Eigentum, in schieren Reichtum, und vereitelt damit im Ansatz bereits all sein Bemühen, dem anderen Subjekt auf dessen wirklichem Grund und Boden, im Subsistenzbereich, beizukommen. Sosehr er bestrebt ist, zu den gegnerischen Stützpunkten vorzudringen, um sie zu schleifen und als die Basis der subsistentiellen Macht des Gegners sakrifiziell zu vernichten, sosehr verkehrt sich ihm, dem von dionysischer Unfaßbarkeit in seinem Wollen verwirrten eselsohrigen Midas, was immer er anfaßt, ins reichtümlich eigene Gold, erweist sich ihm kraft seiner priesterköniglichen Stellung und opferkultlichen Funktion jedes vermeintliche Element des vom Gegner besetzten Terrains als tatsächlicher Bestandteil der von ihm selber behaupteten Domäne und vergreift er sich mithin, wo er den Gegner anzutreffen und fast auch zu fassen wähnt, stets wieder nur an dem, was diesem ebenso sphärisch fern und systematisch nichtig wie ihm selber wert und teuer ist – kurz, er vergreift sich, statt an Leib und Leben des anderen, stets wieder nur an seinem eigenen Hab und Gut. Und weil er so kraft der objektiven Befangenheit seiner priesterköniglichen Stellung ständig das Gegenteil dessen tut, was er will, weil er mit seinen sakrifiziellen Mitteln unablässig bloß eigenen Reichtum zerstört, obwohl er unablässig bemüht ist und wähnt, die Subsistenz des anderen zu erwischen und zu vernichten, macht auf die Unterschicht sein Verhalten nicht mehr nur den Eindruck, Ergebnis einer unsinnigen Verkennung, einer ignoranten Fehleinschätzung des tatsächlichen gegnerischen Fundaments und Aufenthaltsorts zu sein, sondern drängt sich ihr dies Verhalten vielmehr als Resultat einer wahnsinnigen Verwechslung auf, einer dementen Identifizierung der Basis des Gegners mit der eigenen Position. Dieses demente Quidproquo, dem sie den Priesterkönig unfehlbar aufsitzen und worin sie seinen sakrifiziellen Kriegszug gegen den dionysischen Helden lächerlich-kläglich enden sieht, begreift die Unterschicht als Folge der reichtumanalog rauschhaften Qualität, die der dionysische Held, das epiphanisch andere Subjekt, ihrem subsistentiellen Dasein verleiht: Deshalb also, weil die agrarische Brot-und-Wein-Seligkeit, in der das andere Subjekt dem Priesterkönig sich präsentiert, kraft ihres pleromatisch-affirmativen Charakters den in perfekter Zweideutigkeit fremdartig-vertrauten Anschein eines dem Sein im Reichtum analogen Verhältnisses, einer Art Leben im Überfluß erweckt, läßt sich der Priesterkönig dazu verführen, das neue Verhältnis auf das alte Sein zu reduzieren, das fremdartig andere als das vertraut eigene dingfest zu machen, will heißen, den orgiastischen Rausch mit schwelgerischer Ausschweifung zu verwechseln, die agrarischen Rauschmittel mit aristokratischem Reichtum zu vertauschen. So betrachtet, nimmt für die Unterschicht jene permanent sakrifizielle Fehlleistung des Priesterkönigs, die Ausdruck einer objektiven, durch die systematische priesterkönigliche Stellung bedingten Blindheit ist, vielmehr die Züge einer induzierten, durch die änigmatische Macht des epiphanischen Subjekts bewirkten Verblendung an. Vom Geiste seines reichtumanalogen Erfüllungszustands in der Subsistenz ermächtigt, jagt demnach das andere Subjekt den ihm nachstellenden Priesterkönig ins silenische Bockshorn einer als sakrifizielle Bestrafungsaktion vermeinten Selbstzerstörung und exekutiert an ihm den Triumph der Orgie über das Opfer: gestaltgeworden in der Figur des Lykurg, der, wähnend, den dionysischen Störenfried ergriffen zu haben und zum Opfer zu bringen, tatsächlich nur den eigenen Sohn, seinen kostbarsten Besitz, den Reichtum, in dem er sich selber identisch behauptet und kontinuiert, über die Klinge springen läßt.
Am Ende gelingt es dem Priesterkönig doch, seines dionysischen Gegners habhaft zu werden und ihn zu sakrifizieren. Als Beweis dafür gilt der Unterschicht das jahreszeitliche Absterben der Natur. Dieses Absterben entlarvt eigentlich den unmittelbaren Subsistenzbereich als bloßen epiphänomenalen Schein der Reichtumerzeugung und widerlegt also auch den in dieser Unmittelbarkeit gründenden dionysischen Herrn als Fiktion. Die Unterschicht aber hält an letzterem fest, behauptet das Absterben der Natur als Konsequenz seines realen sakrifiziellen Todes und flüchtet sich damit vor der drohenden trostlosen Desillusionierung in kummervolle Trauer. Und diese Trauer ist noch nicht einmal das letzte Wort, weil die Unterschicht mit dem gleichen Recht, mit dem sie im herbstlichen Absterben der Vegetation den Beweis für den Tod ihres Herrn sieht, die im Frühjahr neuerwachende Vegetation als Beweis für seine Wiederauferstehung nimmt.
Wie unerreichbar der priesterköniglichen Verfolgung entzogen und wie sehr im Schutz und Schoße seines ebenso reichtumanalogen wie reichtumüberhobenen Rauschs zum dithyrambischen Triumph über den ad absurdum schierer Selbstzerstörung sich führenden Priesterkönig disponiert das epiphanische Subjekt aber auch erscheinen mag – irgendwann gelingt es dem Priesterkönig offenbar doch, seine immer wieder ins Leere der Vernichtung eigenen Reichtums laufenden Nachstellungen auf Erfolgskurs zu bringen, und schafft er es wider Erwarten doch noch, Hand an den triumphaliter ungreifbaren Widersacher zu legen und ihm sakrifiziell den Garaus zu machen. Daß dem Priesterkönig dieser unverhoffte Erfolg schließlich doch noch beschieden ist, erweist sich der Unterschicht – im Einklang mit der wesentlich imaginären Natur ihres subsistentiellen Herrn und Heilands – auf indirektem Weg: modo obliquo nämlich des Zerfalls und Untergangs des vom anderen Subjekt zum Aufenthaltsort und zur Wirkungsstätte erkorenen unmittelbaren Subsistenzbereichs. Wie ihr enthusiastischer Genuß des als unmittelbar verfügbare Naturgegebenheit des Umwegs über die Reichtumsform enthobenen agrarischen Lebensmittels der Unterschicht als indirekter Beweis, als Indiz, für die sichselbstgleich begeisternde heimliche Gegenwart des epiphanischen Subjekts gilt, so nimmt sie nun das Versiegen und Verschwinden jenes unmittelbaren Lebensmittels und den Verlust des sich daran entzündenden Genusses als nicht minder indirekten Beweis dafür, daß es dem Priesterkönig doch noch gelungen ist, seine lange genug fruchtlosen Nachstellungen zum Erfolg zu führen, sich des epiphanischen Subjekts zu bemächtigen und seiner heimlichen Gegenwart mit sakrifizieller Gewalt ein Ende zu machen. Das Aufhören allen unter- und außerhalb der Reichtumbildungsebene sich ereignenden agrarischen Lebens von der Hand in den Mund, das Zugrundegehen aller bäuerlich unmittelbaren Subsistenz, das ja nichts anderes ist als Konsequenz des jahreszeitlich bedingten Absterbens der Vegetation, einer periodisch wiederkehrenden Ruhephase der Natur, interpretiert mithin die Unterschicht als bei aller Obliquität unmißverständliches Zeichen des sakrifiziellen Triumphs des Priesterkönigs über das andere Subjekt, das sich durch seine zum siegestrunkenen Umzug verklärte Flucht in den Freiraum eben jener bäuerlichen Subsistenz dem priesterköniglichen Strafgericht bis dahin zu entziehen vermochte. Tatsächlich aber ist dies naturzyklisch bestimmte Aufhören der bäuerlich unmittelbaren Subsistenz nicht sowohl indirekter Beweis für den sakrifiziellen Untergang des in solch subsistentieller Unmittelbarkeit seinen Freiraum behauptenden und seine Liberalien feiernden anderen Subjekts, sondern vielmehr direkte Widerlegung der dem anderen Subjekt als seine Freistatt, seine Liberalität unterstellten subsistentiellen Unmittelbarkeit als solcher. Und so betrachtet, ist dies jahreszeitlich bedingte Zum-Erliegen-Kommen der unmittelbaren Subsistenz eigentlich Widerlegung des ganzen, auf die angebliche Parteinahme des anderen Subjekts für einen autarken Agrarbereich gegründeten enthusiastischen Emanzipationsanspruchs der Unterschicht. Was, wie oben gesehen, der Unterschicht ja überhaupt nur erlaubt, die Negativität, die das opferentsprungene epiphanische Subjekt der priesterköniglichen Reichtumsphäre beweist, in die Positivität eines Eintretens für ihr eigenes bäuerliches Dasein umzuimaginieren und also dort die explizite Ablehnung aristokratischen Reichtums in hier eine implizite Affirmation des agrarischen Lebensmittels sich verkehren zu sehen, was ihr mit anderen Worten erlaubt, den Richter und Verwerfer der reichtumzentriert aparten Existenz der Oberschicht als den Heiland und Erlöser eines ihr eigenen, reichtumüberhobenen einfachen Lebens in Anspruch zu nehmen, ist die Tatsache, daß eben dies bäuerliche Dasein, wie einerseits aus der priesterköniglichen Reichtumsphäre objektiv ausgeschlossen und von aller aristokratischen Lebensart definitiv abgeschnitten, so andererseits der Unmittelbarkeit eines reichtumentrückt selbstgenügsamen Bestehens überführt, zur Eigenständigkeit einer agrarisch subsistentiellen Lebensform in sich reflektiert erscheint. Nur weil das subsistentielle Dasein der Unterschicht in dem Maß, wie die Überflußexistenz der Oberschicht es von sich abstößt und in die entmischte Äußerlichkeit eines mit der aristokratischen Lebensart unvermittelten bäuerlichen Vegetierens verbannt, sich seinerseits abzusetzen und in der unmittelbaren Selbstbeziehung einer reichtumunabhängigen Selbstbescheidung zu behaupten, in einer Brot-und-Wein-Autarkie zu verhalten vermag, kann das in affirmativer Wendung zu diesem Dasein seine Zuflucht nehmende epiphanische Subjekt Besitz von ihm ergreifen und ihm die enthusiastische Bedeutung und orgiastische Sichselbstgleichheit einer vollgültigen Analogie und eben deshalb wirklichen Alternative zum Leben im Reichtum verleihen.
Genau jene für den Einzug des anderen Subjekts in den Agrarbereich und die orgiastische Emanzipationstätigkeit, die es dort entfaltet, grundlegende subsistentielle Autarkie des bäuerlichen Daseins aber erweist sich durch das naturzyklisch bedingte Versiegen der unmittelbaren Subsistenz als Schein. Oder vielmehr erweist es sich als ein bloßes Epiphänomen, eine strikt in den Reichtumbildungsprozeß eingebundene, zeitlich begrenzte Rand- und Begleiterscheinung, die geknüpft ist an eine bestimmte Phase und Kondition des Prozesses: die Vegetationsphase oder fruchtbare Zeit des Jahres nämlich, in der das, was die reichtumbildende Arbeit vorbereitet, gepflanzt und besorgt hat, von der fruchttragenden Natur hervorgebracht, ausgebildet und gereift wird. Diese Phase eines die Früchte der Arbeit zeitigenden natürlichen Wachstums und Gedeihens ist es, die dadurch, daß sie den agrarischen Raum mit einem Überfluß ebensowohl an wildwachsend herrenlosen wie an kultiviert herrschaftlichen Produkten erfüllt und die Fülle mehr noch in der vorläufigen gesellschaftlichen Unentschiedenheit einer zwischen agrarischem Lebensmittel und aristokratischem Reichtum changierenden Feld-, Wald- und Wiesenunmittelbarkeit sich präsentieren läßt, will heißen, in der sinnenfällig blendenden Zweideutigkeit eines ebenso ad hoc zur Befriedigung des täglichen Bedarfs der Arbeitenden tauglichen wie ultimo zur jährlichen Bereicherung der Herrschenden dienlichen Naturgegebenen zur Verfügung stellt, die also dadurch, daß sie die Früchte der Arbeit in solcher empirischen Ungeschiedenheit erhält, dem Schein einer unter Abstraktion von aller Reichtumbildung möglichen einfachen Selbsterhaltung der Arbeitenden Vorschub leistet, die Illusion der Lebbarkeit einer der Reichtumrücksicht enthobenen unmittelbar agrarischen Selbstversorgung nährt. Und indem diese fruchtbare Phase zuende geht, indem die Natur aufhört, mit vegetativer Freigebigkeit immer neue Lebensmittel wachsen zu lassen, und vielmehr abstirbt, nachdem sie Frucht getragen hat, stirbt mit ihr zugleich jener schöne Schein einer von aller Reichtumbildungsrücksicht abgelösten naturverbunden unmittelbaren Subsistenz. In dem Maß, wie die Natur sich zur Winterruhe bereitet und die Lebensmittel im Zuge ihrer organisierten Ernte und Einbringung als Reichtum in den Speichern und Vorratshäusern des Priesterkönigs verschwinden, ohne daß auf den Feldern und Weiden neue nachwachsen, erweist sich, daß auch und gerade die bäuerliche Subsistenz eine in letzter Instanz auf den Reichtumbildungsprozeß bezogene, eine wesentlich auf die Verwandlung von Lebensmittel in Reichtum angewiesene Daseinsform bleibt und daß, von daher gesehen, die vorhergehende Erfahrung einer nicht mit der Rücksicht auf die Reichtumerzeugung vermittelten, einer ohne Rücksicht auf Reichtum unmittelbaren agrarischen Subsistenz bloß einen phänomenalen Reflex und Abglanz der Reichtumerzeugung selbst, eine durch deren fruchtbare Phase miterzeugte und genährte chronische Täuschung darstellt. Es zeigt sich, daß der in der fruchtbaren Zeit des Jahres bei der agrarischen Schicht entstandene Eindruck einer mit ihrem strukturell-sozialen Ausschluß aus der aristokratischen Reichtumsphäre unbedingt zusammenfallenden subsistentiell-realen Ablösung und Verselbständigung ihres bäuerlichen Daseins eine – wenn man so will natürliche – Illusion oder jedenfalls nichts weiter als eine flüchtige Impression, ein kurzfristiger Anschein ist und daß auf lange Sicht oder aufs Ganze des Jahreszyklus gesehen der Ausschluß der agrarischen Unterschicht aus der von ihr unterhaltenen aristokratischen Sphäre keineswegs auf ihre subsistentielle Selbständigkeit hinausläuft, daß er vielmehr im Normalfall mit ihrer fortwährenden ökonomischen Abhängigkeit von der Subsistenz dessen, wovon sie ausgeschlossen ist, eben dem frondienstlich erzeugten Reichtum, einhergeht. Sosehr die bäuerlich-handwerkliche Unterschicht der aristokratischen Lebensart fern und an die Peripherie der theokratischen Gesellschaft verbannt bleibt, sowenig gewinnt sie dadurch doch aber die Distanz und Libertät einer von der Beziehung auf Reichtum dauerhaft dispensierten unmittelbaren Subsistenz oder einfachen Selbstversorgung und sosehr bleibt sie, abgesehen von jenem als schöner Schein vorübergehenden Moment einer die Früchte ihrer Arbeit am Quellpunkt natürlicher Fruchtbarkeit verhaltenden pleromatischen Fülle, angewiesen auf die Vorräte der Oberschicht, die sie selber angehäuft, auf die priesterköniglichen Kornkammern, die sie selber gefüllt hat, kurz, abhängig auch und gerade in ihrer eigenen Subsistenz von jener theokratischen Reichtumsform, in deren Diensten ihr Dasein steht und um derentwillen sie ihr Leben lang front.
Ist demnach aber, wie sich am Ende der fruchtbaren Zeit des agrarischen Jahres herausstellt, die subsistentielle Unmittelbarkeit, in der während dieser Zeit die Unterschicht sich behauptet, bloß ein Epiphänomen, eine vergängliche Begleiterscheinung der Reichtumproduktion als solcher, genauer gesagt ein die Erzeugung der Lebensmittel als Reichtum verhüllender augenblicklicher Reflex naturgegebenen Überflusses, ein die Vermittlung aller Subsistenz durch die Reichtumsform momenthaft umspielender Widerschein unvermittelter Fülle, so ist nun die im herbstlichen Absterben der Natur beschlossene Auflösung und vielmehr Verflüchtigung dieses Widerscheins offenbar gleichbedeutend mit der Aufhebung und vielmehr Widerlegung des auf eben diesen Widerschein seine begeisternde Gegenwart und befreiende Wirksamkeit gründenden epiphanischen Subjekts. Wenn jenes gegenüber der exklusiven Lebensart der Oberschicht in subsistentieller Eigenständigkeit, agrarischer Unabhängigkeit sich behauptende bäuerlich-handwerkliche Dasein, auf das als auf seinen in aller Negativität heimlich avisierten positiven Bezugspunkt die Unterschicht das andere Subjekt verpflichtet, sich am Ende des Fruchtzyklus als ein durch die Reichtumerzeugung unwillkürlich miterzeugtes Epiphänomen ineins herausstellt und verflüchtigt, dann verflüchtigt sich damit auch und natürlich das an solch epiphänomenalem Schein seine bleibende Gegenwart gewinnende und in ihm seine orgiastisch emanzipatorische Wirksamkeit entfaltende andere Subjekt selbst. Oder vielmehr erweist sich dieses der bäuerlich-handwerklichen Unterschicht ihre enthusiastisch-subsistentielle Freiheit von der Reichtumsphäre bedeutende andere Subjekt geradeso sehr als von Anbeginn an ein Schein wie die agrarische Autarkie, auf deren Grund und in deren Gewahrsam es solche Bedeutung hervorkehrt. Wie die subsistentielle Unmittelbarkeit, in der während der fruchtbaren Phase des landwirtschaftlichen Arbeitsjahres die Unterschicht sich behauptet, am Ende der Phase sich als ausnehmende Täuschung enthüllt und der wirklichen Normalität einer strikt reichtumvermittelten Subsistenz Platz macht, so entlarvt sich nun auch die aus Verzweiflung und Sehnsucht von der Unterschicht auf eben diese subsistentielle Unmittelbarkeit gegründete und sie als ein rauschhaft libertäres Selbstverhältnis begründende unsichtbare Gegenwart des anderen Subjekts als eine bodenlose Fiktion und weicht dem grausam ernüchterten Bewußtsein der Tatsache, daß seit seiner letzten, der präventiven Routinisierung des Opfers vorausgegangenen Sakrifizierung durch den Priesterkönig das andere Subjekt überhaupt nicht mehr erschienen und aus aller – egal ob sichtbaren, ob unsichtbaren – Gegenwart definitiv verbannt ist.
Oder vielmehr könnte sich dies ernüchterte Bewußtsein bei der Unterschicht einstellen, stünde nicht eben jene verzweiflungsvolle Sehnsucht, kraft deren sie das andere Subjekt als unsichtbar gegenwärtiges imaginiert, dagegen. Jene aus Unterdrückung und Frondienst gespeiste Verzweiflung an ihrem deklassierten Dasein und Sehnsucht nach Erlösung hindern die Unterschicht daran, ihren epiphanischen Herrn als in der Verflüchtigung seiner existentiellen Basis sich selber verflüchtigende Fiktion wahrzunehmen, und drängen statt dessen dazu, diese Auflösung einer Fiktion für den wirklichen Untergang des Fingierten zu nehmen. Aus schierer verzweiflungsvoller Unlust, sich solchermaßen enttäuschen und in die systematische Hoffnungslosigkeit eines strikte subsistentielle Abhängigkeit mit restriktivem sozialem Ausgeschlossensein verknüpfenden ewig knechtischen Daseins hinabstoßen zu lassen, hält die Unterschicht an der Realität ihres in unsichtbarer Gegenwart imaginierten epiphanischen Herrn fest und sieht diesen, wenn sie ihn denn schon am Ende der Vegetationsperiode verlieren muß, jedenfalls nicht einfach nur figürlich sich auflösen und als Illusion verfliegen, sondern persönlich zugrundegehen und als präsente Macht den Geist aufgeben. Oder vielmehr sieht sie sein Zugrundgehen nicht, sondern erschließt seinen Untergang aus dem Absterben jener von ihm erfüllten und als seine orgiastische Basis firmierenden unmittelbaren Subsistenz. Wie das Wachsen und Gedeihen des agrarischen Lebensmittels, die subsistentielle Unmittelbarkeit von Brot und Wein, der Unterschicht vorher als indirekter Beweis für die enthusiasmierende Ankunft und unsichtbare Präsenz ihres epiphanischen Herrn diente, so gilt ihr nun umgekehrt das Hinfälligwerden der subsistentiellen Unmittelbarkeit und Absterben des quasi naturgegebenen Lebensmittels als ein ebenso indirekter Beweis für den unsichtbaren Untergang und deprimierenden Verlust dieses ihres epiphanischen Herrn. Damit aber, daß sie das Absterben der – quasi ohne Rücksicht auf den Reichtum lebensmittelspendenden – Natur, statt als augenscheinliche Widerlegung eines die Fiktion vom unsichtbar gegenwärtigen anderen Subjekt überhaupt nur ermöglichenden Scheins von subsistentieller Unmittelbarkeit, vielmehr als beweiskräftiges Indiz für das reale Zugrundegehen des auf der Basis dieses Scheins von Unmittelbarkeit fingierten anderen Subjekts selbst nimmt, stellt die Unterschicht das ganze Verhältnis auf den Kopf. Statt als Desillusionierungsvorgang, der die Prämisse einer reichtumüberhoben agrarischen Subsistenz als Täuschung entlarvt und auch und natürlich die als regelrecht induktiver Schluß auf dieser Prämisse fußende Fiktion eines unsichtbar gegenwärtigen origastischen Herrn solcher Subsistenz betrifft, begreift die Unterschicht die Sache als einen Destruktionsprozeß, der jenen von ihr als Realinstanz festgehaltenen orgiastischen Herrn ereilt und in der Zerstörung auch und natürlich der von seiner unsichtbaren Gegenwart erfüllten und von seinem orgiastischen Geiste getragenen reichtumüberhoben angrarischen Subsistenz resultiert. Statt als rückwirkend totale Widerlegung eines von Anfang an Irrealen, als Akt der Zurücknahme einer auf irrigen Prämissen basierenden Illusion, faßt die Unterschicht den aus der jahresendlichen Verflüchtigung bäuerlicher Autarkie konsequierenden Untergang des epiphanischen Subjekts als zentral sich auswirkende Unterminierung eines anfänglich Realen, als einen Beseitigungsvorgang, der eben in dieser Verflüchtigung bäuerlicher Autarkie resultiert und seinen Ausdruck findet. Nicht, daß diese kausale Verkehrung oder vielmehr modale Verdrehung, die aus der Entlarvung von Schein die Zerstörung einer Erscheinung, aus dem veritablen Irrealitätsnachweis einen regulären Realitätsverlust werden läßt, an dem im Absterben der agrarischen Natur so oder so beschlossenen Untergang des epiphanischen Subjekts etwas zu ändern vermöchte! Aber was die Unterschicht damit immerhin erwirbt und was im Blick auf ihre kraft epiphanischen Subjekts gehegte Hoffnung auf Erlösung oder gewahrte Emanzipationsperspektive keinen geringen Gewinn darstellt, ist die Möglichkeit, jene Hoffnung im Gewahrsam einer fatalen Deprivation begraben zu können, statt sie im Bewußtsein pauschaler Desillusionierung fahrenlassen zu müssen, und also den Verlust jener Perspektive mit einem Gefühl abgründiger Trauer und tragischen Scheiterns kommentieren zu können, statt ihn mit einer Empfindung bodenloser Ernüchterung und ironischer Vereitelung quittieren zu müssen.
Voraussetzung für diese Möglichkeit, den im Absterben der Natur beschlossenen Untergang des epiphanischen Herrn einer orgiastisch unmittelbaren Subsistenz aus einem Irrealitätsnachweis in einen Realvorgang umzubiegen und also der an solch epiphanischen Herrn geknüpften enthusiastischen Libertät wenn schon nicht den Status eines wirklichen Seins, so immerhin doch den Modus einer gewesenen Wirklichkeit zu erhalten, ist die Rückführung jenes Untergangs auf eine äußere und nach Maßgabe ihrer Äußerlichkeit objektive, will heißen, nicht in der konstitutiven Scheinhaftigkeit, dem fiktiven Charakter des Untergehenden selbst sich erschöpfende Ursache. Diese äußere Ursache für den Untergang ihres epiphanischen Herrn und Heilands setzt die Unterschicht, einfach genug, in die opferkultlichen Nachstellungen des Priesterkönigs. So begeistert die Unterschicht vorher das im Schoße ihres agrarischen Daseins sicher aufgehobene andere Subjekt über die priesterköniglichen Verfolgungen triumphieren und das priesterkönigliche Zerstörungswerk in nicht bloß unsinniger Verkennung, sondern mehr noch wahnsinniger Verwechslung sich stets wieder nur gegen seinen eigenen Urheber kehren sieht, so bereitwillig sieht sie nun, da der jahreszeitlich bedingte Zusammenbruch ihres in subsistentieller Unmittelbarkeit agrarischen Daseins ihr den Untergang des darin sichselbstgleich aufgehobenen und als unsichtbar gegenwärtige Heilsmacht fröhliche Urständ feiernden anderen Subjekts signalisiert, diesen Untergang als Resultat eines schließlich doch noch erzielten und ebenso unerklärten wie unverhofften Erfolgs jener priesterköniglichen Verfolgungen an. Um nicht in unendlicher Desillusionierung wahrnehmen zu müssen, wie beim Absterben der Natur die subsistentielle Unmittelbarkeit des Agrarbereichs als epiphänomenaler Schein sich auflöst und wie das auf solcher Unmittelbarkeit basierende Sein des epiphanischen Subjekts sich zugleich mit der Auflösung des Scheins als bodenlose Fiktion verflüchtigt, behauptet die Unterschicht das im Absterben der Natur gestaltgewinnende Aufhören der subsistentiellen Unmittelbarkeit als prozessuale Folge des fatalen Untergangs und, kurz gesagt, realen Todes, den der priesterkönigliche Opferkult dem epiphanischen Subjekt bereitet. Als ineins Folge und Ausdruck eines unsichtbaren Geschehens, bei dem das, was zuvor systematisch ausgeschlossen schien – die sakrifizielle Erledigung und Beseitigung des epiphanischen Gegenspielers –, dem Priesterkönig empirisch doch irgendwie noch gelingt, zeugt das Absterben der Natur vom Triumph der reichtumbezogen aristokratischen Existenz über alles reichtumentzogen agrarische Dasein. Indem mit seinen sakrifiziellen Nachstellungen dem Priesterkönig zu böser Letzt glückt, das belebende Prinzip und befreiende Moment der Unterschicht, eben das im Schoße ihrer subsistentiellen Unmittelbarkeit zu begeisternder Sichselbstgleichheit aufgehobene epiphanische Subjekt, doch noch zur Strecke zu bringen, gibt mit diesem ihrem begeisternden Prinzip die unmittelbare Subsistenz als solche den Geist auf, geht mit diesem seinem lebenspendenden Zentrum das emanzipiert agrarische Dasein überhaupt zugrunde und weicht die freigiebig natürliche Vegetation dem notdürftig bäuerlichen Vegetieren, macht das subsistentiell zufallende Lebensmittel dem residuell abfallenden Reichtum, die lebendige Kost aus dem Füllhorn der Natur der Überlebensration aus den Kornkammern der Herrschaft Platz. Durch die opferkultlichen Machenschaften des Priesterkönigs ihres naturkräftigen Herrn und subsistenzmächtigen Heilands beraubt, findet sich die Unterschicht in direkter Konsequenz auch um das enthusiastisch natürliche Dasein und orgiastisch subsistentielle Bestehen gebracht, zu dem jener Herr und Heiland ihr verhalf, und sieht sich zurückgeworfen auf die Brosamen von dem durch sie selber gedeckten Tisch der Oberschicht, zurückversetzt in die Abhängigkeit von den Zuteilungen aus der durch ihre eigene Arbeit gefüllten Hand der theokratischen Herrschaft.
Kummervoll und enttäuscht muß sie erleben, wie infolge der opferkultlichen Tötung ihres unsichtbar epiphanischen Erlösers und der resultierenden Zerstörung seines vegetativ sprießenden Lebens, seines naturhaften Wachsens und Gedeihens, die frondienstlich erzeugte Reichtumsphäre ihre alte erdrückende Totalität und unentrinnbare Verbindlichkeit wiedergewinnt und ihre, der Unterschicht, eigene Subsistenz als ein bloßes Abfallprodukt der Reichtumerzeugung und als ganz und gar marginale Funktion der Form des Reichtums auf jenes knechtische Abhängigkeitsverhältnis reduziert, aus dem ihr epiphanischer Erlöser sie herauszuführen und von dem er sie durch die kraft seiner unsichtbaren Präsenz gestaltgewordene Sichselbstgleichheit einer reichtumüberhoben orgiastischen Brot-und-Wein-Autarkie zu emanzipieren versprach. Und nicht nur versprach, sondern auch wirklich emanzipierte – denn dies jedenfalls erwirkt die Unterschicht ja mit ihrer Rückführung des Absterbens der Natur und des darin beschlossenen Zusammenbruchs aller agrarisch unmittelbaren Subsistenz auf das factum brutum einer dem Priesterkönig doch noch geglückten sakrifiziellen Tötung jenes als unsichtbar gegenwärtig angenommenen anderen Subjekts: daß das Aufhören solcher enthusiastisch erlebten subsistentiellen Unmittelbarkeit nicht gleich auch die Bedeutung eines Akts durchschlagender Desillusionierung gewinnt und nämlich die an jene subsistentielle Unmittelbarkeit gebundene Erfahrung libertärer Entfesselung und orgiastischer Sichselbstgleichheit nicht einfach als eine auf einer Fiktion, eben der unsichtbaren Gegenwart des anderen Subjekts, basierende Illusion, als epiphänomenale Täuschung, entlarvt, sondern durchaus den realitätserfüllten Charakter behält, Ende einer gelebten und nur durch die gewalttätig opferkultliche Intervention des Priesterkönigs abgebrochene Erfahrung zu sein. Kummervoll und leiderfüllt, immerhin aber nicht unendlich trost- und hoffnungslos, enttäuscht und zutiefst verbittert, jedenfalls aber nicht desillusioniert und bis auf den Grund ernüchtert, kann dank der vom Priesterkönig an ihrem epiphanischen Herrn mutmaßlich begangenen opferkultlichen Gewalttat die Unterschicht den Zusammenbruch ihres in reichtumüberhoben rauschhafter Unabhängigkeit reichtumanalog agrarischen Eigenlebens, statt ihn als rückwirkenden Offenbarungseid, als Zerstreuung eines bloßen Scheins von Befreiung akzeptieren zu müssen, vielmehr als effektives Vernichtungswerk, als Zerstörung eines biographisch wirklichen Zustands, einer empirisch erlebten Freiheit behaupten. Führt für die Unterschicht schon daran kein Weg vorbei, daß das jahreszeitlich bedingte Zugrundegehen der natürlichen Basis ihrer agrarisch unmittelbaren Subsistenz den Verlust ihres in solch subsistentieller Unmittelbarkeit gründenden epiphanischen Erlösers mit all seiner orgiastischen Libertät einschließt, so bleibt ihr dank der konsekutiven Neuordnung, der sie den Vorgang durch seine Rückkoppelung an den priesterköniglichen Opferkult unterzieht, doch immerhin erspart, jenen Verlust als Preisgabe einer je schon schieren Fiktion wahrnehmen zu müssen, und kann sie ihn statt dessen als die wie immer herbe Einbuße eines wirklich Gewesenen sich zu Herzen nehmen und mit aller, ihrer initialen Sehnsucht nach dem Erlöser entsprechend tiefempfundenen, finalen Trauer beweinen.
Und dabei ist diese Trauer übers Verlorene noch nicht einmal das Ende der Affäre, ist ebensowenig die letzte Regung der Unterschicht, wie die Einbuße, auf die sie sich bezieht, Endgültigkeit beanspruchen kann. Wie nämlich die Unterschicht das naturkreisläufig bedingte Verschwinden der unmittelbaren Subsistenz und ihres darin sich entfaltenden libertär einfachen Daseins, statt es als direkten Beweis für den fiktiven Charakter ihres in solch subsistentieller Unmittelbarkeit unsichtbar gegenwärtig gedachten epiphanischen Herrn und für die Irrealität des ganzen, mit seiner Hilfe getriebenen orgiastischen Brot-und-Wein-Kults aufzufassen, vielmehr als indirekten Ausweis, als Indiz und Ausdruck der opferkultlich effektiven Tötung und folgenreich faktischen Beseitigung dieses als Realität von ihr unbeirrt festgehaltenen epiphanischen Herrn nimmt, geradeso nimmt sie nun auch umgekehrt die nicht minder naturkreisläufig bedingte Wiederholung jenes Scheins von unmittelbarer Subsistenz, die im Frühling zuverlässig sich ereignende Rückkehr einer im Spiegelreflex gesellschaftlicher Arbeit, im epiphänomenalen Resultat der Reichtumproduktion quasi naturwüchsig sich entfaltenden Fruchtbarkeit oder wie von selber fruchttragenden Vegetation und die Erneuerung ihres auf solcher Grundlage subsistierenden agrarisch libertären Daseins als Indiz für das unverhoffte Wiederauftauchen ihres epiphanischen Herrn, als Ausdruck der wider alles Erwarten erneuerten unsichtbaren Präsenz ihres als Liber, als berauschend dionysische Kraft ihr libertäres Dasein sichselbstgleich erfüllenden Erlösers. Wie sie das herbstliche Versiegen des Füllhorns der Natur, statt es als Evidenz für die Irrealität und Nichtigkeit ihres auf solche natürliche Fülle gegründeten und im unsichtbar gegenwärtigen anderen Subjekt gestaltgewordenen Emanzipationsanspruchs zu begreifen, vielmehr als Konsequenz einer realen Opferung und Vernichtung dieses gestaltgewordenen Emanzipationsanspruchs durch den Priesterkönig behauptet, so kann sie nun genauso gut das frühlingshaft neuerliche Fließen des Füllhorns als Beweis für eine nicht minder reale Zurücknahme des Opfers und leibhaftige Wiederkehr des im anderen Subjekts personifizierten Emanzipationsanspruchs behaupten. Weil, um aus dem das epiphanische Subjekt als fiktives ereilenden objektiven Desillusionierungsvorgang, den das Absterben der Natur eigentlich darstellt, ein am epiphanischen Subjekt als wirklichem ansetzendes priesterkönigliches Zerstörungswerk werden zu lassen, es nicht mehr braucht als das verzweiflungsvoll sehnsüchtige Insistieren der Unterschicht eben auf der ursprünglichen Realität des sie von Frondienst und Not zu erlösen gedachten unsichtbar gegenwärtigen epiphanischen Herrn, genügt nun auch diese verzweiflungsvolle Sehnsucht nach dem Erlöser, damit für die Unterschicht das Wiedereintreten jener illusionsträchtigen Situation naturgegebener Fülle die Bedeutung einer Wiedergutmachung der Zerstörung und Wiederherstellung ihres epiphanischen Herrn in seiner ursprünglichen pleromatischen Realität gewinnt. Gibt ihr sehnsuchtsvolles Bedürfnis, sich den Glauben an die Wirklichkeit ihres sie vom Joch der Reichtumsform zu erlösen gekommenen, unsichtbar gegenwärtigen epiphanischen Herrn um jeden Preis zu erhalten und deshalb das jahreszeitlich bedingte Zugrundegehen ihres diese unsichtbare Gegenwart bezeugen sollenden agrarisch subsistentiellen Freiraums nicht etwa als Vorweis der naturkreisläufig offengelegten Irrealität des angeblich Gegenwärtigen, sondern vielmehr als Nachweis seines opferkultlich herbeigeführten realen Tods zu begreifen – gibt dieses ihr sehnsuchtsvolles Bedürfnis der Unterschicht schon Lizenz, sich über das rätselhafte Problem hinwegzusetzen, wie es eigentlich kommen kann, daß die in systematischer Verwechslung systematisch ins Leere gehenden opferkultlichen Nachstellungen des Priesterkönigs ihr epiphanisches Opfer plötzlich doch noch erwischen, so bringt sie die gleiche Sehnsuchtslogik nun auch dazu, die nicht minder jahreszeitlich bedingte Wiederherstellung jenes agrarisch subsistentiellen Freiraums kurzerhand als schlüssigen Beweis für die Rückkehr des epiphanischen Opfers in die frühere, als unsichtbare Präsenz sich behauptende Wirklichkeit zu erleben, und erlaubt ihr dabei gar, von der par excellence mysteriösen Frage abzusehen, wie wohl die Überwindung des realen Todes des epiphanischen Opfers und seine Wiederauferstehung zur alten Herrlichkeit lebendig subsistentieller Unmittelbarkeit oder rauschhaft vegetativer Sichselbstgleichheit soll vor sich gehen können. Sowenig in der Lebensnot und Erbärmlichkeit ihres geknechteten, fronenden Daseins die Unterschicht sich scheut, die Fiktion von der in unsichtbarer Gegenwart bleibenden Wirklichkeit jenes nach Maßgabe seiner Negativität gegenüber der Reichtumsphäre als ihr positiv eigener Vorkämpfer und Fürsprecher von ihr reklamierten anderen Subjekts zu kultivieren, sowenig sie Bedenken trägt, diese Fiktion in der als Epiphänomen der Reichtumbindung naturwüchsig erzeugten Illusion agrarisch subsistentieller Unmittelbarkeit ihr Realfundament und ihren objektiven Bezugspunkt finden, ihren befreiungsmächtigen Entfaltungsraum und erlösungsträchtigen Erfüllungsort gewinnen zu lassen, und sowenig sie hiernach Anstand nimmt, in der naturkreisläufig determinierten Auflösung solcher subsistentiellen Unmittelbarkeit die Konsequenz eines opferkultlich wirklichen Triumphs des Priesterkönigs über seinen Widersacher, kurz, einen Anlaß zur Trauer und nicht etwa bloß den Beweis für den auf eine Illusion gegründeten fiktiven Charakter dieses Widersachers des Priesterkönigs, kurz, einen Grund zur Ernüchterung zu gewahren, sowenig scheut sie sich zu guter Letzt auch, die jahreszeitlich garantierte Wiederkehr der epiphänomenal unmittelbaren Subsistenz zum Zeichen einer wie immer mysteriösen, frühjährlichen Wiederauferstehung ihres im Herbst vom Priesterkönig zum Opfer gebrachten dionysischen Befreiers zu nehmen, statt darin bloß ein Wiederaufleben der für die Fiktion vom dionysischen Befreier grundlegenden subsistentiellen Illusion zu sehen.
In vollständiger Verkehrung der priesterköniglichen Absicht funktioniert die Unterschicht den Opferkult nicht nur zu Lebzeiten ihres epiphanischen Herrn in ein Beweismittel für dessen unsichtbar perennierende Gegenwart um, sondern läßt ihn nach dem Tod ihres Herrn mehr noch als einen auf die Wiederkehr des Toten gerichteten priesterköniglichen Wiedergutmachungsversuch erscheinen. Indem für die Unterschicht ihr dionysischer Herr bei seinem Tod nicht etwa den Göttern den Platz räumt, sondern diese vielmehr in ihrem eben dadurch unterweltlich gewendeten Jenseits ersetzt, unterminiert er vollends ihre kultische Stellung und etabliert sich als ausschließlicher Bezugspunkt des Reichtumopfers, das nichts weiter mehr als im zyklischen Wechsel bald Ausdruck der ressentimentgeladenen Verfolgungswut des Priesterkönigs, bald Zeichen seines reueerfüllten Reparationsverlangens ist.
Auf denkwürdige Weise gelingt es so der Unterschicht, mit ihrem von verzweiflungsvoller Sehnsucht getragenen Erlösungsglauben und Wiederauferstehungskult die gegen das andere Subjekt sich verwahrende opferkultliche Abwehrstrategie zu unterlaufen und umzufunktionieren. Jene präventiv abbreviierte, routiniert kurzschlüssige Opferhandlung, die Priesterkönig und Opfergemeinde dazu dient, das neuerliche Erscheinen des beim letzten Opferakt sakrifizierten und aus der Welt geschafften anderen Subjekts ex improviso der Opfersituation fortan zu verhindern, interpretiert die Unterschicht dadurch, daß sie aus schierem Trost- und Heilsbedürfnis an der unsichtbar fortdauernden Gegenwart des Geopferten festhält, in ein gegen dies Überleben des Geopferten sich wendendes repressives Unterfangen, eine gegen diese unsichtbare Präsenz ihres Trösters und Heilands sich richtende Verfolgungsmaßnahme um. Der Opferkult verkehrt sich damit aus einem Instrumentarium zur Verhinderung des Erscheinens des anderen Subjekts und Gewährleistung seiner anhaltenden Absenz in ein Testimonium seiner heimlichen Insistenz und bleibenden Wirksamkeit. Einer Wirksamkeit, die ihren Entfaltungsraum und ihre Darstellungsebene in jenem agrarisch unmittelbaren Subsistenzbereich behauptet, den der Reichtumbildungsprozeß der theokratischen Gesellschaft als saisonale Begleiterscheinung seiner erfolgreichen Naturbearbeitung hervortreibt. Indem sie von seiner epiphänomenalen Verfassung, seiner Rückbindung an den Arbeitsprozeß kurzerhand absieht, kann die Unterschicht diesen unmittelbar subsistentiellen Bereich als den Grund und Boden reklamieren, auf dem ihr unsichtbar gegenwärtiger epiphanischer Herr die fröhlichen Urständ seines aller Reichtumrücksicht überhobenen, orgiastisch sichselbstgleichen Brot-und-Wein-Kults feiert und darin ihr, seiner Klientel, die ersehnte Befreiung aus knechtischer Fron und Abhängigkeit, eine dem Leben im Reichtum analoge enthusiastische Libertät jenseits der Reichtumsphäre erwirkt. Solche auf den Schein subsistentieller Unmittelbarkeit gegründete Libertät bleibt nun zwar ebenso begrenzt und vergänglich wie das jahreszeitlich bedingte Epiphänomen, das vegetative Füllhorn, aus dem der Schein resultiert. Aber auch das bringt dem Priesterkönig und seiner Gemeinde keine Entlastung vom Würgegriff der erlösungskultlich-emanzipatorischen Uminterpretationstätigkeit der Unterschicht, da, wie gesagt, die letztere weder Anstand nimmt, das naturkreisläufige Absterben des Epiphänomens und Versiegen des Füllhorns als Beweis für den fatalen Erfolg der priesterköniglichen Nachstellungen und nämlich als Konsequenz des opferkultlichen Todes ihres unsichtbaren Herrn zu betrauern, noch sich scheut, die nicht minder naturzyklische Rückkehr des Epiphänomens und Erneuerung des Füllhorns als Zeichen der Wiederauferstehung des Getöteten und Wiederherstellung seines aufs neue lebendigen Subsistierens zu feiern. Gleichermaßen indiziert durch die interpretativ in ihr intentionales Gegenteil gewendete Präventionsstrategie des priesterköniglichen Opferkults und substantiiert durch eine Begleiterscheinung eben des Reichtumbildungsprozesses, den es zugunsten seiner rauschhaft subsistentiellen Unmittelbarkeit als verbindliche Perspektive außer Kraft zu setzen verspricht, nährt sich das mit dem spekulativen Mut der Verzweiflung von der Unterschicht als ihr unsichtbar gegenwärtiger Herr und Heiland festgehaltene andere Subjekt von strategischen Bedingungen und systematischen Erscheinungen, die es eigentlich ausschließen, und ist mit derselben Gewißheit vorhanden wie diese in seinen Index umfunktionierten Bedingungen, beziehungsweise stellt sich mit derselben Zuverlässigkeit ein wie diese als sein fundamentum in re rekrutierten Erscheinungen. Quasi der gegen es sich verwahrenden Reichtumsphäre mit verzweiflungsvoller List oder sehnsuchtsvoller Tücke von der Unterschicht angehext und als ein förmlicher Sukkubus aufgesattelt, infiziert so das andere Subjekt das religiöse System der theokratischen Gesellschaft, bemächtigt sich des sakramentalen Handelns und theologischen Vorstellens und gibt beidem, ohne daß Priesterkönig und Opfergemeinde recht wissen, wie ihnen geschieht, eine auf es gemünzte andere Richtung und von ihm her bestimmte neue Bedeutung.
Diese Umdeutung, die das opferkultliche Tun und götterkultliche Bewußtsein der Oberschicht durch den subsistentiell-orgiastischen Kult erfährt, den mit ihrem epiphanischen Fürsprecher und dionysischen Heilsbringer die Unterschicht treibt, schlägt sich zuerst und vor allem in der Neubewertung nieder, von der, wie geschildert, angesichts des als unsichtbar gegenwärtig angenommenen und im natürlichen Wachstum am Werk gewahrten dionysischen Heilsbringers das priesterkönigliche Sakrifizium als solches betroffen ist. Aus einer Handlung, die in ihrer kurzschlüssig abbreviierten Form neben der erklärten Absicht einer Repräsentation und Reaffirmation der göttlich wahren Herren des Reichtums dem heimlichen Ziel dient, der in solchem Repräsentationsakt lauernden Gefahr einer plötzlichen, in Gestalt des anderen Subjekts sich ereignenden, verheerend epiphanischen Präsenz und vernichtend szenischen Monstranz der Götter zuvorzukommen, wird dadurch, daß die Unterschicht eben diese epiphanische Präsenz im Schoße ihres agrarischen Daseins gegeben und in dessen als enthusiastischer Brot-und-Wein-Kult zelebrierter subsistentieller Unmittelbarkeit sich entfalten sieht, eine Aktion, die unter Hintansetzung jeglicher die wahren Herren des Reichtums betreffender Repräsentationsabsicht einzig und allein den Zweck verfolgt, dem solcherart sich entfaltenden anderen Subjekt in seiner ansteckend orgiastischen Freiheit und mitreißend pleromatischen Herrlichkeit zu Leibe zu rücken und den Garaus zu machen. Aus einem nebenbei auf die Verhinderung des möglichen Erscheinens des anderen Subjekts im Tempelbezirk abgestellten, präventiven Vorhaben wird mithin durch die sehnsuchtsvolle Fiktion der Unterschicht und ihre an dieser Fiktion festgemachte enthusiastische Subsistenzerfahrung der priesterkönigliche Opferkult zu einem ausschließlich auf die Beseitigung der wirklichen Erscheinung des anderen Subjekts im Agrarbereich gerichteten Unterfangen. Und dieser Uminterpretation seines sakrifiziellen Tuns hat, wie gesagt, der Priesterkönig wegen der bewußtlos-beiläufigen Form seiner eigentlich präventiven Absicht so ganz und gar nichts entgegenzusetzen, daß er sie sich vielmehr zu eigen macht und ihr – trotz ständigen, die unsinnige Verkennung des Gegners in wahnsinniger Verwechslung kulminieren lassenden Scheiterns seiner Bemühungen – durch sein sakrifizielles Tun Rechnung zu tragen bestrebt ist.
Nachdrücklicher aber sogar noch und nämlich bis in die innerste Natur der eigentlichen Adressaten seines Kults, ins Wesen der Götter selbst, hinein findet der Priesterkönig sein kultisches Verlangen in dem Augenblick durch die Epiphanie der Unterschicht umgedeutet, wo ihm laut Zeugnis der herbstlich sterbenden Vegetation rätselhafterweise schließlich doch gelingt, jenem epiphanisch anderen Subjekt der Unterschicht den Tod zu geben und es mitsamt seinem subsistentiellen Freiraum, seinem reichtumenthobenen libertären Naturreich sich vom Halse zu schaffen. Zwar könnte an sich ja das aus dem sakrifiziellen Tod des epiphanischen Subjekts erklärte Zugrundegehen der orgiastisch subsistentiellen Unmittelbarkeit des Agrarbereichs, insofern es gleichbedeutend ist mit einer Wiedereinsetzung der Reichtumsphäre in statum quo ante eines konkurrenzlos gültigen Referenzpunkts und einer Wiederherstellung der Rücksicht auf die Reichtumsform als für die theokratische Gesellschaft in toto verbindlicher Perspektive, in einer Normalisierung des Opferkults und also darin zu resultieren scheinen, daß das sakrifizielle Tun des Priesterkönigs seine vor der Dazwischenkunft des dionysischen Herrn der Unterschicht gewohnte alte Bedeutung eines repräsentativen Tributs an die absent wahren Herren des Reichtums, die Götter, und einer durch die kurzschlüssige Form der Attribution gleichzeitig geleisteten präventiven Bannung der Gefahr eines ex improviso des Opferakts präsentativen Erscheinens des anderen Subjekts zurückgewinnt. Was indes dieser vermeintlich naheliegenden Normalisierung des priesterköniglichen Opferkults, will heißen seiner Zurücknahme aus der Exzentrik einer um das Skandalon des orgiastischen Herrn der Subsistenz kreisenden Verfolgungs- und Repressionsmaßnahme und Wiedereingliederung in die gehabte götterkultliche Orientierung entgegensteht, ist einmal mehr die Haltung der Unterschicht und die Interventionskraft, die sie entfaltet. Für die Unterschicht bedeutet der sakrifizielle Tod ihres Trösters und Heilands, bedeutet das konsequierende Zugrundgehen ihrer von ihm her entfalteten orgiastischen Autarkie ja alles andere als eine Rückkehr zur Normalität des in der Reichtumsphäre verhaltenen götterzentrierten Opferrituals des Priesterkönigs. Für sie ist dieser Tod ihres Herrn, ist dies Zugrundegehen seiner Domäne teils Anlaß zu abgrundtiefer Trauer um den Getöteten und anhaltend heftigem Kummer um das Verlorene, teils Ansatzpunkt für die sehnsuchtsvoll spekulative Hoffnung auf die Resurrektion des Toten und für die trostreich zuversichtliche Erwartung einer mit solcher Wiederkunft einhergehenden Restitution des Verlorenen. Weit entfernt davon, daß der präokkupierende Einfluß und alles in Bann schlagende Zauber, den auf die Unterschicht ihr libertärer Herr zu seinen Lebzeiten übt, mit seinem sakrifiziellen Tod erlöschen würde, verstärkt er sich eher noch und läßt sie, wie einerseits in abstraktiver Trauer um den Dahingeschiedenen versinken und in exklusiver Treue seinem Andenken leben, so andererseits mit intensiver Sehnsucht seiner Wiederkunft harren und ihr ganzes Sinnen und Trachten auf den spekulativen Augenblick seiner Wiedereinsetzung richten. Für die Götter, die auf dem Boden der als konkurrenzlose Totalität retablierten Reichtumsphäre der priesterkönigliche Opferkult wie immer kurzschlüssig und kursorisch als die wahren Herren des Reichtums erneut zur Geltung bringt, bleibt die Unterschicht ebenso blind und taub wie vorher, als sie enthusiastisch und berauscht vom Pleroma subsistentieller Unmittelbarkeit ihrem unsichtbar gegenwärtigen, lebendigen Herrn noch auf seinem Umzug durch die Wälder und Fluren seiner vom schönen Schein schierer Naturgegebenheit überstrahlten Gerechtsame folgen durfte. Jene absent wahren Herren des Reichtums und distant wirklichen Überflußeigner, die um der Legitimierung seiner statthalterischen Macht willen der Priesterkönig durchs präventiv abbreviierte Opfer zu repräsentieren und attributiv vorstellig zu machen sucht, verschwinden hinter der Präokkupation der Unterschicht mit ihrem der Reichtumrücksicht erlegenen und aus dem Präsens der ihm eigenen orgiastischen Unmittelbarkeit sakrifiziell vertriebenen toten Herrn, werden verdrängt durch die Faszination, die das der Reichtumsphäre und ihrem Geltungsanspruch zum Opfer gebrachte und aus dem Leben geschiedene, epiphanisch andere Subjekt der Unterschicht nach wie vor und tatsächlich im Blick auf seine heimlich erwartet Auferstehung mehr denn je einflößt.
Und zwar verschwinden die Götter in einem ganz sinnenfälligen Sinn hinter dem getöteten Herrn der Subsistenz, werden auf geradezu topische Weise von ihm verdrängt, dergestalt nämlich, daß die Absenz, in der sie sich aufhalten, die Distanz, in der sie verweilen, für die Unterschicht koinzidiert mit dem Modus, dessen seine sakrifizielle Absentierung ihn überführt, gleichbedeutend wird mit dem Topos, auf den er durch seine existentielle Entfernung sich reduziert findet. Eben das ätherische Jenseits zur irdischen Reichtumsphäre, eben die olympische Transzendenz zum innerweltlich aristokratischen Überfluß, worin Priesterkönig und Opfergemeinde die göttlich wahren Herren des Reichtums orten und verwahrt finden, füllt sich für die Unterschicht, die mit sehnsuchtsvoll ganzer Seele ihrem toten Herrn nachtrauert, mit dessen absentierter Gegenwart und kündet für sie, die partout nur den dahingeschiedenen Weinumkränzten im leidgeprüften Sinn hat, von nichts anderem als von seiner distanzierten Nähe. Für sie, die ganz hingegeben, ganz fixiert an ihren als sakrifizielles Opfer dahingeschiedenen subsistentiellen Erlöser ist, wird jenes Jenseits der Unsterblichen zu einem nach Maßgabe seiner topischen Verschiedenheit vom reichtumzentrierten Diesseits geeigneten Domizil des mit Tode Abgegangenen, wird jene Transzendenz der Götter nach Maßgabe ihrer systematischen Verstelltheit durch die überflußdominierte Immanenz zum gegebenen Asyl des aus dem Leben Verbannten. Es verwandelt sich für sie jenes ätherisch-überirdische Jenseits der Unsterblichen zurück in das alte chthonisch-unterirdische Abseits des Gestorbenen, kehrt für sie jene olympisch-überweltliche Transzendenz der Götter wieder als die frühere plutonisch-unterweltliche Insistenz des Toten. Als ein Aufenthalt, der in seiner Verschiedenheit nicht mehr die habituell entrückten und genügsam absenten pluralen Herren des Reichtums, sondern bloß noch den sakrifiziell beseitigten und gewaltsam absentierten singularen Herrn der Subsistenz birgt, legt jene Transzendenz alle Züge ätherischer Weite und sphärischer Überweltlichkeit ab und verengt sich wieder zum unterweltlichen Raum, zum Totenreich. Allerdings zu einem Totenreich, das nicht mehr wie früher Reichtum fordert, nicht mehr mit Überfluß ausgestattet sein will, um nicht außer aller Kontinuität mit dem irdischen Diesseits zu geraten und das heißt, der weltlichen Immanenz gegenüber die entrealisierend unbedingte Indifferenz und disqualifizierend absolute Negativität perfekt apriorischer Verschiedenheit an den Tag zu legen, sondern das vielmehr bloß nach der Beseitigung des Reichtums verlangt, um sich als die jenseitige Verschiedenheit zurückzunehmen und seinen chthonischen Bewohner, das sakrifizierte andere Subjekt, in derselben, als subsistentielle Sichselbstgleichheit offenbaren, unbedingten Indifferenz gegen den Reichtum, derselben, als orgiastische Selbstgenügsamkeit manifesten, absoluten Negativität gegenüber dem Überfluß, in der es vor seiner Tötung da war, wiederauferstehen und erneut zur Erscheinung kommen lassen zu können. Weil die reichtumbezüglich oder vielmehr reichtumunbezüglich unendliche Negativität des epiphanisch anderen Subjekts, die einst der Stammesgemeinschaft in toto ein unüberbietbarer Schrecken war, mittlerweile für die theokratische Gesellschaft in parte, die Unterschicht, zu einem als subsistentielle Alternative affirmierten, einem ins Positive des orgiastischen Brot-und-Wein-Kults gewendeten unverzichtbaren Gut und höchsten Glück geworden ist und weil deshalb die jenseitige Verschiedenheit von der Reichtumsphäre, in die der priesterkönigliche Hüter des Reichtums das andere Subjekt sakrifiziell hinabstößt, ihre Schrecklichkeit keineswegs mehr aus der Negativität des anderen Subjekts als solcher, sondern bloß noch aus dem Verlust an subsistentieller Positivität und affirmativer Sichselbstgleichheit schöpft, den durch solch jenseitige Verschiedenheit die Negativität des anderen Subjekts erleidet, richtet sich nun auch das ganze Sinnen und Trachten der Unterschicht nicht etwa darauf, das andere Subjekt in seinem Jenseits mit Reichtümern zu versorgen, um seine Negativität Lügen strafen und es in topisch-systematischer Kontinuität mit der Reichtumsperspektive behaupten zu können, sondern ausschließlich darauf, es aus dem Jenseits ins Diesseits zurückkehren und hier seine Negativität die verlorene Positivität eines disjunktiv zur Reichtumsphäre sich entfaltenden, unmittelbar subsistentiellen Daseins wiedergewinnen zu lassen.
Wie aber soll diese Wiederauferstehung des anderen Subjekts im Diesseits und seine Wiederherstellung im Freiraum einer von affirmativer Negativität gegenüber der Reichtumsphäre erfüllten, orgiastischen Subsistenz möglich sein, wenn nicht auf Kosten eben jener Reichtumsphäre und ihr zum offenbaren Tort. So wahr nach Ansicht der Unterschicht die sakrifizielle Vertreibung des anderen Subjekts und winterliche Zerstörung seiner subsistentiellen Unmittelbarkeit dem priesterköniglichen Bemühen entspringt, der Reichtumsphäre wieder zu subsistenzumgreifend uneingeschränkter Geltung zu verhelfen und also die Form des aristokratischen Reichtums wieder die Totalität eines verbindlichen Bezugspunkts und durchgängigen Bestimmungsgrunds erlangen zu lassen, so wahr ist nun auch in den Augen der Unterschicht die Rückkehr des anderen Subjekts und Retablierung seines Brot-und-Wein-Kults geknüpft an eine Widerlegung solch uneingeschränkten Geltungsanspruchs der Reichtumsphäre und Zurückweisung der für die Form des Reichtums behaupteten Totalität. Alles, was jener Widerlegung der Reichtumsform dient und jener Zurückweisung der Totalität der Reichtumsphäre förderlich ist, wird deshalb von der Unterschicht als Gewinn verbucht und nämlich als ein Schritt auf die Wiederauferstehung ihres epiphanischen Herrn hin interpretiert. Und genau diese Interpretation widerfährt dem priesterköniglichen Opferkult. Er, der in seiner kurzschlüssig abbreviierten Form das Interesse an einer repräsentativen Anwesenheit der als wahre Herren des Reichtums behaupteten Götter mit dem Bedürfnis verbindet, das als Wechselbalg der Götter ex improviso des Reichtums erscheinende reichtumverwerfend andere Subjekt vom Heiligtum fernzuhalten, und der dieser doppelten Rücksicht gemäß im perfekten intentionalen Widerstreit die attributive Darbringung der Opfergaben mit deren präventiver Beseitigung koinzidieren läßt, wird von einer Unterschicht, die nichts im Sinn hat als ihren durch die Totalisierung der Reichtumsphäre seines irdisch konkreten Freiraums beraubten und in ein unterirdisch abstraktes Jenseits verstoßenen epiphanischen Herrn, umstandslos als ein von Reue und Wiedergutmachungsabsicht diktierter Beitrag des Priesterkönigs zur möglichen Resurrektion des Toten und Restitution des Verschiedenen in Anspruch genommen. Als ein Procedere, das allem rituellen Augenschein nach in der fortlaufenden Zerstörung und Beseitigung von Reichtum besteht, läßt sich von einer Unterschicht, der die Widerlegung des durchgängigen Geltungsanspruchs der Reichtumsphäre als conditio sine qua non des Wiedererscheinens ihres epiphanischen Herrn gilt, das priesterkönigliche Opferhandeln ohne weiteres als ein auf solche Wiederkunft gerichtetes aufopferungsvolles Unterfangen und mithin als Beweis für die reuevolle Bereitschaft des Priesterkönigs verstehen, das im sakrifiziellen Tod des anderen Subjekts bestehende Unheil, das er durch seine Bornierung auf den Reichtum heraufbeschworen hat, durch dessen explizite Preisgabe und durch den darin implizierten Verzicht auf die für die Form des Reichtums beanspruchte generelle Geltung nach Kräften zu sühnen und wiedergutzumachen.
Ein und dasselbe priesterkönigliche Opferritual, das zu Lebzeiten des epiphanischen Subjekts von der auf dessen orgiastische Subsistenz sich kaprizierenden Unterschicht als ein wie sehr auch unsinniger oder gar wahnsinniger Versuch interpretiert werden konnte, ihrem geliebten Herrn und Erlöser durch Entzug der Existenzgrundlage den Garaus zu machen, läßt sich damit nun also nach der sakrifiziell erfolgten Verstoßung des epiphanischen Subjekts in ein chthonisch gefaßtes Jenseits zur Reichtumsphäre von der auf der Wiederkehr des geliebten Toten aus solch chthonischem Jenseits insistierenden Unterschicht umgekehrt als ein vom priesterköniglichen Wiedergutmachungswillen zeugendes Bemühen werten, durch Reichtumbeseitigung den für das diesseitige Dasein des epiphanischen Subjekts nötigen Freiraum zu schaffen und so dem Toten den Weg zurück ins Leben zu eröffnen. Im Guten wie im Bösen, im Sinne einer reueerfüllten Reparationsabsicht wie im Verstand einer ressentimentgeladenen Verfolgungswut finden demnach, dank der sehnsuchtsvoll-einbildungskräftigen Interpretation der Unterschicht, Priesterkönig und Opfergemeinde ihr eigenes sakrifizielles Tun von seinem eigentlichen Ziel abgelenkt, seiner repräsentativ auf die wahren Herren des Reichtums gerichteten ursprünglichen Intention entrissen, und jenem ineins von Negativität gegen den aristokratischen Reichtum beherrschten und von der Positivität einer unmittelbar agrarischen Subsistenz getragenen anderen Subjekt zugewandt, das die Unterschicht als ihren nicht mehr in bitterer Disjunktion opfergabenentsprungenen, sondern statt dessen in schöner Sichselbstgleichheit feldfruchtentsprossenen epiphanischen Herrn und Erlöser reklamiert. Worüber der Priesterkönig als über die selbstbestimmte Handlung eines repräsentativen Präsents an die unsterblichen Verleiher seiner Autorität, eines attributiven Tributs an seine göttlichen Vollmachtgeber noch relativ frei zu verfügen meint, das zeigt sich ihm kraft des Kults, den die Unterschicht mit dem agrarisch-subsistentiell gewendeten anderen Subjekt treibt, je schon in dessen Gravitations- und Bedeutungsfeld übergewechselt und hier wie dort, im Tode des letzteren nicht weniger als zu seinen Lebzeiten, in ein unwillkürliches Zeugnis seiner Wirkmächtigkeit und Bestimmungsgewalt verwandelt. Während der Priesterkönig mit seinem kurzschlüssig abbreviierten Opferritual jenem ex improviso der Opfersituation drohenden anderen Subjekt noch präventiv zu begegnen und den Weg zum epiphanischen Auftritt zu verlegen bemüht ist, hat sich das letztere durch die Hintertür der verzweiflungsvoll-sehnsüchtigen Fiktion, in der es die Unterschicht kultiviert, längst wieder auf dem Schauplatz eingefunden und bestimmt in der aus triumphalem Siegeszug und fatalem Schicksalsschlag zusammengesetzten naturkreisläufigen Biographie, in der die Unterschicht es behauptet, eben die ganze, eigentlich nur auf seine Prävention gemünzte, priesterkönigliche Opferhandlung.
Um der Entwendung des Opferkults durch den dionysischen Herrn wehren zu können, müßte der Priesterkönig Beelzebub mit dem Teufel austreiben und der Halbwahrheit eines die aristokratische Reichtumsphäre negierenden Herrn der agrarischen Subsistenz die volle Wahrheit des von Negativität gegen die theokratische Gesellschaft als ganze erfüllten opferentsprungen anderen Subjekts entgegenhalten. Das aber wäre der Offenbarungseid für die priesterköniglichen Patrone, die Götter. Da indes empirisch der dionysische Herr die Götter nicht weniger außer Kraft setzt, als dies das epiphanische Subjekt ontologisch tut, und da zugleich jene Außerkraftsetzung der Götter Hand in Hand mit einer klassenkonfrontativen Spaltung der theokratischen Gesellschaft geht, entschließt sich die Oberschicht, der vollen Wahrheit, eben dem ex improviso des Opfers erscheinenden vernichtend wahren Sein der Götter, ins Auge zu blicken und vollzieht so den Übergang vom Opferkult zur Wesensschau.
Der von der Unterschicht kraft ihrer Fiktion durchgesetzten Interpretation seines Tuns hat der Priesterkönig im Todesfall des anderen Subjekts ebenso wenig wie zu seinen Lebzeiten etwas entgegenzustellen: Wie er zu Lebzeiten des epiphanischen Subjekts die Opferhandlung als ränkevollen Anschlag auf das Leben des Lebendigen akzeptieren muß, so muß er nach dessen Sakrifizierung und Tod die Opferhandlung als reuevollen Beitrag zur Resurrektion des Toten gelten lassen. Was ihn dazu zwingt, ist hier wie dort die rituell abbreviierte, präzipitativ kurzgeschlossene, das Opfer im unmittelbaren Anschluß an seine Darbringung auch schon wieder beseitigende Form der Handlung, die deren als Tribut an die Götter ausgegebenen offiziellen Zweck Lügen straft beziehungsweise ad absurdum führt und die in der Tat der Erklärung, die durch Rekurs auf das andere Subjekt die Unterschicht statt dessen hier wie dort anzubieten vermag, eine mangels alternativer Lesart unwiderstehliche Plausiblität verleiht. Um nämlich der epiphaniebezogenen Interpretation, die der überstürzten Zerstörungswut seines sakrifiziellen Tuns die Unterschicht so oder so angedeihen läßt, mit einer alternativen Erklärung entgegentreten zu können, müßte ja der Priesterkönig auf das nicht minder epiphaniebezogene geheime Motiv zu sprechen kommen, das er für diese kurzschlüssig selbstzerstörerische Form seines Tuns in Wahrheit hat: er müßte von seiner in actu des Sakramentums stillschweigend verfolgten Absicht sprechen, das demonstrativ-repräsentative Opfer an die Götter mit einer Prävention des ex improviso solchen Opfers drohenden monstrativ-präsentativen Erscheinens des anderen Subjekts zu verknüpfen. Er müßte mit anderen Worten den Beelzebub des von der Unterschicht seinem sakrifiziellen Tun als fiktiver Beweggrund unterstellten vegetationsentsprossen dionysischen Gegenspielers der Götter mit dem Luzifer des seinem Tun als tatsächliches Bestimmungskriterium zugrunde liegenden opferentsprungen sakrilegischen Wechselbalgs der Götter austreiben. Das heißt, er müßte genau jene für den Kult der Götter als der wahren Herren des Reichtums vernichtende Erfahrung ins Feld führen, über die nicht nur kein Wort zu verlieren, sondern die überhaupt aller Wahrnehmung zu entziehen und von jedem Bewußtsein fernzuhalten, der ganze Sinn und Zweck jener kurzschlüssig abbreviierten Opferhandlung ist: die Erfahrung nämlich eines ex improviso der sakramentalen Darbringung den göttlichen Adressaten blühenden furchtbaren Offenbarungseids, einer die plural wahren Herren des Reichtums und anonym wirklichen überflußeigner im Augenblick des Sakraments ereilenden rückhaltlosen Entlarvung in der singularen Gestalt und personalen Identität des von unbedingter Indifferenz gegen den Reichtum erfüllten, von absoluter Negativität vor dem Überfluß getragenen anderen Subjekts. Um die von seiten des Herrn der agrarischen Unterschicht seinen Göttern drohende empiriologische Konkurrenz in der Bedeutung eines sein Opferhandeln bestimmenden Motivs widerlegen zu können, wäre also der Priesterkönig gezwungen, den ontologischen Konkurs ins Auge zu fassen und mehr noch zur Sprache zu bringen, der in actu der Opferepiphanie die Götter im eigenen Hause heimzusuchen tendiert und auf dessen Abwehr das priesterköniglich sakrifizielle Handeln in Wahrheit gerichtet ist.
Welchen Nutzen sollte aber diese rückhaltlose Aufklärung der Situation, diese die Erklärung der Unterschicht für sein sakrifizielles Tun als Scheinbegründung, als Rationalisierung entlarvende Aufdeckung seiner wahren Beweggründe dem Priesterkönig wohl bringen? Was sollte sie ihm im Blick auf sein entscheidendes Interesse, sich sein Opferhandeln nicht durch die Unterschicht pervertieren und zu Diensten des Dionysos zweckentfremden zu lassen, sondern es als ein auf seine Patrone, die wahren Herren des Reichtums, die Götter, gemünztes Procedere sich zu erhalten, eigentlich frommen? Wohl hätte er durch solche Aufklärung sein sakrifizielles Handeln der von der Unterschicht geforderten Umzentrierung auf deren epiphanische Fiktion entzogen und seinen eigenen Göttern revindiziert, aber nur um den Preis, daß er dabei diese eigenen Götter als Fiktion entlarvt und nämlich in ihrer wahren Gestalt und wirklichen Identität als ex improviso des Opfers selbst erscheinendes singular-personales Subjekt bloßgestellt hätte! Wohl wäre ihm durch solche Aufklärung gelungen, die von der Unterschicht propagierte Halbwahrheit, daß sein Tun Reaktion auf die naturentsprossen wirkliche Präsenz eines den Geltungsanspruch der Götter widerlegenden reichtumverachtend anderen Subjekts sei, zurückzuweisen, aber nur um den Preis einer Aufdeckung der ganzen Wahrheit, daß sein Tun vielmehr Abwehr der als Selbstwiderlegung offenbaren, opferentsprungen möglichen Präsentation der Götter selbst als dies reichtumverachtend andere Subjekt ist. Genau die götterkultvernichtend autogene Epiphanieerfahrung, die der Priesterkönig bis dahin alles daransetzt, von der Opferhandlung durch die beschriebene rituelle Abbreviatur des Darbringungsakts fernzuhalten, müßte er jetzt ins Bewußtsein rufen und zur Sprache bringen, um die götterkultwiderlegend heterogene Epiphaniebehauptung, mit der die Unterschicht ihn bedrängt, aus dem Feld zu schlagen. Wo aber wäre da der Gewinn? Hieße das nicht in der Tat, Schlimmes mit Schlimmerem zu bekämpfen, Beelzebub mit Luzifer auszutreiben? Und ist angesichts dessen der Priesterkönig nicht besser beraten, die von der Unterschicht aufgebrachte Fiktion eines götterkultwiderlegenden Herrn des Brot-und-Wein-Kults als das geringere Übel in Kauf zu nehmen und die dieser Fiktion entspringende Heteronomisierung seines Tuns mit Geduld zu ertragen? Hat nicht diese die Opferhandlung den Göttern entreißende und in einen Beweis der eigenen epiphanischen Wirklichkeit umfunktionierende Fiktion der Unterschicht noch das vergleichsweise Annehmliche, daß sie bei aller Deprivation und Ausschließung, die sie ihnen widerfahren läßt, die Götter als solche jedenfalls nicht in Frage stellt oder, positiv ausgedrückt, in ihrem Jenseits und vielmehr Abseits bestehen und fortdauern läßt, wohingegen jeder Versuch, ihnen die Opferhandlung zu revindizieren, auf eine Aufdeckung des ihnen von Haus aus eigenen fiktiven Charakters und nämlich darauf hinausläuft, sie im epiphanischen Subjekt ex improviso des Opfers selbst mit ihrer höchstsingularisch wahren Gestalt und ihrer höchstpersönlich wirklichen Identität zu konfrontieren? Eben diesen Unterschied indes, daß die Vereinnahmung der priesterköniglichen Handlungen für den Epiphaniekult der Unterschicht immerhin doch die olympischen Herren des Reichtums als solche ungeschoren lasse, während der Versuch, jene Handlungen dem Kult der Götter zurückzugewinnen, die letzteren in den Konkurs und Offenbarungseid treibe, eben diesen vermeintlichen Vorzug, den die einfache Usurpation des Opfers durch den Herrn der Subsistenz vor der versuchten Rückerstattung des Opfers an die Herren des Reichtums hat und der dafür spricht, die Usurpation als geringeres Übel in Kauf zu nehmen – eben diesen behaupteten Vorteil macht tatsächlich die geschilderte Totalisierung des Herrn der Subsistenz zu einem im Todesfall nicht weniger als zu Lebzeiten bestimmenden Bezugspunkt und dominierenden Gegenstand des Interesses zunichte. Indem das Fiktivum der Unterschicht, das naturentsprossen epiphanische Subjekt, nicht nur zu seinen Lebzeiten die priesterköniglichen Opferhandlungen den Göttern entwendet und in einen verfolgungwütig negativen Beweis seiner eigenen Lebendigkeit umfunktioniert, sondern darüber hinaus im Tode die auf seinen plutonisch-unterweltlichen Aufenthaltsort reduzierte olympisch-jenseitige Stelle der Götter einnimmt und das priesterkönigliche Tun in einen reueerfüllt selbstverleugnenden Akt der Vorbereitung seiner eigenen epiphanischen Wiederkehr ummünzt, verdrängt es auf seine empiriologisch-naturzyklische Weise die wahren Herren des Reichtums, die Götter, nicht weniger nachdrücklich und schafft sie nicht weniger effektiv aus der Welt, als dies auf seine ontologisch-identitätspraktische Art das als die Wahrheit der Götter opferentsprungen andere Subjekt tut. Eine Epiphanie, die im Zuge ihres heterogenen, aus orgiastischem Aufruhr, Sakrifizierung und Resurrektion geschlossenen Zirkels den Göttern nicht nur zu Lebzeiten die gesamte Schau stiehlt, sondern mehr noch im Tode den angestammten Platz streitig macht, muß de facto die Götter nicht weniger zugrunderichten und von der Bildfläche verschwinden lassen, als dies de jure einer Epiphanie gelingt, die sich als die autogene Offenbarung der Götter selbst zu verstehen gibt.
Und in dem Maß, wie so der leichte Vorzug, den im Blick auf den Erhalt der Götter als solcher das dionysische Subjekt sub conditione der agrarischen Subsistenz im Vergleich mit dem sakrilegischen Subjekt ex improviso des Opferreichtums vermeintlich aufweist – wie also dieser angebliche Vorteil sich als haarspalterische Nichtigkeit empirisch-faktisch vertut, in eben dem Maß rückt der gravierende Nachteil in den Vordergrund, den die dionysische Epiphanie gegenüber der sakrilegischen in anderer Hinsicht für Priesterkönig und Opfergemeinde hat. Die Oberschicht sieht sich mit anderen Worten in aller, durch keine anderweitige Annehmlichkeit gemilderten Schroffheit der geschilderten Tatsache konfrontiert, daß im Unterschied zum sakrilegischen Subjekt ex improviso des aristokratischen Opfers das dionysische Konstrukt sub conditione der agrarischen Subsistenz sich ja nicht darauf beschränkt, der reichtumorientiert theokratischen Gesellschaft in genere seine disqualifizierend unbedingte Indifferenz zu bezeigen, sondern vielmehr durch die affirmative Wendung, die es nimmt, durch die positive Identifizierung mit dem agrarischen Lebensbereich, die es vollzieht, sich in specie darauf versteift, diese seine Indifferenz gegen die von ihr, der Oberschicht, in lebensartlicher Apartheit eingenommene Reichtumsphäre beziehungsweise in totenkultanaloger Separatheit wahrgenommene Überflußkultur zu richten. So wahr die von der Unterschicht behauptete Fiktion eines als orgiastischer Herr der Subsistenz fortlebenden beziehungsweise wiederauferstehenden anderen Subjekts die überflußverwerfend absolute Negativität, in der dieses andere Subjekt sich ursprünglich konstituiert, auf der Basis einer jahreszeitlich bedingten Illusion bäuerlicher Autarkie in ein Ausdrucksmittel und Erfüllungsorgan des von der Unterschicht gegen die Fron im Dienste der Oberschicht angesammelten Ressentiments und ihres Verlangens nach Befreiung von Frondienst verwandelt, so wahr läßt sie jene Negativität eine pointiert gegen die aristokratische Reichtumsphäre sich richtende sozialkritische Bedeutung gewinnen und münzt sie um in eine das Schichtmodell der theokratischen Gesellschaft fundamental in Frage stellende gesellschaftsinterne Insubordinations- und Widerstandsfigur. Ausgehend von und Anstoß nehmend an der dichotomischen Klassenstruktur der theokratischen Gesellschaft führt die fronende Unterschicht das andere Subjekt in der fiktiven Gestalt eines Herrn des einfachen Lebens als förmlichen Sprengsatz in diese Struktur ein und macht, indem sie seiner Negativität gegenüber dem Reichtum die positive Seite eines sichselbstgleichen Insistierens auf der bloßen Subsistenz vindiziert und es so zum Parteigänger und Fürsprecher der vermeintlichen Selbstgenügsamkeit ihres agrarischen Daseins erklärt, mit seiner Hilfe der Oberschicht den Prozeß ihrer qua Leben im Überfluß funktionalen Überflüssigkeit, qua Existenz in der Reichtumsphäre sozialen Sinnlosigkeit.
Und angesichts solcher sozialen Sinnlosigkeit, mit der die ins sozialkritisch Positive gewendete Negativität des epiphanischen Subjekts der Unterschicht ihr Leben im Überfluß bedroht, angesichts solcher auf sie als gesellschaftliche Klasse und Nutznießer des Reichtums gezielten totalen Dysfunktionalisierung durch das von der Unterschicht zum subsistentiellen Heilsbringer erkorene andere Subjekt muß Priesterkönig und Opfergemeine nun das Verhältnis zwischen diesem epiphanischen Subjekt der Unterschicht und der hauseigenen, opferentsprungenen Epiphanie in einem ganz anderen Licht sich präsentieren, muß ihnen tatsächlich die Frage nach dem Sinn und Nutzen einer Austreibung Beelzebubs durch Luzifer ganz neu und vielmehr radikal revidiert sich darbieten. So gewiß Beelzebub, die von der Unterschicht hochgehaltene naturentsprossene Epiphanie die angeblich wahren Herren des Reichtums, die Götter, faktisch-empirisch um kein Jota weniger effektiv verdrängt und ersetzt, als dies kategorisch-systematisch Luzifer, die vom Priesterkönig heraufbeschworene opferentsprungene Epiphanie, tut, und so gewiß aber der die Götter durch seine Figur substituierende Beelzebub im Unterschied zu dem die Götter in seiner Person identifizierenden Luzifer darüber hinaus auch noch jene reichtumverachtend absolute Negativität, die er wie letzterer verkörpert, in ein prononciert gegen das aristokratische Leben im Überfluß gewendetes sozialkritisches Instrument umfunktioniert, in ein gesellschaftssprengendes, die Dichotomie der theokratischen Gesellschaft als solche exekutierendes Scheidemittel umbiegt, so gewiß muß es Priesterkönig und Opfergemeinde opportun erscheinen, Beelzebub mit Luzifer auszutreiben, muß es ihnen mit anderen Worten sinnvoll vorkommen, im Gegenzug gegen jene gesellschaftssprengend naturkultliche Fiktion der Unterschicht mit der gesellschaftsunterminierend opferkultlichen eigenen Wahrheit herauszurücken. Diese ex improviso des Opfers erscheinende und die theokratische Gesellschaft in toto mit Entwirklichung bedrohende Wahrheit über das Sein der Götter als reichtumverachtend singulares Subjekt und überflußverwerfend personale Identität: sie ist es, die bis dahin Priesterkönig und Opfergemeinde mit allen Mitteln zuerst der sakrifiziellen Blutrünstigkeit und dann der rituellen Kurzschlüssigkeit zu unterdrücken und vom Bewußtsein fernzuhalten bestrebt waren. Gezwungen, seinem hybrid-totenkultträchtigen Rückfall in eine aller Prokura sich entschlagende absolute Verfügung über den Reichtum durch eine repräsentative Anerkennung der wahren Herren des Reichtums, eben durchs Opferbringen, zuvorzukommen, und aber ex improviso des gebrachten Opfers konfrontiert mit dem als singulariter wahre Gestalt und personaliter wirkliche Identität der Götter epiphanierenden negativitätserfüllt anderen Subjekt, setzt bis dahin der Priesterkönig alles daran, dies götterkultvernichtend andere Subjekt sich wieder aus den Augen zu schaffen, sei's erst einmal repressiv in der Weise, daß er ihm seinen Manifestationscharakter bestreitet und es als sakrilegischen Wechselbalg der Götter sakrifiziert, sei's schließlich dann präventiv in der Form, daß er es durch eine überstürzte Abwicklung des Opferrituals selbst, eine forcierte Exekution der sakrifiziellen Handlung als solcher daran hindert, überhaupt in Erscheinung zu treten. Jetzt aber stellt sich heraus, daß das aus Verzweiflung und Sehnsucht gemischte Erlösungsbedürfnis der fronenden Unterschicht ihm einen Strich durch die Rechnung seiner Verdrängungsstrategie gemacht hat und daß das einzige, was er mit letzterer erreicht hat, die Wiederkehr des Verdrängten in der fiktiven Gestalt eines wider den Stachel der aristokratischen Reichtumsphäre löckenden orgiastisch affirmativen Herrn der agrarischen Subsistenz ist. Was er dank seiner Abwehr- und Präventivmaßnahmen als den ex improviso des Opfers erscheinenden Offenbarungseid der Götter erfolgreich aus der Welt schafft, das sieht er kraft der ebenso verzweiflungs- wie sehnsuchtsvoll illusionsgegründeten Fiktion der Unterschicht in der fruchtbarkeitskultlich-naturentsprossenen Erscheinung des Dionysos wiederkehren, der durch seine im Leben wie im Tode alles okkupierende und ins Beweismittel seiner eigenen Biographie umfunktionierende Vordringlichkeit faktisch-empirisch die Götter nicht weniger entschieden in den Konkurs treibt, als dies kategorisch-systematisch die Opferepiphanie tut, und der aber zum existentialkritisch-generellen Affront der Negativität, mit der er der Reichtumorientierung der theokratischen Gesellschaft begegnet, noch den Tort der sozialkritisch-speziellen Wendung hinzufügt, die er dieser Negativität gibt, indem er sie als angeblich positive Parteinahme für die agrarische Subsistenzweise der Unterschicht auf eine pointierte Stellungnahme gegen die aristokratische Lebensform der Oberschicht reduziert.
Wie sollte wohl diese klassenkonfrontativ-gesellschaftssprengende Bedeutung, die in der von der Unterschicht evozierten wunscherfüllend-fiktiven Gestalt das epiphanische Subjekt annimmt, Priesterkönig und Opfergemeinde gleichgültig lassen können? Wie sollte sie nicht das Bedürfnis bei ihnen wecken, gleichermaßen um des allgemeinen sozialen Friedens und um ihrer eigenen politisch-ökonomischen Stellung willen jenem von der Unterschicht in Szene gesetzten Propheten und vielmehr Heiland einer reichtumenthoben unmittelbaren Subsistenz das sozialkritische Handwerk zu legen? Mit ihrem eingeschliffenen götterkultlichen Ritual und den gewohnten sakrifiziellen Mitteln aber sind sie offenkundig außerstande dazu. Getragen vom verzweiflungsvollen Glauben und von der sehnsuchtsvollen Einbildungskraft der Unterschicht, funktioniert, wie gesehen, das epiphanische Subjekt der agrarischen Subsistenz den gesamten priesterköniglichen Götterkult unwiderstehlich in einen Indizienprozeß um, in einen fortlaufenden Beweisgang für seine im Tode wie zu Lebzeiten zyklisch zwingende Allgegenwart, seine biographische Übermacht. Zu solcher Umfunktionierung disponiert ist es kraft der halben Wahrheit, die es verkörpert, kraft der wie sehr auch ins fälschlich Positive der einfachen Subsistenz gewendeten reichtumverachtenden Negativität, mit der es die angeblich wahren Herren des Reichtums, die Götter, konfrontiert. Weil ihre den Göttern geweihten opferkultlichen Veranstaltungen einzig und allein dem Zweck dienen, sich die Wahrheit über erstere vom Leibe zu halten, haben Priesterkönig und Opfergemeinde der unvermuteten interpretativen Indienstnahme ihres sakrifiziellen Tuns für jene in der Fiktion der Unterschicht gestaltgewordene halbe Wahrheit partout nichts entgegenzusetzen. Sie haben der von der Unterschicht inbrünstig bezeugten halben Wahrheit – daß statt der anonym-pluralen olympischen Herren des Reichtums das singular-personale dionysisch andere Subjekt funktionell erscheint und substantiell ist – nichts entgegenzusetzen, es sei denn die von ihnen selbst insgeheim erfahrene ganze Wahrheit – daß das ex improviso ihres eigenen Tuns erscheinende sakrilegisch andere Subjekt nichts anderes ist als das substantiell wahre Sein und die funktionell wirkliche Identität jener olympischen Herren des Reichtums.
Sozial bedrängt und in ihrem Status als Sachwalterin und Nutznießerin des Reichtums fundamental bedroht durch die von der Unterschicht propagierte Halbwahrheit eines kraft agrarischer Selbstgenügsamkeit oder orgiastischer Sichselbstgleichheit reichtumverachtend anderen Subjekts, greift die Oberschicht, um sich dieser Halbwahrheit zu erwehren, zum äußersten Mittel: zur vollen Wahrheit – zu der durchs Opfersakrament monstrierten Wahrheit nämlich von der aller affirmativen Bezug- und positiven Parteinahme baren absoluten Negativität, in der das reichtumverachtend andere Subjekt ursprünglich sich behauptet. Um nicht immerzu der Dysfunktionalisierung und Diskriminierung ausgeliefert zu sein, der das von der Unterschicht zum sozialen Nothelfer erkorene und in den Heiland einer reichtumüberhoben unmittelbaren Subsistenz umgebogene epiphanische Subjekt ihren als aristokratische Reichtumsphäre ausgewiesenen gesellschaftlichen Bereich in specie unterwirft, stellt sich die Oberschicht der Irrealisierung, mit der dies epiphanische Subjekt in der Wahrheit und Wirklichkeit seines nicht schon in die Fiktion der Unterschicht überführten, opfersituativ monstrierten Erscheinens die theokratische Gesellschaft in toto und ihre Reichtumorientierung in genere konfrontiert. Das heißt sie tut etwas, was noch niemand im Verlauf der reichtumbestimmten Entwicklung der menschlichen Gesellschaft vor ihr gewagt hat zu tun: Sie blickt dem Geschöpf des Reichtums, dem ex improviso des Überflusses erscheinenden anderen Subjekt in seiner ganzen, die Reichtumorientierung ins Nichts irrweghafter Abseitigkeit stoßenden unbedingten Indifferenz, seiner ganzen, über die Überflußperspektive den Stab halluzinatorischer Vergeblichkeit brechenden absoluten Negativität ins Auge. In historisch entscheidender Weise vollzieht die Oberschicht unter dem sozialen Druck, den die Unterschicht mit ihrer klassenspezifisch fiktiven Version vom Geschöpf des Reichtums auf sie ausübt, einen fundamentalen Richtungswechsel und reißt, statt jenem Basilisken eine reichtumbezügliche Identifizierung abzuverlangen, statt jenem Schreckenshaupt die überflußverträglichen Masken sei's des heroischen Reichtumbildners, sei's des plutonischen Reichtumhorters, sei's des olympischen Reichtumeigners aufzusetzen, ihm vielmehr die letzte dieser Masken, eben die der in olympischer Jenseitigkeit wahren Herren des Reichtums, herunter, um es in der Unverhohlenheit und Selbigkeit, in der es zuletzt ex improviso des sakramentalen Darbringungsakts sich offenbart und als die hinter allem anonymen Vorwand und pluralen Schein perennierende singulare Wirklichkeit herausgestellt hat, zur Geltung zu bringen. Der Vorteil dieser die Götter demaskierenden und als das reichtumverachtend andere Subjekt ex improviso des Reichtums realisierenden diametralen Wendung der Oberschicht ist klar: mittels ihrer Anerkennung der opferbezeugt luziferischen wahren Identität und wirklichen Personalität der Götter schlägt die Oberschicht das von der Unterschicht in der Gestalt des Herrn der Subsistenz geltend gemachte beelzebübische Vexierbild jener Identität aus dem Felde und ersetzt dessen gesellschaftssprengend sozialkritische Stoßrichtung, seinen gegen die aristokratische Reichtumsphäre in specie gekehrten Impetus durch eine die theokratische Gesellschaft in genere ebensosehr aussparende wie umfassende unbedingte Indifferenz, eine die soziale Einheit und integrale Kontinuität jener Gesellschaft tatsächlich gar nicht berührende absolute Negativität. Nicht minder klar aber ist, wie gesagt, der Preis, den sie dafür bezahlen muß. Bezahlt wird die auf diesem Weg erreichte Erhaltung der sozialen Einheit und integralen Kontinuität der theokratischen Gesellschaft mit einer die letztere im Kernpunkt ihrer Reichtumorientierung, im Brennpunkt ihrer Überflußerspektive ereilenden grundlegenden Entwirklichung und vollständigen Entwertung. Indem in Abwehr der von der Unterschicht ins Spiel gebrachten dionysischen Epiphanie die aristokratische Oberschicht ihre eigene, dem sakramentalen Darbringungsakt entsprungene sakrilegische Epiphanieerfahrung geltend macht und als die wahre Identität der in ätherischer Anonymität jenseitigen Herren des Reichtums das von unbedingter Indifferenz gegen den Reichtum bestimmte singularisch andere Subjekt ex improviso des Reichtums ins Auge faßt, gewahrt sie als den unbedingt alternativen Bezugspunkt, den absolut novellierten Fluchtpunkt der reichtumorientiert theokratischen Gesellschaft jenes ursprünglich andere Sein aus mythologischer Zeit, das ex anteriori seiner in integrum restituierten jenseitigen Ursprünglichkeit, a priori seiner in pristinum reduzierten transzendenten Uranfänglichkeit gar nicht verfehlen kann, die gesamte reichtumbestimmte Entwicklung der theokratischen Gesellschaft zum historiologisch irrweghaften Abfall und ontologisch halluzinatorischen Schein zu erklären, und das eben wegen der ontologischen Entwertung, der es sie aussetzt, die theokratische Gesellschaft – nicht anders als ihre stammesgemeinschaftlichen Vorgängerinnen! – allen als Selbstbehauptungsinteresse denkbar guten Grund hatte, hinter der von ihr als die olympischen Götter dingfest gemachten Maske einer relativ reichtumbezüglichen Existenz zum Verschwinden zu bringen. Genau dieses von der Indifferenz einer ontologisch exklusiven Ursprünglichkeit geprägte, von der Negativität einer historiologisch disjunktiven Uranfänglichkeit erfüllte basiliskenhafte Schreckenshaupt faßt um der Abwendung seines von der agrarischen Unterschicht aufgepflanzten, vexierbildlich mänadischen, gesellschaftssprengenden Gegenstücks willen die aristokratische Oberschicht in den Blick, zu ihm als zu der erkannt offenbaren Wirklichkeit der Götter beschließt sie, sich zu verhalten.
Aber kann sie das überhaupt? Ist nicht dies gerade das basiliskenhaft Schreckliche, augenblicklich Vernichtende an jenem als das singular wahre Sein hinter dem Schein pluraler Herren des Reichtums ausgemachten anderen Subjekt, daß es jedes in den Tätigkeitsbedingungen und Wertbestimmungen des diesseitigen Daseins gründende Verhältnis zu ihm kategorisch zurückweist und vielmehr indifferentistisch verwirft, daß es kraft der a priori historiologischen Disqualifizierung, der es das wesentlich reichtumproduzierende Kollektiv unterwirft, jedem im Rahmen dieser produktiven Orientierung unternommenen Versuch, sich mit ihm ins Benehmen zu setzen, eine disjunktiv absolute Absage erteilt? Soll die Oberschicht sich mit jenem als die basiliskenhafte Wahrheit der Götter nunmehr wahrgenommenen, opferepiphanisch anderen Subjekt etwa dadurch in relativen Einklang zurückzubringen suchen, daß sie ihm durch ihren Protagonisten, den Priesterkönig, in der gewohnten Weise Opfer darbringen läßt? Das einzige und äußerste, was sie damit erreichen kann, ist, die schreckliche Wahrheit, die sie jetzt weiß und bekennt, ex improviso ihres sakramentalen Kontaktversuchs eigens noch einmal vorgeführt und bezeugt zu bekommen: die Wahrheit nämlich, daß die theokratische Gesellschaft nicht anders als ihre stammesgemeinschaftlichen Vorgängerinnen sich durch ihren organisierenden Prospekt, ihr bestimmendes Objekt, den Reichtum, an ein Subjekt verwiesen findet, das uno actu seiner Erhebung zum prospektiven Referenz- und objektiven Reflexionspunkt des Reichtumbildungsprozesses diese gesamte, im Reichtum bestehende Objektivität ad absurdum halluzinatorischer Vergeblichkeit führt, diesen ganzen, qua Überflußperspektive sich entfaltenden Prospekt in der Sackgasse fehlleistungshafter Überflüssigkeit enden läßt. Das heißt, die Oberschicht riskiert, mit ihren durch die Gewohnheiten eines Lebens im Reichtum bestimmten Verhaltensweisen nur noch einmal bestätigt zu bekommen, daß sie im dynamischen Sinn einer als regelrecht ontologischer Sprung durchschlagenden Vereitelung sich zu jenem von absoluter Negativität erfüllten anderen Subjekt schlechterdings nicht verhalten kann, weil es a priori seines ex improviso des Reichtums restituierten Seins eben diesen Reichtum, der es als das wahre Sein restituiert und der insofern der reichtumproduzierenden Gesellschaft als die alleinige Basis eines möglichen Verhältnisses zu ihm sich unabweisbar aufdrängt, vielmehr für null und nichtig erklärt und als irrelevanten Irrweg und Schein verwirft. Exakt jenes im anderen Subjekt gestaltgewordene kruzifikatorisch-paradoxale Zugleich von reichtumbedingter Realität und bedingungsloser Irrealisierung des Reichtums, von unwillkürlicher Gesetztheit durch die generellen Lebensbedingungen und sprunghaft individueller Absetzung dieser Lebensbedingungen, von objektivem Bezogensein der Gesellschaft auf eine neue Identität und revokativem Abbruch der Beziehung durch die neue Identität – genau jene als absolute Verhältnislosigkeit ontologisch vernichtende Rückwirkung des ex improviso des gesellschaftlichen Daseins restituiert einen Seins auf das gesellschaftliche Dasein selbst war es ja, die eingangs der ganzen Geschichte die Stammesgemeinschaften zwang, dem restituiert einen Sein die Maske des Heros aufzusetzen, will heißen, ihm mit Mitteln einer mythologischen Umfunktionierung seine absolute Negativität zu verschlagen und es in eine als bestimmte Negation nachweisliche Verhältnismäßigkeit zum Reichtum sich übersetzen zu lassen – eine Nötigung, die sich dann mit allen Konsequenzen eines ebenso unausgesetzt wie modifiziert maskenbildnerischen Verhaltens bis hin zum Götterkult der theokratischen Gesellschaft selbst, bis hin zur Ersetzung des ontologisch reichtumabweisenden einen Seins durch das Konstrukt olympisch abwesender Herren des Reichtums, kontinuierte.
Und diese durchgängig maskenbildnerische Tätigkeit gibt nun also die Oberschicht der theokratischen Gesellschaft unter dem Eindruck der reichtumfeindlich-beelzebübischen, volksreligiös-baalskultlichen Gegenversion, mit der die Unterschicht ihr zu Leibe rückt, kurzerhand auf. Konfrontiert mit jener sozialkritisch-gegenkultlichen Halbwahrheit, zu deren Kreation ihre eigene opferkultliche Maskenbildnerei das fronende Volk provoziert, läßt die Oberschicht kurzentschlossen die Masken fahren und gibt der im anderen Subjekt als daseinskritisch ursprünglichem Sein, als geschichtsrevokativ absolutem Anfang bestehenden vollen Wahrheit die Ehre, um mit ihr die gesellschaftskritisch pointierte, schichtspezifisch determinierte Halbwahrheit der Unterschicht aus dem Felde zu schlagen. Wie dann aber – noch einmal gefragt – soll und kann die Oberschicht sich zu dieser unter dem Druck des falschen Zeugnisses, das die Unterschicht wider sie ablegt, offen eingestandenen Wahrheit selbst verhalten? Sicher ist, daß sie die Wahrheit so, wie sie sich unmittelbar präsentiert – als ein aus ihren, der Oberschicht, eigensten Lebensbedingungen, ihrer eigensten Daseinsbestimmung, dem Reichtum, sich in integrum restituierendes, irrealisierend vernichtendes, gestaltgewordenes Verdikt über eben diese Lebensbedingungen und entqualifizierend absolutes, subjektgewordenes Veto gegen eben diese Daseinsbestimmung –, unter keinen Umständen akzeptieren, geschweige denn sich dazu verhalten kann! Und ebenso sicher ist, daß sie der maskenbildnerischen Möglichkeit, diese vernichtende Wahrheit durch eine mit mythologisch-heroologischen Mitteln ihr dennoch vindizierte und bis in den Götterkult hinein kontinuierte herrschaftliche Beziehung auf den Reichtumprospekt und eigentümliche Einbindung in die Überflußperspektive zu entschärfen und erträglich werden zu lassen, sich angesichts des epiphaniekultlich-sozialkritischen Mißbrauchs, den die Unterschicht mit der solcherart hinter der Maske relativer Reichtumverträglichkeit zum Verschwinden gebrachten Wahrheit treibt, unwiderruflich begeben hat. Was ihr unter diesen dilemmatischen Umständen als Ausweg bleibt, ist eine im Salto mortale durchgesetzte resultative Konversion zu und aktive Identifizierung mit der als toto coelo anderes Subjekt anerkannten vernichtenden Wahrheit, ist die Bereitschaft, diese Wahrheit, um sie nicht weiterhin in der unerträglichen Form eines ex improviso des reichtümlich eigenen Daseins über das letztere ausgesprochenen objektiven Vetos und verhängten absoluten Verdikts sich bieten lassen zu müssen, vielmehr aus freien Stücken sich zuzuziehen und als eine von ihr, der Oberschicht, selbst vertretene Einstellung und existentiell geteilte Bestimmung gegen das vormals eigene Dasein als gegen ein nunmehr durch sie selber fundamental in Frage gestelltes und nämlich von der ganzen Negativität der Wahrheit, ihrer ganzen Irrealisierungskraft und Entqualifizierungsbedeutung betroffenes Fremdes zur Geltung zu bringen. Was ihr bleibt, ist ein mit dem wahrhaftig anderen Subjekt vollzogener veritabler Rollentausch: So, wie bis dahin das andere Subjekt in seiner vernichtenden Wahrheit sich auf Grund der mythologisch-kultischen Manipulationen der Gesellschaft seiner Negativität hat entschlagen und bereitfinden müssen, auf dem bei aller spezifischen Differenz und negativen Reserve gemeinsamen Grund und Boden der Reichtumrücksicht Fuß zu fassen, muß umgekehrt nun die Gesellschaft in persona der Oberschicht bereit sein, sich von der vernichtenden Wahrheit des anderen Subjekts ihre reichtumbezügliche Positivität verschlagen zu lassen und in der Fluchtlinie der jene Wahrheit bestimmenden Negativität als in einem ihr ganzes bisheriges Dasein suspendierenden Existential Aufstellung zu nehmen. Was ihr also, um der unverkraftbaren Negativität jener aus der eigenen Objektivität sie ereilenden vernichtenden Wahrheit des anderen Subjekts zu entrinnen, bleibt, ist eine vollständige Umkehrung ihres bisherigen Verhaltens, eine förmliche Konversion. Was sie alloplastisch nicht mehr verändern, in eine relative Affirmation der reichtumzentriert eigenen Lebensbedingungen mythologisch-kultisch nicht mehr umfunktionieren kann, mit dem muß sie sich autoplastisch identifizieren, das muß sie in eigener Person gegen diese Lebensbedingungen vorbringen und geltend machen, um es als objektives Schreckensbild sich aus den Augen zu schaffen und seinem sie in den ontologischen Offenbarungseid ihres eigenen Daseins verstrickenden restitutiven Tribunal nicht mehr konfrontiert zu sein. Was der Oberschicht bleibt, ist die Ersetzung des religiösen Kults durch die Herrschaft des Wesens.