3. Der Erleuchtete
Die Unterstützung der Artgenossen gibt dem Weltflüchtigen zu denken; er erkennt, daß er sich in eine Sackgasse verrannt hat, insofern seine Negation der Welt zu einer ins Negierte integrierten Position geworden ist. Er täte besser daran, die asketischen Selbstreinigungsbemühungen aufzugeben und umstandslos zur Weltflucht zurückzukehren. Aber kann er das angesichts der Sabotagedrohung, die von seinen eigenen, nach wie vor unbewältigten Trieben und Gewohnheiten ausgehen?
Genau diese Verehrung und Unterstützung, die er mit seinem Programm einer Befreiung von den Fesseln leiblich-seelischer Daseinsverfallenheit, mit seinem Projekt einer zur Weltflucht geschickt machenden asketischen Selbstüberwindung bei den Artgenossen genießt, muß den für die Dauer des Projekts von seinem eigentlichen Vorhaben abgerückten und in den Kreis der Artgenossen oder jedenfalls an dessen Peripherie zurückgekehrten Weltflüchtigen nun aber nachdenklich stimmen. Für seine ihn in den Asketen verwandelnde Vorgehensweise, die nach Maßgabe der in ihr statthabenden Unterbrechung der Weltfluchtmotion und Rückkehr an den von den Artgenossen festgehaltenen Ausgangspunkt besser als Regreßverfahren zu bezeichnen wäre, glaubt er bislang gute und als Rechfertigung vollauf hinreichende Gründe zu haben. Daß er sich um einer ebenso zielgerichteten wie solidarischen Weltflucht willen in paradigmatisch-kursorischer Überwindungsabsicht der Probleme der Artgenossen annimmt und den Säumigen auf die Sprünge zu helfen bereit ist, kommt ihm genauso vernünftig vor, wie es ihm notwendig erscheint, jene manifesten Probleme der Artgenossen, nachdem er in ihnen die latent eigenen Stolpersteine und Fallstricke erkannt hat, vor allem Versuch einer beispielgebenden Überwindung erst einmal selbst in den Griff zu bekommen und als eine ihn persönlich belastende Hypothek zu bewältigen. Und sogar daß diese Bewältigungsprozedur den Umfang und die Bedeutung einer unabsehbar asketischen Anstrengung, eines zur Lebensaufgabe sich entfaltenden Exerzitiums gewinnt, kann ihn bis dahin noch eine zwar bedauerliche, aber durch die Umstände gerechtfertigte Komplikation, eine durch das Interesse an der Sicherstellung der Weltfluchtperspektive wohlbegründete Abhaltung dünken. Auch wenn solch garantiert lebenslange Abhaltung die Weltfluchtperspektive de facto aus einem realen Projekt zu einem idealen Prospekt, aus einem praktischen Zweck zu einem theoretischen Soll verflüchtigt, kann der zum Asketen gewordene Weltflüchtige doch nach wie vor an die Überzeugung sich klammern, daß an einer als conditio sine qua non aller Weltflucht wohlverstandenen vorherigen Überwindung seiner persönlichen Bindungen ans diesseitige Dasein und heimlichen Verfallenheit an die Welt der Erscheinungen kein Weg für ihn vorbeiführe.
Exakt in diesem Punkt aber sticht ihm nun die affirmative, integrative Reaktion der Artgenossen, die Art, wie diese ihn nicht nur in seinem Winkel respektvoll gewähren, sondern ihm mehr noch die für sein asketisches Entmaterialisierungsgeschäft erforderliche materielle Unterstützung zuteil werden lassen, den Star. Daß der Kampf gegen die als sein eigenes, wie immer latentes Problem wiedererkannte Daseinsverfallenheit der Artgenossen sich als eine biographisch endlos in die Länge gezogene, faktisch unabsehbare Auseinandersetzung erweist, läßt sich als bloße, wie sehr auch folgenreiche Erschwerung der Lage akzeptieren. Aber daß sich unter der Hand seiner Unabsehbarkeit der Kampf gegen die gewohnte Lebensweise in einen Teil der Lebensweise, in deren integrierendes Moment, verwandelt – diese objektive Verkehrung der Situation muß wie ein Offenbarungseid wirken, der die prinzipielle Verfehltheit des asketischen Tuns ans Licht bringt. Und nichts anderes signalisiert ja die Zuvorkommenheit und Unterstützungsbereitschaft, mit der die Artgenossen dem asketischen Treiben aus respektvoller Entfernung beiwohnen: daß die Negation, die der Asket übt, zu einer ins Negierte integrierten Position, der beherzte Widerstand, den er der Verstrickung in die Welt leistet, zu einem festen Bestandteil eben dieser Verstrickung geworden ist, kurz, daß er, der um die Sprengung des Kontinuums der empirischen Existenz bemühte Asket, sich im perfekten Selbstwiderspruch zu einer Institution in genau dem Kontinuum entwickelt hat, das er eigentlich sprengen will.
Der Einsicht, daß es sich bei dem existentiellen Selbstwiderspruch, in den er, der erklärte Gegner aller Verstrickungen, sich verstrickt hat und in dem das affirmative Verhalten der Artgenossen ihn unmißverständlich bloßstellt, um den Ausdruck einer prinzipiellen Verfehltheit seines asketischen Verfahrens, um das Kennzeichen eines objektiven Verhängnisses und nicht bloß um das Ergebnis einer akzidentiellen Verfehlung, eines subjektiven Versäumnisses handelt – dieser Einsicht kann er sich unmöglich verschließen. Auch wenn er vielleicht nur zu gern an dem in der lebensprojektiven Ausdehnung der Exerzitien beschlossenen und im Sinne einer faktischen Umfunktionierung der ganzen Aktion sich auswirkenden Scheitern seines asketischen Programmes Schuld hätte, weil ihm dann immerhin die Hoffnung bliebe, durch Selbstkorrekturmaßnahmen und verstärkte eigene Anstrengungen doch noch einen erfolgreichen Schluß zu erzwingen – durch die Erfahrungen jahrelanger verbissener Negationsarbeit eines Besseren belehrt, weiß er, daß in letzter Instanz nicht reparabel eigene Nachlässigkeiten und Versäumnisse im Kampf, sondern die unüberwindliche Widerstandskraft und unerschöpfliche Regenerationsfähigkeit des Bekämpften für die qua Institutionalisierung seinem Tun beschiedene Widerlegung die Verantwortung trägt. Nicht, daß er nicht immer wieder einmal in seiner Negationsarbeit nachlässig oder inkonsequent war, es zeitweilig am nötigen Nachdruck bei der Verfolgung des Gegners hat fehlen lassen, sich vielleicht sogar ab und an einer intentionalen Verirrung schuldig gemacht hat, indem er sich vom Bekämpften hinlänglich hat faszinieren und einnehmen lassen, um die Auseinandersetzung mit ihm als willkommene Gelegenheit zur prolongierten Beschäftigung mit ihm aufzufassen und auszukosten. Aber wie sehr er zeitweilig auch säumig gewesen sein und sich sogar jener motivationalen Perversion schuldig gemacht haben mag, beides hat ihn nicht gehindert, seine asketischen Übungen oft und lange genug zu absolvieren und sein in ihnen bestehendes Negationsgeschäft mit hinlänglichem Ernst und Einsatz zu betreiben, um sein Tun als stichhaltige Probe aufs Exempel der faktischen Unüberwindbarkeit der einer gesammelten Weltflucht im Wege stehenden artgenossenschaftlichen Daseinsverfallenheit gelten lassen zu können. Und eben deshalb bleibt es dabei, daß das faktische Resultat der asketischen Exerzitien, die in der Reaktion der Artgenossen zum Offenbarungseid kommende Tatsache nämlich, daß das ganze Programm am Ende nur dazu taugt, der an der artgenossenschaftlichen Lebensweise geübten Negationstätigkeit im Rahmen oder vielmehr am Rande der Lebensweise einen festen Platz zu sichern, gleichbedeutend ist mit einem objektiven Fehlschlag, einem in der Sache selbst gelegenen Scheitern des Selbstreinigungsunternehmens.
Aus objektiven Gründen, die in der Widerstandskraft und Regenerationsfähigkeit der negierten leiblich-seelischen Triebe und persönlichen Gewohnheiten liegen, ist also die asketische Selbstbefreiungsaktion des Weltflüchtigen zum Scheitern verurteilt oder führt sich, genauer gesagt, ad absurdum einer in actu der lang und breit geübten Negationstätigkeit fortlaufenden faktischen Affirmation des Negierten. Was aber folgt für den Weltflüchtigen aus diesem Scheitern seines Askeseprogramms? Welchen theoretischen und mehr noch praktischen Schluß kann oder muß er daraus ziehen? Folgt daraus etwa die Erkenntnis, daß er sich besser nicht durch Solidaritätsrücksichten oder durch das Eigeninteresse an einem gesammelten Vorgehen bei der Weltflucht hätte verführen lassen sollen, die Selbstbefreiungsprobleme der Artgenossen aufzugreifen und sie zu seiner Sache zu machen? Oder bringt ihn diese Erkenntnis etwa gleich auch zu der Einsicht, daß er besser daran täte, das ganze aus seinem Engagement konsequierende fruchtlose Askesegeschäft an den Nagel zu hängen und beim Leisten seiner Weltflucht zu bleiben oder vielmehr zu diesem ursprünglichen Gewerke zurückzukehren, daß er mithin gut beraten wäre, wenn er sein Heil in der entschlossen individuellen Daseinsverneinung suchte, statt seine Hoffnung auf eine über die individuelle Selbstläuterung und deren paradigmatische Wirkung erreichbare kollektive Geschlossenheit in der Daseinsverneinung zu setzen?
Steht einer solch einfachen Konsequenzzieherei indes nicht die in der Askese gewonnene Selbsterkenntnis im Wege? Hat der Weltflüchtige, indem er sich der artgenossenschaftlichen Probleme annahm, diese denn nicht als original die seinen erfahren müssen? Hat er denn nicht zu seinem Leidwesen realisieren müssen, wie sehr es seine eigene, in petto lauernde triebhafte Verfallenheit ans Dasein und gewohnheitsmäßige Fixierung an die Erscheinungswelt ist, womit er, der bloß den Artgenossen Hilfestellung leisten zu müssen meinte, in Wahrheit fertig zu werden und als mit einem im Blick auf die Weltflucht höchstpersönlich drohenden Hemmnis ins reine zu kommen hat? Und hat er nicht mehr noch bei seinem ihn in den Asketen verwandelnden Bemühen, diese eigene Verfallenheit und persönliche Fixierung loszuwerden, deren tatsächliche Virulenz und Gefährlichkeit in die Länge und Breite der asketischen Exerzitien studieren können? Kehrt er also nicht, wenn er das asketische Selbstreinigungsbemühen als ein fruchtloses und sich augenscheinlich ad absurdum führendes Unterfangen aufgibt, um sich kurzerhand wieder dem alten Geschäft der weltflüchtigen Daseinsverneinung zuzuwenden, gleichermaßen mit der objektiv ganzen Hypothek seiner tatsächlichen triebhaften Bindung ans Dasein und gewohnheitsmäßigen Involviertheit in der Erscheinungswelt und mit dem subjektiv belastenden Bewußtsein des gravierend unüberwindlichen Charakters dieser Hypothek zurück? Ist das aber als Ausgangsstellung für eine erneuerte Weltfluchtmotion akzeptabel und überhaupt vorstellbar? Und besiegelt, so gesehen, das Scheitern seines Selbstreinigungsversuchs nicht in der Tat das Schicksal seines Weltfluchtvorhabens in der dilemmatischen Weise, daß er weder das Problem seiner persönlichen Daseinsverfallenheit, um dessen Beseitigung willen er die Weltflucht stornierte, lösen, noch um der Wiederaufnahme der Weltflucht willen dies ungelöste Problem in der artikulierten Form und virulenten Bestimmtheit, die es durch den Lösungsversuch gewonnen hat, ignorieren und auf sich beruhen lassen kann?
Kann denn, nachdem er in endlosen Exerzitien und in aufreibenden Kasteiungen die ganze Unberechenbarkeit, Unwiderstehlichkeit und Unverwüstlichkeit seiner Triebnatur und gewohnheitsmäßigen Verfassung kennen und fürchten gelernt hat, der Weltflüchtige ernsthaft wagen, mit jener Natur und Verfassung – wie man will – im Rücken oder im Busen an sein früheres Geschäft der Daseinsverneinung, so als sei unterdes nichts geschehen, zurückzukehren? Wie käme er denn dazu, jenes Problem der hypothekarisch eigenen Triebnatur just in dem Augenblick, da es sich nicht nur in seiner Unlösbarkeit erwiesen, sondern auch in seiner ganzen Gewichtigkeit herausgestellt hat, für vernachlässigenswert zu erklären, um kurzerhand wieder zu der um jenes Problems willen unterbrochenen Tagesordnung überzugehen? Was könnte er denn von solch einer Vorgehensweise anderes erwarten als bittere Niederlagen und herbe Enttäuschungen: Niederlagen, die ihm die aus dem Hinterhalt der eigenen Person hervorbrechende Triebhaftigkeit und Gewohnheit zufügt, indem sie das Geschäft der Daseinsverneinung immer wieder unvermutet durch Bejahung des gerade Negierten konterkariert, Enttäuschungen, die seiner in dem Maß harren, wie auf diese Weise jeder vermeintliche Fortschritt bei der Weltflucht im Zweifelsfall immer wieder spurlos revoziert wird und er, der Weltflüchtige, sich mithin auf den Fleck eines im Felde des Daseins ebenso unerklärt wie unentschieden ausgetragenen Tauziehens mit der eigenen Person gebannt findet. Mit der Erregbarkeit und Unersättlichkeit seiner Triebe, der Anhänglichkeit und Fixheit seiner Gewohnheiten dank langer Exerzitien bestens oder vielmehr schmerzlichst vertraut, sieht er geradezu vor sich, wie es ablaufen wird – wie er durch Konzentration auf das Nichts, das sein Wesen ist, im einen Augenblick Aspekte des Daseins tilgen und wegschaffen wird, nur damit im nächsten Augenblick der aus dem Hinterhalt der eigenen Person vorbrechende Trieb die gleichen Aspekte wieder besetzt und neu intendiert, wie er sich von den Erscheinungen als vom nichts bergenden, Nichts verbergenden Schein, der sie sind, lösen und abwenden wird, nur damit gleich anschließend die aus der Hinterhand der empirischen Individualität vordrängende Gewohnheit die alte Bindung an eben diese Erscheinungen wiederherstellt und neu bekräftigt.
Der Weltflüchtige faßt den Gedanken, daß er selbst durch seine Unentschiedenheit in der Weltverneinung den Trieben und Gewohnheiten immer wieder Nahrung verschafft und daß er nur konsequent die Flucht fortsetzen muß, damit jene gegenstandslos werden und absterben. Er erkennt, wie sehr er durch Herumdoktern an den als Symptome begreiflichen Trieben der Krankheitsursache, der trieberregenden Welt, immer wieder Vorschub geleistet hat. Ihm wird die Erleuchtung zuteil, daß es nicht darum geht, sich durch Befreiung von der empirischen Person zum Auszug aus der Erscheinungswelt bereit zu machen, sondern ausschließlich darauf ankommt, sich durch den Auszug aus der Erscheinungswelt auf das wesenhafte Selbst zu reduzieren, das zum Einzug ins Nichts, ins Nirwana, geschickt ist.
Während so aber der auf die Zinne seines fruchtlosen Asketentums gestellte oder vielmehr zwischen Unerfüllbarkeit und Unverzichtbarkeit der asketischen Selbstläuterungsbedingung in der Klemme sitzende Weltflüchtige auf der Suche nach einem Ausweg aus seinem Dilemma hin und her schwankt zwischen dem Impuls zu einer kurzentschlossenen Wiederaufnahme der Weltflucht und selbstquälerischen Zweifeln an den Erfolgsaussichten einer solchen Wiederaufnahme, kommt ihm der Gedanke, ob nicht eben dieses Schwanken schuld an der Ausweglosigkeit aus dem Dilemma, wo nicht gar – als Symptom einer grundlegenderen Unentschiedenheit der Betrachtung und Zweideutigkeit der Haltung – verantwortlich für das asketische Dilemma als solches ist. Eingegeben wird ihm dieser Gedanke von der früher oder später sein Bewußtsein erreichenden Wahrnehmung, daß er sich bei seiner zweifelsüchtigen Antizipation der wiederaufgenommenen Weltflucht einer merkwürdigen syntaktischen Ungereimtheit, um nicht zu sagen logischen Widersprüchlichkeit schuldig macht. Einmal nämlich antizipiert er, daß er Dasein wegschafft, von Erscheinungen sich löst, nur um gleich anschließend zu imaginieren, wie sein Trieb das weggeschaffte Dasein wieder besetzt, seine Gewohnheit eine neuerliche Bindung an die Erscheinungen, von denen er sich gelöst hat, herstellt. Wie aber? Wenn er das Dasein wirklich getilgt, sich von den Erscheinungen ernstlich abgewandt hat, was bleibt dann dem Trieb eigentlich noch zu besetzen und woran kann sich die Gewohnheit dann überhaupt noch binden? Müßte der Trieb dann nicht eigentlich ins Leere zielen, die Gewohnheit beziehungslos in der Luft hängen? Und ist nicht – weniger mystifizierend gefragt – die Bedingung dafür, daß auf die Absetzung des Daseins dessen Neubesetzung, auf die Trennung von den Erscheinungen die Wiederanknüpfung an sie erfolgen kann, dies, daß er, der Weltflüchtige, die Absetzung des Daseins nicht wirklich vornimmt, die Trennung von den Erscheinungen nicht ernstlich vollzieht? Ist nicht die Bedingung dafür, daß ihm seine leiblich-seelische Person und empirische Individualität unliebsam aufstoßen und einen Strich durch die Rechnung der Daseinsverneinung machen kann, seine eigene heimliche Bereitschaft, vom eben erst vollstreckten Akt der Daseinsverneinung gleich wieder abzurücken, nicht das erwirkte Nichts an Dasein als eine unwiderruflich ausgemachte Tatsache festzuhalten und sich aus seiner qua Weltflucht aktiv entschiedenen Verneinungshandlung unversehens in die unentschieden reaktive Konzessionshaltung, die Laissez-faire-Attitüde dessen zurücksinken zu lassen, dem das Dasein als etwas selbstverständlich Gegebenes gilt und der die Erscheinungen als natürlich Vorauszusetzendes akzeptiert. Ist nicht mit anderen Worten schuld daran, daß ihm die Möglichkeit einer Beeinträchtigung und gar Durchkreuzung seiner weltflüchtigen Motion durch die eigene Triebnatur überhaupt aufstoßen kann, die Tatsache, daß er selbst zwischen sich als entschlossen daseinsverneinendem Selbst und unentschlossen daseinsverhaftetem Triebwesen schwankt und durch das stillschweigende Absehen von der entschlossenen Bewegung des ersteren und die Rücksicht auf die unentschlossene Haltung des letzteren diesem allererst den Spielraum eröffnet und den Geltungsbereich erschließt, kraft dessen es ersterem, dem weltflüchtigen Selbst, hinderlich und gar verderblich werden kann. Und ist also nicht, wenn er antizipiert, wie seine persönliche Daseinshörigkeit ihm den gerade erst eingeschlagenen Weltfluchtweg gleich wieder verlegt, diese Antizipation eine für die eigene Erfüllung sorgende Prophezeiung insofern, als er durch den heimlichen Sichtwechsel, den er unter dem Eindruck des artgenossenschaftlichen Beispiels vollzieht und der ihn statt des Nichts an Dasein die eigene Daseinshörigkeit ins Auge fassen läßt, für exakt die weltfluchtvereitelnde Neufixierung ans Dasein, die er fürchtet, allererst den Grund legt und den Gegenstand schafft?
Was wäre denn, wenn er an seiner weltflüchtigen Daseinsverneinung unbeirrt festhielte, wenn er sich um die daseinsbejahenden Triebe und erscheinungsbekräftigenden Gewohnheiten, die in petto der eigenen Person schlummern beziehungsweise im leiblich-seelischen Hinterhalt seiner selbst lauern, schlicht nicht kümmerte, einfach keine Gedanken machte? Woran denn sollten die Triebe sich dann überhaupt festmachen, woran sich eigentlich die Gewohnheiten halten? Woran wohl, da doch eben das Dasein, dessen sie bedürften, um Geltung zu gewinnen, schlicht und einfach ein Nichts für ihn wäre und er eben die Erscheinungen, die sie brauchten, um zu Vorschein zu kommen, sich ebenso nachdrücklich aus den Sinnen wie entschlossen aus dem Sinn geschafft hätte? Und ist nicht in der Tat dies, daß er, von den säumigen Artgenossen dazu verführt, sich für die eigene Triebnatur zu interessieren, in seinem weltflüchtigen Impetus erlahmt, seinen Daseinsverneinungsgriff lockert und durch seine interessehalber schiere Abstandnahme vom Negationsgeschäft das Negierte wieder ins Spiel und zu Kräften kommen, kurz, die triebnatürlich alte Positivität zurückgewinnen läßt, die Voraussetzung dafür, daß die Triebe neue Nahrung erhalten, die Gewohnheiten wieder etwas zu beißen oder vielmehr durchzukauen bekommen, mithin beide in die Lage versetzt werden, sich auf ihre die Weltflucht störende oder durchkreuzende Weise zur Geltung zu bringen? Hielte der Weltflüchtige an seiner daseinsverneinenden Resolution unbeirrt fest, ließe er sich von seinem erscheinungsabstraktiven Kurs partout nicht abbringen, es träte die oben beschworene Situation ein: die in petto seiner selbst verborgenen Triebe zielten, falls sie aus gewohnheitsmäßig eigenem Antrieb hervorbrächen, ins Leere, die im Hinterhalt der eigenen Person lauernden Gewohnheiten hingen, falls sie aus triebhaft schierer Sichselbstgleichheit Raum griffen, in der Luft.
Aber hätten die Triebe überhaupt noch einen Grund hervorzubrechen, wären die Gewohnheiten überhaupt noch disponiert, Raum zu greifen? Wie stünde es denn um den Beweggrund eines Triebs, der nichts mehr hätte, woran er sich entzünden und worauf er sich richten könnte, wie nähme eigentlich die Motivationslage einer Gewohnheit sich aus, die nichts mehr vorfände, woran sie sich festmachen und entfalten könnte? Hervorbrechen könnte ein solcher Trieb tatsächlich nur noch aus besagtem gewohnheitsmäßig eigenem Antrieb, nämlich in der Weise, daß er die Leere, in die er zielte, mit dem aus Reminiszenzen gefertigten Trugbild eines Beweggrunds füllte, kurz, im Sinne eines sich selbst den Anhaltspunkt liefernden halluzinierenden Automatismus; und Raum greifen könnte eine derartige Gewohnheit höchstens noch kraft ihrer triebhaft schieren Sichselbstgleichheit, nämlich so, daß sie die Luft, in der sie hinge, mit der aus nichts als ihrer Routine sich speisenden Projektion eines Motivs schwängerte, kurz, in der Bedeutung einer sich selbst den Gegenstand vormachenden Leerlaufreaktion. So gewiß indes solche selbstgesetzten Beweggründe und vorgespiegelten Auslöser als Bedingung für das Hervortreten der Triebe und Gewohnheiten deren prinzipielle Abhängigkeit von der Voraussetzung des äußeren Daseins und grundlegende Angewiesenheit auf die Gegebenheit der Erscheinungswelt deutlich werden ließen, so gewiß wäre zugleich klar, daß sie als motivationaler Ersatz für das negierte äußere Dasein und die eliminierte Erscheinungswelt keine Haltbarkeit hätten und nicht lange von Bestand wären. Teils, weil die Münchhausiade, sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf zu ziehen und nämlich seine ganze Aktivität auf einen selbstgeschaffenen Anlaß zu gründen, den Trieb auf Dauer emotional oder quantitativ-dynamisch überforderte, teils weil die Aufgabe, diesen Anlaß immer wieder aus Reminiszenzen zu reproduzieren, mangels originaler Erfahrung und damit ohne die Möglichkeit, mittels Erfahrung die Reminiszenzen aufzufrischen, den Trieb auf längere Sicht vor kategorial oder qualitativ-eidetisch unüberwindliche Probleme stellte, käme mit Sicherheit der Punkt, an dem er unter der Last der ihm aufgebürdeten halt- und gegenstandslosen Selbsttätigkeit zusammenbräche und verendete und so den sinnenfälligen Beweis dafür erbrächte, daß Triebe – aller scheinbaren Spontaneität zum Trotz – eine im Kern durchs äußere Dasein provozierte Reaktionsbildung, Gewohnheiten – allem vorgeblichen Automatismus ungeachtet – in letzter Instanz eine erscheinungsbedingte Verhaltensform sind – eine Reaktionsbildung und Verhaltensform, die mit dem, was sie hervorruft, steht und fällt und die bei längerem Entzug dessen, was sie bedingt, ihr Existenzrecht verliert und nolens volens zugrunde geht. Ins Leere zielend und durch den anhaltenden Entzug des äußeren Daseins zu sehr geschwächt, um noch Ersatz fürs entzogene Dasein schaffen zu können, in der Luft hängend und durch die fortwährende Abstraktion von der Erscheinungswelt zu sehr entwöhnt, um noch ein spontanes Nachbild von den verschwundenen Phänomenen zustandezubringen, gäben die Triebe und Gewohnheiten schließlich den Geist auf und zollten mit dem eigenen Hinscheiden ihrer Natur als daseinsbedingter Reflex, ihrer Beschaffenheit als erscheinungsabhängige Funktion Tribut. Die Leerlaufreaktionen, zu denen der Trieb sich mittels Ersatzbildung aufgerafft, die Automatismen, in denen sich die Gewohnheit mangels wirklichen Gegenstands umgetrieben hätte, erwiesen sich als die letzten Zuckungen eines Subjekts, das, durch den Entzug der Erscheinungen des Daseins ebensowohl seines Existenzgrunds wie seines Lebenselements beraubt, den Offenbarungseid seiner mit Hinfälligkeit synonymen Gegenstandslosigkeit leistete und ganz von selber oder aus eigenster Substanzlosigkeit abstürbe, welkte, verebbte, erlösche.
Dergestalt also sinnt der an seinem Asketentum verzweifelnde Weltflüchtige dem irgendwann in ihm wach werdenden Verdacht nach, daß er mit seiner besorgten Reflexion auf die eigene Triebnatur als auf einen alle Weltflucht zu durchkreuzen geeigneten Störfaktor sich als manipulativer Prophet betätigt und nämlich der Triebnatur überhaupt erst jene Erhaltungsmöglichkeit eröffnet und jenen Entfaltungsraum erschließt, die sie zu einem besorgniserregenden Störfaktor werden lassen und ihr die Kapazität verleihen, der Weltflucht in die Quere zu kommen. Dergestalt macht er sich klar, welch toto coelo anderen und für seine Triebe und Gewohnheiten fatalen Verlauf die Sache nähme, wenn er sich weigerte, sich durch die Reflexion auf die eigene Triebnatur im Weltfluchtgeschäft irre machen und von der für dies Geschäft entscheidenden, unbeirrt daseinsverneinenden Haltung abbringen zu lassen. Und indem er so – durch sein widersprüchliches Schwanken zwischen daseinseliminierender Resolution und daseinsimplizierender Reflexion auf die Spur seines manipulativen Prophetentums oder Selbstvereitelungsmechanismus gebracht – über jenen alternativen Ausgang nachsinnt und sich antizipierend Klarheit verschafft, kommt in der Tat der Befund, zu dem sein Nachdenken ihn gelangen läßt, einer Erleuchtung gleich.
Jäh über den wahren Zusammenhang zwischen eigener Triebnatur und äußerer Erscheinungswelt aufgeklärt, gewahrt er, wie sehr das vermeintliche Problem der die Weltflucht unterlaufenden Triebnatur tatsächlich nur eines der im eigenen Lauf innehaltenden, an ihr selber inkonsequenten Weltflucht ist, wie sehr eine in beharrlicher Daseinsverneinung bestehende konsequente Weltflucht das Problem als scheinhaft enthüllt und sich von selbst erledigen läßt und wie gröblich also er, der Weltflüchtige, fehlgeht, wenn er sich von den säumigen Artgenossen verführen läßt, das vermeintliche Problem isoliert aufs Korn und pointiert in Angriff zu nehmen und seine vorherige Lösung zur conditio sine qua non der danach erst fortzusetzenden beziehungsweise wiederaufzunehmenden Weltflucht zu machen. Er gewahrt, wie sehr er, wenn er vom Daseinsverneinungsgeschäft Abstand nimmt, um erst einmal seiner daseinsbejahenden Triebnatur mit asketischen Mitteln den Garaus zu machen, einer Verwechslung von Ursache und Wirkung, von Krankheit und Symptom, aufsitzt und wie sehr er tatsächlich der Ursache die Stange hält, der Krankheit Vorschub leistet, während er an der Wirkung Anstoß nimmt, am Symptom herumkuriert. Eben dadurch, daß er sich aufs Symptom konzentriert, sich der daseinsgespeisten Triebnatur zuwendet, reaffirmiert er die Krankheit, das der Triebnatur Nahrung gebende Dasein, teils weil er es mit der Wendung selbst stillschweigend als logische Voraussetzung der Triebnatur zu verstehen gibt und zur Geltung bringt, teils weil er es mit dem in der Wendung implizierten Verzicht auf seine praktische Verneinung offenkundig als empirische Gegebenheit bestehen und in Kraft bleiben läßt. Will der Weltflüchtige wirklich seinen Trieben und Gewohnheiten den Garaus machen, so muß er, eben weil sie bloßes Symptom, Ausfluß des Daseins, Reaktiv der Erscheinungswelt sind, sich schleunigst von ihnen abwenden, stante pede sein Interesse von ihnen abziehen, und zu jenem das Dasein selbst betreffenden Negationsgeschäft zurückkehren, von dem er um ihrer asketisch gezielten Bekämpfung willen abgelassen hat. Weit entfernt davon, daß er auf diesem Wege Gefahr läuft, das Negationsgeschäft, zu dem er zurückkehrt, unter dem Damoklesschwert seiner unbewältigten Triebe und unüberwundenen Gewohnheiten betreiben zu müssen, kann er im Gegenteil gewiß sein, im Säurebad des Negationsgeschäfts auch und wesentlich jenes Damoklesschwert versinken und zu nichts sich auflösen zu sehen. So wahr er gegen die im Dasein bestehende Krankheit selbst vorgeht, den als Erscheinungswelt perennierenden Krankheitsherd aufs Korn nimmt, so wahr kann er sicher sein, daß in dem Maß, wie es ihm gelingt, die Krankheit niederzuschlagen, nolens volens auch ihre Äußerungen sich erledigen, daß mit dem Verlust des Nährbodens, was auf ihm gedieh, dahinwelkt, mit dem Entzug des Brennstoffs das Feuer wie von selbst erlischt.
Und war nicht, so gesehen, bei seinem ersten beherzten Weltfluchtversuch die Latenz und Unscheinbarkeit des eigenen Triebpotentials, auf dessen Spur ihn die Reflexion der artgenossenschaftlich virulenten Triebnatur brachte, bereits Ausdruck des segensreichen, das Feuer dämpfenden und erstickenden, der Triebkraft den Boden entziehenden Einflusses der von ihm praktizierten Daseinsverneinung? War es also nicht Zeichen völliger Verblendung, daß er sich vom Beispiel der Artgenossen verführen ließ, diesen bereits fortgeschrittenen Prozeß des mittelbaren Latent- und Obsoletwerdens der eigenen Triebnatur zu unterbrechen, und daß er im Bemühen, der Triebnatur unmittelbar zu Leibe zu rücken und als solcher den Prozeß zu machen, teils dem Dasein Gelegenheit gab, sich wieder in Szene zu setzen und zu reaffirmieren, teils damit der direkt attackierten Triebnatur selbst indirekt ermöglichte, wieder Kraft zu schöpfen und sich am reaffirmierten Dasein neu zu manifestieren? Was kann er demnach jetzt, da er aus seiner Verblendung erwacht und jäher Erleuchtung teilhaftig geworden ist, Besseres tun, als das ganze fehlgeleitete Unternehmen asketischer Triebbekämpfung ad acta zu legen und stante pede zur Daseinsverneinung als dem auch und gerade im Blick auf die Überwindung der Triebnatur sich empfehlenden und in all seiner Indirektheit sich zur via regia erklärenden Weg zurückzukehren?
Erleuchtet, und das heißt, im reflexiven Konkurs zum Offenbarungseid seines – der Verwechslung von Symptom und Krankheit geschuldeten – prinzipiell falschen Beginnens einer Pflege der Krankheit durch Herumdoktern an den Symptomen gebracht, weiß der Weltflüchtige nun also, was er zu seiner Genesung zu tun hat. Statt noch länger gegen seine inneren Bindungen ans äußere Dasein Sturm zu laufen oder mit ebensoviel Disziplin wie Ausdauer anzugehen, macht er sich kurzentschlossen daran, diesem äußeren Dasein selbst die Verbindlichkeit zu nehmen und den Abschied zu geben, statt sich weiter mit seinen leiblichen Begierden und persönlichen Gewohnheiten herumzuschlagen, beginnt er kurzerhand, mit dem aufzuräumen, was die Begierden weckt und die Gewohnheiten schafft, statt sich wie gehabt in Selbstbehauptung gegen die von der Erscheinungswelt erzeugte eigene Triebnatur zu üben, betreibt er jetzt mit der ganzen Entschiedenheit des durch Schaden klug Gewordenen seine Selbstzurücknahme aus der die Triebnatur erzeugenden und nährenden Erscheinungswelt. Kurz, an die Stelle der als Abrechnung mit dem eigenen personalen Innenleben konzipierten asketischen Verwahrung gegen sein empirisch-immanentes Ich läßt der aus der Sackgasse seines Asketentums zu sich kommende Weltflüchtige nunmehr die als Abwendung von der Objektivität des äußeren Daseins wohlverstandene meditative Versenkung in sein identisch-transzendentes Selbst treten. Nicht mehr modo obliquo, nämlich durch eine qua Trennung von der eigenen Person zu erwirkende Resektion dessen, was ihn an der Annullierung der Erscheinungswelt hindern und damit von der Rückkehr ins Wesen abhalten könnte, sondern via directa, nämlich durch eine kraft Abwendung von der Erscheinungswelt durchgesetzte Reduktion auf das an ihm, was zum Wesen bestimmt und bereit ist, betreibt der Weltflüchtige jetzt seine Weltflucht. Indem er mittels meditativer Versenkung in sich, mittels selbstzentrierter Reduktion, von der Außenwelt abstrahiert und sich löst und, wie alles Interesse an ihr, alle Kenntnis von ihr, allen Bezug zu ihr aufgibt, so schließlich sie in tot aus Sinnen und Sinn verliert, setzt er eben die Daseinsverneinung kurzerhand in die Tat um, die er zuvor wähnte, erst einmal gegen ihre Sabotage durch seine eigene Triebnatur sicherstellen zu müssen, und macht in der Tat die Erfahrung, wie sehr umgekehrt solche Verneinung geeignet ist, ihm mitsamt dem äußeren Dasein auch die eigene Triebnatur vom Halse zu schaffen.
In dem Maß, wie es sich im Zuge seines meditativen Rückzugs vor ihm und um ihn lichtet und wie sein Blick sich zur allverneinenden, nichtserfassenden Nabelschau klärt, wird es in ihm leer und hinter ihm still und findet er sich selbst all der daseinsbestimmten Motive und erscheinungsbedingten Bindungen ledig, die ihm eben noch als bedrohliche Hypothek im Nacken saßen oder auf der Seele lagen. Ein und derselbe Rückgang in sich selbst, durch den er sich vom Dasein abwendet und von der Erscheinungswelt löst, befreit ihn auch von der personalen Natur und individuellen Beschaffenheit, die das Dasein ihm verleiht und in der die Erscheinungswelt ihn erhält. So wahr der Weltflüchtige kraft abstraktiver Reduktion auf sein ins Wesen zurückgewendetes Selbst mit den Erscheinungen, die er nach Maßgabe seines historischen Abfalls vom Wesen in die Welt gebracht und zwischen sich und dem Wesen in Szene gesetzt hat, reinen Tisch macht und sie als schieren Schein zunichte werden läßt, so wahr läßt er damit auch zwangsläufig den Teil von sich zunichte werden, der in Reaktion auf jenen Schein entstanden ist und auf seiner Grundlage subsistiert. Kraft meditativer Versenkung und Selbstreduktion ebensosehr von der eigenen Triebnatur erlöst wie vom äußeren Dasein entbunden und also ebensosehr der subjektiv-personalen Abhaltungen ledig wie der objektiv-phänomenalen Widerstände überhoben, steht der Weltflüchtige als die unpersönlich wesenhafte Insistenz, auf die er sich reduziert hat, vor dem Nichts, zu dem der wesenlose Schein des Daseins sich ihm verflüchtigt hat, und ist frei, in diesem reinen Nichts das schiere Sein zu erfassen, diese absolute Vergangenheit der Erscheinungswelt als sein zeitloses Wesen anzunehmen. Dank entschlossener Daseinsverneinung, die ineins Eliminierung seiner aufs Dasein angewiesenen Person und Individualität ist, hinter das Ganze des Scheins seiner Abfallgeschichte vom Sein zurückgekehrt und an jenem entscheidenden Punkt wieder angelangt, an dem ihn von der Restitution in integrum seines zum Wesen zeitlos vergangenen wirklichen Seins nichts weiter mehr trennt als die eigene, noch in der Abwendung von der Erscheinungswelt verhaltene und deshalb das Wesen nur erst in der Form eines Nichts an möglichem Schein erscheinen lassende negative Bewegung, hat der Weltflüchtige freie Bahn, die negative Bewegung dadurch ins Positive umzukehren und also das letzte Trennende dadurch zu überwinden, daß er sich diesem sub specie der Erscheinung für Nichts sich erklärenden Wesen zuwendet, es als das Ziel, an dem er ist, annimmt und Einkehr in es hält – kurz, er ist frei, ins Nirwana einzugehen.
Die Artgenossen sehen sich durch den neuen Aufbruch des Weltflüchtigen in die Bredouille gebracht: Mit der Askese war es ihnen ja gelungen, ihm ihre Sicht vom wesenhaften Selbst als einem Produkt der Abstraktion von der empirischen Identität zu vindizieren; nun aber sticht er ihnen kraft Erleuchtung den Star und macht ihnen klar, daß die empirische Identität keineswegs Voraussetzung des wesenhaften Selbst, sondern bloßes Korollar der Erscheinungswelt ist, mit der zusammen sie im Vollzug der Weltflucht sich auflöst und zu Nichts verschwindet. Mit dieser Wendung wiederholt der durch seine Erleuchtung zum Buddha gewordene Weltflüchtige auf freiwillig-künstliche Weise die gleiche Bewegung, die auf spontan-natürliche Art das dem Reichtum entspringende andere Subjekt macht, eine Bewegung, die ontologischer Sprung in dem Sinne ist, daß sie das, woraus sie herkommt, im Moment ihres Resultierens als Voraussetzung revoziert und für null und nichtig, irreal, erklärt.
Mit wachsender Beunruhigung, mit einer Mischung aus Bewunderung und Grauen sehen die Artgenossen zu, wie aus dem ins blinde Asketentum verbohrten, in den Alptraum eines fruchtlosen Ringens mit der eigenen Person verstrickten Weltflüchtigen der Erleuchtete, der Erwachte, der Buddha wird. Sie, die sich an die ebenso integrierende wie periphere Anwesenheit des verhinderten Weltflüchtigen gewöhnt haben und denen seine selbstquälerischen Kasteiungen und asketischen Exerzitien nach Maßgabe der unwillkürlichen Anerkennung, die er mit ihnen der artgenossenschaftlichen conditio humana zollt, lieb und teuer sind – sie müssen erleben, wie er sich durch schieres, als Abwendung vom äußeren Dasein und Rückzug aus der Erscheinungswelt wohlverstandenes, meditatives Insichgehen von seiner streitbaren Fixierung an das, was sie treibt, seiner negativen Bindung an das, was sie hält, befreit, sich erneut auf den weltflüchtigen Weg macht und sich in der Tat anschickt, ihren Augen in die gleichermaßen ihr Dasein auf ein Nichts reduzierende und als dies Nichts hinter ihrem Dasein sich spurlos verlierende Transzendenz des Wesens ebenso unversehens wie unwiderruflich zu entschwinden. Durch einfaches Insistieren auf ihren triebnatürlichen Bindungen ans Dasein ist es zuvor den Artgenossen gelungen, den Weltflüchtigen von seiner erscheinungsnegativen Wesensorientierung abzubringen und bis auf unabsehbar weiteres in den flugs von ihm als Selbstreinigungsaufgabe wahrgenommenen Kampf gegen eben jene daseinsspezifischen Fesseln und Fallstricke zu verwickeln. Nun aber, da die Reflexion des Widersprüchlichen in seinem Tun ihn zur Erleuchtung hat gelangen und nämlich jäh hat erkennen lassen, daß er mit seinem asketischen Purgatorium einem Schein der Erscheinung, einem Symptom der Krankheit aufsitzt und deshalb im Vorfeld der daseinsverneinenden Wesensorientierung und in Vorbereitung auf sie ein Problem zu beseitigen sucht, das sich tatsächlich nur in deren Rahmen und Vollzug bewältigen läßt und dann quasi von selbst erledigt – nun also stellt er den asketischen Kampf kurzerhand ein, hört auf, sich mit dem triebnatürlichen Problem der Artgenossen als mit einer ernsthaft eigenen Abhaltung zu befassen, und sucht, sich in meditativer Versenkung auf sein wesensorientiert abstraktes Sein reduzierend, sein Heil in der Flucht – in jener wiederaufgenommenen anfänglichen Weltflucht, die, statt durch das unbewältigt zurückgelassene Problem in ihrem Fortgang bedroht zu sein, es vielmehr durch ihren Fortgang als ein Scheinproblem zu entlarven und zusammen mit dem Dasein als solchem zum Verschwinden zu bringen verspricht.
Indem er aber so verfährt, stürzt nun der Weltflüchtige die Artgenossen in ärgste Not und Bedrängnis, weil das, was er solcherart im Stich läßt und als einen von der Erscheinungswelt gesetzten und deshalb zusammen mit ihr verfliegenden Schein verwirft, ja eben die triebnatürliche Bestimmtheit, eben die leiblich-seelische Person ist, an der als an ihrer unabtrennbaren Individualität, ihrer unverzichtbaren Identität sie gegen sein wesenhaft abstraktives Selbstsein ebenso beharrlich wie im Bewußtsein ihrer kreatürlichen Schwäche festhalten. Sie halten daran fest im Gegenzug gegen das Übermaß an Entäußerung und den Gipfel an Entfremdung, womit sie dies Selbstsein, zu dem sie aufgerufen sind und das in der Gestalt des Weltflüchtigen ebenso verweisend wie herausfordernd auf den Plan tritt, konfrontiert. Am Dasein hängend und gefesselt von der Erscheinungswelt, gewahren sie in dem qua Selbstwerdung ihnen abverlangten Wesensverhältnis ein auf Kosten dessen, worin sie ihr triebnatürlich-empirisches Bestehen haben, durchgesetztes und also um den Preis der Trennung von der eigenen Person erkauftes Abstraktionsprodukt oder Reduktionsereignis, zu dem sie ungeachtet all seines verpflichtenden Wahrheitsanspruchs und verbindlichen Sollcharakters die Kraft und Bereitschaft nicht aufzubringen vermögen. Und in dem Maß, wie es ihnen gelingt, durch dies bloße Festhalten an ihrer empirischen Identität den Weltflüchtigen von seiner rücksichtslos weltverneinenden Resolution abzulenken, ihn für ihr Problem zu interessieren und ihn dazu zu bringen, es sich ex negativo oder in der Absicht seiner Überwindung zu eigen zu machen, kurz, ihn zum Asketen werden zu lassen, gibt er ihnen indirekt recht und schließt sich ex negativo des asketischen Selbstüberwindungsversuchs ihrer Version vom Verhältnis zwischen triebhafter Person und wesenhaftem Selbst an. Er rechtfertigt ihren Standpunkt nicht nur praktisch-empirisch in der Weise, daß er am eigenen Leib und in die Länge und Breite seiner asketischen Übungen vorführt, wie schwer und am Ende unmöglich es auch und sogar für ihn, den zur Weltflucht Entschlossenen, ist, sich von jenem triebhaften Teil seiner selbst, jener persönlichen Identität zu trennen und die Abstraktion von sich oder wesenhafte Reduktion auf sich selbst Wirklichkeit werden zu lassen. Er gibt ihnen auch und mehr noch in dem theoretisch-systematischen Sinne recht, daß er durch seine asketischen Reinigungs- und Befreiungsbemühungen das wesenhafte Selbstsein als Resultat eines mittels Entäußerung der leiblich-seelischen Triebnatur zu vollziehenden Reduktionsvorgangs, mithin als ein kraft Entfremdung von aller personalen Identität zu erreichendes Abstraktionsprodukt anerkennt. So gewiß durch einfaches Insistieren auf ihren Bindungen ans Dasein die Artgenossen es schaffen, den Weltflüchtigen für sie und ihren Standpunkt zu interessieren und ihn zu veranlassen, die eigene, weltflüchtige Haltung in Begriffen des abstraktiven Abstands und der reduktiven Ablösung von jenem artgenossenschaftlichen Standpunkt wahrzunehmen, so gewiß verführen sie ihn zur Annahme eines konsekutiven Verhältnisses zwischen triebgebundener Identität und wesensbestimmtem Selbst, die einer Anerkennung oder vielmehr Rehabilitation der ersteren in der Rolle einer wie immer in ihrer Überwindung und Ablösung bestehenden empirischen Bedingung, einer wie immer durch ihre Negation und Beseitigung zu erfüllenden faktischen Voraussetzung für letzteres gleichkommt.
Genau im Hinblick auf diese wie immer unter negativen Vorzeichen reaffirmierte, vorgebliche Kontinuität zwischen daseinsgebundener Stellung und wesensbestimmter Haltung aber sticht nun der Weltflüchtige, nachdem ihm seine Erleuchtung die Augen geöffnet hat, auch den Artgenossen den Star und bringt sie, was nicht etwa nur die Rechtfertigung, sondern überhaupt die Aufrechterhaltung ihres Standpunktes angeht, in die allergrößte Bedrängnis. Indem er erleuchtet erkennt, daß jener triebnatürliche Standpunkt nichts als eine Funktion des erscheinungsweltlichen Syndroms ist, das er als schieren Schein negiert, und deshalb im Zuge der Durchdringung und Zerstreuung des Scheins, in der Konsequenz der Auflösung und Beseitigung des Weltsyndroms sich quasi von selbst erledigen muß, kommt diese praktische Einsicht einer theoretischen Absage an jede Form von prozessualer Kontinuität mit den Artgenossen und in der Tat einem absoluten Bruch mit dem artgenossenschaftlichen Dasein gleich. Eben das, was den Artgenossen bis dahin noch gelungen ist, ihm als eine wie immer im Vergehen bestehende Vorstufe und wie immer in ihrer Überwindung sich erschöpfende Voraussetzung seiner nach Maßgabe ihrer Daseinsverneinung wesensbestimmten Haltung zu suggerieren, klärt sich ihm, dem durch den Schaden eines fruchtlosen Asketentums klug gewordenen Weltflüchtigen, zu einem im Prinzip seiner Abkehr von der Erscheinungswelt bereits überwundenen und reparierten bloßen Abfall von der wesensbestimmten Haltung, einem ex cathedra seiner Daseinsverneinung bereits revozierten und geheilten schieren Verrat an dem dank letzterer wiedergewonnenen Selbstsein.
Seine praktische Einsicht, daß es genügt, die als Zerstreuung von Schein begreifliche Daseinsverneinung voranzutreiben, um automatisch auch die am Dasein hängende, mit dessen Schein stehende und fallende empirische Triebnatur und persönliche Identität loszuwerden, ist, mit anderen Worten, gleichbedeutend mit der theoretischen Erkenntnis, daß der Weltfluchtentschluß als solcher, insofern er Entschluß zur Abkehr von einer historischen Scheinbewegung oder halluzinatorischen Leerlaufreaktion und zur Rückkehr in eine ontologische Wesensbestimmung oder einen realisatorischen actus purus ist, zwischen der triebnatürlichen Identität und dem weltflüchtigen Selbst eine Kluft aufreißt, die durch keine temporale Konsequenz oder prozessuale Kontinuität mehr überbrückbar ist, weil sie in ein und demselben Sinn, in dem sie das weltflüchtige Selbst in dem als zeitlos vergangenes Sein oder absolut beständiger Anfang perennierenden Wesen seinen Grund wiederfinden läßt, die triebnatürliche Identität als Angebinde jenes als kapitales Vergehen gegen das Sein erscheinenden Scheins von Zeitlichkeit decouvriert, dem das Selbst durch seine Weltflucht den Boden entzieht, sie mithin in den Abgrund jenes als initialer Verrat am Anfang sich zu verstehen gebenden illusorischen Beginnens stürzt, dem das Selbst durch seine Rückkehr zum Anfang jeden Anspruch auf Realität verschlägt. Weil die entschiedene Daseinsverneinung des Weltflüchtigen als in Wahrheit und Wirklichkeit Konversion zum als Nichts des Daseins erscheinenden Wesen eine Entscheidung für das zeitlos vergangene, kategorisch gegenwärtige, selbstsetzende Sein und gegen allen am Sein sich ebenso zeitlos vergehenden, halluzinatorisch präsenten, sinnenfälligen Schein ist, ist nach Maßgabe der zwischen Sein und Schein obwaltenden ontologischen Differenz der in der Entscheidung vollzogene Wechsel von der triebnatürlichen Identität zum weltflüchtigen Selbst kein als strackes Hervorgehen des letzteren aus ersterer beschreibbarer emanzipatorischer Induktionsvorgang, sondern ein als planes Insichgehen des letzteren bestimmtes initiatorisches Reduktionsereignis, mithin keine als selbstkritisches Abschiednehmen begreifliche resignative Abstraktion des Weltflüchtigen von dem, was er bisher war, sondern eine als sichselbstgleiches Zusichkommen erfahrene restitutive Reunion des Weltflüchtigen mit dem, was er ist und bleibt. Und ex cathedra dieser Reunion mit sich oder Restitution im Sein, zu der das weltflüchtige Selbst sich entscheidet, ist nun also jene triebnatürliche Identität, jene leiblich-seelische Person und empirische Individualität, die vor der Entscheidung noch den Eindruck einer wie immer in ihrer Überwindung bestehenden realen Grundlage und wie immer in ihrer Negation aufgehenden prozessualen Voraussetzung des letzteren erweckt, jetzt vielmehr zu dessen dem erscheinungsweltlichen Abfall vom Sein entsprungenen, phänomenalen Vexierbild erklärt und mithin als sein durch nichts als die halluzinatorische Scheinbewegung erzeugter irrealer Widerschein entlarvt.
In der Tat macht so der aus der Riege der daseinshörigen Artgenossen ausbrechende Weltflüchtige kraft der freiwillig-künstlichen Daseinsverneinung, zu der er sich entschließt, den gleichen kategorischen Satz oder vielmehr ontologischen Sprung, wie ihn das ex improviso der Reichtumproduktion beziehungsweise Reichtumretribution auftauchende andere Subjekt des Mythos und des Opferkults kraft der spontan-natürlichen Negativität und Indifferenz tat, in der es sich dem produzierten beziehungsweise retribuierten Reichtum bewies. Sosehr jenes vom Reichtum auf den Plan gerufene andere Subjekt durch die Negativität, mit der es dem Reichtum begegnete, erkennbar werden ließ, daß sein Auftritt in Wahrheit Restitution in integrum eines unbedingten Seins außerhalb jeder Reichtumbeziehung, daß sein Erscheinen in Wirklichkeit Reduktion in pristinum eines absoluten Anfangs vor aller Reichtumerzeugung war, sosehr verwies es ex cathedra dieses Restitutionsakts den ganzen seinem Auftritt formell vorausgesetzten reichtumrelativen Stammesprozeß in den Irrealis eines als Voraussetzung revozierten frucht- und ziellosen, kurz, phantasmagorischen Beginnens, unterwarf es das ganze seinem Erscheinen institutionell zugrundeliegende reichtumproduktive Stammessubjekt der Annullierung eines als Grundlage disqualifizierten sinn- und bodenlosen, kurz, illusorischen Treibens. Und ganz ebenso bedeutet nun also die nicht weniger rückhalt- als rücksichtslose Daseinsverneinung des weltflüchtigen Selbst in dem Maß, wie sie sich als eine im Nichts des historischen Daseins Ereignis werdende Restitution in integrum des zum eigenen Wesen zeitlos vergangenen Seins erweist, einen ontologischen Sprung, der die Irrealisierung der dem weltflüchtigen Selbst formell vorausgesetzten triebnatürlichen Identität und nämlich deren Disqualifizierung zu einem am Schein, der das Dasein ist, hängenden scheinhaften Beginnen, einem mit der Halluzination, in der die Erscheinungswelt besteht, stehenden und fallenden illusorischen Ansinnen impliziert.
Solange es den Artgenossen noch gelingt, durch bloßes Insistieren auf ihrer triebnatürlichen Identität das weltflüchtige Selbst zu einer Redefinition seiner ontologisch differenten Position in Begriffen eben dieser triebnatürlichen Identität zu verleiten und nämlich dazu zu bringen, seine Position als Produkt eines selbstsüchtig asketischen Abstandnehmens statt als Frucht eines identitätslos sichselbstgleichen Zusichkommens mißzuverstehen, sie sich fälschlich als Resultat eines abstraktiven Purifikationsprozesses statt als das hic saltus eines revokativen actus purus zu vergegenwärtigen – solange ihnen das gelingt, bleibt dem Weltflüchtigen jene ontologische Implikation seines Vorgehens notwendig verborgen oder gerät ihm im Eifer des asketischen Gefechts sofort wieder aus den Augen. Nun aber, da der Weltflüchtige seinen daseinsnegativen Verstand und seine mit ihm verfolgte wesensbestimmte Sichselbstgleichheit wiedergewonnen hat, da er, von aller triebnatürlichen Identität und aller asketischen Befassung mit ihr sich gleichgültig abwendend, zum Erleuchteten, zum Buddha wird, der sich anschickt, in das Nichts einzugehen, das gleichermaßen das Nichts des Daseins und der daseinsbedingten triebnatürlichen Identität ist, nun, da er sich den Artgenossen als das in meditativer Zurücknahme zu sich gekommene Selbst präsentiert, das im Begriff steht, ohne Rücksicht auf Verluste, die doch immer nur illusionäre Verluste, weil Verluste an Illusion sein können, den ontologischen Sprung vom Dasein, das Schein ist, in das Nichts des Scheins, das Sein ist, zu vollziehen – nun also ändert das Insistieren der Artgenossen auf ihrer als daseinsbedingte Identität empirischen Person seine Bedeutung und verwickelt in eben dem Maß, wie es die Kraft einbüßt, den Buddha in seinem Weltfluchtkurs irre zu machen und von der Daseinsverneinung abzulenken, die Insistierenden in den ontologischen Konkurs jenes vom Buddha fluchtartig im Stich gelassenen Daseins, das sie bedingt und auf dem sie bestehen.
So gewiß die resolute Weltflucht des Erleuchteten sich als ein im Wortsinn weltentscheidendes Ereignis erweist und nämlich als Entscheidung des wesenhaften Selbst gegen den Schein von Sein, der ihm die Welt ist, und für das Nichts der Welt, das ihm Sein ist, herausstellt, so gewiß entpuppt sich das Beharren der Artgenossen auf ihrer an dem, wogegen das scheidende Selbst sich entscheidet, ihren An- und Inhalt habenden Identität als ein Bestehen darauf, sich als Korollar und Angebinde des Scheins vom seinsbestimmten Selbst ebenso kategorisch abgetrennt wie vom selbstgegebenen Sein ontologisch ausgeschlossen zu finden. Indem der Weltflüchtige aus der Welt, die Schein ist, scheidet und ins Nirwana, das Sein ist, eingeht, nimmt er als das wesensbestimmte Selbst, das er ist, alles, was in dieser Welt von Bestand war, mit sich und läßt sie, die Artgenossen, als ein Anhängsel und Zubehör nicht etwa seines in integrum des Seins, das er immer schon ist, restituierten Selbst, sondern partout nur der ad absurdum ihres Scheins geführten Welt, die er, als wäre sie nie gewesen, vergißt, zurück. Zwischen ihn, den Weltflüchtigen, der sich fürs Nichts, das Sein ist, entscheidet, und sie, die Artgenossen, die der Welt, die Schein ist, verhaftet bleiben, tritt als disjunktive Trennwand und unendliches Scheidemittel eben dieser mundane Schein, der die Desertion des Weltflüchtigen, seinen ontologischen Bruch mit der Scheinsphäre dadurch an ihnen, den zurückbleibenden Artgenossen, heimsucht und rächt, daß er ihnen allen artgenossenschaftlichen Zusammenhang mit dem Weltflüchtigen bestreitet und verschlägt, um sie als seine, jeder Wesensbestimmung beraubten, autochthonen Geschöpfe, als seine, jeden Selbstseins baren, eingeborenen Subjekte haargenau der gleichen Disqualifikation und Irrealisierung zu unterwerfen, deren der Weltflüchtige durch seine Flucht ihn überführt.
Ohnmächtig und angsterfüllt müssen sie zusehen, wie er in meditativer Sammlung in sich geht und als das kraft Wesensbestimmung zu sich gekommene Selbst sich anschickt, die Welt zu verlassen – jene Erscheinungswelt, die er eben dadurch, daß er sie verläßt, um in das Nichts, das Sein ist, einzugehen, dem Schicksal einer, wie man will, zu nichts sich verlaufenden Illusion oder vor dem Nichts sich verlierenden Scheinsphäre überantwortet, in deren hiermit erwiesener Unwirklichkeit sie, die säumigen Artgenossen, als vom Rückkehrer ins Sein ontologisch verschiedene Geschöpfe des Scheins oder illusionäre Subjekte unrettbar zurück und unentrinnbar befangen bleiben. Und ihre Trennungsangst wird dadurch nicht geringer, daß sie, die zusehen müssen, wie der Buddha aus der Welt auszieht und ins Nirwana einkehrt, den Auszug nicht einmal zu sehen bekommen, weil er ja in Form meditativer Versenkung, das heißt, im Verborgenen oder Verhohlenen der leiblichen Hülle des Buddha vor sich geht, und daß also, was sie zu sehen bekommen, eben nur diese vom Buddha entleerte leibliche Hülle, der scheinspezifische Ausdruck seines wesensbestimmten Zusichkommens, die im Diesseits zurückgebliebene Larve seiner ins Jenseits vollbrachten Entpuppung, der als heillos aufgelassene Ausgangspunkt seiner ins Heil angetretenen Flucht ist. In der Tat bestätigt dies nur die unüberbrückbar ontologische Differenz, in die seine dasseinsverneinende Weltflucht, seine kraft meditativen Rückzugs auf sich von aller Erscheinung Abschied nehmende Einkehr ins Nichts den Buddha entrückt: Während er kraft seines in meditativer Versenkung wesensbestimmten Selbstseins sich aus dem Staub der Erscheinungswelt macht und sein Heil in der Flucht vor dem Ganzen des Scheins sucht, als das die Erscheinungswelt sich ihm entlarvt, bleiben sie, die einstigen Artgenossen, als wesenlose Identität zurück und stehen vor dem Ganzen des Scheins wie der Ochs vor dem Berg oder wie der Blinde vor der Undurchdringlichkeit seiner Blindheit, bekommen von dem, was der Buddha in wesensbestimmtem Zusichkommen tut oder ist, nur eben den Schein mit, den er abgestreift, den Staub, den er von den Füßen geschüttelt, die Illusion, von der er sich gelöst hat