1. Rom ante portas
Soll der mit der Polis entstandene und von ökonomischer Freiheit, sozialer Mobilität und politischer Teilhabe geprägte Gemeinschaftstyp aus den Konflikten gerettet werden, in die ihr Entstehungsprinzip, der kommerzielle Reichtum, die Polis stürzt, so genügt es nicht, nach dem Muster Platons den Reichtum pauschal für fremdbürtig zu erklären und der Stadt zu verweisen, um die städtische Produktionsgemeinschaft rein als solche zurückzubehalten. Vielmehr müssen die bürgerlichen Tugenden des neuen Gemeinschaftstyps genutzt werden, um sich die für das Leben in der Polis nötige Subsistenz, den erforderlichen Wohlstand, auf anderem als kommerziellen Weg zu verschaffen. Die Polis muss sich mit anderen Worten aus einem ökonomisch-produktiven Verein in einen militärisch-appropriativen Verband verwandeln.
Der Platonische Vorschlag zu einer Sanierung der Polis, zu ihrer Errettung aus dem Teufelskreis Armut erzeugenden Reichtums und vom Reichtum zehrender Armut, setzt die arbeitsteilig-kooperative Polisgemeinschaft, die eigentlich nur Wirkung einer in der Anhäufung kommerziellen Reichtums bestehenden Ursache beziehungsweise Mittel zum Zwecke weiterer handelskapitaler Akkumulation ist, als die ursprüngliche Sache selbst, das unvermittelte Wesen der Polis, ihr zeitlos vergangenes Sein, während er den kommerziellen Reichtum kurzerhand der Stadt verweist, ihn als fremdbürtigen Überfluss und Luxus zu einer äußerlichen Zutat erklärt, die dorthin zurückgeschickt werden müsse, wo sie herkomme, in die territorialherrschaftlich-frondienstlichen Gesellschaften, von denen die Polis umgeben ist.
Die Möglichkeit zu dieser Entmischung liegt in der Tatsache beschlossen, dass der in der Polis sich sammelnde kommerzielle Reichtum nicht nur seinen Ausgangspunkt, sondern mehr noch seinen ständigen Kontrapunkt im territorialherrschaftlich-frondienstlichen Reichtum hat, dass er also, nachdem er einer anfänglich bloß auf den Austausch territorialherrschaftlichen Überflusses beschränkten Maklertätigkeit entsprungen ist und kraft der gemeinschaftsbildend kritischen Masse, die er schließlich verkörpert, die Polis mitsamt der in ihr entfalteten Produktionsgemeinschaft ins Leben gerufen hat, sich auch weiterhin ebenso sehr aus den Korn- und Schatzkammern der territorialherrschaftlichen Nachbarn wie aus den poliseigenen landwirtschaftlichen und handwerklichen Erzeugnissen speist, dass er mit anderen Worten seine fortlaufende Akkumulation nicht weniger auf den durch das Produktivitätsgefälle zwischen Polis und Nachbarn höchst profitablen Außenhandel als auf den binnenwirtschaftlichen Austausch gründet. Indem der Platonische Lösungsvorschlag diese amphibolische Natur des kommerziellen Reichtums nutzt, um letzteren mit verdrängender Ausschließlichkeit seinem territorialherrschaftlichen Aspekt, seiner mit Überfluss und Luxus assoziierten Rolle als fronwirtschaftlicher Überschuss, zuzuschlagen, eskamotiert er ihn in der Tat aus der Stadt und behält den abstrakt-unvermittelten Gegensatz einer um ihren eigengesetzlich-akkumulativen Zweck gekürzten und strikt auf die Polis beschränkten gemeinschaftlichen Arbeit und eines um sein eigennützig-distributives Mittel gebrachten und streng aus der Stadt verbannten herrschaftlichen Reichtums zurück.
Und indem er nun aber durch diesen Coup einer theoretischen Liquidation der die innerstädtische Arbeit und den territorialherrschaftlichen Reichtum verbindenden Mitte des kommerziellen Reichtums oder Handelskapitals die städtische Produktionsgenossenschaft von ihrer eben darin, im kommerziellen Reichtum, gewahrten zentralen Krankheitsursache befreit hat, zeigt sich, dass er mit dem sie krank machenden Faktor zugleich auch ihr Lebensprinzip aus der Stadt eskamotiert hat. Die arbeitsteilig-kooperative Produktionsgenossenschaft, um deren Rettung und Aufrechterhaltung es beim Platonischen Lösungsvorschlag geht, ist, gekürzt um ihren in der kapitalen Bewegung bestehenden Antrieb, ihr als Akkumulationsprinzip perennierendes Motiv, nur mehr der Schatten ihrer selbst, kein von heteronomen Entstehungsbedingungen befreiter und zu sich gekommener Selbstzweck, sondern ein um seinen heteronomen Zweck gebrachtes, autistisch leerlaufendes Mittel. Um diese vom Akkumulationsprinzip losgedachte Produktionsgenossenschaft auch nur theoretisch zu erhalten, bedarf es jener Zwangsveranstaltung, die Platon in der Politeia beschwört und die aus der marktbezogenen, relativ freien Gesellschaft ein betriebsfixiertes, absolut diszipliniertes Zwangslager, aus der weltoffenen, austauschhungrigen Metropole eine xenophobe, isolationistische Trutzburg werden lässt.
So gesehen, scheint der Platonische Lösungsvorschlag nur geeignet, die dilemmatische Unlösbarkeit der Situation der Polis ins rechte Licht zu rücken und für jedermann sichtbar werden zu lassen. Einerseits kann die auf der Grundlage des kommerziellen Reichtums und seines Akkumulationsprinzips entstandene und zu einem arbeitsteilig-kooperativen Gemeinschaftstyp sui generis oder jedenfalls eigenen Rechts entfaltete städtische Produktionsgenossenschaft mit diesem ihrem Existenzgrund unmöglich auf Dauer sozial verträglich und politisch konfliktfrei auskommen, weil er sie in einen Teufelskreis verstrickt, bei dem sich der durch Konzentration von Reichtum hervorgerufenen Armut nur durch weitere Reichtumskonzentration begegnen läßt oder bei dem mit anderen Worten die Armut erzeugende handelskapitale Akkumulation stets schon wieder Voraussetzung jeder die Armut bekämpfenden wohlfahrtsstaatlichen Distribution ist. Andererseits aber kann, wie das Platonische Gedankenexperiment zeigt, diese städtische Produktionsgenossenschaft auch nicht ohne den kommerziellen Reichtum und sein Akkumulationsprinzip leben, weil sie sich damit ihres treibenden Motivs und objektiven Beweggrundes begibt und sie selbst in ihrer arbeitsteilig-kooperativen Verfassung zu einer nichts bezweckenden und nichts bewirkenden Leerlaufreaktion erstarrt. Einer Leerlaufreaktion, die eben deshalb, weil ihr der objektive Beweggrund fehlt, als stetige Bewegung oder ständige Veranstaltung nur durch eine auf Ritualisierung zielende Gewaltausübung, kurz, durch eine Dressur oder zwangsweise Konditionierung der Beteiligten, aufrechtzuerhalten ist, womit die Aufrechterhaltung denn aber den Verlust genau dessen einschließt, um dessen Erhaltung es beim Platonischen Lösungsvorschlag doch eigentlich geht: den Verlust nämlich der mit der arbeitsteilig-kooperativen Produktionsgemeinschaft der Polis von Haus aus einhergehenden relativen ökonomischen Freiheit, sozialen Mobilität und politischen Mitwirkung der einzelnen.
Diese praktisch-politischen, zivilgesellschaftlichen Folge- und Begleiterscheinungen der sich im Kraftfeld des marktspezifischen Austauschsystems und seines Akkumulationsprinzips entfaltenden städtischen Arbeitsgemeinschaft gibt also der Platonische Lösungsvorschlag preis, indem er ihre Bedingung, die um den Markt zentrierte Arbeitsgemeinschaft selbst, zu erhalten strebt und dabei das die letztere in den Teufelskreis aus Bereicherung und Verarmung verstrickende Akkumulationsprinzip loszuwerden sucht. Wie die von Platon entwickelte Staatsidee deutlich macht, begibt sich mit dem kommerziellen Akkumulationsprinzip und seinem Geschöpf, dem handelskapitalen Reichtum, die Polis nicht nur ihres Krankheitsherds, sondern auch ihres Lebensquells, gibt sie nicht nur auf, was ihre Bürger fraktioniert und in Konflikt miteinander geraten lässt, sondern auch und ebenso sehr, was sie zusammenführt und in der spezifischen Form von kommunaler Freiheit, Mobilität und Anteilnahme assoziiert, um deren Rettung es den Platonischen Wesenssuchern eigentlich geht.
Scheint demnach dies der dilemmatische Schluss des theoretischen Rettungsversuchs, dass mit dem kommerziellen Reichtum etwas aufgegeben wird, das aufgegeben werden muss, soll die städtische Produktionsgemeinschaft ihre generelle Existenz retten und nicht völliger Zerstörung anheimfallen, aber nicht aufgegeben werden kann, soll die städtische Produktionsgemeinschaft ihre spezielle Identität wahren und sich nicht bis zur Unkenntlichkeit entstellt wiederfinden, so zeigt indes die große Lehrmeisterin der Theorie, die Praxis, dass sich diesem Dilemma durch eine jene spezielle Identität erst einmal weitgehend unangetastet lassende funktionelle Umorientierung der Gemeinschaft und Verlagerung ihres Tätigkeitsbereichs, durch ihren Wechsel nämlich von einer ökonomisch-produktiven zu einer militärisch-appropriativen Organisation durchaus entrinnen lässt. Solange, wie beim Rettungsversuch der Platonischen Wesenssucher der Fall, der kommerzielle Reichtum zwar abgeschafft und aus der Stadt verbannt erscheint, gleichzeitig aber die städtische Gemeinschaft in ihrer ursprünglichen Form als arbeitsteilig-kooperative Produktionsgemeinschaft festgehalten wird, das heißt, in eben der Gestalt bestehen bleiben soll, in der sie wesentlich Mittel zum Zwecke der Akkumulation kommerziellen Reichtums ist, kann das theoretische Lösungsmodell gar nicht anders, als sich selbst ad absurdum zu führen. Was es postuliert, ist ja nur ein um seinen Zweck gebrachtes und kurzerhand zum Selbstzweck erklärtes Mittel, ein Mechanismus, der, weil er bei der Stange einer Aufgabe gehalten wird, die er zugleich nicht mehr erfüllen darf, im Wortsinne leerläuft und dessen fortdauerndes Funktionieren mangels natürlicher, sprich ökonomischer, Motivation nurmehr durch den künstlichen Antrieb politisch-polizeilicher Gewalt sichergestellt werden kann – womit dann allerdings die Züge von persönlicher Freiheit, sozialer Mobilität und aktiver Anteilnahme des einzelnen preisgegeben werden und verloren gehen, die doch eigentlich das Mittel als einen Selbstzweck erhaltenswürdig, die städtische Produktionsgemeinschaft als eine vom Akkumulationsprinzip unabhängige Organisation erstrebenswert erscheinen lassen.
Von daher gesehen, besteht der das Dilemma provozierende Fehler des Platonischen Lösungsmodells nicht sowohl darin, dass die kommerzielle Akkumulationsperspektive aufgegeben, sondern vielmehr darin, dass sie nicht radikal genug aufgegeben wird, dass nicht die vollen Konsequenzen gezogen werden, die sich für die städtische Produktionsgemeinschaft aus ihrer Entmischung, ihrer Trennung von ihrem bisherigen Beweggrund, dem kommerziellen Reichtum, ergeben. Soll die städtische Produktionsgemeinschaft nicht der nur mit politischem Zwang und polizeilicher Gewalt aufrechtzuerhaltenden Leerlaufreaktion eines Mittels verfallen, dem sein Zweck abhanden gekommen ist und das so tut, als wäre nichts geschehen – soll sie dieser Leerlaufreaktion entrinnen, so muss sie aufhören, bloße ökonomische Produktionsgenossenschaft, nichts als ein arbeitsteilig-kooperativer Erzeugerzusammenhang zum fahrengelassenen Zwecke handelskapitaler Bereicherung, kurz, das in völliger formaler Identität mit sich perennierende und nur eben um seinen materialen Sinn gebrachte Gespenst ihrer selbst sein zu wollen, und muss sich auf Basis der Qualifikationen, die sie sich im Zuge ihrer Entfaltung zur städtischen Produktionsgemeinschaft erworben hat, gestützt mit anderen Worten auf die technischen, organisatorischen und strategischen Fähigkeiten, die sie beim Aufbau des neuen Gemeinschaftstyps Polis ausgebildet hat, soweit umstellen und soweit verändern, dass sie sich aus einem – nur überhaupt theoretisch auf diese Weise vorstellbaren – Mittel ohne Zweck, aber in der vollen Montur seines Mittelcharakters, aus einer Hinterbliebenen des aus der Stadt verbannten kommerziellen Reichtums, die zum Denkmal oder vielmehr zur Fehlanzeige des Verschwundenen versteinert ist, in ein selbstbezüglich lebendiges, für seine vom kommerziellen Reichtum unabhängige Selbsterhaltung praktisch tätiges Gemeinwesen, in einen mit eigener Zweckmäßigkeit, mit einer zur Kapitalakkumulation positiv alternativen Zweckbestimmung versehenen Organismus überführt.
Positiv muss dieser eigene Zweck insofern sein, als er ihr das, was die kommerzielle Akkumulation ihr, wenn auch mit zunehmend gravierenden sozialen Einschränkungen und auf Kosten immer bedrohlicherer politischer Konflikte, immerhin gewährte, die materielle Grundlage für ihr Bestehen, ein gedeihliches Auskommen, die ihrem Lebensstandard gemäße Subsistenz, gleichfalls gewährleistet. Und alternativ muss dieser eigene Zweck in dem Sinne sein, dass er nicht mehr, wie die kommerzielle Akkumulation das tut, solche Subsistenz nur und höchstens als Nebenerscheinung seiner aparten, amphibolisch-heteronomen Bestimmung garantiert, sondern dass seine Bestimmung in solcher Subsistenz vielmehr rückhaltlos aufgeht, dass er selbst mit dem, was vorher bloß Nebeneffekt seines amphibolisch-heteronomen Treibens war, als mit der allen andren Bezug ihm verschlagenden identischen Sache selbst seines Bestehens koinzidiert. Das, was das kommerzielle Prinzip der städtischen Produktionsgemeinschaft nur quasi als ein Abfallprodukt seines erfolgreichen Wirkens und nur um den Preis ökonomischer Divergenzen, sozialer Spaltungen und politischer Konflikte gewährt: der für die Erhaltung ihrer differenzierten Lebensgewohnheiten und entfalteten Sozialbeziehungen nötige relative Wohlstand, der dem Entwicklungsstand ihres Bedürfnissystems und ihrer Anforderungen ans Milieu entsprechende Lebensstandard – ihn muss sie sich jetzt auf anderem Wege und ohne die zweifelhafte Hilfestellung des sein privates Interesse verfolgenden kommerziellen Prinzips, will heißen, als die Hauptsache, das A und O einer auf nichts als auf den eigenen Fortbestand gemünzten und ebenso selbstverantwortlichen wie eigennützigen Tätigkeit zu sichern suchen. Um aber diese unmittelbare, vom Umweg über das kommerzielle Prinzip befreite Selbsterhaltungsleistung erbringen, diese zum zentralen Anliegen erhobene, der heteronomen Beziehung auf die Wahrung des kommerziellen Interesses entzogene Wahrung ihrer Identität ins Werk setzen zu können, muss sich die städtische Produktionsgemeinschaft radikal verändern. Um sich als ein von ökonomischer Freiheit, sozialer Mobilität und politischer Teilhabe geprägter Gemeinschaftstyp, erhalten zu können, muss sie sich als die Produktionsgemeinschaft, die bis dahin in der arbeitsteilig-kooperativen Beziehung auf den Markt gleichermaßen ihr organisierendes Prinzip und ihr disponierendes Tätigkeitsmerkmal hatte, aufgeben und sich aus einem auf den Austausch eigener Produkte mit fremdem Reichtum ausgerichteten ökonomisch-produktiven Verein in einen auf die kompensationslos-eigenmächtige Beschlagnahmung fremden Reichtums eingestellten militärisch-appropriativen Verband verwandeln. Wo sonst nämlich soll sie den relativen Wohlstand, den ihre eingefleischten Bedürfnisse und Lebensgewohnheiten erheischen, die ihrem Entwicklungsstand gemäße Subsistenz, hernehmen, wenn nicht aus dem Fundus eben jenes fremden Reichtums, dem Füllhorn jenes territorialherrschaftlichen Überflusses, zu dem der Markt mit seinem kommerziellen Austauschprinzip ihr den Zugang eröffnet und den sie, wenn die Dazwischenkunft und Vermittlung des Marktes keine Rolle mehr spielen soll, sich nun aber auf andere und direktere Weise erschließen muss?
Die Polis Athen ist zur erforderlichen Umrüstung der Gemeinschaft nicht mehr imstande. So sehr sie den Glauben an die segensreiche Wirkung des kommerziellen Prinzips verliert, so sehr bleibt sie doch mit ihrer Vorstellung von einem funktionierenden Gemeinwesen den ökonomischen Strukturen verhaftet, die das kommerzielle Prinzip hervorgetrieben hat. Die Strategie einer hegemonial direkten Ausbeutung, mit der sie es vorübergehend probiert, kann sie in ihrer Fixierung auf die durch das kommerzielle Prinzip geschaffenen Strukturen nur bestärken, weil Opfer der hegemonialen Strategie die ihrerseits dem kommerziellen Prinzip verhafteten stadtstaatlichen Bundesgenossen der Ägäis sind und weil deshalb das Scheitern der Strategie, für das die Bundesgenossen im Verein mit Sparta sorgen, für sie, die Polis Athen, zum Beweis der Unentrinnbarkeit der durch das kommerzielle Prinzip bestimmten Verhältnisse gerät.
Zugang zum fremden Reichtum verschafft der städtischen Produktionsgemeinschaft der vom Akkumulationsprinzip bestimmte kommerzielle Austausch eben dadurch, dass er sie zu einer Produktionsgemeinschaft im Sinne des Wortes entfaltet, zu einem hauptsächlich handwerklichen, aber auch spezialisiert agrarischen, arbeitsteilig-kooperativen Erzeugersystem, das ihm die Waren liefert, die er dann bei den territorialstaatlichen Nachbarn in den benötigten fremden Reichtum, in landwirtschaftliche Güter, Rohmaterialien, Edelmetalle, Luxusartikel, verwandelt. Diese durch den kommerziellen Austausch, den Markt, gelenkte Entwicklung präsupponiert und befördert, wie gesagt, neue, den Betroffenen durchaus willkommene gesellschaftliche Verhaltensweisen und Verkehrsformen: eine relative Eigenständigkeit und Eigeninitiative im der ökonomischen Betätigung, eine relative Beweglichkeit und Orientierungsfreiheit bei der sozialen Einordnung, eine relative Intensität und Effektivität der politischen Mitwirkung. Und sie bringt dank des Produktivitätsgefälles zwischen der städtischen Produktionsgemeinschaft und den territorialherrschaftlichen Produktionssystemen und dank der dadurch für die Produkte der ersteren gegebenen günstigen Austauschbedingungen Reichtum mit sich, Reichtum, der dank der Tatsache, dass ein Teil davon auch in die Hände derer gelangt, die durch ihre Produkte den Grund zu ihm legen, der städtischen Produktionsgemeinschaft ein nie gekanntes gedeihliches Auskommen und subsistenzielles Wohlbefinden bescheren.
Aber weil das gedeihliche Auskommen der Produktionsgemeinschaft beileibe nicht das zentrale Anliegen des vom Akkumulationsprinzip bestimmten Austausches, sondern höchstens und nur eine Nebenerscheinung des mit dem Austausch verfolgten eigentlichen Zweckes ist und weil dieser eigentliche Zweck, wie gesehen, darin besteht, um der politischen Emanzipation vom traditionellen Herrschaftszusammenhang willen in einem machtstrategisch ebenso erfolgreichen, wie herrschaftssystematisch unabschließbaren ökonomischen Wettstreit mit den umgebenden Territorialherrschaften immer mehr Reichtum anzuhäufen, nur um immer mehr Reichtum anhäufen zu können – weil dies der zum logischen Zirkelschluss sich verlaufende eigentliche Zweck des kommerziellen Austausches ist, schafft die durch ihn gesteuerte Entwicklung nun auch zunehmend ökonomische Not und politischen Konflikt. Indem die Vertreter der kommerziellen Akkumulation dank des Produktivkraftgefälles zwischen der Stadt und ihren territorialen Nachbarn im Austausch mit letzteren wohlfeilen fremden Reichtum, insbesondere in Gestalt landwirtschaftlicher Erzeugnisse, in die Stadt bringen, zerstören sie die Existenzgrundlage der als kleine Landbesitzer subsistierenden mittleren Schichten und gesellen diese der dank der Attraktivität der Stadt ohnehin wachsenden Gruppe der in den Gewerben, im Schiffswesen und im Handel Lohnarbeitsuchenden bei. Und indem sie, um noch mehr fremden Reichtum in die Stadt bringen zu können, den eingeschlagenen Weg fortsetzen und durch Konzentration und Rationalisierung der Produktion das Produktivitätsgefälle zu erhalten beziehungsweise zu vergrößern bestrebt sind, verschaffen sie dem Heer der Lohnarbeitsuchenden weiteren Zulauf und sorgen für jenen Konkurrenzdruck auf dem Arbeitsmarkt, der ihnen erlaubt, der städtischen Produktionsgemeinschaft durch Billiglöhne noch mehr Waren für den Austausch mit den territorialen Nachbarn abzupressen, ohne dass das Mehr an fremdem Reichtum der durch die schlechte Entlohnung beziehungsweise durch Arbeitslosigkeit in ihren konsumtiven Möglichkeiten zunehmend eingeschränkten städtischen Produktionsgemeinschaft selbst irgend zugute käme.
Je mehr Reichtum die städtische Produktionsgemeinschaft durch ihrer Hände Arbeit also schafft, um so weniger Reichtum gelangt, relativ gesehen zumindest, in ihre Hände zurück, je mehr eigenes Produkt sie dem Handel zur Verfügung stellt, um so weniger fremdes Produkt läßt er, wenigstens proportional genommen, ihr zukommen. Wenn so aber der kommerzielle Segen zum subsistenziellen Fluch wird und die städtische Arbeit, die in den Dienst des Kommerzes tritt, sich in eben dem Maß, wie sie als Mittel zum akkumulativen Zweck erfolgreich ist, um die Früchte ihres Wirkens gebracht und nämlich mit einem relativ immer geringeren Teil des mit ihrer Hilfe Akkumulierten entlohnt und vielmehr abgespeist findet, was Wunder dann, dass die städtische Produktionsgemeinschaft allmählich den Glauben an den kommerziellen Mechanismus als Garanten ihrer ökonomischen Wohlfahrt, sozialen Eintracht und politischen Freiheit verliert und dem Gedanken an alternative Methoden, sich ihren Status quo als Polis zu erhalten, an mögliche andere, nichtkommerzielle Weisen, für ihre ökonomische Wohlfahrt, soziale Eintracht und politische Freiheit zu sorgen, näher tritt? Was Wunder, dass sie darüber nachzusinnen beginnt, wie sie sich den territorialherrschaftlichen Überfluss, den fremden Reichtum, den sie als städtische Gemeinschaft mit ebenso massiertem Lebensmittelbedarf wie differenziertem Bedürfnissystem und kultivierten Milieuansprüchen braucht, auf anderem Wege als dem des kommerziellen Austausches beschaffen kann?
Zwar erst einmal sucht sie, wie gesehen, der vom kommerziellen Prinzip heraufbeschworenen Nöte und erregten Konflikte mit den politischen Mitteln einer auf dem Wege wohlfahrtsstaatlicher Demokratisierung durchgesetzten Umverteilung, eines von Staats wegen betriebenen Lastenausgleichs Herr zu werden. Das heißt, sie läßt die ökonomische Struktur der Polis unangetastet, lässt das kommerzielle Prinzip als solches gewähren und beschränkt sich darauf, die durch die Wirksamkeit des Prinzips produzierten Krankheitssymptome der Polis mittels staatlicher Zuwendungen, die aus dem akkumulierten Fonds, dem der Wirksamkeit des Prinzips entspringenden kommerziellen Reichtum, finanziert werden, nachträglich zu lindern und auf ein erträgliches, mit dem inneren Frieden, der Koexistenz der Fraktionen in der Stadt vereinbares Maß zurückzuführen. Weil indes die Umverteilung das kommerzielle Prinzip dazu anspornt, die Einbussen, die es erleidet, durch verstärkte Akkumulationstätigkeit wettzumachen, und weil die verstärkte Akkumulation wiederum die ökonomische Not vergrößert und den politischen Konfliktstoff vermehrt, kurz, auf neue und verstärkte Umverteilung hinausläuft, die wiederum vom kommerziellen Prinzip mit erneuter und verstärkter Akkumulationsanstrengung beantwortet wird, verrennt sich diese Problemlösungsstrategie zwangsläufig in einem Teufelskreis und erweist sich das Heilmittel oder, besser gesagt, Palliativ, das die Krankheit der Polis zu kurieren oder jedenfalls zu lindern verspricht, vielmehr als ein Weg, die Krankheit zu verschlimmern und chronisch werden zu lassen. Angesichts einer solch niederschmetternden, in der Geschichte des demokratischen Athen exemplarisch vorgeführten Empirie verliert nun aber die städtische Produktionsgemeinschaft den Glauben an die Segnungen des kommerziellen Prinzips und seines spezifischen Reichtums und vollzieht einen Prozess der radikalen inneren Ablösung und schließlich auch äußeren Abwendung von dem, was bis dahin als dynamischer Kern und tragender Mechanismus gleichermaßen des ökonomischen Gedeihens der Polis selbst und des subsistenziellen Wohlergehens aller ihrer Bürger galt.
Theoretischer Niederschlag solch fundamentalen Vertrauensverlustes und radikalen Ablösungsprozesses ist die Platonische Philosophie mit ihrer Verwerfung des kommerziellen Reichtums und seines generalbevollmächtigten Repräsentanten, des Geldes, mit ihrem Versuch, den kommerziellen Reichtum aus der Stadt zu verbannen und zur Gänze jenem fremden, territorialherrschaftlichen Reichtum zuzuschlagen, von dem er nicht zuletzt dank der Arbeit der städtischen Produktionsgemeinschaft von Haus aus systematisch separiert ist und den er unter dem besagten Vorbehalt seines Akkumulationsinteresses und mit den beschriebenen fatalen Auswirkungen, die sein Akkumulationsvorbehalt auf die ökonomische Entwicklung der Polis hat, für die städtische Produktionsgemeinschaft per Austausch zu organisieren und zu beschaffen dient. Zu diesem fremden, der Stadt äußerlichen Reichtum erscheint aus Sicht der Platonischen Philosophie der kommerzielle, polisspezifische Reichtum restlos übergelaufen, in ihm zeigt er sich spurlos verschwunden, während die von letzterem befreite, durch die Wächter vor ihm gefeite städtische Produktionsgemeinschaft ihr arbeitsteilig-kooperatives Leben, ihr handwerkliches Tun und gewerbliches Treiben wie gewohnt, aber nunmehr in Ruhe und Frieden, weil von der zerstörerischen Dynamik des Verschwundenen verschont, fortsetzen soll.
Allerdings ist die Platonische Philosophie damit zugleich theoretischer Ausdruck der Unfähigkeit der athenischen Polis, jenen Ablösungsprozess Wirklichkeit werden zu lassen, Beweis ihrer durch die lange kommerzielle Empirie verschuldeten déformation professionelle, Symptom ihrer chronischen Verfallenheit an die vom kommerziellen Prinzip geschaffenen Lebensbedingungen, ihrer krankhaften Abhängigkeit von einer stricto sensu produktionsgemeinschaftlichen Lebensführung. Weil dank langer Gewöhnung Platon sich die ökonomische Wohlfahrt, die soziale Eintracht und die politische Unabhängigkeit der Polis zwar nicht mehr verknüpft mit dem die städtische Produktionsgemeinschaft zeitigenden kommerziellen Prinzip, wohl aber strikt gebunden an das fait accompli der städtischen Produktionsgemeinschaft als solcher, als arbeitsteilig-kooperativ entfalteter handwerklich-gewerblicher Assoziation, und nur als deren unmittelbaren Ausfluss, ihr natürliches Korollar, vorstellt, sucht er, während er den kommerziellen Reichtum der Stadt verweist, die Produktionsgemeinschaft als solche zu behaupten und zu kontinuieren. Als solche aber ist die städtische Produktionsgemeinschaft Geschöpf des kommerziellen Prinzips und ohne das letztere objektiv nicht lebensfähig und kaum oder bloß im eklatanten Selbstwiderspruch denkbar. Will die Platonische Philosophie die Produktionsgemeinschaft in fehlgeleiteter Amalgamierung ihres generischen Seins mit ihrem spezifischen Tun, ihrer politisch-praktischen Konstitution mit ihrer ökonomischen-technischen Funktion, dennoch als solche, als Produktionsgemeinschaft, kontinuieren, so kann sie das höchstens mit Gewalt, höchstens dadurch, dass sie in der Theorie das in genere seines urheberschaftlichen Daseins vertriebene, aber zugleich in specie seines Geschöpfes festgehaltene kommerzielle Prinzip durch eine personale Zwangsinstanz, durch das Diktat des Weisen und seiner Helfershelfer, ersetzt.
Damit aber gibt sie an der Gemeinschaft eben den besonderen Charakter preis, dessentwegen sie sie doch eigentlich bewahren und als Grundlage der ökonomischen Wohlfahrt, sozialen Eintracht und politischen Freiheit der Polis kontinuieren will: die relative ökonomische Eigeninitiative, soziale Mobilität und politische Mitwirkung der einzelnen, durch die sich die Gemeinschaft vor den traditionellen, theokratischen oder auch ständehierarchischen Gesellschaften auszeichnet und als Gemeinschaftstyp sui generis behauptet. Will die städtische Produktionsgemeinschaft diese Preisgabe des eigentlich Erhaltenswerten an ihr, nämlich ihrer politisch-praktischen Konstitution, verhindern, so muss sie vielmehr mit der Abdankung des kommerziellen Prinzips als maßgebender Zweckbestimmung auch das dem Zweck entsprechende Mittel, ihre ökonomisch-technische Funktionsweise, ihre produktive Ausrichtung, zur Disposition stellen, muss beides, die kommerziell fundierte ökonomische Funktionsweise und die funktionell bedingte politische Konstitution, als voneinander trennbar erweisen und muss sich von der abstrakt gesetzten letzteren her auf die ökonomisch eigenen Füße stellen, kurz, jene militärisch-taktische Reorganisation und Umfunktionierung vornehmen, durch die sie sich den fremden Reichtum, den sie für ihren Unterhalt braucht, aus eigener Kraft und mit ihr selbst als ausschließlichem Zweck der appropriativen Veranstaltung zu beschaffen vermag, statt ihn sich vermittels des hierbei sie in ein Mittel seiner eigenen Zweckmäßigkeit heteronomisierenden kommerziellen Prinzips besorgen lassen zu müssen.
Nicht, dass der athenischen Polis dieser Wechsel der Unterhaltsstrategie, der den ökonomisch-technischen, marktbezogenen Produktionsmechanismus durch einen militärisch-taktischen, tributorientierten Appropriationsapparat ersetzt, völlig unvorstellbar wäre! Nicht, dass sie nicht sogar schon selbst mit ihm experimentiert und Erfahrungen mit ihm gesammelt hätte! Schließlich ist der mittels Peloponnesischem Bund inszenierte Aufstieg der athenischen Demokratie zur Hegemonialmacht des Ägäischen Raumes als eben ein solcher Strategiewechsel anzusehen. Das kommerzielle Prinzip und seine Austauschmechanismen abdankend, rüstet die Konspiration aus Demos und aristokratischer Führung die athenische Polis militärisch auf und organisiert sie taktisch um und versetzt sie damit in die Lage, sich den Reichtum anderer auf dem Wege direkter Tributzahlungen und das heißt, ohne die Dazwischenkunft des Marktes und ohne die Gegenleistung der durchs kommerzielle System erheischten eigenen Beiträge zum Markt zu beschaffen. Weil indes die anderen, deren Reichtum sich die athenische Demokratie auf diese Weise verschafft, nicht etwa die territorialherrschaftlichen Nachbarn, sondern vielmehr die übrigen Handelsstädte der Ägäis, die kommerziellen Partner Athens beim Austausch mit den territorialherrschaftlichen Nachbarn, sind, trifft die Rede von einer Abdankung des kommerziellen Prinzips nur bedingt oder eigentlich gar nicht zu.
In Wahrheit dankt die athenische Demokratie mit dem Strategiewechsel, den sie durch Verwandlung der Polis aus einer Austausch treibenden Handelsrepublik in eine Tribut empfangende Hegemonialmacht vollzieht, das kommerzielle Prinzip gar nicht ab, sondern funktioniert es nur um und überführt es aus einem in der Polis selbst und mit ihrer Hilfe seinen akkumulativen Zweck verfolgenden und hierbei höchstens marginal den nichtkommerziellen Interessen der ersteren dienlichen Intendanten in einen mitsamt seinem akkumulativen Zweck den Bundesgenossen zugeschobenen und vermittels der Bündnisverpflichtungen der letzteren gegenüber der Polis deren nichtkommerziellen Interessen zentral dienstbar gemachten Agenten. Das heißt, die athenische Demokratie verlagert das kommerzielle Prinzip einfach nur aus der eigenen Stadt in die Städte der Bundesgenossen, lässt es dort wie gehabt agieren, den gewohnten Austausch mit den territorialherrschaftlichen Nachbarn pflegen, und beschränkt sich selbst darauf, durch die Eintreibung von Tributzahlungen bei den Bundesgenossen, die als Beiträge zum Bündnis kaschiert sind, die Früchte der dortigen kommerziellen Aktivitäten einzuheimsen, den Gewinn aus dem dort mit den territorialen Nachbarn praktizierten Austausch abzuschöpfen. Daran, dass es das kommerzielle Prinzip ist, das der Polis fremden Reichtum zuführt, ändert sich demnach nichts; nur der Modus der Zufuhr ändert sich. Durch ihre auf Militarisierung und die Taktik hegemonialer Bündnisbeziehungen abgestellte Strategie gelingt es der athenischen Polis, sich dem ägäischen Handelssystem in der bis dahin von ihr gewahrten Funktion eines wie immer auch integrierenden Bestandteiles zu entziehen, um sich statt dessen dem System in der neuen Rolle der dominierenden Hauptsache zu revindizieren, sich aus einem tragenden Moment des Ganzen in dessen springenden Punkt, aus einem beitragenden Glied des Corpus in dessen nutznießenden Wasserkopf zu verwandeln.
Aber vielmehr gelingt, wie gesehen, der athenischen Polis dieser Strategiewechsel nicht, weil sich zeigt, dass in der Rolle eines den nichtkommerziellen Interessen der athenischen Demokratie dienenden Faktotums, in das es sich durch die Reduktion auf die Sphäre der Bundesgenossen gedrängt findet, das kommerzielle Prinzip partout nicht zu Hause ist und weil es die erste, in Gestalt des lakedämonischen Widerstandes gegen die hegemoniale Expansion Athens sich bietende Gelegenheit nutzt, seine Träger, die Bundesgenossen, zum Aufstand gegen die es als Mittelbeschaffer für den Unterhalt der demokratischen Polisgemeinschaft zweckentfremdende Hegemonialmacht anzustacheln. Indem im Verein mit der aristokratischen Territorialmacht Sparta das in Gestalt des Peloponnesischen Bundes zum Unterhaltspflichtigen umfunktionierte und tributär ausgebeutete kommerzielle Prinzip sich aus seiner Dienstbarkeit gegenüber der Polis gewaltsam befreit und diese in die Schranken ihrer handelsrepublikanisch bestimmten Existenz weist, macht es deutlich, dass die militärisch-taktische Inanspruchnahme des kommerziellen Mechanismus durch sein eigenes soziales Geschöpf, die Polis, kein gangbarer Weg zur nichtkommerziellen Aneignung fremden Reichtums und zur Begründung einer auf solchem Reichtum aufbauenden und vor der Dynamik kommerzieller Akkumulationsprozesse geschützten Subsistenz ist.
Für Athen selbst, die betroffene Polis, kommt die Erfahrung des Scheiterns ihrer hegemonialen Strategie einer Abdankung der militärisch-taktischen Aneignungsperspektive als solcher gleich. Eben weil sie nicht durch Abstandnahme vom kommerziellen Prinzip, durch seine reguläre Abschaffung, sondern durch die Umfunktionierung des kommerziellen Prinzips, durch seine tributäre Indienstnahme, an den Reichtum der territorialherrschaftlichen Nachbarn zu kommen sucht und weil dieser Strategie, wie das Perikleische Zeitalter zeigt, ja erst einmal auch ein voller Erfolg beschieden scheint, hinterlässt bei ihr das schließliche Scheitern dieses Versuchs, das kommerzielle System aus einem eigengesetzlichen Transaktionsmechanismus in einen dienstbaren Requisitionsapparat umzufunktionieren, den bleibenden Eindruck einer Widerlegung und Erledigung auch und gerade der in den Umfunktionierungsversuch eingebundenen Bemühungen um die nichtkommerzielle Beschaffung fremden Reichtums und bedeutet die erzwungene Rückkehr zur handelsrepublikanischen Tagesordnung für sie den Verlust jeder Hoffnung, sich den durchs kommerzielle Prinzip gegebenen subsistenziellen Rahmenbedingungen entziehen zu können. Eben weil die athenische Polis die nichtkommerzielle Requisition fremden Reichtums, die den Erwerb fremden Reichtums durch Teilhabe am kommerziellen Austauschsystem ja eigentlich zu ersetzen bestimmt ist, per medium des umfunktionierten Austauschsystems selbst abwickelt, erkennt sie das kommerzielle Prinzip als die via regia zur Beschaffung von Reichtum realiter ebensoehr an, wie sie es formaliter außer Kraft setzt, und kann die Immunreaktion, die das kommerzielle Austauschsystem gegen seinen dergestalt zweckentfremdeten Gebrauch an den Tag legt, nur als pauschales Verdikt gegen die Praktikabilität einer nichtkommerziellen Beschaffung von Reichtum überhaupt begreifen.
Das kommerzielle Prinzip und seine Wirklichkeit, den kommerziellen Reichtum abzuschaffen, vermag sie höchstens noch theoretisch und bloß in der symptomatisch-widersprüchlichen Form, in der die Platonische Philosophie das vorführt. Nicht genug damit nämlich, dass in der Platonischen Fassung die Polis den eigenen, kommerziellen Reichtum, um ihn loszuwerden, mit dem fremden, herrschaftlichen Reichtum zusammenwerfen und dem Reichtum überhaupt entsagen, ihn pauschal aus der Stadt verbannen muss, die Polis straft in der Platonischen Version mehr noch die Befreiung vom kommerziellen Prinzip, die sie dadurch für die städtische Produktionsgemeinschaft zu erwirken sucht, eklatant Lügen, indem sie in ebenso scheinbarer wie suggestiver Vorwegnahme späterer Emanzipationskonzepte die Produktionsgemeinschaft als unverändert solche, als funktionsteilig-kooperative Arbeitsgemeinschaft, aufrechterhält und demnach aber in inhaltslos-leerlaufreaktiver Kontinuität als das Geschöpf des kommerziellen Prinzips, das sie von Haus aus ist, zwangsweise bewahrt oder vielmehr als das versteinerte Gedächtnis dessen, wovon sie doch eigentlich zwecks eines neuen, besseren Lebens befreit werden sollte, mit Gewalt arretiert.
Die Polis Athen ist nicht imstande, die Stadtgemeinschaft neuen Typs zu kreieren. Diese Rolle fällt Rom zu. Dem ägäischen Handelssystem bleibt nurmehr die Aufgabe, mittels Aufhebung der von ihr zuvor durchgesetzten Arbeitsteilung zwischen Stadtstaat und Territorialsystem, sprich, mittels Durchdringung der territorialherrschaftlichen Sphäre mit hellenistischer Kultur, den Boden für die Polis neuen Stils, für Rom, zu bereiten. Werkzeug dieser Zurüstung ist der makedonische Expansionsdrang.
Die Polis Athen ist also nicht mehr in der Lage, das Konzept einer Fortführung der im Kraftfeld des kommerziellen Prinzips entstandenen und entfalteten städtischen Gemeinschaft neuen Typs jenseits des kommerziellen Prinzips und auf einer vom kommerziellen Reichtum weitgehend unabhängigen Subsistenzbasis eigener Provenienz in die Tat umzusetzen. Sie ist nicht mehr imstande, jene Trennung zwischen ihrer handelsbedingten ökonomisch-technischen Konstitution und ihrer damit einhergehenden politisch-praktischen Disposition vorzunehmen, die nötig ist, um sich kraft politisch-praktischer Disposition nicht nur des kommerziellen Prinzips, sondern auch und ebenso sehr der durch es bedingten ökonomisch-technischen Konstitution zu entschlagen und auf die eigenen Füße einer neuen, militärisch-taktisch fundierten und, statt auf den transaktiven Austausch eigener Produkte, auf die offensive Beschlagnahme fremden Reichtums ausgerichteten ökonomischen Verfasstheit zu stellen. Dieses Experiment zu unternehmen, bleibt Rom vorbehalten. Damit Rom die Durchführung des Experiments mit Aussicht auf Erfolg in Angriff nehmen kann, fehlt allerdings auf der territorialherrschaftlichen Seite, der tributpflichtig zu machenden Sphäre nichtkommerziellen Reichtums, noch eine wesentliche Voraussetzung, und für die Schaffung dieser Voraussetzung ebenso durchschlagend wie unfreiwillig zu sorgen, erweist sich für die athenische Polis und das durch ihr Wirken geprägte Städtesystem des ägäischen Raumes als die letzte vor dem Versinken der ganzen Region in Provinzialismus noch zu erfüllende Aufgabe.
Dabei ist es eben dies um die athenische Polis gescharte ägäische System von Handelsstädten, das, wie es jetzt unfreiwillig für die Schaffung der fehlenden Voraussetzung Sorge trägt, so im Zuge der vorangegangenen kommerziellen Entwicklung zielstrebig auf das Fehlen der Voraussetzung hingearbeitet hat. Was der vom kommerziellen Prinzip zwischen den Geschöpfen des kommerziellen Reichtums, den Stadtgemeinschaften, und deren territorialherrschaftlichen Nachbarn gestiftete Austauschzusammenhang nämlich ins Leben gerufen hat, ist ja nicht nur ein Mechanismus, der beiden wechselseitigen Zugang zum Reichtum der anderen Seite verschafft, sondern auch ein Zwang zur Arbeitsteilung, eine unwiderstehliche Tendenz, die jeweiligen Formen des Reichtums aufeinander abzustimmen und in ein Verhältnis gegenseitiger Ergänzung zu bringen. Während mit anderen Worten die territorialen Nachbarn in durch ihre herrschaftlich-frondienstliche Gesellschaftsstruktur gewährleisteter Kontinuität der Tradition einer wesentlich agrarisch-naturwirtschaftlichen Produktion verhaftet bleiben und demgemäß die auf ihrem begrenzten Territorium zusammengeballten Polisgemeinschaften mit dem, was diesen dort fehlt beziehungsweise nicht in ausreichender Menge zur Verfügung steht, mit Grundnahrungsmitteln, Rohstoffen, Edelmetallen und für die höfische Kultur erzeugten Luxusgütern, versorgen können, durchlaufen die Polisstaaten selbst unter dem Einfluss der sie begründenden und als politisch-ökonomische Gemeinschaften sui generis organisierenden kommerziellen Funktion einen Prozess der handwerklich-technischen Raffinierung und Produktivitätsentfaltung, der sie in die Lage versetzt, die territorialherrschaftlichen Nachbarn mit Gebrauchsgütern, technischen Geräten und spezialisierten landwirtschaftlichen Erzeugnissen zu beliefern.
Diese in den natürlichen und gesellschaftlichen Gegebenheiten der Handelspartner angelegte und durch den kommerziellen Austausch selbst kräftig beförderte Arbeitsteilung eröffnet nicht nur wegen des erwähnten Produktivitätsgefälles, das mit ihr entsteht, dem einen Partner, der Polis, eine außerordentliche Bereicherungschance und trägt damit nicht nur entscheidend zum ökonomischen Wachstum und politischen Gedeihen der Polis bei, sie beschert auch und zugleich dem Austauschsystem als ganzem markante zivilisatorische Fortschritte und eine ausgeprägte Hebung des Subsistenzniveaus und Lebensstandards. Wenn sich schon durch ihre von der kommerziellen Funktion angetriebene handwerklich-technische Entwicklung die Polis als der Hauptnutznießer der per Austausch praktizierten wechselseitigen Aneignung fremden Reichtums erweist, so zugleich aber auch als wesentlicher Beiträger zum Verfahren und, so gesehen, als ihres eigenen Glückes Schmied, insofern die Güter, die sie aufgrund solch handwerklich-technischer Entwicklung in den Austausch einzubringen vermag, einen gewichtigen und tatsächlich unabdingbaren Teil des Wohlstandes und gedeihlichen Subsistenz- beziehungsweise Konsumniveaus konstituieren, den ihnen selbst und den Oberschichten der territorialen Handelspartner der Austausch beschert.
Will die Polis nun wegen der ebenso unabwendbar wie unverhofft nachteiligen ökonomischen und sozialen Folgen, die mit dem kommerziellen Austauschsystem für sie oder vielmehr für ihre Produktionsgemeinschaft verknüpft sind, diesem den Laufpass geben und sich auf eine Requisition des Reichtums der anderen Seite mit nichtkommerziellen Mitteln verlegen und will sie dabei aber ihren Wohlstand wahren, nichts von ihrem gewohnten Lebensstandard einbüßen, so muss sichergestellt sein, dass der gewichtige Beitrag, den sie zur Gewährleistung solchen Lebensstandards bislang selber und eigenhändig leistete, von den territorialherrschaftlichen Nachbarn, die sie aus Handelspartnern in Tributpflichtige zu verwandeln und deren Reichtum sie sich durch Beschlagnahmung statt durch Austausch anzueignen anschickt, mit übernommen wird. Nur wenn die Arbeitenden in den territorialherrschaftlichen Gebieten zusätzlich zu ihren agrarisch-naturwirtschaftlichen Funktionen jene handwerklich-technischen Leistungen erbringen, die zuvor Privileg der Arbeitsgemeinschaft in der Polis waren, und nur also wenn die ersteren die zuvor im Rahmen des kommerziellen Austausches praktizierte Arbeitsteilung zugunsten einer Wahrnehmung der gesamten, im Zuge solchen Austausches entwickelten Palette von Tätigkeiten und Produktionsaufgaben ad acta legen, können die letzteren erwarten, mit einer unmittelbar tributären Aneignung fremden Reichtums nicht schlechter zu fahren als mit einer kommerziell vermittelten.
Dafür zu sorgen, dass die durch das kommerzielle Prinzip ins Leben gerufene Arbeitsteilung zwischen Polis und Territorialherrschaften aufgehoben wird und die territorialen Regionen die volle, dem ökonomischen Entwicklungsstand der Zeit entsprechende Produktionskapazität erlangen – dies also ist die letzte historische Aufgabe Athens und seiner stadtstaatlichen Pendants. Warum aber sollte ausgerechnet das ägäische Stadtstaatensystem, das ja jener Arbeitsteilung seinen ökonomischen Wohlstand und seinen politischen Aufstieg verdankt, für deren Aufhebung sorgen? Tatsächlich kann von der Erfüllung einer historischen Aufgabe, sofern die Suggestion autorschaftlicher Resolution und verantwortlichen Handelns daran geknüpft ist, nicht im entferntesten oder höchstens und nur im ironischen Sinne einer nicht absichtlichem menschlichem Wirken, sondern den unabsichtlichen Wirkungen menschlichen Wirkens entspringenden Geschichte die Rede sein. Was die ägäischen Handelsstädte tun, tun sie nicht aufgrund eines essentiell-inneren Kalküls, sondern kraft einer akzidentiell-äußeren Konstellation, vollbringen sie mit anderen Worten nicht als historisch handelndes Subjekt, sondern als ebenso bewusstloses wie unfreiwilliges Werkzeug einer anderen, als historisches Subjekt agierenden Macht, die ihrerseits denkbar weit entfernt davon ist, die Aufhebung der durch die kommerzielle Funktion etablierten Arbeitsteilung zwischen Stadtstaat und Territorialherrschaft und die darin beschlossene Bereitung des Bodens für die Polis neuen Stiles, die römische urbs, als ihre Aufgabe zu betrachten, und die vielmehr mit ihrem Handeln ganz anderes zu erreichen strebt, als sie schließlich vollbringt.
Diese andere Macht ist einer der nördlichen Nachbarn des ägäischen Stadtstaatensystems, das makedonische Reich, eine territoriale Königsherrschaft, die von den Wirren ihrer südlichen Nachbarn profitiert und sich mit Hilfe der ihr von dort zuteil werdenden materialen Einflüsse und personalen Zuwanderungen im Windschatten des Peloponnesischen Krieges und hinter den Kulissen der Auseinandersetzungen um die Vorherrschaft in Griechenland zu einer regionalen Großmacht entwickelt. Diese neue territorialherrschaftliche Macht realisiert das politisch zerfallene und in seine sozialen Konflikte verstrickte ägäische Stadtstaatensystem zuerst als Objekt und Entfaltungsraum und dann in einer folgenreichen Wendung als Instrument und Transportmittel für ihre territorialen Expansionsgelüste und imperialen Herrschaftsaspirationen. Das heißt, das Makedonische Reich beschränkt sich nicht darauf, seinen politischen Einfluss und schließlich auch seine militärische Herrschaft auf das Gebiet der äußerlich zerstrittenen und innerlich geschwächten Poleis auszudehnen, es begreift mehr noch seine territorialen Neuerwerbungen als ein kapitales Sprungbrett zum Angriff gegen die asiatische Großmacht, das Persische Reich.
Als ein Sprungbrett, wohlgemerkt, nicht einfach im topisch-geographischen, sondern vor allem auch im technisch-strategischen Sinne, nicht also nur in der Bedeutung eines Vorwerks, von dem aus und mit dem als logistischem Rückhalt, sondern mehr im Verstande eines Vehikels, mit dessen Hilfe und durch dessen strategischen Einsatz sich erfolgreich gegen die Großmacht im Osten zu Felde ziehen lässt. All die Errungenschaften in der Kriegsrüstung und im Schiffsbau, die der Polis ihre handwerklich-technische Entwicklung beschert haben, all die neuen Organisationsformen und Funktionsweisen, die sie auf dem Boden der veränderten Produktionsverhältnisse und im Rahmen der gewandelten gesellschaftlichen Institutionen ausgebildet hat, die ganze, von machtgestützter Willkür ebenso wie von kultischer Zwanghaftigkeit relativ freie Zweckrationalität und Improvisationsfähigkeit im Planen und Handeln, die den Polisbewohnern durch ihre zwischen vertraglicher Kooperation mit dem anderen und manipulativer Indoktrination des anderen changierende Einübung in die Kunst der Vermittlung von Interessen und nichtautoritären Willensbildung zugewachsen sind – das alles steht der makedonischen Macht zu Gebote, um es für ihre expansiven Absichten zu funktionalisieren und zum Einsatz zu bringen. Sie, die durch Ausnutzung der gleichermaßen innerstädtischen und zwischenstaatlichen Konflikte des Stadtstaatensystems letzteres unter ihre Kontrolle bringt und die dank ihrer ethnisch-kulturellen Affinität zur stadtstaatlichen Bevölkerung, ihres gemeinsamen Hellenentums, wie auch dank der Tatsache, dass sie dem zerrütteten System zwar die Freiheit und Eigenständigkeit nimmt, ihm dafür aber Frieden und Stabilität bringt, mit ihrem Herrschaftsanspruch zwar beileibe nicht ungeteilte Zustimmung findet, aber ebenso wenig auf einhellige Ablehnung stößt – sie, die als traditionelles Königstum organisierte territoriale Macht, sieht sich mit einer Neuerwerbung beglückt, die, recht verstanden, nicht einfach nur einen quantitativen, auf die Erweiterung des Herrschaftsgebietes und die Vergrößerung der Schar der Tributpflichtigen hinauslaufenden Zuwachs, sondern einen qualitativen, zur Eroberung und Unterwerfung weiterer und ungleich größerer Gebiete tauglich machenden Gewinn bedeutet.
Was das Stadtstaatensystem der territorialherrschaftlichen Macht an technischem Knowhow, militärischer Übung, organisatorischem Ingenium, logistischem Potential, strategischer Weitsicht, taktischer Beweglichkeit und genereller säkularisierter Urteilsfähigkeit beziehungsweise entritualisierter Zweck-Mittel-Rationalität zugänglich werden lässt, ist geeignet, den der Territorialmacht traditionell eigenen Expansionstendenzen eine beispiellose Antriebs- und Schwungkraft zu verleihen. Dies ineins zu erkennen und unter Beweis zu stellen, bleibt dem jungen Alexander vorbehalten, der als Kind beider Welten, als ebenso sehr mit stadtstaatlicher Kultur und Bildung vertrauter Philosophenzögling wie in den dynastischen Zusammenhang einer opferkultlichen Territorialherrschaft eingebundener Thronnachfolger, das Eroberungswerk seines Vaters mit den anderen Mitteln eben jenes unter die Kontrolle der Königsherrschaft gebrachten Polissystems fortsetzt und damit denn aber das hochentzündliche Gemisch aus territorialherrschaftlichem Expansionsbedürfnis und stadtstaatlichem Expansionspotential zu einer die überlegene asiatische Macht, das Persische Reich, aus der Geschichte fegenden Explosion bringt.
Dabei sind die modernen Mittel und Methoden der Kriegsführung, der Logistik und der Verwaltung, die der Poliszusammenhang dem königlichen Eroberer zur Verfügung stellt und mit deren Hilfe er den jähen Untergang der persischen Großmacht herbeiführt und besiegelt, für Alexander selbst partout nur Mittel zum Zweck der Errichtung einer weiteren Territorialherrschaft, der Schaffung eines eigenen Großreiches. Er fühlt sich als durch seinen Sieg berufener Nachfolger der Achämeniden, und wenn er schon seine Aspirationen mit Mitteln und Methoden durchsetzt, die einem ganz anderen Kontext als dem der herkömmlichen territorialherrschaftlich-fronwirtschaftlichen Aneignung und Verwaltung von Reichtum auf theokratisch-opferkultlicher Legitimationsgrundlage entstammen, bleiben doch die Aspirationen selbst ganz und gar traditionell und zielen auf nichts anderes als auf dies mit ihm als Oberhaupt und Dynastiestifter neubegründete und in möglichst umfänglichen geographischen Grenzen wiederhergestellte System fronwirtschaftlich-territorialer Herrschaft.
An dieser Zielsetzung ändert sich auch nichts, als nach dem frühen Tod Alexanders seine Feldherren die Macht übernehmen und, nicht ohne viele Streitigkeiten und kriegerische Auseinandersetzungen das allzu ungeschlachte Herrschaftsgebiet unter sich aufteilend, in Ägypten, Syrien, Kleinasien und Makedonien Reiche begründen. Alle streben sie eine Königsherrschaft alten Stiles, nämlich eine Herrschaft auf der ökonomischen Basis fronwirtschaftlicher Abschöpfung von Reichtum und mit der theokratischen Legitimation opferkultlicher Obödienz gegenüber den Göttern an. Und alle bedienen sie sich zur Erreichung dieses Zieles, das heißt, zur Begründung und Befestigung ihrer territorialen Theokratien, der modernen Mittel, die ihnen die Zivilisation der griechischen Stadtstaaten zur Verfügung stellt: sie operieren mit griechischer Kriegsrüstung und Kriegstechnik, gründen als militärische Stützpunkte und als logistische Koordinaten griechische Kolonien und Städte in ihren Herrschaftsgebieten, bringen griechische Handwerker, Künstler und Handeltreibende ins Land, richten griechische Staatsverwaltungen ein.
Das objektive Resultat ihres selbstischen Handelns ist der Hellenismus, ein das ganze östliche Mittelmeer prägendes Amalgam aus traditionell theokratischen Gesellschaftsstrukturen und entwickelten städtischen Lebensformen, aus hergebrachten Produktionsverhältnissen und neuartigen Produktionstechniken, aus agrarisch-territorialer Fronwirtschaft und städtischen Handwerkszentren, aus Götterkult und säkularer Bildung. Die Erben Alexanders, die Seleukiden, Ptolemäer, Antigoniden, Attaliden, infizieren die asiatischen Theokratien mit griechischer Zivilisation, legen mit Hilfe der technisch-handwerklichen, militärisch-organisatorischen und lebenspraktisch-bürokratischen Errungenschaften der Polis in den alten Territorialherrschaften eine Kultur an, die mit der alten, kommerziell durchgesetzten ökonomischen Arbeitsteilung zwischen Polis und territorialen Nachbarn zugunsten von technische Avanciertheit mit politischer Rückständigkeit verbindenden einheitlichen Wirtschaftssystemen aufräumt und die damit aber den Nährboden für das Gedeihen der sich auf die tributäre Abschöpfung territorialherrschaftlichen Reichtums verlegenden Polis neuen Zuschnitts bildet, sprich, die ökonomische Bühne für den historischen Auftritt Roms bietet