9. Imperialismus und Islamismus sive Aggression und Regression

Stabilität und Haltbarkeit, ganz zu schweigen von Unverbrüchlichkeit, beweist freilich diese militärherrschaftliche "Lösung" des den neuen Staaten in die Wiege ihrer Unabhängigkeit gelegten konstitutionellen Problems einer ihre politisch-nationale Autonomie Lügen strafenden ökonomisch-imperialen Heteronomie mitnichten. Tatsächlich erweisen sich die Folgekosten der militärherrschaftlichen Eingriffe als so beträchtlich, stellt sich die finanzielle Gesamtbelastung durch die von den Militärregimen unter dem Deckmantel einer Nationalisierung der Ökonomie den postkolonialen beziehungsweise imperialen Mächten ermöglichte Spielart von indirect rule als so gravierend heraus, dass die imperialen Mächte immer wieder versucht sind, direkt zu intervenieren und sei's durch Einschüchterung der bestehenden, sei's durch Einsetzung ihnen genehmerer neuer Regime einen billigeren Zugriff auf die Ressourcen und direkteren Zugang zu den Märkten der betreffenden Staaten zu erzwingen. Während die imperialen Mächte einerseits der Entstehung von Militärdiktaturen tatkräftig Vorschub leisten, weil sie sich von ihnen sei's politische Stabilität in dem jeweiligen Land selbst, sei's eine strategische Absicherung ihrer regionalen oder globalen Interessen erhoffen, finden sie sich durch diese von ihnen zu Helfershelfern korrumpierten, wo nicht überhaupt erst ins Leben gerufenen Diktaturen auch immer wieder provoziert, sie aus der Welt zu schaffen oder wenigstens in ihre Schranken zu weisen. Nicht nur kommt der militärisch-bürokratische Staatsapparat, den die Regime einrichten, nur um ihr Personal und ihre Klientel zu dotieren, die Wirtschaft des Landes und das von ihr profitierende imperiale Kapital teuer zu stehen und nicht nur frönen die Militärs der gleichermaßen als déformation professionnelle und als schuldbewusste Paranoia interpretierbaren Tendenz, mit finanzieller Hilfe ihrer imperialen Drahtzieher eine in keinem Verhältnis zu den Verteidigungsbedürfnissen des Landes stehende und ebenso kostspielige wie waffenstarrende Kriegsapparatur aufzubauen – die Mischung aus nationalistischem Elan und opportunistischer Korruption, die sie beherrscht, macht außerdem aus ihnen unberechenbare Kantonisten, die sei's aus schierem Größenwahn, sei's aus fehlgeleitetem Volksbeglückungsbedürfnis dazu neigen, militärische Abenteuer zu riskieren und sich in Konfrontationen mit ihren Nachbarn oder auch mit ihren imperialen Drahtziehern zu verstricken.

Die dieser Konstellation entspringende Folge von durch die imperialen Mächte unternommenen Interventionen und erzwungenen Machtwechseln verändert nun aber bei den Volksmassen der betreffenden Staaten allmählich die Bewusstseinslage und disponiert sie zur Wahrnehmung und Anerkennung eben der ökonomischen Heteronomie und halbkolonialen Abhängigkeit ihrer Gemeinwesen, von der sie bis dahin partout keine Notiz nehmen wollten beziehungsweise mussten. Weil es vorzugsweise weltwirtschaftlich-kapitalistische Kalküle und rohstoffbezogen-strategische Erwägungen sind, von denen die imperialen Mächte zur Einmischung und zum Eingreifen bewogen werden, sehen sich die betroffenen Gesellschaften durch jede dieser Interventionen auf das factum brutum ihrer ökonomischen Heteronomie und halbkolonialen Abhängigkeit gestoßen. Was sie vorher im Interesse ihres politischen Autonomieprogramms noch zu verdrängen entschlossen waren beziehungsweise was ihnen das militärherrschaftliche Aufbruchspathos objektiv zu verstellen diente: den ökonomischen Pfahl im Fleisch ihres eben durch ihn ad absurdum geführten öffentlichen Lebens, die erdrückende kapitalistische Hypothek auf ihrem eben durch sie zum potemkinschen Dorf degradierten Staatsgebäude – dies rückt ihnen jeder dieser direkt oder indirekt gewalttätigen imperialen Übergriffe immer neu vor Augen.

Dass sich die breite Masse mit der ökonomischen Heteronomie ihrer Gesellschaft unübersehbar konfrontiert findet, bedeutet freilich nicht, dass sie zu diesem heteronomen Status quo der ökonomischen Verhältnisse eine nähere Beziehung und realistischere Einstellung, geschweige denn eine zur verändernden Praxis disponierende Vertrautheit mit ihm und Einsicht in ihn, gewinnt. An der Unvermitteltheit und Fremdheit, mit der sie diesen Verhältnissen gegenübersteht, dem Gefühl der Ohnmacht und des Ausgeliefertseins, das ihre ebenso abhängige wie periphere Stellung zum Kapitalprozess ihr einflößt, hat sich nichts geändert; dass die imperialen Mächte diese heteronome Ökonomie so offen als das Faustpfand reklamieren, kraft dessen und um dessentwillen sie in das Leben der jeweiligen Gesellschaft nach Belieben eingreifen, muss bei der Masse im Gegenteil jenes Gefühl der Fremdheit und Ohnmacht, das Gefühl, durch die heteronomen ökonomischen Verhältnisse Spielball und Opfer fremder Schicksalsmächte zu sein, noch verstärken. Und entsprechend muss sich aber auch ihre Abwehrreaktion verstärken, die mehr und mehr die Züge abstrakter Negativität, einer pauschalen Verwerfung der als Fremdkörper, als veritabler Pfahl im Fleisch der eigenen Gesellschaft erfahrenen ökonomischen Situation hervorkehrt.

Das heißt, die Masse verliert jede Hoffnung, an diesem ökonomischen Fremdkörper, der ihre Gesellschaft beherrscht, an dieser sie kontrollierenden und manipulierenden kapitalistischen Fremdbestimmtheit etwas zu ändern, den Fremdkörper sich zu assimilieren, die Fremdbestimmtheit eigeninitiativ aufzuheben, und erhofft sich eine Veränderung ihrer misslichen Lage nur mehr von einer radikalen Ausstoßung des Fremdkörpers, einer finalen Austreibung der Fremdbestimmtheit. Wie aber soll ein solcher Exorzismus möglich sein, da ja die heteronome Ökonomie, der imperiale Kapitalprozess, wie einerseits den betreffenden Staatswesen das Leben schwer macht und jede Entwicklungsperspektive verstellt, so andererseits aber und in unheilvoller Verquickung sie an diesem beschwerlichen Leben überhaupt nur erhält, unabdingbare Grundlage ihres wie immer paralysierten Bestehens ist? Jedenfalls lässt sich die exorzistische Operation nicht im Rahmen der gewohnten, auf gesellschaftliche Autonomie und staatliche Souveränität setzenden nationalpolitischen Programmatik bewerkstelligen, die doch, so sehr sie von der heteronomen Ökonomie des imperialen Kapitals durchkreuzt und ad absurdum geführt werden mag, in einem systematischen Zusammenhang mit letzterer steht und als die wie sehr durch ihren konträren Inhalt zum Formalismus degradierte Form das konstitutionelle Pendant zu dessen substanziellem Dasein bildet?

Genau dies ist die Situation, in der die Volksmassen der arabischen und in zunehmenden Maße auch der vom Imperialismus ähnlich gebeutelten anderen muslimischen Staaten jene Mischung aus historischer Regression und imaginärem Systemwechsel ins Auge fassen und zu adoptieren beginnen, den wir unter dem Namen Islamismus kennen. Um die heteronome Ökonomie, den als Pfahl im Fleisch ihrer Gesellschaften jeder Integration trotzenden Fremdkörper, loszuwerden, regredieren sie auf eine Zeit und Zuständlichkeit, in der der Kapitalprozess mitsamt seiner imperialen Entfaltungsform noch nicht in Erscheinung getreten ist oder jedenfalls in ihren Gesellschaften noch keine Rolle spielt. Und gleichzeitig propagieren sie, um diesem uno actu seiner Befreiung von der heteronomen Ökonomie ja überhaupt von aller ökonomischen Rücksicht abstrahierten regressiven politischen Zustand einen Anschein von Haltbarkeit und Fundiertheit zu verleihen, einen systematischen Ebenenwechsel, der die politische Sphäre zum religiösen Raum hypostasiert und soziale Autonomie durch kommunale Harmonie, die säkulare Konstitution durch ein sakrales Gesetz, den Anspruch auf nationale Souveränität durch den Imperativ eines gottesstaatlichen Absolutismus substituiert.

In pauschaler Verwerfung oder radikaler Ausblendung der durchs imperiale Kapital disponierten ökonomischen Grundlage der betreffenden Gesellschaften und ihrer dieser Grundlage ebenso sehr widerstreitenden wie auf ihr fußenden politischen Konstitution katapultiert der Islamismus unter dem Banner einer als quasi magischer Akt begriffenen geistigen Erneuerung seine Anhänger kraft einer Mischung aus historischer Regression und systematischer Eskamotage in eine als heile Welt gesetzte sakrale Idealität, die sich als substanziell oder seinsmächtig genug behauptet, um eine ihr gemäße soziale Realität aus sich heraus zu erzeugen und die für diese Realität erforderlichen ökonomischen Bedingungen und politischen Verhältnisse emanativ zu setzen. Als eine intellektuelle Kopfgeburt, die evokativ und engagierend genug scheint, um die Schaffung des ihr entsprechenden sozialen Körpers mitsamt den dazugehörigen ökonomischen Fundamenten und politischen Organisationsformen ins Werk zu setzen, verspricht der Islamismus den durch demokratische Illusion und diktatorische Verblendung gründlich frustrierten Volksmassen einen Ausweg aus dem Dilemma ihrer heteronomen Verhältnisse, der dem alten platonischen, all seinen Misserfolgen zum Trotz unverwüstliche Attraktivität behauptenden Sanierungsrezept folgt, das Münchhausen so anschaulich persifliert: Er verspricht ihnen die Möglichkeit, sich am Schopf aus dem Sumpf zu ziehen und also festen Boden unter den Füßen zu gewinnen, ohne sich leibhaftig aus dem Sumpf herausarbeiten beziehungsweise ohne die ihre Kräfte hoffnungslos übersteigende Herkulesaufgabe einer Trockenlegung des Sumpfes vollbringen zu müssen.

Aber natürlich bleibt der Islamismus, wie sehr es ihm auch gelingen mag, sich als eine zur sozialen Bewegung geratende geistige Sezession aus der gegenwärtigen Gesellschaft rituell zu absentieren und seine Zugehörigkeit zu letzterer kommunal zu dementieren, doch allemal angewiesen auf und involviert in die heteronomen Verhältnisse, aus denen er sich historisch zu extrahieren beziehungsweise von denen er sich systematisch wegzudenken strebt. Durch seine personale Identität, seine bürgerliche Existenz, seine sozialen Beziehungen, die Formen seines Lebensunterhalts, die Gewohnheiten seines Konsums, die Mechanismen seiner Freizeitgestaltung bleibt der Islamist eben der Realität praktisch verhaftet und verpflichtet, aus der er theoretisch aussteigt. Nach der Reinheit und Integrität eines Lebens strebend, das kraft des göttlich-koranischen Gesetzes die wirkliche Autonomie behauptet, die als bloß weltlich-politische durch die ökonomische Heteronomie seiner Gesellschaft vielmehr als Schein entlarvt wird, findet er sich durch seine tatsächlichen Lebensumstände ständig kompromittiert, durch sein faktisches Engagement in der falschen Welt, die Interessen, die ihn mit ihr verknüpfen, den Anteil, den er an ihr nimmt, ständig der Inkonsequenz, wo nicht mangelnder Wahrhaftigkeit, überführt.

Unter dem Eindruck dieser seiner heillos-konstitutionellen Zerrissenheit aber rekurriert nun auch der Islamismus auf das bewährte Mittel des Antisemitismus, der Übertragung all dessen, was im eigenen Haus widersprüchlich und verwerflich ist, was im Innern mit Konflikt und Spaltung droht, auf den kommoden Gegner draußen, den in konfliktträchtiger Beziehung zu den eigenen Gemeinwesen begriffenen Staat Israel, der durch die Übertragung die als Überdeterminierung unschwer erkennbare Fasson des als "der Jude" definierten universellen Antagonisten, des von der eigenen Identität per Verschiebung abgespaltenen und aus ihr radikal ausgeschlossenen Alter ego annimmt. Der Islamismus führt also die Tradition des Antisemitismus fort, nur dass dieser jetzt nicht mehr eine soziale Harmonisierungsfunktion wahrnimmt, nicht mehr wie früher der Exkulpation der kolonialbürgerlichen Schichten der eigenen Gesellschaft vom Vorwurf, eine Fünfte Kolonne zu sein und mit den imperialistischen Mächten zu kollaborieren, dient, sondern existenzielle Selbstreinigungsbedeutung gewinnt und nämlich die Aufgabe erfüllt, sich das kompromittierend persönliche Interesse am und Engagement im herrschenden System aus den Augen zu schaffen, die dekuvrierend eigene Zwiespältigkeit im Verhältnis zur verworfenen Wirklichkeit aus dem Bewusstsein zu tilgen.

Bei dem Antisemitismus, den sich in modifizierter Form der Islamismus zu eigen macht, geht es mithin nicht mehr um die Wahrung eines Scheins von substanzieller Solidarität in einem in Wahrheit durch die heteronome Ökonomie in Klassen und Interessengruppen aufgespaltenen Gemeinwesen, sondern um die Behauptung eines Bewusstseins existenzieller Integrität bei Individuen, die in Wirklichkeit zwischen dem Sollen einer göttlichem Willen zugeschriebenen kultisch-reinen Gemeinschaft und dem Sein einer das praktische Leben bestimmenden zivilisatorisch-unreinen Gesellschaft hin und her gerissen sind. In den Dienst der Aufrechterhaltung eines Bewusstseins persönlicher Sichselbstgleichheit gestellt, legt der Hass auf die Juden mit anderen Worten den Charakter einer übertragenen klassenspezifischen Feindseligkeit frustrierter Volksmassen ab, um stattdessen die Züge des verschobenen Selbsthasses von Individuen anzunehmen, die sich ihrer neuen, gegen alle sozial-säkulare Wirklichkeit behaupteten kollektiv-religiösen Identität mit aller psychischen Gewalt versichern müssen, und verleiht so der Ungereimtheit, dass Semiten sich als Antisemiten gebärden, einen ebenso ironischen wie unverhofften Sinn.

Die in seiner Modifikation des Antisemitismus ihren Ausdruck findende Existenzialisierung des Verhältnisses zur heteronomen Wirklichkeit der eigenen halbkolonialen Gesellschaften und des für sie konstitutiven imperialen Kapitalprozesses, die der Islamismus vollzieht, indem er sich durch eine Mischung aus historischer Regression und systematischem Ebenenwechsel aus solch heteronomer Wirklichkeit ideologisch absentiert, besser gesagt, theologisch verabschiedet – diese Existenzialisierung drängt nun allerdings das islamistische Individuum in eine ebenso fatale wie obsessive Entscheidungssituation. Je besser es ihm gelingt, die falsche Gegenwart als das mit seiner wahren Vergangenheit inkompatible andere von sich zu weisen und mittels seines verschobenen Selbsthasses, seines Antisemitismus, jedes eigene Interesse an dieser Gegenwart, jedes persönliche Engagement in ihr zu dementieren, um so stärker tritt sie ihm als fremde Bedrängnis und objektive Zumutung entgegen, der er sich mit Gewalt entziehen, die er um jeden Preis los werden muss, um sie durch seine wahre Vergangenheit ersetzen und dieser die Präsenz geben zu können, auf die sie ihr durch Gott geheiligtes Recht hat.

Angesichts der realen Übermacht und systematischen Totalität der ideologisch in die Position einer rein äußerlichen Zumutung gerückten falschen Gegenwart gerät freilich jeder Versuch, sich von letzterer nicht nur kultisch zu absentieren, sondern mehr noch praktisch zu lösen, jeder auf den historischen Bruch mit ihr und faktischen Ausstieg aus ihr zielende "Befreiungskampf", zu einer ebenso ohnmächtigen wie unsystematischen Zerreißprobe, einem einzigen großen Widerstands- und Abwehrkampf. Er gerät mit anderen Worten zu jener Folge von ebenso punktuellen wie akzidentiellen Showdowns, bei denen es nurmehr darum geht, der übermächtigen Gegnerin, der in der eigenen Gesellschaft ebenso wie in der übrigen Welt herrschenden imperialistischen Gegenwart, zu beweisen, dass selbst ihre Macht nicht unbegrenzt, selbst ihr Zugriff nicht total ist, selbst sie im Prinzip verwundbar bleibt. Er gerät zu jener Taktik der möglichst spektakulären und entsprechend medienwirksamen Attacken, die, so zerstörerisch sie im Einzelnen sein mögen, doch aufs Ganze gesehen nichts als ebenso demonstrativ ohnmächtige wie ohnmächtig demonstrative Nadelstiche sind und die sogar noch durch die Wahl der Waffen, das hochentwickelt-sprengkräftige Kriegsgerät, das dabei zum Einsatz kommt, Zeugnis von der ökonomisch-technischen Überlegenheit der Attackierten ablegt, die sich höchstens und nur mittels eigener Folterinstrumente piesacken lässt.

Kurz, er gerät zu jenem, die definitive Refutation und Transzendierung des Falschen durch dessen wiederholungsträchtige Provokation und Herausforderung substituierenden und sich weltweit ebenso in Szene setzenden wie in der weiten Welt verschwindenden Amoklauf, der in dem Maße, wie er den Charakter immer größerer Wahllosigkeit und Ziellosigkeit annimmt, sich immer stärker für die oben explizierte Rolle eines Terrorismus vom Dienst profiliert, der die dem kapitalistischen System der westlichen Industriestaaten aus der fatalen Logik der eigenen Reproduktionsmechanismen erwachsende unbestimmte Destruktionsgefahr ins negative Alibi einer dem System von außerhalb ins Haus stehenden, ebenso exotischen wie spezifischen Aggressionsdrohung zu verschieben erlaubt.

Dass die vom System gegenüber dem Terrorismus, für den der Islamismus das Fahndungsbild liefert, ausgegebene Parole des "Quivive" und des "Haltet den Dieb" zur Mobilmachungsdevise des "Schlag zu" und des "An die Gewehre" mutiert, hat dabei seinen Grund in dem Anschein von Positivität und Substantiierung, den sich der ansonsten zur offenkundigen Negativität und Akzidentalität seiner selbstmörderischen Nadelstichtaktik verdammte Islamismus durch seinen Triumph im Hoch- und Hinterland von Afghanistan zu geben vermag. Dank der weltpolitischen Marginalität und Abseitigkeit der Region und ihrer globalstrategischen Unwichtigkeit beziehungsweise ressourcenökonomisch mangelnden Attraktivität scheint es hier dem Islamismus zu gelingen, die traditionelle Assassinenrolle, auf die er sich weltweit reduziert findet, abzulegen, die falsche Gegenwart in toto aus dem Feld zu schlagen und an ihrer Stelle die wahre Vergangenheit der von ihm beschworenen gottesstaatlichen Gemeinschaft wiederstehen zu lassen.

Dieser trügerische, weil eben nur der hinterwäldlerischen Lage und systemspezifischen Unerheblichkeit der Region geschuldete Triumph, den der Islamismus in seinem als Selbstreinigungsritual zelebrierten "Befreiungskampf" über das imperiale System erringt, könnte als ein in Wahrheit durchaus in den Schranken ohnmächtiger Negativität verhaltener Gewaltstreich das provozierte System eigentlich ebenso kalt lassen wie die anderen Nadelstiche, die es fast schon gewohnheitsmäßig erträgt beziehungsweise denen es als medial ausgeschlachteten Ereignissen einen nicht zu unterschätzenden Unterhaltungswert und Erbauungsnutzen abgewinnt. Wenn es dennoch und mit kriegerischem Elan auf die Provokation reagiert, dann nicht, weil es sich bedroht fühlt, sondern weil es, unbeschadet aller sonstigen machtpolitischen Motive und militärstrategischen Überlegungen, die hier eine Rolle spielen mögen, die Chance gewahrt, dem "Überall und nirgends" des als Popanz aufgebauten islamistischen Terrors Behaftbar- und Greifbarkeit zu vindizieren und den eigenen Bevölkerungen am Exempel dieser faktischen Konkretion und topischen Positivität, die der Popanz scheinbar gewinnt, die Zielstrebigkeit und Effektivität seiner als Verschiebebahnhof inszenierten Antiterrorismuskampagne zu demonstrieren. In der für die heutige Politik so typischen explosiven Mischung aus Zynismus und Leichtgläubigkeit, perfider Täuschung und naiver Selbsttäuschung, die Konsequenz der den Politikern aufgetragenen Umdichtung kapitalistischen Sachzwangs in dezisionistische Tatkraft ist, sehen die Führer des Systems ihr eigenes ideologisches Konstrukt vom großen exotischen Weltenbedroher und äußeren Widersacher empirische Gestalt annehmen und phänomenale Präsenz beweisen. Im Verein mit dem besonders schmerzhaften, weil gleichermaßen durch die Opferzahlen quantitativ achtungheischenden und durch seine Symbolbedeutung qualitativ imponierenden Nadelstich der Schleifung des World Trade Center erscheint jene Suggestion einer möglichen definitiven Ortung und positiven Identifizierung des terroristischen Antagonisten zwecks anschließender Eliminierung als eine derart blendende und verführerische Option, dass, wie der zweite Irakkrieg zeigt, sie nun zur Rahmenbedingung und vielmehr transzendentalen Rechtfertigungslehre der ressourcenstrategischen Hegemonialpolitik und imperialistischen Flurbereinigungsmaßnahmen der westlichen Industriestaaten avancieren kann.

Um aber auf den Antisemitismus in seinen beiden Spielarten des deutschen und des arabischen Hasses auf die Juden und auf unsere Ausgangsfrage nach der Identität, die beide eint, oder vielmehr der Differenz, die sie trennt, zurückzukommen, so hat unsere nähere Betrachtung der arabischen Version in ihrer Entwicklung vom nationalistischen Antizionismus bis zum fundamentalistischen Islamismus die zwei wesentlichen Unterschiede zur deutschen Spielart hoffentlich deutlich werden lassen. Der eine, offenkundige Unterschied ist funktioneller Natur: Während der nationalsozialistische Antisemitismus die Juden als Einschüchterungs- und Disziplinierungsinstrument einsetzt, will heißen, sie benutzt, um die ökonomisch maßgebende, bürgerliche Klasse der Gesellschaft zu entmündigen beziehungsweise zu entmachten und zur Mitwirkung am faschistischen Programm einer gewaltsamen Rettung der kapitalistischen Volkswirtschaft zu bewegen, braucht der nationalistische Antisemitismus der arabischen Welt bis hin zu seiner islamistischen Ausprägung die Juden als ein Beschwichtigungs- und Eskamotierungsmittel, will heißen, sie dienen ihm dazu, den Schein von sozialer Eintracht beziehungsweise von intentionaler Eindeutigkeit aufrechtzuerhalten, den ein abstraktes politisches Autonomieprogramm beziehungsweise ein nicht minder abstraktes Programm fundamentalistischer Erneuerung erheischen und den die ökonomische Zerrissenheit der eigenen Gesellschaft beziehungsweise die Gespaltenheit der persönlichen Existenz in Wahrheit Lügen strafen. Während also der Antisemitismus des deutschen Nationalismus offensiven Charakter hat und mittels des gegen die Juden geschürten Hasses eine politisch-ökonomische Ausrichtung der eigenen Gesellschaft durchzusetzen bezweckt, ist der Antisemitismus des arabisch-palästinensischen Nationalismus beziehungsweise Fundamentalismus defensiver Natur und dient einzig und allein dazu, ein tröstlich irreführendes Bild von der Situation und Perspektive der eigenen Gesellschaft beziehungsweise der persönlichen Identität der Betroffenen aufrecht zu erhalten.

In dieser anderen, eher eskamotistischen als faschistischen Funktion des nationalistisch-fundamentalistischen Antisemitismus der arabischen Welt ist auch schon der zweite Unterschied einbeschlossen, der diesen Hass auf die Juden vom nationalsozialistischen Antisemitismus trennt und der struktureller Natur ist: Für den Nationalsozialismus, der ein die bürgerliche Klasse sozial einzuschüchtern, ökonomisch zu steuern und politisch zu entmachten geeignetes Disziplinierungsinstrument sucht, sind die Juden nichts weiter als ein ebenso zweckrational wie zynisch eingesetztes Mittel zum Zweck. Dank der generell europäischen und speziell deutschen Vorgeschichte ihrer Befrachtung mit der Rolle eines entlastenden Alias für politisch-ökonomische Schuldzuweisungen, eines sozialen Sündenbocks, bieten sie sich für die neue Aufgabe an, ohne die mindeste, in ihrer sozialen Struktur oder personalen Beschaffenheit gelegene, objektive Qualifikation für sie mitzubringen, ohne dass sich mit anderen Worten eine in ihren sozialen Verhältnissen oder ihrer persönlichen Existenz gelegene inhaltliche Eignung und natürliche Disposition für die Aufgabe geltend machen ließen. Sie finden sich vollständig selbstentfremdet, absolut funktionalisiert, erfahren sich als das Objekt einer sie selber ebenso wenig angehenden, wie existenziell ereilenden Manipulation.

Der Judenhass islamistischer Provenienz dagegen hat sein Realfundament, seinen nicht in Instrumentalisierung und Manipulation aufgehenden empirischen Bezugspunkt im Konflikt der arabisch-palästinensischen Gesellschaften mit dem in ihrer Mitte etablierten Staat Israel. Auch wenn dieser Konflikt durch die antisemitische Motion, das heißt, durch seine Überdeterminierung und Funktionalisierung zum Austragungsort oder besser gesagt Schauplatz der den arabisch-palästinensischen Gesellschaften von der imperialistischen Weltordnung ins Haus getragenen internen Ambivalenzen und Widersprüche, aller eigenen Dimension oder spezifischen Relation beraubt und in seiner "Zweckentfremdung" bis zur Unkenntlichkeit entstellt beziehungsweise, schlimmer noch, bis zur Unansprechbarkeit "affektbefrachtet" erscheint – er bleibt doch allemal jenes Stück Wirklichkeit unter aller Symptomproduktion, jenes Moment von Faktizität hinter allen Fiktionen, jenes Gran Objektivität in allen Projektionen, das beim nationalsozialistischen Antisemitismus fehlt und dessen Fehlen nicht zuletzt verantwortlich dafür ist, dass in der letzten Phase der nationalsozialistischen Herrschaft der Antisemitismus sich so mühelos und mit so vernichtenden Folgen aus einem Werkzeug zur symbolischen Bewältigung gesellschaftsinterner Konflikte und zur Herstellung einer verschworenen Volksgemeinschaft in einen Tatort zur imaginären Überwältigung der militärischen Gegner und zur halluzinatorischen Beschwörung des Endsiegs in einem tatsächlich bereits verlorenen Krieg verwandeln kann.

Dieses Stück Realfundament, dieses Moment von objektiver Begründung bei der Wahl des Hassobjekts, das den Antisemitismus der arabisch-islamischen Welt von dem des deutschen Nationalsozialismus strukturell unterscheidet, impliziert freilich, dass, auch wenn es gelänge, den Antisemitismus als solchen abzubauen und also den Konflikt der arabisch-palästinensischen Welt mit dem Staat Israel von der Überdeterminierung und Funktionalisierung durch ihn zu befreien, jener reale Konflikt, der sich um Vertriebene, Grenzziehungen, Wasserrechte, Entschädigungen und Kultstätten dreht, doch immer noch vorhanden wäre und seiner Lösung harrte. Der strukturelle Unterschied impliziert mit anderen Worten, dass die Zurücknahme der Verschiebungsleistung, die Aufhebung der Projektion interner Probleme auf den Konflikt mit dem äußeren Gegner, nicht zur Befreiung von jenem Konflikt, sondern nur zu dessen Offenlegung führte und also von einer Konfliktbewältigung stricto sensu, einer manifesten Austragung der nicht mehr mit Stellvertreteraufgaben, mit der symptomatischen Darstellung latenter Widersprüche, befrachteten realen Differenzen gefolgt sein müsste.

Dass es zu solch einer Zurücknahme der Verschiebungsleistung, solch einer Aufhebung der sich als Antisemitismus artikulierenden Projektion kommt und also die Möglichkeit eines realistischen Umgangs mit dem nahöstlichen Konflikt sich eröffnet, ist freilich denkbar unwahrscheinlich. Zu sehr leisten objektiv der imperialistische Dauerdruck, der auf den arabischen Staaten in specie und der muslimischen Welt in genere lastet, und subjektiv die Ambivalenz, mit der die Betroffenen auf diesen Dauerdruck reagieren, dem als Antisemitismus sich artikulierenden Eskapismus und regressiven Verhalten Vorschub, als dass sich von dieser Seite die Bereitschaft, den Konflikt mit dem israelischen Gemeinwesen nicht gleich als Projektionsfläche und Verschiebungsebene zu missbrauchen, sondern ihn als ein ebenso sehr aus der weltpolitischen Konfrontation herauslösbares regionales Problem wie von aller mythologischen Überfrachtung abstrahierbares historisches Faktum ins Auge zu fassen und zu lösen, erwarten und realistischerweise die Kraft dazu fordern ließe.

Eher wohl ließe sich vom israelischen Gemeinwesen erwarten, dass es im Bedürfnis, sich aus seiner prekären Lage zu befreien und zu einem dauerhaften Arrangement mit seinen Nachbarn zu kommen, die Probe aufs Exempel der Ablösbarkeit des realen Konflikts von seiner ideologischen Überdeterminierung, der Trennbarkeit zwischen den empirischen Problemen und ihrer symbolischen Funktionalisierung durch den Antisemitismus, machte und mittels ernsthafter, Gebietsverzicht und sächliche Reparationsleistungen einschließender Friedensangebote an die arabisch-palästinensische Seite diese zwänge, die Bereitschaft, den regionalen Konflikt als solchen zur Kenntnis zu nehmen und einer Lösung zuzuführen, als eine gegenüber dem Festhalten an der ideologischen Überfrachtung des Konflikts ansprechende Alternative, weil gewinnbringende Option zu gewahren. Nicht dass solch eine, den Frieden durch die Preisgabe objektiver Positionen und projektiver Ansprüche zu erkaufen bestimmte Initiative unbedingt von Erfolg gekrönt wäre! Nichts kann im Vorhinein gewährleisten, dass der durch die Verschiebung hauseigener Probleme auf den äußeren Konflikt, sprich, durch seine antisemitische Überdeterminierung und Funktionalisierung gewonnene schöne Schein von sozialer Einheit beziehungsweise personaler Reinheit den Betroffenen nicht kostbar und erhaltenswert genug erscheint, um ihnen jeden Realismus zu verschlagen und ihnen auch die verlockendsten Konfliktlösungen, weil sie ja mit dem Konflikt zugleich ihren vertrauten Verschiebungsprospekt, ihre liebgewordene Projektionsfläche zum Verschwinden brächten, als unbedingt zu verhindernden Verlust vorzustellen.

Immerhin ist aber, wie gesehen, der nationalistisch-islamistische Antisemitismus der arabisch-muslimischen Welt anders als der faschistische Antisemitismus des nationalsozialistischen Deutschland kein aggressives Strategem zur Durchsetzung politisch-ökonomischer Ziele, sondern eine regressive Ausflucht zur Erhaltung sozialer beziehungsweise persönlicher Illusionen, kein Disziplinierungsinstrument für andere, sondern eine Glücksdroge für den eigenen Gebrauch, kurz, kein willentliches Täuschungsmanöver, sondern eine unwillkürliche Selbsttäuschungsveranstaltung – und von daher könnte man durchaus hoffen, dass dieser weniger von bösem Willen als von Angst vor der Wahrheit diktierte Hass auf die Juden aus der Reserve seiner triebdynamischen Vorurteilsstruktur zu locken und durch eine in Friedensangeboten bestehende "Umarmungstaktik" zu unterlaufen und um seine haltgebende Verankerung in der Empirie zu bringen wäre. Angesichts des Schutzes und Rückhalts, den die westlichen Industriestaaten in einer fragwürdigen Mischung aus historisch schlechtem Gewissen und strategisch imperialistischem Kalkül dem Staat Israel angedeihen lassen, könnte dieser das Experiment eines auf friedliche Koexistenz zielenden Arrangements mit seinen arabisch-palästinensischen Nachbarn sogar ohne Gefährdung seiner eigenen Existenz und Sicherheit wagen: Er könnte sich quasi passiv der durch die imperialistische Requisition billiger Rohstoffe bestimmten weltpolitischen Lage bedienen, könnte sie sich gleichermaßen als Handlungsrahmen und Druckmittel zunutze machen, um Konflikte zu lösen und Vereinbarungen zu erreichen, die von Haus aus regionaler Natur sind und mit den weltpolitischen Perspektiven und Absichten der imperialen Schutzmächte gar nicht – jedenfalls nicht aus der Sicht und nach den Plänen des israelischen Gemeinwesens – verquickt sein müssten.

Von so viel Augenmaß und List einer zur Selbsterhaltung durch Selbstbeschränkung entschlossenen Vernunft scheint indes der Staat Israel mittlerweile weit entfernt. Schon kurz nach seiner förmlichen Begründung, anlässlich der Krise um den Suezkanal, beteiligt er sich vielmehr, jenseits aller bloß passiven Nutzbarmachung weltpolitischer Konstellationen, aktiv am imperialistischen Coup Englands und Frankreichs, in der eitlen Hoffnung auf eine rasche militärische Lösung seines Konflikts mit den im fehlgeleiteten Elan ihrer militärherrschaftlichen "Emanzipation" von imperialistischer Bevormundung und Kontrolle Aggressivität ihm gegenüber demonstrierenden arabischen Nachbarn. Zwar ist es auch in den folgenden militärischen Auseinandersetzungen berechtigte Angst um die bedrohte Existenz, was den israelischen Staat zum Handeln antreibt, aber unter dem Eindruck der durchschlagenden oder jedenfalls relativen Erfolge seiner kriegerischen Aktionen, der territorialen Gewinne und Eroberung strategischer Positionen, die ihn zu einer quasi ex negativo funktionierenden Hegemonialmacht in der Region avancieren lassen, wandelte sich allmählich seine politische Zielsetzung und darauf fußende strategische Konzeption: Nicht mehr Sicherheit und Frieden ist sein primäres Ziel, sondern die zur conditio sine qua non, wenn schon nicht des Friedens mit den Nachbarn, so jedenfalls doch seiner Sicherheit vor ihnen erklärte Aufrechterhaltung seiner Vormachtstellung und überlegenen strategischen Positionen. Diese gewandelte Zielsetzung ist nicht einfach nur die Folge normaler staatlicher Rationalität, eines Realismus, der den jeweils erreichten Status quo zur Grundlage künftigen Handelns macht und so den politischen Entscheidungsprozess in eine aus objektiven Zwängen und historischen Notwendigkeiten gewirkte Schicksalsfuge transformiert. Sie wird mehr noch verstärkt und zementiert durch ein als Randmotiv bereits mit dem Staatsgründungsgedanken verknüpftes und unter dem Druck des Dauerkonflikts und der permanenten existenziellen Bedrohung zur religiösen Besessenheit und Heilsbotschaft eskaliertes und verselbständigtes romantisches Landnahmepathos, das unter anachronistisch-fundamentalistischer Berufung auf den alttestamentarischen Gott und das von ihm den fernen Ahnen verheißene und geschenkte Land wachsende Bevölkerungsgruppen kultivieren und in die Tat einer ebenso unkontrollierten wie unsystematischen Siedlungspolitik umsetzen.

Seinerseits zunehmend geneigt, macht- und okkupationsstrategischen Kalkülen den Vorrang vor einer auf Vertrag und Kooperation setzenden Politik zu geben, verspürt der säkulare Staat Israel wenig Neigung, dem Treiben seiner religiösen Zeloten Einhalt zu gebieten, zumal das prekäre Kräfteverhältnis im Land jedes entschlossene Vorgehen gegen den religiös motivierten Expansionismus zu einer innenpolitischen Zerreißprobe werden lässt. Das Ergebnis ist, dass dem Staat Israel in seiner derzeitigen Orientierung die zum Antisemitismus überdeterminierte Feindseligkeit der arabisch-palästinensischen Nachbarn in specie und der muslimisch-islamistischen Welt in genere als Rechtfertigungsgrund oder Plausibilität heischender Vorwand für seine als aktive Partizipation am imperialistisch-terroristischen Antiterrorkampf betriebene Macht- und Okkupationspolitik ebenso zupass kommt, wie sie den arabischen Nachbarn und der muslimischen Welt als Alibi und Rationalisierung für die Verdrängung ihrer inneren Probleme und die Aufrechthaltung eines falschen Scheins von nationaler Geschlossenheit beziehungsweise intentionaler Resolution ans Herz gewachsen ist. Beide Seiten, der israelische Staat und seine arabischen Nachbarn, ziehen also den sekundären Lustgewinn beziehungsweise den ephemeren taktischen Vorteil, den die Krankheit Antisemitismus ihnen verschafft, einem Verfahren vor, das irgend verspräche, wenn schon nicht die Krankheit durch Beseitigung ihrer Ursachen zu heilen (das steht unter den gegebenen Umständen nicht in ihrer Macht), so jedenfalls doch durch Beseitigung des Nährbodens, auf dem sie sich symptomatisch entfaltet, sie als solche, als das der Verdrängung der wirklichen Konflikte entspringende Verschiebungsprodukt, das sie ist, erkennbar und greifbar werden zu lassen.

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