5. Der Staat als Währungshüter – Währungsstabilität im Kraftfeld von Wachstumsdynamik und Klassenkonflikt

Als nur dank seiner ständigen pragmatischen Suspendierung zu verkraftende wirtschaftspolitische Belastung erweist sich der Goldstandard nicht nur in prinzipiell-systematischer, die Anpassung der Geldwertmenge an das Wachstum der Sachwertmenge torpedierender Hinsicht, sondern mehr noch im Blick auf die instrumentell-praktische Bedeutung, die der staatlichen Geldmengenpolitik, die Steuerung und Moderierung der Berg- und Talfahrt des Wertschöpfungsprozesses betreffend, zukommt. Dass unter diesen Umständen die bürgerliche Klasse dogmatisch am zwieschlächtigen Währungssystem in seiner zum Goldstandard zugespitzten Form festhält, bezeugt, wie tief ihr währungspolitisches Misstrauen gegenüber dem jetzt zwar nicht mehr von selbstsüchtiger Großmannssucht getriebenen, dafür aber mit gemeinsinnigem Verantwortungsbewusstsein geschlagenen staatlichen Erfüllungsgehilfen sitzt.

Wenn sich die qua Goldstandard kodifizierte währungspolitisch-dogmatische Verstärkung und Verschärfung des zwieschlächtigen Währungssystems, die parallel und vielmehr in offenbarem Widerspruch zu dessen finanzpolitisch-pragmatischer Aussetzung und Aufhebung das Besitzbürgertum beim Staat durchsetzt, als Antwort auf die demokratisch-gemeinsinnige Deklination verstehen lässt, die der republikanisch beziehungsweise monarchistisch-bürgerliche Staat angesichts des entfesselten kapitalistischen Ausbeutungsprozesses und der aus ihm resultierenden Pauperisierung und Deklassierung der Lohnarbeiterschaft vollzieht, wenn, genauer gefasst, der Goldstandard sich aus dem besitzbürgerlichen Bemühen erklärt, einem monarchistisch verbrämten republikanisch-bürgerlichen Staat, der in Reaktion auf seine demokratisch-gemeinsinnige Deklination sich seiner sozialpolitischen Verantwortung durch währungspolitische Machenschaften, einen am absolutistischen Vorbild orientierten inflationären Missbrauch des kursierenden papierenen Währungsmittels, zu entledigen versucht, den eskamotierenden Schneid abzukaufen beziehungsweise den eskapistischen Weg zu verlegen, dann ergibt diese in der Einführung des Goldstandards bestehende währungspolitisch-dogmatische Konterkarierung der als finanzpolitisch-pragmatische Lösung der unlösbaren Probleme, die das zwieschlächtige Währungssystem schafft, eingeführten Preisindexwährung einen als Vorkehrung zur Geldwertstabilisierung erkennbaren Sinn und hat in der Sorge des Besitzbürgertums um sein durch eine staatliche Sozialpolitik, die sich in währungspolitischem Eskapismus erschöpft, bedrohtes geldliches Eigentum ihren durchaus einsehbaren Grund.

Verstehen und erklären lässt sich die verschärfte und seiner finanzpolitisch-pragmatischen Außerkraftsetzung ins Gesicht schlagende währungspolitisch-systematische Beibehaltung des zwieschlächtigen Währungssystems. Nachsehen, geschweige denn rechtfertigen lässt sie sich deshalb noch lange nicht! Mag sich der Goldstandard aus dem Blickwinkel des um sein geldwertiges Eigentum besorgten Besitzbürgertums als keineswegs frivol, sondern durchaus rational, mit Verstand begabt herausstellen, aus der generischen Perspektive der auf ihren wertschöpferischen Prozess angewiesenen bürgerlichen Gesellschaft entbehrt er jeglicher Intelligenz, ist er alles andere als vernunftgeleitet. So gewiss die qua Goldstandard währungspolitisch-dogmatisch verschärfte Aufrechterhaltung des zwieschlächtigen Währungssystems dessen finanzpolitisch-pragmatischer Suspendierung in die Quere kommt und zuwiderläuft, so gewiss durchkreuzt und konterkariert sie den mit letzterer intendierten Effekt, nämlich die Absicht, der Sackgasse zu entrinnen, in die das zwieschlächtige Währungssystem ja bereits in seiner vorherigen, unverschärften Form, seiner noch nicht zum Goldstandard kodifizierten Fassung das als Getriebe aller industriellen und kommerziellen Transaktion funktionierende allgemeine Äquivalent, das als Wertausdruck, Preismaß und Zahlungsmittel für den egalen Austausch sächlicher Arbeitsprodukte und menschlicher Arbeitskraft, realer und personaler Werterscheinungen, dienende Geld unaufhaltsam hineintreibt.

Schließlich ist es das zwieschlächtige Währungssystem, das sich auch schon in seiner unverschärften, die obligate thesaurische Deckung für die kursierende Währung auf eine mehr oder weniger glaubhafte Mindestreserve beschränkenden Fassung der Dynamik des kapitalistischen Wertschöpfungsprozesses partout nicht gewachsen, von ihr systematisch-logisch ad absurdum geführt zeigt und deshalb gar nicht umhin kann, sich für den in seinen Bezugsrahmen gebannten ökonomischen Kreislauf, den nach seiner Maßgabe beziehungsweise unter seiner Restriktion abgewickelten industriellen und kommerziellen Austausch, als fatales Handikap, als veritable Krankheit zum Tode zu erweisen. Wenn nun auf Betreiben seiner besitzbürgerlichen Mandantin der Staat das in einem finanzpolitisch-pragmatischen Umgang mit der Währung bestehende Heilmittel, das er zur Anwendung bringt, mit einer qua Goldstandard verschärften Fassung eben jenes der Währung als währungspolitisch-dogmatisches Restriktiv verordneten zwieschlächtigen Währungssystems kombiniert, das sich doch als deren letztlich tödlicher Krankmacher erweist, was tut er da anderes, als seine eigenen Heilbemühungen zu torpedieren, sich selber in den therapeutischen Arm zu fallen und die Währung doch wieder eben dem Schicksal auszuliefern und verfallen zu lassen, vor dem er sie doch eigentlich zu retten sucht – dem Schicksal eines systematisch-logischen Ungenügens und Versagens hinsichtlich der ihr zugewiesenen Aufgabe, die von Marx zu Recht als ungeheuer apostrophierte Warenansammlung, den aus personalen Objektiven und realen Objekten egal zusammengesetzten Inhalt des Wertschöpfungsprozesses, die Totalität von als Lohnarbeitskräfte gesetzten und mittels ihrer als Güter und Dienstleistungen geschöpften Sachwerten, repräsentativ wiederzugeben, relativ zu bemessen und transaktiv zu vermitteln.

Tatsächlich bürdet der Staat mit diesem ihrem währungspolitisch-dogmatischen Rückverweis, dieser ihrer kriteriellen Rückbindung an den per zwieschlächtiges Währungssystem etablierten und qua Goldstandard sogar noch äquilibristisch aufgewerteten edelmetallenen Fundus, den zur Sache selbst, zur Währung sans phrase deklarierten Thesaurus, der zugleich doch finanzpolitisch-pragmatisch von Zentralbank wegen freigesetzten, zu einem unmittelbaren Bezug zu den Sachwerten und Abgleich mit ihnen emanzipierten kursierenden Papierwährung eine Hypothek auf, die sie schlechterdings nicht zu schultern vermag, geschweige denn, dass sie sie dauerhaft zu tragen vermöchte, und unter der sie vielmehr unter den gegebenen Bedingungen des der kapitalistischen Wertschöpfungsdynamik geschuldeten rasanten Zuwachses an Sachwert und der oben explizierten Unmöglichkeit, eine diesem Sachwertzuwachs die Waage haltende Aufstockung des Thesaurus alias Zunahme an Goldwert korrespondieren zu lassen, in kürzester Frist inflationär zusammenbrechen und den über sie verhängten Goldstandard in ihren Zusammenbruch mit hinabreißen, ihn als "des Kaisers neue Kleider“ entlarven und zum öffentlichen Gespött werden lassen müsste.

Der Goldstandard müsste sub conditione des systematisch-logisch aus der kapitalistischen Ausbeutungsdynamik resultierenden unaufhörlichen Sachwertzuwachses in kürzester Frist die papierene Währung in den Ruin treiben und damit sich selbst zum Gespött machen, nähme hier der Staat nicht seine Zuflucht zu dem oben erwähnten und nicht weniger von Verzweiflung diktierten als von Wankelmut kündenden Kunstgriff, ihn, den Goldstandard, den er gerade erst gesetzlich verankert und als währungspolitische Norm unwiderruflich zur Geltung gebracht hat, gleich anschließend wieder ausnahmegesetzlich aufzuheben und aus finanzpolitischer Not bis auf Weiteres außer Kraft zu setzen. Kaum dass der Staat auf Drängen seiner besitzbürgerlichen Mandantin die äquilibristische Deckung der Papierwährung, als die der Goldstandard figuriert, de jure eingeführt hat, muss er sie im Interesse der Währungsstabilität de facto von als salvatorische Klausel funktionierenden Sonderverfügungen immer wieder aussetzen und quasi routinemäßig den Verstoß gegen sie sanktionieren, also, wenn man so will, die Ausnahme von der Regel zur Regel werden lassen. Nur dadurch, dass er, was er de jure währungspolitischer Gesetzgebung etabliert und zur Norm erhebt, de facto fortlaufender finanzpolitischer Dispense unterläuft und Lügen straft, kann der Staat verhindern, dass der zum währungspolitischen Imperativ verschärfte äquilibristische Deckungszwang zu einer das kapitalistische Wertschöpfungssystem erdrückenden, weil sein Wachstum erstickenden Falle, einer das ökonomische Leben der bürgerlichen Gesellschaft heimsuchenden und am Ende zum Erliegen bringenden Angina pectoris gerät.

Als unerträgliche und auf Dauer nicht einmal mit Hilfe permanenter währungspolitischer Dispensationen auszuhaltende Belastung erweist sich das gegen die finanzpolitisch-pragmatische Lösung des Problems der Gewährleistung eines dauerhaften Gleichgewichts zwischen Sachwerten und Geldwert währungspolitisch-dogmatisch nicht nur aufrechterhaltene, sondern sogar in der verschärften Gestalt des Goldstandards geltend gemachte zwieschlächtige Währungssystem tatsächlich aber nicht allein in prinzipiell-systematischer, die Anpassung des Währungsmittels an das wertschöpfungsprozessuale Wachstum betreffender Hinsicht, sondern auch und mehr noch unter einem instrumentell-praktischen, auf die Beeinflussung oder gar Steuerung eben dieses wertschöpfungsprozessualen Wachstums zielenden Gesichtspunkt.

Nicht genug damit, dass der Goldstandard einer flexiblen und zeitnahen währungspolitischen Anpassung der Geldwertmenge an den kapitalistisch generierten Sachwertzuwachs, sprich, einer fortlaufenden und unmittelbaren Adaption der gesellschaftlichen Kaufkraft an das Gesamt des zu Markte getragenen industriellen und agrikulturellen Produktwerts, im Wege steht und damit einer das Wirtschaftsleben lähmenden oder zumindest verkrüppelnden deflationären Entwicklung Vorschub leistet, er verhindert oder vereitelt mehr noch, dass mittels Bewirtschaftung der Geldwertmenge, will heißen, mittels Notenemission beziehungsweise Retention der Noten und mittels des als staatliche Gewinnbeteilung wohlverstandenen Zinssatzes, zu dem die Zentralbank dem Markt die Noten überlässt beziehungsweise durch den sie den Bedarf des Marktes nach neuen Noten dämpft – dass also mittels dieses zweifachen Instruments, die Geldwertmenge zu bestimmen und zu steuern, der Staat finanzpolitischen Einfluss auf eben jenen aus dem kapitalistischen Wertschöpfungsprozess resultierenden Sachwertzuwachs zu nehmen und ihm ein Moment von Stetigkeit und Gemessenheit beziehungsweise Planbarkeit und Absehbarkeit zu verleihen vermag, das dem kapitalistischen Wertschöpfungsprozess von Haus seiner rücksichtslosen Kraft und wildwüchsigen Dynamik aus abgeht.

Diese instrumentell-praktische Qualität und Bedeutung, die es als über die bloße, passiv-währungspolitische Anpassung an die produzierte Sachwertmenge hinaus auch und zumal für die Funktion einer aktiv-finanzpolitischen Steuerung der Produktion der Sachwertmenge geeignet erweist, ist dem neuen, papierenen Währungsmittel, weil es sich so leicht erzeugen beziehungsweise kostengünstig beschaffen lässt und weil der Staat so monopolistisch über seinen Einsatz und seine Verwendung verfügen kann, von Anbeginn zu eigen und wird auch bereits von denen, die unter absolutistischer Ägide seine Einführung propagieren und betreiben, durchaus ins finanzpolitische Kalkül gezogen und ins volkswirtschaftliche Spiel gebracht. Dass sich das von Staats wegen initiierte neue Zahlungsmittel, die in allgemeiner Äquivalentfunktion emittierte Note, mit wirtschaftsbelebendem, durch Erhöhung der geldwertigen Kaufkraft die Erzeugung und Erbringung sachwertiger Güter und Dienstleistungen anregendem Effekt einsetzen und nutzen lasse, ist ein wesentliches Argument, mit dem bereits die Finanzpolitiker und Staatshaushalter der absolutistischen Herrschaft hausieren gehen und der von ihrer Staatsschuldenlast bedrängten letzteren den Wechsel der Währungsform schmackhaft zu machen suchen.

Unter den Bedingungen eben jener staatlichen Schuldenlast und einer auch durch sie nicht in Schranken zu weisenden herrschaftlichen Verschwendungssucht und zur Raison zu bringenden größenwahnsinnigen Selbstherrlichkeit gerät freilich jenes wirtschaftspolitische Argument zur schieren Rationalisierung und wird durch den besagten Missbrauch, den auf Drängen ihres absolutistischen Herrn seine finanzpolitischen Diener mit dem neuen Währungsmittel treiben und durch die galoppierenden inflationären Folgen, mit denen der kapitalistische Markt solchen Missbrauch bestraft, gründlich Lügen gestraft und regelrecht ad absurdum geführt.

Die anfängliche Desavouierung und Unterminierung der dem papierenen Währungsmittel eigenen wirtschaftspolitischen Steuerungskapazität ist freilich nicht das Ende der Geschichte. In dem Maße, wie das kapitalistische Wertschöpfungssystem sich entfaltet und an Schwungkraft gewinnt, wie es zum nicht weniger unwiderstehlichen als verbindlichen gesellschaftlichen Reproduktionsmechanismus avanciert, präsentiert sich dem parallel dazu seiner absolutistischen Selbstherrlichkeit sei's konstitutionalistisch entwöhnten, sei's revolutionär entkleideten und zum egal ob republikanischen, ob monarchistischen Politkommissar der bürgerlichen Klasse domestizierten Staat diese wirtschaftspolitische Steuerungsfunktion, über die das mittlerweile als allgemeines Äquivalent sans phrase etablierte papierene Währungsmittel von Haus aus verfügt, erneut und mit zunehmender Dringlichkeit als eine wahrzunehmende Option beziehungsweise ein anzuwendendes Instrument, um auf die Verlaufsform und das Entwicklungstempo des Wertschöpfungsprozesses moderierend oder korrigierend einzuwirken.

Der Grund für diese neuerliche Aktualität und zunehmende Bedeutung, die das papierene Währungsmittel als wirtschaftspolitisches Lenkungsinstrument gewinnt, ist die besagte wildwüchsige Energie und zügellose Dynamik des Wertschöpfungsprozesses. Es sind, genauer gesagt, die durch das Missverhältnis zwischen Wertschöpfungsprozess und Wertrealisierungsgeschäft, industrieller Produktion und kommerzieller Distribution, das aus solcher Wildwüchsigkeit und Zügellosigkeit zwangsläufig resultiert, hervorgerufenen Krisen, in die das Wertschöpfungssystem gerät, sind die mit seiner Entfaltung zum ebenso allmächtigen wie allgegenwärtigen modus vivendi der bürgerlichen Gesellschaft sich häufenden und verschärfenden Abstürze und Aufschwünge, Depressionen und Eskalationen, die es durchmacht und die seiner Verlaufsform und dem Taktmaß seiner Entwicklung eher den Anschein einer Reihe von pathologischen Ausbrüchen und Einbrüchen zu vindizieren, als das Gepräge eines quasibiologischen Kontinuums und Wachstums zu attestieren, es mit anderen Worten eher als permanenten Krampfzustand denn als konsequente Planerfüllung erscheinen zu lassen taugen.

Angesichts der Berg und Talfahrt, die der kapitalistische Wertschöpfungsprozess beschreibt, des ebenso erratischen wie konvulsivischen Verlaufs, den er, zwischen Hausse und Baisse, Raserei und Lähmung, Durchgehen und Stocken oszillierend, nimmt, drängt sich die Geldmengenpolitik, der Einsatz des kursierenden Zahlungsmittels, des als papierene Währung von Staats beziehungsweise Zentralbanks wegen emittierten allgemeinen Äquivalents, als eine nachweislich probate und durchaus effektive Methode auf, jenem erratisch-konvulsivischen Verlauf ein gewisses Maß an Stetigkeit und Verlässlichkeit zu verleihen und auf seine zum Extremismus neigende Natur und spastische Beschaffenheit dämpfend und mäßigend, entkrampfend und ausgleichend einzuwirken. Eine mit Augenmaß vorgenommene mengenmäßige Vermehrung oder zinsliche Verbilligung des emittierten Zahlungsmittels kann durchaus, statt einfach nur inflationär zu verpuffen, sei's modo obliquo einer stimulativen Stärkung der gesellschaftlichen Kaufkraft, sei's via directa einer instigativen Steigerung der wirtschaftlichen Investitionsbereitschaft zu einer kommerziellen Anregung und Belebung der industriellen Produktion führen und mithin einem Wertschöpfungsprozess, der ins Stocken geraten oder von Lähmungserscheinungen befallen ist, wieder Beine machen und auf die Sprünge helfen. Und umgekehrt ist eine mit Verstand praktizierte mengenmäßige Reduktion oder zinsliche Verteuerung der kursierende Geldmenge, ohne gleich deflationär zu Buche schlagen zu müssen, ein durchaus geeignetes Mittel, sei's modo obliquo einer Schwächung der gesellschaftlichen Nachfrage, sei's via directa einer Dämpfung der wirtschaftlichen Initiative eine überhitzte Konjunktur, einen in Raserei verfallenen Wertschöpfungsprozess zu sedieren und wieder ein mit ökonomischer Harmonik vereinbares Maß finden und einen mit kontinuierlichem Wachstum verträglichen Takt anschlagen zu lassen.

Und genau dieser instrumentell-praktischen Qualität, die dem papierenen Währungsmittel zufällt und die im Zuge der Entfaltung des kapitalistischen Wertschöpfungsprozesses zu einer ebenso wildwüchsig-dynamischen wie zügellos-erratischen Berg und Talfahrt in zunehmendem Maße die Unentbehrlichkeit einer das Wertschöpfungssystem als solches moderierenden und stabilisierenden Funktion erlangt – ihr läuft jene per Goldstandard noch verschärfte, auf die Einhaltung einer strikten Äquilibristik gesetzlich vereidigte Reaffirmation des zwieschlächtigen Währungssystems diametral zuwider, insofern diese ja eben das zu unterbinden sucht, womit jener den Wertschöpfungsprozess moderierende und stabilisierende Einsatz des papierenen Währungsmittels steht und fällt – die Möglichkeit nämlich, nach Maßgabe der Dynamik beziehungsweise Phlegmatik des Wertschöpfungsprozesses, also in Reaktion auf dessen intermittierende Tendenz, in Raserei zu verfallen oder ins Stocken zu geraten, und ohne Rücksicht auf das Gebot der Substantiierung alias Deckung durch thesauriertes Edelmetall, die emittierte Geldmenge sei's zu vermehren oder zu verringern, sei's den gesellschaftlichen Zugang zu ihr oder den wirtschaftlichen Zugriff auf sie zu erleichtern oder zu erschweren.

Nicht genug damit, dass der Goldstandard die aus dem permanenten Wertzuwachs, den das kapitalistische Ausbeutungsverfahren hervortreibt, mit systematisch-logischer Notwendigkeit resultierende und nicht minder fortlaufende finanzpolitisch-pragmatische Anpassung der kursierenden Geldwertmenge an die produzierte Sachwertmenge konterkariert, torpediert er demnach darüber hinaus und mehr noch die dem erratischen Verlauf und der konvulsivischen Entwicklung des Wertschöpfungsprozesses Rechnung tragende Verwendung der kursierenden Geldwertmenge als eines auf den Wertschöpfungsprozess moderierend einzuwirken und ihm zu relativer Kontinuität zu verhelfen geeigneten finanzpolitisch-technischen Instruments und erweist sich so in gleichermaßen prinzipiell-systematischer und instrumentell-praktischer Hinsicht als ein denkbar schwer und eigentlich gar nicht verkraftbarer Klotz am Bein des die bürgerliche Gesellschaft fundierenden kapitalistischen Produktions und Distributionssystems, als eine hypothekarische Norm, die sich, wie die Jahrzehnte nach ihrer Einführung zeigen, überhaupt nur unter der Bedingung ertragen und als währungspolitisches Soll aufrecht erhalten lässt, dass sie unter dem Vorgeben einer vorübergehenden Maßnahme fortlaufend als Haben außer Kraft gesetzt, ständig durch gesetzliche Ausnahmeverfügungen bis auf unabsehbar Weiteres in ihrer Geltung suspendiert wird.

Warum aber halten dann der republikanische beziehungsweise monarchistische Staat und die ihn parlamentarisch konditionierende und kontrollierende bürgerliche Klasse so beharrlich und über Jahrzehnte hinweg am Goldstandard fest, warum lässt sie der permanente Eiertanz, zu dem sie das der bürgerlichen Gesellschaft von ihrer besitzbürgerlichen Formation ins Nest gelegte dicke Ei zwingt, nicht klug werden, warum lassen sie sich den unablässigen finanzpolitischen Ausnahmezustand, in den die aufgestellte währungspolitische Regel, die äquilibristisch strikte Auslegung des zwieschlächtigen Währungssystems, sie zwangsläufig hineintreibt, nicht zur Lehre einer kurzentschlossenen Abschaffung der so offenkundig impraktikablen beziehungsweise kontraproduktiven Regel dienen? Wenn sich das de jure währungspolitischer Dogmatik zur imperativen Norm erklärte zwieschlächtige Währungssystem, de facto einer von wirtschaftspolitischer Vernunft diktierten finanzpolitischen Pragmatik als nur um den Preis ihrer ständigen Unterminierung beziehungsweise Diskreditierung vorzuhaltende leere Fassade oder hohle Maske entpuppt, warum dann nicht gleich auf es verzichten und das an der faktischen Sachwertentwicklung orientierte währungspolitische Pragma unverstellt und unmaskiert durch jenes auf die thesaurische Geldwertdeckung fixierte Dogma zum Zuge kommen lassen?

Warum, anders und genauer – nämlich dem tatsächlichen Handlungsablauf, der dramatischen Rollenverteilung von Ross und Reiter gemäßer – gefragt, nötigt die bürgerliche Klasse den von ihr kontrollierten Staat beziehungsweise die ihm von ihr als währungspolitischer Gralshüter oktroyierte zentrale Notenbank annähernd ein Jahrhundert lang, am Goldstandard festzuhalten, obwohl doch dieser ganze Zeitraum den ununterbrochenen Beleg dafür liefert, dass der Goldstandard bloß de jure, als abstraktes Dogma, als von der Ausnahme lebende Regel Wirklichkeit, ganz zu schweigen von Wirksamkeit, erlangen kann und dass er, wenn er denn zu wirklicher Geltung gebracht würde und finanzpolitische Wirksamkeit entfalten dürfte, dem konkreten Pragma, der qua Preisindexwährung funktionierenden faktischen Währungspolitik, in kürzester Frist den Boden entziehen und damit dem auf letztere angewiesenen kapitalistischen Produktionssystem wie auch wiederum der von diesem getragenen bürgerlichen Gesellschaft selbst zum Verderben gereichen müsste?

So aber die Frage präzisiert, impliziert sie bereits die Antwort! Was die bürgerliche Klasse in Person ihres besitzbürgerlichen Substrats, ihres, funktionsmetaphorisch ausgedrückt, das kapitale Antriebsaggregat bergenden sozialen Motorblocks, dazu bringt, den Staat zum ebenso hartnäckigen wie unsinnigen Festhalten am Goldstandard zu nötigen, ist das tiefe Misstrauen, das sie in finanzpolitischer Hinsicht gegenüber der Staatsmacht hegt, ist ihr anhaltender Zweifel an deren Seriosität und Verlässlichkeit in Gelddingen, ist mit anderen Worten ihre Sorge, der Staat könne die ihm übertragene währungspolitische Kompetenz, die ihm eingeräumte Vollmacht nämlich zur Einführung und Durchsetzung einer den Bedürfnissen des kapitalistischen Wertschöpfungssystems angemesseneren Form von allgemeinem Äquivalent, kurz, die ihm eingeräumte Lizenz zur Emission von Noten, zur Gelddruckerei, missbrauchen und im Sinne einer dem Verwertungsanspruch des Kapitals, seinem Akkumulationsstreben, zuwiderlaufenden, weil ohne Rücksicht auf die wirtschaftliche Produktion, die industrielle Schöpfung von Sachwerten, und unverhältnismäßig zu ihr sich auf die gesellschaftliche beziehungsweise staatliche Konsumtion, die kommerzielle Realisierung des Geschöpften kaprizierenden Währungs und Finanzpolitik einsetzen.

Gleich in den Anfängen der Entwicklung des kapitalistischen Systems erweist das von maßloser Verschwendungssucht und haltloser Selbstherrlichkeit geprägte Verhalten der dem ökonomischen Prozess politisch zu sekundieren bestimmten absolutistischen Herrschaft jene Sorge als nur allzu berechtigt und bringt die bürgerliche Klasse dazu, ihr, der Herrschaft, beziehungsweise dem von ihr repräsentierten Staat mit Hilfe des jede missbräuchliche Notenemission postwendend durch einen inflationären Geldwertverfall ahndenden Marktmechanismus das besagte zwieschlächtige Währungssystem abzutrotzen, das dem neuen papierenen Währungsmittel das alte edelmetallene als seine thesaurische Substanz unterstellt und so ein den Staat mehr oder minder effektiv zur haushaltspolitischen Räson bringendes und finanzpolitische Mores lehrendes währungspolitisches Disziplinierungs und Kontrollinstrument installiert. Durch die der ökonomischen Dynamik geschuldeten revolutionären Umbrüche beziehungsweise konstitutionellen Wandlungen, die den Staat aus einem absolutistisch-überheblichen deus ex machina der bürgerlichen Gesellschaft in eine republikanisch beziehungsweise konstitutionell-monarchisch etablierten dominus pro cura der bürgerlichen Klasse transformieren und ihm damit die frühere währungs und finanzpolitisch verderbliche Selbstherrlichkeit und Eigensucht austreiben, ihn mithin auf einen dienstbaren Geist und folgsamen Erfüllungsgehilfen bei der Wahrung und Förderung des im kontinuierlichen Wachstum alias dynamischen Fortgang des Kapitalprozesses seinen Dreh und Angelpunkt reklamierenden bürgerlichen Interesses reduzieren, findet sich die bürgerliche Klasse zwar jener Sorge vor einem Missbrauch der staatlichen Währungshoheit, einer von Seiten des Staates zu gewärtigenden, von Verschwendungssucht und Größenwahn diktierten und ebenso unsinnigen wie unverantwortlichen, weil in nichts als im Verlust der Währungsstabilität und in inflationärem Geldwertverlust resultierenden unverhältnismäßigen Notenemission alias Geldvermehrung enthoben und ledig.

Sorgenfrei ist sie damit indes noch lange nicht! Eben die Karriere ihres ökonomischen Unternehmens, des kapitalistischen Wertschöpfungssystems, die sie von der Geißel absolutistischer Verschwendungssucht und Unverantwortlichkeit in finanziellen Angelegenheiten befreit, beschert ihr nämlich eine ihrem Interesse am kontinuierlichen Wachstum alias dynamischen Fortgang des Kapitalprozesses kaum weniger widerstrebende Wendung des von ihr revolutionär beziehungsweise konstitutionell zum republikanischen beziehungsweise monarchistischen Erfüllungsgehilfen domestizierten Staates hin zu einer dem gesellschaftlichen Gesamtwohl Beachtung schenkenden Verantwortlichkeit in genere und einer der Not und Bedrängnis der unteren Strata des Gemeinwesens Tribut zollenden Fürsorglichkeit in specie.

Weil und in dem Maße wie die ebenso hemmungslose wie wildwüchsige Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft, in der der von der Bourgeoisie mit passiver Duldung oder gar unter aktiver Beihilfe ihres republikanischen beziehungsweise monarchistischen Komplizen betriebene Verwertungs und Akkumulationsprozess besteht, die Ausgebeuteten in lebensbedrohliche materiale Not und menschenunwürdiges soziales Elend stürzt, findet sich der Staat, den seine Dienstbarkeit gegenüber der bürgerlichen Klasse und seine Präokkupation mit dem für sie zentralen Kapitalprozess ja auch und wesentlich dazu verpflichtet, die Erhaltung und Vorhaltung des für letzteren erforderlichen personalen Fundus und sozialen Rahmens zu gewährleisten, mit anderen Worten, die Existenz einer gleichermaßen kräftemäßig leistungsbereiten und daseinsförmig gesellschaftsfähigen Arbeiterschaft sicherzustellen – findet sich also in nicht weniger realdialektischem Einklang mit als formallogischem Widerspruch zu seiner republikanisch-monarchistischen Präokkupation der Staat unwiderstehlich genötigt, sich demokratisch zu deklinieren und ebenso sehr zum Unwillen wie auf Kosten seiner Brotherrin, der bürgerlichen Klasse, durch arbeits und organisationsrechtliche Eingriffe sowie durch sozialstaatliche Maßnahmen und Zuwendungen den Ausgebeuteten ein für ihre soziale Existenz erforderliches Mindestmaß an Rechtsstellung einzuräumen und das für ihre materiale Subsistenz nötige Minimum an Lebensmitteln zu sichern.

Diese in seiner republikanisch beziehungsweise monarchistisch-bürgerlichen Präokkupation als Notfallreaktion implizierte und durch die ökonomische Not und das soziale Elend, in die der Kapitalprozess die Lohnarbeiterschaft stürzt, aktivierte demokratisch-gesellschaftliche Deklination des Staates weckt freilich bei ihm auch die Inklination alias Versuchung, den Weg des geringsten Widerstands einzuschlagen und zur Wahrnehmung seiner eigentumsrechtlichen Umverteilungsaufgabe beziehungsweise Erfüllung seiner sozialstaatlichen Fürsorgepflicht auf das wenn auch eher altunbewährte als altbewährte Rezept aus absolutistischen Zeiten zurückzugreifen und die wenn auch diesmal nicht egoistisch motivierten, um seinen eigenen Konsum und Status sich drehenden, sondern altruistisch induzierten, die Subsistenz und Existenz der Lohnarbeiterschaft betreffenden Finanzierungsprobleme, mit denen er sich konfrontiert sieht, durch eine Vergrößerung der kursierenden Geldmenge, eine unabhängig von den produzierten Sachwerten, dem geschöpften Sozialprodukt, vorgenommene Notenemission, statt durch eine auf lohntariflichem und steuerpolitischem Weg herbeigeführte Redistribution der kursierenden Geldwertmenge, eine im Rahmen des emittierten Notenkontingents sich haltende tatsächliche Überführung von allgemeinem Äquivalent aus der Verfügung des Kapitals und der Nutznießer seines Wertschöpfungsprozesses in die Hände der Leidtragenden des letzteren, der durch ihn ausgebeuteten Lohnarbeiterschaft, lösen zu wollen.

Schließlich bleibt die dem Staat aufstoßende demokratische Deklination systemisches Moment der für ihn grundlegenden Präokkupation mit dem Interesse der bürgerlichen Klasse, ist seine Bereitschaft, der Not und dem Elend, in die das ausbeuterische Unternehmen der letzteren das lohnarbeitende Gros der bürgerlichen Gesellschaft stürzt, abzuhelfen, integrierender Bestandteil seines Anspruchs, der bürgerlichen Klasse eben dieses ihr ausbeuterisches Unternehmen zu erhalten und es vor den asozial-selbstzerstörerischen Tendenzen, die es aus sich heraus entwickelt, zu retten, ist mithin, aller scheinbaren Umorientierung und Neubestimmung zum Trotz, Ausdruck und Funktion der unveränderten Botmäßigkeit und fortdauernden Dienstbarkeit, in der ihn als republikanisches beziehungsweise monarchistisches Staatswesen seine Brotgeberin, die bürgerliche Klasse, verhält! Ist da die Sorge nicht nur allzu berechtigt beziehungsweise naheliegend, der Staat könne aus politischer Konfliktscheu, aus Unlust, sich durch lohntarifliche Eingriffe und steuerpolitische Maßnahmen mit seiner Brot und Auftraggeberin anzulegen, auf jene vom Absolutismus ins finanzpolitische Spiel gebrachte währungspolitische Eskamotage, jene Geldmacherei regredieren, die ihm vorgaukelt, er könne der notleidenden gesellschaftlichen Lohnarbeitskraft materiale Kaufkraft zuwenden und eine Verbesserung ihres sozialen Daseins verschaffen, ohne dafür der über aktives beziehungsweise passives Eigentum, über Kapital beziehungsweise Vermögen verfügenden bürgerlichen Klasse etwas von ihrem Besitzstand wegnehmen beziehungsweise sie in ihrer Machtstellung beschränken zu müssen?

Und genau diese Sorge, um nicht zu sagen, Angst vor einer finanzpolitischen Regression des Staates auf jenes währungspolitische Glatteis, das mit der oben explizierten marktmechanischen Notwendigkeit für das kursierende Zahlungsmittel, die zu allgemeiner Geltung gelangte papierene Währung, einen inflationären Beinbruch und Lähmungszustand, wo nicht gar Einbruch und Ertrinkungstod bereithält – genau diese Sorge und Angst ist es nun also, die die bürgerliche Klasse zu ihrem mit der finanzpolitisch-pragmatischen Wendung, die sie in Sachen Geldwert vollzieht, eigentlich unvereinbaren währungspolitisch-dogmatischen Festhalten am zwieschlächtigen Währungssystem veranlasst, die sie dazu bringt, dem Staat beziehungsweise dessen generalbevollmächtigter Prokuristin, der Zentralbank, nicht nur die Beibehaltung des die papierene Währung zu substantiieren bestimmten thesaurischen Deckungsprinzips zur Pflicht zu machen, sondern mehr noch diese Pflicht durch ihre Kodifizierung zum äquilibristischen Goldstandard nachdrücklich zu verschärfen.

Mit solcher, ihrem politischen Komplizen beziehungsweise dessen währungspolitischer Aufpasserin abgetrotzten Verschärfung des äquilibristischen Deckungsprinzips zollen die bürgerliche Klasse in genere und ihre besitzbürgerliche Fraktion in specie offenbar der Bedrohlichkeit der durch den kapitalen Ausbeutungsprozess heraufbeschworenen sozialen Krise Tribut, die ihre politische Artikulation in der rasant an Masse und Energie gewinnenden sozialistischen Bewegung findet, angesichts deren die Versuchung für einen von Konfliktscheu beherrschten Staat wachsen muss, Krisenbewältigung durch währungspolitische Eskamotage zu treiben, mit anderen Worten, die finanziellen Mittel für die erforderlichen lohntariflichen Verbesserungen und sozialstaatlichen Zuwendungen mittels Notenpresse zu kreieren, statt sie durch tatsächliche Umverteilungsmaßnahmen zu requirieren – welch wachsender Versuchung das qua Goldstandard verschärfte Deckungsprinzip nun also zu begegnen und einen Riegel vorzuschieben sucht.

Abgesehen davon, dass die dogmatische Währungskorsettierung nicht greift und eine ohnmächtige mimetische Drohgebärde bleibt, ist sie auch gar nicht erforderlich, weil der konstitutionalisierte monarchische Staat sich durchweg finanzpolitischen Wohlverhaltens befleißigt und sich zur Krisenbewältigung nicht auf Geldmacherei verlegt, sondern auf umverteilungspolitische Maßnahmen setzt. Weil diese Maßnahmen weder die Lohnarbeiterschaft zufrieden stellen, noch von der bürgerlichen Klasse unterstützt werden, sieht sich der Staat zu einem als Sozialdemokratisierung apostrophierbaren Strukturwandel gedrängt, in dessen Konsequenz er durch Integration lohnarbeitender Gruppen in die bürgerliche Öffentlichkeit der sozialistischen Bewegung den Schneid abkauft und damit gleichzeitig die für die Überwindung der bürgerlichen Opposition gegen seine Umverteilungspolitik nötige Durchschlagskraft gewinnt.

Dass das per zwieschlächtiges Währungssystem verhängte und zum Goldstandard zugespitzte Deckungsgebot das Zeug dazu hat und überhaupt geeignet ist, staatlichen währungspolitischen Eskapaden und geldmacherischen Exzessen zu wehren, lässt sich freilich mit dem Fug und Recht seiner oben konstatierten prinzipiellen, weil systematisch-logischen Unfähigkeit, dem Zuwachs an Sachwert, den das industrielle Produktionssystem erzielt, durch einen entsprechenden Zuwachs an edelmetallenem Geldwert nachzukommen und Genüge zu leisten, dementieren. Wie gezeigt, ist es ja eben diese systematisch-logische Unfähigkeit des zwieschlächtigen Währungssystems, der wachsenden Sachwertmenge des entfalteten und auf Touren gebrachten Wertschöpfungsprozesses durch Aufstockung des als Deckung der papierenen Geldwertmenge erforderten thesaurischen Gegenwerts Rechnung zu tragen und die Waage zu halten, was dazu zwingt, jenes durch Abkoppelung der kursierenden von der thesaurierten Geldwertmenge und durch einen als Preisindexwährung funktionierenden unmittelbaren Bezug zur produzierten Sachwertmenge und direkten Abgleich mit ihr empirisch-praktisch außer Kraft zu setzen, und was das dieser finanzpolitisch-pragmatischen Außerkraftsetzung des zwieschlächtigen Währungssystems ungeachtet implementierte und per Goldstandard sogar noch verschärfte währungspolitisch-dogmatische Festhalten an ihm tatsächlich nur noch um den Preis eines ebenso ständigen wie vorläufigen Absehens von ihm, einer in Wahrheit ebenso fortlaufend erforderlichen, wie vorgeblich bloß vorübergehenden Suspendierung seiner gesetzlichen Geltung, kurz, einer selber zum Regelfall werdenden Ausnahme von der mit ihm gesetzten Regel erlaubt.

Wenn so aber das zwieschlächtige Währungssystem sich doch nicht einmal den normalen oder alltäglichen währungspolitischen Anforderungen, mit denen das entfaltete und auf Touren gebrachte kapitalistische Produktionssystem es konfrontiert, mehr gewachsen und vielmehr außerstande zeigt, eine dem Zuwachs an Sachwert, den letzteres erzielt, korrespondierende und Genüge leistende Geldwertmengenpolitik zu gewährleisten, wie sollte es da wohl in seiner qua Goldstandard sogar noch restriktiver gemachten Gestalt dazu taugen können, im Extrem und Krisenfall einer demokratisch deklinierten alias sozialverantwortlich motivierten und aber aus Konfliktscheu zur inflationären Geldschöpfung entgleisten Umverteilungspolitik des Staates für eine währungspolitische Disziplinierung des letzteren Sorge zu tragen, sich also im Sinne einer Regulierung und Kontrolle der kursierenden Geldmenge, ihrer adaptiven Bemessung an beziehungsweise reduktiven Beschränkung auf die vorhandene Sachwertmenge wirksam zeigen? Sowenig es überhaupt noch imstande ist, die währungspolitisch grundlegende Aufgabe einer adäquaten Repräsentation der produzierten Sachwertmenge durch die kursierende Geldwertmenge wahrzunehmen, und so sehr es sich deshalb als nötig erweist, ihm diese de jure von ihm wahrzunehmende Aufgabe de facto fortlaufend vorübergehender Ausnahmeregelungen zu entziehen und mit finanzpolitischer Routine an das für ihre Erfüllung besser geeignete, weil eine direkte Korrespondenz zwischen Geld und Sachwert etablierende Währungssystem, das als Preisindexwährung funktioniert, zu delegieren, sowenig lässt sich von ihm erwarten, dass es sich gegen einen Missbrauch, den der Staat aus wiewohl nicht mehr selbstherrlicher Eigensucht, sondern gemeinsinnigem Verantwortungsbewusstsein mit seiner währungspolitischen Kompetenz, seiner Lizenz zum Gelddrucken, zu treiben droht, als Hüter eines Maßhaltens, dessen Maß ihm ja längst entglitten ist, und mithin als Wahrer einer Verhältnismäßigkeit, die ihm selber ja gar nicht mehr zu Gebote steht, einsetzen lässt, geschweige denn zu bewähren vermag.

So gesehen, entlarvt sich das in seiner zugespitzten Form als Goldstandard wie eine Art von Damoklesschwert über die Geldmengenpolitik verhängte zwieschlächtige Währungssystem als eine ganz und gar stumpfe Waffe, deren einziger praktischer Sinn und rationeller Nutzen darin besteht, dass sie über der Geldmengenpolitik hängen alias suspendiert bleibt und nicht gegen sie zum Zuge kommt, nicht Anwendung auf sie findet, nicht über sie zu richten Gelegenheit erhält. Eben weil das auf besitzbürgerliches Drängen nicht nur beibehaltene, sondern mehr noch zum Goldstandard verschärfte zwieschlächtige Währungssystem bei Strafe massiver Störungen des Wertschöpfungsprozesses, wo nicht gar des Zusammenbruchs der auf letzterem aufbauenden gesamten Volkswirtschaft die Geldmengenpolitik schlechterdings nicht mehr de facto, also pragmatisch-reell, sondern höchstens und nur noch de jure, also dogmatisch-prinzipiell bestimmen darf, würde es, wenn wirklich gegen eine missbräuchlich inflationäre Geldmengenpolitik des Staates geltend gemacht und eingesetzt, unendlich mehr finanzpolitischen Schaden anrichten als währungspolitischen Nutzen stiften und nämlich die inflationäre Entfesselung und Expansion der kursierenden Geldmenge nur um den Preis ihrer unvermittelten deflationären Einschrumpfung und Erosion unterbinden, mithin, metaphorisch gefasst, das Kind mit dem Bade ausschütten, der Krankheit in Person des Kranken den Garaus machen.

Weil es, wenn ernstlich geltend gemacht und wirklich eingesetzt, zwar vielleicht den Täter, den dem kapitalistischen Produktions und Distributionssystem durch Geldentwertung ins Handwerk pfuschenden, genauer gesagt, sein kommerzielles Triebwerk demolierenden Staat, zur Rechenschaft zu ziehen und zum währungspolitischen Rechttun zu zwingen, dies aber nur um den Preis einer Verwüstung und Hinrichtung des Tatortes selbst, eben des kapitalistischen Produktions und Distributionssystems, ins Werk zu setzen vermöchte, bleibt das qua Goldstandard verschärfte zwieschlächtige Währungssystem eine hohl mimetische Drohgebärde, von der ihre Erfinderin, die bürgerliche Klasse im Allgemeinen und deren besitzbürgerliche pièce de résistence im Besonderen, nur hoffen kann, dass sie den Staat hinlänglich einzuschüchtern und von währungspolitischen Missbruchsneigungen abzuhalten taugt, um sie nicht zur Anwendung bringen und in ihrer ganzen Dysfunktionalität und Kontraproduktivität offenbar werden lassen zu müssen.

Gott – oder, analytischer gefasst, dem als Weg des geringsten Widerstands beschreibbaren Prinzip einer quasinatürlichen historischen Auslese – sei Dank erübrigt es sich in der Folge, von jener hohlen währungspolitischen Drohgebärde ernstlichen Gebrauch zu machen und sie wirklich einzusetzen, weil sich die bürgerliche Sorge, der politische Sachwalter der bürgerlichen Klasse, der republikanische beziehungsweise monarchistische Staat, könne sich durch die ihm notgedrungen induzierte demokratisch-soziale Deklination zu inflationsträchtigen währungspolitischen Eskapaden oder Exzessen hinreißen lassen, als unbegründet erweist und jener sich vielmehr durchaus imstande zeigt, der Versuchung zur Lösung und Bewältigung der durch den kapitalen Ausbeutungsprozess heraufbeschworenen subsistenziellen Probleme und existenziellen Konflikte mittels Gelddruckerei zu widerstehen und währungspolitisches Augenmaß zu bewahren beziehungsweise finanz und haushaltspolitische Seriosität zu beweisen.

Und dies nicht etwa, weil er durch die hohle Drohgebärde, das stumpfe Damoklesschwert, als das der Goldstandard figuriert, eingeschüchtert würde, sondern weil er nachgerade die aus langen bitteren währungspolitischen Missbrauchserfahrungen gespeiste Einsicht und Klugheit aufbringt, das Eitle und Fruchtlose einer Lösung und Bewältigung wirtschaftlicher Krisen und gesellschaftlicher Probleme durch verhältnislose Geldvermehrung zu erkennen, und aus solcher Einsicht und Klugheit die Stärke und Resolution schöpft, die finanziellen Mittel für die zum Fortbestand der bürgerlichen Gesellschaft als solcher erforderlichen subsistenziellen Zuwendungen und existenziellen Zugeständnisse an die pauperisierte und deklassierte Arbeiterschaft auf dem Wege wirklicher arbeits und versicherungsrechtlicher Gesetzgebungsinitiativen beziehungsweise tarif und sozialpolitischer Umverteilungsmaßnahmen zu requirieren, statt dafür auf das scheinbare Allheilmittel der Notenpresse zu rekurrieren.

Im Gewahrsam seiner demokratischen Deklination springt in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts der politische Sachwalter der bürgerlichen Klasse, der republikanische beziehungsweise monarchistische Staat, der aufgrund ökonomischer Ausbeutung notleidenden und kraft politischer Unterdrückung entrechteten lohnarbeitenden Klasse zur Seite und greift ihr durch die Einräumung des Rechts auf parteiliche und gewerkschaftliche Assoziation, die Zulassung von Arbeitskämpfen und Streiks, die Einführung von Versicherungssystemen gegen Arbeitslosigkeit und Krankheit, die Schaffung staatlicher Fürsorgeeinrichtungen und Privilegierung öffentlicher und privater Nothilfevereinigungen und ähnliche Maßnahmen mehr wie auch immer zögerlich und in bescheidenem Maße unter die Arme. Diese gesetzlich fundierten oder steuerlich finanzierten staatlichen Unterstützungs und Hilfsmaßnahmen gehen direkt oder indirekt auf Kosten des Mehrwerts, den der kapitale Ausbeutungsprozess erzielt, mithin zu Lasten der von diesem Mehrwert aktiv profitierenden beziehungsweise an ihm passiv profitierenden bürgerlichen Klasse, bestehen also nicht in währungspolitisch scheinbar der Arbeiterschaft zugewendeten Wohltaten, sondern speisen sich aus wirtschaftspolitisch wirklich dem Bürgertum entwendeten Gewinnen.

Damit aber straft aus quasi eigenem Antrieb und freiem Ermessen der von der bürgerlichen Klasse gelenkte Staat die Angst seiner besitzbürgerlichen Mandantin, ihre Sorge, er könne aus Konfliktscheu versucht sein, seiner ihm durch die Not und das Elend der lohnarbeitenden Klasse beigebogenen sozialstaatlichen Deklination mittels inflationären Missbrauchs seines Geldschöpfungsmonopols, will heißen, unter Preisgabe der Währungsstabilität und unter Inkaufnahme aller für geldliches Vermögen sich daraus ergebenden vernichtenden Folgen, Rechnung zu tragen – straft er also diese Sorge und Angst seiner bürgerlichen Mandantin offenkundig Lügen und zeigt sich seinem Amt als dem kapitalistischen Produktions und Distributionssystem sein zirkulatives Getriebe instand haltender Währungshüter und damit der bürgerlichen Klasse ihren liquiden Besitz garantierender Vermögensverwalter ebenso unverbrüchlich verpflichtet wie offenkundig gewachsen.

Wenn so denn aber der nach Maßgabe seiner republikanischen beziehungsweise monarchistischen Konstitution der bürgerlichen Klasse ebenso institutionell verpflichtete wie personell verbundene Staat sich in die Länge und Breite der zweiten Hälfte des Jahrhunderts als gleichermaßen währungspolitisch standhaft und finanzpolitisch seriös bewährt, warum – um die obige Frage mit Nachdruck zu wiederholen – hält dann die bürgerliche Klasse derart hartnäckig an jener doch offenbar hohlen Drohgebärde des zum Goldstandard verschärften zwieschlächtigen Währungssystems fest, warum meint sie, das währungspolitische Augenmaß und finanzpolitische Wohlverhalten, das er an den Tag legt, nicht nur nicht honorierend, sondern geradezu ignorierend, ihrem politischen Sachwalter gegenüber jenes stumpfe Schwert weiterhin gezückt, jene höchstens und nur als Dogma zur Geltung und als Pragma ganz und gar nicht zur Anwendung zu bringende Einschüchterungstaktik weiterhin in Stellung und Bereitschaft halten zu müssen? Der Grund dafür ist der als Sozialdemokratisierung zu bezeichnende funktionell begründete Strukturwandel, zu dem die Implementierung eben jener wirklichen Umverteilungspolitik den Staat nötigt.

Bei der Umsetzung seiner Umverteilungspolitik sieht sich nämlich der als Sachwalter der bürgerlichen Klasse agierende republikanische beziehungsweise monarchistische Staat einem doppelten, von den beiden Hauptklassen der bürgerlichen Gesellschaft ausgehenden Widerstand konfrontiert – der Verweigerungshaltung beziehungsweise Kampfbereitschaft, mit der die durch den kapitalistischen Wertschöpfungsprozess ausgebeutete Lohnarbeiterschaft den staatlichen Umverteilungsbemühungen begegnet, und der Abwehrhaltung beziehungsweise Streitsucht, mit der das aus dem Wertschöpfungsprozess Nutzen ziehende Bürgertum auf solche Bemühungen reagiert.

Dass die Bourgeoisie, die Kapitalagentur, in specie und das Bürgertum, die Kapitalklientel, in genere, sich mit den aus der demokratischen Deklination des Staates folgenden sozialstaatlichen Umverteilungsinitiativen schwer tut, lässt sich ohne Weiteres einsehen. Schließlich gehen diese Initiativen nolens volens auf Kosten des mittels Wertschöpfungsprozess erzielten Mehrwerts und damit zu Lasten der von ihm profitierenden bourgeoisen Agenten und an ihm partizipierenden bürgerlichen Klienten des Kapitals! Und schließlich sind die Verluste an Gewinn alias produktivem Vermögen beziehungsweise Einbußen an Einkommen alias possessivem Eigentum, die das bedeutet, beiden Formationen der bürgerlichen Klasse gleichermaßen ein Gräuel – der Bourgeoisie, weil sie dem Akkumulationsimperativ alias Profitmaximierungstrieb des Kapitals zuwiderlaufen, und dem Bürgertum als solchem, weil sie der ihm aufgrund seiner gesellschaftlichen Position und der lebenspraktischen Unselbständigkeit und wirtschaftlichen Abhängigkeit, die jene impliziert, zur zweiten Natur gewordenen, weil von Subsistenz und Existenzängsten, von Angst vor dem Verlust der materialiter heteronomen Lebensgrundlage und dem Entzug der sozialiter usurpatorischen Vormachtstellung befeuerten Selbst und Habsucht widerstreiten. Was Wunder, dass die bürgerliche Klasse insgesamt disponiert ist, sich jener in ihrem wohlverstanden eigenen Interesse betriebenen sozialstaatlichen Politik hartnäckig zu verweigern und sie mit allen parlamentarischen Kräften und propagandistischen Mitteln ohne Sinn und Verstand zu torpedieren?

Aber auch die lohnarbeitende Klasse zollt den Bemühungen des Staates, ihr tarif und sozialpolitisch unter die Arme zu greifen, keineswegs Beifall, geschweige denn, dass sie ihnen mit Dankbarkeit begegnete. Unter dem Druck ihrer materialen Not und ihres sozialen Elends hat sie sich mittlerweile zu einer sozialistischen Bewegung zusammengefunden, einer politischen Motion und parteilichen Opposition, die im Gewahrsam der ökonomischen Ausbeutung und politischen Unterdrückung, die sie in der von ihr ebenso substanziell erhaltenen wie funktionell getragenen bürgerlichen Gesellschaft erfährt, fundamentale Kritik an der bürgerlichen Klasse und ihrem kapitalen Ausbeutungs und Unterdrückungsinstrument, dem industriellen Produktionssystem, übt und den revolutionären Anspruch erhebt, der bürgerlichen Klasse die ökonomische Verfügung über jenes Instrument und die politische Macht, die es ihr verleiht, zu entreißen und mit dem Ziel einer Abschaffung jeglicher als klassenherrschaftliche Ausbeutung funktionierenden kapitalistischen Akkumulationspraxis die bürgerliche Gesellschaft in ein sozialistisches Gemeinwesen zu überführen, mit anderen Worten, den auf die Bereicherung Weniger gerichteten Wertschöpfungsbetrieb, der ersterer zugrunde liegt, in eine der Versorgung aller dienende Arbeitsgemeinschaft, als die sich letzteres konstituieren soll, zu transformieren. Wie sollten da wohl die notdürftigen materialen Wohltaten und bescheidenen sozialen Konzessionen, durch die der demokratisch deklinierte republikanische beziehungsweise monarchistische Staat die Ausgebeuteten und Unterdrückten, zu beschwichtigen und bei der Stange des kapitalistischen Wertschöpfungssystems zu halten sucht, deren sozialistischen Elan bremsen und ihren emanzipatorischen Eifer dämpfen, kurz, sie von ihrem Streben nach einer grundlegenden ökonomischen Richtungsänderung und einem durchgreifenden politischen Machtwechsel abbringen können?

Angesichts dieser doppelten Frontstellung, in die ihn seine von dem ökonomischen Augenmaß und der politischen Rationalität, die seiner Mandantin, der bürgerlichen Klasse, so eklatant abgehen, diktierten Umverteilungsmaßnahmen hineintreiben, beweist der Staat ein seinem mit Anpassungsfähigkeit synonymen Selbstbehauptungswillen alle Ehre machendes strategisches Ingenium, das ihm ermöglicht, um den Preis freilich des erwähnten Strukturwandels, dem er sich unterziehen muss, beide Fronten zu durchbrechen und die dahinter verschanzten, in ihrer Zielsetzung ebenso divergierenden wie in ihrer Abwehrhaltung koinzidierenden Gegner seines sozialstaatlichen Problemlösungsverfahrens zu Paaren zu treiben. Dem akuteren der beiden Widerstände, der durch ihre Masse und Energie, ihre revolutionäre Schlagkraft und Ungeduld bedrohlichen sozialistischen Bewegung, strebt er dadurch beizukommen, dass er seine bis dahin ihr gegenüber geübte Verfolgungs und Isolationstaktik aufgibt und ihr organisatorische und propagandistische Rechte einräumt, ihr die Teilhabe an der öffentlichen Meinungsbildung zugesteht, die Mitwirkung an den parlamentarischen Entscheidungsprozessen ermöglicht und schließlich gar den Zugang zu seinem eigenen bürokratischen Apparat eröffnet, Anwärter aus ihren Reihen rekrutiert und mit ihnen sein institutionelles und ministerielles Personal auffrischt.

Was die Vorkämpfer der Lohnarbeiterschaft unbedingt fordern und uneingeschränkt anstreben, ökonomischen Einfluss und politische Macht, reale Verfügungskompetenz und soziale Entscheidungsgewalt, das lässt er ihnen bedingt zukommen und begrenzt zuteil werden und unterminiert damit ihre Oppositionskraft und revolutionäre Entschlossenheit. Indem er, statt sie auf die Rolle eines bloßen Objekts und passiven Empfängers seiner materialen Wohltaten und sozialen Konzessionen zu reduzieren, vielmehr letztere mit einem gewissen Maß an sozialer Autorisierung und personaler Autonomisierung verknüpft, mithin sie, die Lohnarbeiterschaft, als ökonomisches Subjekt und politischen Akteur freiwillig anerkennt und von sich aus zur Geltung kommen lässt, gibt er ihr zu verstehen, dass sie den Subjektstatus und die Akteursrolle, um die es ihr zu tun ist, nicht partout auf revolutionärem Weg, durch die Zerschlagung der bürgerlichen Gesellschaft und die Abschaffung des von ihr etablierten Staates, erkämpfen muss, sondern dass sie das im Subjektstatus implizierte Projekt einer kommunistischen Produktionsgenossenschaft und das der Akteursrolle eingeschriebene Ziel einer sozialistischen Solidargemeinschaft am Ende auch auf reformierende Weise, nämlich auf dem Boden der bürgerlichen Gesellschaft mittels deren allmählicher Umgestaltung und im Rahmen des bürgerlichen Staats kraft dessen heimlicher Umfunktionierung erringen und erreichen kann.

Dass die sozialistische Bewegung oder jedenfalls erhebliche Gruppen in ihr das Angebot des Staates zur ökonomischen Mitbestimmung und politischen Mitwirkung als verlockend genug ansehen, um ihm Folge zu leisten und so einen Prozess der gewerkschaftlichen Adaption an das kapitalistische Produktionssystem und der parteipolitischen Integration in den parlamentarischen Entscheidungs und bürokratischen Verwaltungsprozess zu durchlaufen, wird natürlich dadurch begünstigt und vielleicht sogar entscheidend befördert, dass der von der sozialistischen Bewegung propagierte beziehungsweise geführte Kampf um unbedingte ökonomische Autorität und unbeschränkte politische Autonomie angesichts des ebenso organisierten wie erbitterten Widerstands, den gleichermaßen mit parlamentarischen Mitteln, auf propagandistischer Ebene und mit militärischen Kräften die bürgerliche Klasse und ihr gemeinwesentlicher Sachwalter, der republikanisch-monarchistische Staat, leisten, sich als weit langwieriger und verlustreicher, um nicht zu sagen, unentschiedener und aussichtloser erweist, als in der anfänglichen emanzipatorischen Begeisterung, im Überschwang eines Aufbruchs, der mit dem Ende materialer Not und sozialen Elends und der Erfüllung einer historischen Mission, wo nicht gar Einlösung einer chiliastischen Verheißung winkt, von ihren Anhängern erwartet.

Nicht genug aber damit, dass es dem Staat durch diese gewerkschaftliche Adaption und parteipolitische Integration lohnarbeitender Gruppen in die bürgerliche Öffentlichkeit und den staatlichen Apparat gelingt, der sozialistischen Bewegung ihre radikale Opposition gegenüber und konfrontative Unversöhnlichkeit mit der bürgerlichen Gesellschaft zu verschlagen und so die imminente Gefahr einer revolutionären Aufspaltung und eventuelle Zerstörung der letzteren zu bannen, uno actu dieser Defusionierung , um nicht zu sagen, Domestizierung der sozialistischen Bewegung schafft er es auch und mehr noch, die andere seinen umverteilungspolitischen Ausgleichsbemühungen entgegenstehende Front zu überwinden und nämlich den von der bürgerlichen Klasse selbst, den Agenten des Kapitals und ihrem mittelständischen Anhang, aus blindem Akkumulationszwang beziehungsweise irrationaler Besitzgier geleisteten Widerstand zu brechen. In dem Maße, wie der republikanisch oder monarchistisch verfasste bürgerliche Staat Gruppen der sozialistischen Opposition den Zugang zur bürgerlichen Öffentlichkeit eröffnet und ihnen dort gestattet, als Meinungsbildner und Wortführer aktiv zu werden, wie er sie mehr noch Zutritt zum parlamentarischen Prozess gewinnen und dort als Gesetzgeber und Politikmacher mitwirken lässt und wie er sie gar Einlass in seinen eigenen bürokratischen Apparat finden und dort als Amtswalter und Entscheidungsträger zu Werke gehen lässt, sichert er sich im Blick auf seine Mandantin, die bürgerliche Klasse, jenen Grad von personeller Unabhängigkeit und institutionellem Eigengewicht , die ihn in den Stand setzen, gegen deren übelberatenes Betreiben, wenngleich in ihrem wohlverstandenen Interesse, die für die Stabilität und Kontinuität der bürgerlichen Gesellschaft beziehungsweise für ihren Zusammenhang und Zusammenhalt, ihren Bestand als Gemeinwesen, unabdingbaren sozialpolitischen Maßnahmen zu ergreifen und kommunaldemokratischen Reformen durchzuführen.

Durch die gewerkschaftliche Adaption der Lohnarbeiterschaft an den vom Kapital organisierten ökonomischen Ausbeutungsprozess und ihre parteipolitische und amtswalterische Integration in das von ihm selbst kontrollierte politische Beratungs und Entscheidungssystem gelingt es also dem bürgerlichen Staat, mit einem Schlage beide seinen umverteilungspolitischen Bemühungen entgegenstehenden Widerstände aus dem Weg zu räumen und gleichermaßen dem revolutionären Elan der sozialistischen Bewegung die Spitze abzubrechen und der reaktionären Obstruktion der bürgerlichen Klasse den Stachel zu ziehen. Der Preis, den er dafür zahlt, oder, wenn man so will, das Opfer, das er dafür bringt, ist der als Sozialdemokratisierung charakterisierte funktionelle Strukturwandel, den er durch die Komplementierung seiner demographischen Klientel und die Rekrutierung bürokratischen Personals aus den Reihen der lohnarbeitenden Population und durch die damit unvermeidlich einhergehende Ausrichtung seiner demokratischen Deklination und Ausstattung seines sozialstaatlichen Instrumentariums mit Prospekten und Perspektiven aus dem Ideenfundus und der konzeptionellen Agenda wenn nicht der sozialistischen Bewegung als solcher, so doch ihres ideologischen Dunstkreises beziehungsweise strategischen Kraftfelds durchläuft – ein Strukturwandel, der ihn vom weisungsgebundenen Domestiken der bürgerlichen Klasse zu ihrem richtungweisenden Intendanten, vom bloß politischen Verwalter der bürgerlichen Gesellschaft zu deren politisch-ökonomischem Prokuristen, kurz, vom Nachtwächterstaat des neunzehnten zum starken Staat des zwanzigsten Jahrhunderts mutieren lässt.

Aber ist der Strukturwandel, den der bürgerliche Staat actu seiner Sozialdemokratisierung erfährt, überhaupt als ein Preis anzusehen, den er zahlen, geschweige denn als ein Opfer, das er bringen muss? Beschert er ihm nicht vielmehr einen auf der ganzen Linie errungenen Erfolg? Bedeutet er ihm nicht im Gegenteil einen ohne Wenn und Aber erzielten Gewinn? Schließlich bewahrt der Staat bei allem funktionellen Strukturwandel seine substanzielle Identität, bleibt, was er ist: bürgerlicher Staat, Sachwalter und Helfershelfer der bürgerlichen Klasse! Nur, dass dieser sein funktioneller Strukturwandel, dieses sein Avancement vom als katastrophendienstlicher Aufpasser der Bürgerschaft agierenden Nachtwächter zum als richtlinienkompetenter Anführer des Gemeinwesens operierenden starken Staat, ihm ermöglicht, der Gefahren, die letzterem ins Haus stehen, Herr zu werden, dass er ihm, wie gesagt, erlaubt, sowohl die revolutionäre Bedrohung durch die sozialistische Bewegung zu bannen als auch der reaktionären Sabotage seiner umverteilungspolitischen Bemühungen um ökonomische Kontinuität, politischen Ausgleich und sozialen Frieden einen Riegel vorzuschieben und also seiner ihm von der bürgerlichen Klasse übertragenen Aufgabe, dem kapitalistischen Produktions und Distributionssystem als solchem seinen Bestand und Fortgang zu sichern, gerecht zu werden.

So sehr der als Sozialdemokratisierung beschreibbare und im starken Staat resultierende staatliche Strukturwandel die bürgerliche Gesellschaft stabilisiert und konsolidiert, sie vor den neuen Krisen und Konflikten zu schützen, die der von der bürgerlichen Klasse mittels Rationalisierungs und Automatisierungsstrategie geführte Kampf gegen staatliche Umverteilungsbemühungen und für Aufrechterhaltung der kapitalen Profitrate heraufbeschwört, vermag er nicht. Vielmehr erweist sich der starke Staat selbst angesichts jener weiteren Krisen und neuen Konflikte als anfällig für das erratische Verhalten und die pathologisch zu nennenden Reaktionen eines eskapistischen Populismus.

So gesehen, lässt sich gegen den im wohlverstandenen Interesse der bürgerlichen Klasse liegenden und nämlich um der Befestigung und Bekräftigung der ökonomischen Substanz der letzteren, ihres industriellen Wertschöpfungs und kommerziellen Wertrealisierungssystems, willen vom bürgerlichen Staat in Verfolgung seiner demokratischen Deklination vollzogenen und als Sozialdemokratisierung zu charakterisierenden funktionellen Strukturwandel schwerlich etwas einwenden, und muss dieser vielmehr dem Bürgertum selbst, soweit es bei Sinnen und nicht durch krankhafte Selbstsucht und maßlose Habgier verblendet ist, als ein kommoder Ausweg, wo nicht gar als Rettung in höchster Not einleuchten. Der durch Sozialdemokratisierung zum starken avancierte bürgerliche Staat erweist und bewährt sich als ein Problemlöser und Status-quo-Stabilisierer ersten Ranges.

Freilich hat die Sache einen großen Haken, ein gravierendes Manko. Seiner sozialen Problemlösungs und politischen Konfliktbewältigungskompetenz gerecht wird der sozialdemokratisiert starke Staat nämlich nur, solange das durch ihn bewirkte ökonomische Wunder, die durch ihn dem Wertschöpfungs und Wertrealisierungsprozess vindizierte Stabilität und gesicherte Kontinuität anhält. Im Falle neuerlicher ökonomischer Krisen, einer neuerlichen Destabilisierung und Disruption des Wertschöpfungs und Wertrealisierungsprozesses und daraus resultierender neuerlicher sozialer Probleme und politischer Konflikte hingegen gerät der starke Staat rasch unter Druck und aus der Fassung, und droht sich seine Stärke im Gegenteil als seine Schwäche zu erweisen. Und dass dieser Krisenfall wieder eintritt, dass der vom starken Staat durch seine umverteilungspolitischen Maßnahmen ins Werk gesetzte soziale Ausgleich und politische Burgfrieden nicht von Dauer und Bestand ist, dafür sorgt das Kapital selbst in Gestalt seiner bourgeoisen Repräsentanten und Agenten, weil es, dem ihm eingefleischten Akkumulationsimperativ oder Profitmaximierungstrieb gehorchend, eine die Einbußen durch die staatliche Umverteilungspolitik wettzumachen bestimmte Rationalisierungs und Automatisierungsstrategie verfolgt, die ihr Ziel, die Erhaltung des Akkumulationsniveaus und Sicherung der Profitrate zwar verfehlt, dafür aber durch Lohndumping und Arbeitslosigkeit, die sie in der industriellen Produktion nach sich zieht, und durch den Verdrängungswettbewerb und die konfrontative Konkurrenz, in die sie die kommerzielle Distribution hineintreibt, neuerliche soziale Krisen und politische Konflikte von mittlerweile internationalen Dimensionen und mit dementsprechend diplomatischer Stoß und militärischer Sprengkraft heraufbeschwört.

In solch durch die ökonomischen Abwehrmaßnahmen, mit dem das kapitalistische Verwertungssystem auf die staatliche Umverteilungspolitik reagiert und durch die sie letztere zu durchkreuzen sucht, neuerlich heraufbeschworenem Krisenfall zeigt sich nun der zum starken mutierte bürgerliche Staat als durchaus anfällig für erratisches Verhalten und pathologisch zu nennende Reaktionen. Was ihn aktuell stark macht, seine sozialdemokratische Untermauerung und Befestigung, das erweist sich nämlich im Krisenfall als potenzielles Handikap und Quelle der Verunsicherung.

Als republikanisch beziehungsweise monarchistisch verfasste, mit anderen Worten bürgerliche, der bürgerlichen Klasse zugehörige, wo nicht hörige Einrichtung ist der Staat noch eindeutig liiert und in seiner Loyalität oder Amtspflicht unmissverständlich disponiert und weiß deshalb im Falle ökonomischer Krisen und daraus resultierender sozialer Konflikte und politischer Konfrontationen, wie er sich zu verhalten und was er zu tun hat, wem er als seinem Brot und Arbeitgeber die Stange halten und mit gesetzlichen Initiativen, bürokratischen Maßnahmen und notfalls polizeilicher Repression beziehungsweise militärischer Gewalt beispringen und zur Seite stehen muss. Im Zuge seiner demokratischen Deklination und daraus folgenden sozialdemokratischen Infiltration aber geht der Staat dieser seiner eindeutigen Zuordnung und unmissverständlichen Vasallentreue verlustig und etabliert sich nach Maßgabe der reellen Momente und personellen Elemente, die er sich aus der sozialistischen Bewegung und der lohnarbeitenden Bevölkerung aneignet und integriert, als wenn schon nicht aktuell motivierter, so jedenfalls doch potenziell strukturierter Diener zweier Herren, als zwischen der Sorge um eine lohnabhängige Bevölkerung, die der ökonomische Ausbeutungsprozess notleiden und verelenden lässt, und der Verpflichtung, eben diesen ökonomischen Ausbeutungsprozess bürokratisch zu flankieren und politisch zu gewährleisten, hin und her gerissene, quasi gespaltene institutionelle Persönlichkeit.

Diese seine intentionale Gespaltenheit beziehungsweise die ihr zugrunde liegende reelle und personelle Amphibolie ermöglicht dem durch sie zum starken mutierten bürgerlichen Staat zwar, seine umverteilungspolitischen Bemühungen zum Erfolg zu führen und krisenüberwindend beziehungsweise konfliktbewältigend tätig zu werden. Aber so gewiss der ökonomische Ausbeutungsprozess keine Ruhe gibt und sich vielmehr als die das Uhrwerk der bürgerlichen Gesellschaft unerbittlich in Gang oder besser auf Trab haltende Unruhe erweist, so gewiss er mittels anderer Operationsweisen wie vorzugsweise einer auf die Steigerung sächlicher Leistungskraft alias technischer Produktivität zielenden Automatisierungs und Rationalisierungsstrategie neuerliche beziehungsweise weitere soziale Konflikte und politische Konfrontationen heraufbeschwört, so gewiss setzen eben jene ihn auszeichnende amphibolische Konstitution und intentionale Gespaltenheit den starken Staat einem massiven Belastungsdruck aus und stürzen ihn in ein eklatantes Dilemma, das einer veritablen Zerreißprobe gleichkommt.

Von der augenscheinlichen Vergeblichkeit der staatlichen Umverteilungspolitik und der mittels ihrer unternommenen sozialen Ausgleichs und politischen Befriedungsanstrengungen frustriert beziehungsweise desillusioniert, droht sich das dem Staat reell und personell integrierte sozialdemokratische Element als ein ihm induzierter Risikofaktor, um nicht zu sagen, eine ihm infiltrierte fünfte Kolonne zu erweisen. Unbefriedigt und enttäuscht vom mangelnden Erfolg der staatlichen Krisenlösungs und Konfliktbewältigungsprogramme, die es mitträgt und denen es überhaupt erst ihr gleichermaßen dem proletarisch-revolutionären Impetus und dem bürgerlich-reaktionären Widerstand trotzendes Beharrungsvermögen verleiht, macht es Miene, sich auf seine sozialistische Herkunft zu besinnen und, den ihm vom Staat beigebogenen bescheidenen Reformismus an den Nagel hängend, auf fundamentale Eingriffe in die ökonomische Verfügungsgewalt und radikale Veränderungen in der politischen Machtverteilung zu dringen.

Der sozialdemokratische Homo novus, der dienstbare Geist im durch ihn zum starken Staat mutierten staatlichen Apparat schickt sich an, aus der herrschenden Struktur, der etatistischen Institution als maßgebend bürgerlicher zu desertieren und auszubrechen, nur um kraft des im Vertrauen auf seine sozialdemokratische Loyalität und Verlässlichkeit ihm zuvor konzedierten demokratischen Machtanspruchs alias allgemeinen Wahlrechts auf sie wieder zuzugreifen und sie in feindlicher Absicht zu übernehmen, will heißen, sie pro domo seiner neuen, aus ökonomischer Enttäuschung und politischer Ernüchterung geborenen und den Rahmen ihrer bürgerlichen Konstitution definitiv sprengenden Vorhaben zweckzuentfremden, sie in den Dienst umverteilungspolitisch radikalisierter Projekte und sozialstaatlich totalisierter Programme zu stellen.

Im Krisenfall läuft also der funktionell durchgreifende Strukturwandel, den der bürgerliche Staat in der Auseinandersetzung mit sozialistisch-revolutionärem Aufbegehren und bürgerlich-reaktionärem Widerstand vollzieht, und durch den er zum starken Staat avanciert, Gefahr, zur essentiell durchschlagenden Charakterkonversion zu geraten und nämlich ihn, den starken Staat, so zu alterieren und zu mutieren, dass er anfällig beziehungsweise bereit wird für mit seiner bürgerlichen Grundverfassung unvereinbare fundamentale Umschichtungen in der ökonomischen Verfügungsgewalt und radikale Verschiebungen in der politischen Machtverteilung. Diese Gefahr, die ihm im mit ökonomisch tödlicher Sicherheit zu gewärtigenden neuerlichen beziehungsweise weiteren Krisenfall von seinem sozialdemokratischen Element her droht, muss der Staat bei Strafe des Verlusts eben jener ihn als solchen definierenden bürgerlichen Grundverfassung, kurz, bei Strafe des veritablen Selbstverlusts, abwehren beziehungsweise bannen.

Wie aber kann er das, da ja jeder Versuch, das über die Stränge schlagende beziehungsweise außer Rand und Band geratende sozialdemokratische Element wieder in seine konstitutionellen Schranken zu weisen und zur bürgerlichen Raison zurückzubringen, eben deshalb, weil es sich bei ihm um ein dem Staat adaptiertes und integriertes und von ihm als starkem eigentlich nicht mehr wegzudenkendes Element handelt, auf eine interne und angesichts der Tatsache, dass sich hier zwei einander entfremdete und feind gewordene Teile ein und derselben Institution konfrontieren, mehr oder minder gewaltsame und blutige Säuberungsaktion, einen mehr oder minder ihn selbst, den Staat als solchen, zu Paaren treibenden, wo nicht zur Strecke bringenden Akt der Selbstzerfleischung hinauslaufen muss?

Für den Fall dieser ihm aus der haltlosen Dynamik des kapitalistischen Wertschöpfungsprozesses zwangsläufig erwachsenden dilemmatischen Situation aber hält nun der starke Staat oder vielmehr der in ihm als sein Korporal perennierende bürgerliche Staat einen ebenso einfallsreichen wie verzweifelten Ausweg, eine die gewaltsame Säuberung alias blutige Auseinandersetzung erübrigende Problemlösung parat. Anstelle des Versuchs, das über die Stränge schlagende sozialdemokratische Element tatsächlich in die Schranken zu weisen, unternimmt er es vielmehr, dessen sozialistisch erneuerte Intention simulativ zu adaptieren und dabei so umzudirigieren, dass sie ihm zu einer den intentionalen Impetus um sein Objekt und Vorhaben bringenden Leerlaufreaktion gerät. Statt seinen außer Kontrolle geratenden Inkubus wirklich zur Raison bringen zu wollen, macht er es sich vielmehr zur Aufgabe, die sozialistische Bewegung, an die jener anzuknüpfen droht, demonstrativ zu seinem persönlichen Anliegen zu erklären und dabei in eine Motion zu verkehren, die ihn, den nach seiner Freisetzung verlangenden Inkubus, die Mores gegenstandslosen Begehrens lehrt und nämlich direkten Weges in die Irre einer wahnhaften, weil Schein für Sein ausgebenden, Steine als Brot verkaufenden Erfüllung führt.

Den krisenbedingt-quasirevolutionären Impetus des sozialdemokratischen Elements in aller Öffentlichkeit aufgreifend und sich publikumswirksam zu eigen machend, adaptiert und imitiert der durch die Fahnenflucht des letzteren von akuter Schwäche befallene Staat ersteren nicht nur, sondern eskaliert und übertrumpft ihn gar und schafft es so, die der bürgerlichen Gesellschaft sozialdemokratisch assimilierten beziehungsweise integrierten lohnarbeitenden Bevölkerungsgruppen wenn schon nicht bei der Stange eines mit der bürgerlichen Gesellschaft selbst gewahrten politischen Einklangs zu halten, so wenigstens doch ins Bockshorn einer ideologischen Übereinstimmung mit seiner eigenen simulierten Aufbruchsstimmung zu jagen. Dreh und Angelpunkt dieser eskalierenden Adaption und übertrumpfenden Imitation der quasirevolutionären Besinnung und Wendung, zu der das sozialdemokratische Element unter dem Eindruck der – allen staatlichen Umverteilungsanstrengungen zum Trotz – andauernden Krisenträchtigkeit des von ihm mitgetragenen kapitalistischen Produktions und Distributionssystems ansetzt, ist die als Vermittlung getarnte Ersetzung der institutionellen Perspektive des avisierten Auf und intendierten Umbruchs durch einen personalen Blickfang: An die Stelle des die Richtung bestimmenden sächlichen Vorhabens tritt ein richtungweisender menschlicher Führer.

Was die sozialistische Bewegung, die sich unter dem Eindruck der wiederkehrenden beziehungsweise fortdauernden Krise aus ihrer sozialdemokratischen Sedimentierung zum integrierenden Bestandteil des eben dadurch zum starken avancierenden bürgerlichen Staats zu rekuperieren strebt, projektiv ins Auge zu fassen und programmatisch ins Werk zu setzen hätte, das präsentiert oder vielmehr suggeriert ihr jener, der ja aus eben diesem sozialdemokratischen Sediment seine Stärke zieht und es sich deshalb um jeden Preis zu erhalten sucht, in der Gestalt eines wegweisenden Führers, um nicht zu sagen, in der Figur eines erlösenden Heilsbringers als kraft solcher Verkörperung alias Menschwerdung im Prinzip bereits vollzogene Motion, um nicht zu sagen, im Grunde bereits erfüllte Mission. Mit dem subjektiv oder initiativ zwar aus persönlichem Größenwahn und Narzissmus in Erscheinung tretenden, objektiv oder exekutiv aber aus staatlicher Bedrängnis und Not in Szene gesetzten Führer bietet sich den krisenbedingt aus ihrer sozialdemokratischen Versteinerung aufgeschreckten und in protosozialistische Unruhe geratenden beziehungsweise zum quasirevolutionären Aufruhr tendierenden lohnarbeitenden beziehungsweise lohnarbeitslosen Bevölkerungsgruppen die Möglichkeit, ihre Forderungen nach einem ökonomisch auskömmlichen, wo nicht gar befriedigenden Dasein und ihre Ansprüche auf eine politisch sinnvolle, wo nicht gar erfüllte Existenz auf ihn als uno actu paradigmatischen Vorkämpfer und änigmatischen Durchführer zu übertragen – eine Möglichkeit, die sie nicht zuletzt deshalb reizt und anspricht, weil ihre jahrzehntelange sozialdemokratische Adaption an die Logik des industriellen Wertschöpfungssystems und Integration in die Mechanik der staatsbürgerlichen Institutionen sie hinsichtlich der ökonomischen Projekte und politischen Programme, die sie um der Einrichtung eines sozialistischen Gemeinwesens willen zu realisieren beziehungsweise zu implementieren hätten, in einen Zustand weitgehender Desorientierung und Demoralisierung versetzt hat und sie deshalb dankbar für die in der Person des Wegweisers alias Heilsbringers ihnen gemachte Offerte sind, das Geschäft der Konkretisierung beziehungsweise Spezifizierung der für die Realisierung beziehungsweise Implementierung eines solchen Gemeinwesens erforderlichen ökonomischen Projekte und politischen Programme auf ihn zu übertragen und ihm zu den mutmaßlich treuen Händen seiner coram publico beschworenen führerschaftlichen Kompetenz und Fürsorge zu überlassen.

Die Übertragung der ihnen im Zuge ihrer sozialdemokratischen Adaption und Integration abhanden gekommenen Zielorientierung und Kampfesmoral alias sozialistischen Kompetenz und revolutionären Insistenz auf einen als uno actu Galionsfigur und Zugpferd posierenden personalen Führer bringt freilich für diejenigen, die sich zu ihr verstehen und sie vollziehen, also für die aus ihrer sozialdemokratischen Lethargie aufgeschreckten und in quasisozialistische Stimmung beziehungsweise quasirevolutionäre Unruhe versetzten lohnarbeitenden Gruppen, eine mit der Struktur und Programmatik der sozialistischen Bewegung, in der sie sich vormals wiederfanden, gänzlich unvereinbare Alteration, um nicht zu sagen Deformation, gleichermaßen ihres Organisationsmodus und ihres Operationstelos, mit anderen Worten, ihrer subjektiven Verfassung und ihrer objektiven Zielsetzung mit sich.

Was den Organisationsmodus betrifft, so mutiert die lohnarbeitende beziehungsweise lohnarbeitslose Anhängerschaft des Führers aus einer sozialen Klasse, einem durch seine Funktion im ökonomischen Betrieb alias reproduktiven Prozess der Gesellschaft definierten Kollektiv zu einer menschlichen Masse, einem durch seine Rolle in der politischen Agende, die der Führer zelebriert, seine Stellung in der invokativen Prozession, die letzterer inszeniert, identifiziertes Volk. Weil die infolge der ökonomischen Adaption und politischen Integration, die sie als sozialdemokratisch staatstragendes Element erfahren hat, desorientierte beziehungsweise demoralisierte Lohnarbeiterschaft ihre krisenbedingten Aufbruchsabsichten und Umbruchsvorhaben an ihn delegiert, weil sie auf ihn überträgt, was sie an ökonomisch fundamentalen Umwälzungen und politisch radikalen Veränderungen mangels programmatischer Kompetenz und projektiver Persistenz selber nicht mehr ins Auge zu fassen, geschweige denn ins Werk zu setzen vermag, muss sie warten, bis der Führer, ihr Wegweiser und Vorkämpfer, sie mit den von ihr bloß noch ersehnten beziehungsweise erwünschten Umwälzungen und Veränderungen beschenkt und beglückt, und präsentiert sie sich, bis dies geschieht, eben nur als eine der korporativen Struktur, die ökonomische Funktion und politische Position verleihen, entbehrende Masse von Menschen, geriert sich als ein aller spezifischen Programmatik und konkreten Projektion, die aus ökonomischer Funktion und politischer Position resultieren, entratendes amorphes und seinen Mangel an Orientierung und Moral, Intention und Resolution, höchstens und nur durch das arbiträre Vorgeben alias falsche Zeugnis ethnischer Homogenität, kultureller Gleichartigkeit oder historischer Schicksalsgemeinschaftlichkeit zu kompensieren fähiges Volk.

Weil der populistische Führerkult, um seinen politischen Auftrag zu erfüllen und das Volk ins Bockshorn pseudorevolutionärer Bewegtheit zu jagen, es nicht bei der Stellung von Sündenböcken und Popanzen belassen kann, sondern anstelle ökonomischer Werke und politischer Taten gigantische Spiele und ökumenische Veranstaltungen inszenieren muss, weil dies aber letztlich aus dem Mehrwert, den das Wertschöpfungssystem schöpft, aufzubringende Finanzmittel erfordert und weil die Auftraggeberin des populistischen Führerkults, der bürgerlichen Klasse, das ökonomische Opfer widerstrebt, das sie bringen muss, besteht die akute Gefahr, dass der Populist zur Finanzierung seines Budenzaubers und Mummenschanzes aus Konfliktscheu auf die von seinem absolutistischen Vorfahr bei Gelegenheit der Neueinführung des papierenen Zahlungsmittels angewandte Methode inflationärer Geldmacherei regrediert.

Die so sich ergebende Korrespondenz zwischen krisenbedingt aus ihrer sozialdemokratischen Sedimentierung aufgeschreckter und aber zum strukturlosen Massenphänomen, zum bestimmungslos gefolgschaftlichen Volk, zum abstrakt nationalen Impuls entmischter sozialistischer Motion und solch völkische Impulsivität, solch entmischt nationale Triebhaftigkeit ebenso sehr zu instrumentalisieren wie zu provozieren, ebenso sehr in Gang wie bei Fuß zu halten bestimmtem führerschaftlich personalem Motor alias Impulsgeber und Antreiber – diese Korrespondenz markiert den Übergang von der demokratischen Deklination zur populistischen Deviation, den der zum starken mutierte bürgerliche Staat unter dem Eindruck der krisenbedingt drohenden Fahnenflucht des ihm seine Stärke verleihenden sozialdemokratischen Elements und im Bemühen, sich letzteres um jeden Preis zu erhalten, vollzieht. Populismus ist die notgedrungene Kunst des von akuter Schwäche befallenen starken Staates, die durch ihre kritische ökonomische Lage und ihre prekäre soziale Stellung frustrierte und mit Ressentiment erfüllte und deshalb zum fahnenflüchtigen Aufbruch bereite, wo nicht gar sich zum revolutionären Umbruch rüstende Lohnarbeiterschaft in einen Erwartungszustand zu versetzen, der an die politische Motion einer einzelnen Person alias menschlichen Figur geknüpft ist, die sich den Frustrierten und Wuterfüllten als historischer Heilsbringer oder diesseitiger Erlöser, nämlich als Inbegriff oder, besser gesagt, Inkorporation all ihrer abstrakt gewordenen Hoffnungen und um jede Spezifik gebrachten Ansprüche auf fundamentale wirtschaftliche Verbesserungen und radikale gesellschaftliche Veränderungen präsentiert und suggeriert.

Darauf freilich, dass seine populistische Leitfigur es ins verheißene Land führt, und nämlich, weniger eschatologisch gefasst, die ihm abhanden gekommene revolutionäre Initiative ergreift und ihm seine verloren gegangene sozialistische Perspektive erschließt – darauf kann das Volk lange warten! Was den populistischen Führer auf den Plan ruft und ins Spiel bringt, ist tatsächlich ja im genauen Gegenteil das Bemühen des aufgrund der drohenden Desertion seines sozialdemokratischen Elements von akuter Schwäche befallenen starken Staats, der als Konsequenz solcher Desertion zu befürchtenden Remotivierung der Lohnarbeiterschaft zu einer revolutionären Programmatik die Spitze abzubrechen beziehungsweise ihrer als Resultat solcher Fahnenflucht zu gewärtigenden Rückkehr zu sozialistischen Projekten in die Parade zu fahren.

Die vom bürgerlichen Staat in seiner akuten Schwäche dem populistischen Führer zugewiesene Aufgabe ist es mit anderen Worten, den revolutionären Impetus und sozialistischen Elan, der sich in der durch ihre sozialstaatliche Adaption und Integration zur Volksmasse desorientierten und demoralisierten Lohnarbeiterschaft angesichts nicht enden wollender ökonomischer Krisen und sozialer Nöte regt und zu aktualisieren droht, aller Selbstbestimmtheit und Eigendynamik zu entreißen und auf eben jene vielversprechende Person des auserwählten Führers, um nicht zu sagen, verheißungsvolle Figur eines gottgesandten Erlösers zu fokussieren und zu konzentrieren, nur um ihn, den Impetus, in der tatsächlichen Maskenhaftigkeit und Hohlheit der führerschaftlichen Person zum Verschwinden zu bringen, ihn, den Elan, in der wirklichen Inhalts und Ziellosigkeit der soteriologischen Figur sich verlieren zu lassen.

Zum Verschwinden bringen lässt sich der nationalistisch entmischte Impetus oder völkisch entstrukturierte Elan indes nicht in dem magischen Sinne, dass er sich durch die führerschaftliche Person umstandslos löschen, in der soteriologischen Figur kurzerhand zunichte machen ließe. Wie die obige Rede vom "ins Bockshorn jagen“ bereits impliziert, muss, weil der Impetus ja energiegeladen ist, dem Elan Momentum eignet, es dem falschen Führer alias Pseudoerlöser vielmehr darum gehen, dieses energetische Moment in die Irre zu leiten und sich leerlaufreaktiv erschöpfen zu lassen, es entgleisen und sich in der Entgleisung verlaufen zu lassen. Die zu diesem Zweck angewandte grundlegende Taktik ist die Verkehrung des initiativen Impetus in retaliative Rachsucht, die Umwandlung des projektiven Elans in vindikatives Ressentiment.

Indem der populistische Führer seiner entstrukturierten Gefolgschaft zuerst und vor allem zu hassenswerten Sündenböcken verhilft, sie mit haftbar zu machenden Popanzen versorgt, indem er seiner völkisch amorphisierten Nation primär und vordringlich Strohmänner und Pappkameraden andient, die sie für ihre Desorientierung verantwortlich machen und denen sie ihre Demoralisierung zur Last legen kann, bietet er ihr die eben aufgrund solcher Desorientierung und Demoralisierung willkommene Gelegenheit, ihren abstrakten Impetus, statt sich der Anstrengung seiner Konkretisierung unterziehen zu müssen, in der scheinkonkreten Auseinandersetzung mit eben jenen Sündenböcken und Popanzen, also in aller energetischen Abstraktheit, sich austoben zu lassen, ihren unbestimmten Elan, statt sich um seine definitive Spezifizierung bemühen zu müssen, an die wegen ihrer Pseudoverantwortlichkeit unabschließbare Konfrontation mit eben jenen Strohmännern und Pappkameraden zu wenden, mithin in aller der tatsächlichen Gegenstandslosigkeit beziehungsweise Spiegelfechterei, in die sein Momentum es stürzt, geschuldeten Naivität und Unschuld zu verschwenden.

Allerdings ist es auf Dauer mit solcher Verkehrung des Impetus in Rachsucht, solcher Verwandlung des Elans in Ressentiment nicht getan! Schließlich hat die durch den populistischen Führer aus ihrer vormaligen pointiert sozialistischen Bewegung in arretiert völkische Bewegtheit versetzte Lohnarbeiterschaft ihre vormals konkrete ökonomische Programmatik und spezifische politische Projektion auf ihn übertragen, ihm zu treuen Händen übergeben, und auch wenn ihm gelingt, den abstrakten Impetus und unspezifischen Elan seiner Mandantin alias Schutzbefohlenen selbst in haltloses Ressentiment zu verstricken und mit zielloser Rachsucht zu okkupieren, sie erwartet und verlangt doch zugleich von ihm, dass er bei Strafe der Desavouierung seiner beanspruchten Führerschaft und Diskreditierung seiner behaupteten Erlöserrolle das ihm übertragene ökonomische Programm beziehungsweise ihm anvertraute politische Projekt an ihrer Statt und in ihrem Namen in die vorzeigbare Tat umsetzt und eine phänomenale Wirklichkeit gewinnen lässt. Wie aber kann das geschehen, da ja doch der ihm vom starken Staat, der sich in seiner Schwäche ihm übergibt, erteilte Auftrag im Gegenteil dahingehend lautet, jegliche an die Programmatik und Projektion der sozialistischen Bewegung irgend anknüpfende und sie aufgreifende Motion zu unterlaufen und zu durchkreuzen?

In diesem Dilemma, in das ihn seine Doppelbödigkeit, seine aus manifester Profession und latenter Intention, erklärter Absicht und verschwiegenem Auftrag, resultierende Zweigleisigkeit stürzt, bleibt dem populistischen Führer keine andere Wahl, als zu improvisieren beziehungsweise zu simulieren und nämlich seine Mandantin, die Volksmasse, wenn schon nicht mit Steinen statt Brot, so jedenfalls doch mit Schein statt Sein abzuspeisen, will heißen, sie hinters blendende Licht kultischer Agenden und szenischer Spektakel zu führen, die ihnen, was er ihnen in Wahrheit zu verweigern und vorzuenthalten da ist, gewerkschaftliche Einheit und gesellschaftliche Gleichheit, tätiges Wirken im Kollektiv und ziviles Gelten in der Kommune, funktionelle Subsidiarität und existenzielle Solidarität, als sinnbetörendes, weil quasi mit Händen zu greifendes Ereignis präsentiert, als geistverwirrendes, weil quasi unwiderstehlich mitreißendes Erlebnis suggeriert.

Statt perspektivisch-praktische Einrichtungen zum alltäglichen Nutzen und kommunalen Wohl seiner Mandantin ins Leben zu rufen, setzt er prospektivisch-symbolische Vorstellungen zu ihrer festlichen Unterhaltung und rituellen Erbauung in Szene. Statt der erwarteten ökonomischen Werke und politischen Taten, die er ja im genauen Gegenteil hintertreiben und verhindern muss, bietet der populistische Führer in seiner ihm durch die Erwartungshaltung seines Populus bereiteten Beweisnot, letzterem, seinem zur Nation entmischten Volk, gigantische Spiele und ökumenische Veranstaltungen, die es, wenn schon nicht zu befriedigen, so doch zu beschäftigen, wenn schon nicht zu beglücken, so doch zu berücken, und also wenn schon nicht seiner inneren Unruhe abzuhelfen und seinem Streben nach Veränderung Genüge zu leisten, so ihm doch über die innere Unruhe durch äußere Ablenkung hinwegzuhelfen, seinem Veränderungsstreben durch Umleitung in Unterhaltungsbedürfnis den Stachel zu ziehen taugen. Weit entfernt davon, seine Anhängerschaft auf Taten und Werke zu orientieren und zu fokussieren, divertiert und distrahiert der populistische Führer sie durch Aufführungen und Schaustellungen, weit entfernt davon, sie kraft Mitwirkung an ökonomischen Vergesellschaftungsinitiativen und Engagements in politischen Mobilisierungskampagnen moralisch aufzurichten, richtet er sie mittels Beschäftigungsprogrammen und Unterhaltungsangeboten, Teilhabe an ritualistischen Zusammenkünften und Einbindung in quasikultische Vergemeinschaftungen behavioristisch ab.

Freilich, so sehr der Budenzauber oder Mummenschanz, mit dem der populistische Führer seine fehlende ökonomische Wirksamkeit und seinen Mangel an politischer Tatkraft zu überspielen bemüht ist, seinen Zweck erfüllen und das Bestreben seiner völkischen Anhängerschaft nach ökonomischer Veränderung und ihr Verlangen nach politischer Erneuerung kompensatorisch oder vielmehr in Surrogatform befriedigen und mithin das Problem lösen mag, das der führerschaftlichen Autorität und populistischen Kreditibilität droht, wenn jenes Bestreben und Verlangen unbefriedigt bleibt, der Preis, den der Volksführer für solche Problemlösung zahlt, ist ein neues und nicht minder gravierendes, nur jetzt nicht mehr das Verhältnis zu seiner völkischen Anhängerschaft, sondern die Beziehung zu seiner bürgerlichen Auftraggeberin beziehungsweise deren staatlichem Sachwalter betreffendes Problem – das Problem der Finanzierung jener das Volk zu divertieren beziehungsweise zu okkupieren bestimmten festlichen Schaustellungen und rituellen Agenden. Auch wenn es nur symbolische Gesten und kultische Veranstaltungen sind, die der Populist seinem Populus anstelle von faktischen Handlungen und historischen Werken bietet, sie kosten Geld, gehen zu Lasten des Etats, erfordern Gelder und Etatmittel, die, wenn es mit ökonomisch rechten Dingen zugeht und die Sache im politisch korrekten Rahmen bleibt, von der Kapitalfraktion und ihrer mittelständischen Klientel, mit anderen Worten von der Bourgeoisie in specie und der bürgerlichen Klasse in genere aufgebracht und nämlich mittels Steuern, Abgaben und Anleihen aus dem Mehrwert bestritten werden müssen, den die Kapitalfraktion unter stiller Beteiligung ihrer mittelständischen Klientel aus dem von ihr betriebenen Wertschöpfungs alias Ausbeutungssystem zieht und erzielt.

Die mobilisierenden Veranstaltungen und faszinierenden Schaustellungen, mit denen er seinen Populus beschäftigt und unterhält und mittels deren er ihn daran hindert und davon abhält, zu früheren, das kapitalistische Wertschöpfungs alias Ausbeutungssystem in Frage oder gar zur Disposition stellenden Sozialisierungsprogrammen und Kommunalisierungsprojekten zurückzukehren, stellt der populistische Führer dem durch den Verlust seines sozialdemokratischen Elements geschwächten starken Staat, dem er durch sein Auftreten und Engagement nothelferisch beispringt, in Rechnung, für sie bittet er den Etat und damit diejenigen zur Kasse, die letzteren direkt und indirekt, durch die Besteuerung von Arbeitslöhnen und Kapitalgewinnen, finanzieren, also seine mehr oder minder heimliche Mandantin und Auftraggeberin, die als Betreiberin produktiven Vermögens beziehungsweise Besitzerin possessiven Eigentums firmierende bürgerliche Klasse. Damit aber erweist er sich als kostspieliger, als erwartet, kommt er seine bürgerliche Mandantin teurer zu stehen, als ihr lieb ist.

Die politische Leistung, die er für sie, seine Auftraggeberin erbringt, indem er die lohnarbeitende beziehungsweise lohnarbeitslose Bevölkerung ins Bockshorn pseudorevolutionärer Aussichten jagt, sprich, in die Irre einer Soziales durch Sensationelles, Perspektivisches durch Spektakuläres, Konstruktives durch Aktionismus substituierenden Umtriebigkeit und Geschäftigkeit führt und so davon abbringt, dem kapitalistischen Produktions und Distributionssystem ernstlich zu Leibe zu rücken und den Vergesellschaftungsformen und Verwaltungsstrukturen, die es kodifizieren und sanktionieren, effektiv den Prozess zu machen – diese politische Leistung des populistischen Führers fordert der bürgerlichen Klasse ökonomische Opfer ab, um die sie nicht gewettet beziehungsweise mit denen sie nicht gerechnet hat und die eben das, was durch sie operationell gerettet oder zumindest sichergestellt werden soll, die Kontinuität und Profitabilität des kapitalistischen Wertschöpfungssystems, den von ihr fortlaufend und zuverlässig zu erwirtschaftenden Mehrwert, finanziell massiv strapazieren, wo nicht gar überhaupt zunichte machen. Die populistische Führerschaft droht sich so als ein Zauberbesen zu erweisen, den der bürgerliche Zauberlehrling ruft, damit er den sozialistischen Brand, von dem das kapitalistische Wunderwerk erfasst zu werden droht, löscht, und der aber, weil er dabei das ganze Wunderwerk unter Wasser setzt, es unter dem Löschmittel quasi begräbt, dazu tendiert, die Elimination der Bedrohung mit der Extinktion des Bedrohten koinzidieren zu lassen.

Die Kompromittierung der prinzipiellen Zweckdienlichkeit ihres auf Erhaltung des politisch-ökonomischen Systems lautenden Auftrags durch die instrumentelle Zweckwidrigkeit der bei der Erfüllung des Auftrags ergriffenen Maßnahmen beziehungsweise gebrauchten Mittel lässt die populistische Führerschaft als eine Art Neuauflage der absolutistischen Herrschaft erscheinen. Wie der absolutistische Herrscher erbringt auch der populistische Führer seine politische Leistung, die Beseitigung, Überwindung oder Neutralisierung des der Erhaltung und Entfaltung des kapitalistischen Produktions und Distributionssystems entgegenstehenden beziehungsweise zuwiderlaufenden gesellschaftlichen Positionen beziehungsweise Motionen, um den Preis haushaltspolitischer Ausgaben und kreditpolitischer Aufwendungen, die eben dem System, dessen Erhaltung und Entfaltung gesichert werden soll, eklatant abträglich, wo nicht gar verderblich sind. Beim absolutistischen Herrscher ergibt sich die den Auftrag zur etatistischen Absicherung des Systems bis zur Schmerzgrenze und darüber hinaus konterkarierende haushalts und kreditpolitische Belastung aus dessen abenteuerlicher Geltungs und maßloser Prunksucht, dem höfischen und militärischen Aufwand, den er ad majorem gloriam seiner Selbstherrlichkeit und Großmannssucht treibt. Beim populistischen Führer hingegen erklärt sie sich aus dessen Bemühen um Anerkennung und Gefolgschaft, aus den Großveranstaltungen und Massenspektakeln, den kollektiven Aktionen und distraktiven Sensationen, die er am laufenden Band organisiert und inszeniert, um der zur völkischen Nation entmischten lohnarbeitenden beziehungsweise lohnarbeitslosen Bevölkerung das substitutive Bockshorn zu bieten, in das sich ihre Aufbruchsstimmung und ihr Streben nach Veränderung, ihr quasi sozialistischer Impetus und ihr im Ansatz kommunalistischer Elan, jagen lässt.

Damit freilich ist der wesentliche Unterschied zwischen dem Tun und Beginnen beider auch schon benannt. Der konsumtive Aufwand, den der absolutistische Herrscher auf Kosten seiner bürgerlichen Mandantin treibt, ist eher persönlich-psychologisch motiviert: Er ist empirisches Korollar, kontingente Begleiterscheinung oder Nebenwirkung der hybriden Machtstellung, zu der ihm die politische Leistung verhilft, die er im Auftrag der bürgerlichen Klasse erbringt. Die demonstrativen Aufmärsche und Aufzüge, die der populistische Führer zu Lasten seiner bürgerlichen Mandantin organisiert und inszeniert, sind hingegen gesellschaftlich-ideologisch induziert: Sie sind systematische Konsequenz, stringente Folgeerscheinung oder Auswirkung der perfiden Heilsbringerrolle, die er in Erfüllung des politischen Auftrags der bürgerlichen Klasse übernimmt. Der verschwenderische und ökonomisch kontraproduktive, weil auf Kosten beziehungsweise zu Lasten des Interesses der bürgerlichen Mandantin gehende Aufwand ist also beim absolutistischen Herrscher ein eher zufälliges, persönlichem Fehlverhalten, herrschaftlicher Willkür, entspringendes Unterfangen, wohingegen es beim populistischen Führer ein quasi notwendiges, auf eine gesellschaftliche Erwartungshaltung, völkisches Begehren, reagierendes Unternehmen darstellt.

Gleichzeitig aber und im Widerspruch zu der respektiven Notwendigkeit, die im Unterschied zum persönlich motivierten Luxus alias Zeitvertreib, den sich der Absolutist leistet, die gesellschaftlich urgierte Unterhaltung alias Ablenkung beanspruchen kann, für die der Populist sorgt, ist der letzterem für die Inszenierung seiner völkischen Ablenkungsmanöver konzedierte finanzielle Spielraum weit enger und beschränkter als die Narrenfreiheit, die ersterer bei den Aufwendungen für die Befriedigung seiner höfischen Vergnügungssucht genießt. Mag der absolutistische Herrscher noch so sehr ein von der bürgerlichen Klasse adoptierter und zwecks Zerschlagung und zentralistischer Umgestaltung der Vorgängerin der bürgerlichen Gesellschaft, der Stände und Zunftgesellschaft und ihrer feudalen Ordnung, in Dienst genommener politischer Akteur sein, er bleibt ein eben dieser Vorgängerin entsprungener und insofern der bürgerlichen Gesellschaft bloß eingepflanzter, um nicht zu sagen aufgepfropfter Fremdkörper und zieht aus dieser seiner Fremdbürtigkeit und daraus resultierenden hybriden Beschaffenheit ein nicht geringes Maß an selbstherrlicher Verfügungs und eigenmächtiger Entscheidungsgewalt, die ihn der finanz und haushaltspolitischen Gängelung und Kontrolle der bürgerlichen Klasse und ihres Marktes wenn auch nicht im systematischen Prinzip zu entziehen, so doch im empirischen Prozess immer wieder zu entheben vermag – zumal er aus seinem feudalistischen Vorleben, seiner ständegesellschaftlichen Abstammung, immobiles und mobiles Vermögen, Renten abwerfende Liegenschaften und Einkünfte liefernde Produktionsquellen mitbringt, die seine Abhängigkeit von der Teilhabe an den Gewinnen des kapitalistischen Wertschöpfungssystems, die Angewiesenheit seines Etats auf die ihm von der bürgerlichen Klasse zugewendeten Steuern und zufließenden Abgaben zu relativieren beziehungsweise zu moderieren taugen.

Der populistische Führer hingegen ist durch und durch Eigengewächs der bürgerlichen Gesellschaft, eine ganz und gar auf deren Mist gewachsene Kreatur, kein als als institutionelles Subjekt von der bürgerlichen Klasse rekrutierter und in Dienst genommener arbiträrer Mitstreiter oder Söldner, sondern ein als funktioneller Faktor von ihr instruierter und in Dienst gestellter regulärer Wehrpflichtiger oder Soldat. Ebenso sehr auf Grund seiner rückhaltlos bürgerlichen Kreatürlichkeit wie mangels eigener territorialer Besitzungen und persönlicher Produktionsquellen vollständig abhängig von den etatmäßigen Konzessionen und taxalischen Zuwendungen, die ihm die bürgerliche Gesellschaft beziehungsweise die sie organisierende und lenkende bürgerliche Klasse macht, mit anderen Worten, angewiesen auf die Steuern und Abgaben, die letztere ihr via directa parlamentarischer Beschlüsse und modo obliquo bürokratischer Ermächtigungen zukommen lässt, findet er sich der finanzpolitischen Kontrolle und den haushaltspolitischen Restriktionen einer Mandantin und Auftraggeberin unterworfen, die zwar mehr oder minder erkennbar hinter seinem politischen Auftrag steht, sich aber aus Gründen ihres vom produktiven Verwertungs beziehungsweise possessiven Rentabilitätsimperativ diktierten Eigentumsvorbehalts schwer damit tut, ihm die zur Auftragserfüllung nötigen finanziellen Mittel zur Verfügung zu stellen alias ökonomischen Opfer zu bringen, weil sie, mag ihr abstrakt deren politische Notwendigkeit oder jedenfalls Opportunität noch so klar sein, sich doch aber konkret mit ihrer ökonomischen Sinnlosigkeit oder Irrationalität nicht abfinden kann.

Nach dem Motto des "Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass“ verlangt die bürgerliche Gesellschaft oder vielmehr deren Tonangeberin und Dirigentin, die bürgerliche Klasse, vom populistischen Führer, dass er ihr den revolutionären Impetus alias kommunalistischen Elan der krisenbedingt aus ihrer sozialdemokratischen Sedimentierung aufschreckenden und sich sozialistischer Mobilität entsinnenden lohnarbeiterschaftlichen Basis vom Halse schaffe, scheut sich aber aus zwanghaftem Verwertungsdrang beziehungsweise bornierter Eigensucht, ihm die für den Mummenschanz, den er zu diesem Zweck veranstalten, die kollektiven Ersatzhandlungen und suggestiven Ablenkungsmanöver, die er organisieren und in Szene setzen muss, erforderlichen Etatmittel und finanziellen Beiträge zu bewilligen beziehungsweise zuzuwenden. Der populistische Führer sieht sich mithin in der Zwickmühle zwischen den großen sozialstrategischen Ansprüchen, die die bürgerliche Klasse an ihn stellt, und ihrer geringen Bereitschaft und Neigung, diese Ansprüche finanzpolitisch zu unterfüttern, in der Zwickmühle mit anderen Worten zwischen der Maßlosigkeit des politischen Auftrags, den sie ihm erteilt, und dem beschränkten ökonomischen Spielraum, den sie ihm bei der Erfüllung seines Auftrages konzediert.

Nicht, dass dies den populistischen Führer plagende Dilemma seinem früheren Alterego, dem absolutistischen Herrscher, fremd wäre! Wie oben ausgeführt, hat auch letzterer die allergrößten Probleme, den mit seinem sozialpolitischen Auftrag verknüpften finanzpolitischen Aufwand in dem ihm von seiner Mandantin, der bürgerlichen Klasse, gesteckten Rahmen zu halten, also seinen demonstrativen Konsum, seine höfische Verschwendungssucht und seinen aktionistischen Lebensstil, in Einklang mit den Schranken zu bringen, die ihm eine auf ständige Verwertung und durchgängige Rentabilität pochende bürgerliche Klasse setzt – Probleme, die den absolutistischen Staat immer tiefer verschulden, bei seinen Bürgern immer tiefer in die Kreide geraten lassen und so letztlich dafür verantwortlich sind, dass die bürgerliche Klasse ihm die Gefolgschaft aufkündigt und im Schulterschluss und Verein mit einer lohnarbeitenden Bevölkerung, die sie dazu bringt, die Ausbeutung durch den kapitalistischen Wertschöpfungsprozess partout nur seinem demonstrativen Konsum zur Last zu legen, den revolutionären Prozess macht.

Wie gravierend die finanzielle Zwangslage ist, in die der ökonomische Aufwand, den er actu der Erfüllung seines politischen Auftrages treibt, den absolutistischen Herrscher stürzt, erhellt ja klar und unmissverständlich aus der inflationären Währungspolitik, zu der er in seiner Not Zuflucht nimmt, geht mit anderen Worten aus der oben ausführlich dargelegten Tatsache hervor, dass er sich am Ende, genauer gesagt, zu jenem frühen Zeitpunkt seiner absolutistischen Herrschaft, die bereits den Anfang von deren Ende markiert, dazu versteht, Schindluder mit dem zwecks Etablierung eines den Bedürfnissen des kapitalistischen Produktions und Distributionssystems gemäßeren allgemeinen Äquivalents von Staats wegen in Umlauf alias auf den Markt gebrachten papierenen Geldes zu treiben und nämlich in der eitlen Hoffnung, weiteren Geldwert schöpfen und mit ihm den Schuldenberg, den er aufgehäuft hat, abtragen zu können, die papierene Geldwertmenge ohne Sinn und Verstand, ohne Rücksicht auf die vorhandene Sachwertmenge, den Wert der auf dem Markt versammelten Güter und Leistungen, mittels Emission neuer Noten zu vergrößern.

Und genau die gleichen, aus der Unverhältnismäßigkeit zwischen politischem Auftrag und zur Erfüllung des Auftrags erforderlichem ökonomischem Aufwand, die seiner bürgerlichen Mandantin zutiefst widerstrebt, resultierenden finanziellen Probleme, die bereits den absolutistischen Herrscher plagen und ihn zu seinen durch die Einführung des papierenen Geldes, den Wechsel von der Münze zur Note, ermöglichten währungspolitischen Eskapaden anstiften – sie machen nun also auch nicht minder dem populistischen Führer zu schaffen! Und sie tun es sogar in verstärkter Form, zeigen sich bei ihm aus der haushälterischen Zwangslage, die seinem absolutistisch über die Stränge schlagenden Vorgänger das Leben schwer macht, zur nicht auszuhaltenden, weil seiner populistischen Verführungskunst die Luft abschnürenden Zwickmühle verschärft!

Weil, wie gesagt, die soziale Dringlichkeit der mit hohem ökonomischem Aufwand von ihm organisierten kollektiven Ersatzhandlungen und inszenierten suggestiven Ablenkungsmanöver eine ganz andere ist als die der von seinem absolutistischen Vorgänger mehr oder minder ad majorem gloriam der eigenen Person geführten Kriege, gefeierten Feste, errichteten Bauten und veranstalteten Spektakel, und weil gleichzeitig der finanzielle Spielraum, den ihm die bürgerliche Klasse, seine Mandantin, für die Organisation seiner Ersatzhandlungen und die Inszenierung seiner Ablenkungsmanöver lässt, weitaus enger und beschränkter ist als bei seinem absolutistischen Vorgänger, weil mit anderen Worten er, die indigene Kreatur der bürgerlichen Gesellschaft, weit stärker der finanzpolitischen Kontrolle und Restriktion durch die bürgerliche Klasse unterworfen ist, als es sein in der Rolle eines exogenen Patrons der bürgerlichen Gesellschaft agierender absolutistischer Vorgänger war – weil dies so ist, muss die Zögerlichkeit und mangelnde Bereitschaft seiner Mandantin, den ökonomischen Implikationen seiner politischen Auftragserfüllung nachzukommen und seine von ihr als ebenso frivol wie verschwenderisch wahrgenommenen Ausgaben zu begleichen, ihn, den populistischen Führer, in eine die Zwangslage, in die sich sein Vorgänger manövriert, noch weit übertreffende und deshalb zu Recht als Zwickmühle zu apostrophierende finanzielle Not und Etatmittelkrise stürzen.

Was liegt da wohl näher als die Erwartung oder vielmehr Befürchtung, der in die Enge zwischen politischem Zweck und dafür verfügbarem ökonomischem Mittel, dem Auftrag zur Erzeugung sozialer Fiktionen und der Verweigerung oder Retention der hierfür nötigen finanziellen Ressourcen, getriebene populistische Führer könne sich in seiner Not auf die ebenso unverantwortliche wie abenteuerliche Haushalts und Finanzpolitik seines absolutistischen Vorgängers besinnen und, in dessen Fußstapfen tretend, zu eben jener in Gelddruckerei bestehenden währungspolitischen Falschmünzerei seine Zuflucht nehmen, eben jene das neue, papierene Währungsmittel missbrauchende Machination einer ohne Rücksicht auf die gegebene Sachwertmenge vorgenommenen und deshalb zwangsläufig inflationären, in der Entwertung des papierenen Währungsmittels resultierenden Vergrößerung der Geldwertmenge wieder zur Anwendung bringen, mit der bereits jener nicht weniger vergeblich als verblendet den Kopf aus der Schlinge einer erdrückenden, mit dem Staatsbankrott drohenden Schuldenlast zu ziehen suchte.

Angesichts der in der Konsequenz der Vereitelung der staatlichen Umverteilungspolitik durch die kapitale Rationalisierungs und Automatisierungsstrategie zu gewärtigenden Übergangs des Staats von der demokratischen Deklination zur populistischen Deviation und der damit drohenden inflationären Entwicklung hält die bürgerliche Klasse hartnäckig am zwieschlächtigen Währungssystem in seiner zum Goldstandard zugespitzten Form fest, obwohl für diese währungssystematische Vorkehrung und Kontrolleinrichtung nach wie vor das Gleiche gilt wie zur Zeit ihrer Einführung um die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts – dass es sich bei ihr eher um einen Abwehrzauber, eine beschwörende Geste, als um eine Abwehrmaßnahme, ein anwendbares Verhütungsmittel, handelt.

Und damit haben wir denn endlich die Antwort auf unsere obige, den Ausgang unserer Überlegung zur populistischen Entgleisung des starken Staats bildenden Frage, warum die hinter dem Staat stehende und ihn als bürgerliche Institution determinierende bürgerliche Klasse im Allgemeinen beziehungsweise deren besitzbürgerlicher Teil im Besonderen so hartnäckig am zwieschlächtigen Währungssystem in seiner zum Goldstandard verschärften Form festhalten, obwohl doch dieser bürgerliche Staat gerade in seiner zum starken Staat entwickelten und gereiften Gestalt seiner Mandantin und Auftraggeberin etatpraktisch vor Augen führt und finanzpolitisch beweist, wie verantwortungsbewusst und dem wohlverstandenen bürgerlichen Interesse auch und gerade in währungspolitischer Hinsicht Genüge leistend er mittlerweile agiert und wie wenig er solch währungssystematischer Kontrolle und Restriktion eigentlich noch bedarf, und obwohl nachgerade auf der Hand liegt, dass solche von der bürgerlichen Klasse beziehungsweise deren halbstaatlicher Agentin, der zentralen Notenbank, ausgeübte oder jedenfalls warnend hochgehaltene, als Damoklesschwert verhängte Kontrolle und Restriktion sich mit der Rolle als wirtschaftspolitisches Instrument, die dieser verantwortungsbewusste und pro domo des bürgerlichen Interesses agierende starke Staat dem Währungssystem mittlerweile zuweist, denkbar schlecht verträgt und also der Stabilität und Kontinuität des kapitalistischen Produktions und Distributionssystems, um die sich der starke Staat durch seine das währungspolitische Instrument einschließende Wirtschaftspolitik bemüht, eher zu schaden und Abtrag zu tun, als sie zu fördern und zu sichern geeignet ist.

Was die bürgerliche Klasse in ihrer Eigenschaft als Besitzbürgertum, als über possessives Eigentum verfügende soziale Basis der das Possessiv als Produktiv verwendenden, das Eigentum als Kapital realisierenden Bourgeoisie, dazu bringt, per procurationem ihrer halbstaatlichen Interessenvertreterin, der Zentralen Notenbank, derart hartnäckig und der wirtschaftspolitischen Vernunft, die der starke Staat an den Tag legt, zum Tort am Goldstandard als währungspolitischem Imperativ festzuhalten, ist demnach die von ihr als ebenso permanente wie vorerst latente Bedrohung antizipierte Gefahr einer Entgleisung des demokratisch deklinierten und durch die Integration eines sozialdemokratischen Elements als starker etablierten bürgerlichen Staats zu einem populistisch deviierten Gebilde und des von solch populistischer Deviation der demokratischen Deklination zu gewärtigenden Rückfalls in die währungspolitische Verantwortungslosigkeit aus Zeiten der absolutistischen Herrschaft. Den Auf oder vielmehr Ausbruch des starken Staats in populistisches Führertum mitsamt dem inflationären Schindluder, das mit der papierenen Währung zu treiben der populistische Führer aus real oder substanziell anderer Motivation als sein absolutistischer Vorgänger, aber in prozedural oder funktionell gleicher Manier Anlass findet – diesen Auf oder Ausbruch antizipieren kann die bürgerliche Klasse deshalb, weil sie selbst es ja ist, die den starken Staat durch ihren rationalisierungs und automatisierungsökonomischen Widerstand gegen seine umverteilungspolitischen Bemühungen um wirtschaftssystematische Kontinuität und sozialstrategische Stabilität torpediert und unterminiert und also den Grund oder vielmehr Abgrund für seine populistische Entgleisung legt, ihn nämlich um der Erfüllung seines Systemerhaltungsauftrages willen zwingt, sich das Persönlichkeitsprofil einer pseudorevolutionären und quasisozialistischen Führerschaft zuzulegen, deren Aufgabe es ist, das krisenbedingt in Bewegung geratende und zur Besinnung auf frühere ökonomische Programme und politische Projekte disponierte sozialdemokratische Element ins Bockshorn völkischer Umtriebigkeit zu jagen.

Und der Bedrohung, die ihrem possessiven Eigentum, soweit es geldliche Form hat, aus der Entgleisung des starken Staats in populistisches Führertum beziehungsweise aus dem früher oder später unvermeidlichen Unterfangen des letzteren, der dilemmatischen Probleme, die ihm die Finanzierung jener völkischen Umtriebigkeit bereitet, durch währungspolitische Manipulation, sprich, durch inflationäre Geldschöpfung Herr zu werden, erwächst, – dieser Bedrohung sucht nun die bürgerliche Klasse auf die gleiche Weise zu begegnen, wie sie das schon zu Zeiten der absolutistischen Herrschaft und in Reaktion auf deren hybride Abenteuerlust und selbstherrliche Verschwendungssucht tat – nämlich dadurch, dass sie die über die Stränge finanzpolitischer Vernunft in genere und währungspolitischen Augenmaßes in specie schlagende Staatsmacht der Kontrolle und Restriktion des zwieschlächtigen Währungssystems unterwirft, sie mit anderen Worten an die Kandare der als Rückhalt und Referenzpunkt des neuen kursorisch-papierenen Zahlungsmittels beibehaltenen und als dessen gediegen-thesaurisches Wertmaß geltend gemachten alten edelmetallenen Münzwährung nimmt. Nur dass die bürgerliche Klasse dies zwieschlächtige Währungssystem, von dem sie sich die reelle Gewährleistung und Absicherung ihres vom Staat formell garantierten geldlichen Eigentums gegen eventuell von staatlicher Seite zu gewärtigendes währungspolitisches Schindluder erhofft, jetzt nicht mehr wie zu absolutistischen Zeiten neu erfinden und einführen muss, sondern dass sie es bereits als von ihr damals erfundenes und gegen allen staatlichen Unwillen und Widerstand zur Geltung gebrachtes vorfindet und dass sie es mehr noch in der zum Goldstandard zugespitzten, äquilibristisch verschärften Form vorfindet, die ihm zu geben, sie die Staatsmacht angesichts der von dieser zwar im wohlverstanden bürgerlichen Interesse, aber entgegen allem unverständig bürgerlichen Instinkt vollzogenen demokratischen Deklination alias umverteilungspolitischen Revision genötigt hat!

Beim aus dieser demokratischen Deklination alias umverteilungspolitischen Revision des bürgerlichen Staats hervorgehenden starken Staat erweist sich nun zwar wegen dessen relativer finanzpolitischer Disziplin und definitiver währungspolitischer Standhaftigkeit jene Kontrolle, um nicht zu sagen Gängelung durch das als äquilibristischer Goldstandard normative Geltung beanspruchende zwieschlächtige Währungssystem als nicht nur eigentlich unnötig, sondern wegen ihrer Unvereinbarkeit mit der wirtschaftspolitischen Lenkungsfunktion, die der Währungspolitik inzwischen zufällt, genauer gesagt, mit der Einflussnahme auf die Dynamik und das Tempo des industriellen Produktions beziehungsweise kommerziellen Distributionsprozesses, die die zentrale Notenbank, die Emittentin des papierenen Währungsmittels, mittels dessen Schöpfung und Verzinsung mittlerweile auszuüben vermag, sogar eindeutig kontraproduktiv. Aufgrund der systematischen Sabotage, die das vom Akkumulationsimperativ alias Verwertungszwang getriebene Kapital mittels Rationalisierungs und Automatisierungsstrategie an seinen umverteilungspolitischen Stabilisierungsbemühungen übt, findet sich indes der starke Staat in immer neue ökonomische Krisen und politische Konflikte gestürzt, die ihn früher oder später dazu anstiften müssen, um der Erfüllung seines ihm von der bürgerlichen Klasse, seiner Mandantin, erteilten Systemerhaltungsauftrages willen seine demokratische Deklination in populistische Deviation ausarten, sprich das sozial untermauerte Direktorat zum personal überhöhten Führertum entgleisen zu lassen, um das ihm krisenbedingt von der Fahne gehende sozialdemokratische Element als völkisch entmischtes Substrat zurückzugewinnen und kraft der ressentimentgeladenen Okkupation mit pseudorevolutionären Umtrieben beziehungsweise der identifikationsträchtigen Faszination durch quasisozialistische Agenden als kritische Masse zu neutralisieren, sprich, als politischen Sprengsatz unschädlich zu machen.

Und so gewiss nun aber diese drohende populistische Deviation des demokratisch deklinierten starken Staats, diese Entgleisung des sozialstaatlichen Impresarios zum führerkultlichen Improvisateur die an das finanzpolitische Fehlverhalten absolutistischer Herrschaft gemahnende und dem bürgerlichen Besitzstand verderbliche Gefahr einer in inflationärem Geldwertverfall resultierenden währungspolitischen Haltlosigkeit heraufbeschwört, so gewiss hat die bürgerliche Klasse – dies die Antwort auf unsere obige Frage nach dem Grund für ihr hic et nunc irrational anmutendes währungspolitisches Verhalten! – allen Anlass, dem vom starken Staat gewahrten finanzpolitischen Frieden und der mit ihm gewährleisteten währungspolitischen Ordnung nicht zu trauen und im Blick auf solche, in der krisenträchtigen Perspektive des starken Staats ebenso permanent wie vorerst latent implizierte währungspolitische Haltlosigkeit an dem zum Goldstandard verschärften zwieschlächtigen Währungssystem als an einer gegen letztere zu ergreifenden präventiven Maßnahme, einer gegen ihr Eintreten oder vielmehr Ausbrechen zu treffenden providentiellen Vorkehrung festzuhalten.

Für die in Gestalt des Goldstandards getroffene währungssystematische Vorsorge gegen das von der populistischen Deviation des starken Staats zu erwartende währungspolitische Schindluder gilt freilich das unverändert Gleiche, das wir bereits für sie als gegen die demokratische Deklination des bürgerlichen zum starken Staat und gegen die Gefahr währungspolitischer Destabilisierung, die darin liegt, ergriffene Abwehrmaßnahme geltend gemacht haben – dass sie nämlich eher Abwehrzauber als Abwehrmaßnahme, eher apotropäisch beschwörende Geste als refutativ wirksame Vorkehrung ist und bleibt. Weil, wie oben expliziert, der starke Staat, um dem wachsenden Bedarf des kapitalistischen Wertschöpfungssystems an einer der Sachwertmenge entsprechenden Geldwertmenge Genüge zu tun, gar nicht anders kann, als die währungssystematisch-dogmatisch hochgehaltene und zur substanziellen Grundlage oder essentiellen Matrize des papieren-kursorischen Geldes erklärte edelmetallen-thesaurische Münze finanzpolitisch-pragmatisch ihrer kriteriellen Funktion alias maßgeblichen Rolle zu entkleiden und die papieren-kursorische Geldwertmenge in eine als Preisindexwährung funktionierende unmittelbare Beziehung zur wachsenden Sachwertmenge zu setzen und letzterem nach Bedarf anzupassen – weil dies der Fall ist, bleibt das zwieschlächtige Währungssystem in genere und der Goldstandard in specie ein stumpfes Schwert oder leeres Drohszenario, das, wenn tatsächlich eingesetzt und ausgespielt, weit mehr wirtschaftspolitischen Schaden stiftete als währungspolitischen Nutzen brächte.

Längst durch den unmittelbaren Rückbezug der kursierenden Geldwertmenge auf die produzierte Sachwertmenge de facto oder empirisch außer Kraft gesetzt, würde das de jure oder dogmatisch aufrechterhaltene und qua Goldstandard zum deckungssymmetrischen Imperativ verschärfte zwieschlächtige Währungssystem jeden Versuch, ihm empirische Verbindlichkeit zu verleihen, es als das bloße währungssystematisch-dogmatische Konstrukt, das es ist, faktisch an die Stelle des finanzpolitisch-pragmatischen Mechanismus zu setzen, der an seiner Statt den kapitalistischen Wertschöpfungs und Wertrealisierungsprozess währungssystematisch kontrolliert und reguliert, in einer gewaltigen Diskreditierung alias Entwertung der papieren kursierenden Geldwertmenge resultieren lassen, die, weil ja letztere als der vorhandenen Sachwertmenge zu entsprechen gehaltenes allgemeines Äquivalent, als für deren Produktion und Distribution unabdingbarer Gegenwert firmierte, eine ebenso gewaltige Störung und Beeinträchtigung eben jenes kapitalistischen Wertschöpfungs und Wertrealisierungsprozesses, wo nicht gar dessen definitive Stockung und völligen Kollaps zur Folge hätte.

Wenn also die bürgerliche Klasse beziehungsweise der ihrer besitzbürgerlichen Direktive sich fügende starke Staat jenes stumpfe währungspolitische Schwert hochhält oder, besser gesagt, es als Damoklesschwert über dem ihm, dem starken Staat, von seiner bürgerlichen Mandantin konzedierten, weil als wirtschaftspolitisches Steuerungsinstrument brauchbaren finanzpolitischen Spielraum hängen lässt, dann nur in der dezidierten Hoffnung, es nicht schwingen beziehungsweise niederfallen lassen zu müssen, in der Hoffnung mit anderen Worten, dass solche im Goldstandard bestehende Drohgebärde und verweisende Geste genügt, um als der bloße Abwehrzauber, den sie darstellt, ihn, den demokratisch deklinierten Staat, von der befürchteten populistischen Deviation, der Entgleisung in führerkultliche Ersatzhandlungen und dem damit mehr oder minder zwangsläufig einhergehenden Rekurs auf währungspolitische Manipulationen alias inflationäre Geldschöpfungsmaßnahmen abzuhalten und zu einer krisenresistenten Wahrung währungssystematischer Stabilität und Kontinuität zu bewegen. Angesichts der Tatsache, dass sie, die bürgerliche Klasse, selbst es ja ist, die durch ihr ökonomisches Treiben, ihr allen umverteilungspolitischen Ausgleichsbemühungen des starken Staates Hohn sprechendes rationalisierungs und automatisierungsstrategisches Insistieren auf ungeschmälerter Mehrwertschöpfung, maximaler Verwertung, die wirtschaftlichen Krisen und gesellschaftlichen Konflikte heraufbeschwört, die früher oder später den Staat zwecks Erfüllung seines Systemerhaltungsauftrages den Weg populistischer Entgleisung und darin implizierter währungspolitischer Verantwortungslosigkeit einschlagen lassen, erscheint jene Hoffnung freilich als denkbar eitel, eine schiere Illusion.

Wenn die bürgerliche Klasse dennoch hartnäckig an ihr festhält und also dem qua Goldstandard gewirkten Abwehrzauber den Vorzug vor einer realistischen Einschätzung der im Krisenfall ihrem possessiven Eigentum, soweit es in Geldvermögen besteht, schlechterdings nicht mehr zu garantierenden Integrität alias Wertbeständigkeit gibt, dann deshalb, weil sie davor zurückschreckt, sich die tatsächliche politische Ohnmacht gegenüber dem Staat und Abhängigkeit von ihm einzugestehen, in die sie ihre ökonomische Triebhaftigkeit, ihre Kompromisslosigkeit in Sachen Kapitalakkumulation alias Verwertung, mittlerweile gestürzt hat, weil sie mit anderen Worten sich scheut, die bittere Wahrheit anzuerkennen, dass der Preis für die relative Stabilität und Kontinuität, die der starke Staat durch seine umverteilungspolitische Intervention dem für die bürgerliche Klasse grundlegenden Verfahren, dem Wertschöpfungsprozess, sichert, in der wirtschaftspolitischen Prokura in genere und währungspolitischen Vollmacht in specie, also der Entscheidungskompetenz bei der sozialen Machtverteilung und der Verfügungsgewalt über die finanziellen Rahmenbedingungen besteht, die in systematisch-strategischer Konsequenz sie, die bürgerliche Klasse, ihm, dem starken Staat, umso unabweislicher einräumen und übertragen muss, wie sie in empirisch-taktischer Inkonsequenz seine umverteilungspolitischen Stabilisierungsbestrebungen unterläuft und seinen Bemühungen um die Kontinuität des Wertschöpfungsprozesses zuwiderhandelt.

Was die bürgerliche Klasse nicht akzeptieren kann und wovor sie starrsinnig die Augen zu verschließen sucht, ist die Tatsache, dass die von Staats wegen per Umverteilungspolitik unternommene Stützung und Stabilisierung des als Kapital firmierenden produktiven Vermögens und des von diesem betriebenen Wertschöpfungssystems umso stärker und zwangsläufiger zu Lasten des possessiven Eigentums, ihres persönlichen Guthabens, gehen muss, je rücksichtsloser und unbelehrbarer sie in empirisch-taktischer Verblendung ersteres als bloßes Mittel zu letzterem behandelt beziehungsweise letzteres als den substanziellen Zweck des ersteren behauptet, und dass, weil in Wahrheit ja das possessive Eigentum alias persönliche Guthaben nur ein Neben-, um nicht sagen Abfallprodukt des produktiven Vermögens alias sächlichen Kapitals ist, weil mit anderen Worten, systematisch-strategisch gesehen, das produktive Vermögen die als funktioneller Selbstzweck das possessive Eigentum im Doppelsinn des Worte immer nur abwerfende und nämlich im Notfall ebenso gewiss als Ballast zum Opfer bringende wie im Normalfall als Ertrag in die Welt setzende Hauptsache ist, sie, die bürgerliche Klasse, gegen solche von staatlicher Seite dem produktiven Vermögen zuteil werdende und dem possessiven Eigentum im sozialdemokratischen Normalfall wirtschaftspolitisch-tendenziell und im populistischen Notfall sogar währungspolitisch-aktuell nachteilige, wo nicht gar abträgliche Fürsorge und Förderung schlechterdings nichts unternehmen, geschweige denn ausrichten kann und vielmehr in ihrem Anspruch auf Wahrung ihres Besitzstands, jedenfalls soweit dieser geldliche Form hat, dem sei's wirtschaftspolitisch guten Willen, sei's währungspolitisch desperaten Treiben des mit der Erhaltung des kapitalistischen Systems als solchen betrauten und sei's bestenfalls demokratisch deklinierten starken alias sozialdemokratischen, sei's schlimmstenfalls populistisch deviierten halbstarken alias führerschaftlichen Staats ohnmächtig ausgeliefert ist.