12. Das Revers der titanischen Produktivkraft: Weltweit entfesselter kommerzieller Konkurrenzkampf und erdumspannende Zerstörung von Lebensraum
Die kornukopische Fruchtbarkeit der im Zeichen der Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie operierenden Produktionssysteme bringt den Industriegesellschaften nicht weniger Beschwer als Segen. So sehr sie für sozialpolitische Entspannung sorgt und konsumgesellschaftlichen Frieden stiftet, so sehr schafft und verschärft sie doch zugleich die Mehrwertrealisierungsprobleme, deren die von der Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie des Kapitals durchkreuzte staatliche Umverteilungspolitik Herr zu werden sucht. Der mit titanischer Macht und Zielstrebigkeit verfolgte Weg in die universale Wertrealisierungskrise scheint umso unaufhaltsamer, als das Kapital als Antidot gegen die von der Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie heraufbeschworenen Absatzprobleme und hervorgerufene Marktüberfüllung wiederum das Gift selbst, die in kornukopischer Fruchtbarkeit resultierende Strategie, zur Anwendung bringt. Nicht genug damit, dass die Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie des Kapitals die in massenhafter Arbeits- und Mittellosigkeit bestehenden sozialen Probleme, die sie nach sich zieht, durch den materialen Reichtum und die konsumtive Fülle, die ihr entspringt und den distributiven Spielraum, der sich der öffentlichen Hand und der privaten Initiative dadurch erschließt, auch wieder zu bewältigen und zu lösen taugt, sie setzt zugleich kraft dieser Problemlösung das Paradigma einer konsumgesellschaftlichen Existenz ins Werk, an dem unter Führung beziehungsweise Anleitung der durch die Problemlösung neu ins Leben gerufenen sozialen Dienstleisterkontingente alle Mitglieder der Gesellschaft teilhaben und auf das sie sich, unabhängig beziehungsweise abstrakt von ihrer ökonomischen Bestimmung und sozialen Stellung, verständigen und einlassen können – ein Paradigma, das in der Tat die traditionelle bürgerliche Gesellschaft von Grund seiner überwältigenden Präsenz und blendenden Evidenz auf transformiert, um nicht zu sagen, revolutioniert und ihr, die sich aus einer diskreten Klassenstruktur in ein kontinuierliches Gruppenkonstrukt überführt findet, eine von ebenso viel sozialkontraktiver Beharrungskraft wie interessengemeinschaftlicher Komplizenschaft geprägte novellierte politische Fasson verleiht.
Freilich, so segensreich und das Gesellschaftsgefüge renovierend und reaffirmierend die Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie des Kapitals sich hinsichtlich der durch sie selber in den einzelnen bürgerlichen Gesellschaften heraufbeschworenen sozialpolitischen Probleme erweist, so unheilträchtig und die Beziehungen zwischen den bürgerlichen Gesellschaften und der restlichen Welt strapazierend und destabilisierend zeigt sie sich doch zugleich im Blick auf das andere, realökonomische Problem, das die egal ob menschliche Arbeitskraft ausbeutende oder sächliche Produktivkraft nutzende Entfaltung ihrer kapitalistischen Produktionssysteme den bürgerlichen Gesellschaften auf jeden Fall beschert und das ihre jeweilige Staatsmacht durch jene umverteilungspolitischen Bemühungen wenn schon nicht zu lösen und aus der Welt zu schaffen, so jedenfalls doch zu bewältigen und unter Kontrolle zu halten sucht, die wiederum das Kapital zu seiner als Reaktionsbildung alias Abwehrmaßnahme wohlverstandenen Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie veranlassen.
Vergessen wir nicht, dass das ebenso eskalierende wie perennierende Problem, dem die staatliche Umverteilungspolitik zu begegnen sucht, die durch den kommerziellen Distributionsmodus, auf dem das industrielle Kapital besteht, wachsende Diskrepanz zwischen Wertschöpfungswirklichkeit und Wertrealisierungsmöglichkeit, zwischen industrieller Produktionsleistung und kommerziellen Absatzchancen ist, dass mit anderen Worten dies das die staatliche Umverteilungspolitik auf den Plan rufende Problem des kapitalistischen Produktionssystems ist, dass es immer schwerer, wo nicht unmöglicher wird, für den mittels Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft und Mobilisierung sächlicher Produktivkraft geschöpften Mehrwert, um den es dem Kapital nach Maßgabe seines als Akkumulationsprinzip firmierenden und den Sinn seines Daseins bildenden Verwertungsdrangs ja entscheidend geht, Abnehmer alias Käufer zu finden und so die Bedingung für den Fortgang des Verwertungsprozesses zu erfüllen, nämlich die Überführung des in sächlicher Form, in Gestalt von Gütern und Dienstleistungen gegebenen Mehrwerts in die sichselbstgleiche Wertform, die Form von als neues Kapital verfügbarem und einsetzbarem allgemeinem Äquivalent sicherzustellen.
Dieses ausbeutungs- beziehungsweise produktivitätsbedingt wachsenden Absatzproblems sucht der Staat dadurch Herr zu werden, dass er direkt oder indirekt das Kapital zur Kasse bittet, ihm mittels arbeitsrechtlicher, sozialversicherungsgesetzlicher und steuer- beziehungsweise abgabenpolitischer Maßnahmen allgemeines Äquivalent entzieht, um es dem lohnarbeitenden Produzentenkollektiv zuzuwenden und letzterem damit zu ermöglichen, sich an der Realisierung der den Markt überflutenden und verstopfenden mehrwertigen Güter und Dienstleistungen zu beteiligen, dadurch mit anderen Worten, dass er das Produzentenkollektiv durch eine auf Kosten des kapitalen Investitionsvermögens durchgesetzte Hebung seines Subsistenzniveaus beziehungsweise Stärkung seiner Konsumkapazität in die Realisierung des auf den Wegen, die der kommerzielle Distributionsmodus des Kapitals vorsieht beziehungsweise konzediert, nicht mehr zu realisierenden Mehrwerts einbezieht, um nicht zu sagen, einspannt und so zur Entspannung des Marktes und Bewältigung oder jedenfalls Eindämmung der dem Ausbeutungsgrad beziehungsweise dem Produktivitätsstand des industriellen Produktionsprozesses geschuldeten kommerziellen Absatzprobleme einen Beitrag leisten lässt.
Und vergessen wir nicht, dass es Sinn und Zweck der gegen die staatliche Umverteilungspolitik aufgebotenen Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie ist, jene zu torpedieren und zu konterkarieren und nämlich dafür zu sorgen, dass die durch sie dem Kapital zugemuteten Einbußen an Mehrwert eine Kompensation finden, dass mit anderen Worten der Teil Mehrwert, den die vom Staat direkt oder indirekt durchgesetzten Umverteilungsmaßnahmen dem Kapital entziehen, durch die Einsparungen an Arbeitskraft und für sie aufzubringendem Lohn, die der sächliche Ausbau und die technische Aufrüstung des Produktionsapparats ermöglicht, aufgewogen, wo nicht gar mehr als wettgemacht werden und so die aus dem Produktionsprozess zu ziehende Mehrwertrate erhalten bleibt, wo nicht gar, ihrer Schmälerung durch die staatliche Umverteilungspolitik zum Trotz, steigt.
Wie oben expliziert, schlägt, systematisch-kapitallogisch verstanden und ihrer kalkulatorischen Intention nach, diese reaktionsbildnerische Strategie des Kapitals fehl, weil sich der in die sächliche Produktivkraft statt in die menschliche Arbeitskraft gesteckte Wert im Arbeitsprodukt nur reproduziert, nicht vermehrt, und deshalb der geschöpfte Mehrwert, auch wenn er, relativ gesehen und bezogen auf die Lohnkosten, die Aufwendungen für die menschliche Arbeitskraft, infolge der Strategie steigt, doch aber, absolut betrachtet und gemessen an den Produktionskosten, den Gesamtaufwendungen für den Produktionsprozess, stagniert oder gar sinkt, weil mit anderen Worten die Strategie des Kapitals zwar der Produktivität, nicht aber der Profitabilität des Prozesses zugute kommt. Der systematisch-kapitallogische Fehlschlag der Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie hindert freilich nicht, dass sie, empirisch-materialpraktisch genommen und ihrem konsummatorischen Effekt nach, von spektakulärem Erfolg gekrönt ist und nämlich in einer titanischen Vermehrung und Vervielfältigung der materialen Güter und realen Dienstleistungen, einer kornukopischen Fruchtbarkeit und Ergiebigkeit resultiert, die aus den industriellen und agrikulturellen Produktionsapparaten regelrechte, die subjektive Arbeitskraft und personale Autorschaft, die mittels ihrer wirkt, in den Hintergrund ihres quasiobjektiven Automatismus rückende beziehungsweise in den Schatten ihres quasinaturalen Funktionierens stellende Füllhörner werden lässt.
Und genau diese titanische Ergiebigkeit und kornukopische Fruchtbarkeit, die die Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie den kapitalistischen Produktionssystemen vindiziert, bringt nun aber den bürgerlichen Gesellschaften, in denen sie Ereignis wird und Raum greift, nicht weniger Beschwer als Segen. Während sie nämlich einerseits das durch die Strategie selbst heraufbeschworene sozialpolitische Problem aktuell beziehungsweise potenziell wachsender Arbeits- und Mittellosigkeit zu bewältigen hilft, indem sie den umverteilungspolitischen Spielraum des Staates und seiner Bürgerschaft erweitert und die Alimentierung neuer sozialer Dienstleistungskontingente ermöglicht, verschärft sie andererseits das ursprüngliche realökonomische Absatz- alias Wertrealisierungsproblem, dessen Bewältigung durch die staatliche Umverteilungspolitik die Strategie ja ebenso zielstrebig wie blindwütig zu hintertreiben sucht.
Schließlich beschränkt sich die titanische Produktivität und kornukopische Fruchtbarkeit, die der sächlich-technisch ausgebaute und aufgerüstete Produktionsapparat an den Tag legt, nicht etwa auf den Teil des vom Produzentenkollektiv geschöpften Werts, der diesem als Lohn überlassen bleibt und ihm für seine Subsistenz beziehungsweise für die Befriedigung konsumtiver Bedürfnisse zur Verfügung steht, sondern sie erstreckt sich auch und ebenso sehr auf den als Mehrwert firmierenden Wertteil, den das Kapital als sein Eigen, als ihm aus der Wertschöpfung des Produzentenkollektivs zustehenden Anteil mit Beschlag belegt und für den es, um ihn wiederum als seinesgleichen, als in der Selbstverwertung begriffenes Kapital einsetzen, sprich, investieren zu können, nicht dem Produzentenkollektiv zugehörende, nicht von Lohnarbeit lebende Abnehmer alias Käufer finden muss. Und so gewiss deshalb die Produktivität und Ergiebigkeit des sächlich-technisch ausgebauten, zum selbsttätigen Prozessor beziehungsweise selbststeuernden Automaten aufgerüsteten Produktionsapparats den segensreichen Effekt hat, den Teil der in Gestalt von Gütern und Dienstleistungen geschöpften Wertmenge, der dem Produzentenkollektiv verbleibt, materialiter und realiter so zu vermehren und zu vervielfältigen, dass er auch genug für den subsistenziellen Unterhalt und die konsumtive Befriedigung der aus dem Produzentenkollektiv aktuell ausgefällten beziehungsweise potenziell ausgeschlossenen Mitglieder der Gesellschaft hergibt, so gewiss hat sie auch die gegenteilige, unheilträchtige Auswirkung, die Materialität und Realität des Teils der geschöpften Wertmenge, der als Mehrwert dem Kapital zufällt, nicht weniger zu vermehren und zu vervielfältigen und damit die Aufgabe, für diesen letzteren Teil Abnehmer alias Käufer zu finden, sprich, die Aufgabe einer Realisierung des Mehrwerts, seiner Überführung aus der Mannigfaltigkeit besonderer materialer Gestalten in die eine sichselbstgleiche Form des allgemeinen Äquivalents, immer weiter zu erschweren, wo nicht gar unmöglich werden zu lassen.
Diese Aufgabe, die den Mehrwert verkörpernden Güter und Dienstleistungen, die der Wertschöpfungsprozess hervorbringt, auf dem Markt so abzusetzen und loszuwerden, dass dem kommerziellen Distributionsmodus des Kapitals Genüge getan wird, sprich, neues, nicht bereits im Produktionssystem zirkulierendes allgemeines Äquivalent dem Kapital zugeführt wird und in seinen Verwertungszusammenhang eingespeist werden kann – diese Aufgabe zu erfüllen, erweist sich ja auch schon vor der systematischen Implementierung der Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie als schwierig genug und in der Tat als eine so große Herausforderung und gewaltige Heimsuchung, dass der Staat sich zu der beschriebenen, als Umverteilungspolitik apostrophierten durchgreifenden Intervention genötigt sieht, dass er sich gezwungen sieht, zwecks vorläufiger Bewältigung, wenn schon nicht endgültiger Lösung der Mehrwertrealisierungsprobleme, die dem Kapital aus seiner Ausbeutungsrate und Produktivkraft erwachsen, ihm auch gegen seine dezidierte Absicht, um nicht zu sagen gegen seinen erklärten Willen, mäßigend beizuspringen und nämlich durch die direkte beziehungsweise indirekte Rücküberführung von Kapital in Arbeitslohn, von Investitionsvermögen alias Produktionskapazität in Subsistenzmittel alias Konsumtionskraft für gleichermaßen eine kommerzielle Entspannung und eine industrielle Beruhigung, eine Entlastung vom Vermarktungsdruck und eine Verlangsamung des Verwertungstempos zu sorgen.
Wenn nun aber das Kapital, eben weil es durch diese Intervention des Staates seine dezidierte Absicht durchkreuzt, seinen erklärten Willen hintertrieben sieht, reaktionsbildnerisch aktiv wird und gegen die staatliche Umverteilungspolitik seine Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie aufbietet und wirksam werden lässt, was ist da anderes zu erwarten, als dass in dem Maße, wie ihm gelingt, die staatlichen Bemühungen um Entlastung des Marktes und Entspannung der kommerziellen Situation zu vereiteln und zunichte zu machen, jene ursprünglichen, aus der Ausbeutungsrate und Produktivkraft des Produktionssystems resultierenden und den Staat zu seiner umverteilungspolitischen Intervention veranlassenden Absatz- alias Wertrealisierungsprobleme nicht nur anhalten beziehungsweise sich wieder verschärfen, sondern aufgrund der titanischen Gütermasse und kornukopischen Leistungsfülle, für die die Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie die Handhabe bietet oder vielmehr die Technik bereitstellt, an nie dagewesener Virulenz gewinnen und das Produktionssystem in der Tat mit schicksalhafter Unaufhaltsamkeit dem an der Wand der bürgerlichen Gesellschaft erscheinenden und von Marx noch als revolutionärer Prospekt gedeuteten Schibboleth konfrontieren und nämlich der Scylla einer globalen Absatzkrise alias universalen Wertrealisierungsstase ausliefern.
Mag die Strategie also auch für die sozialpolitischen Probleme, die sie selber in Gestalt eines aktuell beziehungsweise potenziell wachsenden Heeres von Arbeits- und Mittellosen auf den Plan ruft, eine Lösung bieten und damit der jeweiligen bürgerlichen Gesellschaft sogar ein ganz neues, von konsumgesellschaftlicher Geschlossenheit alias klassenübergreifender Gemeinschaftlichkeit geprägtes Ansehen und Format verpassen, in Bezug auf das den staatlichen Umverteilungsbemühungen zugrunde liegende Hauptproblem, das ausbeutungs- und produktivitätsbedingte Mehrwertrealisierungsproblem, in Bezug mit anderen Worten auf die den Markt, all seiner imperialistischen Totalisierung, seiner Globalisierung zum Trotz, überfordernde Aufgabe, den dem Kapital zufallenden Teil des durch das industrielle System geschöpften Mehrwerts aus seiner materialen beziehungsweise realen Gestalt in die kapitale Form, in zur erneuten Investition in das industrielle Produktionssystem taugliches allgemeines Äquivalent zu überführen – in Bezug auf dieses Hauptproblem kann die Strategie, eben weil sie jene für den internen Zusammenhang und das innere Gleichgewicht der einzelnen bürgerlichen Gesellschaft segensreiche materiale Ergiebigkeit und konsumtive Fülle hervortreibt, sich partout nur als fundamental unheilträchtig erweisen und muss ebenso unabwendbar wie blindwütig die als Scylla apostrophierte Klippe, an der das kapitalistische Wertschöpfungssystem letztlich scheitert, die definitive Unrealisierbarkeit nämlich des produzierten Mehrwerts, in dem als realisiertem das System sein Lebenselixier findet, heraufbeschwören.
So wahr die Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie des Kapitals jeden umverteilungspolitischen Versuch des Staates, des durch sein ausbeutungs- und produktivitätsbedingtes Wachstum den Markt belastenden und in der Tat überfordernden Mehrwerts dennoch kommerziell Herr zu werden, immer wieder torpediert und durch die titanische Ergiebigkeit und kornukopische Fruchtbarkeit, die sie entfesselt und freisetzt, von Grund auf durchkreuzt, so wahr scheint sie, aller sozialpolitischen Spielräume, die sie eröffnet, ungeachtet, der realökonomischen Katastrophe unaufhaltsam Vorschub zu leisten. Dabei ebnet und beschleunigt die Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie den Weg in die realökonomische Katastrophe einer universalen Wertrealisierungskrise noch dadurch, dass das Kapital sie nicht nur als Abwehrmaßnahme gegen die staatliche Umverteilungspolitik zur Anwendung bringt, sondern auch und wiederum als wie immer widersinniges und kontraproduktives Gegenmittel gegen eben die neuerliche beziehungsweise weitere Überforderung und Überfüllung des Marktes einsetzt, für die doch niemand anders als sie die Verantwortung trägt und die sie nämlich im Effekt ihrer Vereitelung der umverteilungspolitischen Marktentlastungsbemühungen des Staates so spektakulär in Szene setzt.
Auf diese seine der Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie des Kapitals geschuldete neuerliche beziehungsweise weitere Überforderung und Überfüllung reagiert nämlich der Markt, wie nicht anders zu erwarten beziehungsweise nicht anders möglich, mit dem ihm als Bewältigungsform eingefleischten Mechanismus eines zwischen den einzelnen Marktakteuren ausbrechenden Konkurrenzkampfes, eines um ihre jeweilige Marktposition zwischen ihnen ausgetragenen Verdrängungswettbewerbs. Um sich auf dem überfüllten Markt zu behaupten und die Konkurrenz auszustechen, sprich, auf Kosten der Konkurrenten vermehrt Nachfrager für ihr Angebot zu gewinnen, sehen sich die einzelnen Wertschöpfungsfunktionäre alias Kapitalisten getrieben, ihr Angebot zu verwohlfeilern, es den Nachfragern preislich vergünstigt zu offerieren. Um das aber ohne Einbuße des Mehrwerts, den sie aus der Wertschöpfung ziehen, also ohne Verlust des sie zur Wertschöpfung treibenden Motivs tun zu können, rekurrieren sie auf das wenn auch mitnichten altbewährte, so jedenfalls doch altgewohnte Mittel einer Entfaltung sächlich-technischer Produktivkraft, mithin auf die als Wertsteigerungsverfahren nicht weniger illusionäre als suggestive, weil nämlich nur kurzfristig funktionierende und auf lange Sicht wirkungslose Methode einer Erhöhung des Leistungspotenzials und der Erzeugungskapazität des von der Arbeitskraft betätigten Produktionsmittels.
Im Kampf um die Behauptung auf einem dank Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie überfüllten und verstopften Markt rekurrieren sie mit anderen Worten auf die als Mehrwertsteigerungsmethode vermeintlich zur Ausbeutung menschlich-persönlicher Arbeitskraft alternative Entfaltung sächlich-technischer Produktivkraft, die als in Reaktion auf die staatliche Umverteilungspolitik zum elementaren Bestand und systematischen Konstitutiv des Wertschöpfungsprozesses avanciertes Verfahren ja nichts anderes als eben jene Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie ist. Damit aber ist klar, dass die Wertschöpfungsfunktionäre den Teufel einer Marktverstopfung durch die mittels Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie entfesselte titanische Produktivität mit dem Beelzebub einer verstärkten Anwendung eben dieser durch ihre titanische Produktivität die Marktverstopfung verursachenden Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie auszutreiben suchen und somit letztere zu einem vitios zirkulären Selbstläufer werden lassen, indem sie sie in specie und jeder für sich zur Abwehr und Verhinderung des bitteren Endes eines Scheiterns an der Klippe der Mehrwertrealisierung einsetzen, das sie doch in genere und für alle zusammen heraufzubeschwören bestimmt ist und das sie durch ihren fehlgeleiteten Einsatz pro domo individueller Selbstbehauptung in dem durch ihr industrielles Wirken angeheizten kommerziellen Konkurrenzkampf nur umso rascher und unabweislicher herbeizuführen taugt.
Reflexiv intensiviert oder vielmehr reflektorisch potenziert durch ihre sekundäre Anwendung im durch ihre primäre Anwendung ausgelösten kommerziellen Konkurrenzkampf treibt die durch die staatliche Umverteilungspolitik provozierte Rationalisierung und Automatisierung des Wertschöpfungsprozesses das kapitalistische Produktionssystem unaufhaltsam in die ihm zum Offenbarungseid der selbstzerstörerischen Logik seines Tuns und Vollbringens gereichende totale Wertrealisierungskrise und konfrontiert es mit der als entmotivierender und paralysierender Schock auf es zurückschlagenden Unmöglichkeit, die dank der Strategie titanisch vermehrte materiale Masse und kornukopisch ausufernde diverse Fülle jenes Teils des geschöpften Werts, der als Mehrwert dem Kapital zufällt, mit welchen handelspolitischen Fördermaßnahmen, bedürfnisstrukturellen Innovationsbemühungen und reklametaktischen Verrenkungen auch immer noch zu vermarkten, sprich, mit dem Ergebnis seiner Überführung in die sichselbstgleiche Form von kapitalem Wert, von für die Selbstverwertung, die Investition in neue mehrwertige Wertschöpfungsprozesse verfügbarem allgemeinem Äquivalent, an den Mann und die Frau zu bringen.
In dem Maße, wie es den Staaten gelingt, den durch die Mehrwertrealisierungsprobleme, die der titanischen Produktivkraft entspringen, angeheizten kommerziellen Konkurrenzkampf in der eigenen Volkswirtschaft noch halbwegs unter Kontrolle zu halten, verlagert sich dieser auf den Weltmarkt und verwandelt ihn in ein Schlachtfeld, das keine Sieger kennt und auf dem die miteinander Ringenden in von nationalistischem Ressentiment erfüllter zwieträchtiger Eintracht ihrem gemeinsamen Schicksal, der in einer finalen Wertschöpfungsparalyse resultierenden universalen Mehrwertrealisierungskrise zustreben.
Dabei beschränkt sich das Hauen und Stechen auf dem Markt, der kommerzielle Konkurrenzkampf, den die Unmöglichkeit, das dank Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie titanisch wachsende Mehrprodukt als Mehrwert zu realisieren, heraufbeschwört und der wiederum das Kapital auf jene Strategie rekurrieren, dadurch das Mehrprodukt weiter wachsen und seine Realisierung noch unmöglicher werden lässt – dabei beschränkt sich also dieser kommerzielle Konkurrenzkampf nicht auf die Volkswirtschaft der einzelnen staatlich verfassten Industriegesellschaft, spielt sich nicht und nicht einmal vorzugsweise in deren Rahmen ab, sondern erstreckt sich auch und in zunehmendem Maße auf das Austauschverhältnis zu den anderen Volkswirtschaften, den kommerziellen Verkehr mit den anderen Industriegesellschaften, bemächtigt sich auch und immer vorrangiger des globalen Marktes, der im Zuge eben dieses kommerziellen Verkehrs der industrialisierten Volkswirtschaften untereinander und ihres imperialistischen Ausgreifens auf und Konkurrierens um die Märkte der nichtindustrialisierten Gesellschaften in den anderen Weltregionen entstanden ist.
Auf dem Boden und im Rahmen der Volkswirtschaft der einzelnen Industriegesellschaft lässt sich der kommerzielle Konkurrenzkampf, den die gleichermaßen als Reaktion auf die staatliche Umverteilungspolitik und als Antwort auf die Herausforderung des Konkurrenzkampfes selbst wirksame Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie des Kapitals heraufbeschwört, noch durch prohibitive und korrektive Einflussnahme des jeweiligen Staates halbwegs organisieren und in Schranken halten. Durch eine gesetzliche Egalisierung und bürokratische Regulierung der binnenwirtschaftlichen Wettbewerbsbedingungen, durch Preisbindungen und durch die Gewährung steuerlicher Begünstigungen und betrieblicher Abschreibungen zwecks Kompensation nicht realisierten Mehrwerts kann der Staat einigermaßen verhindern, dass die durch das titanische Wachstum des materialen Mehrprodukts hervorgerufenen und die Realisierung des in letzterem verkörperten kapitalen Mehrwerts zum Ding der Unmöglichkeit werden lassenden Absatzprobleme die Konkurrenten auf dem Markt in einen Verdrängungswettbewerb hineintreiben, der sich jeglicher bürgerlichen Gesittung entschlägt und jeden zivilen Augenmaßes entbehrt und damit die bürgerliche Gesellschaft, noch ehe sie an der Klippe eines kommerziell nicht mehr aufrecht zu erhaltenden Verwertungskreislaufs hat scheitern können, in den moralischen Ruin stürzt, die politische Fasson verlieren und in einen haltlosen Kampf aller gegen alle sich verstricken lässt.
Je mehr es freilich den Industriestaaten gelingt, durch die Peitsche gesetzlicher Beschränkungen und das Zuckerbrot steuerlicher Entschädigungen den kommerziellen Konkurrenzkampf, der Konsequenz der Absatzprobleme ist, die das prometheisch wachsende industrielle Mehrprodukt macht, binnenwirtschaftlich zu unterbinden beziehungsweise im Zaum zu halten, umso stärker wird für das Kapital, dessen Streben nach vollständiger Realisierung des Werts des Mehrprodukts jene staatlichen Beschränkungen und Entschädigungen zwar real entgegenwirken, nicht aber intentional Abbruch tun können, weil es ja seiner verwertungslogischen Konstitution nach auf die Mehrwertrealisierung fixiert ist – umso stärker wird also für das quasi triebhaft auf die Mehrwertrealisierung abonnierte Kapital der Zwang beziehungsweise die Verlockung, den Konkurrenzkampf nach außen zu tragen und in dem zum Weltmarkt entfalteten außenwirtschaftlichen Austauschzusammenhang mit den anderen Industriestaaten und ihren Kolonialreichen beziehungsweise imperialen Einflusssphären auszufechten.
Unbeeinträchtigt durch die Wettbewerbsbeschränkungen, die der jeweils eigene Staat ihm binnenwirtschaftlich auferlegt, und gestärkt durch die steuerlichen Vergünstigungen, die er ihm zwecks Kompensation der ihm durch die Wettbewerbsbeschränkungen zugefügten Einbußen gewährt, kann das Kapital in dem von gesetzlichen Regulierungen und bürokratischen Kontrollen weitgehend freien außenwirtschaftlichen Raum sein volles, Preisdumping, Boykott, Monopolisierung, Falschwerbung, Bestechung und, soweit möglich, sogar Gewalt, Erpressung und Nötigung einschließendes Konkurrenzkampfrepertoire zum Einsatz bringen, um das rationalisierungs- und automatisierungsbedingt ausufernde und in der heimischen Volkswirtschaft nicht mehr absetzbare Mehrprodukt in den anderen Volkswirtschaften doch noch loszuschlagen und in seinem Wert zu realisieren, es als den Mehrwert, den es verkörpert, einzulösen.
Und in diesen auf die außenwirtschaftlichen Beziehungen und den Weltmarkt konzentrierten Bemühungen wird die jeweilige kapitalistische Volkswirtschaft alias nationale Ökonomie von ihrem politischen Arm, dem Staat, eifrig unterstützt und gefördert, weil der ja in seinem eigenen Wohlergehen und Gedeihen auf den Erfolg seiner Volkswirtschaft angewiesen, entsprechend an ihm interessiert und deshalb froh und zufrieden ist, ihr mit dem Weltmarkt draußen ein Betätigungsfeld bieten zu können, auf dem sie solchen vollen Erfolg, den er ihr drinnen, im binnenraumwirtschaftlichen Raum, um der Erhaltung des sozialen Friedens und der zivilen Ordnung willen verwehren muss, dennoch zu erringen und nämlich die wertförmige Realisierung des Mehrprodukts, auf dem er sie zwingt, sitzen zu bleiben, weil der Versuch, es auf dem Binnenmarkt loszuwerden, sie in einen ebenso zerstörerischen wie sinnlosen kommerziellen Konkurrenzkampf verstricken würde – diese drinnen nicht mehr mögliche Wertrealisierung also draußen dennoch ins Werk zu setzen hoffen kann.
Tatsächlich aber zeigen sich auch die auf die außenwirtschaftlichen Beziehungen gerichteten Bemühungen um die Lösung der Wertrealisierungsprobleme, vor die das titanisch wachsende Mehrprodukt die einzelne Volkswirtschaft stellt, weit weniger erfolgreich als gedacht und erweist sich der Weltmarkt als mitnichten das Allheilmittel beziehungsweise Eldorado, als das ihn letztere unter dem Beifall und mit dem Beistand ihrer jeweiligen Staatsmacht ins Auge fasst beziehungsweise ins Visier nimmt. Es sind ja ihresgleichen, auf die die einzelne Volkswirtschaft jetzt vorzüglich ihre Hoffnung setzt, sind die Volkswirtschaften der anderen Industriestaaten, von denen sie sich die Lösung ihrer Absatzprobleme verspricht. Und diese anderen Volkswirtschaften kranken aber an haargenau den gleichen Mehrwertrealisierungsproblemen wie sie und versprechen sich vom kommerziellen Austausch mit ihr haargenau das Gleiche wie sie selbst sich von ihnen. Was in kommerzieller Hinsicht der einen industriellen Volkswirtschaft recht ist, ist den anderen billig. Diese Weltmarktsituation, in der das der Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie des Kapitals geschuldete titanische Wachstum des industriellen Mehrprodukts sämtliche Industriestaaten mit mehr oder minder der gleichen schwierigen Aufgabe konfrontiert, das materiale Mehrprodukt auch seine Abnehmer und durch den Verkauf an sie seine Realisierung als Mehrwert, kurz, seine kapitale Bestimmung finden zu lassen – diese Weltmarktsituation resultiert also in einem Patt, einem Nullsummenspiel, bei dem das, was die eine Volkswirtschaft durch den Austausch mit den anderen an Marktentlastung gewinnt, im Zweifelsfall durch die Entlastungsfunktion konterkariert und in der Tat zunichte gemacht wird, für die umgekehrt die anderen den Austausch mit ihr nutzen. In einer Weltmarktsituation, in der alle Mitspieler am gleichen Gebrechen kranken und sich voneinander den gleichen therapeutischen Effekt versprechen, erweist sich das "Wie gewonnen, so zerronnen" als jeden therapeutischen Erfolg ad absurdum führende Erfahrung.
Um dem Patt zu entrinnen und den kommerziellen Austausch mit den anderen industriellen Volkswirtschaften dennoch zu ihrem Vorteil ausschlagen zu lassen und ihm eine Problemlösungsqualität zu vindizieren, legt die einzelne Volkswirtschaft ihrem jeweiligen Staatswesen nahe beziehungsweise stiftet es dazu an, ihr unter die Arme zugreifen und durch Zollschranken und Einfuhrbeschränkungen einerseits sowie durch handelspolitische Förderung und Subventionierung andererseits ihre internationale Wettbewerbssituation zu stärken und zu verbessern. Indes, auch diese Bemühungen müssen ins Leere laufen, weil in Sachen Handelspolitik die Industriestaaten sich nichts schuldig bleiben und jede Förder- und Schutzmaßnahme, die der eine Staat ergreift, um seiner Volkswirtschaft einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen, von den anderen Staaten mit entsprechenden, die erhoffte positive Wirkung durchkreuzenden, wo nicht gar ins Negativ verkehrenden Gegenmaßnahmen beantwortet wird.
Indem die einzelnen Industrienationen ihre Bemühungen, auf einem durch keine staatlichen Regulierungen und rechtlichen Beschränkungen beeinträchtigten Weltmarkt die Oberhand zu gewinnen und auf Kosten der Konkurrenten ihre Mehrwertrealisierungsprobleme zu lösen, einander mit gleicher Münze heimzahlen und so den Effekt dieser Bemühungen effektiv neutralisieren beziehungsweise zunichte machen, erweist sich der Weltmarkt als ebenso außerstande wie der heimische Markt, sie vor dem auf die Scylla kommerziellen Scheiterns gerichteten Kollisionskurs zu bewahren, von dem ja schon nicht einmal die als Gegensteuerungsversuch wohlverstandene staatliche Umverteilungspolitik sie dauerhaft abzubringen vermag und den die gegen letztere aufgebotene Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie des Kapitals in einen ebenso abschüssigen wie unentrinnbaren Maelstrom zu verwandeln droht.Ökonomisch außerstande, den einzelnen Volkswirtschaften aus der Not zu helfen, in die ihre in materialer Hinsicht allzu produktivkräftige Mehrwertschöpfung sie aufgrund ihres unverrückbaren kapitalen Anspruchs auf Realisierung des geschöpften Mehrwerts stürzt, hat für die Industrienationen ihre Konkurrenz auf dem Weltmarkt als greifbares Ergebnis letztlich nur die Konsequenz, die an ihr beteiligten Staaten politisch gegeneinander in Harnisch zu bringen und das Klima zwischen den von ihnen repräsentierten Volkswirtschaften zu vergiften, sprich, den ökonomischen Wettstreit mit ideologischem Affekt zu erfüllen und in ein nationalistisches Eifersuchtsdrama, eine vom kapitalen Behauptungswillen des jeweiligen Industriestaats inspirierte und genährte volksgemeinschaftliche Hass- und Verleumdungskampagne ausarten zu lassen.
An dem krisenträchtigen ökonomischen Kurs, den die Volkswirtschaften der auf dem Weltmarkt versammelten Industriestaaten gemeinsam steuern, vermag dieses politische Gegeneinander und ideologische Zerwürfnis, das Ausdruck ihres vergeblichen Bemühens ist, sich dem gemeinsamen Schicksal zu entziehen, freilich nichts zu ändern. So gewiss die durch staatliche Regulierungen und Beschränkungen des Wettbewerbs besiegelte Unmöglichkeit, der durch die titanische Produktivkraft des industriekapitalistischen Produktionsapparats heraufbeschworenen Mehrwertrealisierungsprobleme binnenwirtschaftlich Herr zu werden, ihr außenwirtschaftliches Pendant im Nullsummenspiel der von den Industriestaaten auf dem Weltmarkt betriebenen wechselseitigen Inanspruchnahme für die Lösung ihrer Absatzprobleme findet, so gewiss scheint es nur eine Frage der gewiss nicht langen Zeit und der schwerlich fernen Zukunft, bis die Unmöglichkeit der Problemlösung als globales Faktum manifest wird und das industriekapitalistische Wertschöpfungssystem als ganzes sich mit jener universalen Mehrwertrealisierungskrise konfrontiert findet, die wir oben im mythologischen Bild als die Klippe der Scylla vorgestellt haben und die in dem Augenblick, in dem sie akut und Ereignis wird, in einer finalen Wertschöpfungsparalyse resultiert, sprich, ihrer die mythologische Entgegensetzung Lügen strafenden logischen Wahrheit nach in ihr bildliches Gegenteil, den als Charybdis erscheinenden Strudel des um seinen Antrieb gebrachten und deshalb haltlos einbrechenden, in sich zusammenstürzenden kapitalen Verwertungsprozesses umschlägt.
Dass der empirische Verlauf des kapitalistischen Wertschöpfungsprozesses nicht der systematischen Prognose entspricht und bis zum heutigen Tag der kommerzielle Offenbarungseid auf sich warten lässt, ist einer Reihe von retardierenden Momenten geschuldet. Da sind zum einen die beiden Weltkriege, die durch die tabula rasa, die sie hinterlassen, eine Art von wertschöpferischem Neuanfang ermöglichen, wenngleich sich in beiden Fällen der Neuanfang hypothekarisch belastet zeigt. Sodann ist da der wirtschaftspolitische Beistand, den die Staaten um den Preis immer größerer Verschuldung dem Kapital leisten. Drittens ist der Rüstungswettlauf zu nennen, in dem sich nach dem zweiten Weltkrieg die zu bündnissystematischen Blöcken organisierten Staaten engagieren. Und viertens tun sich nach dem wirtschaftlichen Triumph des kapitalistischen über den staatssozialistischen Block neue Verwertungs- und Vermarktungsprospekte auf, die sich freilich als weitgehend illusorisch erweisen beziehungsweise nur dank des industriestaatlichen Avancements von Teilen der Dritten Welt vorübergehende Wirksamkeit erlangen und Entlastung bringen.
So systematisch zwingend die aus dem ebenso permanenten wie ubiquitären Mehrwertrealisierungsproblem, das die Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie des Kapitals heraufbeschwört, hergeleitete Erwartung und Prognose eines in kurzer Zeit und naher Zukunft zu gewärtigenden universalen kommerziellen Kollapses aber auch anmuten mag, sie entspricht nicht dem Gang der Dinge, findet keine Bestätigung durch den historischen Verlauf, bleibt das ganze zwanzigste Jahrhundert hindurch und bis zum heutigen Tage unerfüllt. Für dieses Versäumnis der historischen Empirie, der systematischen Konsequenz stattzugeben und das Feld zu räumen, lassen sich freilich systematisch durchschlagende empirische Gründe anführen.
Da ist zum einen und zuvörderst der Umstand, dass die Industriegesellschaften sich durch das ökonomische Patt auf dem Weltmarkt in einen militärischen Showdown hineintreiben lassen, dass in dem Maße, wie ihre Staaten durch den außenwirtschaftlichen Wettstreit, den keine der Volkswirtschaften gewinnen kann und der sie allesamt nur frustriert, in Harnisch gegeneinander geraten und in ihnen, den Industriegesellschaften selbst, ideologischer Affekt in Gestalt volksgemeinschaftlichen Ressentiments sich sammelt und aufstaut, die Bereitschaft der Beteiligten wächst, den gordischen Knoten des ökonomischen Patts mit militärischer Macht zu zerhauen, sprich, die industriestaatlichen Konkurrenten, die sich mit kommerziellen Mitteln nicht überwinden und als Konkurrenten ausstechen, also nicht dazu bringen lassen, freien Zugang zu ihren Märkten zu gewähren und diese für die ungehinderte Lösung der Mehrwertrealisierungsprobleme des Gegners zur Verfügung zu stellen – diese Konkurrenten mit kriegerischer Gewalt zu einer politischen Kapitulation und Unterwerfung zu zwingen, die eben solche Marktöffnung und Gefügigkeit gegenüber den ökonomischen Interessen des Gegners durchzusetzen erlaubt.
Menschheitsgeschichtlich betrachtet und von den personalen und materialen Verlusten her gesehen, die er nach sich zieht, ist der Weltkrieg zu Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts, in dem jene wachsende Gewaltbereitschaft der ökonomischen Konkurrenten gipfelt, ohne Frage ein großes Unglück, eine ungeheure Katastrophe. Wirtschaftssystematisch gefasst und von den kapitalen Aussichten und industriellen Chancen her genommen, in denen er resultiert, lässt sich ihm hingegen Einiges abgewinnen. Durch das direkte und indirekte Potlatch, das er veranstaltet, die materialen Zerstörungen, die er anrichtet, und die zivilen Versorgungsdesiderate, die seine Bornierung auf Rüstung und Kriegsbedarf hervorrufen, räumt er mit den der titanischen Produktivität der industriellen Produktionsapparate geschuldeten Wertrealisierungsproblemen der Vorkriegszeit gründlich auf und sorgt am Ende für eine kommerzielle Mangelsituation, eine Art zivilwirtschaftliche Art tabula rasa, die das Kapital von den es vorher plagenden Verstopfungssymptomen und Lähmungserscheinungen befreit und ihm erlaubt, in seinen Verwertungs- und Akkumulationsbetrieb quasi neu einzusteigen und, ohne bis auf Weiteres mit vom Markt her drohenden Widerständen und Hindernissen rechnen zu müssen, in alter Frische wieder seinem industriellen Titanismus, seinem durch die Rationalisierung und Automatisierung des Produktionsapparats beflügelten Wertschöpfungstrieb zu frönen.
Als ganz so einfach und reibungslos erweist sich die dem Weltkrieg geschuldete Erholung der industriekapitalistischen Produktionssysteme freilich nicht! Was sie beeinträchtigt und in der Tat konterkariert, ist die kriegsbedingte Verschuldung der dem Zivilleben erneut sich zuwendenden Industriestaaten, die dazu führt, dass dem rasch wieder auf Touren kommenden Wertschöpfungsprozess und Masse und Vielfalt gewinnenden gesellschaftlichen Produkt eine geringe gesellschaftliche Kaufkraft und ein entsprechend lahmendes Wertrealisierungsgeschäft gegenübersteht, dass also, kurz, das wachsende industrielle Angebot sich einer stagnierenden kommerziellen Nachfrage konfrontiert findet und die Schere zwischen beiden sich bis zum Zerreißen, bis zum Ausbruch der so genannten Weltwirtschaftskrise öffnet.
Besonders hart trifft wegen der Reparationszahlungen und der sozialen und politischen Umwälzungen, die der Krieg für das Land zur Folge hat, dieses die wirtschaftliche Erholung beeinträchtigende Missverhältnis das im Krieg unterlegene Deutsche Reich, das, von ökonomischer Not, sozialen Verwerfungen und politischer Desorientierung gebeutelt, sein Heil in einem ideologisch als volksgemeinschaftliches Unternehmen, als nationaler Sozialismus ausgegebenen dirigistischen Sanierungsmodell sucht, das dem Staat die Aufgabe überlässt beziehungsweise überträgt, auf der Basis seiner spezifischen konsumtiven Bedürfnisse und nach Maßgabe seiner eigenen repräsentativen Ansprüche die nötige Konsumkraft aufzubringen und beizuschaffen. Ein fundamentales institutionelles Anliegen und zentrales funktionelles Bestreben des dirigistisch auf sich gestellten, despotisch sich selbst überlassenen Staates ist seine militärische Verteidigung gegen die Machtansprüche von seinesgleichen beziehungsweise seine Ermächtigung, seinesgleichen militärisch zu beherrschen, und dieser seiner Disposition gemäß ist die für die Belebung des Wertschöpfungsprozesses in specie und die Erholung der Volkswirtschaft in genere erforderliche Konsumkraft und Nachfrage, für die er sorgt, im Wesentlichen militärischer Natur und resultiert in der Anlage eines umfänglichen Rüstungsarsenals und dem Aufbau einer schlagkräftigen Streitmacht.
Unter den Bedingungen der vom nationalsozialistischen Staat wohlweislich betriebenen Autarkie- und Abschottungspolitik, der weitestmöglichen Abkoppelung der deutschen Volkswirtschaft von der kritischen Kontrolle und den korrektiven Einflüssen des Weltmarkts, zeitigt dieses Sanierungsmodell einen gewissen Erfolg und liefert die ökonomische Grundlage für eine wie immer bescheidene Erholung auch des zivilen Teils der Volkswirtschaft des Deutschen Reichs. Allerdings hat solch atypische Sanierungsmethode, solche Fundierung des zivilwirtschaftlichen Erholungsprozesses in einem aus Rüstungsanstrengungen und dem Aufbau einer Streitmacht bestehenden gigantischen Staatskonsum den unübersehbar großen Haken, dass der resultierende staatliche Konsumartikel, die hochgerüstete Streitmacht, teils funktionell oder seiner eigenschaftlichen Natur nach danach verlangt, konsumiert, sprich, für die staatliche Machterhaltung beziehungsweise Machtvermehrung verbraucht zu werden, teils finanziell oder seiner wirtschaftlichen Logik nach darauf abgestellt ist, als Instrument zur nichtökonomischen Reichtumsbeschaffung, als eine vexierbildliche Art von Produktionsmittel, Verwendung zu finden, um die Schuldenlast zu tilgen oder jedenfalls abzubauen, die der Staat sich mit seinem gigantischen militärischen Konsumartikel eingehandelt hat. Der Haken beziehungsweise das Kreuz bei der vom Deutschen Reich unter nationalsozialistischer Flagge verfolgten atypischen ökonomischen Sanierungsmethode ist mit anderen Worten, dass sie aus den genannten beiden Gründen ebenso zwangsläufig wie geradewegs in einen neuen großen Krieg hineinführt.
Sub specie dieses fatalen Ergebnisses erscheint zwar das dem ersten großen Krieg attestierte wirtschaftssystematische Plus oder Habet eines durch die zivilwirtschaftliche tabula rasa, für die er sorgt, ermöglichten und von der Hypothek der Vorkriegszeit, den Mehrwertrealisierungsproblemen, die der titanische Produktionsapparat dem Markt bereitet, befreiten Neuanfangs als definitiv verspielt und vertan und das in Zerstörung und Vernichtung bestehende menschheitsgeschichtliche Minus oder Debet, das er hinterlässt, als sein wesentliches, wo nicht ausschließliches Resultat reaffirmiert. Aber insofern auch dieser zweite große Krieg wie der erste den Effekt einer durch seine Zerstörungswut und Vernichtungskraft den Weltmarkt leer fegenden und auf eine tabula rasa reduzierenden Aufräumaktion hat, lässt er sich, wiederum rein wirtschaftssystematisch genommen, ebenso wohl als zweite Chance, als nochmalige Gelegenheit verstehen, den zynischen Wahrspruch vom Krieg als Vater aller Dinge beim Wort zu nehmen und letzteren als Sprungbrett für einen Wertschöpfungsprozess zu nutzen, der, bis auf Weiteres von den Wertrealisierungsproblemen befreit, die ihm der Markt zuvor als hausgemachte Kalamität unter die Nase rieb, dem industriellen Wertschöpfer, dem Kapital, erlaubt, in unverhofft alter Frische und mit fast schon vergessenem Optimismus wieder ans Verwertungswerk zu gehen.
Indes zeigt sich auch diese dem Kapital durch den neuerlichen Krieg gebotene zweite Erholungschance weit komplizierter und dornenreicher als gedacht. Wie nach dem ersten großen Krieg die ökonomische Benachteiligung und politische Diskriminierung des industriestaatlichen Kriegsverlierers und dessen Unterfangen, sich mit Gewalt, sprich, beim militärischen Schopf aus seiner ökonomischen Misere und politischen Depression zu ziehen, den Kurs des ökonomischen Erholungsprozesses deflektiert und in Richtung einer neuen militärischen Auseinandersetzung lenkt, so sind es nach dem zweiten großen Krieg die ökonomischen Evolutionsanstrengungen und politischen Emanzipationsansprüche des als staatssozialistischer Gegenspieler aus dem ersten Krieg hervorgegangenen Russischen Reichs, das den Elan der sozialistischen Bewegung nutzt, um als industriestaatlicher Nachzügler auf einem zwecks Abkürzung abgewandelten Weg zur Spitze aufzuschließen, und der von ihm als quasi Kriegsbeute reklamierten Anrainerstaaten sowie der kolonialen Gebiete und Länder der Dritten Welt, die im Windschatten seiner Konfrontation mit den arrivierten Industriestaaten ihre staatliche Unabhängigkeit erkämpfen und eine zumindest formelle volkswirtschaftliche Eigenständigkeit erringen – sind es also diese ökonomischen Entwicklungsbemühungen und politischen Behauptungsansprüche des den Komplex der Industriegesellschaften umgebenden Konglomerats aus staatssozialistischen und drittweltlichen Gesellschaften, die dem ökonomischen Erholungs- und Wiederaufbauprozess in die Quere kommen und ihren Stempel aufdrücken.
Teils weil sie das kapitalistische Wertschöpfungssystem als solches herausfordern und in Frage stellen, teils weil sie den das System repräsentierenden Industriestaaten geopolitische Einflusssphären streitig machen beziehungsweise wirtschaftsimperialistische Entfaltungsräume versperren und entziehen, stoßen diese das kapitalistische System umgebenden, um nicht zu sagen einkreisenden, veränderten Machtverhältnisse und abweichenden Entwicklungsprospekte den Industriestaaten übel auf und vermögen sie in der Absicht, jenen veränderten Machtverhältnissen gegebenenfalls die Stirn bieten und jenen abweichenden Entwicklungsprospekten notfalls einen Riegel vorschieben zu können, zu einer den Krieg überdauernden und nahezu ungeminderten Fortsetzung der Rüstungsanstrengungen und militärischen Mobilisierungsprojekte, zu denen sie sich durch die Konfrontation mit dem politisch-ökonomisch auf den Krieg programmierten nationalsozialistischen Reich genötigt sahen.
Und teils in Reaktion auf die Rüstungsanstrengungen der Industriestaaten und die dadurch aufgebaute Drohkulisse, teils weil Rüstung und Militarisierung, wie vom nationalsozialistischen Reich demonstriert, sich als eine Art ökonomisches Arkanum anbieten und mit einem therapeutischen, die Genesung und den Aufschwung der Volkswirtschaft unterstützenden und befördernden oder vielmehr ihre zivilwirtschaftlichen Schwächen und Probleme bis auf Weiteres, bis zum Auftreten der schweren Nebenwirkungen, überspielenden und unterdrückenden Effekt locken, verschreiben sich auch das den Industriestaaten gegenüberstehende Staatenkonglomerat in genere und der staatssozialistische Gegenspieler in specie dem von den Industriestaaten als konstitutives Element der volkswirtschaftlichen Entwicklung vorgegebenen Setzen auf die Wehrkraft und Liebäugeln mit dem Krieg.
Die Folge ist jener als Kalter Krieg apostrophierte Rüstungswettlauf zwischen den avancierten Industriestaaten und ihrem als industriestaatlicher Nachzügler um Anschluss ringenden sozialistischen Konkurrenten sowie den in seinem Windschatten nach wirklicher ökonomischer Eigenständigkeit und politischer Unabhängigkeit strebenden Ländern der Dritten Welt, der in dem Maße, wie er für die Volkswirtschaften aller Beteiligten eine wesentliche Bedeutung gewinnt und als für ihr Wachstum und Gedeihen unabdingbarer Faktor firmiert, die Welt in ähnlicher und zwar weniger dramatischer, dafür aber umfassenderer Weise, wie das nach dem ersten großen Krieg der Fall war, Kurs auf eine den Erholungs- und Regenerationsprozess des kapitalistischen Wertschöpfungssystems ad absurdum führende abermalige militärische Katastrophe nehmen lässt. Dass es zu dieser umfassenden Katastrophe nicht kommt oder jedenfalls bislang noch nicht gekommen ist und die zerstörerische Implikation der der Rüstung und Kriegsvorbereitung für den Wertschöpfungsprozess zugewiesenen konstitutiven Rolle sich vorläufig auf symptomatische Manifestationen in lokal begrenzten oder endemisch besonderten, wenn auch metastatisch verstreuten und chronisch wiederkehrenden militärischen Konflikten beschränkt, dürfte dem Zusammenwirken zweier teils strategisch die militärische Lage, teils taktisch die Natur des Krieges verändernder Faktoren geschuldet sein.
Strategisch schließen sich die actu ihres Engagements im Rüstungswettlauf konkurrierenden und dabei nicht sowohl in der Zielsetzung als vielmehr im Weg zum Ziel differierenden Staaten, die kapitalistischen, die mittels ihrer ökonomischen Macht die politische Herrschaft zu gewinnen beziehungsweise zu behaupten suchen, und die sozialistischen, die kraft politischer Herrschaft ökonomische Macht zu erringen beziehungsweise anzuhäufen hoffen – strategisch also schließen sich diese beiden Agglomerate von Staaten zu Bündnissystemen und Verteidigungspakten zusammen, die dafür Sorge tragen, dass ein Krieg, wenn er offen und erklärt zwischen Mitgliedern von ihnen ausbricht, quasi automatisch zu einem globalen Showdown eskalieren muss, den zu vermeiden deshalb im Interesse, wenn schon nicht aller Beteiligten, so doch allemal eines Großteils von ihnen liegt. Und taktisch gewinnt das Kriegführen durch die Fortschritte der Waffentechnik in genere und die Entwicklung von Nuklearwaffen in specie eine derartige Destruktivität und Vernichtungskraft, dass die Kriegsoption unter Bedingungen jener paktgemäßen Showdown-Perspektive zu einer existenziellen Entscheidung, einer Entscheidung über Sein oder Nichtsein des gesamten Menschengeschlechts und seines Lebensraumes gerät.
Dies beides, die Aufstellung der Staaten zu konfrontativen Bündnissystemen und ihre Ausstattung mit nuklearer Vernichtungstechnik, wirkt also zusammen, um den durch die konstitutive Rolle, die der Kriegsrüstung im Rahmen oder vielmehr in petto des zivilwirtschaftlichen Erholungs- und Wiederherstellungsprozesses nach dem zweiten Weltkrieg erneut zufällt, vorprogrammierten dritten Weltkrieg zu verhindern oder jedenfalls zu vertagen, ihn tatsächlich so lange zu verhindern oder zu vertagen, bis das kapitalistische Produktionssystem mit seiner der Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie geschuldeten prometheischen Produktivkraft der staatssozialistischen Alternative, dem den ökonomischen Prozess unter politische Kuratel stellenden, seine Substanz, das Kapital, als ein Sesam-öffne-dich wenn nicht zu gesellschaftlichem Glück, so jedenfalls doch zu staatlichem Triumph missverstehenden und in Anspruch nehmenden sowjetischen Produktionssystem den Rang abgelaufen und es seiner irreparablen Minderwertigkeit überführt hat.
Als gegen Ende des zwanzigsten Jahrhunderts das das Kapital als industrielles Subjekt und selbstmächtigen Faktor gelten lassende Wertschöpfungssystem über das letzteres als industrielles Faktotum und dienstbaren Geist missbrauchende Produktionssystem obsiegt, es zur Kapitulation und Selbstaufgabe nötigt und allein das Feld behauptet, ist die militärische Gefahr, die vom Wettrüsten als Folge der auch nach dem zweiten großen Krieg dem ökonomischen Erholungs- und Wiederaufbauprozess wieder – und diesmal sogar allseits – als konstitutives Element integrierten rüstungs- und wehrkraftindustriellen Wertschöpfung ausgeht, die Gefahr nämlich eines dritten und noch ungleich vernichtenderen globalen Krieges, fürs erste gebannt.
Mitnichten gebannt aber ist damit die ökonomische Gefahr, die das industriekapitalistische Produktionssystem seit dem ausgehenden neunzehnten Jahrhundert heimsucht und die aus der titanischen Produktivkraft resultiert, die es in der Konsequenz seiner auf die staatliche Umverteilungspolitik reagierenden Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie entfaltet, die Gefahr, dass eben jene prometheische Produktivkraft dem kapitalistischen Wertschöpfungssystem Mehrwertrealisierungsprobleme bereitet, die es selbst mit aller staatlichen Hilfe nicht mehr zu lösen und zu bewältigen vermag und die es actu seines Scheiterns an der als Scylla figurierenden kommerziellen Klippe seine raison d'être, den Sinn seines Lebens, verlieren und in den als Charybdis firmierenden Abgrund industrieller Gegenstandlosigkeit und Nichtigkeit hinabstürzen lässt.
Die prometheische, dem sächlich-technischen Ausbau des Produktionsapparats geschuldete Produktivkraft, die das von den Industriestaaten als – cum grano salis, sprich, unter Korrektivvorbehalt des Staates – selbstmächtiges Subjekt des Wertschöpfungsprozesses hochgehaltene Kapital entfaltet, ist es, die deren System über das des Staatssozialismus triumphieren lässt, das das Kapital in den Dienst sozial- oder machtpolitischer Zwecke zu stellen und durch solche Zweckbindung seinem Selbstzweckcharakter zu entfremden sucht. Aber so gewiss diese titanische Produktivkraft den Industriestaaten erlaubt, über den falschen Prätendenten, den mit den untauglichen Mitteln staatssozialistischer Wirtschaftsplanung auf Industriestaatlichkeit aspirierenden Gegenspieler den Sieg zu erringen, so gewiss finden sich die Sieger nun auf dem von ihnen erfolgreich verteidigten und per Weltmarkt zu globaler Geltung gebrachten Feld kapitalistischer Wertschöpfung erneut und stärker denn je mit den unaufhaltsam auf eine universale kommerzielle Krise alias Stase der kapitalen Zirkulation, kurz, auf einen Infarkt des Systems zusteuernden Mehrwertrealisierungsproblemen konfrontiert, die solch titanische Produktivkraft heraufbeschwört.
Nicht, dass nicht auch schon im Verlaufe des als kalter Krieg apostrophierten Rüstungswettlaufs der Systeme die Industriestaaten von diesen Problemen, die ihnen ihr ebenso haltlos wie triebhaft produktivkräftiges Kapital bereitet, heimgesucht und geplagt und nur dadurch daran gehindert werden, in eine fatale kommerzielle Krise alias Zirkulationsstase auszuarten, dass die Industriestaaten um den Preis ihrer fortlaufenden immer tieferen Verschuldung durch auf die Stärkung der inneren Konsumkraft und Verbesserung der äußeren Wettbewerbsfähigkeit zielende Subventionen, Konjunkturprogramme und umverteilungspolitische Maßnahmen dem System finanziell unter die Arme greifen und es kommerziell am Laufen halten!
Solange indes der als Kalter Krieg ausgetragene Wettstreit zwischen den Systemen andauert, sind diese staatlichen Hilfestellungen, auch wenn sie die Industriestaaten sich bis über beide Ohren verschulden lassen und in eine ihren Zweck einer Abwendung der großen kommerziellen Krise nicht einmal erfüllende unheilbare finanzielle Schief- und Notlage bringen, noch quasi politisch gedeckt, sprich, als zur Selbstbehauptung und siegreichen Durchsetzung einer kapitalistischen Ökonomie erforderliche Vorgehensweise sanktioniert. Jetzt freilich, da der tatsächliche Triumph des industriekapitalistischen über das staatssozialistische Produktionssystem diese politische Räson hinfällig macht, droht die ökonomische Revision, der zur Abrechnung geratende Kassensturz, der offenbar werden lässt, wie sehr das scheinbar gesunde und florierende Wertschöpfungssystem auf den tönernen Füßen eben jener staatlich organisierten Verschuldungspolitik ruht, weil die vorgeblich auf den Borg weiterer, künftiger mehrwertiger Wertschöpfungsprozesse von Staats wegen gewährten Subventionen, Konjunkturspritzen und Sozialleistungen in Wahrheit nur dazu dienen, den laufenden, gegenwärtigen Wertschöpfungsprozessen die Realisierung des durch sie geschöpften Mehrwerts zu sichern, um das Wertschöpfungssystem als solches motiviert und funktionsfähig zu erhalten, und deshalb der Staat die per Verschuldung eingegangenen Verbindlichkeiten, das mit ihnen verknüpfte Renditeversprechen, den Anspruch der Gläubiger auf mehrwertige Rückzahlung, nur durch immer weiteres Schuldenmachen einzulösen und zu befriedigen vermag.
Zwar scheint der den Industriestaaten durch den Wegfall der politischen Rechtfertigung für ihr permanentes Schuldenmachen als Bankrott der Staatsfinanzen ins Haus stehende Offenbarungseid in quasi letzter Minute aufgrund eben jenes ökonomischen Sieges, den sie über den staatssozialistischen Gegenspieler errungen haben, vermeidbar und tatsächlich auch abgewendet. Politische Konsequenz des ökonomischen Sieges nämlich ist, wenn schon keine Kapitulation des staatsozialistischen Blocks und der in seinem Windschatten segelnden Staaten der Dritten Welt vor den kapitalistischen Industriestaaten und Unterwerfung unter ihr Diktat, so zumindest doch deren Adaption beziehungsweise Assimilation an das industriestaatliche Wirtschaftssystem und Öffnung für dessen Einfluss beziehungsweise Zugriff.
Mit der Beseitigung der staatsdirigistischen Kontrollmechanismen und handelspolitischen Abschottungsmaßnahmen, mit denen sich der staatssozialistische Block und seine Schützlinge in der Dritten Welt bis dahin gegen die Konkurrenz der industriekapitalistischen Volkswirtschaften verwahrt und abgegrenzt haben, erschließen sich den letzteren umfängliche neue Märkte und weltweite Absatzgebiete, die den Industriestaaten eine Art von neokolonialistischer Auferstehung der goldenen Zeiten des Imperialismus verheißen, ihnen die Lösung all ihrer Mehrwertrealisierungsprobleme vorgaukeln und sie hoffen lassen, dass ihre Wertschöpfungssysteme dank des Absatzes auf den neu erschlossenen Märkten und des wertrealisierungsträchtigen Austauschs mit den neokolonialistisch rekuperierten Gebieten hinlänglich gewinnbringend, sprich, den industriell geschöpften Wert im vollen Umfang kommerziell realisierend zu funktionieren vermögen, um wieder auf eigenen Beinen stehen und der staatlichen Hilfestellung entraten zu können und damit dem Staat am Ende gar zu erlauben, kraft seiner fiskalischen und taxalischen Beteiligung an den erneut sprudelnden Gewinnen des Wertschöpfungssystems, wenn nicht seine gigantische Schuldenlast überhaupt loszuwerden, so jedenfalls doch ihr weiteres Anwachsen zu verhindern beziehungsweise ihren allmählichen Abbau in Angriff zu nehmen.
Die Hoffnung auf einen Aufschwung ihrer Volkswirtschaften und eine Sanierung ihrer Staatsfinanzen, die die Industriestaaten mit der kommerziellen und investiven Wiedererschließung der ihnen bis dahin durch den politischen Widerspruch und den kalten militärischen Konflikt der Systeme wenn nicht verschlossenen, so jedenfalls doch nur bedingt zugänglichen restlichen Welt verbinden, weicht indes rasch der Ernüchterung. So geographisch umfänglich und demographisch zahlreich die Länder und Gesellschaften des staatssozialistischen Blocks und der Dritten Welt sind, auf die dem industriekapitalistischen System sein ökonomischer Triumph Zugriff verschafft, so bescheiden zeigt sich doch aber die Zahlungsfähigkeit alias Konsumkraft dieser Länder und Gesellschaften und so kostspielig und riskant präsentieren sich ihr investiver Erschließungsprospekt und ihre industrielle Entwicklungsperspektive, so groß erscheint mit anderen Worten der für das Engagement in ihnen erforderliche Kapitalbedarf und so gering beziehungsweise ungewiss der aus dem Engagement zu ziehende Gewinn. Nach anfänglicher kurzer Euphorie muss das Kapital der Industriestaaten rasch erkennen, dass die neu zugänglichen Weltteile, die es kommerziell als Outlet zur Realisierung überschüssigen Mehrwerts nutzen und industriell als Quelle zur Schöpfung mehrwertträchtiger Werts ausbeuten will, weit weniger ergiebig und weit weniger leicht zu bewirtschaften sind, als gedacht, zumal die industriestaatlichen Volkswirtschaften sich dabei nolens volens in die Quere kommen und in einen Konkurrenzkampf um die unverhofft bescheidenen Absatzchancen und beschränkten Investitionsmöglichkeiten verstricken, die die Märkte und Produktionssysteme der neu zugänglichen Weltteile ihrem jeweiligen, nationalökonomisch besonderten Kapital bieten.
Um sich auf den neu erschlossenen Märkten beziehungsweise in den wirtschaftsimperialistisch wiedergewonnenen Weltregionen mit einigermaßen zuverlässigen Erfolgsaussichten und ohne allzu großes Risiko umtreiben und betätigen zu können, sieht sich das Kapital der einzelnen Industriestaaten deshalb genötigt, auf seinen staatlichen Protektor und Förderer zu rekurrieren und bei ihm um Unterstützung beziehungsweise Absicherung seiner kommerziellen Beziehungen zu jenen Märkten und investiven Aktivitäten in jenen Regionen nachzusuchen, womit sich der betreffende, ums nationalökonomische Wohlergehen besorgte Staat zu die Konkurrenzfähigkeit beziehungsweise Profitaussichten dieser Beziehungen und Aktivitäten sicherzustellen geeigneten Bürgschaften, Subventionen und Förderprogrammen gezwungen findet, die die staatlichen Hoffnungen auf einen aus den Beziehungen und Aktivitäten zu ziehenden steuerlichen und taxalischen Gewinn massiv schmälern, wenn nicht überhaupt zunichte machen, und am Ende die den Staat drückende Schuldenlast nur noch vergrößern, ihn, den Staat, auf den Borg einer durch die neuen Märkte und Wirtschaftsregionen mitnichten einlösbaren mehrwertschaffenden Zukunft immer weiter rote Etatzahlen schreiben lassen.
Dass der neue globale Prospekt, den die ökonomische Kapitulation der staatsozialistischen und drittweltlichen Alternativen zum industriekapitalistischen System aufzutun scheint, sich nicht ganz und gar als Fata Morgana beziehungsweise trompe l'oeil erweist und der politische Sieg der industriekapitalistischen Staaten über den Rest der Welt nicht als veritabler ökonomischer Pyrrhussieg auf erstere zurückschlägt, ist dem Umstand geschuldet, dass es einigen hinlänglich geographisch umfangreichen und demographisch volkreichen, sprich, mit genug natürlichen Ressourcen und billigen Arbeitskräften ausgestatteten Ländern der Dritten Welt gelingt, Anschluss an den produktionssystematisch-industriestaatlichen Entwicklungsstand zu finden und auf dem Weltmarkt als aktiv engagierte industrielle Produzenten, die auf Basis ihrer Produktion wirklichen kommerziellen Austausch mit den Industriestaaten treiben, statt bloß als passiv involvierte Konsumenten, die ihren Konsum mit einer den Industriestaaten eingeräumten preiswerten Ausbeutung ihrer naturalen und mineralischen Ressourcen bezahlen müssen, Fuß zu fassen. Während diese als Schwellenländer apostrophierten Emporkömmlinge ihre industriekapitalistische Aufholjagd betreiben, entfaltet sich zwischen ihnen und den etablierten Industriestaaten eine Art von kommerzieller Arbeitsteilung, aufgrund deren die Industriestaaten ihnen für ihre leichtindustriellen Billigprodukte Absatzmärkte einräumen, wohingegen sie mit ihrer dank eigener industrieller Produktion wachsenden Kaufkraft den Industriestaaten einen Markt für avancierte Konsumgüter und Dienstleistungen bieten sowie für den weiteren Ausbau ihrer Produktionssysteme nötige Investitionsgüter und überschüssiges Kapital abnehmen.
Solange diese Arbeitsteilung anhält, sind die Schwellenländer den etablierten Industriestaaten in der Tat von Nutzen und behilflich, was, wenn nicht die Lösung, so doch immerhin Entschärfung der wachsenden Mehrwertrealisierungs- alias Kapitalverwertungsprobleme angeht, in die deren der Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie geschuldete titanische Produktivkraft sie verstrickt. Solange um des Auf- und Ausbaus eigener industriekapitalistischer Produktionssysteme willen, den ihnen billige Arbeitskräfte und eine rücksichtslose Naturausbeutung ermöglichen, die Schwellenländer im Rahmen der kommerziellen Beziehungen, die sie zu den etablierten Industrieländern unterhalten, für diese mehr Mehrwert in Gestalt von Investitions- und kostspieligen Konsumgütern realisieren, als umgekehrt die Industrieländer zwecks Befriedigung peripherer Konsumbedürfnisse und Versorgung mit partiellen Produktionskomponenten an Mehrwert in Gestalt von Billigprodukten und Zusatzteilen für die Schwellenländer realisieren, und solange, kurz, die Handelsbilanz zugunsten der Industrieländer ausfällt, leisten erstere in der Tat einen Beitrag zur Bewältigung der die letzteren plagenden Absatzprobleme, bringen ihnen kommerzielle Entlastung und verhindern, dass die durch den Sieg über den staatsozialistischen Gegenspieler und seine Schützlinge scheinbar eröffneten Sanierungschancen und Prosperitätsprospekte sich als schierer Spuk erweisen.
In dem Maße freilich, wie die Aufholjagd der Schwellenländer von Erfolg gekrönt ist und es ihnen gelingt, ihre Volkswirtschaften zu industriellen Produktionssystemen zu entfalten, die denen der etablierten Industriestaaten das Wasser reichen können, mutiert die kommerzielle Arbeitsteilung, die sie zu letzteren unterhielten, zu einem auf dem Weltmarkt ausgetragenen veritablen Konkurrenzkampf und zunehmenden Verdrängungswettbewerb und verkehrt sich die zwischenzeitliche Entlastung, die in Sachen Mehrwertrealisierung die Schwellenländer den etablierten Industriestaaten brachten, in eine neuerliche und verstärkte ökonomische Belastung, in eine nach Maßgabe der Überfüllung des Weltmarkts und Überforderung der internationalen Kaufkraft beziehungsweise globalen Nachfrage, die die in der Güterproduktion und im Dienstleistungsgeschäft von den Schwellenländern, die damit zu Industriestaaten ohne Wenn und Aber avancieren, erreichte umfassende kommerzielle Konkurrenzfähigkeit zur Folge hat, akut krisenträchtige Bedrohung eben des kapitalen Verwertungskreislaufs, den die etablierten Industriestaaten ohnehin nur mit Mühe und um den Preis einer fortschreitenden staatlichen Verschuldung aufrecht zu erhalten vermochten und dessen Sanierung oder jedenfalls Stabilisierung sie sich vom Handel und vom investiven Austausch mit den Schwellenländern erhofften.
Ein weiteres und letztes Mittel, der durch die Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie des Kapitals forcierten universalen Wertrealisierungskrise zu entrinnen, ist ein dem militärischen nachgebildetes wirtschaftliches Potlatch, das aber nicht als raumschaffende Vernichtungskampagne, sondern als raumfordernder Verdrängungsprozess funktioniert und dessen modus operandi unaufhörliche Produkterneuerung und ständiger Sortimentwandel sind. Der Preis für diesen letzten verzweifelten Rettungsversuch, auf den sich die Industrienationen ebenso unbeirrbar wie unbelehrbar versteifen, sind die Zerrüttung der menschlichen Bedürfnisstruktur, der anthropologische Kollaps, und die Zerstörung des natürlichen Lebensraumes, die ökologische Katastrophe.
Weder zwei Weltkriege noch die schleichende oder notfalls galoppierende öffentliche Verschuldung, die zur Bewältigung symptomatisch auftretender Konjunkturkrisen die Industriestaaten in Kauf nehmen müssen, noch der Triumph über den staatssozialistischen Gegenspieler und seine drittweltlichen Ableger noch die zwischenzeitliche Entlastung der Märkte durch große Territorialstaaten der Dritten Welt, die sich aufgrund ihres Bevölkerungs- und Ressourcenreichtums industriestaatlich zu entwickeln vermögen, können also das industriekapitalistische Produktionssystem von den Mehrwertrealisierungsproblemen, die seine titanische Produktivkraft den in ihm gründenden Gesellschaften und auf es bauenden Staaten bereiten, dauerhaft entlasten und es von seiner Fahrt in den Abgrund verwertungsprozessualen Scheiterns, von seinem Kurs hin auf die Scylla einer universalen Wertrealisierungskrise, die in die Charybdis der totalen Wertschöpfungsparalyse umschlägt, ernstlich abbringen. Je unaufhaltsamer aber das industriekapitalistische Wertschöpfungssystem diesen katastrophischen Kurs verfolgt und je unwirksamer jene Mittel zur Kursänderung und Umschiffung der janusköpfigen Klippe sich letztlich zeigen, umso mehr gewinnt ein fünftes Rezept zur wenn nicht Änderung des Kollisionskurses, so zumindest doch Verlangsamung der fatalen Fahrt an Bedeutung und muss die ganze Last der die kapitalistisch verfasste gesellschaftliche Reproduktion betreffenden Hoffnung auf Verschonung tragen.
Anders als die vier anderen Heilmittel beziehungsweise Palliative ist dieses letztere Rezept nicht politischer Provenienz und von Staats wegen organisiert, sondern ökonomischer Natur und wird vom Produktionssystem selbst implementiert. Allerdings bezieht es, wenn man so will, seine Inspiration vom erstgenannten jener politisch konzipierten und von Staats wegen verabreichten Therapeutika, nämlich von dem mit Fug und Recht als Rosskur zu bezeichnenden und ebenso wirtschaftssystematisch erfolgreichen wie menschheitsgeschichtlich katstrophalen Mittel des vom Zaun gebrochenen Weltkriegs, der durch die materialen Zerstörungen, die er anrichtet und die personalen Opfer, die er fordert, kurz, durch das Potlatch, das er veranstaltet, den Verwertungsprozess quasi auf Anfang stellt und die kapitalistischen Volkswirtschaften, indem es ihnen den durch allzu viel Produkt, allzu viel Wertobjekt verstellten Weg freiräumt, wieder Mut schöpfen und frischen Elan gewinnen lässt, ihnen eine strategische Perspektive revindiziert und neues technisches Ingenium einflösst. An diesem ebenso monströsen wie effektiven militärischen Sanierungsprogramm nimmt sich die kapitalistische Volkswirtschaft ein Beispiel, wobei freilich nicht Waffenarsenale und Soldaten, sondern Entwicklungslabore und Ingenieure zum Einsatz kommen, um für die Erfüllung der wertschöpferischen Erneuerungs- und Regenerierungsaufgabe Sorge zu tragen.
Indem das Kapital die in Abwehr der staatlichen Umverteilungspolitik von ihm zum konstitutiven Bestandteil seiner Aufführung erhobene Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie beziehungsweise die durch sie entfesselte sächlich-technische Produktivkraft und Innovationskapazität darauf ausrichtet und dafür nutzt, nicht einfach nur quantitativ-generell erdrückende Mengen von Gütern und Dienstleistungen in die Welt zu setzen, sondern diese Güter und Dienstleistungen in fortlaufend veränderten Spielarten und ständig novellierten Sortimenten auf den Markt zu bringen, sprich, seine Kreationen nicht einfach nur in quantitativ hypertrophierten Dimensionen, sondern mehr noch und zugleich in qualitativ differierenden Generationen ins kommerzielle Treffen zu werfen, erreicht es in der Tat eine dem kriegerischen Potlatch vergleichbare Marktentlastung und gelingt es ihm mit anderen Worten, die kommerzielle Sphäre vor der ihr andernfalls drohenden Überlastung und Verstopfung zu bewahren und sie rechtzeitig genug vom Ballast alter, die Nachfrage überfordernder Wertverkörperungen zu befreien und hinlänglich Platz für die in sie drängende Flut neu qualifizierter und als solche Nachfrage findender Wertverkörperungen zu schaffen, um das Schlimmste, die nicht mehr zu bewältigende und nicht länger hinauszuschiebende universale Absatzkrise und totale Wertrealisierungsstase zu verhindern.
Nur vollzieht sich im Unterschied zu seinem militärisch-martialischen Vorbild das ökonomische Potlatch im Einklang mit seiner technokratisch-prometheischen Natur auf umgekehrtem Wege, nämlich nicht als raumschaffende Vernichtungskampagne, sondern als raumfordernder Verdrängungsprozess! Anders als das militärische Potlatch, das von außerhalb für die Systementlastung sorgt, indem es das kommerzielle Feld planiert, den Markt gewaltsam leert und so für die Aufnahme neuer und weiterer Güter und Dienstleistungen bereit macht, firmiert das ökonomische Potlatch als innerer Dreh- und Angelpunkt der Marktentlastung selbst, indem es den Markt mit veränderten und neuartigen Gütern und Dienstleistungen füllt, die kraft ihrer Anders- und Neuartigkeit die vorhandenen Güter und Dienstleistungen, das sich durch ihr Erscheinen als veraltet und obsolet erweisende Sortiment, aus dem kommerziellen Feld schlagen, vom Markt vertreiben, und so das in Gestalt des alten Sortiments drohende Schreckgespenst oder akut heraufbeschworene Übel einer kritischen Marktverstopfung bannen.
Die Innovationskapazität und das Entwicklungspotenzial nutzend, die seine auf die sächlich-technische Produktivkraft des Produktionsapparats setzende Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie ihm zu entfesseln erlaubt, wirft sich das Kapital auf die Schöpfung immer wieder verbesserter oder jedenfalls veränderter Güter- und Dienstleistungsangebote, die Herstellung ständig fortentwickelter oder jedenfalls umgestalteter Produkttypen und Warensorten, die, so wahr sie sich als anders- und neuartig, als vom gegebenen Produktbestand und Warensortiment verschieden und insofern zu ihm alternativ auf dem Markt präsentieren können, auch nicht zu jenem Bestand und Sortiment einfach hinzutreten und die zu dessen Lasten gehende Überlastung und Verstopfung des Marktes weiter vergrößern, sondern vielmehr das gegebenen Sortiment ersetzen, es, an seine Stelle tretend, vom Markt verdrängen und so in einer Art von kommerziellem Selbstreinigungsprozess dafür sorgen, dass der Markt in einen nicht akut obstipationsträchtigen und entsprechend krisenanfälligen Zustand zurückkehrt, wo nicht überhaupt in ihm verharrt, und die kommerzielle Nachfrage in dem Maße, wie sie dem alten Sortiment den Laufpass gibt und sich auf das neue kapriziert, dem industriellen Angebot in etwa gerecht zu werden und einigermaßen die Stange zu halten vermag.
Freilich hat diese durch die unaufhörliche Anspannung des qualitativen Entwicklungspotenzials und die unablässige Beanspruchung der alterativen Innovationskapazität der sächlich-technischen Produktivkraft erreichte selbstreinigungsaktive Entkrampfung und Stabilisierung der Marktsituation, diese Überführung der drohenden Übervölkerung des Marktes mit Produktmassen in einen zur Abfolge von Produktgenerationen organisierten Durchmarsch, diese Verhütung einer der titanischen Leistungskraft des Produktionsapparats geschuldeten endgültigen Überfrachtung der Warensammlung durch einen als purgatorische Verdrängung funktionierenden ständigen Austausch des Warensortiments, ihren Preis: Sie stört und beeinträchtigt den kapitalen Akkumulationsprozess. Kaum hat das Kapital seinen titanischen Produktionsapparat ein Produkt auf den Markt werfen lassen, schon muss es, um die durch die titanische Produktivkraft des Apparats heraufbeschworene Gefahr einer Überforderung der Nachfrage nach eben diesem Produkt und also Verstopfung des Marktes mit ihm zu bannen, es wieder vom Markt nehmen oder vielmehr – da ja im Unterschied zum militärischen Potlatch das ökonomische nicht als raumschaffende Vernichtungskampagne sondern als raumfordernder Verdrängungsprozess funktioniert – seinen Produktionsapparat es durch ein anderes, ähnliches, neue Nachfrage weckendes Produkt ersetzen und vom Markt vertreiben lassen.
Wie soll da ein nachhaltiger Akkumulationsprozess zustande kommen und es noch möglich sein, auf reguläre, aus besseren Zeiten gewohnte Weise den im jeweiligen Produkt verkörperten Wert im vollen Umfang und bis zur Neige, bis zu dem Punkt, an dem die Nachfrage nach ihm quasi natürlich erlischt, weil der zivilisatorische Fortschritt oder die technische Entwicklung oder auch die Mode neue Bedürfnisse und neue Befriedigungsmittel für sie kreiert haben, zu realisieren? Getrieben durch die zum chronischen Ereignis, zum Wiederholungszwang geratende Notwendigkeit, der dank titanischer Produktivkraft drohenden Marktverstopfung zuvorzukommen und sich im durch jene Drohung angeheizten kommerziellen Konkurrenzkampf zu behaupten, finden sich die Funktionäre in einen Strudel unaufhörlicher Produkterneuerung beziehungsweise ständigen Sortimentwandels gestürzt, der einer ordnungsgemäßen Vermarktung alias erschöpfenden Wertrealisierung Hohn spricht und die Betreffenden froh und zufrieden sein lässt, wenn es ihnen gelingt, ihr jeweiliges Angebot, ehe es durch ein eigenes neues ersetzt werden muss beziehungsweise durch eines der Konkurrenz verdrängt wird, sich amortisieren zu lassen, sprich, durch seinen Verkauf nicht nur die Produktionskosten hereinzuholen, sondern auch noch einen Teil des Mehrwerts zu realisieren, einen durch die geringe Laufzeit des Produkts wie auch immer beschnittenen Gewinn zu erzielen. Häufig gelingt nicht einmal dies, und der einzelne Kapitalfunktionär bleibt mit Verlusten zurück, die ihn entweder zwingen, seine Zuflucht zum Staat zu nehmen und sich durch aktive oder passive Beihilfen der öffentlichen Hand, sprich, Subventionen oder Abschreibungen schadlos zu halten, oder ihn gar in den Konkurs beziehungsweise in die Insolvenz treiben.
Aber so gravierend und belastend die Implikationen und Nebenerscheinungen dieser vom Kapital dem militärischen Potlatch abgeschauten Methode einer mittels innovativer Verdrängung, mittels systematischer Substitution der einen durch andere Produkte, des alten durch ein neues Sortiment erreichten Purgierung und Entkrampfung des Marktes auch ausfallen mögen, solange die Methode dazu dient, dem kapitalistischen Produktionssystem seine kommerzielle Perspektive zu bewahren und ihm die Scylla einer universalen Mehrwertrealisierungskrise vom Leibe zu halten, ist sie dem Kapital willkommen und kann letzteres nichts davon abbringen, sie zu praktizieren. Mag sie den Akkumulationsprozess noch so sehr stören und beeinträchtigen, um nicht zu sagen, verstümmeln und entstellen – so gewiss ohne ihre Anwendung der Akkumulationsprozess binnen kürzestem an der Klippe einer universalen Absatzkrise alias totalen Wertrealisierungsstase zerschellen würde, so gewiss klammert sich das Kapital an sie und setzt auf sie, weil sie ihm, auch wenn sie es hier und jetzt teuer zu stehen kommt und seiner Verwertungslogik empirisch übel mitspielt, doch immerhin am Verwertungsprinzip als solchem und am Akkumulationsgeschäft selbst systematisch festzuhalten erlaubt.
Dass die auf Basis der titanischen Produktivkraft des sächlich-technischen Produktionsapparats praktizierte Methode einer permanenten substitutiven Erneuerung der auf dem Markt kursierenden Warensammlung, einer unaufhörlichen innovativen Auswechslung des kommerziellen Sortiments, des Angebots an Gütern und Dienstleistungen, den Mehrwertschöpfungsprozess nur prinzipiell aufrecht erhält, während sie ihn in Wirklichkeit, wenn nicht illusionär werden lässt, so jedenfalls doch gravierend handikapt, dass sie das Akkumulationsgeschäft und die ihm zugrunde liegende Hoffnung auf neuen, verwertbaren Gewinn nur strategisch-perspektivisch am Leben erhält und taktisch-faktisch, wenn nicht überhaupt vereitelt, so jedenfalls doch massiv hintertreibt und enttäuscht, ändert demnach nichts daran, dass das Kapital angesichts der Alternative, der dem Wertschöpfungsprozess als solchem den Garaus machenden Mehrwertrealisierungskrise, die bei Nichtanwendung der Methode dem kapitalistischen Produktionssystem in kürzester Frist droht, unverrückbar auf letztere baut und dass sie so völlig zum Verfahrensstandard, zum modus operandi des Verwertungsprozesses avanciert, dass, dem hohen Preis, den hinsichtlich Wachstum und Profit die Methode dem Kapital abfordert, zum Tort und in ironischer Verkehrung der kapitalen Realität die tragenden Elemente der Methode, sächliche Entwicklung und technische Innovation, als synonym mit eben dem erscheinen, was sie doch, um es im Prinzip zu retten, im Effekt drangeben müssen – nämlich mit Wachstum und Profit.
Und dass die Methode substitutiver Produktentwicklung und innovativen Sortimentsaustausches, die den prometheisch aufgerüsteten Wertschöpfungsprozess vor der Schussfahrt in die Wertrealisierungskrise bewahren soll, ungeachtet des hinsichtlich Profitabilität und Akkumulationserfolg hohen Preises, den sie fordert, vom Kapital hochgehalten und unbeirrt zur Anwendung gebracht wird, daran kann auch nicht einmal die mit ihr verknüpfte zusätzliche Komplikation und Beschwer einer fortlaufenden Forcierung der Produktentwicklung und zunehmenden Verkürzung der Fristen für den Sortimentaustausch etwas ändern. Diese Komplikation ergibt sich daraus, dass die qualitativ instrumentalisierte, in den Dienst der Entwicklung ständig neuer Produkte und der Innovation unaufhörlich anderer Sortimente gestellte prometheische Produktivkraft des sächlich-technisch aufgerüsteten Produktionsapparats ja nach wie vor auch ihren quantitativen Füllhorncharakter besitzt, ihre titanische Fruchtbarkeit beweist, was gleichermaßen Vielzahl und Vielfalt der Erzeugnisse angeht, und dass infolgedessen die neuen Produkte und veränderten Sortimente, die bestimmt sind, durch Verdrängung und Ersetzung der alten Produkte und der vorhandenen Sortimente den Markt zu entlasten und vor Überfüllung und Verstopfung zu bewahren, immer rascher und in immer kürzerer Frist ihrerseits die Überforderung und Überfüllung, die kommerzielle Völle und Verstopfung heraufbeschwören, der sie doch gerade wehren sollen.
Weil die für eine unaufhörliche qualitative Innovation der Produkte und Variation der Sortimente genutzte titanische Produktivkraft gleichzeitig auch dafür sorgt, dass die neuen Produkte und variierten Sortimente in immer größeren Quanten und in immer kürzerer Frist auf den Markt gelangen, lässt sich der mit ihnen verfolgte Zweck einer Entlastung des Marktes und Sicherung des Wertrealisierungsgeschäfts nur um den Preis erreichen, dass jene Methode einer kommerziellen Stabilisierung durch fortlaufende Produktentwicklung und permanenten Sortimentenaustausch in immer kürzeren Abständen zum Einsatz kommt und dass der durch sie ebenso sehr forcierte wie getaktete Verdrängungsprozess, der Zyklus produktgenerationeller Erneuerung und sortimentspezifischer Auswechslung, immer weiter an Schwungkraft gewinnt und immer hektischere Züge annimmt. Die eigentlich zur Beruhigung des Marktes und zur Sicherung und Verstetigung des kommerziellen Austauschprozesses bestimmte sächlich-technische Produktinnovation und Sortimentvariation verfällt, weil sie in immer kürzeren Abständen ihren Zweck immer wieder selber vereitelt und die Verstopfung provoziert, für die sie Abhilfe schaffen soll, in einen Schweinsgalopp, einen an die Fabel von Hase und Igel gemahnenden Wettlauf, demzufolge die als Hase figurierende industriell-kreative Methode zur Vermeidung der kommerziellen Realisierungskrise letztere, die als der Igel firmiert, wähnend, sie durch die Flucht hinter sich zu lassen, kraft eben dieser Flucht sich immer wieder selber vorsetzt und also vor ihrem eigenen, ihr als gespenstischer Revenant entgegentretenden Schatten davonrennt.
Dass ganz im Einklang mit der Fabel dieser zum spiraligen Teufelskreis geratende Schweinsgalopp die in der Rolle des Hasen agierende Methode letztlich scheitern und das wirtschaftliche Produktionssystem vor den Fall eben der völligen Erschöpfung und fundamentalen Entkräftung des gesellschaftlichen Konsumtionsvermögens kommen lassen muss, wovor jene es doch gerade zu bewahren gedacht ist, lässt sich unschwer einsehen. Nur sind im Resultat der Methode die Erschöpfung und Entkräftung des Konsumtionsvermögens jetzt nicht mehr sowohl quantitativer Natur als vielmehr qualitativ bedingt und resultieren nicht mehr hauptsächlich aus der die Aufnahmekapazität der Konsumenten übersteigenden Menge und ihr Fassungsvermögen überwältigenden Vielfalt der Produkte, sondern vordringlich aus der die Akzeptanzbereitschaft der Konsumenten überreizenden und ihre Adaptionsfähigkeit überspannenden Rasanz, mit der die Produktgenerationen vor ihren Augen wechseln und die neuen Sortimente ihre Zuwendung reklamieren und ihre Begehrlichkeit wecken.
Während die Methode eines fortlaufenden und fortlaufend beschleunigten innovativen Produktaustauschs und substitutiven Sortimentwechsels die Konsumenten vor der Gefahr der substanziellen Überfütterung und Erschöpfung ihres Fassungsvermögens zu bewahren verspricht, bedroht sie sie stattdessen mit funktioneller Überreizung und der Desorganisation der zur Erfüllung ihrer Wertrealisierungsaufgabe nötigen marktgerechten Reaktions- und Adaptionsbereitschaft und liefert sie tendenziell einer zum pathologischen Kaufzwang alias selbstvergessenen Suchtverhalten durchschlagenden Funktionsstörung und Dissoziation aus. Vor der quasiorganischen Dysfunktionalisierung und Lähmung durch quantitative Übersättigung, durch eine unverdauliche Angebotsmasse, rettet die Methode die Konsumenten nur, indem sie sie der qualitativen Überforderung durch einen unaufhörlichen Wechsel des Angebots aussetzt und ihnen damit quasineurotische Konzentrations- und Orientierungsprobleme beschert, sie in den Wahnsinn ständiger Reizüberflutung treibt.
Ob und wann solche qualitative Überreizung und Zerrüttung der konsumtiven Reaktionsfähigkeit und Appetenz durch die Methode einer forcierten Produktinnovation und einen immer rasenderen Sortimentwechsel die Wertrealisierungsfunktion im Allgemeinen und die Mehrwertrealisierungsleistung im Besonderen tatsächlich ähnlich beeinträchtigt und schmälert, wie es die quantitative Überforderung und Überfütterung der konsumtiven Nachfrage zu tun droht, der jene Methode doch gerade vorbeugen soll, ist eine Frage nicht der systematischen Voraussicht, sondern des empirischen Nachsehens und muss deshalb offen bleiben. Durch die Geschichte der Menschheit hindurch beweisen die menschliche Natur im Allgemeinen und die menschliche Bedürfnisstruktur im Besonderen eine zu große Flexibilität und Anpassungsfähigkeit, als dass sich vorhersehen, geschweige denn vorhersagen ließe, wann beides sich den An- und Herausforderungen, mit denen die von der Menschheit entwickelten politischen Sozialisationsformen – insonderheit die auf dem Markt basierende bürgerliche Gesellschaft – und ausgebildeten ökonomischen Reproduktionsweisen – insonderheit die in der Lohnarbeit gründende kapitalistische Wertschöpfung – sie konfrontieren, nicht mehr gewachsen zeigen und zum ernsthaften Hemmschuh beziehungsweise Stolperstein für das Funktionieren und den Fortbestand eben jener Sozialisationsformen und Reproduktionsweisen und für deren Einrichtungen und Apparate werden.
Absehbarer und eher zu erwarten scheint unter diesen Umständen eine durch die Methode der Abwehr und Abwendung kommerzieller Wertrealisierungskrisen mittels permanenter Produktentwicklung und rasanten Sortimentwechsels heraufbeschworene Zerrüttung und Zerstörung nicht sowohl der anthropologischen Verfassung, als vielmehr der ökologischen Ordnung. Absehbarer und eher zu erwarten scheint mit anderen Worten, dass in der Konsequenz jener Methode zur Rettung des industriellen Systems vor dem kommerziellen Konkurs nicht die menschliche Natur und ihre Bedürfnisstrukturen aus den Fugen geraten und den Geist aufgeben, sondern der natürliche Lebensraum und seine materialen Ressourcen aus dem Leim gehen und die Fasson verlieren. Schließlich ist jene Methode ständiger Produktinnovation und unaufhörlicher Sortimentsubstitution ja nur um den Preis eines rücksichtslosen Raubbaus an der irdischen Natur und nämlich nur unter der Bedingung einer gigantischen Ausplünderung, Verschwendung und Vernichtung von mineralischen Vorkommen, natürlichen Rohstoffen und biologischen Habitaten möglich.
So gewiss die Wertschöpfungen, die das titanisch funktionierende Produktionssystem hervorbringt, um weiterhin realisierbaren Wert zu haben, im schattenjagenden Schweinsgalopp, in atemberaubendem, die menschliche Bedürfnisstruktur schwindeln machendem Tempo, einander verdrängen und ohne jede Rücksicht auf eine ausgiebige Nutzung ihrer materialen Eigenschaften und realen Qualitäten ersetzen müssen, so gewiss erweisen sie sich als ein Massengrab, in das als der Wertschöpfungsgottheit, dem Kapital, gebrachte hekatombische Opfer eben jene materialen Eigenschaften und realen Qualitäten beziehungsweise deren stoffliche Träger und wirkliche Verkörperungen ohne Unterlass hineingeworfen werden.
Im ebenso hektischen wie verzweifelten Bemühen, der als Scylla figurierenden Mehrwertrealisierungsklippe zu entrinnen, zeigt sich das kapitalistische Wertschöpfungssystem bereit, der materialen Lebensgrundlage der Menschheit und ihrer natürlichen Umwelt jeden erdenklichen Schaden zuzufügen und jedes nur vorstellbare Opfer abzufordern. Und dies in doppelter Hinsicht: Was der Natur durch die von der titanischen Produktivkraft des sächlich-technischen Produktionsapparats getriebene industrielle und agrikulturelle Produktion an materialer Substanz und realer Ordnung, an gewachsenem Bestand und gewordener Vielfalt verloren geht, das erstattet ihr eben diese Produktion als vergiftende Stofflichkeit und verödende Monokultur zurück.
Auch diese die ökologische Katastrophe, die Zerstörung der natürlichen Lebenswelt, vielleicht noch eher als den anthropologischen Kollaps, die Zerrüttung der menschlichen Bedürfnisstruktur, heraufbeschwörende Fatalität der um der Aufrechterhaltung eines akkumulativen Wertschöpfungsprozesses willen vom Kapital angewandten Methode entfesselter Produktinnovation und haltlosen Sortimentwechsels wird indes die Volkswirtschaften der avancierten und der um Anschluss an sie bemühten Industriegesellschaften nicht davon abbringen, sie unbeirrt zu praktizieren und eisern an ihr festzuhalten. Schließlich erweist sich die Methode als ein wenn auch zu böser Letzt untaugliches, so doch fürs Erste und bis auf Weiteres probates Mittel, die quantitativ verheerenden Folgen des von titanischer Produktivkraft besessenen und getriebenen Wertschöpfungssystems mittels ständiger Qualifizierung des Quantums zu neutralisieren beziehungsweise zu eskamotieren. Und schließlich ist jene prometheische Produktivkraft, die dem Wertschöpfungssystem inkubiert und es forciert, den avancierenden nicht weniger als den etablierten Industriegesellschaften teuer, um nicht zu sagen heilig.
Zwar ist sie, die titanische Produktivkraft es, die jene ebenso fortlaufenden wie wachsenden Mehrwertrealisierungsprobleme schafft, zu deren Bewältigung oder jedenfalls vorläufiger Abwendung das Kapital beziehungsweise die sich von ihm ihre Reproduktion besorgen lassenden Industriegesellschaften auf so verzweifelte, weil letztlich wirkungslose Instrumente wie das Weltkriegspotlatch, die progrediente Staatsverschuldung, den Kalten Krieg und schließlichen Triumph über die staatssozialistische Alternative, die vorläufige Entlastungsfunktion von Schwellenländern und Tigerstaaten und last not least die gleichermaßen die menschliche Bedürfnisstruktur in den Wahnsinn treibende und das natürliche Ökosystem unterminierende Methode fieberhafter Produktinnovation und frenetischer Sortimentsubstitution setzen müssen.
Aber zugleich ist es, wie oben expliziert, diese titanische Produktivkraft, die den betreffenden Industriegesellschaften die schier unlösbaren sozialpolitischen Probleme zu lösen oder jedenfalls unter Kontrolle zu halten erlaubt, die ihnen die gegen die staatliche Umverteilungspolitik aufgebotene und durch den sächlich-technischen Auf- und Ausbau des Produktionsapparats eben jene titanische Produktivkraft entfesselnde Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie des Kapitals einbrockt. Die titanische Produktivkraft nämlich ist es, die den Industriegesellschaften jenes von konsumgesellschaftlicher Geschlossenheit alias klassenübergreifender Gemeinschaftlichkeit geprägte Ansehen und Format vindiziert, das sie nach den die kapitalistische Entwicklung begleitenden und skandierenden und mehr als zwei Jahrhunderte lang ihre bürgerliche Ordnung bedrohenden sozialen Kämpfen und politischen Konflikten als das unverhoffte Geschenk relativen kommunalen Wohlstands und zivilen Friedens erfahren und wertzuschätzen wissen.
Mag die prometheische Produktivkraft des sächlich-technisch aufgerüsteten Produktionsapparats mit Rücksicht auf die Mehrwertrealisierungsprobleme, die sie gleichzeitig mit dem sozialpolitisch segensreichen Umverteilungsspielraum, den sie eröffnet, heraufbeschwört, auch ein teuer erkauftes Danaergeschenk sein, solange sie für die Industriegesellschaften eben jenen konsumgesellschaftlich fundierten volksgemeinschaftlichen Solidarisierungseffekt erzielt beziehungsweise eben jene versorgungsökonomisch unterfütterte sozialdemokratische Pazifizierungsleistung erbringt, sind die Beschenkten willens und bereit, sie als das Wohlstand schaffend titanische Füllhorn, als das sie sich ihnen erweist, ungeachtet seiner gigantischen, den Dreh- und Angelpunkt des Akkumulationsprozesses, die Mehrwertrealisierung, betreffenden und nur euphemistisch als Nebenerscheinungen zu bezeichnenden Schattenseiten mit Zähnen und Klauen zu verteidigen.
Wie unerschütterlich die Industriegesellschaften auf das kapitalistische Wertschöpfungssystem bauen und wie wenig sie geneigt beziehungsweise disponiert sind, aus seiner Krisenträchtigkeit und katastrophischen Orientierung die Konsequenz einer radikalen Kursänderung zu ziehen, beweisen gerade jene Teile ihrer Bevölkerungen, die vor dem anthropologischen Kollaps, dem das System entgegentreibt, und dem ökologischen Desaster, in das es hineinsteuert, nicht überhaupt die Augen verschließen, sondern des drohenden Unheils und Schreckens hinlänglich gewahr sind, um auf Kurskorrekturen und Gegensteuerungsmaßnahmen zu dringen.
So vernünftig und geboten Konsumentenschutz, Verbraucherberatung, Privatschuldenmanagement, Suchtbekämpfung, Aufklärung über Inhaltsstoffe oder diätetischer Protest und lebensreformerische Ausstiegsbewegungen als Initiativen gegen die anthropologische Zerrüttung und Energiesparen, Klimaschutz, Bemühungen um Nachhaltigkeit, Setzen auf nachwachsende Rohstoffe oder der Einsatz für Artenvielfalt und die Erhaltung der Regenwälder als Maßnahmen gegen die ökologische Katastrophe, für sich genommen, auch sein mögen, ohne Bezug und Reflexion auf die causa prima des drohenden Unheils und Schreckens, das um seines Fortbestands willen ins Extrem der Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie getriebene kapitalistische Wertschöpfungssystem, und also abgelöst von einer politisch-ökonomischen Kritik und auf den Kernpunkt kapitalistischer Wertschöpfung, die Erzeugung materialer Wirklichkeit zwecks Schöpfung kapitalen Mehrwerts, zielenden Negation des Systems, bleiben all jene Initiativen und Gegenmaßnahmen Ersatzhandlungen, Behandlungen von Krankheitssymptomen, die, indem sie die Krankheitsursache aussparen beziehungsweise ausblenden, nolens volens zu Affirmationen der letzteren geraten, zu Zeugnissen der Unbereitschaft, am System als solchem etwas zu ändern, oder gar zu Manifestationen der Absicht und Entschlossenheit, es um der aktuellen Segnungen und präsenten Annehmlichkeiten willen, mit denen es seine potenzielle Bedrohlichkeit und imminente Fatalität vergütet und versüßt, auf jeden Fall aufrechtzuerhalten und unter allen Umständen zu kontinuieren.
Solange es dem in ökonomischer Zwietracht vereinten, in einem prekären politischen Stillhalteabkommen volkswirtschaftlich konkurrierenden, zwecks Fortsetzung des Verwertungsprozesses um den weltweiten Markt wetteifernden Aggregat arrivierter und avancierender Industriegesellschaften gelingt, mittels der prometheischen Produktivkraft, die das Kapital im ebenso vergeblichen wie bornierten Bemühen um die Abwehr staatlicher Umverteilung und die Aufrechterhaltung eines Maximums an Akkumulation entfaltet – solange es jenen sich kapitalistisch reproduzierenden Gesellschaften mittels dieser ihrer prometheischen Produktivkraft glückt, halbwegs ihr konsumgesellschaftliches Niveau zu halten und ihre volksgemeinschaftliche Eintracht zu bewahren, sprich, für sich selbst ein Mindestmaß an klassenübergreifend materialem Wohlstand und klassenverbindend sozialem Frieden zu gewährleisten, ist mit anderen Worten nichts in Sicht, was ihren Weg sei's in die weltweit-ökonomische Krise, sei's in die erdumspannend-ökologische Katastrophe bremsen und verlangsamen, geschweige denn, aufhalten und gar abwenden könnte.