7. Das Avancement des Staats zum umverteilungspolitischen Nothelfer

Weil es das als Faktotum der bürgerlichen Klasse fungierende industrielle Subjekt selbst ist, das in Verfolgung seines infiniten Strebens nach urheberschaftlicher Selbstbestätigung die umfassende Wertrealisierungskrise heraufbeschwört und sein industrielles Wertschöpfungssystem der kapitalen Wert- und funktionellen Bedeutungslosigkeit überführt, scheint der politisch-militärische Widerstand, der sich von Seiten der bürgerliche Klasse gegen die Übernahme des industriellen Produktionssystems durch die des Lohnarbeitsverhältnisses ledigen Produzenten erwarten lässt, zum Scheitern verurteilt. Allerdings bleibt da als gesellschaftliche Macht noch der Staat, den die im Kapitalisierungsprozess immer neu aufbrechende Diskrepanz zwischen industrieller Produktionsleistung und kommerziellem Distributionsmodus früh schon nötigt, seine Rolle als botmäßige Kreatur der bürgerlichen Klasse nach eigenem Ermessen zu interpretieren, institutionelle Eigenständigkeit zu entwickeln und funktionelle Eigenmächtigkeit zu beweisen. So also sieht Marx das in letzter Konsequenz seiner sächlichen Kraftentfaltung seinen kapitalen Wert ad absurdum führende und sich höchstselbst um seinen sozialen Sinn bringende industriekapitalistische Produktionssystem mitsamt dem, was es an Gütern und Dienstleistungen kornukopisch hervorbringt, quasi logisch und nämlich in der simplen Implikation dieser seiner resultativen Wert- und Sinnlosigkeit seinem bisherigen Herrn und Eigentümer, dem industriellen Subjekt, von der Fahne gehen und die Gefolgschaft aufkündigen und sich denen zuwenden und zueignen, die es zwar sub specie der ihm vom industriellen Subjekt vorgegebenen kapitalen Wertperspektive und kommerziellen Bedeutung geschaffen und entfaltet haben, die aber, weil sie von jener Wertperspektive und Bedeutung zugleich ausgeschlossen und mit ihr unvermittelt blieben, nun, da sie sich in der letzten Konsequenz des durchlaufenen Entfaltungsprozesses des Systems ad absurdum führen, bereitstehen, das, was hiernach Sache ist, das industrielle Produktionssystem in seiner durch die kapitale Wertlosigkeit freigesetzten materialen Wirklichkeit, seiner aus der kommerziellen Bedeutungslosigkeit erwachsenden sozialen Sinnfülle, wahrzunehmen und zur Geltung zu bringen.

Und auf der Grundlage dieser freigesetzten materialen Wirklichkeit und den kapitalen Rahmen sprengenden sozialen Sinnfülle sieht Marx denn auch quasi logisch, weil mit der Selbstverständlichkeit eines zu guter Letzt ökonomisch fundierten Politikums, jenes soziale Projekt einer "allgemein das Recht verwaltenden" zivilen Gemeinschaft Gestalt annehmen beziehungsweise Leben gewinnen, dessen Realisierung ja nur und wesentlich dies im Wege steht, dass das für es grundlegende Ökonomikum, das industrielle Produktionssystem, durch den akkumulativen Verwertungsanspruch des industriellen Subjekts präokkupiert und damit disponiert ist, die zivile Gemeinschaft klassengesellschaftlich aufzuspalten und nämlich in einerseits diejenigen auseinanderzureißen, die die für die Schöpfung von Mehrwert erforderte expropriative Lohnarbeit verrichten müssen, und andererseits diejenigen, denen die Aufgabe zufällt, den geschöpften Mehrwert aus seiner naturalen Gestalt in die kapitale Form zu überführen und so für die mittels neuer expropriativer Lohnarbeit betriebene weitere Wertakkumulation verwendbar werden zu lassen.

Natürlich ist sich Marx bewusst, dass die Übernahme und Aneignung des aufgrund seiner Produktivkraft kommerziell aus dem Ruder laufenden, über die Stränge der Wertrealisierung, in die es der kapitale Distributionsmodus einspannt, schlagenden und so für seinen bisherigen Herrn und Meister, das industrielle Subjekt, seine Funktionalität verlierenden, also wert- und bedeutungslos werdenden industriellen Produktionssystems – dass also die Übernahme des Systems durch die seine kapitale Wert- und funktionale Bedeutungslosigkeit als im dialektischen Perspektivwechsel offenbare materiale Wirklichkeit und soziale Sinnfülle wahrnehmende und gelten lassende lohnarbeiterschaftliche Klasse keine einfach logische, quasi wie von selbst, aus der Sache heraus, sich ergebende Konsequenz, sondern durchaus eine Frage der klassenkämpferischer Initiative und gewaltbereiter Aktion entspringenden reformpraktischen Entscheidung und machtpolitischen Durchsetzung ist.

Marx weiß, dass die andere Hälfte der bürgerlichen Gesellschaft, eben die bürgerliche Klasse, die – zusammen mit ihren aristokratischen und klerikalen Appendizes, ihren aus der Vergangenheit übernommenen und der bürgerlichen Gesellschaft integrierten ländlich-honoratiorischen, staatlich-bürokratischen und sittlich-kultischen Verbindungsleuten und Amtsträgern – aufgrund ihrer Verfügung über nicht bereits vom Markt ins Produktionssystem eingespeistes allgemeines Äquivalent, über Münze des Marktes aus marktexternen Quellen, vom industriellen Subjekt, vom Kapital, mit der Wertrealisierung, sprich, der Aufgabe betraut ist, den geschöpften sächlichen Wert in geldliche Form zu überführen und so für weitere Wertschöpfungsprozesse verwendbar zu machen – dass also die um Teile der alten Oberschichten erweiterte bürgerliche Klasse schwerlich widerstandslos die konsumtive Nutznießerrolle und die privilegierte soziale Stellung, die ihr diese ihr vom industriellen Subjekt zugewiesene Wertrealisierungsaufgabe verschafft, aufzugeben bereit ist und vielmehr alles daransetzt, ihren konsumtiven Wohlstand und privilegierten Status, für den das industrielle Subjekt sorgt und einsteht, mit Zähnen und Klauen zu verteidigen. Wie sollte die um frühere Oberschichtstrata erweiterte und komplettierte bürgerliche Klasse die Ausschaltung und Entlassung des industriellen Subjekts, sein Ausscheiden aus der Rolle des Herrn und Eigners des industriellen Produktionssystems, nicht als Angriff auf ihren materialen Wohlstand und sozialen Status erfahren und alle ihr zu Gebote stehenden Maßnahmen ergreifen, beides zu verteidigen und aufrechtzuerhalten und zu diesem Behufe das Faktotum, das ihr beides verschafft und gewährleistet, eben das industrielle Subjekt, in Kraft und Geltung zu erhalten?

Was Marx indes die Zuversicht gibt, dass alle Abwehr- und Verteidigungsmaßnahmen der bürgerlichen Klasse nichts fruchten und ins Leere laufen, ist der bereits explizierte Umstand, dass, so sehr die Übernahme des industriellen Produktionssystems durch die lohnarbeitende Klasse politisch-praktisch deren Sache sein mag, sie doch aber ökonomisch-systematisch das Werk des industriellen Subjekts selbst, des Kapitals sans phrase, ist. Nur weil, wie ausgeführt, das der bürgerlichen Klasse dienstbare industrielle Subjekt selbst um des Nachweises seines wahren Subjektcharakters und seiner wirklichen Urheberschaft willen, also um sich vom Verdacht, eine bloße Fiktion und Deckadresse zu sein, reinzuwaschen, den mit einfacher Dienstbarkeit ganz und gar nicht vereinbaren Eigensinn beweist beziehungsweise dem die bürgerliche Klasse der Rolle des Zauberlehrlings überführenden hemmungslosen Zwang unterliegt, jene von Marx ins Positive einer Entfaltung der Produktivkräfte gewendete haltlose Mobilisierung des Produktionssystems und Eskalation des Produktionsprozesses zu betreiben, die am Ende die in ihrer Funktion als Wertrealisiererin zur Nutznießerin des Produktionsprozesses avancierende bürgerliche Klasse in eben dieser Wertrealisierungsfunktion, die ihr nach Maßgabe des kraft Akkumulationsimperativ verfügten kommerziellen Distributionsmodus zufällt, ebenso hoffnungslos wie unwiderruflich überfordert – nur deshalb kommt es ja zur beschriebenen Situation einer generellen Entwertung der vom industriellen Produktionssystem hervorgebrachten materialen Schöpfungen und sozialen Leistungen, einer die Produktion des Produktionssystems heimsuchenden kapitalen Bedeutungslosigkeit, die, so gewiss sie einerseits dessen bisherigem Meister und Demiurgen, dem kapitalen Subjekt, den Boden entzieht beziehungsweise den Beweggrund raubt und ihn von seiner Herrschaft, seiner Domäne, sich abwenden und, wie alles Interesse an ihr, alle in ihr gewahrte Gegenständlichkeit verlieren, so sich selber in seinem Desinteresse, seiner Gegenstandslosigkeit absentieren lässt, andererseits dies von ihm wegen seiner akkumulationsbezüglichen Wert- und kapitalen Bedeutungslosigkeit aufgegebene und geräumte Produktionssystem quasi logischerweise als Hab und Gut der lohnarbeiterschaftlichen Klasse ausweist, mithin denen zuwendet und übereignet, die aufgrund ihres bisherigen Ausschlusses von seiner akkumulativen Wertrelation und kapitalen Bedeutungsdimension seine Wertlosigkeit als die reine Wirklichkeit, als die es perenniert, beziehungsweise seine Bedeutungslosigkeit als die sichselbstgleiche Sinnhaftigkeit, in der es besteht, zu würdigen und wahrzunehmen versteht.

Es ist also das als industrielles Subjekt firmierende Kapital selbst, das, so wahr es seinen in der privilegierten Versorgung mit materialen Gütern und sozialen Leistungen resultierenden Dienst an der bürgerlichen Klasse auf die von letzterer zu erbringende Gegenleistung einer als Realisierung wohlverstandenen Konvertierung des in den Gütern und Leistungen steckenden Wertes in die für die Schöpfung neuer Güter und Leistungen erforderliche Form alias Währung gründet und so wahr es dabei aber in kapitaler Verkehrung der von ihm der bürgerlichen Klasse bezeigten materialen Dienstbarkeit letztere zwingt, ihm bei seinem als objektives Telos oder professionelle Intention ihm eigenen obsessiven Treiben, dem ins schlecht Unendliche seines unerfüllbaren Strebens nach wirklichem Subjektcharakter und wahrer Urheberschaft fortgesetzten Wertschöpfungsprozess, als Wertrealisiererin vom Dienst zur Verfügung zu stehen und die Stange zu halten – es ist also das als industrielles Subjekt firmierende Kapital selbst, das, so wahr es dies beides tut, jene verzweifelte und in der Tat ausweglose Situation einer totalen Überfüllung und finalen Verstopfung des Marktes, jene universale kommerzielle Krise, heraufbeschwört, die es, weil sie ihm sein Lebenselixier, den für seinen Akkumulationsprozess nötigen Treibstoff entzieht, es davon abhält, den in seinen Produkten verkörperten Mehrwert als solchen zu realisieren, ihn für die Ankurbelung weiterer Produktion quasi zu raffinieren, aufgrund solcher Abhaltung das Interesse an seiner Schöpfung, dem unter seiner Regie entstandenen industriellen Produktionssystem, verlieren, sich von letzterem abwenden und zurückziehen und letzteres damit denen zu eigen werden beziehungsweise anheimfallen lässt, die sich als die natürlichen Erben solcher Hinterlassenschaft präsentieren, weil sie ja in ihrer angestammten Funktion als lohnarbeiterschaftlich Ausgebeutete das Hinterlassene nicht nur zu betätigen und anzuwenden, es technisch zu beherrschen und praktisch zu betreiben gewohnt, sondern es auch und mehr noch in der materialen Wirklichkeit und sozialen Sinnfülle, die es als vom guten beziehungsweise bösen Geist des industriellen Subjekts verlassenes hiernach an den Tag legt, zu würdigen und wahrzunehmen, kurz, zu gebrauchen und nutzbar zu machen imstande sind.

Wie könnte solche Desertion des Faktotums der bürgerlichen Klasse, des als industrielles Subjekt firmierenden Kapitals, aus eben dem industriellen Produktionssystem, das es kreiert und betrieben, aus eben der Formation, die es bislang beherrscht und befehligt hat – wie könnte solche Desertion des demiurgischen Werkmeisters aus seinem eigenen Meisterwerk wohl verfehlen, die Nutznießerin des Werks, die bürgerliche Klasse, in heillose Verwirrung und haltlose Auflösung zu stürzen? Wild entschlossen, dem Demiurgen des ihr zum Wohle geschaffenen und ausgebauten ökonomischen Systems zu Hilfe zu eilen und seine Stellung und Funktion mit allen ihr zu Gebote stehenden politischen Zähnen und militärischen Klauen gegen die An- und Übergriffe der anderen Klasse zu verteidigen, muss die bürgerliche Klasse nicht nur erfahren, dass der Demiurg selbst das Interesse an seinem Werk verliert und sich aus ihm frustriert zurückzieht, sondern muss sie darüber hinaus und mehr noch erkennen, dass die Ursache für sein Desinteresse und seinen Rückzug ihr eigenes Versäumnis und Versagen, nämlich die Tatsache ist, dass sie die als Wertrealisierung nach Maßgabe des kommerziellen Distributionsmodus bestimmte Dienstleistung, die er, ihr Faktotum, in latent-funktionaler Verkehrung des zwischen ihr und ihm behaupteten manifest-sozialen Macht- und Abhängigkeitsverhältnisses ihr abverlangt, nachgerade nicht mehr zu erbringen versteht oder vielmehr vermag.

Wie sollte es der bürgerlichen Klasse wohl möglich sein, einen ökonomischen Status quo politisch festzuhalten und militärisch zu behaupten, den dessen eigener Schöpfer und Betreiber preisgibt und für unhaltbar beziehungsweise passé erklärt? Wie könnte sie wohl hoffen, dem als industrielles Subjekt firmierenden Kapital, ihrem Faktotum, mit Erfolg empirisch zur Hand zu gehen beziehungsweise praktisch unter die Arme zu greifen, um ihm sein ihr dienliches ökonomisches System zu erhalten, da sich doch eben dies ihr Faktotum systematisch entschlossen beziehungsweise faktisch disponiert zeigt, von seinem ökonomischen System, an dem nicht zuletzt sie selber durch ihr Versäumnis, die ihr übertragene ökonomische Funktion zu erfüllen, ihm die Lust verleidet oder, besser gesagt, das Interesse verschlagen hat, die Hand abzuziehen beziehungsweise es seinen Armen entgleiten zu lassen?

Von daher gesehen, mag Marx' Zuversicht durchaus gegründet erscheinen, dass aller politische Widerstand und alle polizeilich-militärische Gegenwehr der bürgerlichen Klasse zwecklos bleiben müsse und nicht werde verhindern können, dass der ökonomische Strohmann und Popanz der bürgerlichen Klasse, das als industrielles Subjekt firmierende Kapital, im eitlen Bemühen, sich als wahres Subjekt und wirklicher Urheber des in seinem Namen beziehungsweise unter seiner Ägide entstandenen und entfalteten industriellen Wertschöpfungssystems zu beweisen und zu bewähren, letzteres in eine als universale Wertrealisierungskrise unentrinnbare Sackgasse hineintreibt, die in dialektischer Wendung ebenso gewiss, wie sie das Kapital alles Interesse an seinem Geschöpf, dem industriellen Produktionssystem, verlieren und sich aus ihm zurückziehen lässt, letzteres freisetzt und ins Offene der unvermittelten Wirklichkeit und offenbaren Sinnhaftigkeit entlässt, die es für die in ihm sich aufhaltende und mit ihm umgehende lohnarbeitende Klasse ja bereits und seit jeher – nur eben im kapitalmächtig die Unvermitteltheit zur unüberbrückbaren Differenz und das Offenbare zur unerreichbaren Transzendenz verhexenden Modus existenzieller Entfremdung – hat.

So gegründet die Marxsche Zuversicht aber auch erscheinen mag, sie versäumt es, die dritte, neben den beiden Klassen der bürgerlichen Gesellschaft perennierende gesellschaftliche Macht in ihr optimistisches Kalkül zu ziehen, hat ihre Rechnung ohne die Staatsmacht, die anfangs als absolutistische Souveränin figurierende, dann als republikanische Repräsentantin beziehungsweise konstitutionelle Monarchie firmierende und schließlich als demokratische Prokuristin operierende gesellschaftliche Herrschaft gemacht. Nicht, dass Marx diesen über den ökonomischen Klassen thronenden und sie sei's dekretorisch dirigierenden, sei's parlamentarisch kontrollierenden, sei's prokuristisch regulierenden politischen Akteur überhaupt nicht berücksichtigte und als Instanz, die gleichermaßen auf das gesetzliche Legitimationspatent und das polizeiliche Gewaltmonopol Anspruch erheben kann, nicht auch ernst nähme! Nur nimmt er die Staatsmacht ausschließlich als Kreatur und Faktotum der bürgerlichen Klasse wahr, ordnet sie letzterer uneingeschränkt als eine von ihr gestellte und ausgehaltene Institution, einen von ihr etablierten und programmierten Apparat zu.

Dabei ist diese Wahrnehmung und Zuordnung der Staatsmacht durchaus nicht abwegig und, generell gesehen, alles andere als unwahr! Wie gezeigt, ist ja der Übergang von der feudalen Herrschaft zum zentralen Staat, der Aufstieg einzelner, durch die ökonomischen Verhältnisse begünstigter Fürsten von als primi inter pares figurierenden politischen Häuptlingen zu einer als selbstherrliche Despotie etablierten Souveränität, wesentlich und primär der finanziellen Unterstützung und dem sozialen Beistand der bürgerlichen Klasse, genauer gesagt, jener patrizisch verfassten handelsstädtischen Kommunen des ausgehenden Mittelalters geschuldet, deren ökonomische Substanz das kraft der spezifischen Entstehungsprinzipien und Entwicklungsbedingungen, die der zum Markt sich entfaltende kommerzielle Austausch in den in der Konsequenz des Zusammenbruchs des Römischen Reiches aufgelassenen und sich im Zeichen der christlichen Religion territorialherrschaftlich reorganisierenden Regionen des europäischen Kontinents vorfindet, kontinuierlich amassierte Handelskapital ist.

In dem Maße, wie es den Funktionären und Repräsentanten dieser kommerziellen Substanz im Wechselspiel, um nicht zu sagen, im konspirativen Verein mit der politischen Herrschaft, will heißen, aufgrund ihrer politischen Begünstigung und Förderung durch den im Gegenzug bei seinem Aufstieg zum absolutistischen Souverän von ihnen finanziell unterstützten und sozial reaffirmierten feudalen Fürsten gelingt, diese ihre kommerzielle Substanz auf die oben explizierte Art und Weise dem Reproduktionsprozess der Gesellschaft als industrielles Subjekt zu supponieren, sie als Kapital sans phrase, als Urheberin und maßgebliche Organisatorin eines als industrieller Wertschöpfungsprozess gesellschaftlichen Arbeitszusammenhangs auf Lohnarbeitsbasis zur Geltung zu bringen, avanciert sie, die als industrielles Subjekt installierte kommerzielle Substanz, zum ökonomischen Fundament wie einerseits der aus ihren Funktionären und Repräsentanten und deren beruflichen Helfershelfern beziehungsweise freiberuflichen Zuträgern, ihren als bürgerliche Klasse sich formierenden aktiven Betreibern und konsumtiven Nutznießern, so andererseits der zum Lohn für den politisch-militärischen Sukkurs, den sie letzteren leistet, zu absolutistischer Souveränität, zentralistischer Staatsmächtigkeit erhöhten feudalfürstlichen Herrschaft mitsamt ihrem kraft ihrer zentralstaatlichen Erhöhung zum höfisch-zeremoniellen beziehungsweise bürokratisch-offiziellen Gefolge entmachteten ständisch-aristokratischen und kultisch-klerikalen Anhang.

Diese gemeinsame ökonomische Basis, das als industrielles Subjekt firmierende Kapital, in Rechnung gestellt oder jedenfalls in Rücksicht genommen, sitzt also die politische Herrschaft ab ovo ihrer Erhöhung zu zentralstaatlicher Souveränität, mag sie auch noch so absolutistisch über der bürgerlichen Klasse zu thronen scheinen, mit letzterer in einem Boot und findet ihr eigenes Bestehen und Wohlergehen auf Gedeih und Verderb an deren auf die Erträge und Leistungen des industriellen Subjekts gegründeten Erwerb und Wohlstand geknüpft. Als an den Gewinnen, die die bürgerliche Klasse aus der mittels industriellen Subjekts als kapitales Geschäft und zentrales Unternehmen der bürgerlichen Gesellschaft durchgesetzten Ausbeutung gesellschaftlicher Arbeitskraft zieht, in Form von staatlichen Steuern und öffentlichen Abgaben partizipierender und für seinen Etat, für die Finanzierung seiner Einrichtungen und die Alimentierung seines Personals auf diese Steuern und Abgaben, diese fiskalischen Kontributionen und bürokratischen Requisitionen angewiesener Apparat setzt die absolutistische Staatsmacht naturgemäß alles daran, jenem kapitalen Geschäft der bürgerlichen Klasse Hilfestellung und Vorschub zu leisten und ihm durch die Wegräumung konstitutionell-politischer Hemmnisse und die Brechung korporativ-sozialer Widerstände wie etwa die Aufhebung realiter einschränkender ständischer Privilegien und aristokratischer Prärogative oder die Beseitigung personaliter hinderlicher Handels- und Gewerbeschranken neue Tätigkeitsfelder zu eröffnen beziehungsweise Entfaltungsräume zu erschließen.

Insofern erweist sich die Staatsmacht in der Tat als die treusorgende Kreatur und dienstfertige Erfüllungsgehilfin der bürgerlichen Klasse, als die Marx sie gewahrt. Und daran ändert sich auch nichts, wenn sie, der Entwicklung des industriekapitalistischen Produktionssystems gehorchend, ihre absolutistische Selbstherrlichkeit ablegt und sich als indigene republikanische Repräsentantin der bürgerlichen Gesellschaft beziehungsweise als konstitutionell monarchische, will heißen, autogen gesetzte Verkörperung ihrer durch keine Klassenspaltung in Frage zu stellenden Einheit etabliert! Im Gegenteil, die kreatürliche Abhängigkeit und existenzielle Dienstbarkeit, in der die bürgerliche Klasse die Staatsmacht verhält, verstärkt sich sogar noch in dem Maße, wie letztere im Zuge dieser ihrer der industriekapitalistischen Entwicklung geschuldeten Transformation aus einer als dea ex machina zur bürgerlichen Gesellschaft sich herablassenden und für sie sich entscheidenden absolutistischen Souveränin in eine als Epiphanie des Apparats von der bürgerlichen Gesellschaft erwählte und eingesetzte republikanische beziehungsweise konstitutionell-monarchische Gouverneurin, kurz, ihrer Überführung aus einer Herrschaft von Gottes in eine Macht von Volkes Gnaden, ihre überkommene territorialherrschaftliche Verankerung und agrarwirtschaftliche Fundierung, ihre Verfügung über Fronarbeit beziehungsweise Grundrente, und das Moment von ökonomischer Eigenständigkeit, das sie sich dadurch bewahrt, immer weiter einbüßt und sich für die Bestreitung ihres eigenen Unterhalts beziehungsweise die Finanzierung des von ihr repräsentierten Staatsapparats immer stärker auf eben jene von der bürgerlichen Klasse erhobenen Steuern und Abgaben, eben jene ihr von letzterer geleisteten fiskalischen Zahlungen und entrichteten bürokratischen Gebühren angewiesen findet.

Aber so sehr Marx auch richtig liegen mag, wenn er den egal ob als absolutistische Instanz, als republikanisches Organ oder als konstitutionell-monarchisches Konstrukt über die bürgerliche Gesellschaft gesetzten Staat allemal als dienstbaren Geist beziehungsweise botmäßige Kreatur der bürgerlichen Klasse gewahrt und ihn, den er mit letzterer in einem Boot sitzen sieht, folgerichtig auch, was den politischen Kampf um das ökonomische Erbe, den Kampf der sozialen Klassen um das vom Kapital in der Konsequenz einer produktivitätsbedingt finalen Wertrealisierungskrise aufgelassene industrielle Produktionssystem betrifft, mit ihr in einen Topf wirft – was Marx dabei übersieht beziehungsweise zu berücksichtigen versäumt, ist das Moment von institutioneller Eigenständigkeit und funktioneller Eigenmächtigkeit das in einer Art Herr-Knecht-Dialektik dem Staat aus dieser seiner Kreatürlichkeit und Dienstbarkeit erwächst. Eben weil er nämlich gleichermaßen der bürgerlichen Klasse funktionell hörig und von ihr institutionell abhängig ist, weil er in seiner Existenz und Performanz ebenso sehr auf sie finanziell angewiesen ist wie von ihr dispositionell bestimmt wird, findet er sich immer wieder und in der Tat zunehmend genötigt, seine Rolle als weisungsgebunden dienstbarer Geist der bürgerlichen Klasse im Sinne eines maßgebenden Tutors alias rechtleitenden spiritus rector wahrzunehmen und der bürgerlichen Klasse, seiner Herrin, in der Weise zu Willen zu sein, dass er diesen ihren Willen interpretiert und als nach seinem eigenen besseren Wissen und weitsichtigeren Ermessen wohlverstandenen Imperativ implementiert.

Was den Staat in der Hauptsache dazu nötigt, seine Rolle als politischer Helfershelfer der bürgerlichen Klasse, als für sie institutionelle Hindernisse aus dem Weg räumender beziehungsweise ihr auf ihrer Bahn sozialen Begleitschutz gewährender guter Geist in der, wie man will, zugespitzten oder erweiterten Funktion eines wirtschaftspolitischen Vorkämpfers der bürgerlichen Klasse, eines ihr perspektivisch die Richtung beziehungsweise strategisch den Weg weisenden spiritus rector wahrzunehmen und auszuüben, sind die gravierenden Kontinuitätsprobleme oder vielmehr Entwicklungskrisen, in die sich die zur Selbsttätigkeit dynamisierte ökonomische Substanz der bürgerlichen Klasse, das von der Sachwalterin alias Geschäftsführerin der letzteren, der Bourgeoisie, installierte industrielle Subjekt, kurz, das auf Lohnarbeitsbasis seine Akkumulation betreibende Kapital, immer wieder und zunehmend verstrickt.

Grund für diese wiederkehrenden und sich verschärfenden Probleme und Krisen ist der konstitutionelle Widerspruch, mit dem das Kapital sich durch sein Lebensprinzip, die industrielle Akkumulation, heimgesucht findet. Wie produktiver Quell- und Springpunkt der industriellen Akkumulation die Ausbeutung von Lohnarbeitskraft ist, so ist ihr operativer Dreh- und Angelpunkt jener beschriebene Modus kommerzieller Distribution, der da macht, dass der als Mehrwert bestimmte Teil des in sächlicher Form geschöpften Werts, der aufgrund der kraft Lohnverhältnisses praktizierten Ausbeutung der Arbeitskraft dieser entzogen wird und dem Kapital als sein Anteil zufällt, als quasi sein Lohn verbleibt, mittels Marktmechanismus gesellschaftlichen Schichten beziehungsweise Gruppen zugewendet wird, die über als Münze des Marktes fungierendes allgemeines Äquivalent verfügen, das ihnen nicht als Lohn für geleistete Wertschöpfungsarbeit zuteil geworden ist, sondern das sie aus anderen Quellen als der Entlohnung für die Mitwirkung an dem vom Kapital betriebenen Wertschöpfungssystem wie etwa aus privatem Eigentum, familiärem Vermögen, regalen und klerikalen Pfründen und Renten, kolonialem Raub und Kriegsbeute, staatlichen Gehältern und professionellen Honoraren und, nicht zu vergessen, kapitalen Beteiligungen mit- und aufbringen.

Indem diese Schichten und Gruppen das allgemeine Äquivalent aus anderen Quellen, über das sie verfügen, zu Markte tragen, um zwecks Befriedigung ihrer konsumtiven Bedürfnisse die Produkte zu kaufen, die den dem Kapital als Mehrwert zufallenden Anteil am geschöpften Wert verkörpern, überführen sie jenen aus der sächlichen Gestalt in geldliche Form und dienen ihn damit in der Bestimmung zu realisieren, in der ihn der kapitale Akkumulationsimperativ setzt, in der Bestimmung nämlich eines Mehr an Kapital, das zu dem bereits vorhandenen, in den Händen seiner Funktionäre und Repräsentanten versammelten Kapital hinzukommt und ihm, dem als industrielles Subjekt firmierenden Kapital, erlaubt, sein ihm als Haupt- und Staatsaktion wesentliches Geschäft, die auf die Erzielung von möglichst viel Mehrwert gerichtete Wertschöpfung, weiterhin und in quantitativ beziehungsweise qualitativ erweitertem Maßstab, mit noch mehr personaler Arbeits- beziehungsweise realer Leistungskraft, zu betreiben.

So sehr freilich der in der Ausbeutungspraxis kapitaler Lohnarbeit implizierte kommerzielle Distributionsmodus als operativer Dreh- und Angelpunkt der Akkumulation, mithin als Mechanismus zur geldlichen Realisierung des durch das industrielle Wertschöpfungssystem, den produktiven Quell- und Springpunkt der Akkumulation, in sächlicher Gestalt geschöpften Mehrwerts, eine zureichende Bedingung für den weiteren Auf- und Ausbau, die fortlaufende quantitativ-personale Ausweitung beziehungsweise qualitativ-reale Ausrüstung eben jenes der Kapitalakkumulation dienenden industriellen Wertschöpfungssystems ist, so sehr also dessen Expansion und Artikulation ein wesentlich ihm, dem kommerziellen Distributionsmodus, geschuldetes Werk und Resultat darstellt, so sehr tendiert doch aber – und darin besteht das als konstitutioneller Widerspruch offenbare Dilemma kapitalistischer Akkumulation! – eben dies Werk und Resultat dazu, seine zureichende Bedingung, ihn, den kommerziellen Distributionsmodus, in die Enge zu treiben und zu überfordern, ihn in der Tat aus einer zureichenden Bedingung in eine schwerwiegende Beschränkung des industriellen Wachstumsprozesses, aus einem vitalen Konstitutiv in ein fatales Restriktiv der Kapitalakkumulation mutieren zu lassen.

Was das durch den kommerziellen Distributionsmodus, den Marktmechanismus, bedingte Wachstum des industriellen Wertschöpfungssystems, also dessen quantitative Ausweitung und qualitative Aufrüstung ja nolens volens zur Folge hat, ist ein entsprechendes Wachstum wenn nicht auf jeden Fall des in sächlicher Gestalt verkörperten kapitalen Mehrwerts, so unter allen Umständen doch der den kapitalen Mehrwert verkörpernden materialen Güter und Dienstleistungen, die nun wiederum nach Maßgabe des kommerziellen Distributionsmodus zwecks Realisierung ihres Werts an die geeigneten, weil über allgemeines Äquivalent verfügenden Schichten und Gruppen gebracht werden müssen. Die aber sind, gemäß der jeweils gegebenen historisch-empirischen Beschaffenheit und Zusammensetzung der Gesellschaft nach Zahl und Zahlungsfähigkeit beziehungsweise Zahlungsbereitschaft begrenzt, und entsprechend begrenzt ist denn auch ihre Kapazität beziehungsweise Disposition, der ihr vom Kapital zugewiesenen Wertrealisierungsfunktion nachzukommen beziehungsweise gerecht zu werden, weshalb das durch den kommerziellen Distributionsmodus ermöglichte kapitale Wachstum zwangsläufig früher oder später eben diesen kapitalen Distributionsmodus überfordern und in seiner Wirksamkeit beziehungsweise Funktionsfähigkeit in Frage stellen, ihn an den Punkt führen muss, wo jene von ihm am kapitalistischen Produktionssystem nur konsumtiv, nicht auch produktiv beteiligten Schichten und Gruppen nicht mehr ausreichen, die ihnen qua Konsum zugewiesene ökonomische Aufgabe zu erfüllen und nämlich die für den kapitalen Akkumulationsprozess unabdingbare Mehrwertrealisierung, die unverzichtbare Bedingung für das Leben des Kapitals, seine unablässig erweiterte Reproduktion, zu gewährleisten.

Um der wiederkehrenden Mehrwertrealisierungsprobleme, in den der für seine Akkumulationspraxis grundlegende kommerzielle Distributionsmodus das industrielle Kapital verstrickt, Herr zu werden, bleiben nur die beiden Optionen entweder einer Zügelung der Produktionsleistung oder einer Steigerung der Konsumkraft. Da das Kapital selbst weder des einen noch des anderen mächtig ist, bietet sich der Staat aufgrund seiner sozialpolitischen Verfügungsgewalt und seiner machtstrategischen Entscheidungskompetenz als Nothelfer an. Selber vom akkumulativen Wertschöpfungsprozess profitierend und deshalb an dessen Zügelung nicht interessiert, macht der Staat es zu seiner Sache, im binnenwirtschaftlichen Raum und in der außenwirtschaftlichen Sphäre weitere Konsumkraft zu generieren beziehungsweise neue Märkte zu erschließen.

So also verstrickt sich das Kapital in den konstitutionellen Widerspruch, dass es den kommerziellen Distributionsmodus, der allein ihm sein Wachstum und Gedeihen ermöglicht und sichert, durch eben dies Wachstum und Gedeihen immer wieder überfordert und dabei um seine Funktionalität und Effektivität zu bringen droht. Diesen Widerspruch aus eigener Kraft und Kompetenz zu lösen aber zeigt das Kapital selbst sich außerstande. Eine Lösung des Widerspruchs würde von ihm verlangen, dass es entweder sich in seinem Verwertungsdrang zurücknähme, das akkumulationsprinzipielle Wachstum seines industriellen Produktionssystems einschränkte, oder aber für eine Erweiterung und Vergrößerung jener mit der Mehrwertrealisierung betrauten gesellschaftlichen Schichten und Gruppen beziehungsweise für eine Anhebung und Verstärkung der ihnen eigenen Konsumkraft sorgte. Nur so oder so, durch freiwillige Beschränkung des eigenen Wachstums oder durch tatkräftige Ausweitung des gesellschaftlichen Konsums, könnte das Kapital der ansonsten unabwendbaren Konsequenz entrinnen, dass eben der kommerzielle Distributionsmodus, der als operativer Dreh- und Angelpunkt der Akkumulation maßgebend ist für den kontinuierlichen Auf- und Ausbau des industriellen Produktionssystems, sich am Ende als der diskrete Riegel erweist, den der Markt diesem kontinuierlichen Auf- und Ausbau unverhofft vorschiebt, als die Klippe, an der das zum titanischen Ozeanriesen aufgetakelte industrielle Produktionssystem hoffnungslos scheitert.

Was indes die erstere Option für die Lösung des qua kommerzieller Distributionsmodus dem industriekapitalistischen Produktionssystem in die Wiege gelegten konstitutionellen Widerspruchs betrifft, so fehlt dem Kapital zu ihrer Wahrnehmung schlicht und einfach die Kraft. Sein Lebensprinzip, seine ganze, mit ihm deckungsgleiche Energie ist ja auf Selbstverwertung, auf die mittels Lohnarbeit erwirkte Schöpfung eines Maximums an Mehrwert gerichtet, und von dieser ihm als, wie man will, logischer Kern oder wesentlicher Trieb eingeborenen Resolution kann es nicht lassen, ohne sich in dem existenziellen Sinne und mit der fatalen Konsequenz untreu zu werden, dass es völliger motivationaler Desorientierung verfällt und überhaupt allen Lebensmut alias Schaffensdrang verliert. Dass, weil es Wert unmittelbar in sächlicher Gestalt, in Gestalt von materialen Gütern und sozialen Dienstleistungen schöpft oder vielmehr schöpfen lässt, dieser Wert, um mehr von seinesgleichen schöpfen zu können, um für seinen kapitalen Zweck, die Selbstverwertung, brauchbar zu werden, erst einmal als solcher realisiert, auf dem Markt seiner sächlichen Form entäußert und in geldliche Form überführt werden muss, erfährt das Kapital als unkalkulierbares Naturereignis, als ein schicksalhaft unausweichliches Widerfahrnis, auf das es actu seines akkumulativen Strebens beziehungsweise wertschöpferischen Lebens keine Rücksicht zu nehmen, geschweige denn, sich vorausblickend einzustellen vermag und auf das es nur existenziell reagieren, das es mit anderen Worten nur als ein Ordal hinnehmen kann, das über den Erfolg seines akkumulativen Strebens alias wertschöpferischen Lebens post festum Gericht hält, das dies Streben und Leben entweder kategorisch gutsagt oder drakonisch verwirft, diesem Streben und Leben des Kapitals entweder die Fortsetzung gestattet, wo nicht gar Vorschub leistet, oder ein Ende setzt, kurzen Prozess mit ihm macht.

Abgesehen davon aber, dass diese Haltung des Kapitals, das in seiner mehrwertschöpferischen Betriebsamkeit aufgeht, das bedingungs- und rücksichtslos seinem Streben nach Selbstverwertung lebt und das deshalb den qua soziale Realität einschränkenden Bedingungen, mit denen die kommerzielle Notwendigkeit, den geschöpften Mehrwert als solchen zu realisieren, es konfrontiert, keine vorausschauende Beachtung zu schenken, geschweige denn die Bedeutung verhaltensbestimmender Erfahrungen zu konzedieren vermag – abgesehen davon also, dass diese seine innere Disposition, diese seine eingeborene Logik alias Triebnatur das Kapital davon abhält, sich von sich aus und in eigener Regie nach der Decke des Marktes zu strecken und gegebenenfalls in seinem Akkumulationsdrang, in seinem blinden Streben nach Wachstum zurückzunehmen – abgesehen von dieser ihrer inneren Disposition also ist die Haltung des Kapitals auch gar nicht so irrational beziehungsweise wirklichkeitsfremd, wie sie auf den ersten Blick erscheinen mag, weil tatsächlich ja die Ratio, auf die das Kapital keine Rücksicht nimmt, die Wirklichkeit, die ihm fremd bleibt, nämlich jene ihm per Markt als einschränkende Bedingung entgegentretende soziale Realität, sich seinem Einfluss entzieht und als von ihm zu lenkende und zu verwaltende oder gar zu ändernde und zu gestaltende gar nicht in Betracht kommt.

Womit wir denn bei der zweiten der oben genannten beiden Optionen für die Lösung des qua kommerzieller Distributionsmodus dem industriekapitalistischen Produktionssystem in die Wiege gelegten konstitutionellen Widerspruchs wären, nämlich bei der marktdimensionalen Erweiterung und konsumkräftigen Stärkung der gesellschaftlichen Schichten und Gruppen, die für die kommerzielle Distribution des dank Wertschöpfungswachstums vermehrten Mehrprodukts in Frage kommen! So sehr einerseits dem auf die Betätigung und Entfaltung seiner Wertschöpfungskraft bornierten industriellen Kapital die Kraft abgeht, jene Betätigung und Entfaltung seiner Kraft um der Vermeidung kommerziellen Leerlaufs und distributiven Scheiterns willen zu zügeln, das Wachstum seines Wertschöpfungssystems freiwillig zu beschränken, so wenig steht es andererseits aber auch in seiner Macht, für eine Vermehrung der für die Realisierung des Mehrwerts geeigneten und gerüsteten Kunden beziehungsweise für eine Verstärkung ihrer Aufnahmekapazität, ihrer Konsumkraft zu sorgen.

Und das liegt in der Natur der Sache, da ja, was das Kapital sich von jenen Kunden erwartet, allgemeines Äquivalent ist, das anderen Quellen als dem von ihm, dem Kapital, betriebenen und beherrschten industriellen Produktionssystem entstammt, da mit anderen Worten, was jene Konsumenten ihm bringen sollen, Münze des Marktes ist, die nicht bereits einen integrierenden Bestandteil des Marktes bildet, also nicht bereits als vom Markt zum Zwecke seiner Versorgung mit mehrwertigen Wertverkörperungen in materiale Wertschöpfungsprozesse investiertes Geld zum Markt zurückkehrt. Nur mit diesem nicht bloß vom Markt ausgegebenen und zu ihm zurückkehrenden, sondern vielmehr neu in den Markt eingespeisten, seine Investitionskapazität erweiternden allgemeinen Äquivalent kann das Kapital seinem Lebensprinzip, dem Akkumulationsimperativ, Genüge leisten, kann es jenen spiraligen Zyklus einer fortwährend erweiterten Reproduktion beschreiben, demzufolge es schiere Selbstverwertung betreibt und nämlich an durch das industrielle Subjekt erwirtschafteter kommerzieller Substanz zu dem einzigen und alleinigen Zwecke zunimmt, das industrielle Subjekt zur Erwirtschaftung von noch mehr kommerzieller Substanz auszurüsten und in den Stand zu setzen.

Das allgemeine Äquivalent, dessen das Kapital zur Realisierung des kraft industrieller Lohnarbeit geschöpften Mehrwerts bedarf, kommt also naturgemäß von gesellschaftlichen Schichten und Gruppen, zu deren Mitgliedern letzteres keine reale Beiträge zu seinem Produktionssystem und die pekuniäre Entlohnung solcher Beiträge beinhaltende, kurz, arbeitsvertraglich geregelte Beziehung unterhält, die also nicht in seinen Diensten stehen, nicht für die finanziellen Mittel zu ihrem Lebensunterhalt auf Arbeitsleistungen, die sie für sein Wertschöpfungssystem erbringen, angewiesen sind und über die es deshalb, eben weil sie keine integrierenden Elemente beziehungsweise Faktoren des von ihm ins Werk gesetzten ökonomischen Systems sind, auch keine bestimmende Macht besitzt, geschweige denn dass es rekrutierende Verfügungsgewalt über sie ausübte.

Den in sächlicher Gestalt, in Form von materialen Befriedigungsmitteln und sozialen Dienstleistungen erscheinenden Mehrwert zu schaffen und bereitzustellen, den es braucht, um jenen anderen Schichten und Gruppen ein von der Mitwirkung an der gesellschaftlichen Reproduktionsarbeit entbundenes annehmliches Leben und konsumtives Wohlbefinden zu ermöglichen, dafür verleiht dem Kapital sein industrielles Produktionssystem mit der in seinem Rahmen nach Maßgabe ihrer Faktorisierung ausgebeuteten menschlichen Arbeitskraft das erforderliche Leistungsvermögen – ein Leistungsvermögen, das für das Kapital von so essenzieller Bedeutung ist, besser gesagt, mit dem es so existenziell steht und fällt, dass ihm gar nichts anderes übrig bleibt, als es unter allen Umständen unter Beweis zu stellen und zum Tragen zu bringen, es auf Gedeih und Verderb einzusetzen und auszuspielen. Aber dass jene anderen Schichten und Gruppen nun auch in hinreichender Zahl und mit ausreichender Kaufkraft vorhanden sind, um die Bedingung, an die ihre konsumtive Begünstigung geknüpft ist, erfüllen zu können und nämlich das dank quantitativ ausgeweiteter beziehungsweise qualitativ gesteigerter Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft wachsende Sortiment an materialen und sozialen Wertverkörperungen als Wert zu realisieren, in allgemeines Äquivalent, die als Kapital brauchbare Münze des Marktes, zu überführen, dafür prospektiv zu sorgen oder das gar offensiv zu bewerkstelligen, steht nicht in der Macht des ganz und gar auf die Entfaltung seines industriellen Produktionssystems fixierten Kapitals.Über sie, denen die Funktion von Mehrwertrealisierern zufällt, per definitionem ihrer Unabhängigkeit von seinem industriellen Produktionssystem keine produktionssystematisch-entscheidende Macht ausübend und deshalb auch auf sie über keinen konsumpraktisch-bestimmenden Einfluss verfügend, kann das Kapital in Person seiner Funktionäre und Repräsentanten jene gesellschaftlichen Schichten und Gruppen nicht nach Bedarf rekrutieren, kontrahieren, kommandieren oder manipulieren und ist insofern dem konstitutionellen Widerspruch hilflos ausgeliefert, in den der für sein industrielles Wachstum maßgebende kommerzielle Distributionsmodus es verstrickt, der eben das wachsende industrielle Angebot, für das er sorgt, an die Grenzen der beschränkten kommerziellen Nachfrage stoßen lässt, auf der er besteht. Um dem Kapital aus dieser ebenso verzweifelten wie selbstverschuldeten Not zu helfen, braucht es nichts Geringeres als einen deus ex machina, und den stellt von Beginn der kapitalistischen Entwicklung der Staat, der zuerst als absolutistische Herrschaft regierende und dann sei's als republikanische Führung, sei's als monarchisches Oberhaupt amtierende politische Prokurist des Gemeinwesens.

Was den Staat für seine Nothelferrolle im Blick auf die Bewältigung des das industrielle Produktionssystem heimsuchenden und den kommerziellen Distributionsmodus des Kapitals als in perfekter Ambivalenz ebenso sehr Wachstumshemmung wie Wachstumsbedingung erweisenden konstitutionellen Widerspruchs qualifiziert, sind die sozialpolitische Verfügungsgewalt und die machtstrategische Entscheidungskompetenz, die ihm seine das Gemeinwesen betreffende und umfassende Prokura verleihen und die er, wie gegenüber den Mitgliedern der bürgerlichen Gesellschaft insgesamt, so auch und natürlich gegenüber jenen gesellschaftlichen Schichten und Gruppen geltend machen und nutzen kann, über deren historisch gegebenes personales Volumen das Kapital, wie gesagt, ebenso wenig entscheidende Macht hat wie es auf ihre empirisch vorhandene Kaufkraft bestimmenden Einfluss zu nehmen vermag und die es doch aber, weil sie in Erfüllung der ihnen zugewiesenen Mehrwertrealisierungsaufgabe für das Wachstum seines industriellen Produktionssystems sorgen, in entsprechend wachsendem Umfang beziehungsweise mit entsprechend zunehmender Kaufkraft benötigt, wenn anders sie der ihnen zugewiesenen Mehrwertrealisierungsaufgabe auch weiterhin gewachsen und mithin imstande bleiben sollen, ihm, dem Kapital, seine fortgesetzte Akkumulation und den im perfekten Zirkel nicht weniger ihr entspringenden als sie bedingenden und so ad infinitum fortgetriebenen quantitativen Auf- und qualitativen Ausbau seines Produktionssystems zu gewährleisten.

Dabei sind mit den dem Staat attestierten beiden Eigenschaften der auf die rechtliche Ordnung der inneren Verhältnisse des Gemeinwesens gerichteten sozialpolitischen Verfügungsgewalt und der auf die tätliche Gestaltung seiner äußeren Beziehungen zielenden machtstrategischen Entscheidungskompetenz die beiden Haupthebel, an denen die staatliche Nothelferrolle ansetzen und kraft deren sie wirksam werden kann, bereits genannt. Zum einen kann der Staat im volkswirtschaftlichen Bereich des eigenen Gemeinwesens durch gesetzliche Maßnahmen, durch steuer- und finanzpolitische Eingriffe, durch Haushalts- und Geldpolitik, durch Zollschranken und andere protektionistische Vorkehrungen auf eine Erweiterung und Vergrößerung der für die Mehrwertrealisierung fähigen und bereiten Schichten und Gruppen beziehungsweise eine Stärkung und Steigerung ihrer Konsumkraft hinwirken. Und zum anderen kann er durch infrastrukturelle Maßnahmen wie die Anlage von Straßen, Wasserstraßen und den Aufbau einer Flotte, durch eine auf den Export abgestellte finanzielle Wirtschaftsförderung, durch handelspolitische Vereinbarungen und Verträge mit den Nachbarstaaten oder auch entfernteren staatlich organisierten und nichtstaatlich bevölkerten Weltregionen, durch im Interesse des heimischen Handels auf die Nachbarstaaten und anderen Weltgegenden ausgeübten diplomatischen Druck oder einschüchterungspolitischen Zwang und schließlich gar durch direkte militärische, auf die Unterwerfung und Okkupation fremder Territorien abgestellte Unternehmungen und bürokratische, auf die Lenkung und Kontrolle ihrer jeweiligen Bevölkerungen kalkulierte Einrichtungen darauf hinwirken, dass dem heimischen industriellen Produktionssystem weitere Märkte erschlossen und neue Absatzchancen eröffnet werden, dass es für die Realisierung des Werts seines wachsenden Güter- und Dienstleistungsangebots auf eine entsprechend wachsende Kaufkraft zugreifen kann.

Die Erweiterung und konsumtive Kräftigung der für die Wertrealisierung zuständigen Schichten und Gruppen im Geltungsbereich der eigenen Volkswirtschaft und die Erschließung und Rekrutierung neuer Märkte und Konsumentenkreise außerhalb des eigenen Territoriums und letztlich überall dort, wo sein politischer Einfluss beziehungsweise seine militärische Macht hinreichen – das ist es, wozu der Staat durch die sozialpolitische Verfügungsgewalt und die machtstrategische Entscheidungskompetenz befähigt und qualifiziert ist, die ihm die bürgerliche Gesellschaft in Person der sie begründenden und bestimmenden bürgerlichen Klasse in ihren Anfängen notgedrungen einräumt und überlässt und später dann wenn nicht aus freien Stücken, so jedenfalls doch aus wohldurchdachtem Kalkül zuweist und überträgt. Und zu dieser Kapazitierung und Rekrutierung von für die Aufgabe der Mehrwertrealisierung geeigneten weiteren Käufern und vermehrter Kaufkraft drinnen und draußen ist die egal ob der bürgerlichen Gesellschaft als historische Stiftungsfigur, als souveräner deus ex machina, aufgesetzte oder von der bürgerlichen Gesellschaft, die selber zum Souverän avanciert ist, als systematischer Ordnungsfaktor, als Majordomus eingesetzte staatliche Herrschaft nicht nur fähig und qualifiziert, sondern durchaus auch willens und disponiert.

Schließlich dient ja die Erweiterung der für die Einlösung des Mehrwerts tauglichen gesellschaftlichen Schichten und Gruppen beziehungsweise die Verstärkung ihrer Kaufkraft dem Zweck, das industriekapitalistische Produktionssystem vor dem konstitutionellen Widerspruch zu retten, in den sein dem kommerziellen Distributionsmodus geschuldetes Wachstum einerseits und andererseits die eben diesem seinem Wachstum geschuldete Konversion des kommerziellen Distributionsmodus aus einer zureichenden Bedingung in eine einschneidende Hemmung des Wachstums es verstricken, und dient mit anderen Worten jene Erweiterung des Konsumentenkreises beziehungsweise Stärkung seiner Kaufkraft der Absicht, die Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage, die dieses Dilemma zwischen distributionsbedingter Entfaltung der Produktion und ihr geschuldeter Überforderung der Distribution heraufbeschwört, wieder ins Lot zu bringen und so sicherzustellen, dass der mittels industriellen Produktionssystems betriebene kapitale Akkumulationsprozess weitergehen kann und das Produktionssystem selbst seine an die Akkumulation, die Profitabilität seines Betreibens, als an das A und O seines Bestehens geknüpfte Funktionsfähigkeit behält.

Und schließlich ist die als politischer deus ex machina beziehungsweise Majordomus der bürgerlichen Gesellschaft firmierende staatliche Herrschaft an der profitablen Funktionsfähigkeit des industriellen Produktionssystems existenziell interessiert, ist diese ihr ein ureigenstes Anliegen, da sie, ökonomisch gesehen, eine Kreatur des industriekapitalistischen Produktionssystems und, was ihr eigenes Bestehen und Wohlergehen betrifft, auf dessen in Form von fiskalischen Abgaben, bürokratischen Gebühren und öffentlichen Krediten ihr gemachten Zuwendungen angewiesen ist. Egal, ob als absolutistische, republikanische, konstitutionell-monarchische oder schließlich demokratische Einrichtung speist, will heißen, finanziert die staatliche Herrschaft neuzeitlicher Provenienz von Anfang an und in immer stärkerem Maße beziehungsweise immer ausschließlicher sich, ihren Etat, direkt, durch Besteuerung des industriellen Subjekts beziehungsweise seiner faktorellen Arbeitskraft, und indirekt, durch Abgaben und Darlehen der Bürgerschaft, aus den Gewinnen, die das industrielle Produktionssystem aus der kapitalisierten gesellschaftlichen Arbeit extrahiert, und ist insofern an dessen Funktionsfähigkeit und Profitabilität nicht weniger existenziell interessiert als das von der Bourgeoisie als industrielles Subjekt installierte und dabei zum Zauberbesen entfesselte, weil mittels seines Produktionssystems ebenso beharrlich wie vergeblich dem Erweis seines wahren Subjektseins und wirklichen Wertschöpfertums hinterherjagende Kapital selbst.

Dieses von aller öffentlichen Verantwortung, allem gemeinwohldienlichen common sense weit entfernte quasi persönliche Anliegen oder vielmehr existenzielle Interesse, das der Staat mit der qua industrielles Subjekt von der kommerziellen Substanz Kapital betriebenen Mehrwertschöpfung verknüpft, erklärt im Übrigen auch, warum er sich einzig und allein auf die letztere der oben genannten, zur Bewältigung des konstitutionellen Widerspruchs, in den das Kapital sein kommerzieller Distributionsmodus verstrickt, tauglichen Optionen konzentriert, während er die erstere Lösungsmöglichkeit offenbar gar nicht erst in Betracht zieht, und warum er sich also zwar mit aller ihm zur Verfügung stehenden Tatkraft um die Ausweitung des gesellschaftlichen Konsums bemüht, wohingegen die Beschränkung des wirtschaftlichen Wachstums als alternatives Mittel, der durch das Wachstum heraufbeschworenen krisenträchtigen Überfüllung und Überforderung des durch den kommerziellen Distributionsmodus korsettierten Marktes entgegenzuwirken, ihm schlechterdings nicht in den Sinn kommt.

Immerhin böte ihre sozialpolitische Verfügungsgewalt der staatlichen Herrschaft dazu die Handhabe: Der Staat könnte, egal ob auf absolutistisch-dekretorischem, republikanisch-parlamentarischem, monarchisch-regulatorischem, demokratisch-legislatorischem oder notfalls tribunizisch- diktatorischem Wege, in das ökonomische Räderwerk, das industrielle Produktionssystem, eingreifen und durch eine Reihe von Maßnahmen wie etwa die Besteuerung kapitaler Gewinne, die Beschränkung unternehmerischer Initiative oder arbeitsrechtliche und lohntarifliche Festsetzungen auf eine Verlangsamung des industriellen Wachstumsprozesses beziehungsweise eine Anpassung der Wertschöpfung an die gesellschaftlich gegebene Wertrealisierungskapazität hinwirken. Aber weil er wesentlicher Nutznießer des industriellen Wachstums ist und in der Tat sein eigener alimentärer Unterhalt und finanzieller Bestand mit dem industriellen Wertschöpfungsprozess steht und fällt, würde er sich mit all diesen Maßnahmen letztlich ins eigene Fleisch schneiden, würde er dem kapitalen Ochsen, der da auch und nicht zuletzt ihm zum Wohle drischet, das Maul verbinden – und das liegt ihm, der sein ökonomisches Wohlergehen nicht weniger als seine politische Geltung untrennbar mit dem Erfolg des die bürgerliche Gesellschaft fundierenden Kapitalisierungsprozesses verknüpft findet, denkbar fern.

Und so erklärt es sich denn, dass neben der ihm primär zufallenden und seinen eigenen absolutistischen Aufstieg begründenden Aufgabe einer Zerschlagung der feudalherrschaftlich-föderalistischen Ordnung und deren Ersetzung durch eine offizialdienstlich-zentralistische Verwaltung, um der als industrielles Subjekt sich installierenden Substanz der bürgerlichen Gesellschaft, dem als originelle Kraft sich inszenierenden kommerziellen Vermögen, dem sich als Handlungsmacht sui generis gerierenden Handelskapital, den für seine Durchsetzung und Entfaltung nötigen gesellschaftlichen Freiraum und gesetzlichen Rückhalt zu verschaffen – dass also neben dieser ihm primär zufallenden Aufgabe der dem feudalen Reich entspringende zentrale Staat fast von Anfang an die weitere Funktion übernimmt, dem industriellen Wertschöpfungssystem, das dank der causa efficiens einer als Kapitalfaktor vereinnahmten Arbeitskraft und der causa sufficiens eines kommerziellen Distributionsmodus auf Basis allgemeinen Äquivalents ebenso zielstrebig wie unaufhörlich wächst, die für sein ungestörtes Wachstum nötige Wertrealisierungskapazität alias Kaufkraft zu verschaffen, also dafür zu sorgen, dass sich im Rahmen der landeseigenen Volkswirtschaft beziehungsweise im Raum der Volkswirtschaften anderer Länder genügend nicht vom industriellen Wertschöpfungssystem abhängige Konsumenten mit ausreichender Konsumkraft finden, um die für das Wachstum des Systems maßgebende Realisierung des in Gestalt materialer Güter und sozialer Dienstleistungen vom System geschöpften Mehrwerts, seine Überführung in als Kapital brauchbares allgemeines Äquivalent, die Münze des Marktes, zu sichern.

Die wesentlichen Methoden, mittels deren der Staat dieser ihm von der bürgerlichen Gesellschaft zugewiesenen und im schieren Eigeninteresse von ihm übernommenen Funktion einer als ständige Aufgabe erscheinenden Anpassung der Gegebenheiten der kommerziellen Distribution an die wachsenden Anforderungen der industriellen Produktion nachkommt, sind die merkantil-kolonialistische, die merkantilistisch-etatistische und die militant-imperialistische Strategie, die im Verlaufe zweier Jahrhunderte die sich industrialisierenden europäischen Nationen entwickeln, wobei die erste Strategie vorzugsweise vom britischen Inselreich praktiziert wird, wohingegen für die zweite Strategie paradigmatisch das auf dem Kontinent führende Frankreich steht, bis dann zur Mitte des neunzehnten Jahrhunderts die dritte Strategie die Bedeutung eines für die industrielle Fortentwicklung unabdingbaren und deshalb von allen betroffenen Staatswesen übernommenen Patentrezepts erlangt.

Diese Methoden sind an anderer Stelle* ausführlich charakterisiert worden und sollen uns deshalb hier nicht weiter beschäftigen! Genug, dass mit ihrer Hilfe der Staat generell zum Auf- und Ausbau des industriekapitalistischen Produktionssystems und speziell zur Bewältigung des konstitutionellen Widerspruchs, in den die causa sufficiens seines Auf- und Ausbaus, der kommerzielle Distributionsmodus, das Produktionssystem verstrickt, einen wesentlichen und in der Tat entscheidenden Beitrag leistet und nicht nur dafür sorgt, dass die für die Industrialisierung verantwortliche Gruppe, die Bourgeoisie, durch den mittelständischen Anhang, den er ihr zuführt, den realen Umfang und das soziale Gewicht einer qua bürgerliche Klasse der Gesellschaft ihren Namen gebenden Hauptformation des Gemeinwesens gewinnt, sondern auch und mehr noch verantwortlich dafür ist, dass die industriekapitalistische Produktionsweise den europäischen Rahmen zu sprengen und, auf die anderen Kontinente zugreifend, die ganze Welt als für die Realisierung der industriell geschöpften Werte verfügbaren aufnahmefähigen Absatzmarkt und als für die weitere industrielle Wertschöpfung brauchbare preiswerte Rohstoffquelle zu vereinnahmen vermag.

In seiner auf die Anpassung der Marktempirie an die Produktionssystematik gerichteten Nothelferrolle stößt der Staat in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts an strukturelle Grenzen: Von den früheren Wertrealisierungskrisen, die der Staat durch die Generierung weiterer Kaufkraft und die Rekrutierung neuer Konsumenten zu meistern hat, unterscheidet sich die Krise, die Marx ante portas sieht und auf die er seine revolutionäre Hoffnung setzt, durch ihre Universalität und Totalität.

Mit maßgeblicher Förderung und in der Tat entscheidender Unterstützung der – egal, ob absolutistischen, republikanischen oder konstitutionell-monarchischen – staatlichen Herrschaft schafft es also das industriekapitalistische Produktionssystem gut zwei Jahrhunderte lang, den durch die Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft, die es betreibt, und die Entfaltung sächlicher Produktivkraft, zu der es sich in der Konsequenz solcher Ausbeutung getrieben findet, immer wieder heraufbeschworenen konstitutionellen Widerspruch zwischen mehrwertigem Angebot und für es verfügbarer Nachfrage immer wieder, wenn auch nicht ein für alle Mal zu lösen, so jedenfalls doch bis auf Weiteres zu bewältigen. Und damit aber erreicht es nun in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts jenen von Marx konstatierten oder, besser gesagt, avisierten Punkt, an dem der konstitutionelle Widerspruch des Systems die existenzielle Dringlichkeit einer universalen Absatzkrise, eines totalen Wertrealisierungsdilemmas gewinnt und an dem das Kapital, weil es nichts mehr als für seine Zwecke wertlose Wirklichkeit produziert, nichts mehr als in seinem Sinne bedeutungslosen Sinn schöpft, mit seinem eigenen System nichts mehr anzufangen weiß und deshalb, von ihm ad absurdum geführt, uno actu ihm den Laufpass gibt und sich selber aus dem Verkehr zieht.

Ihm den Laufpass gebend, tritt aber – so das Marxsche Raisonnement – das Kapital das bis dahin von ihm beherrschte Produktionssystem folgerichtig, um nicht zu sagen naturgemäß, an diejenigen ab und überlässt es denen, die, von ihm ebenso sehr als Arbeitskräfte faktorisiert wie als Lohnarbeiter rekrutiert, im System zu Hause sind und in ihm arbeiten und die, da seine Schöpfungen, solange sie Wert und Bedeutung beanspruchten, für andere als für sie bestimmt waren, diese seit jeher als für sie, ihre Produzenten, wert- und bedeutungslos wahrnahmen. Wenn sie nun das industrielle Produktionssystem übernehmen, es in eigener Regie und auf eigene Rechnung zu betreiben beginnen, dann geschieht – so der Schluss, den Marx aus seinem Raisonnement zieht – im Grunde nichts weiter, als dass eben das Merkmal, das bis dahin sie, die Schöpfer der mittels System geschöpften Wirklichkeit und Sinnhaftigkeit, von letzterer fernhielt und ausschloss, sie als deren Gebraucher und Nutznießer disqualifizierte, nämlich die Wert- und Bedeutungslosigkeit, sich jetzt, da der vom Kapital dieser Wirklichkeit imputierte Wert, die von ihm dieser Sinnhaftigkeit oktroyierte Bedeutung sich ad absurdum geführt haben und hinfällig sind und die mittels System geschöpfte Wirklichkeit und Sinnhaftigkeit als keiner Wertung bedürftige Unmittelbarkeit und aller Bedeutung entratende Sichselbstgleichheit in Erscheinung treten – dass sich also jetzt jenes ebenso restriktive wie negative Merkmal der Wert- und Bedeutungslosigkeit im Gegenteil als die ebenso positive wie objektive Eigenschaft herausstellt, die sie, die Produzenten, zum Gebrauch und Genuss der von ihnen geschöpften Wirklichkeit und Sinnhaftigkeit qualifiziert, die ihren als logischer Anspruch wohlverstandenen Rechtstitel auf das vom Kapital als wert- und bedeutungslos Fahren- und Zurückgelassene begründet.

So folgerichtig und logisch überzeugend, bezogen auf die Universalität und Totalität der durch das kapitale Wachstum in genere und durch die Produktivkraftentfaltung, zu der das Wachstumsgebot seine Zuflucht nimmt, in specie heraufbeschworenen Wertrealisierungskrise, das Marxsche Raisonnement und der aus ihm gezogene Schluss aber auch sein mögen, Marx versäumt, wie gesagt, die staatliche Herrschaft in der beschriebenen, ihr im Laufe der Entwicklung des kapitalistischen Systems zugewachsenen und zur zweiten Natur gewordenen Rolle des krisenbewältigenden Nothelfers, des dem Kapital aus dem kommerziellen Widerspruch, in den sein industrielles Wachstum es ständig verstrickt, heraushelfenden Problemlösers gebührend in Betracht zu ziehen. Ungeachtet nämlich aller empirischen Universalität, in der die das Kapital heimsuchende Absatzkrise sich nachgerade darbietet, beziehungsweise aller faktischen Totalität, die das von ihm selber heraufbeschworene Wertrealisierungsproblem nunmehr beweist, bleibt die Krise ja im logischen Prinzip die gleiche, die das Kapital im Verlauf seiner Entwicklung wiederholt heimgesucht hat, beziehungsweise lässt sich das Problem seinem systematischen Begriff nach unschwer mit jenem identifizieren, das in der Konsequenz seines Wachstums das Kapital immer neu heraufbeschworen hat.

Im logischen Prinzip oder dem systematischen Begriff nach handelt es sich nach wie vor um das als konstitutioneller Widerspruch wohlverstandene Problem eines industriellen Produktionssystems, das mittels des von ihm praktizierten kommerziellen Distributionsmodus ein systematisches Wachstum ins Werk setzt, das die gesellschaftlichen Gruppen, die nach Maßgabe des kommerziellen Distributionssystems für die Realisierung des wachsenden Mehrwerts in Frage kommen, empirisch überfordert, weswegen eben jener kommerzielle Distributionsmodus, der das Wachstum des industriellen Produktionssystems zu generieren und zu garantieren dient, vielmehr zu einer Fessel und Korsettage mutiert, die das Wachstum zu konterkarieren und zu ersticken droht. Und im logischen Prinzip oder dem systematischen Begriff nach liegt deshalb auch nach wie vor die Initiative zur, wenn schon nicht Lösung und Erledigung, so jedenfalls doch Überbrückung und Suspendierung des als konstitutioneller Widerspruch des industriekapitalistischen Produktionssystems wohlverstandenen Problems bei der staatlichen Herrschaft als bei der gesellschaftlichen Institution, der fast von Anfang der kapitalistischen Entwicklung an die Aufgabe zufällt, die empirischen Verhältnisse des Marktes an die Anforderungen des systematischen Wachstums der Produktion anzupassen, und so dafür zu sorgen, dass der kommerzielle Distributionsmodus sich aus einer fatalen Wachstumshemmung in eine funktionale Wachstumsbedingung zurückverwandelt.

Weil dem Kapital die für die Anpassung der Marktempirie an die Produktionssystematik erforderliche sozialpolitische Verfügungsgewalt und die machtstrategische Entscheidungskompetenz fehlen, bleibt der Staat, der über beides verfügt, von Anfang der kapitalistischen Entwicklung an gefordert und bleibt es ihm überlassen, diese Anpassungsleistung zu erbringen, also für die Erweiterung des Kreises beziehungsweise die Stärkung der Kaufkraft derjenigen Marktteilnehmer Sorge zu tragen, die für die Realisierung des wachstumsbedingt vermehrten Mehrwerts oder jedenfalls des Werts des wachstumsbedingt vermehrten Mehrprodukts als conditio sine qua non weiteren, den Triebgrund des industriekapitalistischen Produktionssystems bildenden Wachstums gebraucht werden. Und so gewiss es sich bei jener wie auch immer universalisierten Absatzkrise, jener wie auch immer totalisierten Wertrealisierungsstase, auf die als objektives Dilemma des Kapitals Marx seine revolutionäre Hoffnung gründet, im logischen Prinzip oder dem systematischen Begriff nach um das unverändert gleiche Anpassungsproblem handelt, so gewiss sieht sich auch jetzt, aller Verschärfung und Zuspitzung des Problems ungeachtet, der als Problemlöser vom Dienst firmierende Staat aufgefordert, initiativ zu werden und, seines Amtes waltend, eine Anpassung der empirischen Marktbedingungen an das systematische Produktionswachstum zu bewerkstelligen.

Freilich unterscheidet sich die Absatzkrise alias Wertrealisierungsstase, die Marx ante portas sieht und auf die er seine Erwartung eines revolutionären Wechsels in der Verfügung über den industriellen Produktionsapparat vom als industrielles Subjekt figurierenden Kapital zur als soziales Kollektiv firmierenden Industriearbeiterschaft gründet, bei aller prinzipiellen Vergleichbarkeit und formellen Kontinuität, die sie mit früheren Absatzkrisen und Stockungen bei der Wertrealisierung aufweist, reell, um nicht zu sagen, existenziell von diesen durch die Universalität und Totalität, in der sie nunmehr auftritt, mit anderen Worten dadurch, dass sie sich mittlerweile dank der etatistischen Bemühungen und imperialistischen Anstrengungen des Staates auf die gesammelte Konsumkraft der durch den Etatismus organisierten bürgerlichen Klasse im jeweils eigenen Land bezieht und auf sämtliche durch den Imperialismus rekrutierten Absatzmärkte der Welt erstreckt. Dieser Unterschied der jetzigen von den früheren Absatzkrisen aber ist von wesentlicher und in der Tat entscheidender Bedeutung insofern, als er den zu ihrer Bewältigung im Namen der bürgerlichen Gesellschaft aufgerufenen und nicht zuletzt im eigenen Interesse bereitstehenden Staat mit einer kriteriell neuen Situation konfrontiert und vor entsprechend ungeahnte Herausforderungen stellt.

Bis dahin besteht die Problemlösung des Staates darin, für ein dem Wachstum der industriellen Mehrwertschöpfung entsprechendes Mehr an Konsumkraft beziehungsweise Konsumenten zu sorgen und so die für weiteres Wachstum erforderliche Realisierung alias kapitale Einlösung des geschöpften Mehrwerts sicherzustellen. Das gelingt dem Staat zum einen dadurch, dass er im eigenen Land mit thesaurischen, fiskalischen und zunehmend auch geldpolitischen Instrumenten die Schaffung einer gesellschaftlichen Zwischenetage, einer mittelständischen Schicht betreibt, die der Repräsentanz oder Persona des Kapitals, der Bourgeoisie, überhaupt erst gesellschaftliche Leibhaftigkeit, ein soziales Corpus verschafft, das heißt, die für die bürgerliche Gesellschaft ebenso maß- wie namengebende bürgerliche Klasse ins Leben ruft beziehungsweise in Szene setzt. Und es gelingt dem Staat zum anderen dadurch, dass er außerhalb des eigenen Landes, in den Revieren anderer Volkswirtschaften, mit Mitteln handelspolitischer Manipulation, kolonialistischer Expansion und schließlich imperialistischer Okkupation den Zugang zu neuen Märkten erleichtert, erschließt oder erzwingt und neue Käufergruppen mobilisiert und rekrutiert, die bereit beziehungsweise gezwungen sind, an der Realisierung des von seiner Volkswirtschaft in Gestalt materialer Güter und sozialer Dienstleistungen produzierten Mehrwerts mitzuwirken.

Mit ihren innen- und außenpolitischen Möglichkeiten zur Einflussnahme, ihrem finanz-, handels- und machtpolitischen Instrumentarium gelingt es den staatlichen Herrschaften der sich industriekapitalistisch entwickelnden Gesellschaften immer wieder, wenn auch nicht immer gleich erfolgreich und manchmal mehr schlecht als recht, die empirischen Verhältnisse des Marktes, dessen konsumtive Aufnahmefähigkeit, an die systematischen Anforderungen des Industriesystems, an dessen produktives Leistungsvermögen, anzupassen und so dem Wachstum des industriellen Kapitals, den kommerziellen Krisen zum Trotz, in die eben dies Wachstum das Kapital immer wieder hineintreibt, die Effektivität und Kontinuität zu sichern.

Dieser durch die Initiativen und Hilfestellungen des Staates ebenso kontinuierlich gemachte wie seiner Effektivität versicherte kapitale Wachstumsprozess resultiert nun aber im Fortgang des neunzehnten Jahrhunderts in jener aus Kapitalsicht quasi apokalyptischen kommerziellen Situation, die Marx als wenn nicht bereits eingetreten, so jedenfalls unmittelbar bevorstehend diagnostiziert und an die er, wie gesagt, seine Erwartung eines revolutionären Wechsels in der Verfügung über den industriellen Produktionsapparat vom als industrielles Subjekt figurierenden Kapital zur als soziales Kollektiv firmierenden Industriearbeiterschaft knüpft – einer Situation, in der keines der vom Staat entwickelten Strategien zur Mobilisierung weiterer Konsumkraft beziehungsweise Rekrutierung neuer Konsumenten für den wachsenden Mehrwert mehr verfängt und in der deshalb die Absatzkrise eine Universalität annimmt, die Wertrealisierungsstase eine Totalität gewinnt, die das vom industriellen Produktionssystem Produzierte und mithin auch es selbst allen kommerziellen Wert, alle reale Bedeutung für das Kapital verlieren, demgemäß das Kapital das Interesse an seinem System einbüßen, sich von ihm abwenden und aus ihm zurückziehen lässt und so denn der Marxschen Überlegung zufolge die logische Bedingung dafür schafft beziehungsweise den systematischen Grund dafür legt, dass das wert- und bedeutungslos gewordene Geschöpf des Kapitals, das industrielle Produktionssystem, von denjenigen affirmativ angeeignet, will heißen, in eigener Regie betätigt und auf eigene Rechnung betrieben werden kann, die von ihm bislang nur in deprivativer Funktion okkupiert waren, die es mit anderen Worten pro domo des Kapitals und an seiner Statt bestücken und bearbeiten mussten – dass es mithin als eine in der Nützlichkeit für ihre Betreiber sich erschöpfende und insofern tatsächlich wertlose Wirklichkeit, eine mit der Brauchbarkeit für ihre Bearbeiter gleichsinnige und von daher definitiv bedeutungslose Sinnlichkeit Geltung zu erlangen und zu bestehen vermag.

Was die als merkantilistisch-etatistisch charakterisierten innenpolitischen Initiativen des Staates angeht, seine Bemühungen, mit thesaurischen, fiskalischen und geldpolitischen Maßnahmen neue Konsumenten und neue Kaufkraft im eigenen Land zu schaffen, die heimische bürgerliche Klasse zu erweitern und in ihrer verbraucherischen Kapazität zu stärken, so fehlen ihm hierfür nachgerade die finanziellen Mittel, die nötig wären, um einen dem industriellen Wachstum entsprechenden kommerziellen Effekt zu erzielen, und kann der Staat diesen Effekt höchstens noch um den Preis einer in haltloser Selbstverschuldung beziehungsweise unaufhaltsamer Geldentwertung resultierenden unverantwortlichen Haushaltsführung erreichen. Und selbst wenn es ihm noch gelänge, die nötigen Finanzmittel ohne solche den eigenen Haushalt beziehungsweise die ganze Volkswirtschaft zerrüttende Auswirkungen aufzutreiben, wäre damit doch wenig gewonnen, weil das Wachstum des industriell geschöpften Mehrwerts mittlerweile solche Dimensionen angenommen hat, dass die der bürgerlichen Klasse zufallende Realisierung dieses Mehrwerts, der kommerzielle Absatz der materialen Güter und sozialen Dienstleistungen, in denen der Mehrwert steckt, gar nicht mehr nur und nicht einmal mehr primär ein Problem der Kaufkraft, sondern eine Frage der Kaufbereitschaft ist, mithin daran krankt und gegebenenfalls scheitert, dass die mit materialen Gütern und sozialen Dienstleistungen bereits reichlich gesegnete und in der Tat zugeschüttete bürgerliche Klasse gar nicht mehr die Appetenz und Aufnahmefähigkeit aufbringt, die es bräuchte, um des den Mehrwert verkörpernden industriellen Güter- und Leistungsvolumens konsumtiv Herr zu werden.

Und was die als merkantil-kolonialistische und schließlich dann als offen imperialistische Unternehmungen verfolgten außenpolitischen Strategien zur Beschaffung neuer Konsumenten und weiterer Konsumkraft betrifft, so überziehen und erfassen diese in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts bereits den gesamten Globus und zeigt sich demzufolge ihr geographisches Markterschließungs- und demographisches Konsumentenrekrutierungspotenzial weitgehend ausgereizt. Auf praktisch alle Regionen der Erde sich erstreckend und in der kolonialen Welt beziehungsweise imperialen Sphäre in seiner Marktgängigkeit beschränkt auf kleine indigene Oberschichten und kolonialbourgeoise Gruppen, die auf vergleichsweise mittellosen und als Abnehmer nicht in Betracht kommenden Populationen aufruhen, stößt das durch jene kolonialistischen und imperialistischen Strategien in seinem Wachstum massiv beförderte industrielle Kapital nun an globale kommerzielle Schranken, die die beteiligten industriekapitalistischen Nationen auf dem in seinen geographischen und demographischen Grenzen abgesteckten Weltmarkt unaufhaltsam in einen auf ihre bilateralen Handelsbeziehungen zurückschlagenden Konkurrenzkampf verstricken, der, weit entfernt davon, die wachstumsbedingte Absatzkrise alias Wertrealisierungsstase aufhalten und abwenden zu können, höchstens und nur deren Verlauf beziehungsweise Vollzug modifiziert, indem er nämlich die beteiligten Volkswirtschaften in einen Preiskampf zwingt, demzufolge sie der Verstopfung nur um den Preis der Auszehrung, dem pauschalen Wertverlust nur um den Preis schleichender Entwertung entgegenzuwirken und sich auf Kosten der konkurrierenden Volkswirtschaften eine Verlängerung ihrer Lebensfrist zu ertrotzen vermögen, in dessen Konsequenz mit anderen Worten die einzelne Volkswirtschaft sich von der Absatzkrise und Wertrealisierungsstase, mit der der überfüllte Weltmarkt sie alle und insgesamt bedroht, nur auf die Weise einen Aufschub, eine vorübergehende Verschonung erwirkt, dass sie durch als Preisnachlässe wirksame Wertabschreibungen aus freien Stücken und in kleinen Dosen an sich selber den Kapitalschwund exekutiert, mit dem andernfalls der Markt sie per Zwangsvollstreckung und in Bausch und Bogen heimsucht.

Mag also der Staat, weil es sich bei der kommerziellen Krise, mit der sich das Kapital im Fortgang des neunzehnten Jahrhunderts durch das Wachstum seines industriellen Produktionssystems konfrontiert findet, um das im logischen Prinzip oder dem systematischen Begriff nach unverändert gleiche Problem wie bisher handelt, auch unverändert willens und bereit sein, zur Lösung oder jedenfalls Bewältigung des Problems nothelferisch initiativ beziehungsweise vorkämpferisch tätig zu werden, der in Gestalt der Universalisierung und Totalisierung der Krise, ihrer Ausweitung zu einem universalen Dilemma und Zuspitzung zu einer totalen Kalamität, brutalen Empirie und umwerfenden Faktizität des Problems kann er mit dem gewohnten Repertoire an innen- und außenpolitischen Maßnahmen nicht mehr beikommen, in der beispiellos neuen Situation, mit der die Universalisierung und Totalisierung der Krise ihn konfrontieren, vermag er mit seinem im Laufe zweier Jahrhunderte ausgebildeten Instrumentarium zur politischen Förderung des ökonomischen Wachstums nichts mehr auszurichten.

Zeigt sich der Staat demnach aber außerstande, in einer etatistisch hypertrophierten und ebenso sehr auf Pump finanzierten wie konsumtiv übersättigten bürgerlichen Klasse hinlänglich weitere Konsumkraft zu generieren und in einer imperialistisch erschlossenen und alle Oberschichten und kolonialen Bourgeoisien, die als Kunden in Betracht kommen, zur Verfügung stellenden Welt genügend neue Konsumenten zu rekrutieren, um den Absatzbedürfnissen des industriekapitalistischen Produktionssystems nachzukommen, seinem Bedarf an Wertrealisierung zu entsprechen, so tritt nun genau das ein, was er bisher durch die Mobilisierung weiterer Konsumkraft im Innern und die Rekrutierung neuer Konsumenten draußen hat verhindern können und worauf als auf ein unentrinnbar objektives Dilemma Marx seine revolutionäre Hoffnung gründet: Der vom Kapital im Namen des Wachstums, pro domo des Akkumulationsprozesses als Vermarktungsprinzip durchgesetzte, als conditio sine qua non des Warenaustauschs praktizierte kommerzielle Distributionsmodus, der Imperativ, dass aller durch Ausbeutung von Arbeitskraft erwirtschaftete Mehrwert in sächlicher Gestalt nur mittels nicht bereits im industriellen Produktionssystem zirkulierenden allgemeinen Äquivalents in geldliche Form überführt, als Wert realisiert werden darf, wird zur eben das Kapitalwachstum, das er gewährleisten soll, erdrückenden Zwangsjacke, zum eben den Akkumulationsprozess, dem er Leben verleihen soll, erstickenden Korsett.

Angesichts der Überforderung binnenwirtschaftlich-bürgerlicher Konsumkraft und außenwirtschaftlich-kolonialbürgerlicher Märkte bleibt dem Staat, will er sich als Nothelfer bewähren, gar nichts anderes übrig, als eine Umverteilungspolitik zu initiieren, durch die er den lohnarbeitenden Wertschöpfern einen Teil des ihnen entzogenen Mehrwerts restituiert und sie so in die Lage versetzt, sich verstärkt am Wertrealisierungsgeschäft zu beteiligen. Für die Rückerstattung von Mehrwert an seine Schöpfer rekurriert der Staat auf sozialpolitisch-aktive Zuwendungen und auf arbeitsrechtlich-passive Begünstigungen. Mit seiner Umverteilungspolitik verstößt der Staat zwar gegen die Grundsätze seines Geschäftspartners Kapital, aber er tut es in dessen wohlverstandenem Interesse.

Will der Staat, seiner im durchaus eigenen Interesse verfolgten bisherigen Nothelferfunktion getreu, das industriekapitalistische, vom Kapital geschaffene Produktionssystem als vom Kapital betriebenes, als Werk des Kapitals, erhalten, es aus der selbstzerstörerischen Sackgasse, in die sein auf unbedingtes Wachstum programmierter kommerzieller Distributionsmodus es hineinmanövriert hat, herausführen, so bleibt ihm gar nichts anderes übrig, als die erdrückende Zwangsjacke, als die sich der kommerzielle Distributionsmodus nachgerade erweist, zu sprengen, das erstickende Korsett, zu dem der qua kommerzieller Distributionsmodus funktionierende Wachstumsimperativ des Kapitals mittlerweile mutiert ist, aufzubrechen. So gewiss der Staat im Rahmen und nach Maßgabe des vom Kapital verfügten kommerziellen Distributionsmodus keine Konsumkraft mehr zu generieren und keine Konsumenten mehr zu rekrutieren vermag, die nach Größe und Menge ausreichten, um die Realisierung der vom industriellen Produktionssystem erzeugten Masse an Mehrwert weiterhin beziehungsweise erneut sicherzustellen, so gewiss muss er, wenn er das System als kapitalistisches retten will, jenen Distributionsmodus als imperativ verbindliche Direktive in Frage stellen beziehungsweise außer Kraft setzen, um sich unvoreingenommen von ihm beziehungsweise außerhalb seiner nach Potenzial und Personal umzutun, das für die Aufgabe der Wertrealisierung etwa noch in Betracht käme.

Und tatsächlich herrscht an solchem für die Wertrealisierung zu gebrauchenden und einsetzbaren Potenzial und Personal durchaus kein Mangel und findet vielmehr der Staat beides, wenn er sich erst einmal von dem den kommerziellen Distributionsmodus dekretierenden monomanen Wachstums- alias Akkumulationsimperativ des Kapitals distanziert, wo nicht gar emanzipiert hat, auch und gerade im Bereich der eigenen Volkswirtschaft in Hülle und Fülle vor. Fehlende Konsum- oder Kaufkraft ist ja mitnichten gleichbedeutend mit fehlender Konsumbereitschaft oder Kaufwilligkeit, und Mangel an Konsumenten weit entfernt von einem Mangel an Aspiranten auf die Konsumentenrolle, einem Mangel an solchen, die interessiert daran sind, Konsum zu praktizieren. Dass auch und gerade in der eigenen Volkswirtschaft an beidem, an Bewerbern für die Konsumentenrolle und an deren Konsumbereitschaft, das genaue Gegenteil von Mangel, nämlich Überfluss herrscht, dafür hat ja der eben jenem kommerziellen Distributionsmodus zugrunde liegende und das industrielle Produktionssystem betreffende Wachstumsimperativ mit seinem kategorischen Bestehen auf einer im Zuge der Wertschöpfung zu erzielenden möglichst hohen Mehrwertrate und seinem komplementären frenetischen Bemühen um die weitestmögliche Reduzierung des den Wertschöpfern, den industriellen Lohnarbeitern, in Form von Arbeitslohn zu überlassenden Wertanteils Sorge getragen. Was das Kapital im Resultat des von ihm organisierten industriellen Wertschöpfungsprozesses sich als seinen Anteil, als Mehrwert, aneignet, das muss es zwangsläufig denen wegnehmen beziehungsweise vorenthalten, die durch ihre Arbeitskraft den Wert überhaupt erst schöpfen, die in actu der Erzeugung materialer Güter und sozialer Dienstleistungen ihre Arbeit in als allgemeines Äquivalent dieser Güter und Dienstleistungen firmierenden, zwischen seinen realen Schöpfern und seinem kapitalen Urheber aufteilbaren, in Arbeitslohn und Kapitalrendite dividierbaren Wert konvertieren.

In dem Maße, wie das Kapital, um seinem Wachstums- alias Akkumulationsimperativ zu genügen, ein Maximum an Mehrwert zu erwirtschaften sucht, beschränkt beziehungsweise reduziert es nolens volens den komplementären Anteil am geschöpften Wert, der qua Arbeitslohn den von ihm als Arbeitskräfte eingesetzten Wertschöpfern zufällt, und beschränkt beziehungsweise reduziert entsprechend deren Zugang zum Markt und Beteiligung an der Realisierung der dort als materiale und soziale Wertverkörperungen versammelten Güter und Dienstleistungen. Und es sorgt so höchstselbst dafür, dass bei den von ihm als Arbeitskräfte eingesetzten Wertschöpfern jene akute Konsumbereitschaft entsteht, jene existenzielle Disposition zur Konsumentenrolle Platz greift, die sie, die Wertschöpfer, förmlich dazu prädestiniert, die Wertrealisierungskrise, die das Kapital durch seine dem Akkumulationsimperativ geschuldete Maximierungsstrategie in Sachen Mehrwertschöpfung heraufbeschworen hat und die sich mangels bürgerlicher Kaufkraft beziehungsweise ausländischer Konsumenten nicht mehr bewältigen, geschweige denn lösen lässt, wenn auch vielleicht nicht dauerhaft aus der Welt zu schaffen, so jedenfalls doch erst einmal unter Kontrolle zu bringen.

Im Raum der jeweils eigenen Volkswirtschaft also stehen dank der vom Kapital verfolgten wachstumsfixierten Mehrwertmaximierungsstrategie die dieser Strategie als Arbeitskräfte unterworfenen Wertschöpfer, die für Lohn tätigen Arbeiter und Dienstleister, en masse bereit und sind nur allzu interessiert daran, durch die Beteiligung an der Realisierung des Werts, kurz, am Konsum der vom industriellen Produktionssystem produktivkräftig hervorgebrachten Güter und Dienstleistungen den manifesten Mangel an bürgerlichen und ausländischen Wertrealisierern, in dem die von Staats wegen betriebene etatistische Stärkung bürgerlicher Konsumkraft beziehungsweise imperialistische Bereitstellung ausländischer Konsumenten resultieren, auszugleichen und wettzumachen. Was ihnen freilich, um dem Kapital in seiner Absatzkrise zu Hilfe kommen und Beistand leisten zu können, fehlt, ist eine dem Potenzial ihrer Konsumbereitschaft Aktualität verleihende Konsumkraft, eine ihrem Interesse am Konsum Wirksamkeit verleihendes Vermögen zu ihm, eine ihrem Verlangen nach der Konsumentenrolle im pekuniär buchstäblichen Sinne äquivalente Fähigkeit zu ihr.

Auf den ersten Blick scheint dies ein entscheidender, um nicht zu sagen, vernichtender Einwand gegen jede staatliche Initiative, jenes im Schoße der eigenen Volkswirtschaft schlummernde konsumtive Potenzial und Interesse zur Bewältigung der das industriekapitalistische Produktionssystem produktivitätsbedingt heimsuchenden universalen Absatzkrise und totalen Wertrealisierungsstase zu aktualisieren und nutzbar zu machen. Denn eben die Potenz, die es bräuchte, das Potenzial zu aktualisieren, eben das Vermögen, das nötig wäre, um das Interesse wirksam werden zu lassen, eben die zur Konsumbereitschaft fehlende Konsumkraft, dem Verlangen nach der Rolle abgehende Fähigkeit zu ihr – eben sie hat ja das industriekapitalistische Produktionssystem den Betreffenden mittels der Ausbeutung ihrer Arbeitskraft und der Beschneidung ihres Arbeitslohns, die es zwecks Mehrwertschöpfung und darauf fußenden eigenen Wachstums betreibt, systematisch entzogen oder vielmehr geraubt – mit dem frustrierenden Ergebnis, dass es so zwar die Bereitschaft zum Konsum und das Interesse an der Konsumentenrolle weckt und nährt, beides gleichzeitig aber auch in eine Haltung unüberbrückbar platonischer Distanz versetzt, in voyeuristischer Impotenz arretiert.

Woher also, ohne zu stehlen beziehungsweise Eskamotage zu treiben, sollen die vom Kapital vereinnahmten Wertschöpfer die ihrer Konsumbereitschaft fehlende Kraft, die ihrem Verlangen nach der Konsumentenrolle abgehende Kapazität nehmen? Woher soll diese Kraft und Kapazität ihnen, denen das Kapital mittels seiner industriellen Produktionsweise sie doch gerade systematisch entzogen und geraubt hat, kommen? Diese Kraft und Kapazität bräuchten sie, um in der universalen Absatzkrise und totalen Wertrealisierungsstase, die eben jener vom Kapital systematisch an ihnen verübte Entzug und Raub oder, genauer gesagt, der damit einhergehende Zwang, die ihnen entzogene Kraft und geraubte Fähigkeit bei anderen finden und andernorts auftun zu müssen, in letzter Konsequenz heraufbeschwört – um also in der dadurch letztlich heraufbeschworenen universalen Absatzkrise und totalen Wertrealisierungsstase als konsumtive Hilfskräfte tätig, als Entsatztruppen an der Wertrealisierungsfront wirksam werden zu können.

So provokativ und auf die Paradoxie der Lage hin pointiert die Frage auch immer gestellt sein mag, die Antwort ist – unvoreingenommen und ohne die Scheuklappen betrachtet, die der kapitale Akkumulations- und Wachstumsimperativ dem politisch-ökonomischen Denken anlegt – ebenso einfach wie klar, ebenso naheliegend wie folgerichtig. Woher oder, besser gesagt, von wem soll die der Bereitschaft fehlende Kraft, die dem Interesse abgehende Kapazität kommen, wenn nicht von der Instanz, die sie den zur Wertrealisierung bereitstehenden Wertschöpfern, den an der Konsumentenrolle interessierten Produzenten actu ihrer Wertschöpfungsarbeit alias Produktionstätigkeit produktionssystematisch entzogen beziehungsweise lohnarbeitsorganisatorisch geraubt hat, nämlich von der als industrielles Subjekt figurierenden, als Urheberin und Betreiberin des industriellen Produktionssystems firmierenden Macht, dem Kapital?

Will der Staat seiner gewohnten Aufgabe als ökonomische Absatzkrisen bewältigender politischer Nothelfer noch irgend erfolgreich nachkommen, so bleibt ihm angesichts der Überforderung und Erschöpfung inländisch-bürgerlicher Konsumkraft und ausländisch-kolonialbürgerlicher Märkte, zu der das etatistisch geförderte beziehungsweise imperialistisch forcierte Wachstum des industriekapitalistischen Produktionssystems führt, gar nichts anderes übrig, als zur Bewältigung der solcher Überforderung und Erschöpfung entspringenden universalen Absatzkrise und totalen Wertrealisierungsstase auf die massenhafte Konsumbereitschaft und konsumfunktionelle Appetenz der in der eigenen Volkswirtschaft als Lohnarbeitskräfte das industriekapitalistische Produktionssystem personell bestückenden und operationell bewegenden Wertschöpfer zu rekurrieren. Um aber dies Konsumpotenzial, auf das der Staat notgedrungen zurückgreift, nutzen zu können, muss er es aktualisieren, muss er die Konsumbereitschaft der Wertschöpfer mit Kraft ausstatten, ihr Interesse an der Konsumentenrolle mit Kapazität versehen – mit eben der Kraft und Kapazität, die ihnen das Kapital mittels des industriellen Produktionssystems in der sächlichen Gestalt der von ihnen produzierten Güter und Leistungen entzieht und raubt, um durch die Veräußerung der Güter und Leistungen an wertschöpferisch unbeteiligte Dritte sie, die Kraft und Kapazität, sich in allgemeiner Äquivalentform akkumulativ anzueignen und auf diese Weise für sein monomanes Anliegen, den Zweck, den es obsessiv verfolgt, nämlich für das weitere Wachstum, den fortlaufenden Auf- und Ausbau seines industriellen Produktionssystems verfügbar zu machen.

Was für den das konsumtive Potenzial der Wertschöpfer zu aktualisieren, ihr Interesse an der Konsumentenrolle zu kapazitieren bemühten Staat daraus folgt, liegt auf der Hand. So gewiss er die Menge der Wertschöpfer, um sie zwecks Bewältigung der den Markt heimsuchenden produktivitätsbedingt universalen Krise und totalen Stase an der Realisierung der auf dem Markt in Güter- und Dienstleistungsgestalt versammelten und die Konsumentenschar, die der kommerzielle Distributionsmodus des Kapitals dafür vorsieht, hoffnungslos überfordernden Mehrwertmasse zu beteiligen, mit Konsumkraft und konsumtivem Fassungsvermögen ausstatten muss und so gewiss sich eben diese Kraft und Kapazität in der Verfügung des Kapitals befindet, das sie den am konsumtiven Geschäft zu beteiligenden Wertschöpfern mittels seines industriellen Produktionssystems systematisch entzieht und raubt, so gewiss bleibt ihm, dem Staat, gar nichts anderes übrig, als mit dem Ziel, jenen ökonomischen Entzug politisch zu redressieren beziehungsweise jenen systematischen Raub bürokratisch zu reparieren, dem Kapital auf den Leib zu rücken, es zur Kasse zu bitten.

Der Staat muss die Ausstattung der industriellen Wertschöpfer mit Konsumkraft als eine Rückholaktion ins Werk setzen, durch die eben das, was ihnen das Kapital qua Mehrwert entzogen hat, als Arbeitslohn wieder in ihre Hände gelangt, muss die Kapazitierung der Lohnarbeitskräfte für die Konsumentenrolle als einen Restitutionsakt durchführen, der ihnen eben das, was ihnen das Kapital als seinem Produktionssystem zugewendeten Akkumulationswert geraubt hat, als ihrer Selbsterhaltung zugute kommenden Reproduktionswert wieder zugänglich macht. Nur so, durch die Rückführung von Mehrwert in Arbeitslohn, die Rückverwandlung von für das Wachstum des industriellen Wertschöpfungssystems mit Beschlag belegtem Investitionsmittel in für den Unterhalt des wertschöpferischen Personals verfügbares Reproduktionsmittel, kann der Staat hoffen, der Konsumbereitschaft der Masse der Wertschöpfer genügend Kraft einzuflößen, ihrem konsumtiven Potenzial hinlänglich Aktualität zu verleihen, um sie an der wankenden Wertrealisierungsfront als Entsatztruppen effektiv einsetzen, sie in die mangels der herkömmlichen Streitkräfte bürgerlicher Dependenz und ausländischer Provenienz das Kapital mit einer kapitalen Niederlage konfrontierende und es auf die bedingungslose Kapitulation zusteuern lassende Konsumschlacht werfen zu können.

In nichts anderem als in solcher Restitution von allgemeinem Äquivalent, seiner Rückverwandlung aus den Wertschöpfern vom Kapital entwendetem und für das Wachstum des industriellen Produktionssystems eingesetztem Akkumulations- alias Investitionswert in den Wertschöpfern wieder zugewendetes und ihnen für ihren eigenen Unterhalt überlassenes Reproduktions- alias Versorgungsmittel – in nichts anderem als in solcher Rücküberführung besteht die gemeinhin als Umverteilungspolitik bezeichnete sozialpolitische Neuorientierung, die angesichts der absehbaren und durch das traditionelle Instrumentarium etatistischer Konsumkrafterzeugung und imperialistischer Markterschließung nicht mehr abzuwendenden universalen Absatzkrise oder totalen Wertrealisierungsstase der Staat in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts initiiert, um durch verstärkte Beteiligung der bis dahin vom Wertrealisierungsgeschäft so weit wie möglich ausgeschlossenen industriellen Wertschöpfer alias Lohnarbeiter jener absehbaren Krise und drohenden Stase doch noch Herr zu werden.

Dabei verfügt der Staat im Wesentlichen über zwei Verfahrensweisen, um solche Restitution zu bewerkstelligen. Zum einen ist er aktiv damit befasst, kapitalen Mehrwert in personale Arbeitsvergütung, Akkumulationswert in Reproduktionsmittel zurückzuverwandeln, indem er auf steuer- und abgabenpolitischem Wege der kapitalen Wertschöpfung allgemeines Äquivalent entzieht, um es via sozialpolitische Zuwendungen und für- beziehungsweise vorsorgepraktische Unterstützungen den individuellen Wertschöpfern zukommen zu lassen. Und zum anderen setzt er sich passiv für die Restitution von Mehrwert in Arbeitslohn ein, indem er durch die Einräumung von Rechten, sich gewerklich und parteilich zu organisieren, Arbeitskampfmaßnahmen zu ergreifen und in der bürgerlichen Öffentlichkeit aufzutreten und zu agitieren, den lohnarbeitenden Wertschöpfern erlaubt, tarifpolitischen Druck auszuüben, Einfluss auf die öffentliche Meinung zu nehmen und auf die arbeitsrechtliche Gesetzgebung einzuwirken, und ihnen so ermöglicht, Revisionen ihrer mit dem Kapital geschlossenen Arbeits- und Lohnverträge zu erstreiten und durchzusetzen, die zu ihren Gunsten ausfallen beziehungsweise ihnen zum Vorteil gereichen.

Dass der Staat mit der Umverteilungspolitik, auf die er angesichts einer dem industriekapitalistischem Produktionssystem ins Haus stehenden universalen Absatzkrise und totalen Wertrealisierungsstase rekurriert, eine Initiative, um nicht zu sagen, Eigenmächtigkeit beweist, in deren Konsequenz er seinen bisherigen maßgeblichen Auftrag- und hauptsächlichen Brotgeber, das Kapital, definitiv vor den Kopf stößt und nämlich diametral gegen die von letzterem seinen innenpolitischen Unterstützungsmaßnahmen und außenpolitischen Beistandsleistungen als imperativer Handlungsrahmen vorgeschriebene und oben als kommerzieller Distributionsmodus charakterisierte Grundregel einer wachstumsorientierten Verwendung des vom Produktionssystem in Gestalt materialer Güter und in Form sozialer Dienstleistungen produzierten Mehrwerts verstößt, steht außer Frage. Schließlich durchkreuzt der Staat in eben dem Maße, wie er im Resultat seiner Umverteilungspolitik den lohnarbeitenden Wertschöpfern den von ihnen für das Kapital geschöpften Mehrwert zurückerstattet, eben die Verwendung, die das Kapital per kommerziellen Distributionsmodus von ihm zu machen vorhat, und verhindert nämlich, dass letzterer dazu dienen kann, allgemeines Äquivalent aus systemexternen Quellen, Geld, das nicht bereits im industriellen Produktionssystem und seinem Marktzusammenhang zirkuliert, aufzutreiben und zwecks Kapitalakkumulation, zwecks Vermehrung der mittels industriellen Produktionssystems verwertbaren Wertmenge, dem System einzuverleiben.

Und schließlich hat das zur Folge, dass dem Kapital, was es mit der via kommerziellen Distributionsmodus verfolgten Akkumulationstätigkeit einzig und allein bezweckt, nämlich die Ausweitung und Aufrüstung seines industriellen Produktionssystems, die ihrerseits im zum perfekten Teufelskreis geratenden Quidproquo nichts weiter bezweckt als eine Verstärkung und Steigerung der zu ihr dienenden Akkumulationstätigkeit – dass also dem Kapital dies gleichermaßen als Zweck und als Mittel zur Ausübung seiner Akkumulationstätigkeit, sprich, zur Befriedigung seines Verwertungsdrangs fungierende Wachstum des industriellen Produktionssystems streitig beziehungsweise unmöglich gemacht und damit aber in der Tat das, wofür es wirkt und schafft, verwehrt, die Seele und der Sinn seines Existierens genommen wird. Kein Zweifel, dass der Staat, der sich bislang ja mit seinen innen- und außenpolitischen Beistandsleistungen und Unterstützungsmaßnahmen strikt in den ihm vom Kapital vorgezeichneten Bahnen bewegt und der qua kommerzieller Distributionsmodus über den Markt verhängten kapitalen Direktive bedingungslos Rechnung getragen hat, mit dem qua Umverteilungspolitik eingeschlagenen neuen Kurs die bis dahin dem Kapital geleistete unbedingte Gefolgschaft aufkündigt und sich durch die Eigeninitiative, die er entwickelt, zu seinem Auftrag- und Brotgeber und dessen quasimosaischen Geboten in eklatanten Gegensatz bringt, wo nicht gar in diametralen Widerspruch setzt.

Freilich hat der Staat für die Eigeninitiative und Eigenwilligkeit, die er qua Umverteilungspolitik an den Tag legt und mit der er seinen Auftrag- und Brotgeber, das Kapital, unzweifelhaft vor den Kopf stößt, einen guten Grund – einen Grund, der sich auch und gerade aus Sicht des wohlverstandenen Interesses des Kapitals selbst als gut und haltbar erkennen lässt und der in nichts anderem besteht als in der von Marx als historisch-materialistisches Schibboleth an die politisch-ökonomische Wand der bürgerlichen Gesellschaft gemalten finalen Entwertung und kapitalen Entwirklichung, mit der die produktivkraftbedingt heraufbeschworene universale Absatzkrise und totale Wertrealisierungsstase des industriellen Produktionssystems dessen Kreator, das Kapital selbst, bedroht. Will der Staat der ihm als politisch ebenso offenem Parteigänger wie ökonomisch stillem Teilhaber des Kapitals von diesem, wie man will, zugewiesenen oder überlassenen Aufgabe eines Bewältigers der durch die Ausbeutungsrate beziehungsweise Produktivkraftentfaltung des kapitalistischen Produktionssystems zwangsläufig heraufbeschworenen Wertrealisierungskrisen mittels Beschaffung weiterer Konsumkraft und Erschließung neuer Märkte unter Bedingungen des Versagens der ihm zur Bewältigung der Aufgabe bis dahin zu Gebote stehenden etatististischen und imperialistischen Instrumente noch gerecht werden, so bleibt ihm gar nichts anderes übrig, als über die Stränge des ihm vom Kapital angelegten Zuggeschirrs zu schlagen, den das zentrale Element des Zuggeschirrs bildenden kommerziellen Distributionsmodus auszukoppeln und in eigener Regie nicht weniger als aus eigener Kraft jenes als Umverteilungspolitik apostrophierte Richtungskorrektiv in Anwendung zu bringen, jenes Umlenkungsmanöver zu vollziehen, dessen Erfolgsgeheimnis die, zwar um den Preis einer Minderung des Entwicklungstempos beziehungsweise Verlangsamung der Wachstumsdynamik des industriellen Produktionsprozesses erkaufte, dafür aber den Prozess als solchen aufrechtzuerhalten und vor der kommerziellen Agonie, dem Karma, das er sich selber schafft, zu bewahren geeignete verstärkte Beteilung der Wertschöpfer an eben jener kommerziellen Distribution ist, von der sie aufgrund ihrer dem kapitalen Verwertungszwang entsprechenden Modalität bis dahin so weit als möglich ausgeschlossen blieben.

Die Aufrechterhaltung der Kontinuität des industriekapitalistischen Produktionsprozesses, die sich in der vom industriellen Wertschöpfungsprozess heraufbeschworenen universalen Wertrealisierungskrise anders nicht mehr bewerkstelligen lässt – sie ist der gute Grund, der die staatliche Umverteilungspolitik als die für das gegebene ökonomische System erbrachte politische Hilfsaktion und kapitale Beistandsleistung erkennbar werden lässt, die sie, allem Anschein von politischer Eigenmächtigkeit alias staatlicher Eigenwilligkeit ungeachtet, in Wahrheit ist. Mag bei oberflächlicher Betrachtung der Staat mit seiner sozialreformerischen Umverteilungspolitik dem Kapital noch so sehr von der Fahne zu gehen und dessen verwertungsstrategischer Grunddirektive, seinem Akkumulationsimperativ, in die Quere zu kommen oder vielmehr stracks zuwiderzuhandeln scheinen, in Wahrheit ist die umverteilungspolitische Widersetzlichkeit und Eigenmächtigkeit, mit der der Staat dem Kapital begegnet, nichts weiter als ein zur Rettung und Erhaltung der strategischen Grundrichtung des letzteren bestimmtes taktisches Manöver, ein Nachgeben und Einlenken, das zu verhindern dient, dass das Kapital mit seiner industriellen Galoppade den kommerziellen Boden unter den Füßen verliert und sich in wertschöpferischem Überschwang ins Verderben stürzt oder dass es – um ein dem materialen Charakter und realen Bestand des industriekapitalistischen Systems gemäßeres Bild zu wählen – seinen Karren produktiver Verwertung an die Wand einer distributiven Vermarktung fährt, die sich aufgrund ihres Distributionsmodus in der Konsequenz des exorbitanten Erfolgs eben jener produktiven Verwertung aus einem zureichenden Absorptionsmedium in einen vernichtenden Refraktionsmechanismus, aus einem korrespondierenden Verstärker und Gegenpol in einen repellierenden Widerstand und Prellbock verwandelt.

In einer Situation, in der das Kapital, besessen von seiner akkumulationsimperativen Verwertungslogik, auf dem besten Weg ist, sich und sein industrielles Produktionssystem vor den Fall kommerziellen Scheiterns kommen und nämlich in der Sackgasse einer Wertschöpfung enden zu lassen, die den geschöpften Wert im Rahmen des vom Akkumulationsimperativ verlangten kommerziellen Distributionsmodus als schlechterdings unrealisierbar, als null und nichtig erfährt – in dieser Situation also beweist der als systemkonformer Nothelfer und Krisenbewältiger bereits sattsam bewährte Staat genügend Eigeninitiative und Entschlusskraft, um dem Kapital in die Zügel zu fallen und es durch ein ökonomisches Abbrems- und Ausweichmanöver vor dem als Schussfahrt in die Sackgasse vonstatten gehenden Scheitern zu bewahren, um mit anderen Worten seine systemkonforme Haltung oder Handlangerrolle so weit systemkritisch oder prokuristisch zu interpretieren und zu modifizieren, dass er imstande ist, die prinzipielle Sache und das substanzielle Interesse des Kapitals gegebenenfalls auch gegen dessen bornierten Willen und seiner prinzipienreiterischen Obsession zum Trotz wahrzunehmen und geltend zu machen.

Wo das Kapital in verblendeter Verfolgung seines distributionspraktischen Akkumulationszwangs und produktionssystematischen Wachstumsimpulses jede Rücksicht auf die empirische Marktsituation, vom Bezug auf die faktische Bedürfnislage ganz zu schweigen, außer Acht, wo es mit anderen Worten jede gesellschaftliche Vernunft und jedes menschliche Maß vermissen lässt, da muss sich der Staat um der partnerschaftlichen, um nicht zu sagen komplizenschaftlichen, Beziehung willen, die er zum Kapital unterhält, dazu bequemen, eine Art von finanzpolitischer Vormundschaft beziehungsweise sozialpolitischer Kontrolle über es auszuüben, um der heillosen Probleme, die es sich durch seine distributionspraktische Unvernunft einbrockt, Herr zu werden und es vor den selbstzerstörerischen Folgen, die es durch seine produktionssystematische Maßlosigkeit heraufbeschwört, zu bewahren. Nichts anderes unternimmt er mit der sozialreformerischen Umverteilungspolitik, die er gegen Ende der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts in die Wege leitet, und verhütet durch dieses als taktisches Rettungsmanöver wohlverstandene Beginnen das Schlimmste, den das Ende des industriellen Produktionssystems als kapitalistischen besiegelnden Zusammenbruch des Marktes, den als universale Wertrealisierungskrise Gestalt annehmenden Offenbarungseid der kapitalen Wertschöpfungs- alias Akkumulationsstrategie als einer ebenso wertlosen Verausgabung menschlicher Kraft wie unwirksamen Projektion gesellschaftlichen Sinnes.