Der Weg sächlich-technischer Produktivkraft von einem die Effizienz menschlich-biologischer Produktionskraft zu komplementieren tauglichen Aktivator zu einem deren Fehlen zu kompensieren nötigen Stabilisator der kapitalistischen Entwicklung.

So sehr der Weltkrieg durch die hekatombische Vernichtung menschlichen Lebens und gigantische Zerstörung sächlichen Reichtums über das Ziel hinausschießt, ein aus rein kommerzieller Sicht unbestreitbares Verdienst kann er für sich beanspruchen. Er befreit in einer Art von Rosskur das Wertschöpfungs- und Wertrealisierungssystem der kriegführenden Staaten von den Überfüllungs- und Verstopfungsproblemen, die ihnen bis dahin zu schaffen machen und die letztlich durch den internationalen Konkurrenzdruck, den sie erzeugen, wenn nicht aktuell schuld am Krieg, so doch aber strukturell grundlegend für ihn sind. Allerdings droht insbesondere der gewaltige Verlust an als Arbeitskraft einsetzbarem Menschenleben den durch die Beseitigung der zum Krieg führenden kommerziellen Wertrealisierungsprobleme ermöglichten industriellen Wiederaufschwung zu torpedieren.

Der Potlatch des Weltkriegs mit seinen verheerenden Stellungskämpfen und vernichtenden Materialschlachten erweist sich als einschneidende Zäsur im industriekapitalistischen Akkumulationsprozess der beteiligten Nationalstaaten.

Zum einen löst und erledigt die im Bild von der Materialschlacht beschworene sächliche Zerstörungsorgie, die hekatombische Verschleuderung materialer Ressourcen zum Zwecke der Unterwerfung beziehungsweise Beseitigung des militärischen Gegners, das im vorigen Band als zentrale Ursache für den Ausbruch des Kriegs angegebene Problem eines ausbeutungs- und produktivitätsbedingt überfüllten Weltmarkts, der unter Bedingungen des als modus operandi der industriekapitalistischen Entwicklung funktionierenden internationalen Konkurrenzsystems zwischen den Industriestaaten Druckverhältnisse und Reibungsspannungen aufbaut, die in dem Maße, wie, beziehungsweise in dem Moment, wo ein als katalytisches Ferment wirksamer systemexterner Faktor sie aus ihrer ökonomischen Bindung herauslöst und freisetzt, sich in Form jener offenen politischen Konfrontation und unmittelbaren militärischen Kollision entladen, die sich dem historischen Gedächtnis als Weltkrieg eingeprägt hat. So gewiss die zum Weltkrieg totalisierte Entladung des Konkurrenzdrucks und der Verdrängungsspannungen die Gestalt eines ebenso waffentechnisch anspruchsvollen wie logistisch aufwendigen Kräftemessens annimmt, so gewiss ist Ergebnis dieses dank Hochrüstung und Nachschubwesens lange Zeit unentschiedenen und zunehmend verbissenen Kräftemessens, dass die betreffenden Gesellschaften den ihrem industriekapitalistischen Produktionssystem geschuldeten Reichtum in die Pfanne des ihnen allesamt zum Unheil wechselseitiger Lähmung und Erstarrung im Stellungskampf ausschlagenden Kriegsglücks hauen und dem letztlich nur um den Preis allgemeiner Entkräftung und Erschöpfung zu erringenden militärischen Sieg über die ökonomischen Konkurrenten zum Opfer bringen.

Indem unmittelbare Konsequenz des Krieges eine nicht weniger buchstäblich als metaphorisch zu verstehende Umrüstung des industriellen Produktionssystems ist und beträchtliche Teile der Produktionskapazitäten des Systems ihrer zivilen Nutzung entzogen und in den Dienst der Herstellung von Waffen, der Bereitstellung von Infrastruktur für die Kriegführung und der Belieferung der Armee mit Versorgungsgütern gestellt werden, wirkt sich dies im Sinne einer Drainage des zivilen Marktes, einer Rückführung seiner auf den Vertrieb von Konsumgütern und auf soziale Dienstleistungen abonnierten Transaktionstätigkeit aus, die angesichts der der Produktions- und Leistungskraft des industriellen Systems geschuldeten chronischen Neigung des Marktes zur Überfüllung und Verstopfung erst einmal ohne Weiteres als ihm förderliche Entlastung, ihm zugute kommende heilsame Diät und so in der Tat als ein Beitrag zur Lösung eben jener Absatz- und Wertrealisierungsprobleme erscheinen kann, die durch den von ihnen erzeugten Konkurrenzdruck die Bombe legen, die dann der Zünder der teils planmäßigen, teils unwillkürlichen territorialherrschaftlichen Großmachtaspirationen des deutschen Reiches scharf macht und zur Explosion bringt.

Da gegenüber den für die Rüstungsproduktion und die Versorgung der Armee zuständigen Teilen des industriellen Produktionsapparats die kriegführende Staatsmacht als Großkonsument und Generalabnehmer firmiert, der die betreffenden Güter und Leistungen praktisch ohne Umweg über den Markt, quasi ab Werk, bezieht, direkt dem Erzeuger abkauft, findet sich der Markt der Aufgabe und Notwendigkeit enthoben, die in jenen Rüstungsgütern und militärisch-logistischen Leistungen verkörperten Wertquanten, die ja andernfalls in Gestalt von Konsumgütern und zivilen Dienstleistungen der kommerziellen Distribution zur Last fielen, aufzunehmen und zu vertreiben, sprich, als Werte zu realisieren, und kann er, der zivile Markt, gewissermaßen aufatmen, kann er sich, seiner Überfüllungs- und Verstopfungsprobleme ledig, entspannen und beruhigen. Und dies, ohne dass der Verwertungsprozess, die Akkumulationstätigkeit des industriellen Produktionsapparats, dadurch beeinträchtigt würde und Schaden erlitte, da ja ein Konsument und Abnehmer in Gestalt der kriegführenden Staatsmacht bereit steht, die fehlende Vermarktung jener für den Krieg produzierten Rüstungsgüter und erbrachten logistischen Leistungen zu kompensieren und nämlich dem Industriekapital diese von ihm produzierten Güter und erbrachten Leistungen ohne kommerzielle Vermittlung zu vergüten, sprich, die Realisierung ihres Produktwerts unter Überspringung des Marktsystems beziehungsweise an ihm vorbei zu gewährleisten.

Natürlich bezahlen die Staatsmacht und das durch sie repräsentierte Gemeinwesen diese als gewissermaßen diätetische Drainage wirksame Entlastung des von chronischer Obstipation geplagten zivilen Güter- und Leistungsmarkts aufgrund der Inanspruchnahme des industriekapitalistischen Produktionssystems durch kriegsbedingte Rüstungs- und Versorgungsaufgaben mit einer wachsenden Verschuldung der öffentlichen Hand und einem letztlich drohenden Staatsbankrott. Aber diese Drohung wird erstens durch den existenziellen Imperativ des Krieges, die Notwendigkeit nationaler Selbstbehauptung beziehungsweise triumphaler Selbstbestätigung, in den Hintergrund gedrängt und erscheint als vergleichsweise sekundär und vorderhand irrelevant. Und zweitens und vor allem kann das jeweilige Staatswesen hoffen, in der Konsequenz eines militärischen Sieges die Drohung überhaupt abzuwenden und nämlich in Form von Reparationszahlungen, die die besiegten Gegner leisten, beziehungsweise von Handelsprivilegien und Investitionschancen, die sie konzedieren müssen, die Mittel für die Tilgung der im Krieg angehäuften Staatsschuld einzutreiben.

Die Staatsverschuldung als vorderhand irrelevante oder als inskünftig bewältigbare Belastung ausgeklammert, lässt sich also die Entlastung des überfüllten zivilen Marktes durch die Inanspruchnahme von Teilen des industriellen Produktionsapparats für militärische Zwecke, ungeachtet der zivilgesellschaftlich destruktiven, den sozialen Lebenszusammenhang zerreißenden Folgen, die der Krieg von Beginn an hat, zu Anfang ohne Weiteres als ein volkswirtschaftlich konstruktiver, das kapitalistische Reproduktionssystem der Gesellschaft stabilisierender, weil das Missverhältnis zwischen Produktion und Konsumtion beseitigender, das Überangebot an zivilen Gütern reduzierender und der Nachfrage der bürgerlichen Gesellschaft anpassender Effekt betrachten. Dieser ausgleichende, in einem Äquilibrium von industrieller Wertschöpfung und kommerzieller Wertrealisierung resultierende Effekt, den die Umrüstung von Teilen des Produktionsapparats für Zwecke der Kriegführung hat, bleibt freilich nur ein Anfangserfolg, eine bloße Momentaufnahme.

Die Dynamik der auf der Basis einer allgemeinen Mobilmachung und einer modernen Rüstungstechnik ebenso personalreichen wie materialaufwendigen Kriegführung bringt es mit sich, dass immer größere Teile des industriellen Produktionsapparats, immer mehr Produktionskapazitäten immer intensiver durch den Krieg in Anspruch genommen und mit Beschlag belegt werden. Je stärker die Kriegsgegner aneinandergeraten, je mehr die Kriegsschauplätze sich ausweiten, die Kampffronten sich verhärten, umso unausweichlicher geht die dem Nachschub an Waffen, der Versorgung der Armee und der infrastrukturellen Logistik dienende Produktion zu Lasten der gesellschaftlichen Versorgung mit Konsumgütern und zivilen Leistungen. Egal, ob in Verfolgung eines winkenden Sieges, ob zur Abwendung einer drohenden Niederlage oder ob, wie in diesem Krieg vornehmlich der Fall, im Bann eines nicht enden wollenden Stellungskrieges – so oder so sehen sich die kriegführenden Staaten genötigt, ihre Rüstungsanstrengungen nicht nur aufrecht zu erhalten, sondern immer weiter zu verstärken, was nolens volens in einer entsprechend progressiven Vernachlässigung und Schrumpfung der Produktion ziviler Güter und Dienstleistungen resultiert.

Was zu Kriegsbeginn einen volkswirtschaftlich diätetischen und angesichts der Überfüllung und Verstopfung des kommerziellen Systems geradezu therapeutisch zu nennenden Effekt haben mochte, kehrt mit dem Fortgang des Krieges und seiner Eskalation und Verhärtung zu einem mehr und mehr gesellschaftliche Kräfte bindenden und verschlingenden materialen Verwüstungstaumel und personalen Schlachtfest seine ganze, die Zivilgesellschaft ruinierende und nämlich, wie die Entlastung und Entspannung des Marktes ins Extrem seiner Auflösung, um nicht zu sagen Entleibung treibende, so denn das marktabhängig-bürgerliche Leben in bitterste Not und krassestes Elend stürzende und vor den Fall eines Rückfalls in subsistenz- und tauschwirtschaftliche Anarchie kommen lassende Fatalität hervor.

So sehr indes, zivilgesellschaftlich gesehen, der Krieg sich durch seine unbezwingliche Tendenz, das Kind mit dem Bade auszuschütten, als Problemlöser desavouieren mag, so sehr kann er doch, streng volkswirtschaftlich genommen, immer noch und bis zum bitteren Ende Anspruch auf die ihm oben attestierte Problemlösungskapazität erheben. Mag er schon, was die Behebung des Problems eines dank der Ausbeutungsrate und Produktivkraft des industriekapitalistischen Produktionsapparats überfüllten und verstopften Marktsystems betrifft, weit über das Ziel hinausschießen und den Stein des Anstoßes, das Hemmnis einer durch das produktive Angebot chronisch überforderten konsumtiven Nachfrage dadurch aus dem Weg räumen, dass er mit der aus zivilgesellschaftlicher Sicht absurden Konsequenz seines unersättlichen Zerstörungsdrangs der Nachfrage das Angebot überhaupt entzieht, sie im Zuge seiner agonalen Herrschaft gewissermaßen auf Nulldiät setzt – aus volkswirtschaftlicher Perspektive hat er damit in wie sehr auch eulenspiegelhafter oder, besser gesagt, rosskurmäßiger Manier seines Amtes jedenfalls gewaltet, seinen Auftrag allemal erfüllt und nämlich dem industriellen Kapital zu einem Markt verholfen, der dank lange Zeit frustrierter Nachfrage und dementsprechend amassierter Bedürftigkeit, dank eines zivilen Heeres ausgehungerter Konsumenten mit anderen Worten, eine schier unendliche Aufnahmefähigkeit besitzt, die jedwedem Angebot des industriekapitalistischen Produktionssystems, allen vom Produktionsapparat in Gütergestalt und in Form von Dienstleistungen geschöpften Wertverkörperungen, reißenden Absatz und also eine ebenso unverzügliche wie zuverlässige Realisierung ihrer kommerziellen Substanz, ihres Wertes, sichert.

Dank der tabula rasa, die der Potlatch des Kriegs auf dem Markt geschaffen hat und hinterlässt, sind alle Überfüllungs- und Verstopfungsprobleme, die dem Marktsystem vor dem Krieg zu schaffen machten und die auf den Produktionsapparat, dem sie geschuldet waren, demotivierend, wo nicht gar lähmend zurückschlugen, ebenso vollständig vergessen wie gründlich beseitigt, und kann der industrielle Produktionsapparat mit dem ganzen Elan des ihn beherrschenden kapitalen Akkumulationsdrangs erneut ans Werk gehen, um den aufgelassenen und verödeten Markt wieder mit Leben zu erfüllen und in Schwung zu bringen. Der industrielle Produktionsapparat beziehungsweise das in ihm verkörperte Kapital ist ja im Unterschied zum zivilgesellschaftlichen Reichtum nach wie vor vorhanden und hat den Krieg dank seiner grundlegenden Bedeutung für die Kriegführung und seiner immer umfassenderen Inanspruchnahme durch die kriegführende Staatsmacht im Großen und Ganzen unbeschädigt überstanden. Und nicht nur im Großen und Ganzen unbeschädigt hat der industrielle Produktionsapparat den Krieg überstanden, sondern er hat sogar in gewisser Hinsicht Vorteil aus ihm gezogen und ist gestärkt aus ihm hervorgegangen.

Nicht nämlich nur, dass, wenngleich um den Preis einer zunehmenden Verschuldung des Haupt- und Großabnehmers seiner für die Kriegführung erzeugten Güter und erbrachten Dienstleistungen, eben des Staates, die Volkswirtschaft der für sie als industriekapitalistisches System maßgebenden Bestimmung einer Akkumulation von Kapital zwecks Ausbaus des industriellen Produktionsapparats und Entfaltung seiner technischen Produktionskapazität vergleichsweise ungestört und kontinuierlich hat folgen und genügen können, mehr noch haben die durch seine immer stärkere und umfänglichere Inanspruchnahme für militärische und logistische Zwecke an das System gestellten Anforderungen letzteres zu besonderen verfahrens-, werkzeug- und materialtechnischen Neuerungen und Entwicklungen angeregt beziehungsweise angetrieben, die es nun, da es sich mit dem Ende der Kampfhandlungen von den es bis dahin okkupierenden militärischen Rüstungs- und Versorgungsaufgaben entbunden und dafür aber mit einem zivilgesellschaftlichen Markt konfrontiert findet, dem bittere Not und allgemeiner Mangel ins Gesicht geschrieben stehen, ebenso gewinn- wie nutzbringend – gewinnbringend für das Kapitalsystem, selbst, nutzbringend für die zivile Gesellschaft – einsetzen kann, um die Not zu beenden und den Mangel zu beheben, sprich, den leeren und verödeten Markt wieder mit industriellen Produkten, mit materialen Gütern und sozialen Leistungen, zu versorgen und zu füllen. Über einen Produktionsapparat verfügend, den die Anforderungen des Krieges sogar noch fortentwickelt und in seiner Leistungsstärke optimiert haben, braucht das industriekapitalistische System nichts weiter zu tun, als diesen Apparat, statt für die Aufgabe militärischer Ausrüstung für das Geschäft ziviler Versorgung einzusetzen, ihn von der Produktion von Kampfmitteln und Heeresbedarf auf die Erzeugung von Lebensmitteln und Konsumgütern umzustellen, um einen neuen und kraft der Rosskur des Krieges und der wie sehr auch qualvollen Purgierung des Marktes, für die er gesorgt hat, mit voller Vitalität und Tatkraft zu betreibenden kapitalen Akkumulationsprozess in Gang zu setzen. Mit dieser Umstellung der Produktion, die ja, abstrakt gesehen und nämlich rein produktionstechnisch betrachtet, nichts weiter ist als die Ersetzung des einen, vom bürgerlichen Staat zur Stärkung seiner Kampfkraft gebrauchten Konsumguts durch ein anderes, von der bürgerlichen Gesellschaft zur Befriedigung ihrer Lebensbedürfnisse benötigtes Konsumgut, folgt das industriekapitalistische System quasi dem alttestamentarisch-friedensprophetischen Gebot, Schwerter in Pflugscharen umzuschmieden oder, um ein zeitgemäßeres Bild zu wählen, statt Kanonen und Stahlhelmen Traktoren und Kochtöpfe herzustellen, und vindiziert dabei nolens volens der Zeit der Schwerter oder Kanonen, allem zivilgesellschaftlichen Leid, das sie heraufbeschworen hat, zum Trotz, eine für die Zeit der Pflugscharen oder Traktoren wenn schon nicht historisch-konstitutive, so jedenfalls doch systematisch-konstruktive, weil die Zivilgesellschaft per aspera kriegsbedingten Leides und Mangels ad astra friedenshungriger Bedürftigkeit und Lust führende Funktion.

So sehr freilich der Krieg mit seinen Materialschlachten und der ihnen geschuldeten wachsenden Inanspruchnahme des industriellen Produktionsapparats für Rüstungsgüter und Heeresbedarf den vorher überfüllten und an chronischer Verstopfung krankenden zivilgesellschaftlichen Markt purgiert und leert und damit für eine unmittelbar anschließende erfolgreiche Umstellung des industriekapitalistischen Akkumulationsprozesses vom kriegswirtschaftlichen Potlatch auf friedenswirtschaftlichen Konsum den kommerziellen Boden bereitet, so sehr scheint doch aber der oben als Stellungskrieg charakterisierte Modus, in dem er seine Materialschlachten schlägt, dies sein Verdienst um eine Erneuerung friedenswirtschaftlicher Lebenskraft und Gesundheit, das er sich mit ihnen erwirbt, auch gleich wieder zu beeinträchtigen und zu schmälern und eine tatsächliche Bestellung und Nutzung des durch die kriegerische Zerstörungsorgie bereiteten Bodens zu torpedieren, wo nicht gar zu vereiteln. Was nämlich der Stellungskrieg, in den sich die beteiligten Streitmächte verstricken und verbeißen, mit der materialen Zerstörungsorgie Hand in Hand gehen lässt, ist ein beispielloses personales Schlachtfest, sind Hekatomben von Gefallenen, bis dahin unbekannte Verluste an Soldaten, sind Menschenopfer gigantischen Ausmaßes, die auf den Schanzen, auf denen die kämpfenden Truppen Stellung beziehen, und in den Gräben, in denen sie ihre Stellung halten, gebracht werden.

Und diese massiven Verluste, die der männliche arbeitsfähige Teil der Population, aus dem der industrielle Produktionsapparat vorzugsweise sein Personal rekrutiert, erleidet, bedeuten nun aber, dass, während der Krieg einerseits durch Purgierung des Marktes die kommerziellen Voraussetzungen für einen erneut auf Touren zu bringenden industriekapitalistischen Produktionsprozess schafft, er andererseits diesem durch Dezimierung der Lohnarbeiterschaft die für seine Durchführung erforderliche Arbeitskraft entzieht, um nicht zu sagen verschlägt. Wer sonst soll den als Wertschöpfung konzipierten Produktionsprozess friedenswirtschaftlichen Gepräges in Gang setzen und in Gang halten, wenn nicht eine industrielle Lohnarbeiterschaft, die gegen als Lohn bestimmtes Kapital ihre Arbeitskraft zur Verfügung stellt, um aus realer, an Produktionsmitteln und materialien verrichteter Arbeit kapitalen, in Gütergestalt und Dienstleistungsform erscheinenden Wert entstehen zu lassen? Und woher soll aber diese Lohnarbeiterschaft kommen, wenn doch der Krieg ihre Mitglieder hekatombenweise an den Schanzen und in den Schützengräben der erstarrten Kriegsfronten hingemetzelt hat? So also scheint der Krieg dem industriekapitalistischen System, was er ihm mit dem eisernen Besen seiner materialen Zerstörungsorgie gibt, mit der blutigen Hand seines personalen Vernichtungswerks auch wieder zu nehmen und scheint mit anderen Worten dem neuen zivilgesellschaftlichen Wertschöpfungsprozess, für den er materialiter den Grund legt, sprich, die fehlende konsumtive Nachfrage schafft, personaliter das Wasser abzugraben, sprich, die nötige produktive Arbeitskraft vorzuenthalten.

Zwar langfristig gesehen scheint diese kriegsbedingte Vernichtung von gesellschaftlicher Arbeitskraft, diese Dezimierung der Lohnarbeiterschaft in den zum Schlachtfest paralysierten Schlachten des Krieges, kein unlösbares Problem, kein unüberwindbares Hindernis für einen erneut in Gang und auf Touren zu bringenden zivilgesellschaftlichen Produktionsprozess. Und dies nicht nur, weil die natürliche Regeneration der Gesellschaft, sprich, die Generationenfolge, für einen Ausgleich der Verluste an Menschenleben und eine Wiederauffüllung der gelichteten Reihen der Lohnarbeiterschaft sorgt, sondern auch und vor allem, weil ja bis dahin der industrielle Produktionsapparat seine Arbeitskräfte noch weitgehend nur aus dem männlichen Bevölkerungsteil bezogen hat und deshalb mit dem weiblichen Teil der Population ein noch weitgehend unerschlossenes Arbeitskräftereservoir vorhanden ist, das quantitativ durchaus hinreicht, um die durch den Krieg gerissenen Lücken im Lohnarbeitskräfteheer zu füllen.

Und tatsächlich gewinnt nach Kriegsende die im Zuge der Sozialdemokratisierung der bürgerlichen Gesellschaft bereits seit Ende des neunzehnten Jahrhunderts von der so genannten Frauenbewegung in rechtlicher und sozialer Hinsicht mit einigem Erfolg betriebene Gleichstellung des weiblichen Teils der Bevölkerung nun auch unter politisch-ökonomischen Gesichtspunkten eine massiv verstärkte Aktualität und Dringlichkeit, die dafür sorgt, dass die Frauen nicht nur im öffentlichen Leben und bei der Teilhabe am parlamentarisch-demokratischen Entscheidungsprozess wesentliche emanzipatorische Fortschritte machen, sondern dass sie auch und mehr noch, was ihren Zugang zum bürgerlichen Berufsleben und ihre Beteiligung am gesellschaftlichen Arbeitsprozess betrifft, unverkennbar im Vormarsch sind und rasch auf Tätigkeitsfelder vordringen beziehungsweise in Berufssparten Fuß fassen, die ihnen vor dem Krieg noch denkbar fern lagen oder gar hermetisch verschlossen waren.

Keine Frage, dass die klaffenden Wunden, die der mörderische Stellungskrieg dem Korps des bis dahin hauptsächlich männlichen Lohnarbeiterheeres geschlagen hat, einen wesentlichen Grund, wo nicht gar die Bedingung der Möglichkeit für die vergleichsweise raschen Fortschritte bilden, die im Laufe der Nachkriegsjahre die Frauen in ökonomischer Hinsicht machen, und die ja durch die finanzielle Selbständigkeit und lebenspraktische Unabhängigkeit, die ihnen daraus erwachsen, zugleich grundlegend sind für die zunehmende politische Mitsprache, soziale Kompetenz und öffentliche Anerkennung, die ihnen im gleichen Zeitraum, wenn auch nicht ohne ideologisches Widerstreben und kulturelle Ziererei, zugestanden werden. Keine Frage aber auch, dass diese Fortschritte in Sachen Emanzipation des weiblichen Bevölkerungsteils, kurzfristig zumindest, nicht allzu viel erbringen, was die Schließung speziell der Lücken betrifft, die der Krieg in die Reihen des für den industriellen Produktionsapparat nötigen Arbeitskräfteheeres gerissen hat. Zwar stellen die sich ökonomisch nicht weniger als politisch, beruflich nicht weniger als bürgerlich emanzipierenden Frauen ebenso effektiv wie rasch ihre Bereitschaft und Eignung unter Beweis, den kriegsbedingten Mangel an männlichen Arbeitskräften zu kompensieren, aber die Berufssparten und Tätigkeitsfelder, in denen sie das tun, beschränken sich noch weitgehend auf die Bereiche des Sozialen und der Verwaltung, betreffen Gesundheits- und Bildungswesen, Bürokratie und manuelle beziehungsweise kommerzielle Dienstleistungsaktivitäten und erstrecken sich nicht oder kaum auf den industriekapitalistischen Produktionsapparat und dessen Betrieb.

Nicht, dass die Frauen im industriellen Produktionsapparat traditionell gar keine Rolle spielten und in toto außen vor blieben! Tatsächlich spielen sie beziehungsweise aus dem Proletariat rekrutierte Gruppen von ihnen auch dort eine bis in die Frühzeiten der industriekapitalistischen Entwicklung zurückreichende erhebliche Rolle. Aber bei dieser ihrer althergebrachten Mitwirkung im industriekapitalistischen Produktionsprozess bleiben die Frauen auf eng umgrenzte Tätigkeitsbereiche der Leichtindustrie im Allgemeinen und der Textilindustrie im Besonderen sowie auf niedere Dienstleistungen und ungelernte Handlangerarbeiten beschränkt, während sie mit den für den Produktionsprozess mittlerweile maßgebenden und also auch für dessen Wiederankurbelung entscheidenden Schlüsselbereichen des Bergbaus, der Schwerindustrie und des Bauwesens sowie mit neu hinzugekommenen Produktionszweigen wie der chemischen Industrie, der Elektrotechnik und der Automobilindustrie praktisch nichts zu schaffen haben. Und daran ändert sich bis auf weiteres auch nach Ende des Ersten Weltkrieges nichts!

Teils weil sie auf – egal ob biologisch substantiierte oder bloß kulturell tradierte – Rollenbilder und Betätigungsfelder fixiert bleiben, teils weil ihnen mangels schulischer und akademischer beziehungsweise polytechnischer Bildung die für ein Engagement in den Kernbereichen des industriellen Produktionsprozesses nötigen Kenntnisse und Qualifikationen fehlen, teils weil die Arbeitsbedingungen in den schwer- und hochindustriellen Bereichen noch zu stark von der menschlichen Physis und Arbeitskraft abhängen und die technische Revolutionierung dieser Arbeitsbedingungen noch nicht fortgeschritten genug ist, um nicht die hinsichtlich physischer Leistung und Mobilisierung von Körperkraft biologisch fundierte Benachteiligung des weiblichen gegenüber dem männlichen Geschlecht eine es für die betreffenden Bereiche diskriminierende, wo nicht gar disqualifizierende Bedeutung gewinnen beziehungsweise behalten zu lassen – aus all diesen Gründen stehen die Frauen, so sehr sie, aufs Gesamt der gesellschaftlichen Arbeit gesehen, eine rasch zunehmende und mitnichten auf bloßes Lückenbüßertum reduzierbare Relevanz und Präsenz erlangen, gerade dort, wo sie zwecks rascher Inbetriebnahme und Wiederankurbelung des industriellen Produktionsapparats am dringendsten gebraucht würden, auf kurze und mittlere Sicht jedenfalls nicht zur Verfügung und weisen mithin, was ihre Rekrutierung für diesen Zweck angeht, ein vergleichbares Manko auf wie die auf dem Wege der natürlichen Regeneration neu zu beschaffenden Arbeitskräfte.

Als eine der abstrakten Zweckrationalität und monomanen instrumentellen Intelligenz des kapitalistischen Selbstverwertungsprinzips eingeborene Disposition sind die Rationalisierung der Arbeitsverfahren und Automatisierung der Arbeitsmittel in der kapitalistischen Produktionsweise von Anbeginn am Werk und sind im Verein mit der rechtlichen und behördlichen Schützenhilfe des absolutistischen Staats verantwortlich dafür, dass die neue Produktionsweise mittels des durch sie eskalierten kommerziellen Konkurrenzdrucks alias Verdrängungswettbewerbs auf dem Markt in der von korporativ-zünftigen Arbeitssatzungen und prärogativ-patenten Marktregulierungen geprägten herkömmlichen Wirtschaftsordnung nicht nur überhaupt Fuß fassen, sondern mehr noch sich unaufhaltsam durchsetzen und zum allbeherrschenden Reproduktionsmechanismus der bürgerlichen Gesellschaft avancieren kann.

Dass dennoch der industrielle Produktionsapparat relativ rasch wieder in Gang und in Schwung kommt und sich die dafür erforderliche Arbeitskraft ungeachtet des sei's zum Blutzoll mythologisierten, sei's zum Aderlass euphemisierten kriegsbedingten Personalschwunds in ausreichendem Maße mobilisieren lässt, verdankt sich dabei jener als technische Revolutionierung der Arbeitsbedingungen, die im Vorausblick auf die, langfristig gesehen, vollständige industrielle Emanzipation der Frauen soeben erwähnt wurde und die, ins Ende des neunzehnten Jahrhunderts zurückreichend, nach dem Krieg in der Konsequenz der Bemühungen um eine Kompensation des dem militärischen Vernichtungswerk geschuldeten Mangels an Arbeitskräften eine rasante und ihrerseits als revolutionär zu bezeichnende Forcierung und Beschleunigung erfährt. Ins Ende des neunzehnten Jahrhunderts zurück reicht diese Revolutionierung der Arbeitsbedingungen, weil sie in einem konstitutiven Zusammenhang mit dem im vorigen Band als Umverteilungspolitik apostrophierten und von Staats wegen initiierten und gesteuerten Strategem einer über die Konzession eines subsistenziellen Minimums hinausgehenden Beteiligung der industriellen Lohnarbeiterschaft am gesellschaftlichen Konsum steht und tatsächlich eine unmittelbare Reaktion auf es darstellt.

Notwendiges Erfordernis dieses als staatliche Umverteilungspolitik apostrophierten Strategems ist, wie ausgeführt, eine Beschneidung und Schmälerung der Kapitalrendite, da ja die Lohnarbeiterschaft, um ihre neue Konsumentenrolle spielen zu können, mit das Subsistenzminimum, auf das sich der Arbeitslohn bis dahin beschränkt, übersteigendem allgemeinem Äquivalent ausgestattet werden muss und dieses der Lohnarbeiterschaft zugewendete Mehr an allgemeinem Äquivalent nur dadurch aufgebracht werden kann, dass entweder der Staat durch stärkere Besteuerung des Kapitals die für indirekte Zuwendungen an die Lohnarbeiterschaft erforderlichen Mittel eintreibt oder die Lohnarbeiterschaft selbst mit staatlicher Duldung oder gar Legitimation durch Arbeitskämpfe und gewerkschaftlichen Druck direkte lohntarifliche Verbesserungen durchsetzt, durch die sich der als Lohn ausgewiesene Anteil an dem durch Arbeit geschöpften Wert erhöht und der vom Kapital als Mehrwert angeeignete Anteil entsprechend verringert. So oder so, auf dem Wege indirekter staatlicher Zuwendungen oder aber direkter betrieblicher Lohnsteigerungen, geht die staatlich durchgesetzte Umverteilungspolitik zu Lasten des Kapitals und seines Verwertungsanspruchs und geht ihm, da eine unbehinderte und maximale Durchsetzung seines Verwertungsanspruchs für es die Bedeutung einer Art von kategorischem Imperativ hat, diametral gegen den Strich.

Zwar führt, wie im vorigen Band erläutert, an dieser qua Umverteilungspolitik von Staats wegen vorgenommenen Kurskorrektur in Sachen Akkumulationsprozess kein Weg vorbei, da eine Fortsetzung der gewohnten, den Anteil der Lohnarbeiterschaft am geschöpften Wert auf ein Subsistenzminimum beschränkenden und alles Übrige als Mehrwert zum Erwerb neuen allgemeinen Äquivalents aus marktexternen Quellen nutzenden Distributionsstrategie aufgrund der hohen Ausbeutungsrate und großen Produktivkraft des industriellen Produktionsapparats und der daraus resultierenden zunehmenden Überfüllung der Märkte sowie der gleichermaßen in den einzelnen, nationalstaatlich verfassten Volkswirtschaften und zwischen ihnen wachsenden kommerziellen Konkurrenz das gesamte industriekapitalistische System in immer akutere Bedrängnis bringt und in der Tat in den Konkurs zu treiben und an seiner eigenen Dynamik, quasi an seiner allzu erfolgreichen Aufführung, scheitern zu lassen droht.

Angesichts dieser, der übermäßigen Effektivität des Systems innewohnenden selbstzerstörerischen Tendenz oder konsequenzzieherischen Fatalität erweist sich, wie das staatlich initiierte sozialreformerische Procedere als ein zur Rettung der kapitalen Distributionsstrategie unbedingt erforderliches taktisches Manöver, so der sich für dies Procedere entscheidende Staat selbst als der wahre Freund und gute Geist des in seinen haltlosen Fortschritt verbohrten Industriekapitals, als ein Schutzengel des industriekapitalistischen Systems, ein Spiritus rector, der dem Ungestüm und blinden Eifer seines Schutzbefohlenen Einhalt gebietet und diesen damit vor sich selber zu retten sucht. Indem die Staatsmacht durch ihre sozialreformerische Umverteilungspolitik die industriekapitalistische Akkumulations- und Investitionsrate senkt und so das Wachstum des kraft seines Ausbeutungsgrades und seiner Produktivität über die Stränge des kommerziell Verkraftbaren schlagenden industriellen Produktionsapparats verlangsamt, stabilisiert sie das vom Kapital getriebene volkswirtschaftliche System und ermöglicht ihm ein angesichts seiner Dynamik kaum mehr zu erhoffendes Moment von Stetigkeit und Kontinuität, verschafft ihm die als Aufschub seines imminenten Offenbarungseids wohlverstandene Galgenfrist, die es braucht, um etwa durch die Einführung neuer marktgängiger Produkte und die Erzeugung weiterer kommerziell ausschlachtbarer Bedürfnisse, anders gesagt, durch die Schaffung inventorisch neuer Marktlücken und die Erfindung reklamatorisch verbesserter Absatzmethoden den Kopf aus der Schlinge seiner selbstzerstörerisch-hypertrophen, weil auf ein eskalierendes Missverhältnis zwischen ungeheurer Warensammlung und der kapitalistischen Distributionsstrategie gemäßem Konsum zusteuernden Entwicklung zu ziehen.

So sehr aber die sozialreformerische Umverteilungspolitik des starken Staates demnach im wohlverstandenen Interesse des industriekapitalistischen Systems als solchem liegt und also auch für die mit dem System schicksalhaft, auf Gedeih und Verderb, assoziierte bürgerliche Gesellschaft überlebensnotwendig ist, dem der rein kommerziellen, dem Marktmechanismus als solchem eigenen Distributionsstrategie als seiner innersten Logik, dem Verstand seines Daseins, verpflichteten Kapital selbst bleibt sie ein Ärgernis, ein Skandalon, ein widernatürliches Verfahren, dem es nicht nur außerstande ist, aus freien Stücken stattzugeben oder gar von sich aus Vorschub zu leisten, sondern gegen das sich mit Macht zu sperren und dem mit allen ihm verfügbaren sozialpolitischen Kräften Widerstand zu leisten, es sich im Gegenteil unwiderstehlich getrieben findet.

Wie stark das der Sache nach irrationale Widerstreben des Industriekapitals, sein Widerstand gegen die doch eigentlich nur zu seiner Rettung und Erhaltung von staatlicher Seite vorgenommene Kurskorrektur ist, lässt sich daran ermessen, dass der Staat sie, die als Umverteilungspolitik implementierte Kurskorrektur, überhaupt nur kraft einer sich allmählich herstellenden interessengemeinschaftlichen, wo nicht gar bundesgenossenschaftlichen Allianz mit den politischen und gewerkschaftlichen Repräsentanzen der Nutznießer der Umverteilungspolitik, eben der Lohnarbeiterschaft, zu betreiben und durchzusetzen vermag, sie mit anderen Worten nur in dem Maße wirksam werden lassen kann, wie er sich sei's passiv darauf einlässt, sei's gar aktiv dafür einsetzt, dass jene als sozialistische Bewegung firmierenden gesellschaftlichen und betrieblichen Repräsentanzen der lohnarbeitenden Volksmasse in der bürgerlichen Öffentlichkeit und in den staatlichen Einrichtungen selbst Fuß fassen und ihre wirtschaftlichen Ansprüche und sozialen Programme, angepasst an und eingepasst in die als, wie man will, transzendentaler Rahmen oder kategoriale Schranke fungierende staatliche Umverteilungspolitik, ebenso sehr meinungsbildnerisch zum Tragen wie gesetzgeberisch zur Geltung bringen.

Die im vorigen Band als Sozialdemokratisierung der bürgerlichen Gesellschaft apostrophierte Durchdringung beziehungsweise Durchsetzung der bürgerlichen Öffentlichkeit im Allgemeinen und des starken Staates im Besonderen mit der sozialistischen Bewegung entlehntem sozialreformerischem Geist beziehungsweise aus der Bewegung rekrutiertem sozialliberalem Personal ist es, was der staatlichen Umverteilungspolitik den nötigen gesellschaftlichen Rückhalt verschafft und dem die Umverteilungspolitik eher notgedrungen als aus innerem Antrieb initiierenden Staat selbst die erforderliche politische Entschlossenheit und bürokratische Beharrlichkeit verleiht, um dem anhaltenden Widerstand des Kapitals Paroli zu bieten und letzteres zum wie immer zögerlichen Einlenken und schrittweisen Nachgeben zu bewegen.

Aber auch wenn angesichts dieser in den europäischen Industriestaaten sich seit Ende des neunzehnten Jahrhunderts allmählich ausbildenden Interessengemeinschaft oder gar Bundesgenossenschaft zwischen einem sozialdemokratisch informierten Staatsapparat und einer von sozialreformerischem Geist und sozialliberaler Programmatik infiltrierten bürgerlichen Öffentlichkeit das Industriekapital und dessen Repräsentanten und Funktionäre ihren kompromisslosen Widerstand gegen die Umverteilungspolitik aufgeben und sich – wie widerstrebend auch immer und wie sehr auch bemüht, so weit wie möglich den Reformen die Wirkkraft zu nehmen beziehungsweise die Reformschritte zu verkleinern – in das politisch Unvermeidliche fügen, ist ihnen doch schlechterdings nicht gegeben, sich auch ökonomisch damit abzufinden, und sind sie vielmehr allzeit bereit beziehungsweise stehen jederzeit auf dem Sprung, die aufgrund politischer Maßnahmen erwirkten kapitalen Renditeeinbußen kraft ökonomisch erzielter Gewinnsteigerungen zu neutralisieren und zu kompensieren. Weil alle staatliche Umverteilungspolitik letztlich zu Lasten des industriekapitalistischen Akkumulationsprozesses geht und weil aber Akkumulation das A und O des Kapitals, sein innerstes Wesen und absolutes Telos ist, kann das Kapital gar nicht anders, als – wenn schon nicht offen, so jedenfalls doch heimlich – wider den Stachel politischer Vernunft und staatlicher Einsicht zu löcken und jede sich bietende Gelegenheit zu nutzen, die ihm durch letztere zugemuteten und abgerungenen Konzessionen mittels ökonomischer List und betrieblichen Kalküls zu sabotieren und am Ende gar zu vereiteln.

Und in dieser Hinsicht drängt sich nun dem Kapital ein – jedenfalls im funktionellen Prinzip, wenn auch nicht unbedingt im substanziellen Resultat – probates Mittel auf, das ihm, weil es sich dabei um ein seiner Funktionsweise beziehungsweise seinem Erfolgsrezept eingeschriebenes Strukturelement handelt, tatsächlich von Anfang an zur Verfügung steht und von dem es auch schon seit jeher bei Bedarf Gebrauch macht – nämlich das Mittel einer Erhöhung der Produktivität alias Steigerung der Produktivkraft der Arbeit, die durch technische beziehungsweise methodische, sprich, die Materialien, Werkzeuge oder Prozeduren der Produktion betreffende Neuerungen oder Verbesserungen erzielt wird. Als wesentliches Strukturelement, um nicht zu sagen, als Konstitutiv dem Kapitalprozess eingeschrieben ist das Bemühen um Steigerung der Produktivkraft der Arbeit im Kontext des allem Kapital, dem herkömmlich-kommerziellen nicht weniger als dem neuzeitlich-investiven, als sein Logos, der Verstand seines Daseins, eigenen Strebens nach Mehrwert, das freilich beim herkömmlich-kommerziellen Kapital, beim sich in Arbeitsprodukten verkörpert findenden Handelskapital, noch beschränkt und gehemmt erscheint durch die subsistenziellen Ansprüche und lebenspraktischen Motive der in eigener Regie und auf eigene Rechnung arbeitenden Produzenten, wohingegen es sich beim neuzeitlich-investiven Kapital, dem sich qua Lohnverhältnis nicht erst den Arbeitsprodukten der Produzenten, sondern bereits ihrer Arbeitskraft inkorporierenden Manufaktur- beziehungsweise Industriekapital, zum systematisch, wiewohl nicht empirisch absoluten, das heißt jeder Rücksicht auf die Ansprüche und Motive der Produzenten baren Trieb- und Beweggrund der gesellschaftlichen Wertschöpfung avanciert zeigt.

Zu Beginn der Neuzeit, in den Anfängen der Karriere des aufgrund seiner systematisch absoluten Zielfixiertheit, seines schrankenlosen Strebens nach Mehrwert als Kapital sans phrase firmierenden Manufaktur- beziehungsweise Industriekapitals, spielt dies der kapitalistischen Produktionsweise eingeschriebene Strukturelement einer technisch-methodischen Steigerung der Produktivkraft der Arbeit eine für die Karriere des kapitalistischen Produktionssystems ebenso grundlegende wie entscheidende Rolle. Konfrontiert mit einer gleichermaßen operativ und korporativ übermächtigen traditionell verfassten gesellschaftlichen Produktionssphäre, die aus mit eigenen Produktionsmitteln und in eigenen Werkstätten selbständig beziehungsweise kleinbetrieblich arbeitenden, sprich, in eigener Regie und auf eigene Rechnung als Meister wirtschaftenden handwerklichen Produzenten besteht und die letztere und ihren professionellen Nachwuchs, die Gesellen und Lehrlinge, noch überhaupt davor bewahrt, sich dem kapitalistischen Produktionssystem und seinem enthemmten Streben nach Mehrwert ausliefern zu müssen, beziehungsweise diejenigen unter ihnen, die sich um ihres Lebensunterhalts willen zu einem Lohnverhältnis in Diensten des Kapitals verstehen, durch die von ihr als Norm in Geltung erhaltenen Arbeitsvergütungstarife noch halbwegs vor einer qua Lohndrückerei hemmungslos betriebenen Ausbeutung der Arbeitskraft schützt – konfrontiert mit dieser übermächtigen Sphäre traditionellen Handwerkertums, hat das noch in den Kinderschuhen steckende oder, besser gesagt, nur erst ein relatives Nischendasein führende kapitalistische Produktionssystem, wenn es dem für es konstitutiven Streben nach Mehrwert, das per definitionem seiner Absolutheit Streben nach immer mehr dem Kapital als Mehrwert zufallendem Wert ist, Genüge leisten will, gar keine andere Wahl, als auf jenes Mittel einer Vermehrung des Mehrwerts durch Steigerung der Produktivkraft der Arbeit zu rekurrieren.

Indem das Kapital sich beziehungsweise die in seinen Diensten stehende menschliche Kunstfertigkeit und Intelligenz durch sein hemmungsloses, der subsistenziellen Rücksichten und lebenspraktischen Vorbehalte, die in der traditionellen Produktionssphäre die Produzenten restriktiv geltend machen oder deviativ zum Tragen bringen, enthobenes und ebenso zweckrational konzentriertes wie instrumentalistisch fixiertes Streben nach Mehrwert zu werkzeug-, material- und verfahrenstechnischen Neuerungen beziehungsweise Verbesserungen der überkommenen Produktionsmittel und Produktionsweisen inspirieren und antreiben lässt, gelingt es ihm, bei gleichem, in Lebenszeit, dem Maß des Wertes, gemessenem Arbeitsaufwand mehr Wert in Gütergestalt produzieren zu lassen, als die anderen, ohne diese Neuerungen beziehungsweise Verbesserungen arbeitenden handwerklichen Produzenten zu erzeugen imstande sind, gelingt es ihm mit anderen Worten, die Produktivkraft der Arbeit, ihre schöpferische Leistung, ihre Werthaltigkeit oder vielmehr Wertergiebigkeit zu steigern. Während die handwerklichen Produzenten mit den gewohnten Arbeitsmitteln und Produktionsmethoden Güter herstellen, deren Wert sich an der für ihre Herstellung im gesellschaftlichen Durchschnitt erforderlichen Arbeitszeit bemisst, erzeugt der kapitalistisch Produzierende dank seiner neuen beziehungsweise besseren Arbeitsmittel und Produktionsmethoden Güter, deren Erzeugung weniger Arbeitszeit erfordert und von denen er deshalb im gleichen Zeitraum eine größere Menge erzeugen kann, die, bezogen auf das für die anderen nach wie vor geltende Zeitmaß, entsprechend mehr Wert verkörpern.

Wenn er nun das durch die Erhöhung der Produktivkraft der Arbeit erzielte Mehr an Wert in Gütergestalt auf dem Markt als ein Mehr an Wert in Äquivalentform realisiert, um letzteres seinem kapitalen Zweck zuzuwenden, also es in neue Mehrwert erzielende Produktionsprozesse zu investieren, so kann er dank dieses Mehr an Kapital seine Produktionskapazitäten rascher als die handwerklichen Produzenten ausbauen, stärker als sie in der Produktionssphäre expandieren. Kraft der durch technisch-methodische Neuerungen und Verbesserungen erzielten Steigerung der Produktivkraft der Arbeit kann er so, den operativen und korporativen Fesseln, die der traditionelle Produktionszusammenhang seiner neuen Produktionsweise anlegt, zum Trotz, sein Produktionssystem den Kinderschuhen entwachsen, aus seinem Nischendasein ausbrechen und zunehmende Präsenz in der Produktionssphäre beziehungsweise Relevanz für sie gewinnen lassen.

Voraussetzung dafür ist freilich, dass er die für den Ausbau seiner Produktionskapazitäten, die Erweiterung seiner Produktionstätigkeit erforderlichen und von ihm als Arbeitskräfte in Lohn zu nehmenden Produzenten findet, und auf den ersten Blick könnte dies wegen der besagten operativen Übermacht und korporativen Geschlossenheit der traditionellen handwerklichen Produktionssphäre, mit der er sich konfrontiert sieht, ein schwerwiegendes Handikap, wo nicht gar unüberwindliches Hemmnis scheinen. Zwar steht das sich unternehmerisch engagierende Handelskapital im Bund mit der sich zur absolutistisch-zentralstaatlichen Macht mausernden territorialen Herrschaft und kann darauf bauen, dass sie ihm mittels Aufhebung kommunaler Freiheiten im Allgemeinen und Zerschlagung korporativer Strukturen im Besonderen sowie durch die Einrichtung von Arbeitshäusern und gesetzlich verfügten Arbeitszwang bei der Mobilisierung und Rekrutierung von Lohnarbeitskräften für seine kapitalistische Produktion behilflich ist, aber so sehr ihm ganz zu Anfang diese staatlichen Maßnahmen von Nutzen sind, damit es überhaupt in Gang kommen kann, so wenig können sie ihm doch mehr bieten als eine Starthilfe, da eben sein erfolgreiches Vordringen in die Produktionssphäre, das ihm sein strukturelles Vermögen zur Steigerung der Produktivkraft der Arbeit erlaubt, einen Bedarf an Lohnarbeitskräften nach sich zieht, der das Rekrutierungsmittel staatlicher Zwangsmaßnahmen definitiv überfordert.

Genau hier kommt nun der zweite Effekt zum Zuge beziehungsweise zum Tragen, der sich durch das Instrument einer Mehrwertschöpfung mittels technisch-methodischer Steigerung der Produktivität der Arbeit erzielen lässt und der, weil durch ihn die Produktionssphäre aufgemischt und für den beschleunigten Wertzuwachs und Akkumulationsprozess, den dieses Instrument ermöglicht, zugerichtet und bereit gemacht wird, letzterem überhaupt erst die volle Bedeutung verleiht, die ihm in den Anfängen der Entwicklung des kapitalistischen Systems zukommt. Grundlage für den zweiten Effekt ist der Umstand, dass aller durch Arbeit geschöpfte Wert unmittelbar in gebrauchsgegenständlicher Form, in Gütergestalt, erscheint und dass, damit er wieder als Kapital in die Produktionssphäre investiert, also für den Kauf der für neue Produktionsprozesse nötigen Produktionsmittel verwendet werden kann, die ihn verkörpernden Güter erst einmal auf dem Markt verkauft werden müssen, um ihn, den in den Gütern steckenden Wert aus der sächlichen in die geldliche Form zu überführen, ihn als Wert sans phrase, als, wie für die Beschaffung von Subsistenzmitteln, Gütern im Allgemeinen, so auch für den Erwerb von Produktionsmitteln, Investitionsgütern im Besonderen, taugliches allgemeines Äquivalent zu realisieren.

Auf dem Markt aber herrscht Konkurrenz: Die Produzenten, die als Anbieter die von ihnen produzierten Güter zu Markte tragen, konkurrieren um die Käufer, die ihnen die Güter abnehmen und als Wert sans phrase, als allgemeines Äquivalent realisieren sollen. Wie leicht oder schwer den Anbietern das fällt, wie sehr sie um die Abnehmer konkurrieren müssen, hängt von deren Nachfrage ab. Herrscht starke Nachfrage, brauchen die Anbieter nicht groß zu konkurrieren, sondern können ihre Güter ohne weiteres verkaufen und deren vollen Wert realisieren, können unter Umständen sogar, wenn die Nachfrage stark genug ist, für ihre Güter mehr allgemeines Äquivalent fordern, als deren Wert entspricht. Diese markt- beziehungsweise nachfragebedingte Möglichkeit, beim Austausch der Güter gegen allgemeines Äquivalent vom Wert der Güter abzuweichen, konstituiert den Preis der Güter, der in actu des Marktgeschehens an die Stelle ihres Wertes tritt. Wie der Preis bei starker Nachfrage den Wert der Güter übersteigen kann, so kann er auch umgekehrt bei schwacher oder gesättigter Nachfrage der Abnehmer und entsprechend verschärfter Konkurrenz zwischen den Anbietern unter den durch die durchschnittliche gesellschaftliche Arbeitszeit, die für ihre Erzeugung aufgewendet werden muss, determinierten Wert der Güter sinken. Die Anbieter können gezwungen sein, beim Preis ihrer Güter Abstriche zu machen und diese unter Wert zu verkaufen.

Auch bereits im traditionellen, noch nicht mit der kapitalistischen Produktionsweise konfrontierten Wirtschaftsleben trifft dies die als Anbieter zu Markte gehenden handwerklichen Produzenten unterschiedlich hart. Da es sich bei der für den Wert der jeweiligen Güter maßgebenden gesellschaftlichen Arbeitszeit ja nur um einen Mittel- oder Durchschnittswert handelt, können die Produzenten je nach der Geschicklichkeit, Energie und Ausdauer, die sie bei der Arbeit entfalten, eine größere oder geringere Arbeitsleistung erbringen, in einem bestimmten Zeitraum mehr oder weniger Wert in Gütergestalt produzieren, und sind so besser oder schlechter davor geschützt, durch einen nachfragebedingten Preisverfall, der sie dazu zwingt, die zu Markte getragenen Güter unter Wert zu verkaufen, in die kommerzielle Bredouille oder gar in existenzielle Not zu geraten. Wo der eine, unterdurchschnittlich wertschöpfende Produzent durch den nachfragegeschuldeten Preisverfall in die Zwickmühle gerät, entweder auf seinen Gütern sitzenzubleiben oder aber sie zu einem Preis veräußern zu müssen, der seine Produktionskosten nicht mehr deckt, und sich am Ende so oder so in die Insolvenz getrieben und vom Markt verdrängt findet, kann der andere, überdurchschnittlich wertschöpfende Produzent den Preisverfall verkraften, kommt trotz Einbußen bei der Realisierung des Werts seiner Güter immer noch auf seine Kosten und findet sich am Ende für die Einbußen, die er wegen der mangelnden Nachfrage hat hinnehmen müssen, dadurch entschädigt, dass jene Verdrängung seiner weniger tüchtigen und erfolgreichen Produzentenkollegen vom Markt in einer Reduktion des Güterangebots resultiert, dank deren die Nachfrage sich wieder belebt und normalisiert und ihm nicht nur erlaubt, sich unter besseren Preisbedingungen auf dem Markt zu behaupten, sondern ihm gar noch ermöglicht, Marktanteile der verdrängten Kollegen zu übernehmen und seine Produktion entsprechend auszuweiten.

Auch im Rahmen der traditionellen, rein handwerklich organisierten Produktionssphäre findet also schon so etwas wie eine selektive Konkurrenz unter den Produzenten statt, deren zureichende Bedingung sinkende Preise aufgrund starken Angebots beziehungsweise schwacher Nachfrage und deren wirkende Ursache praktisch-empirische, als individuelle Abweichungen vom gesellschaftlichen Durchschnitt figurierende Unterschiede in der Wertschöpfungsleistung und eine daraus resultierende größere oder geringere Fähigkeit der beteiligten Produzenten sind, dem Preisdruck standzuhalten und gar Nutzen aus ihm zu ziehen. Diese auch bereits im traditionellen Produktionszusammenhang wirksame selektive Konkurrenz aber nimmt nun, da die neue Produktionsweise auf Lohnarbeitsbasis, die kapitalistisch organisierte Form der Mehrwertschöpfung, ins Spiel kommt und die ihr als Strukturmerkmal eigene, ihrer absoluten Zielfixiertheit, ihrem hemmungslosen Streben nach Mehrwert entspringende Tendenz zur technisch-methodischen Steigerung der Produktivkraft zum Tragen bringt, ganz neue Dimensionen und in der Tat eine qualitativ andere Dynamik an.

In dem Maße, wie dank der Zweckrationalität und instrumentellen Intelligenz, die aus der Zielfixierung alias Monomanie des Kapitals resultieren und die es aufbieten und mobilisieren muss, um in der übermächtigen traditionellen Produktionssphäre überhaupt Fuß fassen und sich in Szene setzen zu können, an die Stelle der praktisch-empirischen, in der Individualität der Produzenten gründenden diskreten Abweichungen der Arbeitsleistung vom in Arbeitszeit gemessenen gesellschaftlichen Mittelwert eine der technisch-methodischen, der Perfektibilität des Produktionsmechanismus selbst entspringende kontinuierliche Ablösung der Produktionsleistung von jenem als Ausgangspunkt vorgegebenen Mittelwert tritt, wächst sich jene selektive Konkurrenz zwischen den als Anbieter auf dem Markt erscheinenden Produzenten zu einer Art von Verdrängungsautomatismus aus, der der kapitalistischen Produktionsweise zu Lasten des traditionellen, handwerklich-kleinbetrieblichen Produktionszusammenhanges in kürzester Frist verschafft, was sie braucht, um zum vorherrschenden gesellschaftlichen Reproduktionssystem zu avancieren – industrielles Betätigungsfeld und kommerziellen Entfaltungsraum.

Als eine Art Automatismus funktioniert die durch die kapitalistische Produktionsweise zum ebenso systematischen wie kontinuierlichen Verdrängungsmechanismus entfaltete selektive Konkurrenz, weil sie nicht erst reaktiv, unter der Voraussetzung einer übersättigten oder überbeanspruchten Nachfrage auf dem Markt und des daraus resultierenden Preisdrucks, wirksam wird, sondern kraft des sie treibenden Prinzips einer technisch-methodischen Steigerung der Produktivkraft bereits an der Schaffung eben jener kommerziellen Voraussetzung, unter der sie wirksam wird, aktiv beteiligt und in der Tat maßgeblich für sie verantwortlich ist. Schließlich hat ja die durch die Zweckrationalität und das instrumentelle Ingenium der kapitalistischen Produktionsweise ebenso systematisch wie kontinuierlich gemachte Steigerung der Produktivkraft dies zur Folge, dass eine wachsende Produktmenge auf den Markt gelangt, es dort zu einem Überangebot an Gütern kommt und so genau die kommerzielle Situation einer gesättigten oder überforderten Nachfrage und eines daraus resultierenden Preisverfalls eintritt, die den Nährboden für eine mittels Preiskampf ausgetragene selektive Konkurrenz abgibt.

Konfrontiert mit einem Überangebot auf dem Markt, für das es durch das ebenso systematisch wie kontinuierlich eingesetzte Mittel einer technisch-methodischen Steigerung der Produktivkraft und durch die daraus resultierende höhere Produktionsleistung selber gesorgt hat, können die Betreiber des neuen, unternehmerisch engagierten und so zum Kapital im strengen Sinn, zum Kapital sans phrase, avancierten Handelskapitals in ihrem Bemühen, auf dem noch weitgehend vom traditionellen Handwerk beherrschten Markt Stellung zu beziehen und Raum zu gewinnen, den jenem Überangebot geschuldeten Preisdruck beziehungsweise Preisverfall nutzen, um durch Preisnachlässe, die sie sich dank höherer Produktionsleistung leisten können, ohne die Rentabilität ihrer Produktion und mithin ihre Existenz zu gefährden, die Vertreter des traditionellen Handwerks, die wegen ihrer geringeren Produktionsleistung durch solche Preisnachlässe an den Rand beziehungsweise unter die Schwelle der Rentabilität ihrer Arbeit getrieben und damit letztlich um den Sinn und Nutzen ihrer Produktionstätigkeit gebracht werden, auszukonkurrieren und vom Markt zu verdrängen.

Sowohl aktiv, durch das Überangebot, das sie hervorruft, als auch reaktiv, durch das Preisdumping, das sie ermöglicht, sorgt also die der kapitalistischen Produktionsweise als Strukturmerkmal eigene und nämlich der Zweckrationalität und instrumentellen Intelligenz, die ihr wesentlich ist, entspringende technisch-methodische Steigerung der Produktivkraft für eine systematisch-stringente Verstärkung und Entfaltung jener dem Marktmechanismus von Angebot und Nachfrage geschuldeten selektiven Konkurrenz, die, wenngleich nur in empirisch-kontingenter Form, seit jeher wirksam ist und die dazu führt, dass diejenigen Produzenten, die mit ihrer Produktionsleistung den gesellschaftlichen Durchschnittswert übertreffen, mehr in neue Produktionsprozesse investieren und mithin ihre Produktion rascher ausbauen und erfolgreicher betreiben können als diejenigen, deren Produktionsleistung durchschnittlich oder gar unterdurchschnittlich ausfällt. Und indem so die kapitalistische Produktionsweise kraft technisch-methodischer Steigerung der Produktivkraft das Prinzip der selektiven Konkurrenz aus einer empirisch-kontingenten, der Individualität der Produzenten geschuldeten Randbedingung zu einer systematisch-stringenten, der Effektivität der Produktionsmittel und Produktionsmethoden entspringenden Grundbestimmung der Handelstätigkeit erhebt, transformiert sie es aus einem bloßen, den Beteiligten relativen biographischen Erfolg oder Misserfolg zumessenden kommerziellen Differenzierungsmodus in einen über das Schicksal der Beteiligten entscheidenden und nämlich ihren Erfolg oder Misserfolg zum existenziellen Widerfahrnis verabsolutierenden kapitalen Verdrängungsmechanismus und löst damit aber quasi automatisch das ihr in den Anfängen ihres Wirkens zu schaffen machende Problem, dass der seiner produktivkräftig höheren Produktionsleistung geschuldeten rasch wachsenden Produktion des Kapitals die traditionelle, handwerklich-kleinbetriebliche Produktionssphäre mit ihrer operativen Übermacht und korporativen Geschlossenheit eigentlich keinen Entfaltungsraum, sprich, nicht die nötigen, für die Lohnarbeit, auf der die kapitalistische Produktionsweise aufbaut, verfügbaren Arbeitskräfte bietet.

Der durch die überlegene Produktivität kapitalistischen Wirtschaftens ermöglichte kommerzielle Verdrängungsmechanismus resultiert in einem Heer von auf ihre abstrakte Arbeitskraft angewiesenen Arbeitsuchenden, die dank ihrer Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt als Lohnarbeitskräfte wohlfeil zu rekrutieren sind, weshalb in der Frühphase des kapitalistischen Siegeszugs die Ausbeutung menschlicher Produktionskraft der Nutzung sächlicher Produktivkraft als maßgebliche Akkumulationsstrategie den Rang abläuft, weil sie nicht nur weniger Kosten verursacht, sondern auch ein zuverlässiges und nicht nur passageres Mehr an für den weiteren Auf- und Ausbau des Wertschöpfungssystems verfügbarem Mehrwert erbringt.

So gewiss dank seiner markant höheren Produktionsleistung und dank des Preisdumpings, das sie ihm erlaubt, das Kapital die marktbedingt selektive Konkurrenz aus einem ebenso kontingenten wie individuellen Differenzierungsmodus in einen ebenso konsequenten wie instrumentellen Verdrängungsmechanismus überführt und so gewiss dies in praxi darauf hinausläuft, dass sich vormals eigenständige oder kleinbetrieblich vergesellschaftete handwerkliche Produzenten in zunehmender Zahl und kontinuierlichem Strom aus dem Markt geworfen, um Brot und Arbeit gebracht und deshalb gezwungen finden, um des Lebensunterhalts willen das Einzige, was ihnen geblieben ist, ihre bloße Arbeitskraft, zu verkaufen, sprich, jene Lohnarbeit anzunehmen, die ihnen die neue, kapitalistische Produktionsweise bietet, so gewiss verfügt letztere in der Frühphase ihrer Karriere mit der ihr als Strukturmerkmal eingeborenen technisch-methodischen Steigerung der Produktivkraft über ein probates Mittel, die traditionelle, handwerklich organisierte Produktionssphäre in all ihrer operativen Übermacht und korporativen Widerstandskraft zu unterwandern, zu zersetzen und aufzulösen und ihrer quasi als Steinbruch dienenden Konkursmasse jene aus den alten operativen Verankerungen und korporativen Bindungen herausgerissenen und auf personale Arbeitskräfte reduzierten Produzenten zu entnehmen, die sie braucht, um aus der ihr durch die Steigerung der Produktivkraft ermöglichten erhöhten Produktionsleistung und entsprechend beschleunigten Kapitalakkumulation überhaupt Nutzen ziehen und anstelle der handwerklichen Kleinbetriebe und gemeinschaftlichen Einrichtungen der zugrunde gerichteten traditionellen Produktionssphäre ihre neuen, auf Lohnarbeit aufgebauten manufakturellen Produktionsstätten beziehungsweise industriellen Fertigungsanlagen errichten zu können.

Auch wenn hinsichtlich der Versorgung der kapitalistischen Produktion mit den für sie und ihren produktivkraftbedingt raschen Akkumulationsprozess nötigen Lohnarbeitskräften noch andere Faktoren eine Rolle spielen, wie etwa eine zur Verstädterung der Gesellschaft führende massive Landflucht und ein starkes Bevölkerungswachstum, dessen zureichender Grund Fortschritte auf dem Gebiet der Hygiene, der ärztlichen Kunst und der Nahrungsmittelerzeugung sind und das seine wirkende Ursache in säkularem Optimismus, diesseitiger Zukunftserwartung hat, entscheidend nicht weniger als grundlegend dafür, dass die für die Entfaltung und Durchsetzung der kapitalistischen Produktionsweise benötigten Arbeitskräfte in hinreichender Menge rekrutierbar sind und nach Bedarf zur Verfügung stehen, ist das Kapital selbst mit der selektiven Konkurrenz, die es auf Basis der von ihm praktizierten technisch-methodischen Steigerung der Produktivkraft aus einem empirisch-kontingenten Differenzierungsmodus zu einem systematisch-stringenten Verdrängungsmechanismus erhebt und kraft deren es das traditionelle Personal der Produktionssphäre, die eigenständig beziehungsweise kleinbetrieblich arbeitenden handwerklichen Meister und Gesellen massenhaft um die Marktgängigkeit ihrer Produkte, mithin um ihren Lebensunterhalt bringt und sie zwingt, sich um des Überlebens willen ihm, dem Kapital, als Lohnarbeitskräfte anzubieten und zur Verfügung zu stellen.

Dieser auf Basis einer technisch-methodischen Steigerung der Produktivkraft als Automatismus wirksame, weil selber die produktionssystematische Voraussetzung für seine marktmechanische Wirksamkeit schaffende Verdrängungsmechanismus der kapitalistischen Produktionsweise ist der letztlich entscheidende Grund dafür, dass das Kapital, ungeachtet der Übermacht und Geschlossenheit, mit der ihm die handwerklich verfasste Produktionssphäre anfänglich entgegentritt, bald schon auf Arbeitsuchende im Überfluss, auf freiflottierende, aus ihrer operativen Präokkupation mit der handwerklichen Produktionssphäre und ihren korporativen Bindungen an sie freigesetzte Produzenten in hinlänglicher Menge zurückzugreifen vermag, um aus seiner produktivkraftbedingten höheren Produktionsleistung und demgemäß beschleunigten Akkumulation den in Sachen Ausweitung des Produktionsvolumens alias Expansion in der Produktionssphäre erwünschten Nutzen ziehen zu können.

Für die Entstehung des wachsenden Heeres von zur Lohnarbeit, zur Arbeit im Dienste der kapitalistischen Produktionsweise, wie man will, aus Verlangen nach Arbeit bereiten oder aus Lebensnot gezwungenen Arbeitskräften bildet also die kapitalistische Produktionsweise selbst den maßgebenden Beweggrund und entscheidenden Wirkfaktor – zumal die oben erwähnten anderen für die Bildung eines Heeres von Arbeitsuchenden verantwortlichen Faktoren von der der kapitalistischen Produktionsweise eigenen Ursächlichkeit abhängig, wo nicht gar abgeleitet sind, sei's dass sie wie die lebenserhaltenden Fortschritte in Hygiene, Medizin und Agrarproduktion als faktische Konsequenz der vom Kapital kultivierten Zweckrationalität und instrumentellen Intelligenz gelten müssen, sei's dass sie sich wie der zu Bevölkerungswachstum und demographischer Urbanisierung treibende diesseitige Optimismus und säkulare Zukunftsglaube als praktische Reaktion auf den in der Perspektive der kapitalistischen Produktionsweise lockenden gesellschaftlichen Reichtum und winkenden bürgerlichen Wohlstand verstehen lassen.

In dem Maße freilich, wie die der Struktur der kapitalistischen Produktionsweise eigene und als Hauptursache firmierende technisch-methodische Steigerung der Produktivkraft im Verein mit den anderen, als derivative Phänomene begreiflichen Faktoren zu einer Zersetzung und Auflösung der traditionellen handwerklichen Betriebe und Korporationen führt und in einem teils direkt als personale Konkursmasse des alten Produktionszusammenhanges, den das Kapital zugrunde richtet, teils indirekt als soziale Reaktionsbildung auf das neue Produktionssystem, zu dem das Kapital den Grund legt, begreiflichen wachsenden Heer von ebenso operativ freigesetzten wie korporativ ungebundenen Arbeitskräften resultiert, sorgt eben dies Resultat dafür, dass die bis dahin für die kapitalistische Entwicklung als kommerzieller Akkumulations- und manufaktureller beziehungsweise industrieller Expansionsfaktor maßgebende technisch-methodische Steigerung der Produktivkraft an Bedeutung verliert, in den Hintergrund tritt und einer als Ausbeutung menschlich-organischer Arbeitskraft funktionierenden anderen Methode zur Erhöhung der Produktionsleistung Platz macht oder jedenfalls den Vorrang überlässt.

Was die in wachsender Menge aus dem traditionellen Arbeitszusammenhang handwerklicher Ordnung ausgeschiedenen und als Arbeitslose nolens volens dem manufakturellen beziehungsweise industriellen Produktionssystem kapitalistischer Organisation ausgelieferten Arbeitsuchenden nämlich ebenso wild- wie naturwüchsig in Szene setzen, ist ein spezieller, neuer Markt, der sich um ein einziges Gut, die Ware Arbeitskraft, dreht und auf dem sie diese ihnen allein noch verbliebene Ware, ihre Arbeitskraft, feilbieten und mit ihr um die vom kapitalistischen Produktionssystem angebotenen Arbeitsplätze konkurrieren müssen.

So effektiv die kapitalistische Produktionsweise auf Basis der ihr als Strukturmerkmal eingeschriebenen technisch-methodischen Steigerung der Produktivkraft expandieren mag und so rasch dementsprechend die in ihrem Rahmen angebotenen Arbeitsplätze zunehmen mögen, die Tatsache, dass die technisch-methodische Steigerung der Produktivkraft ihr erlaubt, mit gleicher oder gar geringerer Arbeitskraft eine höhere Produktionsleistung zu erzielen, bietet zusammen mit den erwähnten derivativen Faktoren einer durch Hygiene und ärztliche Kunst beförderten Volksgesundheit, einer durch die demographische Landfluchtbewegung forcierten urbanen Entwicklung und eines verstärkten Bevölkerungswachstums aufgrund der durch die kapitalistische Produktionsweise geweckten Hoffnungen auf gesellschaftlichen Reichtum und zukünftigen Wohlstand die Gewähr dafür, dass die Zahl der Arbeitsuchenden rascher zunimmt als die der Arbeitsplätze, dass mit anderen Worten die Nachfrage nach Arbeit das Angebot permanent übersteigt. Und das wiederum setzt die Arbeitsuchenden, die Nachfrager nach Arbeit, unter permanenten Konkurrenzdruck und gibt den kapitalistischen Anbietern von Arbeit, den Unternehmern alias Arbeitgebern, nach Maßgabe des marktkonstitutiven, für die Preisgestaltung auf dem Markt grundlegenden Wechselspiels zwischen Angebot und Nachfrage die Möglichkeit, jene gegeneinander auszuspielen und sie dazu zu bringen, sich im Wettstreit um die angebotenen Arbeitsplätze die Konditionen ihrer Anstellung, sowohl was die Höhe der Entlohnung als auch was die für den jeweiligen Lohn zu erbringende Arbeitsleistung betrifft, aufzwingen beziehungsweise diktieren zu lassen.

Solange diese dem ständigen Zuwachs beziehungsweise Zufluss von Arbeitsuchenden geschuldete Konkurrenzsituation auf dem durch die kapitalistische Produktionsweise ins Leben gerufenen und vom trügerischen Sprachgebrauch zum Arbeitsmarkt verdinglichten Markt für Arbeitskraft anhält (und das ist die ganze Zeit der sukzessiven Umwälzung und Umrüstung aller Bereiche der gesellschaftlichen Reproduktion durch die kapitalistische Produktionsweise hindurch der Fall), liefert sie dem Unternehmer eine ebenso bequeme wie probate Handhabe, sei's durch Lohndrückerei und Lohnkürzungen bei gleich bleibender Produktionsleistung, sei's durch Erhöhung der Produktionsleistung mittels Verschärfung der Arbeitsbedingungen wie zum Beispiel Verlängerung der Arbeitszeit oder Intensivierung des Arbeitspensums den ihm beziehungsweise seinem Kapital zufallenden Anteil am geschöpften Wert, den Mehrwert, sei's relativ, im Verhältnis zur Reduktion des der Arbeitskraft gezahlten Arbeitslohns, sei's absolut, aufgrund der Augmentation des von der Arbeitskraft geschöpften Werts, zu vergrößern und so für eine Beschleunigung des kapitalen Akkumulationsprozesses und eine entsprechende Verstärkung der auf eine Eroberung und Umrüstung traditioneller, handwerklicher Produktionsbereiche und ihre Integration ins manufaktur- beziehungsweise industriekapitalistische Wertschöpfungssystem zielenden Investitions- und Expansionstätigkeit zu sorgen.

Gegenüber der Erhöhung des Mehrwerts durch Steigerung der Produktivkraft hat diese Vermehrung des Mehrwerts durch Ausbeutung der Arbeitskraft einen doppelten Vorzug, der ohne weiteres erklärt, warum letztere ersterer den Rang abläuft beziehungsweise den Platz als zentrales Verwertungs- und Akkumulationsstrategem streitig macht, solange der Arbeitsmarkt im gerade erläuterten Sinne mitspielt. Zum einen verlangt die Mehrwertvermehrung mittels technisch-methodischer Steigerung der Produktivkraft ja stets zusätzliche Kapitalinvestitionen sowohl in die Intelligenz und Kunstfertigkeit, die es braucht, um effektivere Produktionsmittel und Arbeitsverfahren zu ersinnen und zu entwickeln, als auch in die Fertigung der ersonnenen Produktionsmittel und die Realisierung der entwickelten Arbeitsverfahren selbst, Investitionen, die sich amortisieren müssen und währenddessen den Gewinn an Mehrwert, den der Unternehmer aus der Produktivkraftsteigerung zieht, schmälern.

Und zum anderen und wichtiger noch ist die Erhöhung des Mehrwerts durch Steigerung der Produktivkraft nie von Dauer und immer nur ein vorübergehendes Phänomen. Geschuldet ist die Erhöhung des Mehrwerts ja der verringerten Arbeitszeit, die dank gesteigerter Produktivkraft auf die Herstellung eines Produkts verwandt werden muss, und dem Mehr an Produkt, das demnach im gleichen Arbeitszeitraum hergestellt werden kann, beziehungsweise dem höheren Wert, den das Mehr an Produkt, gemessen an der bis dahin als gesellschaftliche Norm für die Herstellung des Produkts geltenden Maß an Arbeitszeit, verkörpert. Eben diese als gesellschaftliche Norm und Wertmaß geltende Arbeitszeit aber findet sich durch die mittels Steigerung der Produktivkraft erzielte Verringerung der Arbeitszeit in Frage gestellt und in der Tat entkräftet. Denjenigen, die sie ihrer Produktion zugrunde legen, verschafft ja, wie oben erläutert, die produktivkraftbedingt verringerte Arbeitszeit die Möglichkeit, mit ihrem vermehrten und nach geltendem Wertmaß mehr Wert verkörpernden Produkt ihre Konkurrenten auf dem Markt unter Druck zu setzen. Durch Preisnachlässe, die ihnen aufgrund ihres höheren Produktwerts immer noch gestatten, mit einer positiven Wertrealisierungsbilanz abzuschließen, wohingegen die mit ihrem geringeren Produktwert zu Markte gehenden Konkurrenten dadurch entweder überhaupt an dessen Realisierung gehindert, oder aber gezwungen werden, ihr Produkt unter Wert, sprich, zu einem nicht einmal die Produktionskosten deckenden Preis, loszuschlagen – durch solche als Wertabschläge wirksame Preisnachlässe also können sie die Konkurrenten auf dem Markt ausstechen und am Ende gar vom Markt verdrängen.

Wollen die Konkurrenten sich auf dem Markt behaupten, so müssen sie jene zur Verringerung der Arbeitszeit führenden produktionstechnischen beziehungsweise produktionsmethodischen Neuerungen, durch die sie sich unter Preisdruck gesetzt finden, übernehmen, müssen sie die Produktivkraft ihrer eigenen Produktion entsprechend steigern, was darauf hinausläuft, dass sich die dank höherer Produktivkraft verringerte Arbeitszeit als neues gesellschaftliches Wertmaß für das betreffende Produkt durchsetzt. Sei's, dass sich die der Produktivkraft ermangelnden Produzenten vom Markt verdrängt, sei's dass sie sich, um am Markt bestehen zu können, gezwungen finden, ihre Produktivkraft der ihrer erfolgreicheren Konkurrenten anzupassen – so oder so verschafft sich die der höheren Produktivkraft geschuldete verringerte Arbeitszeit als allgemeine gesellschaftliche Wertnorm, als Durchschnittswert für die Bemessung des Produktwerts, Geltung, womit denn der Mehrwert, den das kraft höherer Produktivkraft vermehrte Produkt darstellte, solange als gesellschaftliches Wertmaß noch die alte, längere Arbeitszeit firmierte, zunichte gemacht und verschwunden ist. Sobald die der Produktivkraftsteigerung geschuldete verringerte Arbeitszeit sich mittels Konkurrenz auf dem Markt als normatives Wertmaß durchgesetzt hat, verkörpert das dank dieser verringerten Arbeitszeit vermehrte Produkt denselben Wert wie zuvor das im gleichen Zeitraum geschaffene geringere Produkt und erweist sich nachträglich die der Steigerung der Produktivkraft entsprechende Wertsteigerung als ein der Ungleichzeitigkeit des alten Wertmaßes, das noch in Geltung ist, und des neuen Wertmaßes, das sich noch nicht als Norm durchgesetzt hat, geschuldetes Übergangsphänomen.

Zu einer kontinuierlichen und dauerhaften Vermehrung des Mehrwerts alias Optimierung der Verwertung taugt also eine Erhöhung der Produktionsleistung mittels Steigerung der Produktivkraft mitnichten! Wohl aber bewährt sie sich in der Frühzeit der kapitalistischen Entwicklung als Instrument einer die traditionelle Produktionssphäre aufmischenden und auflösenden kommerziellen Konkurrenz, durch die sich eigenständig beziehungsweise kleinbetrieblich arbeitende handwerkliche Produzenten massenhaft aus dem Markt geworfen und um ihren Broterwerb gebracht finden, um sich notgedrungen zu jenem als Markt für Arbeitskräfte funktionierenden und durch die anderen demographischen Faktoren, die mehr oder minder eng mit der kapitalistischen Entwicklung zusammenhängen, noch zusätzlich massierten Heer von Arbeitsuchenden zu formieren, das die Grundlage bietet für die oben als Erhöhung der Produktionsleistung mittels Ausbeutung der Arbeitskraft bestimmte andere Strategie der Verwertungsoptimierung oder Mehrwertvermehrung.

Anders als die Verwertungsoptimierung durch technisch-methodische Steigerung der Produktivkraft stellt die Vermehrung des Mehrwerts durch physische beziehungsweise lohntarifliche Ausbeutung der Arbeitskraft ein ebenso dauerhaftes wie verlässliches Akkumulationsverfahren dar, weil sie nicht einer bloßen, mittels Konkurrenz auf dem Markt möglichst rasch wieder zu beseitigenden, sprich, im Sinne einer Ersetzung der alten durch die neue Norm auszugleichenden Differenz im Wertmaß geschuldet, sondern vielmehr Ergebnis einer ebenso effektiven wie bleibenden Veränderung des Verhältnisses zwischen dem Teil des Produktwerts ist, der den Produzenten qua Lohn zusteht, und dem Teil, der dem Unternehmer als Mehrwert zufällt. Während mit anderen Worten die Mehrwertvermehrung, die durch Steigerung der Produktivkraft erreicht wird, in dem Augenblick wieder verschwindet, in dem die für sie maßgebende verkürzte Arbeitszeit sich als allgemeines gesellschaftliches Wertmaß durchgesetzt hat und an die Stelle der bis dahin für den Wert maßgeblichen längeren Arbeitszeit getreten ist, und somit höchstens und nur dazu taugt, durch eine vorübergehend verstärkte Investitionstätigkeit alias beschleunigte Expansion in der Produktionssphäre den im Tempo unveränderten Akkumulationsprozess auf eine, die Produktionskapazitäten betreffend, verbreiterte Basis zu heben, bildet die Mehrwertvermehrung, die durch Ausbeutung der Arbeitskraft erzielt wird und also durch eine Umverteilung des Produktwerts zugunsten des Unternehmers und zu Lasten der Produzenten zustande kommt, eine – jedenfalls solange die Produzenten sie sich gefallen lassen müssen – bleibende Errungenschaft, die ein geometrisches Wachstum des für die Investition in neue Lohnarbeitsprozesse verfügbaren Kapitals und eine entsprechend zunehmende Akkumulationsgeschwindigkeit zur Folge hat.

Was Wunder, dass, nachdem die durch Steigerung der Produktivkraft erzielte Mehrwertvermehrung die zu Anfang der Entwicklung der kapitalistischen Produktionsweise ihr zufallende Aufgabe einer Unterminierung und Infiltrierung der traditionellen, handwerklich-kleinbetrieblich organisierten Produktionssphäre erfüllt und dabei quasi als Nebenwirkung oder Abfallprodukt ihrer Unterminier- und Infiltriertätigkeit die als Arbeitsmarkt firmierende Masse von Arbeitsuchenden ausgefällt hat, die dem kapitalistischen Produktionssystem die Gelegenheit und Handhabe bietet, jene als Ausbeutung von Arbeitskraft funktionierende andere Methode der Mehrwertvermehrung anzuwenden – was Wunder, dass, da nun das Kapital letzterer den Vorzug gibt und sie als Hauptinstrument nutzt, um seiner ebenso zirkelschlüssigen wie imperativen Bestimmung zu folgen, sprich, durch Verstärkung und Beschleunigung seiner Akkumulations- und Investitionsaktivität die gesellschaftliche Produktionssphäre solchermaßen umzurüsten und den Ansprüchen und Bedürfnissen der kapitalistischen Produktionsweise anzupassen, dass sie eben jenem vom Kapital zum Imperativ erhobenen zirkulären Zweck einer Investition, die auf nichts als weitere Akkumulation zielt, und einer Akkumulation, die partout nur in neuer Investition resultiert, optimal zu dienen und maximal zu genügen vermag?

Freilich bedeutet diese Bevorzugung der Mehrwertvermehrung durch Ausbeutung der Arbeitskraft nicht, dass die dadurch zurückgesetzte und vergleichsweise in den Hintergrund tretende Mehrwertvermehrung mittels Steigerung der Produktivkraft völlig außer Gebrauch kommt und in der kapitalistischen Wertschöpfung gar keine Rolle mehr spielt. Dass sie vielmehr fester Bestandteil des Wertschöpfungsrepertoires bleibt und das Kapital auch immer wieder auf sie als wenngleich der Nachhaltigkeit entbehrende Methode zur Mehrwertvermehrung zurückgreift, dafür sorgt eben jene ihr den Rang ablaufende andere, in der Ausbeutung der Arbeitskraft bestehende, nachhaltigere Methode der Mehrwertvermehrung, die nämlich aufgrund der Akzeleration des Akkumulationstempos und der entsprechenden Eskalation des Investitionsvolumens, die sie zur Folge hat, nur zu rasch und stets neu zu einer Marktlage führt, die durch ein Ungleichgewicht zwischen Produktion und Konsumtion, genauer gesagt, durch ein Missverhältnis zwischen dem Angebot an Produkten und der Nachfrage nach ihnen charakterisiert ist und die insofern die oben beschriebene kommerzielle Situation aus den Anfängen der kapitalistischen Produktionsweise reproduziert, jene Situation, in der sich die letztere einer in ihrer kleinbetrieblich-handwerklichen Verfasstheit übermächtigen traditionellen Produktionssphäre konfrontiert findet, die mit ihren Produkten den Markt bereits hinlänglich, wo nicht gar im Übermaß, versorgt, so dass dieser für die mittels der neuen Produktionsweise erzeugten Güter und erbrachten Leistungen eigentlich gar keine Aufnahmekapazität und Absatzmöglichkeit bietet und so der neuen Produktionsweise durch Verweigerung der Gelegenheit, die mittels ihrer geschaffenen Werte kommerziell zu realisieren, gleich eingangs den Lebensfaden abzuschneiden oder, weniger blumig ausgedrückt, die Entfaltungsperspektive zu versperren droht.

Wie geschildert, nutzt in dieser anfänglichen Situation das manufakturelle beziehungsweise industrielle Kapital den der Steigerung der Produktivkraft, die ein Strukturmerkmal seiner veränderten Produktionsweise bildet, geschuldeten vermehrten Mehrwert, den es erzielt, um auf dem nicht zuletzt infolge eben dieser ihrer Steigerung der Produktivkraft überfüllten Markt mittels Preisdumping die traditionell produzierenden Konkurrenten auszustechen und aus dem Markt zu werfen und so auf Kosten der verdrängten Konkurrenten kommerziellen Platz für die eigenen Produkte zu schaffen und deren Absatz alias Wertrealisierung sicherzustellen. Und genau dieses Mittel eines per Preiskampf auf dem Markt ausgetragenen Verdrängungswettbewerbs, zu dem die Vermehrung des Mehrwerts durch Steigerung der Produktivkraft die Handhabe bietet, wendet nun also das Kapital auch weiterhin an, sooft und sobald eine – nunmehr in der Hauptsache ausbeutungsbedingt – überbordende Produktion in einer Überfüllung des Marktes alias Überforderung der Nachfrage resultiert, die die Anbieter, die kapitalistischen Produzenten, vor Absatz- alias Wertrealisierungsprobleme stellt, die, wenn sie ungelöst bleiben, den Wertschöpfungsprozess um all seinen kapitalen Zweck und akkumulativen Nutzen bringt und ad absurdum eines ebenso sinn- wie fruchtlosen Unterfangens führt.

Nur dass jetzt beim Rückgriff auf jene nicht weniger passagere als altbewährte und tatsächlich eher zur okkasionellen Ausschaltung der kommerziellen Konkurrenz als zur kontinuierlichen Akkumulation industriellen Kapitals taugliche Methode der Mehrwertvermehrung das Zielobjekt und Opfer nicht mehr die traditionelle Produktionssphäre und ihre handwerklichen Vertreter, sondern nach Maßgabe der fortschreitenden Kapitalisierung der gesellschaftlichen Reproduktion mehr und mehr die eigenen, als kapitalistische Unternehmer firmierenden Artgenossen sind, die der Kampf um das Überleben auf einem ausbeutungsbedingt überfüllten Markt zu erbitterten Konkurrenten macht, die sich nurmehr durch eine mittels technisch-methodischer Steigerung der Produktivkraft erzielte Erhöhung der Produktionsleistung und durch den Spielraum in der Preisgestaltung, den diese gestattet, aus dem marktstrategischen Feld schlagen beziehungsweise dem kapitalprozessualen Weg räumen lassen.

Freilich erweist sich dieses Mittel zur Lösung des einer hemmungslosen Ausbeutung der Arbeitskraft geschuldeten Absatz- alias Wertrealisierungsproblems als wenig wirksam und im Gegenteil, abgesehen von der kurzfristigen kommerziellen Entlastung und industriellen Entfaltung, die es dem Gebrauch von ihm machenden einzelnen Unternehmer auf Kosten der Konkurrenten bringt und ermöglicht, langfristig nur dazu angetan, das Problem, das es lösen soll, als durch die kapitalistische Produktionsweise heraufbeschworenes chronisches Leiden und in der Tat unheilbares Gebrechen zu reaffirmieren und, aufs Gesamt des kapitalistischen Marktsystems gesehen, immer neu und in stets verschärfter Form zu reproduzieren. Auch wenn, was ihre Kontinuität und Haltbarkeit betrifft, der mittels technisch-methodischer Steigerung der Produktivkraft betriebenen Mehrwertvermehrung kein Erfolg beschieden ist, weil die der höheren Produktionsleistung, die damit erzielt wird, zugrunde liegende verkürzte Arbeitszeit sei's dadurch, dass derjenige, der sie in Anwendung bringt, den Markt erobert, sei's dadurch, dass seine Konkurrenten, um nicht aus dem Markt geworfen zu werden, sie durch eine entsprechende Steigerung der Produktivkraft ihrerseits in Anwendung bringen müssen, als neues Wertmaß das bis dahin geltende ersetzt und die ihm geschuldete höhere Produktionsleistung hiernach exakt den gleichen Wert verkörpert wie zuvor die dem alten Wertmaß gemäße geringere Produktionsleistung – auch wenn also die mittels Steigerung der Produktivkraft erzielte Wertvermehrung sich quasi als optische Täuschung, besser gesagt, als eine auf die Ungleichzeitigkeit zwischen altem und neuem Wertmaß rückführbare und durch deren Synchronisierung, sprich, durch Adjustierung des ersteren an das letztere korrigierbare Verzerrung erweist, kurz, sich früher oder später für null und nichtig erklärt, was auf jeden Fall bleibt, ist die höhere Produktionsleistung selbst, die nach der durch den Konkurrenzkampf auf dem Markt erzwungenen Veränderung des Wertmaßes, sprich, nach der Durchsetzung der für die Produktion erforderten verkürzten Arbeitszeit als neues, gesellschaftlich verbindliches Wertmaß nun zwar keinen höheren Wert als die zuvor übliche geringere Produktionsleistung mehr darstellt, die sich aber doch allemal in einem vermehrten Produkt niederschlägt, sich, ungeachtet ihrer kapitalen Gleichwertigkeit, in einem materialen Mehr an Gütern und Dienstleistungen verkörpert findet.

Indem so aber die technisch-methodische Steigerung der Produktivkraft, auf die der industrielle Unternehmer rekurriert, um sich im kommerziellen Konkurrenzkampf auf einem durch die Ausbeutung von Lohn- arbeitskraft überfüllten Markt zu behaupten, ebenso gewiss und zuverlässig, wie sie sich als Mittel zur Akkumulation, zur fortlaufenden und dauerhaften Erwirtschaftung von als Kapital einsetzbarem Mehrwert dementiert, als Mittel zu einer wachsenden Produktion, zur Erzeugung eines den gleichen Wert verkörpernden Mehr an Wertverkörperungen, zur wertneutralen Vermehrung des in materialen Gütern und realen Dienstleistungen bestehenden gesellschaftlichen Reichtums funktioniert, verschärft sie offenkundig das Problem, das sie doch eigentlich lösen soll, und erweist sich als ein in sich widersprüchliches Instrument, als der sprichwörtliche, zum Gärtner gemachte Bock. Vom einzelnen Unternehmer eingesetzt, um die als Anbieter mit ihm konkurrierenden anderen Unternehmer mittels Preiskampf vom Markt zu verdrängen und so der allgemeinen, aus der Ausbeutung der Arbeitskraft resultierenden Überfüllung des Marktes abzuhelfen, führt dies Instrument einer technisch-methodischen Steigerung der Produktivkraft, so sehr es ad hoc und im Einzelfall seinen Zweck erfüllen mag, auf Ganze gesehen und in letzter Konsequenz nur zu einer noch stärkeren Überfüllung des Marktes und setzt mithin der durch die Ausbeutung der Arbeitskraft heraufbeschworenen Absatz- und Wertrealisierungskrise, statt ihr die Spitze abzubrechen, im Gegenteil die Krone auf.

In dem Maße, wie die Ausbeutung menschlich-physischer Arbeitskraft aufgrund des Lohndumpings, das die Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt ermöglicht, in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts an ihre biologischen Grenzen stößt und die Arbeitskraft in den personalen und sozialen Ruin zu treiben droht, rückt die Steigerung sächlich-technischer Produktivkraft als Akkumulationsstrategie wieder in den Vordergrund. Und dies nicht nur, weil sie, obwohl zur dauerhaften Vergrößerung der geschöpften Wertmenge untauglich, durch die Senkung der Lebenshaltungskosten die Handhabe zu einer Aufrechterhaltung, wo nicht gar Erhöhung, der Mehrwertrate bietet, sondern auch, weil sie sich in einer Situation, in der weitere Volkswirtschaften in Europa und in Übersee sich industrialisieren und auf den vom Wertschöpfungssystem konstituierten Markt drängen, als strategisch-offensives Marktöffnungsinstrument bewährt.

Tatsächlich dient dieser missglückte Lösungsversuch als redender Beweis dafür, dass die kapitalistische Produktionsweise gemäß dem ihr eingefleischten industriellen Akkumulationsimperativ und der durch ihn bestimmten kommerziellen Distributionsstrategie gar nicht anders kann, als den Markt immer neu mit Überfüllung heimzusuchen und durch ein Überangebot an Gütern und Dienstleistungen zu belasten, ihn immer wieder an den Rand seiner durch jene Distributionsstrategie beschränkten Aufnahmefähigkeit und Konsumkraft zu führen und ihn so mit anderen Worten von einer Absatzkrise in die andere stürzen zu lassen, ihn durch den haltlosen Wertschöpfungsimpuls, dem sie gehorcht und der, wenn er schon nicht in mehr Wert, so allemal doch in einer Vermehrung der den Wert verkörpernden Güter und Leistungen resultiert, mit immer unlösbareren Wertrealisierungsproblemen zu konfrontieren. Und diese permanenten Absatzprobleme oder chronischen Wertrealisierungskrisen, deren primäre Ursache die mittels Lohnarbeit durchgesetzte Ausbeutung der Arbeitskraft ist und die die mittels technisch-methodischer Innovationen ins Werk gesetzte Steigerung der Produktivkraft nicht etwa, wie vom einzelnen Unternehmer intendiert, zu bewältigen und zu lösen dient, sondern letztlich und aufs Ganze gesehen nur zu vergrößern beziehungsweise zu verschärfen taugt – diese Probleme und Krisen würden tatsächlich in kürzester Frist den Markt unter der Last unrealisierbarer Güter und Dienstleistungen kollabieren, sprich, das ins Korsett der kapitalen Distributionsstrategie gezwängte kommerzielle System an Überfüllung und Verstopfung zugrunde gehen lassen, bliebe die kapitalistisch organisierte Ökonomie sich selbst überlassen und käme ihr nicht die absolutistisch formierte Politik zu Hilfe.

Fast von Anfang der kapitalistischen Entwicklung an muss, eben weil die kapitalistische Produktionsweise ebenso zuverlässig wie zwangsläufig in einem Ungleichgewicht zwischen produktionspraktisch expandiertem Angebot und distributionsstrategisch limitierter Nachfrage resultiert, mit anderen Worten immer wieder dazu führt, dass einem Überangebot an mittels Lohnarbeit erzeugten Gütern und Dienstleistungen ein Mangel an durch allgemeines Äquivalent, die Münze des Marktes, gedeckter Nachfrage gegenübersteht, der Staat, egal ob absolutistischer, konstitutionell-monarchischer, republikanischer oder schließlich gar demokratischer Fasson, dem seinen manufakturellen Kinderschuhen entwachsenden und aus dem Boden der bürgerlichen Gesellschaft ein immer umfänglicheres industrielles Produktionssystem stampfenden Kapital als Nothelfer beispringen und durch politisch-bürokratische Maßnahmen beziehungsweise militärisch-okkupatorische Initiativen, sprich, mittels kolonialistischer, merkantilistischer, etatistischer und am Ende imperialistischer Strategien für eine in Korrespondenz zum wachsenden Angebot steigende Nachfrage, eine mit der nicht zuletzt dank Steigerung der Produktivität progressiven Produktionsleistung Schritt haltende Konsumkraft sorgen.

Ihm, dem im Wesentlichen vom Kapital finanzierten beziehungsweise alimentierten und deshalb an dessen Wohlergehen und Gedeihen existenziell interessierten Staat, fällt immer wieder die Aufgabe zu, sei's durch Erweiterung der für die Realisierung des Werts des gesellschaftlichen Mehrprodukts zuständigen Käuferschichten beziehungsweise Konsumentenkreise, sei's durch Stärkung ihrer Kaufkraft sicherzustellen, dass jenes dank Ausbeutung der Arbeitskraft und Steigerung der Produktivkraft wachsende Mehrprodukt, jener immer größere Teil des aus materialen Gütern und sozialen Dienstleistungen bestehenden Gesamtprodukts, der nicht der Subsistenz der Produzenten vorbehalten bleibt, sondern nach anderen Abnehmern verlangt, diese Abnehmer beziehungsweise den durch ihre Kaufkraft, ihr allgemeines Äquivalent, garantierten Absatz auch findet, und damit zu verhindern, dass der Markt an Überfüllung und Verstopfung erkrankt und in Reaktion darauf das in ihm sein materiales Outlet beziehungsweise seinen kapitalen Umschlagsplatz findende kapitalistische Produktionssystem ins Stocken gerät und kollabiert.

So wirksam und erfolgreich die jeweilige staatliche Intervention und Hilfestellung aber auch sein und so sehr sie die durch die Ausbeutungsrate und Produktivkraftentwicklung des Systems heraufbeschworenen Absatzprobleme lösen und den Fortgang des industriekapitalistischen Akkumulationsprozesses sichern und sogar beschleunigen mag, eine dauerhafte oder gar endgültige Lösung des der Wertschöpfungsdynamik geschuldeten Wertrealisierungsproblems bietet sie nicht. So gewiss sie nämlich den Fortgang des Akkumulationsprozesses sichert, so gewiss sichert sie ja auch die dank Ausbeutung der Arbeitskraft und Steigerung der Produktivkraft dem Prozess innewohnende Dynamik und führt so früher oder später dazu, dass für den Absatz der von ihm in immer größerer Masse hervorgebrachten materialen Güter und sozialen Dienstleistungen nicht einmal mehr die verstärkte beziehungsweise erweiterte Nachfrage, für die sie beziehungsweise die durch sie bewirkte Rekrutierung neuer Käuferschichten und Konsumentenkreise gesorgt hat, mehr ausreicht. Jedes Mal, wenn die auf eine Rekrutierung neuer Käuferschichten beziehungsweise Mobilisierung neuer Konsumkraft gerichtete staatliche Intervention und Hilfestellung das durch Ausbeutung und Produktivität heraufbeschworene Wertrealisierungsproblem des kapitalistischen Produktionssystems löst oder zu lösen hilft, legt sie deshalb auch schon den Grund für die Entstehung neuer und weiterer, im erweiterten Maßstab und mit verschärfter Dringlichkeit wiederkehrender Wertrealisierungsprobleme, die wiederum neue und weitere Interventionen und Hilfestellungen von staatlicher Seite erforderlich machen.

Das Resultat dieses spiraligen Ringelpiezes aus politische Hilfestellung nötig machender ökonomischer Dynamik und dank der politischen Hilfestellung kontinuierter oder gar forcierter ökonomischer Dynamik ist die oben mit den Begriffen Kolonialismus, Merkantilismus, Etatismus und Imperialismus bezeichnete Abfolge von Interventionsstrategien, zu denen sich vom sechzehnten bis zum neunzehnten Jahrhundert die maßgebenden europäischen Staaten unwiderstehlich gedrängt finden und die den industriekapitalistischen Akkumulationsprozess als ein weniger kontinuierlich als konvulsivisch fortschreitendes und, wie den Produktionsapparat der bürgerlichen Gesellschaft, so auch sie selbst ständigen Umwälzungen und Umformierungen unterwerfendes Entwicklungsprojekt in Gang halten beziehungsweise vorantreiben.

Dass in dem fortgeschrittenen, durch eine ebenso rasche wie umfängliche Mechanisierung der Produktion alias Industrialisierung der Arbeit gekennzeichneten Stadium, das gegen die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts das industriekapitalistische Entwicklungsprojekt erreicht, die Ausbeutung der Arbeitskraft den Vorrang, den sie als Mehrwertschöpfungsmethode lange Zeit genossen hat, verliert und die als Steigerung der Produktivkraft firmierende alternative Mehrwertschöpfungsmethode wieder an Boden gewinnt beziehungsweise ersterer sogar den Rang abzulaufen beginnt, ändert dabei, wie die auf die militärische Eroberung und bürokratische Erschließung neuer Märkte und Wirtschaftsräume gerichtete imperialistische Wendung beweist, nichts an dem die kapitalistische Produktionsweise von Anfang an begleitenden oder vielmehr heimsuchenden Dilemma einer Wachstumsdynamik, die das Outlet des Systems, den Markt, immer wieder mit – distributionspraktisch gesprochen – Absatzproblemen konfrontiert oder in – akkumulationsstrategisch gefasst – Wertrealisierungskrisen stürzt, deren Bewältigung und Lösung für das System überlebenswichtig ist, weshalb der vom System alimentierte und ausgehaltene Repräsentant des die bürgerliche Klassengesellschaft als zivile Solidargemeinschaft simulierenden Commonwealth alias Gemeinwesens, der Staat, gar nicht anders kann, als alle ihm verfügbaren politisch-statutarischen Mittel beziehungsweise militärisch-bürokratischen Ressourcen in den Dienst jener Problembewältigung und Krisenlösung zu stellen.

Nachdem, wie oben ausgeführt, die Mehrwertschöpfungsstrategie mittels Steigerung der Produktivkraft in den Anfängen der manufakturell-industriellen Produktionsweise eine maßgebende, weil letzterer als probate Methode zur Unterminierung und Auflösung der noch übermächtigen traditionellen, handwerklich-kleinbetrieblichen Produktionssphäre dienende Rolle spielt, verliert sie in dem Maße, wie der Triumph der industriellen Produktion über das traditionelle Handwerk ein Überangebot an Arbeitskräften, sprich, ein für seine Subsistenz auf kapitale Lohnarbeit angewiesenes Heer von Arbeitsuchenden schafft, an Bedeutung und wird von der alternativen Mehrwertschöpfungsstrategie mittels Ausbeutung der Arbeitskraft in den Hintergrund gedrängt und in ihrer Funktion und Wirksamkeit auf die Phasen einer ausbeutungsbedingten Überfüllung beziehungsweise Verstopfung des Marktes beschränkt, der sie durch den kommerziellen Verdrängungswettbewerb, zu dem sie die Handhabe bietet, abhelfen soll und der sie tatsächlich doch nur Vorschub leisten und zusätzliche Virulenz zu verleihen vermag, so dass am Ende zur Bewältigung der Absatzprobleme und Lösung der Wertrealisierungskrisen, zu denen solche Überfüllung beziehungsweise Verstopfung des Marktes führt, gar nichts anderes übrig bleibt als der Rekurs auf die beschriebenen, einer Rekrutierung neuer Konsumentenschichten und Mobilisierung weiterer Kaufkraft geltenden staatlichen Interventionen und politischen Hilfestellungen.

Was die Ausbeutung physisch-menschlicher Arbeitskraft der Steigerung technisch-sächlicher Produktivkraft, ökonomisch-kalkulatorisch gesehen, voraus hat und weswegen sie, solange sie sich praktizieren lässt, letzterer den Rang abläuft, ist, wie gesagt, der Umstand, dass sie eine wirkliche und bleibende Vermehrung des Mehrwerts erzielt, die dem Kapital die Grundlage für eine ebenso kontinuierliche wie zuverlässige Verstärkung der Investitionstätigkeit und Erweiterung der Produktionskapazität bietet, wohingegen die Steigerung der Produktivkraft nur zu einer scheinbaren und vorübergehenden Mehrwertvermehrung führt, die zwar, solange der Schein in Kraft bleibt und zu trügen vermag, die Basis für eine verstärkte Investitionstätigkeit und beschleunigte Erweiterung der Produktionskapazität liefert, aber, weil der Wettbewerb auf einem umkämpften Markt die Konkurrenten zwingt, jene Steigerung der Produktivkraft bei Strafe ihrer Verdrängung vom Markt zu übernehmen und nachzuvollziehen, und weil sich damit der Schein von mehr Wert als eine der zeitweiligen Ungleichzeitigkeit des Wertmaßes geschuldete Verzerrung entpuppt, wieder verschwindet, so dass die gesteigerte Produktivkraft zwar eine dauerhaft erhöhte Produktionsleistung und ein entsprechend vermehrtes Produkt erbringt, letzteres aber nun mit dem Ergebnis einer Rückkehr zur alten Investitionsrate und zum gehabten Expansionstempo den exakt gleichen Wert beziehungsweise Mehrwert darstellt wie das geringere Produkt, das mit der früheren, noch nicht gesteigerten Produktivkraft erarbeitet wurde.

So offenkundig der Vorzug ist, dem hinsichtlich Investition von Kapital und Expansion der Wertschöpfung, sprich, hinsichtlich des als Wertakkumulation funktionierenden Kapitalisierungsprozesses, der Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft vor der Steigerung sächlicher Produktivkraft gebührt – er steht und fällt mit der oben erwähnten einschränkenden Bedingung der Praktizierbarkeit solcher Ausbeutung. Und die erweist sich in dem Maße als in Frage stehend beziehungsweise nicht mehr gegeben, wie die Ausbeutung im Zuge ihrer systematischen Forcierung an ihre durch die menschliche Leiblichkeit und Bedürftigkeit gesetzten energetisch-existenziellen und alimentarisch-subsistenziellen Grenzen stößt. Über ein gewisses Maß der Verausgabung von körperlicher und geistiger Arbeitskraft beziehungsweise der Aufwendung von biographischer und lebensrhythmischer Arbeitszeit hinaus lässt sich der menschliche Organismus schlechterdings nicht, will heißen, nur um den Preis seiner völligen Erschöpfung und schließlichen Unbrauchbarkeit, als Mehrwertschöpfungsinstrument in Anspruch nehmen. Und ebenso wenig lässt er sich ohne ein Minimum an materialen Lebensmitteln und sozialen Daseinsbedingungen, marktgesellschaftlich gesprochen also ohne ein Mindestmaß an für den Erwerb der Lebensmittel und die Schaffung der Daseinsbedingungen erforderlichem Arbeitslohn, für die Mehrwertschöpfung überhaupt rekrutieren, geschweige denn mobilisieren.

In dem Maße, wie der Kapitalisierungsprozess kraft der als causa sufficiens fungierenden staatlich-politischen Unterbindung beziehungsweise Unterdrückung allen sich im industriellen Arbeitskräfteheer in Form von gewerklichen Organisations- und parteilichen Koalitionsbemühungen regenden Widerstands und mittels des als causa efficiens firmierenden betrieblich-ökonomischen Kampfes ums Dasein, in den das industrielle Arbeitskräfteheer seine zum Arbeitsmarkt euphemisierte Unverbundenheit und Unorganisiertheit verstrickt – in dem Maße also, wie dank jener politisch zureichenden Bedingung und dieser ökonomisch wirkenden Ursache der Kapitalisierungsprozess die Entwicklung kontinuierlich vorantreibt und an die besagten Grenzen energetischer Erschöpfung und subsistenzieller Auszehrung stoßen lässt, gerät die bis dahin vorzugsweise praktizierte Strategie einer Mehrwertvermehrung durch Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft ins Stocken. Auf dem in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts erreichten Höhepunkt der Entwicklung lässt sich aus der Arbeiterschaft der industriekapitalistisch fortgeschrittensten europäischen Staaten eine Mehrwertvermehrung mittels verstärkter Arbeitsanstrengungen, verlängerter Arbeitszeiten und gekürzter Löhne nurmehr um den Preis einer akuten Bedrohung und prospektiven Vernichtung der realen Lebensgrundlagen und sozialen Existenzbedingungen der Betroffenen erzielen, weshalb sich diese aus nackter Not und schierer Verzweiflung zu maschinenstürmerischen Aufständen und anarchistischen Widerstandshandlungen getrieben finden, die, so politisch ohnmächtig und strategisch ziellos sie sein mögen, doch jedenfalls anzeigen, dass die Mehrwertvermehrung mittels Ausbeutung gesellschaftlicher Arbeitskraft die Gefahr eines Totalverlusts des ausgebeuteten Objekts, sprich, eines Verlusts gesellschaftlicher Arbeitskraft nicht mehr nur auf individueller Ebene und partiell, sondern mehr noch in kollektiven Dimensionen und generationell, heraufbeschwört und mithin nicht länger praktikabel ist.

In dem Maße aber, wie die Strategie der Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft als Mehrwertschöpfungsmethode an naturgegebene Grenzen stößt und stagniert, gewinnt die von ihr bis dahin in den Hintergrund gedrängte alternative Strategie einer Steigerung der Produktivkraft wieder an Präsenz und Aktualität. Damit, dass sich die Ausbeutung der Arbeitskraft nicht länger ins Extrem ausufernder Produktionsanstrengungen und verschwindender Löhne treiben und sich der Akkumulationsprozess auf diese Weise nicht länger forcieren lässt, ist erstere ja nicht als Mehrwertschöpfungsmethode überhaupt außer Kraft gesetzt und sorgt durch das, wenn auch vielleicht nicht mehr zu steigernde, so allemal doch hohe Niveau der durch sie ermöglichten Mehrwertrate und durch das, wenn auch vielleicht nicht mehr zu beschleunigende, so allemal doch rasche Tempo des dieser Mehrwertrate entsprechenden Akkumulationsprozesses auch weiterhin für eine industrielle Güter- und Dienstleistungsproduktion, die den Markt zu überfüllen und zu überfordern, sprich, sich im Sinne grassierender Absatzkrisen alias Wertrealisierungsprobleme auszuwirken und damit die für die wie auch immer notbehelfliche Bewältigung solcher Probleme und die wie auch immer unvollkommene Lösung solcher Krisen altbewährte Strategie einer Mehrwertschöpfung mittels Steigerung der Produktivkraft ins Spiel zu bringen tendiert. Diese Strategie nämlich ermöglicht, wie oben konstatiert, demjenigen, der sie anwendet, auf der Basis des durch die Steigerung der Produktivkraft – vorübergehend zumindest – vermehrten Werts einen als Preiskampf ausgetragenen Verdrängungswettbewerb auf dem Markt, durch den er hoffen kann, seine kommerziellen Konkurrenten auszustechen und gar aus dem Rennen zu werfen und so trotz Überfüllung des Marktes nicht nur seinen gegenwärtigen Produkten den Absatz zu sichern, sondern mehr noch Raum für den Absatz der Erzeugnisse seiner künftigen, womöglich um Kapazitäten der Konkurrenten, die er vom Markt verdrängt und in den Bankrott getrieben hat, erweiterten Produktion zu sichern.

Auch wenn die Strategie, aufs Ganze gesehen, als Methode zur Beseitigung der Überfüllung und Verstopfung des Marktes und zur Lösung der daraus resultierenden Wertrealisierungsprobleme und Absatzkrisen ganz und gar nicht taugt, weil sie letztlich immer zu einer Erhöhung der gesamtgesellschaftlichen Produktionsleistung und entsprechend Vermehrung der auf dem Markt angebotenen Waren in Gütergestalt und Dienstleistungsform und mithin zu einer Verstärkung der dem Überangebot der letzteren geschuldeten Absatzprobleme führt, bleibt sie doch für den einzelnen Unternehmer und Anbieter, der ja im kommerziellen Konkurrenzkampf mit seinesgleichen steht und sich gegen seine Konkurrenten auf dem Markt behaupten beziehungsweise auf ihre Kosten geschäftlich überleben möchte und der in actu seines kommerziellen Überlebenskampfes für eine Rücksichtnahme auf die gesamtgesellschaftlich verderblichen Folgen seiner Vorgehensweise weder Zeit noch Verständnis aufbringt, eine unwiderstehliche Option, die er quasi im Automatismus wahrnimmt und mit der er und seine Konkurrenten, die ja um ihres eigenen geschäftlichen Überlebens willen gezwungen sind, seinem Beispiel zu folgen und sich ebenfalls mittels Steigerung der Produktivkraft ihre Konkurrenzfähigkeit zu erhalten beziehungsweise zu sichern, dem fatalen Grundprinzip aller Konkurrenz Tribut zollen und nämlich im Bemühen, sich im System zu behaupten und mit ihm Schritt zu halten, das System selbst in den Konkurs treiben und zugrunde richten.

Was aber der Strategie einer Mehrwertvermehrung durch Steigerung der sächlichen Produktivkraft über die zwangsläufige Bedeutung hinaus, die sie als Methode zur wie immer kurzsichtigen und letztlich kontraproduktiven Bewältigung der einer nach wie vor hohen Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft geschuldeten Wertrealisierungsprobleme behält, neues Ansehen und originären Reiz verleiht, ist dies, dass sie sich dem an die Mehrwertvermehrung mittels forcierter Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft seit langem gewöhnten und durch die unüberschreitbaren realen und sozialen Grenzen, an die letztere mittlerweile stößt, entsprechend frustrierten Unternehmer als veritable Alternative zu beziehungsweise ernstzunehmender Ersatz für das ins Stocken geratene und in der Tat ans Ende der Fahnenstange seiner Praktikabilität gelangte Ausbeutungsverfahren suggeriert. Schließlich ist ja kurzfristig der mittels Steigerung der Produktivkraft erzielte Zuwachs an Mehrwert eine gleichermaßen durch den Vorteil, den sie dem betreffenden Unternehmer verschafft, und durch die erhöhte Akkumulationsrate, die sie ihm ermöglicht, ausgewiesene Tatsache, und sowenig er, der im kommerziellen Konkurrenzkampf begriffene Unternehmer, Muße und Motiv hat, sich über die negativen Konsequenzen beziehungsweise kontraproduktiven Rückwirkungen Gedanken zu machen, die, generell und aufs Ganze gesehen, sein wie immer auch individuell oder punktuell erfolgreiches Verfahren zeitigt, sowenig muss er in Betracht ziehen oder gar zur Kenntnis nehmen, dass jener Mehrwertzuwachs, den das Verfahren erzielt, nur vorübergehend den Tatbestand einer Tatsache zu erfüllen vermag und sich mittelfristig oder gar auf lange Sicht wieder verflüchtigen muss, weil er sich einer der Ungleichzeitigkeit der Produktionsbedingungen geschuldeten optischen Täuschung oder perspektivischen Illusion verdankt, die als solche zu entlarven und aus der Welt zu schaffen, der auf dem Markt herrschende und mit Macht auf eine Egalisierung der Bedingungen dringende Konkurrenzkampf gar nicht verfehlen kann.

Gewöhnt an das ebenso dauerhafte wie wirkliche Wachstum der Mehrwert- alias Akkumulationsrate, das die Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft ermöglicht, und bemüht, jenes Wachstum unter allen Umständen aufrechtzuerhalten, ist angesichts des Stockens und Versagens der Strategie einer Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft der Unternehmer nur zu bereit, auf die zu ihr alternative Strategie einer Steigerung technischer Produktivkraft zurückzugreifen und dabei um des kurzfristigen Gewinns willen, den dies hinsichtlich Aufrechterhaltung der gewohnten Wachstumsrate verspricht, die Augen davor zu verschließen, dass sich der Gewinn mittel- oder langfristig in Nichts auflöst und tatsächlich ein Strohfeuer ist, das rasch wieder erlischt und das sich zwar durch weitere Produktivitätssteigerungen immer wieder entfachen lässt, ohne doch aber jemals die nötige Energie für ein ebenso dauerhaftes wie wirkliches Wachstum der Mehrwertrate aufbringen und ohne sich mithin dem Schicksal eines letztlich unvermeidbaren Rückfalls auf das gehabte, vor der Steigerung der Produktivkraft bestehende Mehrwertratenniveau entziehen zu können.

Davor, dass er mit dem Rückgriff auf die Methode einer Mehrwertvermehrung mittels Produktivkraftsteigerung als Ersatz für das an die Grenzen seiner Wirksamkeit gestoßene Verfahren einer Mehrwertvermehrung durch die Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft der wegen des Versagen des letzteren eingetretenen Stagnation in Sachen Akkumulationsrate letztlich gar nicht abzuhelfen, sondern bloß dem Akkumulationsprozess einen vorübergehenden Anschein von Rückkehr zur ausbeuterischen Normalität zu verleihen, ein täuschendes Mäntelchen wiederhergestellter Mehrwertschöpfungsdynamik umzuhängen vermag, verschließt also der Unternehmer in bornierter Fixierung auf den flüchtigen Erfolg, den das Verfahren ihm beschert, die Augen. Was ihn in seiner Myopie und Borniertheit dabei noch bestärkt, indem es diese zu einer eigenen Art von Scharfsicht, wo nicht gar Scharfsinn zu verklären tendiert, ist der Umstand, dass nicht zwar per directum, also via Vermehrung des geschöpften Werts, wohl aber modo obliquo, auf dem Umweg über die Vermehrung der in Gestalt von Gütern und in Form von Dienstleistungen erzeugten Wertverkörperungen, in denen sie resultiert, die Steigerung technischer Produktivkraft sich tatsächlich als Methode zur Mehrwertvermehrung anbietet, mithin sich als wirklicher Ersatz für die nicht mehr ausbaufähige Strategie der Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft zu bewähren verspricht.

Folge nämlich der Vermehrung der Güter- und Dienstleistungsmenge, die die Steigerung technischer Produktivkraft, ungeachtet dessen, dass sie letztlich zu keiner erhöhten Wertsumme führt, allemal doch bringt und zuverlässig erzielt, ist ein Sinken des Werts des einzelnen Guts beziehungsweise der jeweiligen Dienstleistung. Weil die gleiche Wertsumme jetzt in einer größeren Güter- oder Dienstleistungsmenge verkörpert ist, entfällt auf das einzelne Gut beziehungsweise die jeweilige Dienstleistung ein geringerer Anteil der Wertsumme, was so viel heißt wie, dass sich das einzelne Gut beziehungsweise die jeweilige Dienstleistung verbilligt, für weniger allgemeines Äquivalent als zuvor auf dem Markt zu erstehen ist. Durch die Vergrößerung der produzierten Güter- und Dienstleistungsmenge, die sie bei gleich bleibender Wertschöpfung allemal erzielt, führt so die Steigerung der technischen Produktivkraft zu einem Sinken der Lebenshaltungskosten, das unter entsprechenden gesellschaftlichen Bedingungen, unter Bedingungen mit anderen Worten einer politisch durchgesetzten Desorganisation und Atomisierung der Arbeiterschaft und eines starken ökonomischen Konkurrenzdrucks auf dem Arbeitsmarkt, der Unternehmer für Lohnkürzungen nutzen kann. Indem er den für die Wertschöpfung gezahlten Arbeitslohn reduziert und den in der Konsequenz der Produktivkraftsteigerung gesunkenen Lebenshaltungskosten anpasst, erzielt er unbeschadet dessen, dass es die unverändert gleiche Wertsumme ist, die hier geschöpft wird, tatsächlich eine Verringerung des auf die Lohnarbeit entfallenden Anteils an ihr und eine entsprechende Vermehrung des als Mehrwert ihm zufallenden, in seiner Hand verbleibenden Anteils.

Voraussetzung für diesen sekundären Modus der Mehrwertvermehrung sind daher gesellschaftliche Bedingungen, die dem Unternehmer ein mehr oder weniger effektives Lohndiktat erlauben, die ihm mit anderen Worten gestatten, seine Arbeiterschaft zum Verzicht auf die subsistenziellen Vorteile, die ihr aus der Produktivkraftsteigerung erwachsen, zu zwingen, will heißen, ihr Lohnkürzungen abzunötigen, die sie auf dem Lebensstandard arretieren, den ihnen vor der produktivitätsbedingten Verbilligung ihrer Subsistenzmittel ihr ungekürzter Arbeitslohn ermöglichte. Das aber sind die haargenau gleichen gesellschaftlichen Bedingungen, mit denen in den ersten beiden Jahrhunderten der kapitalistischen Entwicklung auch die bis dahin wegen ihrer Wirksamkeit und Haltbarkeit bevorzugte Strategie der Mehrwertvermehrung, die Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft, steht und fällt. Auch diese Strategie ist ja abhängig davon, dass ausreichend politischer Zwang von staatlicher Seite ausgeübt und hinlänglich ökonomischer Druck von Kapitals wegen entfaltet werden kann, um die als manufakturelle beziehungsweise industrielle Arbeitskräfte rekrutierten ehemals handwerklichen Produzenten teils daran zu hindern, sich zwecks Wahrung gewerklicher Interessen und lohntariflicher Ansprüche zu verbünden und zu organisieren, teils die desorganisierten und atomisierten Opfer staatlicher Zwangsausübung einem erbitterten Überlebenskampf mit ihresgleichen auf einem als sozialdarwinistischer Auslesemechanismus funktionierenden Arbeitsmarkt zu überantworten, und insofern entspringen beide, die direkte Strategie einer Mehrwertvermehrung mittels lohntariflicher Ausbeutung der Arbeitskraft und die sekundäre Methode einer Mehrwertvermehrung mittels lohntariflicher Ausnutzung der durch Steigerung der Produktivkraft bewirkten Senkung der Lebenshaltungskosten den gleichen, für den Aufstieg des Kapitalismus grundlegenden gesellschaftlichen Bedingungen.

Und tatsächlich sind beide auf der Grundlage jener gesellschaftlichen Bedingungen praktizierten Verfahrensweisen, die primäre Strategie einer Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft mittels Annäherung der Löhne ans Existenzminimum und die sekundäre Strategie einer Ausnutzung des der Steigerung der Produktivkraft geschuldeten Wertverlusts der Produkte im Sinne einer Anpassung der Löhne an die gesunkenen Lebenshaltungskosten, von Anfang der kapitalistischen Entwicklung an vom Kapital implementierte Methoden der Mehrwertvermehrung oder ist, besser gesagt, die letztere von Anfang an ein ebenso integrierender wie flankierender Bestandteil der ersteren. Schließlich behält ja die Steigerung sächlicher Produktivkraft, auch wenn sie durch die Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft, die sich als entschieden effektivere und haltbarere Mehrwertvermehrungsmethode empfiehlt, in den Hintergrund gedrängt wird, durchaus ihre Bedeutung und Funktion und wird nämlich, wie gezeigt, jedes Mal gebraucht, um die ausbeutungsbedingte Überfüllung des Marktes mit Gütern und Dienstleistungen durch einen preiskämpferischen kommerziellen Verdrängungswettbewerb ebenso individuell und situativ zu bewältigen und aus der Welt zu schaffen wie generell und aufs Ganze gesehen in verschärfter Form wiederkehren zu lassen.

Und sooft die Steigerung der Produktivkraft als Mittel für den Konkurrenzkampf auf einem überfüllten Markt bemüht wird, resultiert sie in besagter, dem Wertverlust, den sie dem einzelnen Gut und der jeweiligen Dienstleistung beschert, geschuldeter Senkung der Lebenshaltungskosten, die wiederum den durch den Imperativ des Akkumulationsprinzips zur Wahrnehmung jeder sich bietenden Mehrwertvermehrungschance angehaltenen Unternehmer antreibt, sie – die qua politischer Zwang und ökonomischer Druck erforderlichen gesellschaftlichen Bedingungen vorausgesetzt! – für Lohnkürzungen zu nutzen, die darauf abzielen, den Lohnarbeitenden auf seinem gewohnten Lebenshaltungsniveau zu arretieren und das Mehr an Wert, das die produktivkraftbedingte Senkung der Lebenshaltungskosten seinem Lohn vindiziert, dem Kapital zuzueignen. So gewiss die Steigerung der Produktivkraft wegen der Absatzprobleme, zu denen die Ausbeutung der Arbeitskraft führt, eine ständige Begleit- beziehungsweise Folgeerscheinung der letzteren ist, so gewiss bietet sie wegen der Senkung der Lebenshaltungskosten, in der sie resultiert, dem Unternehmer auch immer wieder Gelegenheit, die primäre, in einer Senkung des Lebenshaltungsniveaus der Arbeiter mittels Kürzung ihrer Löhne bestehende Mehrwertvermehrungsstrategie durch die sekundäre, auf Kürzungen der Arbeitslöhne mit dem Ziel ihrer Anpassung an die gesunkenen Lebenshaltungskosten gerichtete Mehrwertvermehrungsmethode zu ergänzen und auf die Spitze zu treiben.

Als ein Verfahren, das die auf Senkung des Lebenshaltungsniveaus der Produzenten zielende Lohndrückerei durch ein Lohndumping flankiert beziehungsweise komplementiert, das der sekundären Anpassung des Lebenshaltungsniveaus der Produzenten an die produktivkraftbedingt gesunkenen Lebenshaltungskosten dient, trägt jene sekundäre Mehrwertvermehrungsmethode wesentlich dazu bei, dass die auf der doppelten Basis politischen Zwangs und ökonomischen Drucks verfolgte Strategie der Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft so effektiv funktioniert, wie sie das tut, und die Ausbeutung binnen zweier Jahrhunderte ins nicht weniger energetisch-existenzielle als alimentarisch-subsistenzielle Extrem treibt, sprich, an die Grenzen einer die ausgebeutete Arbeitskraft dem Tod und Verderben preisgebenden energetischen Erschöpfung und subsistenziellen Auszehrung stoßen lässt.

Solange die mittels Lohndrückerei beziehungsweise unentgeltlicher Vergrößerung des Arbeitspensums oder Verlängerung der Arbeitszeit effektuierte primäre Ausbeutung der Arbeitskraft wegen der als Überfüllung des Marktes erscheinenden kommerziellen Probleme, die sie nach sich zieht, den einzelnen Unternehmer veranlasst, zur wie immer vorübergehenden und, aufs Ganze gesehen, regelrecht kontraproduktiven Bewältigung seiner Absatzprobleme durch Verbesserung seiner Konkurrenzfähigkeit Rekurs auf die Methode einer Steigerung der sächlichen Produktivkraft zu nehmen, wirkt diese ja wegen der Senkung der Lebenshaltungskosten und der dementsprechenden Erhöhung der Kaufkraft der Arbeitslöhne, worin sie resultiert, als Antidot zur primären, mittels Lohndrückerei und Steigerung des Arbeitspensums praktizierten Ausbeutung der Arbeitskraft, wirkt sie sich mit anderen Worten im Sinne einer relativen Abmilderung beziehungsweise partiellen Neutralisierung des kapitalistischen Expropriationsprozesses aus. Sofern die Arbeitslöhne trotz produktivkraftbedingt gesunkenen Produktwerts auf dem gleichen Niveau verharren wie vor der Steigerung der Produktivkraft, eröffnen sie den Produzenten Zugang zu einem relativ größeren Teil des durch die Produktivkraftsteigerung vermehrten Produkts und erleichtern ihnen so trotz unveränderter Proportion zwischen dem ihnen für ihre Subsistenz überlassenen und dem vom Unternehmer als Mehrwert angeeigneten Teil des geschöpften Werts ihr subsistenzielles Auskommen und existenzielles Befinden.

Nicht nur, was das Tempo der Akkumulationsrate betrifft, sondern eben auch und vor allem, was die Effektivität und Nachdrücklichkeit der primären Ausbeutung der Arbeitskraft angeht, hat also die Steigerung der technischen Produktivkraft, wenn sie das Lohnniveau unberührt lässt, eine definitive Entdynamisierung beziehungsweise Entdramatisierung des die Lohnarbeiterschaft heimsuchenden Expropriationsprozesses zur Folge. Insofern ist die sekundäre Ausbeutung der menschlichen Arbeitskraft in Form einer Anpassung der Löhne an die infolge der Produktivkraftsteigerung gesunkenen Lebenshaltungskosten wesentlich für die Dynamik und Dramatik, die der die Entfaltung der kapitalistischen Produktionsweise zum unangefochtenen gesellschaftlichen Reproduktionsmodus ermöglichende Expropriationsprozess tatsächlich beweist und die ihn binnen zweier Jahrhunderte die menschliche Arbeitskraft im Sinne ihrer gleichermaßen energetischen Erschöpfung und subsistenziellen Auszehrung überfordern und damit jene primäre Strategie der Mehrwertvermehrung durch eine in der Vergrößerung des Arbeitspensums beziehungsweise Verlängerung der Arbeitszeit bestehende Ausbeutung der Arbeitskraft an die Grenzen ihrer Praktikabilität stoßen lassen.

Und da nun wegen der Unmöglichkeit, die den industriellen Lohnarbeiter an den Rand des physischen Zusammenbruchs und der praktischen Auslöschung treibende primäre Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft als maßgebende Mehrwertvermehrungsstrategie noch länger beizubehalten, der Unternehmer auf die alternative Mehrwertvermehrungsstrategie, die Steigerung der technischen Produktivkraft, rekurriert und ihr eine über die Rolle als Mittel des Konkurrenzkampfs um den Markt, auf die sie bis dahin beschränkt ist, hinausgehende offensive Bedeutung beimisst, sie gewissermaßen als Ersatz für die nicht mehr praktikable primäre Ausbeutungsstrategie in Anspruch nimmt, impliziert dies nicht etwa das Ende auch jener sekundären, das produktivkraftbedingte Sinken der Lebenshaltungskosten nutzenden Ausbeutungsstrategie, sondern verleiht letzterer im Gegenteil neues Gewicht, wertet sie im Sinne eines den Ersatz als solchen reaffirmierenden und bekräftigenden Wirkfaktors auf. Schließlich ist die als Ersatz für die nicht länger praktikable primäre Mehrwertvermehrungsstrategie einer Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft bemühte und eingesetzte Steigerung technischer Produktivkraft in eben der Hinsicht, in der sie Ersatz leisten soll, nämlich in puncto Mehrwertvermehrung, ein, wie gezeigt, höchst zweifelhaftes und in der Tat höchst ineffektives Unterfangen, weil sie, so sehr sie vorübergehend und für den einzelnen Unternehmer, der sie einführt, einen dessen Konkurrenzfähigkeit verbessernden Gewinn an Mehrwert bringen mag, doch aber langfristig und aufs Ganze gesehen nur in einer Vergrößerung des Mehrprodukts, nicht aber in einer Erhöhung des durch das Mehrprodukt verkörperten Mehrwerts resultiert.

Vor diesem konstitutionellen Defekt der als Hauptmehrwertvermehrungsmethode retablierten Steigerung technischer Produktivkraft verschließt die durch den Ausfall der Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft als primärer Mehrwertvermehrungsstrategie frustrierte und zwecks Beibehaltung der Strategie verzweifelt um einen Ersatz bemühte Unternehmerschaft zwar Augen und Ohren, aber so blind und taub sie auch sein beziehungsweise sich stellen mag, das frustrierende Phänomen einer Mehrwertvermehrung, bei der sich das Mehr an Mehrwert im Zuge der Marktentwicklung regelmäßig als Schein entlarvt und vertut, würde ihr doch irgendwann wohl den Star stechen, sprich, die Augen für das Vergebliche ihres Tuns öffnen, bliebe da nicht die als sekundäre Ausbeutung der Arbeitskraft beschriebene Option einer Anpassung des Lohnniveaus an die produktivkraftbedingt gesunkenen Lebenshaltungskosten, die der Produktivkraftsteigerung das Mehr an Mehrwert, das diese als solche nicht erbringt, durch eine Verschiebung der Proportion zwischen Lohn und Mehrwert auf Kosten des ersteren und zugunsten des letzteren abringt. Obwohl es dem Unternehmer durch die Steigerung technischer Produktivkraft auf Dauer und aufs Ganze gesehen nicht gelingt, mehr Wert zu schöpfen und so bei gleich bleibendem Arbeitslohn den Mehrwert zu vergrößern, bietet sich ihm immerhin noch die als sekundäre Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft charakterisierte Möglichkeit, das produktivkraftbedingt vermehrte Produkt zu einer Umverteilung des gleich gebliebenen Produktswerts zu nutzen und nämlich in Anpassung der Löhne an eine dank Produktivkraftsteigerung verbilligte Lebenshaltung den Mehrwert zu Lohnes Lasten zu vermehren. Was Wunder, dass angesichts des Moments von effektiver Mehrwertvermehrung, das die als sekundäre Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft beschriebene Strategie eines lebenshaltungsbezogenen Lohndumpings der Steigerung technischer Produktivkraft vindiziert, die Unternehmerschaft sich in ihrer Überzeugung, mit letzterer einen probaten Ersatz für die als Mehrwertvermehrungsstrategie nicht mehr praktikable primäre Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft an der Hand zu haben, bestärkt und sich bewogen findet, an diesem – egal, ob bloß vermeintlichen oder ob partiell tatsächlichen – Ersatz, den ihr Wunschdenken, ihr Verlangen nach Aufrechterhaltung der gewohnten Akkumulationsrate, ihr ohnehin aufdrängt, festzuhalten und nach Kräften Gebrauch von ihm zu machen.

Es gibt aber noch einen weiteren, nicht in der Motivlage der Unternehmerschaft, sondern in der industriekapitalistischen Marktlage gelegenen und also nicht dem industriellen Akkumulationsstreben entsprechenden, sondern dem kommerziellen Konkurrenzkampf entspringenden Grund, nicht nur weiterhin, sondern sogar in verstärktem Maße auf die Steigerung technischer Produktivkraft zu setzen und in ihr eine wirksame Strategie, wenn nicht der Mehrwertvermehrung in specie, so jedenfalls doch der Kapitalakkumulation in genere zu gewahren. Dieser Grund ist die Ausweitung und Verschärfung, die seit der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts der kommerzielle Wettbewerb dadurch erfährt, dass zusätzlich zu den beiden führenden westeuropäischen neue Volkswirtschaften im restlichen Europa und auf dem nordamerikanischen Kontinent auf den sich entsprechend internationalisierenden Markt drängen und dort Fuß zu fassen suchen. Diese neuen Volkswirtschaften greifen auf die Strategie einer Steigerung der Produktivkraft in der oben geschilderten ursprünglichen Funktion und Bedeutung zurück, der Funktion, die ihr zu Anfang der Karriere der kapitalistischen Produktionsweise zukommt, nämlich nicht, um mittels ihrer eine Verwohlfeilerung des Produkts zu erreichen, die dessen Vertreiber erlaubt, in einem als Preiskampf geführten Konkurrenzkampf um einen überfüllten Markt seine kommerzielle Position zu behaupten oder gar auszubauen, sondern um auf diesem Wege überhaupt erst eine kommerzielle Position zu erringen, sich auf dem von anderen Anbietern beherrschten und aufgeteilten Markt als durchsetzungskräftiger und entsprechend ernstzunehmender Konkurrent überhaupt erst zu etablieren.

Wie zu Anfang der kapitalistischen Entwicklung, bei der Unterminierung und Infiltrierung des traditionellen, handwerklich-kleinbetrieblichen Produktionszusammenhanges durch die neue, auf manufaktureller beziehungsweise industrieller Lohnarbeit basierende Produktionsweise, dient also hier die Strategie technischer Produktivkraftsteigerung nicht primär als eine Methode, sich auf einem überfüllten Markt Geltung oder gar Entfaltungsraum zu verschaffen, sondern zuerst und vor allem als ein Mittel, überhaupt Zugang zum Markt zu gewinnen und sich dort als kommerzieller Akteur in Stellung zu bringen. Diese andere, nicht sowohl taktisch-defensive, auf die Verteidigung eines vorhandenen Marktanteils, gerichtete als vielmehr strategisch-offensive, auf die Eroberung einer noch nicht vorhandenen Marktstellung zielende Funktion, die hier mit der Strategie einer Steigerung technischer Produktivkraft verfolgt wird, ändert freilich nichts daran, dass der Markt, auf den letztere trifft und hinsichtlich dessen sie zur Anwendung kommt, ein bereits durch die etablierten industriekapitalistischen Anbieter okkupiertes und mit deren Produkten aktuell besetztes beziehungsweise tendenziell überfülltes Terrain ist, auf dem sie, die strategisch-offensiv eingesetzte Steigerung technischer Produktivkraft sich haargenau so auswirkt, wie sie das auch in ihrer anderen Funktion, als taktisch-defensives, für den marktimmanenten Konkurrenzkampf verwendetes Instrument tut – auf dem sie mit anderen Worten zwar für sich genommen und kurzfristig betrachtet dem, der sie einsetzt, einen Vorteil verschaffen und zum Erfolg verhelfen mag, längerfristig und aufs Ganze gesehen indes nur der Überfüllung des Marktes Vorschub zu leisten und damit das Dilemma, für das sie wenn auch hier nicht in taktisch-defensiver, sondern in strategisch-offensiver Absicht Abhilfe schaffen soll, zu verschärfen taugt.

Diese Verschärfung aber erweist sich als Tüpfelchen auf dem i des Gebrauchs, den die auf dem Markt bereits etablierten industriekapitalistischen Warenanbieter von der Strategie einer Steigerung der technischen Produktivkraft machen, oder vielmehr des Missbrauchs, den sie mit ihr treiben, indem sie sie angesichts des Versagens und Ausfalls der bis dahin als via regia der Mehrwertvermehrung angewandten und aber an die Grenzen ihrer Praktikabilität gelangten Strategie einer Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft als Ersatz für letztere einsetzen und sie also über ihre gewohnte Funktion als taktisch-defensives Instrument, sich auf einem überfüllten Markt zu behaupten, hinaus mit der Aufgabe betrauen, für eine Aufrechterhaltung der gewohnten Steigerungsraten bei der Mehrwertvermehrung und der daraus sich speisenden Akkumulationsdynamik zu sorgen.

Schon die der Steigerung der Produktivkraft von denen, die auf dem Markt konkurrieren, aufgehalste Ersatzfunktion zeitigt ja, mittel- oder langfristig und aufs Ganze gesehen, nicht etwa den gewünschten Effekt einer bleibenden Mehrwertvermehrung und einer ihre Wachstumsdynamik behaltenden Akkumulationsrate, sondern hat, während die Mehrwertschöpfung stagniert und die Akkumulationsrate bestenfalls nicht sinkt, einzig und allein eine Zunahme und Amassierung des den unverändert gleichen Mehrwert verkörpernden Mehrprodukts zur Folge, mit dem geschilderten Resultat einer entsprechend wachsenden Überfüllung des Marktes und seiner demgemäß zunehmenden Überforderung bei der ihm zugewiesenen Aufgabe, das Mehrprodukt abzusetzen, will heißen, den in ihm verkörperten Wert als solchen zu realisieren, ihn durch die Überführung in allgemeines Äquivalent für neue Mehrwertschöpfungsprozesse verfügbar zu machen.

Und dieser zunehmenden Überforderung des Marktes durch das resultative Produkt einer als Ersatz für die nicht mehr praktikable Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft missbrauchten Steigerung technischer Produktivkraft setzt nun, wie gesagt, die von den volkswirtschaftlichen Neuankömmlingen als ein Mittel, sich Zugang zum Markt zu schaffen und dort Fuß zu fassen, ebenfalls verwendete Strategie technischer Produktivkraftsteigerung die Krone auf, indem sie das bereits durch ihren ersatzfunktionellen Gebrauch erzielte Resultat, die zunehmende Überfüllung des Marktes mit Wertverkörperungen, Gütern, die zwar letztlich den unverändert gleichen Wert verkörpern, diesen Wert aber in einem nach Sortiment und Volumen immer größeren Corpus, einer immer vielfältigeren und zahlreicheren Gütermasse zur Erscheinung kommen lassen – indem sie also dieses Resultat durch ihren Einsatz als strategisch-offensives Marktöffnungsinstrument so sehr verstärkt und vorantreibt, dass eine Lösung der dadurch hervorgerufenen Absatz- alias Wertrealisierungsprobleme auf die bis dahin übliche Weise beziehungsweise in den bis dahin gewohnten Bahnen ein Ding der Unmöglichkeit wird und der Problemlöser vom Dienst, der die bürgerliche Gesellschaft verwaltende Staat, sich gezwungen sieht, bei der Problemlösung ganz neue und den Lösungen, die er bis dahin nach Maßgabe der vom Kapital verfolgten kommerziellen Distributionsstrategie und im Einklang mit ihr gefunden hat, regelrecht zuwider laufende, weil jener Distributionsstrategie geradezu ins Gesicht schlagende Rezepte in Anwendung zu bringen.

Weil die Wertrealisierungsprobleme, die die Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft im Verein mit der Steigerung sächlicher Produktivkraft heraufbeschwört, mit den traditionellen Mitteln staatlichen Sukkurses und Flankenschutzes nicht mehr zu bewältigen sind, sieht sich seit der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts der Staat zu umverteilungspolitischen Maßnahmen genötigt. Gegen die dadurch drohenden Einbußen an Mehrwert reagiert das Kapital mit verstärkten Bemühungen um eine Steigerung der Produktivkraft, die damit paradoxerweise das zu bekämpfen dient, was sie zuvor heraufbeschworen hat. Als Reaktion auf die staatliche Umverteilungspolitik ändert die vom Kapital zur Erhaltung der Mehrwertrate forcierte Produktivkraftsteigerung allerdings ihre Zielsetzung: Sie zielt jetzt nicht mehr auf die Erhöhung der Produktionsleistung zwecks Erfolgs im marktwirtschaftlichen Konkurrenzkampf, sondern auf eine Senkung der Arbeitskosten zwecks Triumphs im klassengesellschaftlichen Verteilungskampf.

Als Problemlöser für die durch die manufakturelle beziehungsweise industrielle Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft chronisch heraufbeschworenen kommerziellen Absatzprobleme des kapitalistischen Produktionssystems findet sich der Staat ja schon früh, nämlich bereits in seiner absolutistischen Ära, in die Pflicht genommen, und seither hat er auch, wie in den vorangegangenen beiden Bänden gezeigt, diese ihm zufallende Problemlösungsaufgabe, wenngleich mehr schlecht als recht und nie für lange Zeit, zu erfüllen vermocht. Mit Mitteln kolonialistischer, merkantilistischer, etatistischer oder schließlich imperialistischer Politik hat es der Staat in seinen diversen Gestalten als absolutistisch-bürokratische Herrschaft, republikanisch-parlamentarische Institution, konstitutionalistisch-monarchisches Regime oder populistisch-militärische Macht immer wieder geschafft, der durch die Dynamik und Produktivität des industriekapitalistischen Systems überforderten kommerziellen Funktion neue Absatzmärkte zu erschließen und neue Kaufkraft beziehungsweise neue Käuferschichten und Konsumentenkreise für sie zu mobilisieren beziehungsweise zu rekrutieren und sie so, vorläufig jedenfalls, vor dem Schicksal einer auf das Produktionssystem mit der Konsequenz seiner Entmotivierung und Dysfunktionalisierung zurückschlagenden Überfüllung und Verstopfung des Marktes zu bewahren.

Nun aber, da nach dem Versagen und Ausfall der in der Formationsphase des kapitalistischen Produktionssystems als via regia der Mehrwertvermehrung praktizierten Strategie einer Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft die bis dahin auf die sekundär-kommerzielle Rolle taktisch-defensiver Interventionen beschränkte andere Methode der Mehrwertvermehrung, die Steigerung sächlicher Produktivkraft, eine ihr zum Rang eines primär-industriellen Anliegens verhelfende Renaissance erlebt und teils als kompensatorisch-substitutiver, den alten Industrienationen Ersatz für die Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft zu bieten gedachter Verfahrensmodus, teils als strategisch-offensive, den neuen Industrienationen Zugang zum Markt zu erschließen bestimmte Vorgehensweise zur Anwendung kommt – nun also, da die Steigerung sächlicher Produktivkraft sich gleich in doppelter Funktion rehabilitiert und aktiviert zeigt und dieser ihr massiver Einsatz, dem beschriebenen Mangel, den sie als Mehrwertvermehrungsstrategie aufweist, gemäß, zwar letztlich nicht zu einer Zunahme des in Gütern und Dienstleistungen verkörperten Werts, wohl aber zu einer Vermehrung der den gleichen Wert wie vorher verkörpernden Güter und Dienstleistungen führt – nun also findet sich der Staat angesichts der ihrem massiven Einsatz entsprechend massiven Überfüllung, um nicht zu sagen, Überschwemmung des Marktes mit neuen Gütern und weiteren Dienstleistungen in seiner traditionellen, im Rahmen der kapitalen Distributionsstrategie sich haltenden Problemlösungskapazität definitiv überfordert und weiß sich keinen anderen Rat mehr, als vom Tugendpfad der kapitalen Distributionsstrategie abzuweichen, um durch eine als Umverteilungspolitik beschreibbare Revision der letzteren dem Markt zu ermöglichen, der auf ihm feilgebotenen Gütermasse und Leistungsfülle Herr zu werden, sprich, ihm die für den Absatz des Angebots, mit dem das Produktionssystem ihn produktivkraftbedingt überschwemmt, erforderliche zusätzliche Nachfrage zu verschaffen.

Statt die Distributionsstrategie des Kapitals, die auf weitestmögliche Expropriation der Produzenten und auf die Realisierung des kraft solcher Expropriation erzielten größtmöglichen Mehrwerts ausschließlich durch Konsumenten von außerhalb des Produktionssystems setzt, unangefochten gelten und ungehindert gewähren zu lassen und seine Problemlösungsbemühungen auf die Rekrutierung von Konsumenten beziehungsweise die Erschließung von Marktchancen im demographisch-ständischen Außerhalb des per Lohnarbeit am Produktionssystem mitwirkenden Personenkreises oder gar im geographisch-exotischen Jenseits des eigenen volkswirtschaftlichen Zusammenhanges zu konzentrieren, entschließt sich der Staat zu dem im vorigen Band geschilderten Strategiewechsel, in dessen Konsequenz er der hemmungslosen Expropriation eben jenes Lohnarbeit verrichtenden Personenkreises entgegenzuwirken und dessen verzweifelter subsistenzieller Situation aufzuhelfen sucht. Durch direkte Zuwendungen und indirekte Begünstigungen, dadurch mit anderen Worten, dass er ihr finanzielle Unterstützung angedeihen lässt und ihr die gesetzliche Möglichkeit einräumt, mittels gewerkschaftlich organisierter Arbeitskämpfe und parteipolitischen Drucks eine Verbesserung ihrer Arbeitskonditionen und Lohntarife durchzusetzen, sucht der Staat das nach Maßgabe der kapitalen Distributionsstrategie aufs Existenzminimum herabgedrückte Lebenshaltungsniveau der lohnarbeitenden Bevölkerung zu verbessern und dieser damit eine gewisse Partizipation am bürgerlichen Konsum, eine stärkere Beteiligung an dem durch die produktivkraftbedingte Überfüllung des Marktes in die Bredouille gebrachten Wertrealisierungsgeschäft zu ermöglichen.

Nur auf diesem Wege einer der rücksichtslosen Expropriation der Lohnarbeiterschaft zuwiderlaufenden Umverteilung von Kaufkraft scheint es dem Staat noch möglich, den Absatz der überbordenden Industrieproduktion hinlänglich zu sichern, um eine im Kreislaufkollaps resultierende Verstopfung des Marktes und einen daraus folgenden Stillstand des industriellen Produktionsprozesses und Zusammenbruch des den Prozess in Gang haltenden industriekapitalistischen Systems zu verhindern. Dabei geht, wie in der Rede von einer Umverteilung ja bereits impliziert, dieser staatliche Strategiewechsel im Wesentlichen auf Kosten der Rendite, zu der dem Kapital seine Distributionsstrategie verhilft, beziehungsweise zu Lasten der Akkumulationsrate, die ihm die Rendite ermöglicht. Woher sollte der Staat die für die Hebung des Subsistenzniveaus der Lohnarbeiterschaft erforderlichen Mittel, sprich, das für die Kaufkraft des Industrieproletariats nötige allgemeine Äquivalent auch nehmen, wenn nicht von dem Mehrwert, den das Kapital in Produktgestalt und Dienstleistungsform aus der der Lohnarbeit entspringenden industriellen Wertschöpfung zieht und den es durch den kommerziellen Absatz der Produkte und Dienstleistungen als seinen Gewinn realisiert? In der sich kapitalistisch reproduzierenden bürgerlichen Gesellschaft ist es ja in der Hauptsache dieser aus der Lohnarbeit geschöpfte Mehrwert, auf den der Staat nolens volens angewiesen ist und zurückgreifen muss, um, wie sich selber, seine Einrichtungen, Funktionen und Personalkräfte zu finanzieren beziehungsweise zu alimentieren, so auch Leistungen zu erbringen beziehungsweise Zuwendungen zu machen, die der Befriedigung infrastruktureller Bedürfnisse, der Bewältigung sozialfürsorglicher Aufgaben und der Bekämpfung innerer Gefahren und äußerer Bedrohungen dienen.

Auch für die subsistenzielle Besserstellung der bis zur Unterminierung ihres materialen Lebens und ihrer sozialen Existenz ausgebeuteten Lohnarbeiterschaft, die sich ja unschwer als Sozialfürsorgeaufgabe verstehen lässt, ist also der Staat an den durch das industriekapitalistische Produktionssystem erwirtschafteten Mehrwert verwiesen, von dem er das entwenden beziehungsweise abschöpfen muss, was er den vom Kapital um dieses Mehrwerts willen Ausgebeuteten zufließen lassen beziehungsweise zuwenden will. Nichts anderes kann Umverteilung ja bedeuten als eine Politik, die von dem als Mehrwert firmierenden Anteil, den der kapitalistische Wertschöpfungsprozess den Wertschöpfern actu ihrer Lohnarbeit entzieht, um ihn dem Kapital zuzuschlagen, diesem wiederum einen mehr oder minder großen Teil wegnimmt, um ihn den Wertschöpfern zurückzuerstatten und ihnen damit zu ermöglichen, die materiale Not zu lindern und dem sozialen Elend zu wehren, die die industriekapitalistische Ausbeutung und Expropriation über sie verhängt.

Für solche als Rückerstattung wohlverstandene Umverteilungspolitik stehen dem Staat die beiden oben genannten Verfahrensweisen offen, das direkte Verfahren staatlicher Zuwendungen, das sich aus Sicht der eben konstatierten Tatsache, dass die für die Umverteilungspolitik nötigen Mittel allemal dem kapitalen Mehrwert entstammen und dass also der Staat sie dem Kapital erst einmal auf fiskalischem Wege, durch Steuern und Abgaben, entziehen muss, um sie der Lohnarbeiterschaft zuwenden zu können, ebenso gut als indirektes Verfahren charakterisieren lässt, und die indirekte Methode tariflicher Lohnsteigerungen und arbeitsgesetzlicher Verbesserungen, die sich unter dem gleichen Gesichtspunkt, dass Bezugsquelle aller Umverteilungspolitik der kapitale Mehrwert ist, auch umgekehrt als direkte Methode bezeichnen lässt, da ja hier der Staat nur politische und juridische Schützenhilfe leistet, um der Lohnarbeiterschaft zu ermöglichen, auf dem Wege gewerkschaftlichen Kampfes und parteipolitischen Drucks, durch Arbeitskämpfe und parlamentarische Kampagnen, also in quasi eigener, wenngleich staatlich sanktionierter Regie, kurz, direkt dem Kapital die für die Umverteilung nötigen Mittel abzuringen.

Im einen wie im anderen Fall resultiert die staatliche Umverteilungspolitik in einer Beschneidung beziehungsweise Verminderung der vom Kapital durch sein Produktionssystem erwirtschafteten Rendite und konterkariert, so gesehen, die auf eine weitestmögliche Expropriation der gesellschaftlichen Arbeitskraft und die Schöpfung eines größtmöglichen Mehrwerts gerichtete Distributionsstrategie, die das Kapital verfolgt. Daraus den Schluss zu ziehen, dass demnach der Staat, der Not der mit herkömmlichen politischen Maßnahmen nicht mehr lösbaren permanenten Absatzprobleme und Wertrealisierungskrisen gehorchend, in die das kapitalistische Produktionssystem produktivkraftbedingt den Markt verstrickt, einen echten Strategiewechsel, eine definitive Abkehr von der ihm durchs Industriekapital vorgeschriebenen Wirtschaftspolitik vollzieht, ginge allerdings gründlich fehl. Wie im vorigen Band gezeigt, ist der vermeintliche Strategiewechsel eigentlich nur ein taktisches Manöver, das darauf zielt, die kapitale Distributionsstrategie vor dem völligen Scheitern zu bewahren und sie durch eine Mäßigung der produktivkraftbedingten Dynamik des industriekapitalistischen Produktionsprozesses beziehungsweise Entschärfung der daraus resultierenden marktsystematischen Probleme am Leben beziehungsweise in Kraft zu erhalten.

Tatsächlich ist der Staat in seiner wesentlichen finanzpolitischen und machtstrategischen Abhängigkeit vom industriekapitalistischen Produktionssystem und dessen Gedeihen denkbar wenig geneigt, es sich mit letzterem zu verderben und in Widerstreit mit seinen kapitalen Ansprüchen und Maßgaben zu geraten. Wenn er, wie bei der staatlichen Umverteilungspolitik der Fall, jenen Ansprüchen zuwiderhandelt und von jenen Maßgaben abweicht, dann einzig und allein aus sozialer Vernunft, die der kapitalen Logik Grenzen setzt, ihrer blinden Konsequenzzieherei Einhalt gebietet, um das industriekapitalistische System vor seiner eigenen, selbstzerstörerischen Dynamik zu bewahren und es als solches zu erhalten. Weit entfernt von allen systemkritischen Wechselabsichten führt der Staat mit seiner sozialreformerischen Politik nichts weiter im Schilde, als dem industriekapitalistischen Produktionssystem die Wertrealisierungskrise, in die es hineinstürzt, wenn nicht überhaupt vom Halse zu schaffen, so zumindest doch fürs erste vom Leibe zu halten, damit es Zeit und Gelegenheit findet, neue Mittel und Wege zu ersinnen, um mit wie immer abgeschwächter Dynamik und in wie immer sozialverträglicherer Form seine gewohnte Akkumulationstätigkeit und die für sie unabdingbare kommerzielle Distributionsstrategie beibehalten zu können.

Sosehr freilich die staatliche Umverteilungspolitik von der Rücksicht aufs Kapital geprägt und mit dessen prinzipieller Zielsetzung d'accord ist und so sehr sie in der Tat die staatliche Herrschaft im wohlverstandenen Interesse der Kapitalmacht einführt und betreibt, sowenig ist doch aber das mit Haut und Haar seiner kapitalen Logik verpflichtete, sprich, auf die Erwirtschaftung maximalen Mehrwerts programmierte industriekapitalistische System selbst disponiert, jenes staatliche Handeln als in seinem Interesse, weil nämlich vom Bemühen um seine Erhaltung diktierte, kurz, sozialvernünftige Aktivität zu akzeptieren oder auch nur zu tolerieren. Seiner Akkumulationslogik, dem innersten Verstand seines Daseins, folgend, setzt es vielmehr alles daran, die Beeinträchtigungen, die seine Akkumulationsstrategie durch die staatliche Umverteilungspolitik erfährt, zu kompensieren, sprich, die Verluste an Mehrwert, die es durch letztere erleidet, wettzumachen. Mit der blinden Entschlossenheit, die ihm sein auf die Erzielung eines Maximums an Mehrwert lautender kategorischer Imperativ verleiht, sucht das Industriekapital nach einem Weg, sich für die Gewinneinbußen, die Folge sei's sozialstaatlicher Besteuerungen und Abgaben, sei's gewerkschaftlicher Arbeits- und Lohnkämpfe sind, schadlos zu halten.

Und worauf seine Suche das Industriekapital nun nolens volens verfallen lässt, was sich ihm als Weg zum Ausgleich seiner umverteilungsbedingten Verluste zwangsläufig aufdrängt, was anderes könnte das sein als die wenn schon nicht altbewährte, so jedenfalls altvertraute Strategie einer Steigerung sächlich-technischer Produktivkraft. Schließlich gibt es, wie gesehen, um mehr Mehrwert zu erwirtschaften, in der Hauptsache zwei Strategien, die eine, die auf eine verstärkte Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft, und die andere, die auf eine Steigerung sächlicher Produktivkraft setzt; und angesichts dessen, dass die erstere Strategie mittlerweile nicht nur an den Grenzen ihrer ökonomischen Praktikabilität angelangt ist, sondern aufgrund des gegen sie sich formierenden, der materialen Not und dem sozialen Elend geschuldeten gewerkschaftlich-parteilichen Widerstands auch jede politische Opportunität eingebüßt hat, was bleibt da dem Industriekapital, wenn es die Verluste an Mehrwert kompensieren will, die ihm die direkte und indirekte staatliche Einflussnahme auf die Verteilung des industriell geschöpften Werts zwischen Arbeiterschaft und Kapitaleignern beschert – was bleibt ihm da anderes übrig, als auf die letztere Methode, die Strategie einer Steigerung sächlicher Produktivkraft zu rekurrieren, um durch das Mehr an Wert, das die gesteigerte Produktivkraft erbringt, die Verringerung des Mehrwerts, die Folge der direkten beziehungsweise indirekten staatlichen Intervention zugunsten der Produzenten ist, auszugleichen.

Die Ironie dieses von der kapitalen Logik diktierten Rekurses auf die Steigerung sächlicher Produktivkraft als nachgerade einzigen verfügbaren Mittels, der durch die staatliche Umverteilungspolitik bewirkten Einbuße an Mehrwert zu begegnen, liegt dabei auf der Hand. Hauptursache der als Umverteilungspolitik apostrophierten sozialreformerischen Reorientierung des Staates ist ja, wie gesehen, eben jene Strategie einer Steigerung sächlicher Produktivkraft, zu deren verstärkter Anwendung sich das Industriekapital aus den oben erläuterten mehrfachen Gründen in dem Maße motiviert findet, wie die Mehrwertvermehrung mittels Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft an die Grenzen ihrer ökonomischen Praktikabilität und politischen Opportunität stößt. Gegen die in der Beschneidung des kapitalen Mehrwerts bestehende Konsequenz der staatlichen Umverteilungspolitik führt das Industriekapital just die, wenn auch letztlich nicht in einer Erhöhung des Mehrwerts, so allemal doch in einer Vergrößerung des Mehrprodukts resultierende Produktionsstrategie ins Feld, die durch die von ihr heraufbeschworenen und zu einer umfänglichen Wertrealisierungskrise eskalierten kommerziellen Probleme den Staat auf jene Umverteilungspolitik als letzte, nicht zwar eine dauerhafte Lösung bietende, immerhin aber einen vorläufigen Aufschub gewährende Rettung vor dem aufgrund jener imminenten Wertrealisierungskrise dem industriekapitalistischen Produktionssystem drohenden Zusammenbruch verfallen lässt.

Das von sozialer Vernunft geleitete Bemühen des Staats um eine Entlastung des Industriekapitals von den zur generellen Wertrealisierungskrise sich zuspitzenden kommerziellen Absatzproblemen, die dessen überbordende Leistungskraft und Produktivität heraufbeschwört, beeilt sich das von der ihm eigenen Logik getriebene letztere durch ausgerechnet die auf die Steigerung sächlicher Produktivkraft setzende Produktionsstrategie zu konterkarieren, die doch maßgeblich verantwortlich ist für jene Absatzprobleme. Ein und dieselbe ökonomische Strategie, deren marktwirtschaftlich fatale Folgen der Staat mittels seines als Umverteilungspolitik apostrophierten sozial vernünftigen Eingriffs in den kapitallogisch herrschenden kommerziellen Distributionsmodus einzudämmen und unter Kontrolle zu bringen sucht, nutzt also das Industriekapital, um eben diese staatlichen Eindämmungs- und Kontrollbemühungen zu hintertreiben und um ihre Wirksamkeit zu bringen.

So sehr es freilich, ihrer Struktur und Beschaffenheit nach, ein und dieselbe als Steigerung sächlicher Produktivkraft firmierende Methode ist, die, wie sie dort die Staatsmacht zu ihrer umverteilungspolitischen Abweichung von dem durch die kapitale Logik vorgeschriebenen Distributionsmodus zwingt, so hier dem Industriekapital dazu dient, für eine Korrektur jener staatsmächtigen Abweichung vom kapitallogischen Distributionsmodus und Wiederherstellung einer letzterem entsprechenden Mehrwertrate zu sorgen, so sehr unterscheidet sich doch aber, ihrer Funktion und Bewandtnis nach, sie als durch die staatliche Umverteilungspolitik herausgeforderte Methode von sich als die staatliche Umverteilungspolitik auf den Plan rufender Methode, geprägt beziehungsweise reaktionsbildnerisch konditioniert, wie sie nun einmal ist, durch eben diese sie provozierende staatliche Umverteilungspolitik. In ihrer früheren Funktion und Bedeutung als die Mehrwertvermehrung bezweckende und, weil sie weniger der Vermehrung des Mehrwerts als der Vergrößerung des den Mehrwert verkörpernden Mehrprodukts dient, letztlich den Staat zu seiner Umverteilungspolitik nötigende Strategie ist die Steigerung sächlicher Produktivkraft ja wesentlich eine Reaktion auf das Marktgeschehen, genauer gesagt, eine Konsequenz der um die Realisierung des Produktwerts entbrennenden kommerziellen Konkurrenz. Sie wird mit anderen Worten vom einzelnen manufaktur- beziehungsweise industriekapitalistischen Unternehmer gebraucht, um sich auf einem mit Güter- beziehungsweise Dienstleistungsangeboten aktuell gesättigten oder gar tendenziell überfüllten Markt gegen die Konkurrenz zu behaupten, wo nicht gar auf ihre Kosten zu entfalten.

Indem die Steigerung der sächlichen Produktivkraft eine Erhöhung der Produktionsleistung ermöglicht, die, solange noch die vor ihrer Verringerung durch die Produktivkraftsteigerung zur Erzeugung des Produkts erforderliche durchschnittliche Arbeitszeit als das der Produktion zugrunde liegende Wertmaß gilt, gleichbedeutend ist mit einer Erhöhung des Produktwerts, liefert sie dem betreffenden Unternehmer die Handhabe, im Zuge eines als Preiskampf ausgetragenen kommerziellen Wettstreits seine Konkurrenten sei's überhaupt auszustechen und vom Markt zu verdrängen, sei's bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie durch eine entsprechende produktivkraftbedingte Erhöhung ihrer Produktionsleistung ihre Wettbewerbsfähigkeit wiedererlangt haben, zu Lasten seiner Konkurrenten seine Marktposition zu behaupten und zu verbessern.

Das langfristig und aufs produktionssystematische Ganze gesehen Widersinnige und in der Tat Kontraproduktive dieser auf den kommerziellen Konkurrenzdruck reagierenden Strategie wurde oben hinlänglich beleuchtet. Weil so oder so, will heißen, dadurch, dass der betreffende Unternehmer sich mit seiner besseren Produktionstechnik auf dem Markt durchsetzt, oder dadurch, dass er die Konkurrenten zwingt, sie zu übernehmen, um sich auf dem Markt behaupten zu können, die durch letztere verkürzte Arbeitszeit normative Verbindlichkeit erlangt und zum über den Wert des Produkts entscheidenden neuen Maß avanciert, stellt sich am Ende heraus, dass die Erhöhung der Produktionsleistung nur vorübergehend und aufgrund einer quasi optischen, der Ungleichzeitigkeit in der technischen Entwicklung geschuldeten Täuschung auch als Erhöhung des Produktwerts firmiert und dass der einzige dauerhafte Effekt, den die Steigerung sächlicher Produktivkraft erzielt, ein den gleichen Wert wie zuvor verkörperndes vermehrtes Produkt ist, das, weil es den Markt noch stärker als zuvor sättigt beziehungsweise überfüllt, für das Unternehmerkollektiv, die Gesamtheit der Anbieter auf dem Markt, eben die zur Wertrealisierungskrise sich zuspitzenden kommerziellen Absatzprobleme weiter verschärft, die der einzelne Unternehmer doch gerade mittels der Strategie einer Steigerung sächlicher Produktivkraft für seinen Teil zu bewältigen oder gar zu lösen sucht.

Dieser insgesamt kontraproduktive, die Absatzkrise nur zu verschärfen geeignete Effekt der Strategie ändert freilich nichts daran, dass sie dem einzelnen Unternehmer, der sie einsetzt, Entlastung bringt und – zumindest vorübergehenden – kommerziellen Erfolg beschert, und deshalb findet sie angesichts der Überfüllungen und Verstopfungen des Marktes, für die die Ausbeutungsrate des industriekapitalistischen Produktionssystems immer wieder sorgt, auch immer wieder Anwendung und treibt die Gesamtentwicklung – zumal seit sie, wie gezeigt, auch noch als Ersatz für die an die Grenzen ihrer Praktikabilität stoßende Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft und als Passepartout für volkswirtschaftliche Nachzügler, die Zugang zum Markt suchen, herhalten muss – schließlich an jenen Punkt, an dem der politische Helfershelfer des Kapitals, der mit der Erschließung neuer Märkte beziehungsweise der Rekrutierung neuer Konsumenten betraute Staat, mit seinem Latein, seiner im Rahmen der kapitalen Distributionsstrategie bleibenden dogmatischen Weisheit am Ende ist und in seiner Not kritisches Vermögen und heuristisches Ingenium beweist, sprich, auf die der kapitalen Distributionsstrategie, wenn auch nur taktisch und mitnichten strategisch zuwiderlaufende sozialreformerische Umverteilungspolitik verfällt.

Und darauf wiederum reagiert das Industriekapital mit der gleichen Strategie einer Steigerung sächlicher Produktivkraft, mit der es zuvor auf die Überfüllung des Marktes und die aus ihr resultierenden Absatzprobleme reagiert. So kontraproduktiv und auf den ersten Blick absurd es, prozessual und konsekutiv betrachtet, anmuten mag, dass das Industriekapital gegen die staatliche Umverteilungspolitik das gleiche Gegenmittel aufbietet, das als zuvor gegen die kommerziellen Absatzprobleme aufgebotenes doch gerade diese Umverteilungspolitik provoziert hat, so sehr folgt, punktuell und situativ gesehen, dieser Rekurs des Industriekapitals auf die gleiche Strategie einer unschwer erkennbaren, in der formellen Gleichartigkeit der Bedrohung, auf die reagiert wird, bestehenden Logik: Sowohl als Gegenmittel gegen die kommerziellen Absatzprobleme als auch als Gegenmaßnahme gegen die staatliche Umverteilungspolitik dient die Strategie einer Steigerung sächlicher Produktivkraft dazu, der Beeinträchtigung des als kapitaler Triebgrund perennierenden Akkumulationsstrebens zu wehren, die im einen wie im anderen Fall dem Industriekapital droht. Kurz gesagt, es geht darum, mittels der Strategie die Einbuße an Mehrwert zu verhindern, mit der sowohl die Absatzprobleme auf dem überfüllten Markt als auch die Umverteilungspolitik des um die Erschließung neuer Märkte beziehungsweise die Rekrutierung produktionssystemexterner Konsumenten verlegenen Staats das Kapital konfrontieren.

Mit dieser formellen, den Gegenstand oder das Faktum der Bedrohung betreffenden Vergleichbarkeit endet freilich auch schon die Parallele. Reell genommen, sprich, von der Art und Weise oder dem Modus der Bedrohung her betrachtet, liegen die Unterschiede auf der Hand. Während die Einbuße an Mehrwert in ersterem Fall ökonomisch-kommerziell bedingt ist und durch die Gefahr heraufbeschworen wird, dass auf einem überfüllten Markt der in Gestalt von Gütern beziehungsweise in Form von Dienstleistungen angebotene Mehrwert sich nicht absetzen, nicht als Wert sans phrase, als allgemeines Äquivalent realisieren lässt, ist in letzterem Fall die Einbuße an Mehrwert politisch-distributionell verursacht und nämlich Folge staatlicher Eingriffe, durch die direkt oder indirekt, mittels Stärkung der gewerklichen und gesetzlichen Position der Lohnarbeiterschaft oder mittels steuerlicher und außertariflicher Zuwendungen an sie, dem Kapital ein Teil des realisierten Mehrwerts wieder entzogen und an die lohnarbeitenden Produzenten transferiert beziehungsweise rückerstattet wird.

In ersterem Fall also geht es dem Unternehmer darum, auf einem umkämpften Markt den nur erst in sächlich-naturaler Gestalt vorhandenen Wert, den er hat schöpfen lassen, in die geldlich-kapitale Form zu überführen, ihn als solchen zu realisieren, und das sucht er durch eine Steigerung der technischen Produktivkraft zu erreichen, genauer und konkreter gesagt, dadurch, dass er mittels Steigerung der technischen Produktivkraft eine Erhöhung der Produktionsleistung erwirkt, die, solange sie sich wegen des resultierenden und vom Konkurrenzdruck nicht schon wieder nivellierten Produktivitätsgefälles noch als Vermehrung des Produktwerts geltend machen lässt, ihm die Handhabe bietet, in einem mit den Konkurrenten ausgetragenen Preiskampf auf deren Kosten die Realisierung des Werts seiner Produkte und mithin auch die Erhaltung des im Rahmen seiner kapitalistischen Wertschöpfungsunternehmung gewohnten Mehrwerts sicherzustellen.

Im Falle der dem Unternehmer durch die staatlichen Umverteilungsmaßnahmen widerfahrenden Einbuße an Mehrwert hingegen ist es der letztere als bereits ökonomisch realisierter, durch kommerziellen Austausch aus der sächlich-naturalen Gestalt in die geldlich-kapitale Form überführter Mehrwert, von dem auf politischem Wege, eben von Staats wegen, ihm, dem Unternehmer, ein Teil entzogen wird, um ihn direkt beziehungsweise indirekt den lohnarbeitenden Produzenten zuzuwenden, womit er, der geschädigte Unternehmer, vor der ihm durch die kapitale Logik in genere und den Akkumulationsimperativ in specie diktierten Aufgabe steht, Kompensation für diesen ihm entzogenen Teil zu schaffen und so die Einbuße an Mehrwert, die er durch die Umverteilungspolitik erleidet, wettzumachen, sich also den Mehrwert im gewohnten Umfang zu erhalten. Auf politischem Wege, via Einwirkung auf den Staat, kann das Kapital den ihm durch die Umverteilungspolitik zugefügten Schaden mitnichten zu reparieren hoffen, weil solche Reparatur ja nicht nur der die Umverteilungsmaßnahmen bestimmenden ökonomischen Vernunft zuwiderliefe, die der Staat als Repräsentant des Gemeinwesens nicht zuletzt pro domo und pro cura des in der selbstzerstörerischen Triebhaftigkeit seiner Distributionslogik befangenen Kapitals selbst walten lässt, sondern auch und mehr noch auf den erbitterten politischen Widerstand der durch die Umverteilungsmaßnahmen begünstigten Lohnarbeiterschaft stieße, die sich gleichermaßen im Zuge und in der Konsequenz jener Maßnahmen mittlerweile gewerkschaftlich und parteilich organisiert und, zumal im sozialdemokratischen Interessenverbund mit dem seine sozialreformerische Politik gegen die bornierte Sabotage des Kapitals durchzusetzen gezwungenen Staat, zu einem veritablen gesellschaftlichen Machtfaktor entwickelt hat.

Bleibt dem Kapital für die Kompensation der durch die staatliche Umverteilungspolitik erlittenen Einbuße an Mehrwert nur der ökonomische Weg, und als solcher bietet sich ihm wiederum die bereits in Bezug auf den Wertverlust, mit dem die kommerziellen Absatzprobleme es bedrohen, als Methode zur Mehrwerterhaltung bewährte Strategie der Steigerung technischer Produktivkraft an. Der Rückgriff auf die alte Strategie und ihre generell in der Erhaltung des Mehrwerts bestehende Zielsetzung bedeutet freilich keineswegs, dass jetzt zur Erreichung des Ziels auch wieder die alte, als Erhöhung der Produktionsleistung funktionierende, spezielle Taktik zur Anwendung kommen kann. Angesichts der Tatsache, dass es der bereits realisierte, nach dem Produktionsprozess aus der sächlichen Gestalt in die geldliche Form überführte Mehrwert ist, an dem sich der Staat per Umverteilungspolitik vergreift, um einen Teil davon direkt oder indirekt, durch steuerpolitische Zuwendungen oder tarifpolitische Unterstützung, den lohnarbeitenden Produzenten rückzuerstatten, würde eine auf die Erhöhung der Produktionsleistung abgestellte Steigerung technischer Produktivkraft hinsichtlich der Kompensation der durch die staatlichen Eingriffe bedingten Einbuße an Mehrwert dem Kapital ja auch gar nichts bringen, da das dank höherer Produktionsleistung vermehrte Produkt oder vielmehr dessen auf dem Markt realisierter Wert wiederum der gleichen, von Staats wegen vorgenommenen steuerpolitisch-direkten beziehungsweise tarifpolitisch-indirekten Beschneidung und Schmälerung unterworfen wäre, die wettzumachen jene mittels Steigerung technischer Produktivkraft ins Werk gesetzte Erhöhung der Produktionsleistung doch gerade bezweckte.

Wozu die erneut zum Einsatz gebrachte Steigerung technischer Produktivkraft dem Kapital jetzt vielmehr verhelfen soll, ist die Wiedergewinnung des von Staats wegen der Lohnarbeiterschaft rückerstatteten und somit ihm, dem Kapital, entzogenen Teils Mehrwert durch eine Verringerung der der Lohnarbeiterschaft für ihre Arbeitskraft gezahlten Lohnsumme, eine Senkung des ihr für ihre Produktionsleistung überlassenen Wertquantums. Das, wogegen der Sachwalter des Kapitals, der Unternehmer, den Mehrwert, den eingeborenen Sohn des Kapitals, erhalten und sichern muss, sind jetzt ja nicht mehr die kommerziellen Konkurrenten, die auf dem Markt präsenten anderen Unternehmer, die er durch eine produktivkraftbedingte Erhöhung der Produktionsleistung ausstechen kann, weil letztere ihm den nötigen preisgestalterischen Spielraum eröffnet, um seine Produkte auf jeden Fall abzusetzen, sprich, seinen Mehrwert auf Kosten der Konkurrenten zu realisieren. Jetzt sind es vielmehr seine eigenen lohnarbeitenden Produzenten, die ihm mit staatlicher Hilfe Mehrwert wegnehmen, und diesen Mehrwert, den sie ihm ja auch nicht nur wie seine kommerziellen Konkurrenten potenziell, in der Bedeutung drohender marktwirtschaftlicher Entwirklichung, sondern durchaus aktuell, im Sinne laufender tarif- beziehungsweise steuerpolitischer Enteignung, streitig machen, ihn kann er nicht mehr durch eine Erhöhung der Produktionsleistung, sondern nurmehr durch eine Senkung der Produktionskosten, mit anderen Worten nur dadurch erhalten und sichern, dass er das, was ihm der Staat indirekt per Lohntariferhöhungen und direkt per Sozialleistungen wegnimmt, um es der Lohnarbeiterschaft zurückzuerstatten, sich bei dieser auf dem Wege einer Reduktion des ihr qua Lohnsumme zu überlassenden Quantums Kapital via Verringerung des ihr für den Kauf ihrer Arbeitskraft zu zahlenden Wertanteils wieder holt.

Dabei versteht es sich von selbst, dass die Reduktion des als Lohnsumme firmierenden Quantums Kapital, die Verminderung des als Aufwendung für die Arbeitskraft zu Buche schlagenden Wertanteils nicht mehr auf die vom Kapital beziehungsweise von seinem Funktionär, dem Unternehmer, früher praktizierte Art von die energetische beziehungsweise chronische Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft verstärkenden Lohnsenkungen beziehungsweise Erhöhungen des Arbeitspensums durchführbar ist. Diese Art der Ausbeutung verbietet sich ja nachgerade von selbst, teils weil sie ökonomisch die Lohnarbeiterschaft an den Rand personaler Erschöpfung und sozialer Auslöschung getrieben hat und sich deshalb nurmehr um den Preis des Verlusts ihres Realfundaments, sprich, bei Strafe der Selbstvereitelung durch Zerstörung des Objekts der Ausbeutung fortsetzen lässt, teils weil politisch im Zuge beziehungsweise in der Konsequenz der staatlichen Umverteilungspolitik die Lohnarbeiterschaft sich vor Ort ihrer Arbeit ebenso wie in der bürgerlichen Öffentlichkeit, gewerkschaftlich ebenso wie parteilich, hat organisieren und als ein gesellschaftlicher Machtfaktor hat etablieren können, der aufgrund des arbeitspraktischen, parlamentarischen und propagandistischen Widerstands, den er zu mobilisieren vermöchte, solch einem Rückgriff auf den alten Ausbeutungsmechanismus einen Riegel vorschiebt.

Genau für diese nicht mehr praktikable beziehungsweise nicht mehr opportune Methode der Lohnkürzungen beziehungsweise Erhöhungen des Arbeitspensums aber bietet nun die Steigerung technischer Produktivkraft dem Kapital, das sich bei der Lohnarbeiterschaft den dieser von Staats wegen rückerstatteten Mehrwert wiederholen möchte, einen ebenso kommoden wie effektiven Ersatz. Jene vom Kapital via Reduktion der Lohnsumme, Verringerung des für die Arbeitskraft aufzuwendenden Wertquantums erstrebte Kompensation für die staatlich lancierte Einbuße an Mehrwert, die sich mittels Lohnkürzungen und vergrößerter Arbeitspensen nicht mehr bewerkstelligen lässt, sie lässt sich stattdessen durch eine Verkleinerung des Kontingents der entlohnten Arbeitskräfte, durch Streichungen beim für Lohn arbeitenden Personal erreichen. Anstelle der nicht mehr ökonomisch tragbaren beziehungsweise politisch durchsetzbaren Kürzungen des Lohns für die einzelne Arbeitskraft oder Verminderungen der finanziellen Aufwendungen für den jeweiligen menschlichen Produktionsfaktor vielmehr Einsparungen bei der Zahl der Lohnarbeitskräfte selbst oder Einschnitte bei der Menge der finanzielle Aufwendungen erheischenden produktionsfaktorellen Menschen – das ist es, was die Strategie einer Steigerung sächlicher Produktivkraft dem Kapital, das sich den mit staatlicher Unterstützung ihm von der Lohnarbeiterschaft entrissenen Mehrwert von dieser zurückholen will, ermöglicht.

Nichts weiter braucht es dazu als eine simple Reversion der Stoßrichtung jener Strategie, ihre Umzentrierung vom Produkt auf die Produzenten. So gewiss die Strategie nämlich, wie gesehen, dazu taugt, die Produktionsleistung zu erhöhen, so gewiss kann sie im einfachen Umkehrschluss dazu herhalten, die Arbeitskosten zu senken. Wenn sie mit anderen Worten dem kapitalistischen Unternehmer dazu verhelfen kann, mit der gleichen Arbeitskraft eine höhere Produktionsleistung zu erzielen, dann kann er sie nach Adam Riese oder mit arithmetischer Notwendigkeit ebenso gut gebrauchen, um die gleiche Produktionsleistung mit weniger Arbeitskraft zu erreichen. Wenn sie dem Unternehmer erlaubt, mit der unverändert gleichen Personenzahl wenngleich letztlich kein im Produkt verkörpertes größeres Wertquantum, so jedenfalls doch eine größere wertverkörpernde Produktmenge zu erzeugen, dann gestattet sie ihm vice versa natürlich auch, die unverändert gleiche wertverkörpernde Produktmenge mit einem zahlenmäßig verkleinerten Personal hervorzubringen.

Und damit gibt dem Unternehmer die Steigerung sächlicher Produktivkraft in der Tat eine Handhabe, die ihm durch die staatliche Umverteilungspolitik zugefügte Einbuße an Mehrwert zu kompensieren und um ihre Wirkung zu bringen. Ein und dieselbe Strategie, die dort als probates Mittel dient, sich im kommerziellen Konkurrenzkampf zu behaupten und auf Kosten der Konkurrenten die gewohnte Mehrwertrate sicherzustellen, funktioniert hier als nicht minder probate Methode, sich gegen das staatliche Enteignungsverfahren zur Wehr zu setzen und den durch es verloren gegangenen und der Lohnarbeiterschaft zugeflossenen Teil Mehrwert sich bei letzterer zwecks Erhaltung der gewohnten Mehrwertrate zurückholen. Nur dass, wie gesagt, die in genere gleiche Strategie jetzt eine in specie taktische Kehrtwendung impliziert und die Sicherung beziehungsweise Erhaltung der Mehrwertrate nicht mehr durch Erhöhung der Produktionsleistung, sondern vielmehr durch Senkung der Arbeitskosten bewerkstelligen muss.

Weil es für den Unternehmer nicht mehr darum geht, Mehrwert anderen, als kommerzielle Konkurrenten firmierenden Unternehmern abzujagen, die ihn ihm streitig zu machen drohen, sondern ihn den als lohnarbeitende Produzenten fungierenden eigenen Arbeitskräften wieder wegzunehmen, die ihn ihm mit staatlicher Unterstützung entwendet haben, liegt auf der Hand, dass er im Rahmen der prinzipiell gleichen Strategie eine intentional veränderte Taktik einsetzen muss, nämlich eine Taktik, die nicht mehr darauf abzielt, mit der gleichen Arbeitskraft mehr zu produzieren, sondern vielmehr darauf gerichtet ist, das Gleiche mit weniger Arbeitskraft hervorzubringen. Nicht einen Zuwachs an Produktionsleistung zu erzielen, sondern eine Einsparung an Arbeitskraft zu erreichen, nicht die gleiche Arbeitskraft leistungsfähiger, ergiebiger zu machen und auf diese Weise zwecks Preiskampf wenn schon nicht mehr Wert, so jedenfalls doch mehr Produkt schöpfen zu lassen, sondern die gleiche Leistung mit weniger Arbeitskraft zu erbringen und auf diese Weise mittels Arbeitskraftabbau Lohn einzusparen, die Wertschöpfung billiger werden zu lassen – das ist die neue Taktik, die der Unternehmer verfolgen muss, wenn die alte Strategie einer Steigerung sächlicher Produktivkraft ihm dabei helfen soll, auch der neuen Bedrohung seines Mehrwerts durch die staatliche Umverteilungspolitik zu begegnen und einen Strich durch die Rechnung zu machen.

Nach dem Weltkrieg erfährt die Strategie der Produktivkraftsteigerung eine unveränderte Fortsetzung und sogar Verstärkung – jetzt freilich nicht mehr als auf die Einbuße an geldlichem Mehrwert, mit der die staatliche Umverteilungspolitik einhergeht, zu reagieren bestrebte Mechanisierung und Maschinisierung des Wertschöpfungssystems, sondern als den Mangel an menschlicher Arbeitskraft, der Folge des Krieges ist, zu kompensieren bestimmte Rationalisierung und Automatisierung des Wertschöpfungsprozesses.

Die taktische Umorientierung der Strategie einer Steigerung sächlicher Produktivkraft, der zufolge diese nun nicht mehr auf die Sicherung des Mehrwerts durch eine mittels Technisierung und Mechanisierung des Produktionsprozesses implementierte Erhöhung der Produktionsleistung zielt, sondern auf eine Erhaltung des Mehrwerts durch eine mittels Rationalisierung und Automatisierung der Arbeitsabläufe effektuierte Einsparung an Arbeitskraft gerichtet ist – diese taktische Umorientierung kann freilich nicht verhindern, dass auch in ihrer neuen Ausrichtung die Strategie die gleiche Verfänglichkeit oder Kontraproduktivität beweist, die sie schon im Rahmen ihrer alten Zielvorgabe an den Tag legte, und dass sie nämlich hier nicht weniger als dort in einer, aufs Ganze gesehen, unvermeidlichen Vergrößerung der den Mehrwert verkörpernden Produktmenge und dementsprechenden Verschärfung der den Absatz dieser Produktmenge, die Realisierung ihres Werts betreffenden Probleme resultiert. Das ist auch gar nicht verwunderlich und im Gegenteil nur logisch, da sie sich ja gegen die staatliche Umverteilungspolitik, mithin gegen Maßnahmen richtet, deren Sinn und Zweck es gerade ist, die sich zur Wertrealisierungskrise verdichtenden Absatzprobleme, die sie, die Strategie einer Steigerung sächlicher Produktivkraft, in ihrer früheren, auf die Sicherung der Mehrwertrate unter Bedingungen des kommerziellen Konkurrenzkampfes zielenden Funktion heraufbeschwört, wenn nicht überhaupt ein für alle Mal in den Griff zu bekommen und definitiv zu bewältigen, so zumindest doch erst einmal unter Kontrolle zu bringen, und vorläufig zu entschärfen.

Indem die Strategie jetzt dazu herhalten muss, die staatliche Umverteilungspolitik zu unterlaufen beziehungsweise zu konterkarieren, impliziert dies naturgemäß, dass sie deren die Marktsituation betreffende Entlastungs- und Entschärfungsfunktion durchkreuzt und für die unverminderte Fortdauer der alten Absatzprobleme sorgt oder gar neue heraufbeschwört. Allerdings nehmen entsprechend der von der Strategie verfolgten veränderten Taktik die reaffirmierten oder neu heraufbeschworenen Wertrealisierungsprobleme jetzt eine neue Gestalt oder Ausdrucksform an. Vorher ergaben sich die Probleme aus der in Reaktion auf den kommerziellen Konkurrenzkampf verfolgten Taktik einer Erhöhung der Produktionsleistung mittels Technisierung und Mechanisierung des Produktionsprozesses. Das heißt, sie verdankten sich der Tatsache, dass die Strategie wenn schon nicht in einer Vermehrung des Produktwerts, so jedenfalls doch in einer Vergrößerung der den gleichen Wert verkörpernden Produktmenge resultierte, die unter den Bedingungen des vom Kapital zwecks Akkumulation geltend gemachten kommerziellen Distributionsmodus an den Mann und die Frau zu bringen, sprich, als Wert zu realisieren, sich als immer schwieriger, wo nicht überhaupt unmöglich erwies.

Jetzt hingegen sind die Probleme Konsequenz der als Antwort auf die staatliche Umverteilungspolitik angewandten Taktik einer Senkung der Arbeitskosten mittels Rationalisierung und Automatisierung der Arbeitsabläufe. Das heißt, sie entspringen der Tatsache, dass die Strategie die von der staatlichen Umverteilungspolitik erwirkte partielle Außerkraftsetzung des dem Akkumulationsimperativ gemäßen kommerziellen Distributionsmodus und die auf diesem Wege ermöglichte stärkere Beteiligung der Lohnarbeiterschaft am als Wertrealisierungsgeschäft wohlverstandenen Konsum dadurch um ihre Wirksamkeit bringt, dass sie die Anzahl der Lohnarbeiter, die sich dank staatlicher Umverteilungspolitik besser für ihre Arbeitskraft entlohnt und mithin stärker am Konsum beteiligt finden, zu verringern und auf diese Weise die Einbußen an Mehrwert, die die staatliche Umverteilungspolitik mit sich bringt, nicht zwar per Lohnsenkungen, wohl aber via Einsparung von Arbeitskraft auszugleichen erlaubt.

Aber egal, ob die Strategie in Reaktion auf den kommerziellen Konkurrenzkampf in einer Vergrößerung der nach Wertrealisierung verlangenden Produktmenge resultiert oder in Abwehr der staatlichen Umverteilungspolitik zu einer Verkleinerung des für die Wertrealisierung verfügbaren Arbeitskräfteheeres und Verringerung der durch letzteres aufgebotenen Konsumkraft führt, so oder so hat sie eine fortschreitende Verschärfung der produktivkraftbedingten Absatzprobleme zur Folge und treibt das kapitalistische Produktionssystem immer tiefer in das als Sackgasse wohlverstandene Dilemma hinein, das sein imperatives Prinzip, die kapitale Akkumulation, die dem Reibungs- oder Spannungsverhältnis aus kraftentfesselter industrieller Expropriation und geldbedingter kommerzieller Distribution entspringt, für es bereithält.

Diese, aufs Ganze des Systems gesehen, fatal-dilemmatische Konstellation schließt freilich nicht aus, dass unter gewissen realhistorischen Bedingungen, anders gesagt, in einer kontingent-empirisch gegebenen Situation die mit der taktischen Vorgabe einer Einsparung von Arbeitskraft alias Verringerung des arbeitskräftigen Personals eingesetzte Strategie einer Steigerung sächlicher Produktivkraft dem Gesamtsystem, wie immer auch ausnahmsweise, zupass kommen und seiner Funktionstüchtigkeit, wie immer auch vorübergehend, förderlich sein kann. Und tatsächlich liegt zum Ende des großen Krieges – womit wir denn endlich an den Punkt der Darstellung zurückkehren, von dem wir oben mit dem Resultat eines ausgedehnten Exkurses über die wechselnden Funktionen, die mit nicht minder wechselndem Erfolg jene Strategie im Laufe der Entwicklung des Systems erfüllt, abgewichen sind! – eben solch eine der Strategie für das Gesamtsystem einen positiven Effekt, um nicht zu sagen, eine konstruktive Bedeutung vindizierende Ausnahmesituation vor.

Wie oben ausgeführt, erfüllt der Krieg, rein ökonomisch oder, besser gesagt, vom industriekapitalistischen Verwertungsprinzip alias Akkumulationsimperativ her betrachtet, diese zweifache positive Funktion, zum einen mit der produktivkraftbedingten Überfüllung, wo nicht gar Verstopfung der zivilen Märkte aufzuräumen, die in der zur belle époque verklärten Vorkriegszeit den Volkswirtschaften der kriegführenden Mächte zunehmend zu schaffen macht, und zum anderen für eine Erhaltung, wo nicht gar Entwicklung der industriellen Produktionsapparate zu sorgen, die dank jener dem Krieg geschuldeten Aufräumarbeiten nun wieder ungesäumt für die zivile Gütererzeugung und Dienstleistung eingesetzt und zwecks Kapitalakkumulation auf Touren gebracht werden können. Und wie oben gleichfalls vermerkt, ist das Einzige, was dieser kapitalakkumulativen Wiederauffüllung der leergeräumten zivilen Märkte durch die auf Touren gebrachten industriellen Produktionsapparate im Wege steht und hinderlich ist, der Mangel an Arbeitskräften, in dem die wie auch immer zum Aderlass euphemisierten hekatombischen Menschenopfer des Weltkrieges resultieren.

Und genau im Blick auf diesen der Wiederinbetriebnahme und Wiederankurbelung der industriellen Produktionssysteme für die zivile Gütererzeugung und Dienstleistung aufstoßenden Mangel, den die Dezimierung der Lohnarbeiterschaft in den zum Schlachtfest paralysierten Schlachten des Krieges, sprich, die massenhafte Vernichtung von gesellschaftlicher Arbeitskraft hinterlässt, erweist sich nun aber die in Reaktion auf die staatliche Umverteilungspolitik in der Vorkriegszeit forcierte Strategie einer Steigerung technischer Produktivkraft unbeschadet ihrer langfristig und konsekutiv systemgefährdenden, weil kommerziellen Stress erzeugenden Folgen, als kurzfristig und situativ hilfreich und dem Produktionssystem vorteilhaft, weil der Bewahrung seiner industriellen Funktionsfähigkeit förderlich. Taktische Zielsetzung der auf die staatliche Umverteilungspolitik reagierenden Strategie ist ja, wie gesehen, die mittels Rationalisierung und Automatisierung der Arbeitsabläufe durchgesetzte Einsparung von Arbeitskraft alias Verkleinerung des die industrielle Wertschöpfung verrichtenden Personalbestands, das Bemühen mit anderen Worten, die gleiche Produktionsleistung mit einer geringeren Zahl von Lohnarbeitskräften zu erbringen. Kommt diese Zielsetzung nicht aber offenkundig dem als Kriegsfolge diagnostizierten Erfordernis entgegen, den industriellen Produktionsapparat mit einem dezimierten Arbeitskräfteheer wieder in Gang zu setzen und auf Touren zu bringen?

Aus einem durchaus anderen und nämlich dem politisch-militärischen Ereignis des Weltkriegs geschuldeten Grund behält also das industriekapitalistische Produktionssystem die taktisch auf eine Verringerung der Zahl der Arbeitskräfte gerichtete und als Rationalisierung und Automatisierung wirksame Strategie sächlicher Produktivkraftsteigerung, die es unter den politisch-ökonomischen Verhältnissen der Vorkriegsjahrzehnte entwickelt hat, in der Nachkriegszeit bei und bildet sie mit der gesammelten Innovationsmacht und an einen Fluch gemahnenden Erfindungsgabe, die das dem Kapital kraft der monomanen Zweckrationalität seines Akkumulationsstrebens eigene werkzeugtechnologische und arbeitsorganisatorische Ingenium zu mobilisieren erlaubt, weiter aus. In den Vorkriegsjahrzehnten ist der Grund für die Strategie ein auf das sozialpolitische Handeln des Staats reagierendes ökonomisches Kalkül, das Bestreben des Kapitals, den Verlust an Mehrwert, den jenes sozialpolitische Handeln mit sich bringt, durch Senkung der Arbeitskosten zu kompensieren. Wenn in den Nachkriegsjahren das Kapital die Strategie beibehält und fortsetzt, so ist hingegen der Grund dafür die dem militärischen Konflikt der Staaten, dem Weltkrieg, entspringende demographische Katastrophe einer Dezimierung des für den Produktionsapparat verfügbaren Arbeitskräfteheeres und das um der Möglichkeit einer Mehrwertproduktion überhaupt willen zu erfüllende Erfordernis, dieser Dezimierung des Arbeitskräfteheeres zum Trotz den industriellen Produktionsprozess wieder in Gang zu setzen beziehungsweise in Schwung zu bringen.

Dort ist mit anderen Worten der Grund für die im Sinne einer Rationalisierung und Automatisierung der Arbeitsabläufe wirksame Strategie das willentliche Bestreben des Kapitals, sich den Konsequenzen einer der Akkumulationsrate des industriellen Produktionsprozesses abträglichen politisch-sozialen Reform zu entziehen, hier hingegen das notgedrungene Bemühen des Kapitals, die für den industriellen Produktionsprozess als solchen verderblichen Folgen eines militärisch-fatalen Konflikts zu bewältigen. Dort gestattet die Strategie dem Kapital, einer reformbedingt ökonomischen Widrigkeit und Beeinträchtigung zu begegnen, hier ermöglicht sie ihm, mit einer kriegsverursacht demographischen Not- und Zwangslage fertig zu werden. So unverbunden und unvermittelt die Gründe für einerseits die in der Vorkriegszeit initiierte Anwendung der Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie und andererseits ihren in der Nachkriegszeit kontinuierten Einsatz aber auch erscheinen mögen, es gibt durchaus ein verbindendes und vermittelndes Element – und das ist die Strategie selbst. Schließlich ist sie es ja, die, indem sie die staatliche Umverteilungspolitik konterkariert und, zum Teil zumindest, um ihre Wirkung bringt, die mit jener Politik verfolgte Marktentlastungs- und Krisenentschärfungsabsicht vereitelt und so die politischen Spannungen und militärischen Konfliktpotenziale verstärkt, die der heißlaufende Produktionsprozess der industriestaatlichen Volkswirtschaften und deren daraus resultierender Kampf um einen im Rahmen des akkumulationsprinzipiell verbindlichen kommerziellen Distributionsmodus zunehmend überfüllten Weltmarkt erzeugen und die sich am Ende im unökonomisch mörderischen Ringen des Weltkriegs entladen.

Von daher gesehen lässt sich ohne weiteres sagen, dass es ein und dieselbe Strategie ist, die als Methode zur Bewältigung des ersten, den kapitalistischen Akkumulationsprozess beeinträchtigenden Hemmnisses das zweite, ihn bedrohende Hindernis heraufbeschwört, dessen Überwindung ihren, wie man will, erneuten Einsatz oder fortgesetzten Gebrauch erforderlich macht. Indes, während das erste die Strategie herausfordernde Hemmnis, die den Akkumulationsprozess beeinträchtigende staatliche Umverteilungspolitik, ein der Ökonomie immanentes, durch den Kapitalisierungsprozess vermitteltes und letztlich seiner Logik entspringendes Geschehnis ist, ist das zweite, die Strategie erneut oder weiterhin erforderlich machende Hindernis, der den Akkumulationsprozess bedrohende kriegsbedingte Arbeitskräfteschwund, ein die Ökonomie transzendierendes, den Kapitalisierungsprozess durchbrechendes und zu guter beziehungsweise böser Letzt seine Logik sprengendes Ereignis. So sehr der militärische Massenmord mit seinen demographischen Folgen formell eine Konsequenz der durch die Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie des Industriekapitals bedingten ökonomischen Entwicklung ist, so sehr bleibt er doch reell, will heißen, als die politische Verzweiflungstat beziehungsweise militärische Kurzschlusshandlung, die er ist, ein im Blick auf jene in ihm konsequierende ökonomische Entwicklung ebenso irrational-unbeabsichtigtes wie kontingent-unvermitteltes Resultat.

Wenn dieses dem es bewirkenden politischen Dezisionismus und militärischen Berserkertum nach ebenso irrationale wie kontingente Resultat, der kriegerische Massenmord mit seinen demographischen Folgen, als parates Mittel und probate Auskunft zur Bewältigung beziehungsweise Beseitigung des politisch-militärisch angerichteten Schadens und zur vergleichsweise ungestörten Fortsetzung der ökonomischen Entwicklung, sprich, zur weitgehend unbehinderten Wiederaufnahme des Kapitalprozesses, nun wiederum jene Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie ins Spiel bringt, dann bezieht und erstreckt sich seine Irrationalität und Kontingenz auch und zwangsläufig auf die erneut angewandte beziehungsweise weiterhin eingesetzte Strategie selbst, die demnach denkbar weit entfernt davon ist, Zeugnis einer rationalen Fortsetzung und konsistenten Durchführung der vor dem Krieg für sie maßgebenden Motivation und durch sie verfolgten Absicht zu sein. Dass ein und dieselbe Strategie, die wesentlich dazu beigetragen hat, die politisch-militärische Katastrophe des Weltkriegs heraufzubeschwören, jetzt das Mittel an die Hand gibt, die demographischen Folgen der Katastrophe ökonomisch zu meistern und als produktionssystematische Störquelle zu überspielen beziehungsweise zu verwinden, ist also keine aus ihren eigenen, ökonomischen Wirkungen herleitbare und in diesem Sinne objektiv begreifliche Folgerung, sondern eine in der Kontingenz des politisch-militärischen Desasters, in dem ihre ökonomischen Wirkungen gipfeln, verhaltene und, wie also höchstens und nur situativ erklärliche, so je nach Standpunkt glücklich oder unglücklich zu nennende Fügung, ist mit anderen Worten keine notwendige Implikation der konsekutiven Entwicklung des ökonomischen Systems, sondern ein Zufallsprodukt des katastrophalen Ausgangs der durch die Entwicklung des ökonomischen Systems ins Extrem militärischer Gewalt getriebenen politischen Geschichte.

So anders motiviert beziehungsweise heteronom konditioniert im Verhältnis zu ihrer Anwendung in der Vorkriegszeit der, wie man will, fortgesetzte Gebrauch oder neuerliche Einsatz der Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie im Anschluss an den Krieg aber auch sein mag, die Strategie erfüllt jedenfalls den ihr durch die demographischen Kriegsfolgen zugewiesenen Zweck und sorgt dafür, dass der der Erzeugung konsumtiver Güter und ziviler Dienstleistungen revindizierte industrielle Produktionsprozess trotz des Handikaps eines dezimierten Arbeitskräfteheeres binnen weniger Jahre wieder auf vollen Touren läuft und in der Tat weit mehr Produktivität entfaltet als in den zur belle époque verklärten beiden Jahrzehnten vor Kriegsausbruch.

Kapitel Zwei