Umverteilung auf Amerikanisch
Während sich in Europa umverteilungspolitische Maßnahme, die der kriegsverschuldeten Konsumschwäche Rechnung zu tragen geeignet wären, wegen der fehlenden staatlichen und gesellschaftlichen Konsumkraft von selbst verbieten, scheint in den kriegsbedingt florierenden USA erst einmal gar kein Anlass zu solchen Maßnahmen zu bestehen. Allerdings finden sich die USA durch ihre mittlerweile starke Abhängigkeit vom Handel mit europäischen Nationen in den Strudel der letztere lähmenden Konsumschwäche hineingezogen. Und hier fehlt den bis dahin dezidiert wirtschaftsliberalistischen USA nun das umverteilungspolitische Instrumentarium, über das die europäischen Industriestaaten seit dem neunzehnten Jahrhundert verfügen.
Die als Reaktionsbildung auf die praktisch-faktische Übergriffigkeit und Respektlosigkeit, die er bei seinen Umverteilungsmaßnahmen in Ansehung des produktiven Vermögens als Produktiv, als Quelle von Mehreigentum, notgedrungen an den Tag legen muss, wohlverstandene besondere Achtung und Wertschätzung, die er dem produktiven Vermögen als Possessiv, als integrierendem Bestandteil der persönlichen Habe seiner bürgerlichen Eigner, als in deren Portefeuille befindlichen beziehungsweise übergangenen Aktiva, beweist, macht es – um aus unserem Exkurs in Sachen Privateigentum die Nutzanwendung auf das in den zwanziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts im Nachkriegseuropa scherenförmig aufreißende Missverhältnis zwischen wieder auf Touren kommendem Wertschöpfungsprozess und verschuldungs- und verarmungsbedingt zu wünschen übrig lassendem Wertrealisierungsgeschäft zu ziehen – dem zur Stärkung und Förderung der gesellschaftlichen Kaufkraft aufgerufenen Staat also schlechterdings unmöglich, sich am possessiven Vermögen der bürgerlichen Klasse im Allgemeinen und ihrer bourgeoisen Elite im Besonderen zu vergreifen und seine fiskalischen und sozialprogrammatischen Umverteilungsaktivitäten auf das auszudehnen und sich erstrecken zu lassen, was wir oben als historisch gewordene Ungleichheit in der gesellschaftlichen Ressourcenverteilung apostrophiert haben, eine Ungleichheit, die zwar weit hinter die bürgerliche Gesellschaft, bis tatsächlich in die Anfänge der herrschaftlichen Zivilisationsgeschichte, zurückreicht, für deren Aufrechterhaltung und Verstärkung in der bürgerlichen Neuzeit und Moderne aber das Privateigentum in seiner Funktion als Wertquelle alias produktives Eigentum aufgrund des aller umverteilungspolitischen Beeinträchtigung und Schmälerung zum Trotz systematisch mehrenden Effekts, den es auf sich in seiner Eigenschaft als persönliche Habe alias possessives Eigentum hat, ebenso maßgebend wie grundlegend ist.
An diese historisch gewordene und egal ob der herrschaftlich-frondienstlichen oder der bürgerlich-kapitalistischen Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft geschuldete Ungleichheit in den Eigentumsverhältnissen zu rühren und sie einer Revision zu unterziehen, muss sich also der Staat aufgrund seiner reaktionsbildnerischen Respektierung, um nicht zu sagen, Tabuisierung des Privateigentums, soweit oder sobald es als Possessiv figuriert, strikt versagen, und so findet er sich denn gezwungen, seine Umverteilungsansprüche auf eine Beteiligung an jenem qua Mehrwert erzielten Zugewinn zu beschränken, den das Privateigentum, sofern und solange es als Produktiv firmiert, durch Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft erwirtschaftet und aus dem sich in bürgerlichen Gesellschaften die Ungleichheit in den Eigentumsverhältnissen maßgeblich speist. Statt die historisch gewordene Ungleichheit der gesellschaftlichen Ressourcenverteilung einer generellen Revision unterziehen zu können, muss er sich damit bescheiden, partielle Korrekturen bei der ausbeutungssystematisch geübten Ungerechtigkeit bei der Aufteilung des mittels des kapitalistischen Produktionsprozesses jeweils neu geschöpften Werts vorzunehmen.
In der ökonomischen Situation, in der sich die europäischen Industrienationen in dem Jahrzehnt nach Beendigung des großen Krieges befinden, kommt freilich diese Beschränkung des staatlichen Umverteilungsvolumens auf das, was an fiskalischen beziehungsweise taxalischen Finanzmitteln der dem kapitalistischen Wertschöpfungsprozess jeweils entspringende Mehrwert abwirft und hergibt, einer veritablen Vereitelung der Umverteilungspolitik als solcher gleich. Wie oben konstatiert, ist ja das Mehrwert generierende industriekapitalistische Produktionssystem nach seiner kriegsbedingten Ausrichtung auf und Inanspruchnahme für die Anforderungen des militärischen Potlatch gerade erst wieder als normale Veranstaltung alias zivile Unternehmung in Gang gekommen beziehungsweise auf Touren gebracht und operiert dementsprechend, weil es mit dem neu aufgenommenen Akkumulationsprozess erst wieder am Anfang steht, unter einer außerordentlich dünnen Kapitaldecke, verfügt noch über denkbar wenig Liquidität und finanzielle Reserven, um die für den Auf- und Ausbau des sächlich-technisch aufwendigen Produktionsapparats nötigen Mittel aufzubringen. Es braucht deshalb allen Mehrwert, den es nur irgend zu schöpfen vermag, und hat für Umverteilungsstrategien, die zu seinen Lasten, sprich, auf Kosten eben des geschöpften Mehrwerts gehen, im buchstäblichen Sinne nichts übrig, und dies umso weniger, als der nach dem Krieg zwecks Kompensation des von letzterem hinterlassenen Arbeitskräftemangels nicht nur fortgesetzte, sondern markant forcierte Auf- und Ausbau des sächlich-technischen Produktionsapparats große Investitionen erfordert und mit einem entsprechend hohen Kapitalbedarf einhergeht.
Die Deckung dieses Kapitalbedarfs wird nun zwar durch die generelle Konsumschwäche der europäischen Nachkriegsstaaten und die dadurch beeinträchtigte und behinderte kommerzielle Realisierung des vom industriellen System geschöpften Mehrwerts nicht gerade erleichtert oder, besser gesagt, zunehmend erschwert und hintertrieben, und insofern wäre die Stärkung der gesellschaftlichen Konsumkraft durch staatliche Umverteilungsmaßnahmen durchaus sinnvoll und wünschenswert. So gewiss indes, wie im obigen Exkurs erläutert, als Quelle und Fundus der für staatliche Umverteilungsmaßnahmen erforderlichen Finanzmittel nur der mittels produktiven Eigentums systematisch produzierte Mehrwert, nicht aber die als possessives Eigentum bei der bürgerlichen Klasse akkumulierte Wertmasse in Betracht kommt, nur das also herangezogen werden kann, was der kapitalistische Produktionsprozess jeweils an Mehreigentum alias Profit abwirft, mitnichten aber das, was sich aufgrund solch profitablen Prozesses in den Händen der Profiteure als persönliche Habe angehäuft hat, so gewiss beißt sich hier die Katze in den Schwanz.
Um den in der Konsequenz der Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie immens hohen Investitions- alias Kapitalbedarf des gerade erst wieder in Gang gekommenen Produktionsapparats zu decken, wäre eine Belebung des mangels gesellschaftlicher Kaufkraft lahmenden oder gar stockenden Wertrealisierungsgeschäfts dringend geboten. Weil sich aber unter den gegebenen Umständen die gesellschaftliche Kaufkraft nur zu Lasten des Kapitals und auf Kosten des von ihm erwirtschafteten Mehrwerts und nämlich nur dadurch heben ließe, dass ein Teil des erwirtschafteten Mehrwerts dem Kapital als Investitionsmittel entzogen und den Mitgliedern der Gesellschaft für ihre Bedürfnisbefriedigung als Konsumkraft zur Verfügung gestellt wird, liefe dieser Lösungsweg erst einmal auf eine offenkundige Vergrößerung und Verschlimmerung des Problems hinaus, das auf ihm gelöst werden soll, und würde nämlich eben die Verfahrensweise, die den Kapitalbedarf zu decken, dem Mangel an Investitionsmitteln abzuhelfen gedacht wäre, ihn im Gegenteil erst einmal nur verschärfen und auf die Spitze treiben. So sehr auf mittlere und lange Sicht die Beschneidung und Umverteilung von Kapitalgewinnen zwecks Hebung der gesellschaftlichen Kaufkraft die angespannte Kapitallage des industriellen Produktionssystems entspannen, sprich, seiner prekären bis defizienten Investitionskraft aufhelfen müsste, so sehr bewirkte sie kurzfristig das genaue Gegenteil und resultierte in einer weiteren Verschlechterung der Kapitalsituation und Schwächung des Investitionsvermögens des Produktionssystems und beschwüre so die paradoxe Gefahr herauf, dass eben das, was dem Patienten, der industriekapitalistischen Wertschöpfung, künftig Energie zuzuführen und Heilung zu bringen gedacht wäre, ihm vielmehr hier und jetzt den Rest gäbe und sein Ableben besiegelte.
Dieser Gefahr einer Verkehrung des prospektiven Heilmittels in ein akutes Toxikum inne und bemüht, dem zarten Pflänzchen Wirtschaftsaufschwung nicht durch unzeitige, weil aus seiner noch geringen Substanz, seinem bisschen Triebkraft gespeiste Wachstumsimpulse den Garaus zu machen, sehen sich demnach die europäischen Staaten außerstande, das umverteilungspolitische Instrumentarium, das sie in den Jahrzehnten vor dem Krieg entwickelt haben, jetzt, da sein Einsatz in generalisierter Form und nämlich auf der ganzen Linie einer gleichermaßen gesellschaftlich und staatlich defizienten Konsumkraft vonnöten wäre, zum Einsatz zu bringen. So sehr sie die einschlägigen sozialpolitischen Maßnahmen parat hätten, um dem krankenden Wertrealisierungsgeschäft aufzuhelfen, so wenig verfügen die europäischen Staaten doch über die realökonomischen Mittel, um jene Maßnahmen zu ergreifen und in die Tat umzusetzen, ohne damit im kontraproduktiv bedingten Reflex dem Wertschöpfungsprozess in die Parade zu fahren und den Weg zu verlegen.
Ganz anders jenseits des Atlantiks, in den Vereinigten Staaten von Amerika! Den USA haben die weltkriegsbedingt vorteilhaften Handelsbeziehungen und die im Windschatten des Weltkrieges forcierte wirtschaftsimperialistische Expansion einen derart massiven Geldsegen und auf dessen Basis ein derart rasantes volkswirtschaftliches Wachstum beschert, dass der an dem Geldsegen beziehungsweise an den Erträgen des industriellen und agrikulturellen Wachstums, den letzterer ermöglicht, per Steuern und Abgaben partizipierende Staat, anders als seine europäischen Kollegen, über reichlich Finanzkraft und Liquidität verfügt, die ihn ohne Weiteres in die Lage versetzten, jene umverteilungspolitischen Maßnahmen zu ergreifen, zu denen den europäischen Kollegen die Mittel fehlen. Zwar was die Konsumkraft und die durch sie bestimmte kommerzielle Situation im Lande selbst betrifft, fehlt freilich für den amerikanischen Staat die Notwendigkeit, diese seine Finanzkraft und Liquidität für solche auf die Hebung der binnenwirtschaftlichen Kaufkraft zielenden umverteilungspolitischen Maßnahmen zu nutzen. An dem Wachstums- und Bereicherungsprozess, der nicht nur das amerikanische Staatswesen als den militärisch entscheidenden Sieger des Weltkrieges dastehen lässt, sondern auch und vor allem die amerikanische Volkswirtschaft als seine ökonomisch maßgebliche Gewinnerin ausweist, partizipiert ja, wenngleich in stark unterschiedlichem, klassenspezifisch divergierendem Grade, auch das Gros der Bevölkerung des Landes, und angesichts der relativ hohen Kaufkraft, die diese Partizipation einem Großteil der amerikanischen Staatsbürger beschert, gibt es eigentlich binnenwirtschaftlich gar keinen ernstlichen Anlass zu umverteilungspolitischen Eingriffen des Staates.
Dass sich dem Betrachter dennoch im Blick auf die Nachkriegssituation der USA umverteilungspolitische Maßnahmen des Staates, wenn schon nicht als strukturimmanent geboten oder notwendig, so doch allemal als funktionsinduziert angebracht oder ratsam aufdrängen, findet seine Erklärung nicht sowohl in den binnenwirtschaftlichen Verhältnissen als in den außenwirtschaftlichen Beziehungen der Republik. Wie expliziert, führen der handelspolitische Geldsegen und das industriesystematische Wachstum, zu denen der Weltkrieg den USA verhilft, zu einer die Kriegssituation überdauernden und nach dem Kriege weiter steigenden Abhängigkeit der Republik von den Handelspartnern in Europa und in den einer wirtschaftsimperialistischen Erschließung mehr oder minder offen stehenden Ländern in den südlichen Teilen des amerikanischen Kontinents und in Asien, auf deren kommerzielle Distributions- und industrielle beziehungsweise agrikulturelle Produktionssysteme die eigene Volkswirtschaft sowohl hinsichtlich der Realisierung von im Lande geschöpftem und dort nicht einlösbarem Mehrwert als auch im Blick auf die Investition von dem Lande zufließendem und dort nicht verwertbarem Kapital mehr und mehr angewiesen ist.
Diese außenwirtschaftliche Abhängigkeit der USA von überseeischen Märkten und quasikolonialen Einflussgebieten, die der relativen Autarkie ein unwiderrufliches Ende setzt, zu der ihnen im als Formationsphase zu bezeichnenden ersten Jahrhundert ihres Bestehens ihr kontinentaler Hinterhof und Entfaltungsraum verhalf, sie bildet den Grund dafür, dass die als Missverhältnis zwischen wirtschaftlicher Produktionsleistung und gesellschaftlicher Konsumkraft in Erscheinung tretende und im Jahrzehnt nach dem Weltkrieg rasch an Virulenz gewinnende strukturelle Schwäche der europäischen Volkswirtschaften so hart auf die industriellen und agrikulturellen amerikanischen Produktionssysteme zurückschlägt. Weil die Absatz- alias Wertrealisierungsprobleme, die die der strukturellen Schwäche der Handelspartner geschuldete Stockung in den Außenhandelsbeziehungen den amerikanischen Produktionssystemen bereitet, wie eine Brechstange wirken, die, ins Getriebe der auf vollen Touren laufenden Produktionsmaschine gestoßen, deren gesamten Funktionsablauf jäh blockiert, findet sich die amerikanische Volkswirtschaft durch jene außenwirtschaftliche Stockung, jene Wertrealisierungsprobleme, die ihr die europäischen Märkte bereiten, in eine umfassende Krise gestürzt, ungeachtet dessen, dass sie binnenwirtschaftlich durchaus floriert und gedeiht – eine Krise, die in einer Art Kettenreaktion so rasch auf alle Bereiche der amerikanischen Volkswirtschaft übergreift und letztere so umfänglich demotiviert und lähmt, dass diese ihre Demotivierung und Lähmung aufgrund der weltwirtschaftlich führenden Rolle und Wegweiserfunktion, die den USA mittlerweile zufällt, gar nicht verfehlen kann, auch die anderen mit der amerikanischen in Austausch stehenden Volkswirtschaften zu befallen und in Mitleidenschaft zu ziehen und sich so in kürzester Frist zu einem globalen Ereignis, der das Ende der zwanziger Jahre markierenden Weltwirtschaftskrise, zu entfalten.
Bezogen auf den binnenwirtschaftlichen industriellen und kommerziellen Prozess der USA und gemessen an dessen Lebhaftigkeit und Stärke, stellt die die Krise auslösende Widrigkeit, die den Außenhandel einbrechen lassende Konsumschwäche der überseeischen Handelspartner, eigentlich gar kein so gewaltiges Problem und unüberwindliches Widerfahrnis dar und gewinnt tatsächlich erst durch ihren kettenreaktionsbildnerischen Effekt, dadurch mit anderen Worten, dass sie mit brechstangenartiger Plötzlichkeit und Vehemenz störend in das Wertrealisierungsgeschäft der amerikanischen Wertschöpfungssysteme eingreift, den Charakter als kritische Masse und explosives Momentum, den es braucht, um jene, für sich genommen, bestens funktionierenden Systeme in toto außer Betrieb, um nicht zu sagen, außer Gefecht zu setzen und so die amerikanische Volkswirtschaft aufgrund ihres internationalen Gewichts und der entsprechend massiven Rückwirkungen, die ihre Betriebsstörung auf die anderen Volkswirtschaften hat, zum Krisenherd und Ausgangspunkt eines weltweiten Kollapses avancieren zu lassen. Nur weil die durch die Konsumschwäche der ausländischen Handelspartner hervorgerufenen Wertrealisierungsprobleme ebenso ungebremst wie unvermittelt auf den Wertschöpfungsprozess der USA zurückschlagen, entfalten sie jene kettenreaktive Spreng- alias explosive Durchschlagskraft, die das globale industriekapitalistische Wirtschaftssystem in eine so unfassende Krise zu stürzen vermag.
Um diese globale Krise zu verhindern oder jedenfalls einzudämmen und abzumildern, brauchte es demnach nichts weiter als eine rechtzeitige Beseitigung oder zumindest schnelle Entschärfung ihres Auslösers, wäre mit anderen Worten nichts weiter vonnöten, als jene Absatz- und Investitionsprobleme, die die verschuldungsbedingte Konsumschwäche der europäischen Volkswirtschaften dem amerikanischen Kapitalprozess bereitet, zu lösen oder jedenfalls unter Kontrolle zu bringen, ehe sie sich zu besagter kritischer Masse chargiert haben und akut und virulent genug sind, ihre kettenreaktiv verheerende Rückwirkung auf letzteren zu entfalten. Nötig wäre, genauer gesagt, alternative Absatzmöglichkeiten und Investitionsgelegenheiten für die von der amerikanischen Wirtschaft bereitgestellten Produkte und Kapitalien zu finden, deren wertmäßige Realisierung beziehungsweise profitträchtige Aufnahme die europäischen Märkte und Produktionssysteme verweigern und die als unrealisierbare beziehungsweise nicht verwertbare auf die amerikanischen Produktionssysteme als deren Lebenskraft lähmende Belastungen und ihren Unternehmungsgeist erstickende Enttäuschungen zurückfallen.
Wer aber käme für diese Aufgabe einer präventiven Entschärfung der krisenauslösenden Absatz- und Investitionsprobleme, die dem amerikanischen Kapital die europäischen Volkswirtschaften bereiten, wohl in Frage, wenn nicht der Staat mit dem finanz- und umverteilungspolitischen Instrumentarium, das er, in Europa zumindest, seit dem letzten Viertel des neunzehnten Jahrhunderts entwickelt und in Gebrauch genommen hat. Angesichts der fatalen Folgen, die solch außenwirtschaftliche Absatz- und Investitionsprobleme, sofern sie ungebremst und ungemindert auf die amerikanische Volkswirtschaft zurückschlagen, für letztere und die weltweit von ihr abhängigen anderen Volkswirtschaften haben, wäre es Sache des amerikanischen Staates, sowohl ad hoc für hinlängliche alternative Absatzmöglichkeiten und Investitionsgelegenheiten als auch in spe für eine ausreichende Verlangsamung des Wertschöpfungsprozesses und Reduktion der Investitionsdynamik Sorge zu tragen, um jene im Austausch mit Europa zutage tretenden Absatz- und Investitionsdefizite wenn schon nicht vollständig zu kompensieren und auszugleichen, so jedenfalls doch so weit zu neutralisieren und abzubauen, dass sie ihre auf eine akute Lähmung, wo nicht gar imminente Stillstellung des gesamten Kapitalprozesses zielende Durchschlagskraft verlieren.
Und das Zeug dazu hätte er auch durchaus – und zwar in beiderlei Hinsicht und nämlich sowohl, was die finanzpolitischen Mittel angeht, die nötig wären, um die alternativen Absatzmöglichkeiten und Investitionsgelegenheiten für das vorhandene Überangebot an Gütern und Kapital ohne Aushöhlung des Kapitalfundus beziehungsweise Zerrüttung des öffentlichen Etats beizuschaffen, als auch, was den wirtschaftspolitischen Spielraum betrifft, den es brauchte, um eine Verlangsamung des Wertschöpfungsprozesses und Reduktion der Investitionsdynamik ohne Gefährdung der industriellen und agrikulturellen Produktionssysteme als solcher ins Werk zu setzen.
Schließlich haben ja, wie oben ausgeführt, der vom Weltkrieg geprägte kommerzielle Austausch mit Europa und die im Windschatten beziehungsweise im Gefolge des Weltkriegs rasch voranschreitende wirtschaftsimperialistische Expansion in die übrige Welt der amerikanischen Volkswirtschaft einen solch exorbitanten Kapitalzufluss beschert, dass sie Mühe hat, der Kapitalschwemme überhaupt Herr zu werden und dem allem Kapital als sein kategorischer Imperativ eingeborenen Verwertungsanspruch gerecht zu werden und Befriedigung zu verschaffen. Und schließlich haben dieser exorbitante Kapitalzufluss und der seinem imperativen Verwertungsanspruch qua Investitionstätigkeit entspringende Auf- und Ausbau der industriellen und agrikulturellen Produktionssysteme zu einer solchen Erweiterung und Steigerung der Produktionsprozesse und Produktionsleistungen, einem solch anhaltenden konjunkturellen Aufschwung geführt, dass das Wachstum hypertrophe Züge angenommen und die Konjunktur einen Grad von Überhitzung erreicht hat, der neben der Konsumschwäche der europäischen Handelspartner mit verantwortlich für die der amerikanischen Volkswirtschaft ebenso umfänglich wie plötzlich aufstoßenden und ihr als kritische Masse, als sprengkräftiger Auslöser ins Haus stehenden Absatz- und Verwertungsprobleme ist.
Was hinderte wohl angesichts dieser die Wirtschaft des Landes auszeichnenden überschießenden finanziellen Kraft und überbordenden industriellen Dynamik dessen Staat, auf fiskalischem und taxalischem Weg den Produktionssystemen etwas von ihrem überreichlich vorhandenen Kapital zu entziehen und es der landeseigenen Bürgerschaft in genere und ihren lohnarbeitenden Schichten in specie zuzuwenden, um deren Subsistenzmittel aufzustocken beziehungsweise ihrer Konsumkraft aufzuhelfen und sie damit in die Lage zu versetzen, binnenwirtschaftlich mehr von jenen materialen Gütern und realen Dienstleistungen zu kaufen und als Wert zu realisieren, die sich außenwirtschaftlich, auf den verschuldungsbedingt in ihrer Konsumkraft schwächelnden europäischen und quasikolonialen Märkten, als unverkäuflich, als in ihrem Wert nicht realisierbar erweisen? Nicht nur würde der Staat durch diese auf fiskalischem und taxalischem Weg durchgesetzte Verwandlung von Produktionspotenz in Konsumtionskapazität, mit anderen Worten, Überführung von Investitionsvermögen in Subsistenz- beziehungsweise Konsummittel einen wesentlichen Beitrag zur Lösung der Absatzprobleme leisten, mit denen sich die amerikanische Volkswirtschaft durch die Konsumschwäche der anderen Volkswirtschaften aktuell konfrontiert sieht, er würde auch und mehr noch durch den Kapitalentzug die allzu große Dynamik und das allzu rasante Wachstum der Wertschöpfungssysteme des Landes dämpfen und abbremsen und so mittels Anpassung der landeseigenen Wertschöpfung und Produktionsleistung an die außenwirtschaftlichen Absatzmöglichkeiten alias Wertrealisierungskapazitäten auf eine prospektive Verhütung solcher krisenträchtiger Absatzprobleme und Wertrealisierungsstasen hinwirken.
Und falls diese Abschwächung der Produktionsdynamik und Verlangsamung des Wirtschaftswachstums durch eine das Kapital zur Kasse bittende und zu Lasten seines Investitionsvermögens gehende Stärkung der gesellschaftlichen Konsumkraft in genere und Hebung des arbeiterschaftlichen Subsistenzniveaus in specie noch nicht ausreichte beziehungsweise nicht effektiv genug wäre, die industrielle und agrikulturelle Produktionsleistung den außenwirtschaftlichen Gegebenheiten und Beschränkungen anzupassen und dadurch künftigen kommerziellen Krisen und Wertrealisierungsstasen vorzubeugen, was könnte wohl den Staat davon abhalten, durch den zinspolitischen Eingriff einer Verteuerung der dem produktiven Kapital vom possessiven Kapital beziehungsweise von dessen Verwesern, den Banken, zwecks Auf- und Ausbaus der industriellen und agrikulturellen Produktionssysteme gewährten Kredite dieser Dämpfung der Produktionsdynamik und Verlangsamung des Wirtschaftswachstums Nachdruck zu verleihen und einem Äquilibrium zwischen industriellem beziehungsweise agrikulturellem Angebot und kommerzieller Gesamtnachfrage bestmöglichen Vorschub zu leisten?
Genau im Blick auf solche Wertrealisierungskrisen und in Investitionsstaus umschlagende konjunkturelle Überhitzungen, wie sie die zwanziger Jahre heraufbeschwören, haben ja die europäischen Staaten gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts die Instrumente umverteilungspolitischer Kapitalbesteuerung und finanzwirtschaftlicher Kapitalverteuerung erfunden und eingeführt, und angesichts der der amerikanischen Volkswirtschaft nach dem Krieg zur Verfügung stehenden Fülle an Kapital und der sie treibenden konjunkturellen Dynamik könnte der amerikanische Staat zur Behebung der Absatz- und Investitionsprobleme, von denen die Produktionssysteme des Landes heimgesucht werden, beide Instrumente unbedenklich einsetzen, sprich, ohne befürchten zu müssen, den Produktionssystemen mehr, als von ihnen verkraftbar, zu entziehen und die Dynamik stärker, als mit dem Fortgang der Produktionsprozesse verträglich, abzuschwächen, zur Anwendung bringen. Er könnte es, stünde dies von den europäischen Industriemächten in der Vorkriegszeit entwickelte wirtschaftspolitische Instrumentarium auch ihm, dem amerikanischen Staat, zu Gebote. Genau das aber ist nicht der Fall. Im Unterschied zu ihren europäischen Kollegen beziehungsweise Konkurrenten hat die amerikanische Staatsmacht jene umverteilungspolitischen Eingriffsweisen und finanzstrategischen Steuerungsmechanismen bis dahin zu entwickeln beziehungsweise sich zu eigen zu machen versäumt.
Und der Grund für das Versäumnis ist einfach genug: Die Vereinigten Staaten haben, um ihre Volkswirtschaft in Gang beziehungsweise auf Trab zu halten und vor realökonomischen Krisen und sozialpolitischen Konflikten zu bewahren, jener interventionistischen und dirigistischen Instrumente bislang gar nicht bedurft, zu denen sich die Industriestaaten Europas gezwungen sahen, ihre Zuflucht zu nehmen. Wie oben ausgeführt, verschaffen der amerikanischen Republik ihr kontinentaler Entfaltungsraum und ihre nach dessen Erschließung und Ausfüllung bruchlos anschließende wirtschaftsimperialistische Wendung einerseits und andererseits der permanente und in prästabilierter Harmonie mit der Beschleunigung der kontinentalen beziehungsweise imperialen Expansion wachsende Zustrom von Einwanderern, die durch ökonomische Ausbeutung und politische Unterdrückung aus Europa vertrieben werden, einen bis zum Ende des Ersten Weltkrieges anhaltenden Aufschwung der industriellen und agrikulturellen Wertschöpfungssysteme, dem eine in chronischen Absatz- und Wertrealisierungsproblemen resultierende strukturelle Überforderung des Marktes und kommerzielle Krise erspart bleibt und der deshalb auch nicht den Hüter des bürgerlichen Gemeinwesens, den Staat, dazu zwingt, zwecks Aufrechterhaltung des kapitalistischen Wertschöpfungsprozesses und Sicherung seiner Kontinuität beziehungsweise eines Mindestmaßes an Dynamik nach dem Vorbild der europäischen Industriemächte umverteilungspolitisch zu intervenieren.
Das soll nicht heißen, dass nicht auch die amerikanische Volkswirtschaft von den in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts in den europäischen Industriestaaten sich häufenden strukturell begründeten kommerziellen Krisen, eben den Krisen, die dort die Staatsmacht zur Adoption des besagten unverteilungspolitischen und finanzstrategischen Instrumentariums nötigen, in Mitleidenschaft gezogen wird und dass sie nicht auch von sich aus unter kleineren, funktionell bedingten und mit der Entfaltung des kapitalistischen Produktionssystems zwangsläufig einhergehenden, weil in der Rücksichtslosigkeit des kapitalen Wertschöpfungsdrangs, eines Verwertungstriebs, der den Markt nur als Jasager wahrnimmt und kein Nein von ihm zu antizipieren vermag, angelegten kommerziellen Krisen zu leiden hat. Wohl aber bedeutet es, dass diese auch die amerikanische Volkswirtschaft heimsuchenden Krisen deren als ebenso dynamischer Fortschritt wie kontinuierlicher Fortgang erscheinende Konjunktur nicht dauerhaft zu stören oder gar zu deflektieren vermögen – die außenwirtschaftlich induzierten, sprich, von Europa ausstrahlenden Krisen deshalb nicht, weil dafür die Autarkie der amerikanischen Volkswirtschaft, die Eigenständigkeit und Eigendynamik, die ihr der kontinentale Entfaltungsraum und die permanente Immigrationsbewegung sichern, noch viel zu dominierend ist, und die binnenwirtschaftlich bedingten, aus Dissonanzen beziehungsweise Diskrepanzen in Umfang und Entwicklungstempo einerseits des industriellen Produktionsprozesses und andererseits des kommerziellen Distributionssystems resultierenden Krisen deshalb nicht, weil sie eben nur funktionalen Ursprungs, nicht struktureller Natur sind und sich darum auf rein ökonomischem Weg und ohne politische Hilfestellung, mittels des bewährten Mechanismus nämlich einerseits eines die Nachfrage instigierenden industriellen Angebots und andererseits einer das Angebot regulierenden kommerziellen Nachfrage rasch oder zumindest rechtzeitig wieder unter Kontrolle bringen und lösen lassen.
Und ebenso wenig wie einen realökonomischen Grund liefert der dank kontinentaler Expansions- und Prospektionsperspektive einerseits und permanenter Zuwanderungs- und Siedlungsbewegung andererseits nicht weniger dynamisch verlaufende als kontinuierlich fortschreitende Aufschwung des kapitalistischen Produktionssystems dem amerikanischen Staat auch ein sozialpolitisches Motiv zur Ausbildung beziehungsweise Adoption jenes in Europa zum Zuge kommenden umverteilungspolitischen und finanzstrategischen Instrumentariums. Wie oben expliziert, hat ja das Zugleich von Expansionsprozess und Immigrationsstrom zur Folge, dass, während das industriekapitalistische System mit ausreichend neuen Arbeitskräften für seinen Auf- und Ausbau versorgt wird, gleichzeitig ein Auslass und Abfluss von Siedlern in die neu erschlossenen Territorien im Westen gewährleistet ist, der groß und nachhaltig genug ist, um zu verhindern, dass es zu einem Überangebot und Stau auf dem Arbeitsmarkt und einem dadurch bedingten Konkurrenzkampf unter den Arbeitsuchenden kommt, der es dem Kapital erlauben würde, eine Lohndrückerei und Verschärfung der Arbeitskonditionen zu praktizieren, die sich auch nur entfernt den für die industriekapitalistische Entwicklung in Europa charakteristischen Ausbeutungsverhältnissen vergleichen ließe.
Das Zusammenspiel von territorialer Expansion und personaler Zuwanderung hat also diesen doppelten Effekt, zum einen realökonomisch die Entstehung immer weiterer Märkte und die Erschließung immer neuer Absatzgebiete ins Werk zu setzen und so die kommerzielle Voraussetzung für die Dynamik und Kontinuität der industriellen Entfaltung sicherzustellen und zum anderen sozialpolitisch dafür zu sorgen, dass diese kommerzielle Entfaltung nicht mit einer zunehmenden Verarmung und fortschreitenden Verelendung des die industrielle Entfaltung tragenden arbeiterschaftlichen Produzentenkollektivs bezahlt werden muss. Und eben deshalb, weil es im konjunkturellen Verlauf des industriellen Wertschöpfungsprozesses der USA weder zu gravierenden kommerziellen Krisen alias Wertrealisierungsproblemen noch zu anhaltenden subsistenziellen Nöten bei den lohnarbeitenden Wertschöpfern und daraus resultierenden sozialen Konflikten kommt, hat der Staat weder einen realökonomischen Grund noch ein sozialpolitisches Motiv für die Ausbildung und Adoption von umverteilungspolitischen und finanzstrategischen Eingriffs- und Steuerungsmechanismen, wie sie in Europa Raum greifen, und kann die kapitalistisch organisierte Volkswirtschaft vielmehr weitgehend sich selbst überlassen, kann dem im Wesentlichen als Macht- und Verteilungskampf zwischen Kapital und Arbeit, sprich, zwischen den bürgerlichen Eignern und den arbeiterschaftlichen Betätigern der gesellschaftlichen Produktionsmittel funktionierenden ökonomischen Kräftespiel freien Lauf lassen, kann, kurz gesagt, einen als extremer Liberalismus zu Buche schlagenden politischen Kurs steuern.
Wegen der kontinuierlichen Ausweitung des Staatsgebiets und Erschließung neuer Siedlungsräume einerseits und des permanenten Einwandererstroms und Abflusses überschüssigen Personals in die neu erschlossenen Siedlungsräume andererseits können die Vereinigten Staaten von Amerika ihre Volkswirtschaft weitgehend den dem industriellen Produktionssystem und dem kommerziellen Distributionszusammenhang inhärenten Selbstregulierungsmechanismen überlassen, können einem binnenwirtschaftlich ausgemachten Liberalismus huldigen und können – abgesehen von den für die außenwirtschaftliche Absicherung und Stärkung des industriekapitalistischen Auf- und Ausbauprozesses erforderlichen protektionistischen Vorkehrungen – bis nach Kriegsende und in die zwanziger Jahre hinein auf umverteilungspolitische Kapitalbesteuerungsmaßnahmen und geldwirtschaftliche Konjunkturlenkungsinstrumente verzichten.
Nun freilich, da in der zweiten Hälfte der zwanziger Jahre die verschuldungs- beziehungsweise konsumschwächebedingten Probleme in den europäischen Volkswirtschaften aus ihrer Latenz jäh zutage treten und als hochgradig kritischer Faktor manifest werden und wegen der mittlerweile erheblichen Abhängigkeit der amerikanischen Volkswirtschaft vom Außenhandel und von Kapitalinvestitionen in Europa mit kettenreaktiver Spreng- alias explosiver Durchschlagskraft auf die industriellen und agrikulturellen Produktionssysteme des Landes zurückschlagen – nun also könnten jene umverteilungspolitischen und finanzstrategischen Instrumente dem amerikanischen Staat, wenn er sie denn besäße und parat hätte, durchaus von Nutzen und dabei behilflich sein, den Rückschlagsimpetus der außenwirtschaftlichen Probleme abzumildern und letztere ihrer Sprengkraft so weit zu berauben, dass ihre Auswirkungen sich auf ein die heimischen Produktionssysteme zwar vielleicht erschütterndes und einer veritablen Belastungsprobe unterwerfendes, aber doch noch von ihnen verkraftbares und sie höchstens vorübergehend aus dem Tritt zu bringen geeignetes Maß reduzierte.
So gewiss solch umverteilungspolitisches und finanzstrategisches Instrumentarium den Staat in die Lage versetzte, ebenso kurzerhand wie kurzentschlossen durch Kapitalbesteuerung Investitionsvermögen in binnenwirtschaftliche Konsumkraft zu überführen und durch eine zinspolitische Verteuerung des heimischen Kapitals den auf ihm lastenden Investitions- alias Verwertungsdruck zu vermindern, so gewiss könnte es zumindest teilweise den im Ausland einbrechenden Absatz durch eine Belebung des heimischen Konsums kompensieren und gleichzeitig für eine Abkühlung der überhitzten Konjunktur, eine Dämpfung des durch das Übermaß an billigem Kapital befeuerten industriellen und agrikulturellen Wachstums sorgen und so durch die Parallelaktion einerseits einer Stärkung der konsumtiven Nachfrage und andererseits einer Abnahme beziehungsweise Verlangsamung der Investitionstätigkeit das Schlimmste, nämlich den durch eine Art kommerziellen Infarkt, einen ebenso umfänglichen wie plötzlichen Stau auf dem Markt hervorgerufenen Stillstand und Zusammenbruch des gesamten Wertschöpfungsprozesses, verhindern.
Aber aufgrund des weitestgehenden Wirtschaftsliberalismus, dem er bis dahin gefrönt hat, verfügt der amerikanische Staat über diese Eingriffs- und Steuerungsinstrumente nicht, und eben deshalb schlagen seine den Kriegsfolgen in Europa zuzuschreibenden außenwirtschaftlichen Wertrealisierungs- und Investitionsprobleme mit ungebremst voller Wucht auf das amerikanische Kapital und seine industriellen und agrikulturellen Wertschöpfungssysteme zurück und sorgen für deren ebenso jähen wie unvermittelten Kollaps, sorgen mit kettenreaktiver Unerbittlichkeit dafür, dass Fabriken dicht machen, Farmen in Konkurs gehen, Dienstleistungsbetriebe die Arbeit einstellen und das Kapital selbst, soweit es nicht in den Fabrik- und Fertigungsanlagen, den Höfen und Landmaschinen, den Immobilien und Transportsystemen festsitzt und versteinert, diese seine sächlichen Erscheinungen und technischen Verkörperungen fluchtartig im Stich lässt und sich aus ihnen als aus kadaverösen Rückständen beziehungsweise leblosen Fossilien seiner selbst absentiert. Und wegen der globalen ökonomischen Machtstellung, der kriteriellen Bedeutung für die Weltwirtschaft, für das industrielle und kommerzielle Wohl und Wehe der anderen Volkswirtschaften nicht nur in Europa, sondern auch auf den wirtschaftsimperialistisch erschlossenen übrigen Kontinenten, die der amerikanische Kapitalprozess im Zuge des Weltkrieges und in dessen Gefolge errungen hat, nimmt dieser sein Kollaps mit nicht minder kettenreaktiver Unerbittlichkeit globale Dimensionen an und führt in kürzester Frist zur Weltwirtschaftskrise des Jahres 1929, sprich, zum Offenbarungseid einer industriellen Wertschöpfung, die kommerziell jäh auf Grund läuft, die mit anderen Worten an der durch keinen staatlichen Lotsendienst mehr zu umschiffenden, durch keine hinlängliche und rechtzeitige staatliche Intervention beziehungsweise Moderation mehr aus dem Weg zu räumenden Wertrealisierungsklippe scheitert.
Dabei trifft der ökonomische Kollaps, ungeachtet dessen, dass die Volkswirtschaft der USA ihn gar nicht primär zu verantworten hat, sondern er ihr durch die anderen Volkswirtschaften in genere und die europäischen in specie via der Handelsbeziehungen, die sie zu ihnen unterhält, und des investiven Anteils, den sie an ihnen nimmt, sekundär induziert, ihr nach dem Motto des "Mitgefangen, mitgehangen“ als heteronomes Widerfahrnis frei Haus geliefert wird – trifft also dieser die Volkswirtschaft der USA heteronom ereilende Kollaps die amerikanische Gesellschaft besonders hart, teils weil sie, die vom Weltkrieg eher profitiert als unter ihm gelitten hat und die aus ihm ökonomisch gestärkt und mit Wohlstand gesegnet hervorgeht, krisenbedingt jetzt tiefer stürzt und ihre größere Fallhöhe traumatischer erlebt als die durch den Krieg gebeutelten und leidgeprüften europäischen Gesellschaften, teils und mehr noch, weil die Krise zumal den unteren Volksschichten in genere und der lohnarbeitenden Klasse in specie umso massiver und heftiger zusetzt, als diese gänzlich der Sozialversicherungsvorkehrungen ermangeln, die als wesentlichen Bestandteil ihrer umverteilungspolitischen Maßnahmen die Staaten in Europa in der Vorkriegszeit gesetzlich eingeführt und gesellschaftlich zum Tragen gebracht haben.
Ihrem liberalistischen, auf die Selbstregulierungsmechanismen des kapitalistischen Marktes setzenden und in Sachen politische Einflussnahme und Intervention weitestgehend Enthaltsamkeit übenden Kurs getreu, haben die Vereinigten Staaten von Amerika ja nicht nur in genere kein Instrumentarium für umverteilungspolitische und finanzstrategische Eingriffe entwickelt und adoptiert, sondern es auch und in specie unterlassen oder, wenn man so will, versäumt, sei's aktiv die gesetzlichen Grundlagen, sei's passiv die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für jene Kranken- und Unfallsversicherungs-, Altersversorgungs- und Arbeitslosenhilfesysteme zu schaffen, auf die seit der Bismarkschen Sozialgesetzgebung die umverteilungspolitischen Bemühungen in Europa zuerst und vor allem gerichtet sind. Und dementsprechend mit voller Wucht, weil durch keine versicherungspraktischen Einrichtungen und Vorkehrungen abgemildert, trifft hier die auf die Wertschöpfungssysteme durchschlagende Wertrealisierungskrise die lohnarbeitenden Wertschöpfer, die sich massenhaft aus den jäh zum Erliegen kommenden Wertschöpfungsprozessen entlassen, auf die Straße geworfen und, abgesehen von den wie Tropfen auf einem heißen Stein verpuffenden humanitären Hilfen und karitativen Zuwendungen kirchlicher Organisationen, gemeinnütziger Stiftungen und philanthropischer Privatinitiativen, jeglicher Subsistenzmittel beziehungsweise Einkommensquellen beraubt und dem Hunger und Elend, die der Lohn der Arbeitslosigkeit sind, ausgeliefert finden.
Dem Anschein nach sind die Umverteilungsmaßnahmen der USA im Unterschied zu denen der europäischen Tradition ausschließlich sozialpolitisch motiviert, während der realökonomische Beweggrund, der im europäischen Kontext nicht weniger maßgebend für sie ist, hier keine Rolle spielt. Und anders als dort finanziert hier der Staat das für die Umverteilung nötige Geld nicht aus dem kapitalen Reichtum der bürgerlichen Gesellschaft, sondern aus gouvernemental eigenen Mitteln. Der durch die staatlichen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und öffentlichen Beschäftigungsinitiativen erweckte Eindruck, dass der Staat dem kapitalistischen Lohnarbeitssystem Konkurrenz macht oder es gar sozialistisch transzendiert, führt dabei gründlich in die Irre.
Die infolge der kettenreaktiven Lähmung des Wirtschaftslebens die industrielle und agrikulturelle Arbeiterschaft und die Angestellten der Dienstleistungssektoren und –sparten, mithin die im weiteren Sinne lohnarbeitende Klasse, quasi über Nacht heimsuchende Massenarbeitslosigkeit und die durch sie hervorgerufene ubiquitäre subsistenzielle Not und existenzielle Verelendung führen dem amerikanischen Staat unübersehbar vor Augen, dass es mit seiner bis dahin geübten liberalistischen Zurückhaltung beziehungsweise Enthaltsamkeit in ökonomischen Dingen nicht mehr getan ist und dass unverteilungspolitische Initiativen und finanzstrategische Interventionen das bei Strafe eines irrevoziblen Zusammenbruchs des kapitalistisch verfassten Wirtschaftssystems zu befolgende Gebot der durch die Weltwirtschaftskrise als ein mitternächtlicher Totentanz eingeläuteten Stunde sind. Dabei sorgen eben diese massenhaft akute Not und dieses allgegenwärtig virulente Elend der lohnarbeitenden Bevölkerung der USA, die zu guter Letzt auch den amerikanischen Staat vom bis dahin verfolgten vermeintlichen Tugendpfad wirtschaftsliberalistischer Abstinenz abirren und der Notwendigkeit umverteilungspolitisch korrektiver Eingriffe und finanzstrategischer Steuerungsmaßnahmen inne werden lassen, dafür, dass hier die staatlichen Eingriffe und Maßnahmen nicht einfach nach dem durch die europäischen Vorläufer entwickelten Schema adoptiert und implementiert werden können, sondern einer der neuen Situation geschuldeten eigenen Logik und Pragmatik folgen müssen.
Die europäischen Staaten zu Ende des neunzehnten Jahrhunderts haben, wie gezeigt, für ihre umverteilungspolitischen Eingriffe und finanzstrategischen Maßnahmen sowohl einen realökonomischen Beweggrund als auch ein sozialpolitisches Motiv: Während die Eingriffe und Maßnahmen zum einen dem realökonomischen Zweck dienen, den Markt zu entlasten und für eine um sich greifende und das gesamte Wertschöpfungssystem bedrohende Wertrealisierungskrise wenn schon keine endgültige Lösung zu finden, so jedenfalls doch vorläufig Abhilfe zu schaffen und so dem Wertschöpfungsprozess seine Kontinuität und weitestmögliche Dynamik zu sichern, verfolgen sie zum anderen die sozialpolitische Absicht, der kapitalen Ausbeutung der Lohnarbeiterschaft Grenzen zu setzen und ihre subsistenzielle Lage hinlänglich zu stabilisieren oder auch zu verbessern, um sie von dem ihr durch ihre materiale Not und ihr soziales Elend diktierten beziehungsweise suggerierten und qua sozialistische Bewegung verfolgten politischen Konfliktkurs abzubringen beziehungsweise sie das historische Revolutionsziel, auf das dieser politische Konfliktkurs justiert ist, aus den Augen verlieren zu lassen.
Jetzt hingegen tritt angesichts der durch die große Krise hervorgerufenen akuten Not der lohnarbeitenden Bevölkerung und ihres virulenten Elends der mit der Umverteilungspolitik ursprünglich verknüpfte realökonomische Beweggrund völlig in den Hintergrund beziehungsweise spielt gar keine Rolle, und alle umverteilungspolitischen Bemühungen des Staates sind wesentlich und primär sozialpolitisch motiviert. Wobei auch diese sozialpolitische Motivierung von der ursprünglichen, für die europäische Umverteilungspolitik zu Ende des neunzehnten Jahrhunderts maßgebenden insofern abweicht, als es bei ihr nicht um Verbesserungen des Subsistenzniveaus einer lohnarbeitenden Bevölkerung , um die Hebung des Lebensstandards einer durch das kapitalistische Produktionssystem ausgebeuteten und mit einem Existenzminimum abgespeisten Menschenklasse, sondern vielmehr um für das Überleben von großen Bevölkerungsgruppen, die sich ihres Arbeitsplatzes beraubt und dadurch um Lohn und Brot gebracht finden, erforderliche Not- und Soforthilfen geht, um eine staatliche Adhocunterstützung, ohne die jene Massen von Lohnabhängigen, die infolge der Krise auf der Straße liegen, verhungern und verkommen müssten.
Der Staat muss angesichts der umfänglichen ökonomischen Krise nicht sowohl umverteilungspolitisch-planmäßige als vielmehr zuwendungspraktisch-zwangsläufige Unterstützungsmaßnahmen ergreifen, die er zudem – ebenfalls anders als bei der im Europa der Vorkriegszeit etablierten Umverteilungspolitik – nicht dem kapitalen Reichtum der Gesellschaft entnehmen kann, sondern ausschließlich aus gouvernemental eigenen Mitteln aufbringen muss. Krisenbedingt ist ja der industrielle und agrikulturelle Wertschöpfungsprozess, soweit nicht überhaupt zum Stillstand gekommen, so jedenfalls doch massiv ins Stocken geraten und hat sich das akkumulationskreisläufig oder verwertungszyklisch in ihm umgetriebene Kapital teils in den objektiven Bedingungen des Prozesses, den Anlagen und Maschinen, zur Ruhe gesetzt beziehungsweise ist in ihnen erstarrt und versteinert, teils hat es sich aus dem Wertschöpfungsprozess verflüchtigt und in die Schutzräume alias Schatzkammern vermeintlich wertbeständigen Privatvermögens wie etwa Edelmetall und Preziosen, Grundbesitz und Sparguthaben absentiert. Der Staat kann also zur Finanzierung seiner Adhocunterstützungen und Soforthilfen nicht das Kapital zur Kasse bitten, nicht aus dem Vollen eines funktionierenden industriellen und agrikulturellen Verwertungssystems schöpfen, nicht fiskalisch und taxalisch auf einen industriell und agrikulturell erwirtschafteten Mehrwert zurückgreifen, sondern muss jene Unterstützungen und Hilfen aus der eigenen Tasche bestreiten, sie aus seinen finanziellen Mitteln aufbringen, seinem Haushalt entnehmen.
Diese Etatmittel setzt der Staat nun also ein, um der jähen Not und dem akuten Elend, in die die Stockung beziehungsweise der Stillstand des industriellen und agrikulturellen Verwertungsprozesses die als Arbeiter und Angestellte in Kapitaldiensten lohnarbeitende Bevölkerung stürzt, wenn schon nicht Einhalt zu gebieten, so zumindest doch entgegenzuwirken und das außer Lohn und Brot gesetzte Arbeitskräfteheer so lange am Leben und halbwegs bei Kräften zu erhalten, bis die wertrealisierungsbedingte Wertschöpfungskrise überwunden ist und die industriellen und agrikulturellen Wertschöpfungssysteme wieder in Gang beziehungsweise auf Touren kommen.
Dass es sich bei diesen staatlichen Unterstützungsmaßnahmen und Hilfsleistungen nur um eine Notveranstaltung und Übergangslösung handeln kann und dass die raschestmögliche Überwindung der Wertschöpfungskrise und Wiederankurbelung der Wertschöpfungssysteme ein unabdingbares Erfordernis darstellt, liegt dabei auf der Hand. Schließlich ist dies, dass er die Unterstützungsmaßnahmen ganz und gar aus eigenen Mitteln finanzieren, die Hilfsleistungen aus der eigenen Tasche bestreiten muss, gleichbedeutend damit, dass früher oder später und eher früher als später diese Mittel verbraucht sind, das Staatssäckel, um bei der Taschenmetapher zu bleiben, leer ist. Seinen Etat, seine Finanzmittel bezieht der Staat ja im Wesentlichen aus seiner Beteiligung am industriellen und agrikulturellen Mehrwert, die er sich mittels fiskalischer Steuern und taxalischer Abgaben sichert, und wenn wegen der Krise diese Steuern und Abgaben schwinden und gar entfallen und der Staat für die ihm durch die Krise abgeforderten sozialen Leistungen gänzlich auf seine vorhandenen Ressourcen, seine liquiden Reserven, Rücklagen und Vermögenswerte zurückzugreifen gezwungen ist, dann ist angesichts des mangelhaften oder ausbleibenden finanziellen Nachschubs das Ende seiner Zahlungsfähigkeit absehbar.
Zwar, anders als die durch den Krieg hochverschuldeten europäischen Nachkriegsstaaten sind die Vereinigten Staaten von Amerika vergleichsweise schuldenfrei und liquide und können fürs erste die Not- und Soforthilfe, zu der sie die krisenbedingte Massenarbeitslosigkeit zwingt, einigermaßen schultern. Dennoch ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch der amerikanische Staat, wenn die industrielle und agrikulturelle Wertschöpfungskrise andauert und es ihm verunmöglicht, durch Besteuerung und Taxierung aus der Quelle des kapitalistisch erwirtschafteten Mehrwerts zu schöpfen, seine gegebenen Finanzmittel und vorhandenen Vermögenswerte aufgebraucht hat und vor der Zahlungsunfähigkeit steht.
Um seinen sozialstaatlichen Verpflichtungen nachzukommen, ohne bankrott zu gehen, bleiben dem Staat dann nur die zur Teilhabe am wertschöpfungsprozessualen Mehrwert alternativen Geldquellen der Kreditaufnahme und der Geldschöpfung, die sich freilich beide als fragwürdig und letztlich ineffektiv beziehungsweise kontraproduktiv erweisen. Was die Kreditaufnahme, den Rekurs auf Anleihen bei den vermögenden Geldinstituten und Privatleuten im eigenen Land und in anderen Volkswirtschaften betrifft, so führt sie unter Bedingungen der anhaltenden Krise und des aus ihr folgenden Mangels an Staatseinkünften zu einer fortschreitenden Staatsverschuldung und einem entsprechend zunehmenden Verlust an Kreditwürdigkeit, der diese Bezugsquelle schon bald versiegen lässt, ganz abgesehen davon, dass die weltweite Krise ja auch die Bankinstitute und privaten Geldgeber beutelt und in Schwierigkeiten oder gar Not geraten lässt und so ihre Fähigkeit und Bereitschaft beeinträchtigt, überhaupt als Darlehensgeber zu fungieren.
Und was die Geldschöpfung, die Vermehrung der Geldmenge auf Basis der vom Staat monopolisierten Münz- und Währungshoheit, angeht, so führt eine solche Vermehrung der Menge allgemeinen Äquivalents ohne eine entsprechende Vermehrung der durch das allgemeine Äquivalent repräsentierten Sachwerte alias Güter und Dienstleistungen zu einer als Verteuerung der einzelnen Sachwerte erscheinenden Entwertung des jeweils auf sie entfallenden allgemeinen Äquivalents, sprich, zu einer als Preissteigerung funktionierenden inflationären Entwicklung, die eben das, was sich der Staat von der Geldschöpfung erhofft, nämlich ein Mehr an Mitteln für seine Nothilfen und Unterstützungsmaßnahmen, konterkariert und zunichte macht.
Es führt also definitiv kein Weg an der Notwendigkeit vorbei, den industriellen und agrikulturellen Wertschöpfungsprozess möglichst rasch wieder anzukurbeln und auf Touren zu bringen. Und wer sonst soll das tun, wer anders soll den angesichts der generellen gesellschaftlichen Verschuldung und Verarmung um alle Aussicht, rentabel beziehungsweise profitabel zu wirtschaften, gebrachten und in einen scheintodähnlichen Lähmungszustand verfallenen, in einer Art von Schockstarre darniederliegenden Wertschöpfungssystemen wieder auf die Beine helfen beziehungsweise Beine machen, wenn nicht der Staat, der am Funktionieren des kapitalistischen Verwertungsprozesses existenziell interessierte, weil von ihm fiskalisch lebende und taxalisch zehrende Intendant der bürgerlichen Gesellschaft und Repräsentant des Gemeinwesens, als das letztere sich geriert. Wie der Staat gehalten ist, die durch die Stockung beziehungsweise den Stillstand des kapitalen Verwertungsprozesses auf die Straße geworfenen Massen von Lohnarbeitenden so lange sozialhelferisch zu unterstützen, bis der neu in Gang gekommene Verwertungsprozess wieder bereit und kapazitiert ist, Gebrauch von ihrer Arbeitskraft zu machen, so ist er aber auch aufgerufen, sich darum zu kümmern, dass eben diese Bedingung für den neuerlichen Gebrauch der gesellschaftlichen Lohnarbeitskraft gegeben ist, sprich, der kapitale Verwertungsprozess selbst wieder in Gang kommt.
Als eine Art objektive Anerkennung der Notwendigkeit, seine Nothilfe und Sozialunterstützung als bloßes, die Leerstelle oder Zeitlücke bis zum Wiedereinsetzen der Handlung, sprich, bis zur Wiederaufnahme des Verwertungsprozesses überbrückendes Intermezzo oder Präludium zu verstehen, muss dabei das Bemühen des Staates gelten, solche Nothilfe an eine produktive Gegenleistung zu knüpfen, die Unterstützung als Lohn für eine vom Empfänger verrichtete gesellschaftlich nützliche Arbeit zu gewähren. Der Staat ruft Arbeitsbeschaffungsprogramme und öffentliche Beschäftigungsinitiativen ins Leben, mittels deren er die vom ihm Unterstützten und mit dem Lebensnotwendigen Versorgten sich das Brot, das er ihnen verschafft, durch Arbeit verdienen, als Lohn erringen lässt. Er lässt sie Land erschließen und meliorieren, Verkehrswege und Wasserstraßen anlegen, Staudämme und Elektrizitätswerke bauen, kommunale Einrichtungen und Anlagen renovieren und sanieren und macht auf diese Weise deutlich, dass er nur ebenso treuhänderisch wie statthalterisch, nur durch die Wirtschaftskrise gezwungen und nur so lange, wie diese anhält, also nur bis zur Wiederkehr eines ökonomischen Normalzustands, den er durch den Modus seiner Nothilfen eigens beschwört, quasi symbolisch antizipiert, initiativ wird.
Dadurch, dass er seine Arbeitslosenunterstützungen und Sozialhilfen soweit als möglich an in seinem Auftrag beziehungsweise unter seiner Agentur zu erbringende Arbeitsleistungen knüpft, stellt der Staat klar, dass das durch das gesellschaftliche Reproduktionssystem industriekapitalistischer Fasson als für die Mitwirkung in ihm verbindliches Vertragsverhältnis in Kraft gesetzte und geltend gemachte Prinzip der Lohnarbeit, das Vertragsprinzip, demzufolge ein über nichts als seine Arbeitskraft verfügender Produzent einem Arbeitsmittel sein Eigen nennenden Kontrahenten seine Arbeitskraft zum Gebrauch überlässt und dafür vom Kontrahenten mit einem Quantum als Münze des Marktes firmierenden allgemeinen Äquivalents entlohnt wird, das ihm Zugang zum Markt und zu den dort versammelten Früchten seiner Arbeit eröffnet – dass also dieses das kapitalistische Produktionssystem und damit auch die bürgerliche Gesellschaft, die in letzterem ihre ökonomische Basis hat, beherrschende Prinzip der Lohnarbeit unverändert in Geltung ist und er mit seinen Unterstützungen und Hilfen nichts weiter im Schild führt, als die Zeit bis zum Ende der Wirtschaftskrise und zur Wiederherstellung eines vom do ut des kapitalistischer Lohnarbeit geprägten Wirtschaftslebens zu überbrücken und dies so zu tun, dass das Ziel der Überbrückung, eben das Wirtschaftsleben im Zeichen kapitalistischer Lohnarbeit, nicht etwa aus dem Blickfeld und in Vergessenheit gerät, sondern actu der Überbrückung suggestive Präsenz beziehungsweise sinnenfällige Signifikanz behält.
Damit soll nicht gesagt sein, dass die mit den Nothilfen und Unterstützungszahlungen verknüpften staatlichen Arbeitsbeschaffungen und öffentlichen Beschäftigungsinitiativen reine Symbolhandlungen darstellen, politische Aktionen sind, die jedes eigenen ökonomischen Sinns entbehren und sich darin erschöpfen, das Desiderat der in Konkurs gegangenen industriellen und agrikulturellen Lohnarbeit zu ostentieren und deren Unverzichtbarkeit für die gesellschaftliche Reproduktion sinnbildlich vor Augen zu führen. Tatsächlich können die in staatlicher Regie geschaffenen und aus staatlichen Mitteln finanzierten Arbeitsplätze und Anstellungen durchaus eine reale Nützlichkeit und soziale Zweckmäßigkeit aufweisen, und tun das im Zweifelsfall auch. Zumal nach den kriegsbedingten Zerstörungen, Einschränkungen und Bornierungen auf Rüstung und militärische Anforderungen gibt es in einer kapitalistischen Gesellschaft, die – ihrer Natur und Beschaffenheit gemäß – das Schwergewicht auf die Maximierung privaten Profits und die Erwirtschaftung persönlichen Reichtums legt, genug Gleichgültigkeit gegenüber öffentlichen Belangen und eine hinlängliche Vernachlässigung kommunaler Bedürfnisse, um dem Repräsentanten des Gemeinwesens, dem Staat, wenn er nur dazu bereit und aufgelegt ist, jede Menge gemeinwohldienliche Arbeitsprojekte und gesellschaftlich nützliche Beschäftigungsweisen einzugeben beziehungsweise nahezulegen.
Die Arbeitsprogramme und Beschäftigungsinitiativen, die er sich einfallen lässt und an die er seine Hilfsleistungen knüpft, müssen also keineswegs bloße, die Arbeitslosenunterstützung und Sozialhilfe, zu der ihn die Krise zwingt, im Sinne des kontraktiven Lohnarbeitssystems, in dem die bürgerliche Gesellschaft gründet, zu rechtfertigen beziehungsweise zu rationalisieren bestimmte Vorwände oder Camouflagen sein, sondern sind im Zweifelsfall gemeinwohlnützliche, den Lebensgrundlagen der Gesamtgesellschaft dienliche beziehungsweise dem Zivilleben des Kommunalverbands förderliche Vorhaben und Unternehmungen. Dennoch bleiben diese arbeitspraktischen Konditionierungen und beschäftigungsprogrammatischen Ausgestaltungen der staatlichen Hilfen, die den durch den Zusammenbruch des kapitalistischen Wertschöpfungssystems auf die Straße Geworfenen und um ihre Subsistenz Gebrachten von Staats wegen zufließen, primär der platzhalterischen Treue und Verpflichtung des Staats gegenüber dem für die bürgerliche Gesellschaft grundlegenden kapitalistischen Lohnarbeitssystem und seinem Bedürfnis geschuldet, diesem System bis zu seinem Wiederinkrafttreten wenigstens symbolisch die Stange zu halten und sinnbildliche Anerkennung zu zollen, wohingegen der realgesellschaftliche Zweck, den sie erfüllen, beziehungsweise die kommunalgemeinschaftliche Nützlichkeit, die sie beweisen, nicht mehr sind als ein den Staat in der primären Absicht einer Beschwörung und Bekräftigung des kapitalistischen Lohnarbeitssystems als desiderativen Normalzustands, der die Arbeitsbeschaffungsprogramme und öffentlichen Beschäftigungsinitiativen dienen, zu unterstützen und zu bestärken geeigneter sekundärer Beweggrund beziehungsweise zusätzlicher Anreiz.
Gegen die Einschätzung der staatlichen Arbeitsbeschaffungen und öffentlichen Beschäftigungen als primär in dem Bemühen, dem kapitalistischen Lohnarbeitssystem symbolisch die Stange zu halten, fundierter und nur sekundär durch praktische Zielsetzungen motivierter Unternehmungen und Vorhaben könnte freilich der Umstand zu sprechen scheinen, dass diese staatlich entlohnten Arbeiten und öffentlich bezahlten Beschäftigungen in einer wesentlichen Hinsicht von der Lohnarbeit in Kapitaldiensten abweichen, nämlich in dem Punkte, dass der Staat mit ihnen, wertschöpfungssystematisch gesprochen, keinen Anspruch auf die Erwirtschaftung eines Mehrwerts beziehungsweise, betriebskalkulatorisch gefasst, keine Profiterwartungen verbindet. Und diese Abweichung der arbeitsagenturellen Bemühungen des Staats von der Logik kapitalistischer Lohnarbeit liegt ja auch in der Natur der Sache: So gewiss ökonomischer Kernpunkt der staatlichen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen die subsistenzielle Unterstützung und soziale Hilfe für die krisenhalber arbeits- und mittellos Gewordenen ist und so gewiss der Staat seine Hilfen und Unterstützungen an vom Empfänger zu erbringende arbeitsförmige Gegenleistungen primär nur knüpft, um, unbeschadet der sekundären, infrastrukturellen Zweckdienlichkeit und kommunalen Nützlichkeit, die letztere haben mögen, klarzustellen und manifest werden zu lassen, dass seine Hilfen und Unterstützungen die Ausnahme von der durch die Gegenleistung beschworenen Regel lohnkontraktiver Arbeit sind, so gewiss liegt es ihm fern, seinerseits als Kapitalist aufzutreten und faktisch-initiativ in das von ihm symbolisch-signifikativ beschworene Verwertungsgeschäft einzusteigen.
Und von dieser im Verzicht des Staats auf die Profitabsicht, die für das Kapital grundlegend ist, bestehenden Differenz her gesehen, könnte tatsächlich der Eindruck entstehen, dass jene staatlichen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und öffentlichen Beschäftigungsinitiativen wenn auch vielleicht nicht institutionell darauf angelegt sind, so jedenfalls doch konzeptionell das Zeug dazu haben, das kapitalistische Lohnarbeitssystem nicht nur in Abwesenheit zu vertreten und zu repräsentieren, sondern es vielmehr, seine Abwesenheit vergessen machend, zu verdrängen und zu substituieren, mit anderen Worten einen funktionellen Ersatz für das durch die Krise der Dysfunktionalität überführte kapitalistische Lohnarbeitssystem nicht im Sinne platzhalterisch-imitativer Stellvertretung, sondern im Verstand einer platznehmerisch-definitiven Auswechslung zu bieten. Ohne das Streben nach Mehrwert, das maßgebend für das kapitalistische Lohnarbeitssystem ist, könnte sich die in staatlicher Regie organisierte Lohnarbeit und von der öffentlichen Hand finanzierte Beschäftigung als eine mögliche sozialistische Alternative zum bis dahin herrschenden kapitalistischen Alltag suggerieren, als ein durch das Scheitern und den Zusammenbruch jenes Alltags provoziertes gesellschaftliches Experiment, das über seinen Notveranstaltungs- und Ersatzleistungscharakter hinaus dazu dienen kann, herauszufinden, ob und wie weit sich ein gesellschaftliches Produktionssystem ins Werk setzen lässt, das auf privatives Profitstreben, sprich, auf die Erwirtschaftung privaten Mehrwerts verzichtet und sich in limitativer Selbstbezüglichkeit mit dem kollektiven Nutzen der Arbeit und kommunalen Gewinn der Beschäftigung, sprich, mit der subsistenziellen Versorgung beziehungsweise konsumtiven Befriedigung derer bescheidet beziehungsweise zufrieden gibt, die an der Arbeit mitwirken und als Beschäftigte engagiert sind.
Dass er indes weit entfernt davon ist, aus der kapitalistischen Not eine sozialistische Tugend machen und das krisenbedingt dysfunktionalisierte Lohnarbeitssystem auf privatinitiativer Basis und in privativer Absicht durch ein Arbeits- und Beschäftigungssystem in staatlicher Regie und in öffentlicher Hand ersetzen zu wollen, das dem Profitstreben entsagt und dessen Zweck sich darin erschöpft, die gemeinschaftliche Subsistenz beziehungsweise Bedürfnisbefriedigung aller an ihm Beteiligten zu sichern – dies stellt der Staat unmissverständlich dadurch klar, dass er seine Arbeitsbeschaffungsprogramme und Beschäftigungsinitiativen strikt auf infrastrukturelle, die materiellen Grundlagen der Gesellschaft und ihres Wirtschaftslebens betreffende Aufgaben und auf soziokulturelle, die kommunalen Einrichtungen des Gemeinwesens und sein ziviles Zusammenleben befördernde Projekte beschränkt und dass er kategorisch davon absieht, in die gemäß der kapitalistischen Verfassung der bürgerlichen Gesellschaft der Privatwirtschaft und ihrem Lohnarbeitssystem vorbehaltenen Bereiche der investitions- und konsumgüterindustriellen Produktion, vom Feld der dienstleistungssektorellen Okkupationen ganz zu schweigen, vorzudringen und sich dort zu schaffen zu machen.
Sowenig der Staat mit seinen Arbeitsbeschaffungsprogrammen und Beschäftigungsprojekten, soweit diese nicht überhaupt nur als symbolische Platzhalter des so bald als möglich wieder zur Geltung zu bringenden herkömmlichen Lohnarbeitssystems fungieren und wirklichen gesellschaftlichen Zwecken dienen beziehungsweise praktische öffentliche Bedürfnisse befriedigen, darauf abzielt, den industriellen Produktions- und realen Dienstleistungssystemen der bürgerlichen Gesellschaft als solchen Konkurrenz zu machen beziehungsweise den Rang abzulaufen, und so sehr er sich vielmehr mit der Wahrnehmung von Aufgaben und der Erfüllung von Desideraten begnügt, die bloß die naturalen Voraussetzungen und sozialen Grundlagen eben jener Produktions- und Dienstleistungssysteme betreffen, sowenig lässt er einen Zweifel daran aufkommen, dass er mit den von ihm in eigener Regie und in öffentlicher Hand kreierten Arbeits- und Beschäftigungsverhältnissen eben nur platzhalterisch tätig ist und nichts weiter im Schilde führt, als die Zeit bis zur Wiederherstellung des Normalzustands einer kapitalistischen Wertschöpfung mittels Lohnarbeit zu überbrücken und die bürgerliche Gesellschaft überstehen zu lassen.
Anders als bei der traditionellen Umverteilungspolitik geht es bei der von den USA in Angriff genommenen nicht einfach nur um eine Hebung und Stärkung des Konsumtionsniveaus, sondern vor allem um eine Unterstützung und Kräftigung des Produktionssystems. Der komatöse Zustand, in den die Weltwirtschaftskrise die amerikanische Wirtschaft versetzt, verlangt vom Staat in paradoxer Gleichzeitigkeit einerseits eine Gesundschrumpfung des Wertschöpfungssystems und andererseits ein ersatzkonsumtives Engagement zwecks Kompensation der durch die Gesundschrumpfung zusätzlich geschwächten gesellschaftlichen Konsumkraft.
Was freilich jene Wiederherstellung des von ihm als ökonomischer Normalzustand der bürgerlichen Gesellschaft fest- und hochgehaltenen Wertschöpfungssystems auf Lohnarbeitsbasis angeht, so muss der Staat erkennen, dass es mit dem bloßen nothelferischen Überbrücken und passiven Überstehen der den Normalzustand suspendierenden Krise nicht getan ist. Er muss erkennen, dass er dem industriekapitalistischen Produktionssystem aktive Hilfestellung leisten, sprich, ihm direkte Produktionsanreize bieten und lenkend in es eingreifen muss, um es der Paralyse, in die die Krise es gestürzt, dem Stillstand, in den sie es versetzt hat, zu entreißen und es wieder in Gang und auf Touren zu bringen.
Traditionell und bis hin zu der im Europa des ausgehenden neunzehnten Jahrhunderts initiierten Umverteilungspolitik sind diese Produktionsanreize und Lenkungsmaßnahmen des Staates eher indirekter Natur und haben weniger Lenkungs- als Antriebsfunktion, sind eher darauf gerichtet, dem Produktionsprozess Energie, Treibstoff zuzuführen, als dass sie dazu bestimmt wären, ihn selbst zu restrukturieren und sein Getriebe zu erneuern beziehungsweise zu überholen. Das heißt, traditionell besteht die Hilfestellung des Staates im Wesentlichen darin, durch handelsstrategische Programme und steuerpolitische Maßnahmen wie eine merkantilistische Förderung der heimischen Wirtschaft, eine kolonialistische und imperialistische Öffnung neuer Märkte oder die Schaffung mittelständischer Konsumentenschichten bis hin zur umverteilungspolitischen Hebung des Subsistenzniveaus des arbeiterschaftlichen Produzentenkollektivs und seiner wie auch immer bescheidenen Beteiligung am bürgerlichen Konsum sei's neue Käufergruppen draußen zu rekrutieren, sei's die gesellschaftliche Kaufkraft im Innern zu stärken und so dem industriellen Produktionssystem durch die Verbesserung und Belebung der Nachfrage nach seinen Produkten Produktionsanreize, sprich, die Motivation zur Fortsetzung und Aufrechterhaltung, wo nicht gar Erweiterung und Beschleunigung seiner Wertschöpfung zu liefern.
Solche indirekten, den Wertschöpfungsprozess durch eine Verbesserung und Belebung des Wertrealisierungsgeschäfts zu unterstützen und zu fördern bestimmten Maßnahmen des Staates setzen freilich das hauptsächliche Funktionieren und den tatsächlichen Betrieb des Wertschöpfungssystems voraus, sind mit anderen Worten nur unter der Bedingung am Platz und effektiv, dass die industriekapitalistische Wertschöpfung statthat und im Gange ist und das durch die staatlichen Maßnahmen zu lösende Problem sich darauf beschränkt, Abhilfe für ein zwischen Wertschöpfungskapazität und Wertrealisierungsvermögen, Produktionsumfang und Konsumtionsniveau entstandenes Ungleichgewicht zu schaffen, mit anderen Worten dafür zu sorgen, dass ein zwischen Güterangebot und konsumtiver Nachfrage eingetretenes Missverhältnis durch die Anpassung der letzteren an ersteres ausgeglichen wird.
Genau diese Voraussetzung einer funktionierenden und im Gange befindlichen Wertschöpfung aber ist infolge der Weltwirtschaftskrise nicht mehr gegeben, da letztere ja das Kind in den Brunnen hat fallen lassen, sprich, zu einer wenn nicht vollständigen so jedenfalls doch weitgehenden Dysfunktionalisierung und Stilllegung des industriellen Produktionssystems geführt und dafür gesorgt hat, dass gar kein Wertschöpfungsprozess mehr vorhanden ist, der leistungsstark und lebendig genug wäre, um aus einer von Staats wegen ins Werk gesetzten Erhöhung der gesellschaftlichen Konsumkraft alias konsumtiven Nachfrage Motivation und Resolution, den Anreiz zum produktiven Weitermachen beziehungsweise Ansporn zu verstärkten Produktionsanstrengungen, zu ziehen. Auch wenn der Staat über die nötigen Mittel verfügte, um seine traditionellen Konsumentenbeschaffungs- und Konsumkrafterzeugungsmethoden zur Anwendung zu bringen oder auch auf seine aus der Not der schließlichen Unwirksamkeit dieser Methoden geborene Umverteilungspolitik zurückzugreifen, er würde diese Mittel einem System zur Verfügung stellen, das sich in einem Zustand derartiger Lähmung und Dysfunktionalisierung befindet, dass es sich durch solche äußeren, handelspolitisch gebotenen Produktionsanreize und indirekten, sozialpolitisch ergriffenen Lenkungsmaßnahmen gar nicht mehr ohne Weiteres wieder zum Leben erwecken und in Betrieb setzen ließe.
Hinzu aber kommt und ebenso schwer wiegt, dass der Staat solche äußeren Produktionsanreize gar nicht zu bieten und solche indirekten Lenkungsmaßnahmen gar nicht zu ergreifen vermag, weil ihm dafür schlicht und einfach die finanziellen Mittel abgehen. Die kriseninduzierte Lähmung der industriellen und agrikulturellen Produktionssysteme und der wenn nicht vollständige, so jedenfalls doch weitgehende Stillstand des mittels letzterer betriebenen Wertschöpfungsprozesses resultieren ja nicht nur in der Massenarbeitslosigkeit, der Verarmung und Verelendung großer Teile der lohnarbeitenden Bevölkerung, die ihn, den Staat, als Nothelfer und Sozialfürsorger auf den Plan rufen, sondern sie haben, weil er, der Staat, in Ansehung seines Haushalts, seines Etats, nicht weniger auf den kapitalen Wertschöpfungsprozess angewiesen ist als die lohnarbeitende Bevölkerung hinsichtlich ihres Unterhalts, ihrer Subsistenz, zugleich und ebenso sehr zur Folge, dass die seinen Etat im Wesentlichen speisenden und ausmachenden fiskalischen und taxalischen Einnahmen aus dem kapitalen Wertschöpfungsprozess einbrechen und wenn nicht überhaupt ausbleiben, so jedenfalls doch dezidiert schrumpfen und er also auch beim besten Willen gar nicht mehr über die Mittel verfügt, die er bräuchte, um eine zu Buche schlagende und nachhaltige Stärkung der gesellschaftlichen Konsumkraft und daraus resultierende Erhöhung der industriellen Produktionsleistung ins Werk setzen zu können.
In der Tat ist dies das der traditionellen Umverteilungspolitik gänzlich unbekannte und deshalb über sie als solche den Stab brechende, ebenso systematisch einschneidende wie historisch neue Dilemma, das die Weltwirtschaftskrise ein Jahrzehnt nach dem Krieg durch die ihr geschuldete weitgehende Lähmung und Stillstellung des kapitalistischen Wertschöpfungsprozesses heraufbeschwört, dass in einer Art petitio principii jede dem Wertschöpfungsprozess aufzuhelfen und Beine zu machen geeignete beziehungsweise kapazitierte staatliche Umverteilungspolitik unabweislich voraussetzte und als zureichende Bedingung erforderte, dass jener unterstützungsbedürftige Wertschöpfungsprozess bereits ohne staatliche Hilfe ausreichend wieder auf die Beine gekommen wäre, sprich, sich aus eigenen Stücken hinlänglich wieder erholt hätte, um dem Staat die für seine umverteilungspolitische Hilfestellung nötigen Mittel via Steuern und Abgaben liefern und zur Verfügung stellen zu können.
Gleichermaßen aus objektiv-substanziellen und aus operativ-funktionellen Gründen, sowohl mit anderen Worten, weil im zirkelschlüssigen Dilemma der Wertschöpfungsprozess wegen seines weitgehenden Zusammenbruchs überhaupt nicht mehr die Mittel hergibt, die nötig wären, um mit den gewohnten umverteilungspolitischen Maßnahmen seine Gesundung und Wiederherstellung zu betreiben, als auch, weil wegen der durch seinen Zusammenbruch dem Wertschöpfungsprozess vindizierten Lähmung und Dysfunktionalisierung die Maßnahmen, selbst wenn die für sie erforderlichen Mittel vorhanden wären, allein gar nicht genug Wirkmächtigkeit beziehungsweise Heilkraft besäßen, ihn wieder zum Leben zu erwecken – aus beiderlei Gründen also ist in diesem Falle, dem Fall der im Jahrzehnt nach dem Krieg durch die Diskrepanz zwischen Produktionsdynamik und Konsumtionsschwäche, industrieller Leistung und kommerzieller Behinderung klammheimlich heraufbeschworenen Weltwirtschaftskrise, eine Umverteilungspolitik in ihrer traditionellen, gegen Ende des vorherigen Jahrhunderts entwickelten Version keine die Krise zu überwinden und den Schaden zu beheben ausreichende und mehr noch, für sich genommen, geeignete Option.
Was der Staat über die indirekten, auf die Stärkung der gesellschaftlichen Kaufkraft zielenden Maßnahmen umverteilungspolitischer Provenienz hinaus oder vielmehr, da ja der auf breiter Front eingebrochene Wertschöpfungsprozess die Mittel für sie gar nicht mehr hergibt, an ihrer statt in Angriff nehmen und in die Tat umsetzen muss, ist deshalb eine direkte, ohne Umweg über die kommerzielle Sphäre und gesellschaftliche Konsumtion bewerkstelligte Stimulation und Ankurbelung der industriellen Produktion, des Wertschöpfungsprozesses selbst. Nur und erst dann, wenn er das in den Brunnen der großen Krise gefallene Kind aus dem Brunnen gefischt und wiederbelebt, sprich, den Wertschöpfungsprozess wieder als solchen angekurbelt und in Gang gebracht hat, kann der Staat dem Kind mit der bewährten, seiner Kräftigung und seinem Wachstum förderlichen Diät zu Leibe rücken, sprich, durch auf die handels- oder vermögenspolitische Rekrutierung gesellschaftlicher Konsumkraft in genere und auf die sozial- und umverteilungspolitische Verbesserung der lohnarbeiterschaftlichen Beteiligung am Konsum in specie zielende Maßnahmen dem Wertschöpfungsprozess auf- beziehungsweise nachhelfen, wobei er sich zu diesem neuen Procedere umso unabweislicher genötigt sieht, als abweichend vom insofern schiefen Bild vom Kind, das in den Brunnen gefallen ist, das Kind selbst es ist, das die für seine Aufpäppelung erforderliche Kost beischaffen, sprich, der Wertschöpfungsprozess als solcher es ist, der die für seine Kräftigung und sein Wachstum nötige Diät liefern muss.
Wie aber soll angesichts der die Krise verschuldenden gesellschaftlichen Konsumschwäche und der aus ihr resultierenden und, wie den Markt verstopfenden, so die industriellen und agrikulturellen Wertschöpfungssysteme zum Erliegen bringenden Wertrealisierungsprobleme diese direkte, nicht den Umweg über die hier und jetzt sowohl objektiv-substanziell impraktikable wie operativ-funktionell ineffektive Beseitigung der Konsumschwäche nehmende, sondern den Wertschöpfungsprozess als solchen zum Gegenstand der staatlichen Beistandsleistungen und Reparaturanstrengungen machende Therapie überhaupt aussehen und vorstellbar sein? Schließlich ist Grund der durch die Krise verursachten Dysfunktionalisierung und Lähmung des kapitalistischen Wertschöpfungssystems nicht etwa, dass es letzterem an Funktionstüchtigkeit und Leistungskraft mangelt, sondern dass im genauen Gegenteil das System über zu viel Funktionstüchtigkeit und eine zu große Leistungskraft verfügt – zu viel Funktionstüchtigkeit und eine zu große Leistungskraft, bezogen auf die gesellschaftliche Konsumkraft und die durch sie determinierte Aufnahmekapazität des Marktes, das Absatzvolumen, für das er Raum lässt! Wie anders soll sich da Abhilfe schaffen lassen als durch eine Stärkung der gesellschaftlichen Konsumkraft und entsprechende Verbesserung der Aufnahmekapazität des Marktes, die die allzu geringe kommerzielle Nachfrage dem allzu großen industriellen Angebot anzupassen und damit die krisenverursachende Diskrepanz zwischen der Funktionstüchtigkeit des Wertschöpfungssystems und der Vollzugsschwäche des Wertrealisierungsgeschäfts zu verringern und womöglich zu beseitigen erlaubt?
Wenn das aber tatsächlich der einzige gangbare Weg ist, der dem Staat zur Bewältigung der Krise bleibt, wie soll sich da angesichts der explizierten objektiv-substanziellen Unverfügbarkeit der für ihn erforderlichen Mittel beziehungsweise ihrer für den Fall, dass sie verfügbar wären, operativ-funktionellen Unwirksamkeit von Staats wegen überhaupt noch etwas zur Krisenbewältigung Dienliches ausrichten lassen, wie soll da der in Vorschlag gebrachte direkte Weg einer Unterstützung und Kräftigung des wirtschaftlichen Produktionssystems irgend als Alternative zu jenem indirekten Weg einer Hebung und Stärkung des gesellschaftlichen Konsumtionsniveaus in Betracht kommen können? Wie soll sich mit anderen Worten die krisenverursachende Diskrepanz zwischen industriellem Angebot und kommerzieller Nachfrage anders als durch ein Einwirken auf die kommerzielle Nachfrage, nämlich durch eine Einflussnahme auf das industrielle Angebot, beseitigen oder auch nur verringern lassen?
Indes, rein logisch gesehen, impliziert ja die Rede von einer Diskrepanz, dass es die dementierte Alternative gibt und dass im Prinzip zwei Lösungswege möglich sind! Wenn im vorliegenden Fall die Diskrepanz in einem Ungleichgewicht oder Missverhältnis zwischen den zwei Faktoren industrielles Angebot und kommerzielle Nachfrage besteht, dann muss sie sich, rein logisch betrachtet, wie einerseits durch eine Anpassung von Faktor A an Faktor B, sprich, eine Steigerung der Nachfrage im Verhältnis zum Angebot, so andererseits durch eine Anpassung von Faktor B an Faktor A, sprich, eine Verringerung des Angebots nach Maßgabe der Nachfrage, beseitigen lassen. Und dass im vorliegenden Fall diese logisch denkbare Alternativlösung und prinzipiell mögliche gegenteilige Verfahrensoption durchaus von empirischer Relevanz ist und praktische Tunlichkeit besitzt, darauf verweist beziehungsweise dafür spricht der oben konstatierte Umstand, dass die als einziger Lösungsweg ausgegebene Anpassung der kommerziellen Nachfrage an das industrielle Angebot, selbst wenn die finanziellen Mittel dafür vorhanden wären, aus operativ-funktionellem Grund unwirksam bliebe und sich außerstande zeigte, die industriellen und agrikulturellen Produktionssysteme zur Wiederaufnahme des Betriebs zu motivieren und den Weg zurück in den Wertschöpfungsalltag finden zu lassen.
Mit dem operativ-funktionellen Grund gemeint ist die im Bild vom Kind, das in den Brunnen gefallen ist, versinnbildlichte Tatsache des an Totenstarre gemahnenden Schockzustands, in den mangelnde gesellschaftliche Konsumkraft Ende der zwanziger Jahre das industriekapitalistische Produktionssystem versetzt. Dieser Schockzustand beziehungsweise sein einer Totenstarre ähnliches Ausmaß nämlich ist, wie einerseits dem Zuwenig an Nachfrage und dem Mangel an Kaufkraft, so andererseits und in fataler Vexierbildlichkeit dem Zuviel an Angebot und dem Übermaß an Produktionskapazität geschuldet. Wenn mit anderen Worten die klammheimlich sich öffnende Schere oder aufreißende Kluft zwischen kommerzieller Nachfrage und industriellem Angebot das industriekapitalistische Produktionssystem so hart trifft und mit solch weitreichenden, zur Weltwirtschaftskrise geratenden politischen und sozialen Folgen dysfunktionalisiert und lähmt, dann nicht nur wegen der latent sich vorbereitenden und, verdichtet zum kritischen Moment, plötzlich manifest werdenden gesellschaftlichen Konsumschwäche, sondern auch und ebenso sehr, weil die als kritische Größe in Erscheinung tretende Konsumschwäche mit einem Produktionssystem kollidiert, das, während jene sich latent zum kritischen Momentum auswächst, in besinnungslosem kapitalistischem Verwertungsdrang und im blinden Vertrauen auf eine gewinnbringende Zukunft einen derart kolossalen Aufschwung nimmt und einen solch geradezu hypertrophen Entfaltungsprozess durchläuft, dass in dem Augenblick, in dem die Konsumschwäche manifest wird und sich als kritisches Moment zur Geltung bringt, sie nicht nur einfach eine normal funktionierende und routinemäßig operierende industrielle Produktionsmaschinerie aus dem Takt und ins Stocken bringt, sondern vielmehr nach dem obigen Bilde von der jäh ins Getriebe gestoßenen Brechstange einen auf vollen Touren und mit voller Last laufenden Produktionsapparat mitten ins Herz seiner gerade erst besinnungslos erweiterten Kapazität und blind entfalteten Leistungskraft trifft.
Es sind also der Gigantismus und die allzu große Anspannung, die hypertrophe Dimensionierung und exzessive Leistungskraft des ohne Rücksicht auf die defiziente Wertrealisierungskapazität, die fußkranke gesellschaftliche Konsumkraft, sich ins Zeug legenden und voranpreschenden industriellen Wertschöpfungsprozesses, die den von den maroden Volkswirtschaften der europäischen Kriegsteilnehmer ausgehenden kommerziellen Einbrüchen und investiven Rückschlägen ihre fatale Durchschlagskraft und vernichtende Wirkung auf eben diesen Wertschöpfungsprozess verleihen und ihn so nachdrücklich entmotivieren und desorientieren, dass er einen regelrechten Kreislaufkollaps erleidet und in eine Art Koma fällt. Dieses Koma aber ist so umfassend und gravierend und versetzt das Wertschöpfungssystem so sehr in einen die Rede von Totenstarre metaphorisch zumindest rechtfertigenden Zustand der Entseelung und Leblosigkeit, dass sich mit der indirekten Methode einer Wiedererweckung der industriellen Initiative durch eine Belebung der kommerziellen Nachfrage, also mit einer quasi elektrotherapeutischen Stimulation der Produktionsfunktion durch die Zuführung konsumtiver Energie allein das System nicht ins Leben zurückbringen und mit neuer Tatkraft erfüllen lässt.
Was auch immer dem Staat an Mitteln zur Belebung des Konsums zur Verfügung steht – einmal angenommen, es stehen ihm unter den Krisenbedingungen überhaupt welche zur Verfügung –, sie reichen auf keinen Fall aus, den gigantischen brachliegenden Produktionsapparat, das im vollen Umfang seines hypertrophen Daseins dysfunktionalisierte und paralysierte Wertschöpfungssystem hinlänglich zu stimulieren und zu remotivieren, um den in solcher Dysfunktionalität bestehenden Widerstand, das Trägheitsmoment, das solche Paralyse darstellt, zu überwinden und dem Apparat seine Funktionsfähigkeit zurückzugeben, das System wieder in Aktionsbereitschaft zu versetzen.
Eben weil das industrielle Wertschöpfungssystem unabhängig von der stagnierenden und gar regredierenden kommerziellen Nachfrage und gleichgültig gegen sie sich zu einer so funktionstüchtigen und leistungsstarken Apparatur entwickelt und sich infolgedessen die Schere zwischen industriellem Angebot und kommerzieller Nachfrage klammheimlich so unverhältnismäßig weit geöffnet hat, ist in dem Augenblick, in dem die Diskrepanz manifest wird und durch ihre Manifestation zum ebenso jähen wie umfänglichen Einbruch und Stillstand des Wertschöpfungsprozesses führt, die Lethargie oder vielmehr Paralyse, in die das Wertschöpfungssystem verfällt, so durchschlagend und nachhaltig, dass Wiederbelebungsbemühungen, die sich darauf beschränken, das System durch eine Verminderung der Diskrepanz von der kommerziellen Seite her, also bloß indirekt, durch eine Hebung des Konsumtionsniveaus, eine Stärkung der gesellschaftlichen Kaufkraft, zu stimulieren und zu mobilisieren, vergeblich bleiben müssen und zur Erweckung des Systems aus seiner totenstarren Lethargie beziehungsweise komatösen Paralyse eine Reduktion des Missverhältnisses von der industriellen Seite her, modo directo also, ebenso wichtig und in der Tat unabdingbar ist, dass mit anderen Worten um einer Wiederbelebung willen kein Weg daran vorbeiführt, das Leistungsvermögen und Produktionsvolumen des Systems im Sinne eines Gesundschrumpfens so weit abzubauen und zurückzuführen, dass beides sich wieder hinlänglich dem gegebenen kommerziellen Konsumtionsniveau annähert, wieder in ein ausreichendes dimensionales Verhältnis zur tatsächlichen Aufnahmefähigkeit des Marktes tritt, um es, das Produktionssystem, erneut für von der Konsumkraft ausgehende Anreize empfänglich werden und sich durch die gesellschaftliche Nachfrage zur Erzeugung und Bereitstellung eines vergleichbaren Angebots stimulieren zu lassen.
Damit liegt auf der Hand, was die Vereinigten Staaten von Amerika vordringlich tun müssen, um ihre ins Koma gefallene Volkswirtschaft, wenn schon nicht gleich wiederzubeleben und zu reaktivieren, so erst einmal überhaupt für eine Wiederbelebung und Reaktivierung in Stand zu setzen und bereitzumachen. Der Staat muss für eben jenes Gesundschrumpfen der industriellen und agrikulturellen Produktionssysteme, sprich, für eine Reduktion ihrer komatös brachliegenden Leistungskraft und Produktionskapazität sorgen, um beides dem tatsächlichen gesellschaftlichen Aufnahmevermögen und Konsumtionsniveau anzunähern beziehungsweise anzugleichen und so für von der gesellschaftlichen Konsumtion und Nachfrage ausgehende Anreize beziehungsweise für eine mittels staatlicher Stärkung der Nachfrage und Steigerung des Konsums ausgeübte Stimulation erst wieder empfänglich und ansprechbar zu machen. Als erstes betreibt der Staat deshalb durch die steuerliche Begünstigung beziehungsweise Subventionierung von Betriebsschließungen beziehungsweise Produktionsbeschränkungen und durch gesetzliche Maßnahmen, die auf die Verteuerung der Produktionskosten zielen, wie etwa die Einführung von Mindestlöhnen und Arbeitszeitverkürzungen, eine Verringerung industrieller Produktionskapazitäten und eine entsprechende Drosselung der Produktion, und sorgt durch Zahlung von Prämien beziehungsweise Abfindungen für die Schließung landwirtschaftlicher Betriebe und die Stilllegung von Anbauflächen.
Sodann und unmittelbar anschließend an diese den Produktionssystemen verabreichte Schlankheitsdiät, diese ihnen verabfolgte Entfettungs- und Abmagerungskur, beziehungsweise mehr oder minder parallel dazu setzt der Staat sein finanzpolitisches Instrumentarium ein, um die Systeme dazu zu bewegen, ihre durch die Befreiung vom Ballast überschüssiger Produktionskapazitäten und von der Lähmung einer hypertrophen Leistungskraft restituierte Funktionsfähigkeit und Betriebsbereitschaft nun auch wieder unter Beweis zu stellen und in die Tat umzusetzen. Er sorgt zins- und kreditpolitisch dafür, dass den industriellen und agrikulturellen Unternehmungen und Betrieben billiges Geld zugänglich wird, dessen Investition in und Verwendung für neue Wertschöpfungsprozesse, eben weil der dem staatlichen oder privaten Geldgeber dafür zu überlassende Gewinnanteil, die ihm zu zahlende Rendite, gering ist, einen hohen aus der Wertschöpfung zu ziehenden Mehrwert verspricht.
So sehr, abstrakt gesehen, diese beiden, direkten Einfluss auf das Produktionssystem nehmenden Maßnahmen, die Reduktion der Produktionskapazität und die Stimulation der Produktionsbereitschaft, einander zu widersprechen und so sehr sie in diametral entgegengesetzte Richtungen zu zielen scheinen, so sehr wirken sie doch im vorliegenden Fall, dem Fall einer nicht einfach nur mangels kommerzieller Nachfrage lahmenden beziehungsweise einbrechenden industriellen und agrikulturellen Produktion, sondern einer als Weltwirtschaftskrise plötzlich manifest werdenden eklatanten Kluft zwischen gigantisch gewachsenem Produktionssystem und gnomisch geschrumpftem Konsumtionsniveau, die ersteres in einen komatösen Schockzustand, quasi in Totenstarre versetzt – so sehr wirken also die beiden Maßnahmen im vorliegenden Fall zusammen, um es, das Produktionssystem, aus seinem Schockzustand herauszuholen, aus seiner Totenstarre aufzuwecken und, wie wieder für Energiezufuhren von außen empfänglich, so für eine Wiederaufnahme seines Betriebes bereit zu machen. Sie wirken mit anderen Worten in diesem besonderen Falle als korrelierte Aktionen, als ein zugkräftiges Zweigespann aus Zuckerbrot und Peitsche, wobei die Peitsche, sprich, die Schließung von Betrieben und Stilllegung von Anbauflächen, den Zweck erfüllt, das Produktionssystem dem Konsumtionsniveau anzunähern und dadurch wieder für Stimulationen durch letzteres empfänglich zu machen, während das Zuckerbrot, sprich, die zins- und kreditpolitische Zugänglichmachung billiger Investitionsmittel, der Aufgabe dient, dem Kapital originären Mut und spontane Lust zu neuen wertschöpferischen Initiativen einzuflößen.
Diese direkten diätetischen und animatorischen Einwirkungen des Staats auf, bildlich gesprochen, den körperlichen Zustand und die seelische Verfassung der kapitalistischen Produktionssysteme reichen freilich allein noch nicht aus, die im Effekt der Weltwirtschaftskrise zusammengebrochenen agrikulturellen und industriellen Produktionssysteme zur Wiederaufnahme ihres Betriebes nicht nur positionell in die Lage und motivational in die Stimmung zu versetzen, sondern ihnen auch die objektive Erfolgsaussicht und prospektive Gewinnerwartung zu verschaffen und zu bieten, die es braucht, um die Position in Resolution, die Stimmung in Handlung umschlagen, kurz, die Wiederaufnahme des Betriebs aus einem möglichen Ereignis zu einem wirklichen Geschehen werden zu lassen. So nötig einerseits die vom Staat ergriffenen direkten oder positiven, auf die Funktionsfähigkeit und Betriebsbereitschaft der Produktionssysteme zielenden Maßnahmen für die Wiederaufnahme des Produktionsbetriebs sind, so unabdingbar ist dafür andererseits aber auch die indirekte oder objektive Bedingung einer der Produktionsbereitschaft korrespondierenden Konsumtionskapazität, sprich, einer durch Kaufkraft substantiierten Nachfrage nach den Gütern und Dienstleistungen, die die gesundgeschrumpften und mit Liquidität versehenen Produktionssysteme wieder hervorzubringen in der Lage sind und bereit stehen.
Und genau hier liegt das Problem! Zwar haben die staatlichen Maßnahmen zur Drosselung der Produktion und Schließung von industriellen und agrarischen Betrieben, hat die mittels Erhöhung der Produktionskosten und Stilllegungsprämien von Staats wegen betriebene Verminderung der Produktionsleistung und Verkleinerung der Produktionsapparate eine Annäherung der enteilten Produktionskapazität an das zurückgebliebene Konsumtionsniveau, eine Anpassung des möglichen Angebots an die wirkliche Nachfrage bewirkt, aber gleichzeitig erfahren durch die Massenarbeitslosigkeit und plötzliche Mittellosigkeit großer Teile der lohnarbeitenden Bevölkerung, die Folge der zur weltweiten Wirtschaftskrise durchschlagenden schockartigen Lähmung und jähen Stillstellung der industriellen und agrikulturellen Wertschöpfungsprozesse sind, das gesellschaftliche Konsumtionsniveau und die kommerzielle Nachfrage einen weiteren so dramatischen Absturz und zusätzlichen drastischen Einbruch, dass die mit staatlicher Hilfe durchgesetzte schrumpfprozessuale Anpassung der Produktionsleistung ins Leere zu laufen und angesichts des eklatanten Mangels an durch Kaufkraft substantiierter Konsumtionsbereitschaft alias Absatzchancen selbst den geschrumpften Produktionssystemen der objektive Anreiz zur Wiederaufnahme des Betriebs zu fehlen und die initiative Lust zum neuerlichen Tätigwerden zu vergehen drohen.
Um die durch Ausbruch und Wirkung der Krise jäh erweiterte und damit den heilsamen Effekt der Gesundschrumpfung der industriellen und agrikulturellen Produktionsapparate tendenziell zunichte machende Kluft zwischen kommerzieller Nachfrage und industriellem beziehungsweise agrikulturellem Angebot zu schließen oder jedenfalls auf ein erträgliches Maß zu verringern, bleibt dem Staat gar nichts anderes übrig, als selber in die Bresche zu springen, sprich, sich quasi persönlich in die Kluft einzubringen und mit dem ihm verfügbaren wirtschaftspolitischen Instrumentarium der defizienten gesellschaftlichen Kaufkraft unter die Arme zu greifen.
Durch das traditionelle Repertoire handelspolitischer Initiativen, durch auf die europäischen Märkte und die restliche Welt, die sich die USA infolge und im Gefolge des Weltkrieges wirtschaftsimperialistisch erschlossen haben, gerichtete schutzzoll-, subventions- und währungspolitische Maßnahmen kann dabei der, wie für den Ausbruch der weltweiten Krise selbst entscheidend verantwortliche, so für deren Überwindung maßgeblich zuständige amerikanische Staat schwerlich hoffen, große, im Krisenbewältigungssinne durchschlagende Effekte zu erzielen. Mögen auch eine zollpolitische Abschottung gegen die ausländische Konkurrenz, eine von politischer Einflussnahme beziehungsweise Ausübung imperialistischen Drucks auf andere Volkswirtschaften bis hin zur ökonomischen Unterstützung landeseigener Produkte reichende Exportförderung sowie Währungsmanipulationen, die auf die Abwertung des an den Goldstandard gebundenen Dollars mittels Hortung der staatlichen Goldreserven und Festsetzung eines hohen Goldpreises zielen, ein gewisses Maß an wirtschaftlicher Belebung und antidepressiver Bereitschaft zu neuen Wertschöpfungsaktivitäten bewirken, angesichts der krisenbedingt desolaten Lage, in der sich auch alle anderen ins weltwirtschaftliche Gewicht fallenden Volkswirtschaften befinden, und der entsprechend geringen Aufnahmefähigkeit ihrer Märkte bleibt der Erfolg jener außenhandelspolitischen Maßnahmen begrenzt und kann sich der amerikanische Staat schwerlich von ihnen einen kriteriellen Beitrag zur Stimulierung oder gar Sanierung der industriellen und agrikulturellen Wertschöpfungsprozesse auf heimischem Boden erhoffen.
Im Zuge ihres Bemühens um die Wiederbelebung des komatösen Wertschöpfungssystems bauen die USA eher auf eine als deficit spending apostrophierte Erhöhung staatlicher Ausgaben als auf eine steuersenkungsinduzierte Stärkung gesellschaftlicher Konsumkraft. Statt es der bürgerlichen Gesellschaft zu überlassen, die für die Wiederankurbelung des Produktionsprozesses nötigen konsumtiven Anreize zu setzen, nimmt der Staat selbst das Heft in die Hand und etabliert sich als wirtschaftsbelebender Großkonsument. Allerdings steht er damit in der akuten Gefahr des stygischen Fahrgasts, der das Fährmannsamt, das er der bürgerlichen Gesellschaft vikarisch abnimmt, auf ewig nicht mehr loszuwerden droht.
Von daher gesehen, bleibt dem Staat gar nichts anderes übrig, als die Rede vom "in die Bresche springen“ wortwörtlich zu nehmen, sie im mehr als metaphorischen Sinne Wirklichkeit werden zu lassen, und nämlich nicht nur per modum handels- und währungspolitischer Interventionen äußerlich-dirigistischen Einfluss auf den Wertschöpfungsprozess zu nehmen, sondern sich vielmehr in fiskalpolitisch eigener Person beziehungsweise etatpolitisch lebendiger Körperschaft in letzteren einzubringen und in ihm zu engagieren. Tatsächlich stehen dem Staat für dieses den Wertschöpfungsprozess anzukurbeln gedachte persönliche beziehungsweise körperschaftliche Engagement zwei Wege offen – der steuerpolitische und der ausgabenpraktische. Der Staat kann mit anderen Worten entweder durch Steuersenkungen, durch Reduktion seines gegenüber der Gesellschaft und ihren Mitgliedern fiskalisch geltend gemachten Anspruchs auf finanzielle Teilhabe, die den letzteren zur Disposition stehenden finanziellen Mittel und mithin die gesellschaftliche Konsumkraft erhöhen und so die Nachfrage nach den Schöpfungen der industriellen und agrikulturellen Produktionssysteme beleben, oder aber er kann sich der Aufgabe der Nachfragebelebung, statt sie via Zurücknahme seiner fiskalischen Ansprüche an die Bürgerschaft zu delegieren, selber stellen, sprich, von Staats wegen, per Etat, als konsumtiver Nachfrager zu Markte gehen und den industriellen und agrikulturellen Wertschöpfungssystemen durch ihnen erteilte Güterproduktions- und Dienstleistungsaufträge unter die Arme greifen und in der Konsequenz solchen Aufhelfens Beine machen.
Was die erstere Option, die Methode einer Stärkung der gesellschaftlichen Konsumkraft und resultierenden Nachfragebelebung mittels Steuersenkungen, angeht, so gilt für sie freilich, dass der Staat sie nur per Kreditaufnahme, nur via Verschuldung wahrnehmen und praktizieren kann. Auch wenn die Vereinigten Staaten von Amerika im Unterschied zu den Staaten in Europa und in anderen Weltteilen noch vergleichsweise solvent und vermögend sind und deshalb auf die krisenbedingte Massenarbeitslosigkeit und materielle Not mit Sozialhilfeleistungen und staatlichen Arbeitsbeschaffungsprogrammen in einem Umfang reagieren können, von dem die anderen nur träumen können, muss doch auch hier der Staat wegen eben dieser seiner sozialen Unterstützungsleistungen und kommunalen Hilfsprogramme seinen Etat so stark in Anspruch nehmen und derart strapazieren, dass er weitere finanzielle Ausgaben beziehungsweise Einnahmeinbußen, wie sie Steuersenkungen, die ja auf eine Verringerung der ihm verfügbaren Haushaltsmittel hinauslaufen, nolens volens darstellen, aus eigenen Mitteln nicht zu stemmen oder vielmehr nur zu verkraften vermag, wenn er gleichzeitig, allgemein gesprochen, Kürzungen und Einsparungen in seinem Haushalt vornimmt, genauer gesagt, seine sozialen Leistungen einschränkt und Abstriche bei seinen kommunalen Programmen macht. Letzteres aber kann er nicht, wenn er nicht sprengkräftige soziale Unruhen und bürgerkriegsträchtig politische Konflikte riskieren will, und deshalb bleibt ihm gar nichts anderes übrig, als zur Auffüllung der Lücken, die solche zwecks Nachfragebelebung vorgenommenen Steuersenkungen in seine Etatmittel reißen, auf dem Geldmarkt beziehungsweise bei dem das gesellschaftliche Vermögen in allgemeiner Äquivalentform verwaltenden Bankensystem Anleihen aufzulegen beziehungsweise Kredite aufzunehmen, kurz, sich zu verschulden.
Die Rechtfertigung für solche Steuersenkungspolitik, die dem Staat die gesellschaftliche Konsumkraft nur um den Preis der eigenen Verschuldung und finanziellen Diskreditierung zu stärken und zu steigern erlaubt, besteht in der Erwartung oder jedenfalls Hoffnung, dass das Mittel seinen Zweck erfüllt, die aus der Steuersenkung resultierende Konsumkraftstärkung alias Nachfragebelebung den industriellen und agrikulturellen Wertschöpfungsprozessen tatsächlich auf die Beine hilft und dass die vermehrten Steuereinnahmen, die ihm aufgrund seiner fiskalischen Teilhabe am durch die neuen Wertschöpfungsprozesse geschöpften Mehrwert zufließen, ihm, dem Staat, am Ende erlauben, die aufgenommenen Kredite zurückzuzahlen, die Schulden, die er um der Stärkung der gesellschaftlichen Kaufkraft willen gemacht hat, wieder zu tilgen.
Genau hier freilich, in puncto der erhofften Ankurbelung fiskalisch ergiebiger industrieller und agrikultureller Wertschöpfungsprozesse, zeigt sich der mit der Steuersenkungspolitik verknüpfte Pferdefuß. Indem nämlich letztere unter den gegebenen Umständen der ihm aus der Krise erwachsenden sozialen Verpflichtungen und kommunalen Aufwendungen den Staat zwingt, die Einbuße an Haushaltsmitteln durch die Auflage von Anleihen beziehungsweise Aufnahme von Krediten zu kompensieren, lässt sie ihn auf dem sub specie des für neue Wertschöpfungsprozesse erforderlichen Investitionsbedarfs als Kapitalmarkt fungierenden Geldmarkt als Konkurrenten des Kapitals in Erscheinung treten und macht, dass es aufgrund seiner finanziellen Nachfrage, seines Kreditbedarfs, zu einer mengenmäßigen Verknappung beziehungsweise zinsförmigen Verteuerung des auf dem Kapitalmarkt vorhandenen allgemeinen Äquivalents kommt, die dem Kapital wenn nicht überhaupt die für neue Wertschöpfungsaktivitäten nötigen Geldmittel entzieht, so jedenfalls doch die Lust alias das Interesse verschlägt, die durch die staatliche Konkurrenz verteuerten und tendenziell um ihre Rentabilität gebrachten Geldmittel für neue Wertschöpfungsprozesse in Anspruch zu nehmen.
Was mit anderen Worten der Staat durch seine Steuersenkungspolitik der Gesellschaft an Konsumtionskraft zuwendet, das verschlägt er, weil er sich die Zuwendungen auf dem Geldmarkt leihen, durch Pump beschaffen muss, dem Kapital an Investitionsvermögen, durchkreuzt so, was er durch seine steuerpolitische Konsumkraftstärkung doch eigentlich bewirken will, die Beschleunigung und Vermehrung der industriellen und agrikulturellen Produktionsprozesse, und sorgt ebenso unvermeidlich wie unwillkürlich dafür, dass das Kapital, um Investitionsmittel überhaupt verlegen oder, weil sie nur um hohen Zins zu haben sind, vor ihnen zurückschreckend, in seiner Wertschöpfungsaktivität unverändert säumt und stagniert und er, der Staat, sein Ziel, die Rückzahlung der von ihm aufgelegten Anleihen und Tilgung der von ihm aufgenommenen Kredite aus den sprudelnden Steuereinnahmen, die eine konsumkraftinduziert verstärkte und gesteigerte industrielle und agrikulturelle Wertschöpfung ihm in die Kassen spülen soll, nie und nimmer erreicht.
Das Einzige, was der Staat erreicht, ist eine inflationäre Entwicklung der Volkswirtschaft infolge der Tatsache, dass durch die ihren ökonomischen Zweck verfehlenden oder vielmehr vereitelnden Steuersenkungsmaßnahmen nunmehr eine verstärkte konsumtive Nachfrage einem unverändert schwachen produktiven Angebot gegenübersteht, mit anderen Worten mehr allgemeines Äquivalent, ein Mehr an Geldwert, auf die gleiche Gütermenge, das gleiche Quantum Sachwert entfällt und also, insofern der Geldwert den Sachwert auf dem Markt zu repräsentieren dient, der Sachwert an Geldwert gewinnt und zunimmt, sprich, das als besonderes Gut ein Mehr an allgemeinem Äquivalent als seinen kommerziellen Repräsentanten reklamierende einzelne industrielle beziehungsweise agrikulturelle Produkt im als Ausdruck der Proportion zwischen Geld- und Gütermenge figurierenden Preis steigt, kurz, teurer wird. So gewiss die Steuersenkungspolitik infolge der Konkurrenz, die der Staat dem Kapital auf dem Geldmarkt notgedrungen macht, ihr Ziel, die Ankurbelung der Wertschöpfungsprozesse, verfehlt oder vielmehr eigenhändig vereitelt, so gewiss löst sich das Mehr an Kaufkraft, das sie der Gesellschaft vindiziert, in inflationär heiße Luft auf und verpufft die das kapitalistische Produktionssystem belebende Wirkung, die sich der Staat von solcher Politik erhofft.
Tatsächlich aber bleibt letztere nicht bloß ökonomisch wirkungslos, sie wirkt sich sogar sozial nachteilig und dementsprechend politisch konfliktträchtig aus, weil sie nämlich die subsistenzielle Verarmung und existenzielle Notlage der Opfer der Krise, der von Arbeits- und Mittellosigkeit betroffenen Lohnarbeiterschaft, sogar noch verschärft. Für diejenigen, die wohlhabend genug sind, um in den Genuss der Steuersenkungspolitik zu kommen, gilt, dass letztere ihnen wegen der inflationären Entwicklung, die sie modo obliquo der verstärkten staatlichen Kreditaufnahme auslöst, nichts nutzt, aber auch nichts nimmt und sie also mit der de facto gleichen Kaufkraft dastehen lässt wie zuvor. Für all diejenigen freilich, die wegen ihrer krisenbedingten Arbeits- und Mittellosigkeit auf staatliche Zuwendungen und Hilfen angewiesen sind, wirkt sich, weil sie ja gar keine Steuern zahlen und also auch nicht in den Genuss der Steuersenkungspolitik kommen, der das spezielle Mehr an Kaufkraft, das der Steuernachlass bringt, wieder zunichte machende generelle Schwund an Kaufkraft, der Folge der auf die staatliche Kreditaufnahme und Verschuldung zurückzuführenden inflationären Preisentwicklung ist, im Sinne einer Verschärfung ihrer subsistenziellen Not und Zunahme ihres sozialen Elends aus. So gewiss sie wegen gestiegener Preise mit ihren den staatlichen Arbeitsbeschaffungsprogrammen beziehungsweise Sozialhilfen geschuldeten Einkünften weniger kaufen können als zuvor, so gewiss bringt ihnen die Methode einer steuerpolitischen Stärkung der gesellschaftlichen Kaufkraft zwecks Belebung der wirtschaftlichen Konjunktur nicht nur keinen Nutzen, sondern schlägt ihnen im Gegenteil zum Übel aus.
Vermeiden könnte der Staat die aus seiner Steuersenkungspolitik resultierende inflationäre Entwicklung nur, wenn er erstere mit Sparmaßnahmen und Etatkürzungen verknüpfte, die ihm eine Haushaltsführung ohne die Aufnahme neuer Kredite und weiterer Verschuldung erlaubte. Aber damit triebe er ja nur den Teufel mit Beelzebub aus, weil unter den durch die Krise gegebenen Umständen eines wesentlich sozialpolitisch belasteten Haushalts, sprich, eines Etats, der zum weit überwiegenden Teil aus Finanzmitteln für die direkte und indirekte Unterstützung der Krisenopfer besteht, Etatkürzungen zwangsläufig auf eine Reduktion der staatlichen Unterstützungsmaßnahmen hinausliefen und der Staat also hier durch eine die Einbußen an Steuereinnahmen zu annullieren bestrebte Politik der Ausgabenkürzungen eben die weitere Verarmung und Verelendung der Krisenopfer via directa betriebe, der er dort modo obliquo einer inflationären Entwicklung Vorschub leistete, die Folge seines Bemühens wäre, die Einbußen an Steuereinnahmen durch eine den Kapitalmarkt strapazierende Kreditaufnahme zu kompensieren.
So oder so – ob erkauft um den Preis einer asozialen staatlichen Sparpolitik oder bewerkstelligt auf Kosten einer inflationären Preisentwicklung, die an den staatlichen Sozialleistungen zehrt – erweist sich die Steuersenkungspolitik als untaugliches Mittel, die industriellen und agrikulturellen Wertschöpfungsprozesse mittels Stärkung der gesellschaftlichen Konsumkraft wieder in Gang zu bringen und dadurch der massenhaften Arbeits- und Mittellosigkeit des lohnarbeitenden Teils der Bevölkerung abzuhelfen. Und weil das so ist, scheint es durchaus konsequent und spricht für ebenso viel ökonomischen Durchblick wie soziales Verantwortungsbewusstsein bei der Regierungsmannschaft des demokratischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt, die drei Jahre nach dem Ausbruch der Krise unter dem Eindruck der anhaltenden Stagnation und Misere die bis dahin herrschende republikanische Großkapitalfraktion ablöst, dass der Staat von jenem oben als steuerpolitische Option apostrophierten Mittel zur Krisenbewältigung keinen Gebrauch macht und sich stattdessen für die als deficit spending etikettierte alternative, ausgabenpraktische Option entscheidet. Statt die Belebung der konsumtiven Nachfrage an die bürgerliche Gesellschaft im Allgemeinen und die bürgerlichen Klasse im Besonderen zu delegieren und letzteren zu diesem Zweck durch Verzicht auf fiskalische Einnahmen alias Steuersenkungen mehr finanziellen Spielraum einzuräumen, engagiert sich der Staat höchstpersönlich und in eigener Körperschaft als Konsument, nimmt Geld in die Hand und geht zu Markte, um die private Wirtschaft, die kapitalistischen Wertschöpfungs- und Dienstleistungssysteme, durch ihnen erteilte Produktions- und Lieferaufträge wieder Tritt fassen zu lassen und am Ende gar auf Touren zu bringen.
Die Arbeitsbeschaffungsprogramme, die anfänglich und in unmittelbarer Reaktion auf die Krise bloß als dem bürgerlichen Dogma von der gesellschaftlich notwendigen beziehungsweise nützlichen Arbeit Genüge leistende verkappte Sozialhilfezuwendungen, mithin als nothelferisch-fürsorgliche Überbrückungsmaßnahmen bis zur selbsttätigen Erholung und Gesundung des Lohnarbeitskräfte rekrutierenden oder, wie der Systemjargon es will, Arbeitsplätze schaffenden kapitalistischen Wertschöpfungssystems intendiert sind, sie erhebt und entfaltet, expandiert und konkretisiert der Staat im Fortgang der dreißiger Jahre zu einem für die Erholung und Gesundung des privatwirtschaftlichen alias kapitalistischen Wertschöpfungssystems konstitutiven Element, einem qua öffentliche Hand unentbehrlichen Hilfswerk. Indem der Staat fortlaufend und in erheblichem Maße seinen Etat einsetzt und Finanzmittel aufbringt, um durch staatlich geplante beziehungsweise geförderte Projekte und Programme Industrie und Agrikultur zu neuen Wertschöpfungsaktivitäten zu animieren und zu mobilisieren, etabliert und bewährt er sich als ein ebenso systematische wie direkte Wirtschaftsförderung betreibender öffentlicher Auftrags- und Geldgeber, schlüpft er mit anderen Worten in die Rolle eines Großkonsumenten, der darauf aus ist, aus eigenen Mitteln die Konsumkraft aufzubringen und beizusteuern, die die sei's von massiver Arbeitslosigkeit heimgesuchten, sei's von konkursiven Vermögensverlusten gebeutelten Klassen der bürgerlichen Gesellschaft dem industriellen und agrikulturellen Kapital nicht zu bieten vermögen und die letzteres doch braucht, um angesichts neu eröffneter Renditeaussichten wieder unternehmerischen Mut zu fassen und initiative Investitionen zu tätigen.
Im Laufe des auf die Krise folgenden Jahrzehnts organisiert beziehungsweise kommissioniert der Staat die Durchführung zahlloser infrastruktureller Neuerungen und Verbesserungen und finanziert beziehungsweise subventioniert die Errichtung unzähliger öffentlicher Gebäude und Wohnungen sowie den Bau von Straßen und Kanälen, Brücken und Tunnels, Staudämmen und Elektrizitätswerken, öffentlichen Anlagen und Versorgungssystemen. Er greift auf diese Weise den Stützen des volkswirtschaftlichen Wohlergehens und konjunkturellen Gedeihens, der Bau- und Schwerindustrie, tatkräftig unter die Arme, während er gleichzeitig der Modernisierung des ländlichen Raumes, seiner Anpassung an das produktionstechnische Niveau der urbanen Zentren und seiner Einbindung in deren konsumpraktischen Kontext nachdrücklich Vorschub leistet. Dass im Fokus dieser seiner fortgesetzten aufwendigen Unterstützungs- und Fördermaßnahmen nicht mehr bloße Arbeitsbeschaffung, sondern gezielte Wirtschaftsförderung steht, dass mit anderen Worten sein ökonomisches Engagement nicht mehr primär vom Bemühen diktiert ist, durch mit der Forderung nach gesellschaftlich nützlicher Arbeit vereinbare Arbeitslosenhilfe die soziale Not zu lindern und die Subsistenz von Menschen zu sichern, sondern dass nunmehr maßgebend dafür die Intention ist, durch Produktionsaufträge und Finanzierungsbeteiligungen das kapitale Interesse zu wecken und zu verstärkter Wertschöpfung anzuregen – diese Veränderung und Verschiebung der Zielsetzung, die der Staat mit seinem anhaltenden ökonomischen Engagement verfolgt, wird symptomatisch daraus deutlich, dass er auf eine längerfristige gesellschaftliche Nützlichkeit beziehungsweise wirtschaftliche Rentabilität der von ihm in Auftrag gegebenen oder finanziell geförderten Projekte dringt, oder daraus, dass er auf einer Entlohnung der unter seiner direkten Regie Beschäftigten besteht, die unter dem Lohnniveau derjenigen bleibt, die für seine privatwirtschaftlichen Subunternehmer und Zulieferer arbeiten, oder auch daraus, dass er beim Wohnungsbau eher auf die Förderung des Baus von Eigenheimen setzt, als selber öffentliche Wohnungsbauaktivitäten zu entfalten.
Ungeachtet dieser ihrer Orientierung weg von der sozialpolitisch-kommunalwirtschaftlichen Arbeitsbeschaffung hin zur kapitalsystematisch-privatwirtschaftlichen Wertschöpfung bleibt freilich auch die als deficit spending etikettierte Ausgabenpolitik, die der Staat praktiziert, ein kostspieliges Unterfangen, das ihn zwingt, über seine finanziellen Verhältnisse zu leben und, wie die Etikettierung solcher Ausgabenpolitik ja auch wünschenswert deutlich macht, einen defizitären Etat in Kauf zu nehmen. Nicht anders als für eine die bürgerliche Konsumkraft zu stärken gedachte defizitäre Steuersenkungspolitik führt deshalb auch für eine die wirtschaftliche Produktionsbereitschaft anzutreiben bestimmte defizitäre Ausgabenpolitik kein Weg an der Notwendigkeit, das Haushaltsdefizit durch bei der Bürgerschaft aufgenommene Anleihen beziehungsweise vom Bankensystem gewährte Kredite auszugleichen, kurz, am factum brutum staatlicher Verschuldung vorbei. Nur dass die staatliche Verschuldung im ersteren Fall vermittelte Konsequenz der aus den Steuersenkungen resultierenden Einbußen an Haushaltsmitteln ist, die den Staat, wenn er seinen gouvernementalen Aufgaben im Allgemeinen und seinen sozialen Verpflichtungen im Besonderen nachkommen will, zwingen, sich die ihm fehlenden Mittel auf dem Kapitalmarkt zu besorgen, wohingegen sie im letzteren Fall unmittelbare Implikation seiner Politik ist, die, weil der laufende Etat ja durch die allgemeinen gouvernementalen Aufgaben, denen er nachkommen, und die besonderen sozialpolitischen Verpflichtungen, die er erfüllen muss, vollständig in Anspruch genommen ist, den Staat nötigen, sich die für ihre Implementierung erforderlichen zusätzlichen Mittel auf dem Kapitalmarkt zu beschaffen.
Ob infolge einer Steuersenkungspolitik, die zu Lasten seines Haushalts geht, oder aufgrund einer Ausgabenpraxis, die durch seinen Haushalt nicht zu finanzieren ist, so oder so entsteht dem Staat eine Deckungslücke in seinem Etat, die er durch Anleihen bei der Bürgerschaft beziehungsweise durch Kreditaufnahme beim Bankensystem stopfen muss, ein Defizit, das ihn zwingt, seine Zuflucht zum Kapitalmarkt zu nehmen. Und von daher gesehen, scheint die Entscheidung darüber, welcher der beiden Optionen der Staat in seinem Bemühen um die Ankurbelung des stockenden Wertschöpfungsmotors den Vorzug geben soll, auf den ersten Blick auch ein Streit um des Kaisers Bart, weil in beiden Fällen das Ergebnis das Gleiche ist und der Staat hier wie dort seine Bemühungen mit einer wachsenden Verschuldung der öffentlichen Hand und einer dadurch heraufbeschworenen inflationären Entwicklung bezahlt.
In einem wesentlichen Punkt freilich unterscheiden sich die beiden Wege zur Wirtschaftsbelebung aber doch, und zwar in eben dem Punkte, der die amerikanische Regierung dazu bringt, sich für den ausgabenpraktischen und gegen den steuerpolitischen Weg zu entscheiden. Als großes Manko einer Steuersenkungspolitik wurde ja der Umstand angeführt, dass in deren Konsequenz der Staat sich zu einer Kreditaufnahme gezwungen sieht, die ihn auf dem Kapitalmarkt als Konkurrenten des Kapitals auftreten lässt und die von letzterem für eine Verstärkung und Beschleunigung seiner Wertschöpfungsaktivitäten benötigten Investitionsmittel derart verknappt beziehungsweise verteuert, dass ihm, dem Kapital, die Lust zur Wertschöpfung vergeht und es von dem, wozu es doch motiviert werden soll, der Initiation neuer beziehungsweise vermehrter industrieller und agrikultureller Produktionsprozesse, actu des Motivationsversuchs gleich wieder Abstand nimmt. Während also der Staat durch seinen Verzicht auf Steuereinnahmen die gesellschaftliche Konsumkraft stärkt und damit dem Kapital den intentionalen Zweck alias motivationalen Anreiz für neue beziehungsweise vermehrte Produktionsanstrengungen liefert, entzieht beziehungsweise verwehrt er, weil er die Einbuße an Steuern durch die Aufnahme von Krediten am Geldmarkt kompensieren muss, dem Kapital gleichzeitig die finanziellen Mittel alias funktionellen Bedingungen für die von Seiten der Konsumkraft angeregten neuen beziehungsweise vermehrten Produktionsanstrengungen und bewirkt so statt der gewünschten produktionssystematischen Erholung nichts weiter als eine inflationäre Entwicklung, einen der Diskrepanz zwischen wachsender Nachfrage und stagnierendem Angebot geschuldeten Preisanstieg .
In das Dilemma, dass er dem Kapital, dem er doch Vorschub leisten will, Konkurrenz macht, verstrickt sich pro forma der Kreditaufnahme, zu der ihn die Strategie des deficit spending nötigt, der Staat zwar ebenfalls, wenn er sich gegen die steuerpolitische und für die ausgabenpraktische Option entscheidet. Pro materia indes des Gebrauchs, den er von den aufgenommenen Krediten macht, der Verwendung, die er für seine defizitären Haushaltsmittel findet, entrinnt er dem Dilemma und leistet vielmehr mit seiner Ausgabenpraxis einen ebenso zielstrebigen wie eindeutigen Beitrag zur produktionsprozessualen Motivierung des Kapitals. Das Geld nämlich, um das er actu seiner Kreditaufnahme mit dem Kapital, das es für Investitionszwecke benötigt, konkurriert, lässt der Staat ja, indem er in eigener Person und Körperschaft als Konsument auf dem Markt in Erscheinung tritt und mit den Krediten Produktions- und Lieferaufträge finanziert, im unmittelbaren Anschluss an die Kreditaufnahme dem Kapital zukommen und stellt es ihm für eben die Investitionen ins Wertschöpfungssystem, für die es gebraucht wird, zur Verfügung. Statt, wie bei der Steuersenkungsoption der Fall, die Konsumaktivität der bürgerlichen Gesellschaft zu übertragen und selber die Rolle des Spielverderbers zu übernehmen, der durch die Kreditaufnahme, zu der ihn seine steuerpolitische Stärkung der gesellschaftlichen Konsumkraft nötigt und die ihn auf dem Geldmarkt mit dem Kapital konkurrieren lässt, dessen Bereitschaft, der gestärkten Konsumkraft produktiv Rechnung zu tragen, unterläuft und torpediert, entfaltet actu der von ihm wahrgenommenen ausgabenpraktischen Option der Staat jene Konsumaktivität in eigener Person und Körperschaft und verkehrt durch den Gebrauch, den er von den zwecks Finanzierung seiner Konsumentenrolle aufgenommenen Krediten macht, dadurch mit anderen Worten, dass er die per Kreditaufnahme dem Kapital pro forma streitig gemachten Geldmittel ihm pro materia seiner Konsumaktivität stante pede zuwendet und zur Verfügung stellt, die Konkurrenz in Kollaboration, den Spielverderb in Leistungsansporn.
Freilich, indem der Staat auf Basis eines defizitären Haushalts und der dafür erforderten kompensatorischen Kreditaufnahme anstelle der gesellschaftlichen Konsumkraft die wirtschaftliche Leistungsbereitschaft fördert und stärkt, steht und fällt, so scheint es, diese seine Förderung und Stärkung der Wertschöpfungsaktivität mit den Produktions- und Lieferaufträgen, die er in eigener staatlicher Person und Körperschaft initiiert beziehungsweise finanziert und mit denen er zu Markte geht. Sie steht und fällt mit der Konsumentenrolle, die er höchstselbst an sich zieht und stellvertretend für die der Konsumkraft ermangelnde bürgerliche Gesellschaft übernimmt, und insofern scheint die Belebung und Erholung der industriellen und agrikulturellen Produktionssysteme, die er dadurch erreicht, auf den tönernen Füßen der fortgesetzten Wahrnehmung dieser von ihm auf Pump übernommenen Konsumentenrolle und einer entsprechend fortschreitenden öffentlichen Verschuldung zu ruhen.
Dass die Gesellschaft selbst, die private Bürgerschaft, ihm diese Rolle wieder abnimmt und in sie als in ihre angestammte Obliegenheit zurückfindet, darauf kann er nicht hoffen, da ihm ja in eben dem Maße, wie er sich durch seine stellvertretende Wahrnehmung der Konsumentenfunktion auf die Förderung und Stärkung der industriellen und agrikulturellen Produktionstätigkeit kapriziert, die Mittel fehlen, auf eine dieser Produktionstätigkeit gemäße gesellschaftliche Konsumkraft hinzuwirken, und er letztere also in eben der mangelhaften Beschaffenheit beziehungsweise desolaten Verfassung belassen muss, in der sie sich zuerst als krisenauslösender Faktor beziehungsweise dann als durch die Krise besiegeltes Fatum erwiesen hat. Dem Staat scheint es von daher wie dem stygischen Fährmann zu ergehen: Sobald er sich die Stakstange in die Hand hat drücken lassen und sich vorläufig die Aufgabe, das Boot anzutreiben, zu eigen gemacht hat, stellt sich heraus, dass das ”vorläufig“ vielmehr ein "endgültig“ ist und ihm nichts anderes übrig bleibt, als seine Rolle als Fährmann, sprich, die übernommene Konsumentenfunktion, in alle Ewigkeit wahrzunehmen. Lässt er die Stange fahren und stellt seine Konsumtätigkeit ein, so zeigt sich, dass niemand da ist, der die Stange ergreifen und den Antrieb des Bootes übernehmen könnte, dass, unmetaphorisch gesprochen, die bürgerliche Gesellschaft, die als natürliche Konsumentin ihn ablösen und an seine Stelle treten müsste, nach wie vor zu schwach, unverändert zu arm an Kaufkraft ist, um dieses Amtes walten zu können, und das Boot bleibt auf der Strecke liegen, die durch die staatliche Konsumtätigkeit angetriebenen Produktionssysteme verlieren ihren Schwung und fallen zurück in die krisenbedingt komatöse Lethargie, aus der sie der Staat durch sein konsumtives Engagement vorübergehend geweckt hat.
So plausibel diese Betrachtungsweise anmuten mag, sie übersieht die heilende Wirkung, die modo obliquo der Förderung und Stärkung, die sie der Wertschöpfungsaktivität angedeihen lässt, die staatliche Konsumtätigkeit auf die gesellschaftliche Konsumkraft tatsächlich ausübt. Die Wiederaufnahme industrieller und agrikultureller Produktionsprozesse, die sie provoziert beziehungsweise initiiert, haben ja eine neue beziehungsweise verstärkte Nachfrage nach für die Implementierung der Prozesse erforderlichen Arbeitskräften und deren lohnvertragliche Anstellung zur Folge und führen auf diese Weise zu einer Kräftigung der gesellschaftlichen Konsumkraft. Indem dank der durch das konsumtive Engagement des Staates wieder in Gang kommenden beziehungsweise auf Touren gebrachten kapitalistischen Produktionstätigkeit die Zahl der per Lohnarbeit Beschäftigten steigt und dem Arbeitslosenheer Abbruch tut, steigt nach Maßgabe der vergrößerten Lohnsumme, über die die an Zahl zunehmende Lohnarbeiterschaft verfügt und die sie zu Markte trägt, auch die Konsumkraft, die unabhängig von der Konsumtätigkeit des Staates die Gesellschaft selbst aufzubringen vermag.
So gesehen löst die staatliche Konsumtätigkeit in der Tat eine Art von kapitalistischem Selbstheilungsprozess aus, ein therapeutisches Verfahren, in dessen Verlauf die durch die staatliche Konsumtätigkeit mobilisierte industrielle und agrikulturelle Produktion actu ihrer Mobilisierung eine gesellschaftliche Konsumkraft ins Leben ruft, die dem durch die staatliche Konsumtätigkeit initiierten wirtschaftlichen Erholungswerk Dauer und Nachhaltigkeit zu verleihen verspricht, wo nicht gar mit der Möglichkeit winkt, die staatliche Konsumtätigkeit durch den verstärkten gesellschaftlichen Konsum, der Folge der vermehrten Lohnarbeit ist, die die mittels ersterer auf Touren gebrachten Produktionssysteme rekrutieren, überhaupt überflüssig und zur Gänze substituierbar und somit das, was die Figur des zwangsverpflichteten stygischen Fährmanns eigentlich dementiert, seine Ablösung als Bootsführer durch seinen Fahrgast, am Ende Wirklichkeit werden zu lassen.
Weil alle Wertschöpfung per definitionem ihrer kapitalistischen Natur Mehrwertwertschöpfung ist, bleibt allemal das Problem der Realisierung des Mehrwerts, das weder die bürgerliche Klasse im eigenen Land noch durch Außenhandel zu rekrutierende Konsumentengruppen andernorts zu lösen vermögen und das den Staat zu einer unabsehbaren Fortsetzung seiner Politik des deficit spending zu verdammen scheint. Deshalb rückt eine Sozialpolitik ins Blickfeld der erzliberalistischen USA, die über Maßnahmen zur Sicherung der nackten Existenz und über religiös beziehungsweise philanthropisch motivierte karitative Initiativen hinausgeht.
Allerdings verlangt, näher besehen, diese Version von der heilenden Kraft des deficit spending, die erklärt, warum der amerikanische Staat in seinem Bemühen um wirtschaftliche Erholung letzterem den Vorzug vor steuersenkungspolitischen Maßnahmen gibt, nach einer gravierenden Einschränkung, die sich aus der Tatsache ergibt, dass alle kapitalistischen Wertschöpfungsprozesse ihr A und O, ihren Sinn und Zweck in der Schöpfung von Mehrwert haben. Aus dieser Tatsache nämlich folgt logischerweise, dass alle aus der staatlichen Ankurbelung der industriellen und agrikulturellen Produktionstätigkeit und der Schaffung von Lohnarbeitsplätzen, die damit einhergeht, resultierende Stärkung der gesellschaftlichen Konsumkraft nie und nimmer ausreicht, die vermehrt produzierten Güter und Dienstleistungen ihre gesellschaftlichen Abnehmer alias Verbraucher, sprich, den neu geschöpften Wert seine Vermarktung alias Realisierung finden zu lassen.
Der Wert, den aufgrund der staatlich finanzierten Produktions- und Lieferaufträge das Kapital in Gestalt von Gütern und in Form von Dienstleistungen schöpft, ist stets ein durch die Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft, die konstitutiv für alle Wertschöpfung, alle kapitalprozessuale Hervorbringung ist, vermehrter Wert. Mag deshalb auch die staatlich finanzierte Wertschöpfung noch so viel zusätzliche beziehungsweise neue Lohnarbeitskräfte erheischen und mag der Arbeitslohn, den diese Arbeitskräfte beziehen, noch so sehr der gesellschaftlichen Konsumkraft und ihrer Kapazität, den Wert der geschöpften Güter und Dienstleistungen zu realisieren, aufhelfen, das durch die kapitale Ausbeutung der personalen Arbeitskraft geschöpfte Mehr an Wert, den Mehrwert, kann dieses aus der Ankurbelung der Wertschöpfung durch staatlichen Konsum resultierende Mehr an gesellschaftlicher Konsumkraft nie und nimmer realisieren
Ungeachtet aller der Reduktion der Arbeitslosigkeit und Schaffung neuer beziehungsweise zusätzlicher Arbeitsplätze alias Lohnzahlungsleistungen geschuldeter Selbstheilungseffekte, die die per Pump finanzierte Konsumtätigkeit des Staates, sein deficit spending, auf das sieche Wirtschaftsleben der bürgerlichen Gesellschaft hat, stellt sich mithin das Problem der Realisierung des im Zuge der wirtschaftlichen Erholung, die der staatliche Konsum den kapitalistischen Produktionssystemen ermöglicht, neu geschaffenen Mehrwerts, das Problem mit anderen Worten, dass die wirtschaftliche Erholung zwar die Schaffung von Arbeitsplätzen und mithin eine Stärkung der gesellschaftlichen Konsumkraft impliziert, dass aber jede neue Lohnarbeitskraft nach Maßgabe kapitalistischer Ausbeutung auch ein Mehr an Wert erzeugt, das mit seinem Lohn zu realisieren, dem Träger der Arbeitskraft schlechterdings nicht gegeben ist und für dessen Realisierung es anderer, nicht aus der Lohnarbeit, der es entspringt, resultierender Geldmittel, anderen, nicht bereits in der Wertschöpfung, der es entstammt, implizierten allgemeinen Äquivalents bedarf.
Schließlich ist es grundlegendes Verfahren aller als Kapitalismus firmierenden Verwertung, durch Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft mehr in materialen Gütern und realen Dienstleistungen vergegenständlichte Arbeit, als für die Erhaltung der Arbeitskraft erforderlich, mit anderen Worten, mehr Wert in sächlicher Gestalt als für die Entlohnung der Arbeitskraft in geldlicher Form nötig, zu erzielen und durch Realisierung dieses in sächlicher Gestalt auf den Markt gebrachten Mehrwerts Wert in geldlicher Form, allgemeines Äquivalent, aus noch nicht vom Kapital erschlossener und in den Verwertungszirkel eingeschleuster, nicht bereits im Dienste der Schöpfung von Wert aus Arbeitskraft stehender Quelle aufzutreiben, mittels dessen das Kapital das strategische Ziel, in dem es seine als fixe Idee oder obsessive Bestimmung perennierende Sichselbstgleichheit findet, weiter verfolgen und immer neue, vermehrte beziehungsweise verstärkte Wertschöpfungsprozesse ins Werk setzen kann.
Woher aber soll unter den gegebenen, krisenbedingten Umständen dies für die Realisierung des Mehrwerts erforderliche allgemeine Äquivalent kommen, aus welcher nicht bereits vom Kapital vereinnahmten, nicht bereits seinem Wertschöpfungssystem integrierten Quelle sollen diese das Kapital um den Mehrwert, den es im vorangegangenen Produktionszyklus die menschliche Arbeitskraft hat schöpfen lassen und den es zu dem obsessiven Zweck benötigt, im nächsten Produktionszyklus die menschliche Arbeitskraft wiederum ein Mehr an Mehrwert schöpfen zu lassen, vermehrenden Geldmittel fließen? Die beiden Hauptquellen, denen das Kapital die zur Realisierung des Mehrwerts erforderlichen Geldmittel zu entnehmen gewohnt ist, ist zum einen das in der betreffenden Volkswirtschaft vorhandene private Eigentum in seinen beiden Formen als Grundrente und als Rente, als auf Grund und Boden, Immobilien, mithin auf den Erträgen okkupatorisch-territorialen Reichtums basierendes und als aus wirtschaftlichen Anlagen oder staatlichen Einkünften, investorischen Beteiligungen oder fiskalischen Zuwendungen, also aus den Gewinnen schöpferisch-kapitaler Ausbeutung resultierendes Vermögen. Und zum anderen bilden die Quelle, aus der sich die für die Realisierung des Mehrwerts benötigten Mittel ziehen lassen, die anderen, ausländischen Volkswirtschaften, sofern es gelingt, auf deren Märkten als Anbieter ins Geschäft zu kommen und für die dorthin ausgeführten Güter und Dienstleistungen Konsumenten zu rekrutieren beziehungsweise Konsumkraft zu mobilisieren.
In beiderlei Hinsicht freilich steht es um die Erfolgsaussichten schlecht. Was das für die Realisierung des Mehr an Mehrwert, zu dem die kreditnehmerische Ausgabenpolitik des Staates und die durch sie erreichte Ankurbelung der industriellen und agrikulturellen Wertschöpfung führt, verfügbare private Vermögen betrifft, so hat letzteres durch die Störung und Unterbrechung des zivilen Wirtschaftslebens, die unvermeidliche Folge des militärischen Engagements und Kriegführens sind, und durch die Verschuldung und relative Verarmung, die nicht minder unvermeidlich die Finanzierung der militärischen Aufwendungen und des Kriegführens für große Teile des bürgerlichen Mittelstands, nämlich für dessen untere und mittlere Schichten, mit sich gebracht hat, stark gelitten, und ist der Wohlstand dieser wenn nicht vermögenden, so jedenfalls doch mit privatem Eigentum gesegneten mittelständischen Gruppen wenn nicht überhaupt passé, so jedenfalls doch weit entfernt von dem der Vorkriegszeit.
Zwar gilt das nicht für die als Bourgeoisie figurierenden oberen Riegen der bürgerlichen Klasse der USA, die als Kriegsgewinnler und Konjunkturritter von den florierenden amerikanischen Handelsgeschäften während des Krieges und der wirtschaftlichen Scheinblüte des Nachkriegsjahrzehnts stark profitiert und enorme Vermögen angehäuft haben und die die Krise zwar in ihrer produktiven Potenz, ihrer Fähigkeit zur weiteren Verwertung und Vermehrung dieser ihrer angehäuften Vermögen, nicht aber in ihrer konsumtiven Kapazität, ihrer Möglichkeit, mit den angehäuften Vermögen zu Markte zu gehen und sie zum Kauf von Gütern und Dienstleistungen, notabene als Wertrealisierungsmittel zu nutzen, beeinträchtigt. Aber selbst wenn diese oberen Riegen der bürgerlichen Klasse, diese vermögenden Eliten, ihres im Blick auf die wirtschaftliche Erholung gebotenen Amtes walten und ihre konsumtive Kapazität voll zum Tragen bringen, sind sie doch zu gering an Zahl, zu personell beschränkt, und ist ihr Lebensstandard bereits zu hoch beziehungsweise komplett und dementsprechend ihre Nachfrage zu apart und luxurierend, ist mit anderen Worten ihr Konsum zu wenig generell und extensiv und zu speziell und selektiv, als dass sich von ihnen erwarten ließe, dass sie durch solchen Konsum dem dank staatlichem deficit spending sich wieder mit Gütern und Dienstleistungen füllenden Markt eine ins Gewicht fallende Entlastung bringen und dem Wertrealisierungsgeschäft in einer Weise und einem Maße nachkommen können, die der materialen Beschaffenheit und dem kapitalen Niveau des neu geschöpften Mehrwerts entspricht und Genüge tut.
Ernstlich für die Realisierung des dank staatlichem deficit spending neu geschöpften Mehrwerts nutzbar machen ließe sich das Vermögen dieser oberen Riegen der bürgerlichen Klasse nur mittels seiner Besteuerung, dadurch mit anderen Worten, dass der Staat einen prozentualen Anteil von ihm seinen Eignern auf fiskalischem Weg entzöge, ihn kraft Erhebung einer Vermögenssteuer kassierte, um ihn sozialpolitisch umzuverteilen, ihn anderen, weniger wohlhabenden gesellschaftlichen Gruppen in genere und der mehr oder minder notleidenden lohnarbeitenden Klasse in specie zuzuwenden und so zu Lasten der bloß potenziellen Konsumkapazität der Oberschicht die aktuelle Konsumkraft der mittleren und unteren Gesellschaftsschichten zu stärken. Dies aber verbietet dem Staat systematisch-prinzipiell die oben explizierte Sakrosanktheit des bürgerlichen Privateigentums, die aus der Rolle, die das als persönliche Habe figurierende possessive Eigentum für uno actu die Kaschierung und Legitimierung des produktiven Eigentums und seines kapitalen Ausbeutungsprozesses spielt, resultierende Direktive, dass das bürgerliche Privateigentum als kategoriale Deckadresse für das als Konstitutiv des Kapitalismus firmierende Quidproquo von possessivem und produktivem Eigentum von Staats wegen nie als solches angetastet werden und höchstens und äußersten- alias notfalls in seinem kapitalen Ertrag, in dem, was es ausbeutungsprozessual als Mehrwert abwirft, kurz dem Einkommen nach, besteuert und zur Kasse gebeten werden darf – wobei der Umstand, dass dieser Notfall seit dem Ende des neunzehnten Jahrhunderts zunehmend eintritt und eine umverteilungspolitische Besteuerung der Erträge des produktiven Eigentums alias Kapitals immer unabweislicher, weil für die Erhaltung seines Wertschöpfungssystems und dessen Bewahrung vor einer universalen Wertrealisierungskrise immer unabdingbarer wird, nicht etwa zur Aufweichung jener die Sakrosanktheit des Privateigentums als kategorialem Amalgam betreffenden Direktive, sondern im Gegenteil zu deren Erhärtung, ihrer gewissermaßen reaktionsbildnerischen Bekräftigung führt.
Die Stärke und Verbindlichkeit der mit Verfassungsrang ausgestatteten Direktive, sich nie und nimmer an dem in der Kategorie des Privateigentums sicher aufgehobenen und in der Tat unantastbar gemachten produktiven Eigentum, sondern höchstens und äußerstenfalls an dessen kapitalen Erträgen zu vergreifen, erweist sich einmal mehr und mit wünschenswerter Deutlichkeit in dieser als Weltwirtschaftskrise figurierenden beispiellosen ökonomischen Notsituation. Die ist zwar dramatisch und dringlich genug, um den Staat mit dem 1935 verabschiedeten Wealth Tax Act eine Einkommenssteuer beschließen zu lassen, die mit ihrem Spitzensteuersatz einer Vermögenssteuer nahe kommt, aber doch nicht hinlänglich zwingend und verzweifelt, um den Staat davon abzuhalten, in Befolgung jener Direktive seinen tentativen Angriff aufs Privateigentum actu des Versuchs gleich wieder zu unterlaufen und nämlich durch die Beschränkung dieses Spitzensteuersatzes auf ein absurd hohes Einkommensniveau zum Gespött einer rein symbolischen Geste beziehungsweise eines bloßen Wahlkampfmanövers werden zu lassen.
Zu der systematisch-prinzipiellen Unbereitschaft des Staates, eine Vermögenssteuer zu erheben, kommt noch hinzu, dass er auch praktisch-funktionellen Grund findet, sich nicht am Vermögen der Vermögenden zu vergreifen. Schließlich bildet letzteres einen zentralen Bestandteil, um nicht zu sagen den Grundstock, des als Kapital firmierenden produktiven Eigentums, das sei's direkt, als industrielle Unternehmung, sei's indirekt, als finanzielle Beteiligung, den Wertschöpfungsprozess trägt und betreibt, und angesichts dessen erscheint es als wenig konsequent und zielführend, wenn der Staat einerseits durch seine defizitäre Ausgabenpolitik dem Wertschöpfungsprozess aufzuhelfen und Beine zu machen strebt und andererseits durch eine Vermögenssteuer jener den Wertschöpfungsprozess tragenden und betreibenden kapitalen Substanz am Zeug flickt und Eintrag tut. Nicht weniger aus Gründen seiner praktischen Rolle für das Funktionieren des kapitalen Wertschöpfungsprozesses als aufgrund seiner systematischen Bedeutung für dessen Legitimierung zeigt sich deshalb das bürgerliche Privateigentum selbst noch in seinen extremsten Ausprägungen und massivsten Ansammlungen jeglichem umverteilungspolitischen Zugriff des Staates entzogen und mithin als Quelle zusätzlicher gesellschaftlicher Kaufkraft, die den Mehrwert, für dessen Schöpfung das staatliche deficit spending sorgt, zu realisieren helfen könnte, nicht in Betracht zu kommen.
Entweder weil der Krieg sie in ihren unteren und mittleren Riegen zu sehr geschröpft und um ihren Wohlstand gebracht hat oder aber weil sie in ihren oberen Riegen zwar als Gewinnlerin aus dem Krieg hervorgegangen ist, der Staat aber aus gleichermaßen sozialkontraktiv-eigentumssystematischen und kapitalinvestiv-wachstumspraktischen Gründen ihr Vermögen nicht anzutasten und umverteilungspolitisch nutzbar zu machen wagt, ist die bürgerliche Klasse also gänzlich indisponiert, bei der Realisierung des Mehrwerts, den die defizitäre Haushaltspolitik des Staates zu schöpfen erlaubt und der das Mehr an gesellschaftlicher Kaufkraft, das Folge der durch die defizitäre Haushaltspolitik ermöglichten Schaffung und Ausbeutung neuer Lohnarbeit ist, per definitionem des kapitalistischen Wertschöpfungsmechanismus überfordert, Hilfestellung zu leisten, geschweige denn sich an ihr entscheidend zu beteiligen.
Scheidet demnach das bürgerliche Vermögen im eigenen Land als Quelle für die Realisierung des durch die staatliche Ankurbelung des Wertschöpfungsprozesses neu geschöpften und das Mehr an gesellschaftlicher Kaufkraft, das aus der Ankurbelung des Wertschöpfungsprozesses als solcher resultiert, allemal überfordernden Mehrwerts aus, so bleibt als Alternative nur das im Ausland verfügbare konsumtive Vermögen, die in den anderen Volkswirtschaften vorhandene und durch kommerziellen Austausch mit ihnen mobilisierbare gesellschaftliche Kaufkraft. Wie indes oben bereits ausgeführt, ist es um diese anderen Volkswirtschaften so schlecht bestellt und sind insbesondere die Haupthandelspartner der USA, die europäischen Nationen, infolge des Krieges und ihrer kriegsbedingten Verschuldung so sehr verarmt und hinsichtlich ihrer konsumtiven Kapazität auf den Hund gekommen, ist deshalb die Aufnahmefähigkeit ihrer Märkte für amerikanische Waren derart gering und beschränkt und sind sie ihrerseits um ihrer wirtschaftlichen Erholung und der darin implizierten Wiedergewinnung eines gewissen Maßes an Konsumkapazität willen so sehr darauf angewiesen und erpicht, ihrerseits Waren in den amerikanischen Wirtschaftsraum zu exportieren und sich durch Partizipation an der Konsumkraft der USA zu sanieren, dass sich vom Außenhandel insgesamt im Blick auf die inländischen Wertrealisierungsgebrechen keinerlei palliativer, geschweige denn therapeutischer Effekt erhoffen und im Gegenteil höchstens erwarten lässt, dass er die bestehenden Wertrealisierungsprobleme noch verschärft und den Staat zu protektionistischen oder subventionistischen Maßnahmen nötigt, die entweder, in ersterem Fall, entsprechende Schutz- und Abwehrmaßnahmen der anderen Volkswirtschaften provozieren und das Exportgeschäft noch schwieriger beziehungsweise unergiebiger machen oder, in letzterem Fall, den Staat durch die direkten und indirekten Finanzierungshilfen, die er dem heimischen Kapital leisten muss, damit es sich gegen die ausländische Konkurrenz zu behaupten vermag, noch rascher und tiefer in die Verschuldung treiben.
Weder von den landeseigenen, vormals oder nach wie vor vermögenden bürgerlichen Gruppen noch von den ausländischen Volkswirtschaften und ihrer durch den Krieg gebeutelten Konsumkraft lässt sich also rebus sic stantibus die Realisierung des im Zuge der wirtschaftlichen Erholung, zu der das staatliche deficit spending die Basis liefert, neu geschöpften Mehrwerts erwarten, und so bleibt dem Staat, wenn er das durch seine defizitäre Haushaltspolitik entfachte industrielle und agrikulturelle Produktionsfeuer am Leben und in Gang halten und sicherstellen will, dass es von Dauer ist und Nachhaltigkeit beweist und sich nicht als Strohfeuer entpuppt, gar nichts anderes übrig, als diese seine defizitäre Haushaltspolitik fortzusetzen und sich weiterhin direkt oder indirekt, durch eigenen Konsum oder durch Unterstützung und Förderung gesellschaftlicher Kaufkraft, im Wertrealisierungsgeschäft zu engagieren, für Nachfrage auf dem Markt zu sorgen. Von daher gesehen, geht also die im Bild vom stygischen Fährmann, der in der Konsequenz des Fahrdienstes, den er leistet, den Stab an seine Fahrgäste weiterzureichen und sich aus dem Fahrgeschäft zurückzuziehen vermag, beschworene Strategie nicht auf, und findet sich der Staat für den realen Fortgang und kapitalen Erfolg des Wertschöpfungsprozesses, den er anstößt und auf Touren bringt, allemal mitverantwortlich und immer weiter zuständig.
Es gelingt ihm zwar, durch das als defizitäre Haushaltspolitik funktionierende Belebungsmittel, das er anwendet, neue gesellschaftliche Kaufkraft in Gestalt eines größeren Lohnaufkommens zu induzieren und insofern auf eine Reduktion des eigenen konsumtiven Engagements hinzuwirken, aber so gewiss die Induktion eines vergrößerten Lohnaufkommens die Kreation eines von den Lohnempfängern definitionsgemäß nicht zu realisierenden Mehr an Mehrwert impliziert und so gewiss unter den krisenbedingt gegebenen Umständen weder die landeseigene Konsumentenklasse noch durch den Außenhandel zu rekrutierende Konsumenten anderer Volkswirtschaften kapazitiert sind beziehungsweise zur Verfügung stehen, dieses Mehr an Mehrwert einzulösen, so gewiss ist der Staat gehalten, die Aufgabe des direkt oder indirekt, kraft eigenen Konsums oder mittels Förderung des gesellschaftlichen Konsums wirksamen Wertrealisierers weiterhin beizubehalten und um deswillen an seiner Politik des deficit spending festzuhalten. Damit freilich gerät er mit seinem Haushalt immer tiefer in die roten Zahlen und lässt die Eitelkeit der Hoffnung offenbar werden, die er mit der defizitären Haushaltspolitik und dem in ihr gründenden Konsum auf Pump eigentlich verknüpft – dass sich dadurch nämlich ein kapitaler Wertschöpfungsprozess in Gang setzen lässt, der durch die gesellschaftliche Kaufkraft, die er generiert, zu einer selbsttragenden, weil in eigener Regie für eine dem produktiven Angebot gemäße konsumtive Nachfrage sorgenden Veranstaltung avanciert und ihm, dem Staat, am Ende erlaubt, sich als der Mohr, der seine Schuldigkeit getan hat, oder, um im obigen Bild zu bleiben, als der Fährmann, der das Ufer erreicht hat, aus dem von ihm angeschobenen Kapitalprozess wieder zurückzuziehen und sich gar von dessen Unternehmern seine Anschubfinanzierung vergüten alias zurückerstatten zu lassen.
Nicht anders als die Steuersenkungspolitik, auf die als Mittel zur wirtschaftlichen Belebung der Staat wohlweislich verzichtet, resultiert also auch die defizitäre Haushaltspolitik, auf die er setzt, ungeachtet oder, wenn man so will, unbeschadet des Moments von Eigendynamik, das sie dem volkswirtschaftlichen Geschehen vindiziert, in einer fortschreitenden Staatsverschuldung, die, weil keinerlei Aussicht auf eine Tilgung der Schulden aus dem hinlänglich ergiebigen Steueraufkommen eines sich wieder der staatlichen Krücken entledigenden und auf eigene Beine stellenden, kurz, selbsttragenden kapitalen Verwertungsprozesses besteht, letztlich in den Staatsbankrott führt. Will der Staat den drohenden Bankrott verhindern oder ihm jedenfalls entgegenwirken, so muss er alles tun, um die ihm durch das deficit spending, zu dessen Beibehaltung ihn die dem Wertschöpfungssystem aufstoßenden Wertrealisierungsprobleme nötigen, aufgezwungene Verschuldung einzudämmen beziehungsweise in Schranken zu halten, was bedeutet, dass er sich um andere Finanzierungsquellen als die auf den Kapitalmarkt rekurrierende Kreditaufnahme bemühen muss. Mit dem volkswirtschaftlichen Verantwortungsbewusstsein und finanzpolitischen Augenmaß, das er bereits mit seiner Entscheidung gegen gesellschaftliche Steuersenkungen und für staatliche Ausgabenerhöhungen beweist, tut der amerikanische Staat das auch, indem er etwa die Einkommenssteuersätze erhöht, Renten- und Pensionskürzungen vornimmt und zu guter Letzt eine Körperschaftssteuer einführt und erhebt.
Damit erschließt der Staat sich zwar neue fiskalische Einnahmequellen, die ihm in der Tat erlauben, der Kreditaufnahme, zu der ihn seine defizitäre Haushaltspolitik zwingt, Schranken zu setzen und so seine konsumtive Wirtschaftsbelebungsstrategie beizubehalten, ohne durch sie auf kürzestem Weg in den Bankrott getrieben zu werden. Weil aber diese staatlichen Einnahmen sich aus dem privaten Vermögen der bürgerlichen Gesellschaft, genauer gesagt, aus den Einkünften der aus natürlichen und juristischen Personen kombinierten Mitgliedschaft der bürgerlichen Klasse speisen, weil also der Staat mit diesen Einnahmen die Kaufkraft der letzteren anzapft und entsprechend schwächt, erweist sich diese seine Mittelbeschaffungsmethode als zweischneidiges Schwert und erkauft er sich nämlich die Verlängerung seiner wirtschaftsbelebenden Konsumentenrolle und Abwendung der ihm aus ihr erwachsenden Bankrottdrohung durch eine Verschärfung eben der gesellschaftlichen Wertrealisierungsprobleme, deren er mit seiner Konsumentenrolle Herr zu werden sucht. Die Finanzmittel, die er sich durch Steuererhöhungen beschafft, um seine Konsumentenrolle länger und gefahrloser wahrnehmen zu können, gehen, eben weil er sie sich durch eine stärkere Besteuerung der Bürger beschafft, auf Kosten der gesellschaftlichen Konsumkraft, womit er deren Ungenügen, das er durch seine Konsumentenrolle doch eigentlich zu kompensieren sucht, verstärkt und sich bei Strafe eines dem Mangel an Wertrealisierung geschuldeten Einbruchs der Wertschöpfung zu weiteren, wiederum defizitären, auf Borg zu unternehmenden Kreditanstrengungen genötigt findet. Von daher gesehen, läuft die Mittelbeschaffung durch Steuererhöhungen auf eine Spiegelfechterei hinaus, die den Staat mit der anderen Hand verlieren lässt, was er mit der einen gewinnt, auf ein Hin und Her zwischen staatlicher Verschuldung und gesellschaftlicher Verarmung, das zur Lösung des zentralen Problems, des Problems der Realisierung des Mehrwerts, den das durch die staatliche Konsumentenrolle wieder in Gang gebrachte Wertschöpfungssystem mittels Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft schöpft, nicht das Geringste beiträgt.
Zur wenn auch mitnichten Lösung, so immerhin doch Entschärfung des Mehrwertrealisierungsproblems steht dem amerikanischen Staat indes noch ein weiteres Mittel zu Gebote, und zu ihm nimmt er in der als die zweite Phase seiner Wirtschaftsbelebungspolitik erscheinenden letzten Hälfte der dreißiger Jahre mit einiger Konsequenz seine Zuflucht. Es ergibt sich für ihn aus seiner im Vergleich mit den europäischen Staaten markanten sozialpolitischen Rückständigkeit, aus der Tatsache mit anderen Worten, dass die Vereinigten Staaten von Amerika noch so gut wie gar nicht über das als umverteilungspolitisches Repertoire wirksame sozialpolitische Steuerungsinstrumentarium verfügen, das die europäischen Nationen, der Not ihrer produktivkraftbedingt chronischen Absatzkrisen gehorchend, seit dem Ende des neunzehnten Jahrhunderts ausbilden und zur Anwendung bringen.
Wie gezeigt, verleihen die spezifischen geographischen und demographischen Bedingungen, denen die kapitalistische Entwicklung der USA in den vorangegangenen beiden Jahrhunderten unterliegt, insonderheit der anhaltende Zuwandererstrom aus Europa, die der Landnahme offen stehenden Siedlungsgebiete im Westen des Kontinents und die daran nahtlos anknüpfende wirtschaftsimperialistische Erschließung Mittel- und Südamerikas und des pazifischen Raumes, dieser Entwicklung ein solches Maß an sowohl Kontinuität als auch Dynamik, dass ökonomische Nöte und Krisen und soziale Verwerfungen und Konflikte, wie sie die europäischen Nationen erleben, wenn nicht überhaupt dem Land erspart bleiben, so es jedenfalls doch nur in entschieden abgeschwächter Form beziehungsweise mit vergleichsweise passagerem Effekt heimsuchen. Und das hat zur Folge, dass der Staat auf Einflussnahmen auf und Hilfestellungen für den Ablauf und Fortgang des Kapitalprozesses weitgehend verzichten und einem extremen Liberalismus frönen, sprich, das volkswirtschaftliche Geschehen, sich als Akteur und sozialpolitischer Mitwirker aus ihm heraushaltend und höchstens und nur als Requisiteur und infrastruktureller Bereitsteller zu ihm beitragend, seinem quasi naturwüchsigen Wachstum und den seiner Verfahrenslogik gemäßen Selbstregulierungsmechanismen überlassen kann.
Mit der aus dem Ungleichgewicht der zivilwirtschaftlichen Erholung nach dem Weltkrieg, dem Missverhältnis von Produktionsleistung und Konsumtionskraft, von industriellem Angebot und kommerzieller Nachfrage, resultierenden Weltwirtschaftskrise freilich stößt das bis dahin vom amerikanischen Staat praktizierte ökonomische Laissez-faire offenkundig an die Grenzen seiner Praktikabilität. Angesichts der Massenarbeitslosigkeit und der die arbeitslosen Massen heimsuchenden Mittellosigkeit und akuten Lebensnot, zu der die dem Ausmaß der kommerziellen Wertrealisierungskrise geschuldete gravierende Störung und Stockung des industriellen und agrikulturellen Wertschöpfungsprozesses führt – angesichts dieser ebenso akuten wie jähen Mittellosigkeit und Not der lohnarbeitenden Massen bleibt dem amerikanischen Staat gar nichts anderes übrig, als seine Laissez-faire-Haltung aufzugeben und sich ökonomisch zu engagieren. Und dies umso entschiedener, als eben wegen des für sein politisches Handeln bis dahin charakteristischen Mangels an sozialpolitischer Initiative im Allgemeinen und umverteilungspolitischen Instrumenten im Besonderen die der Massenarbeitslosigkeit entspringende materiale Mittellosigkeit und soziale Not ungebremst und mit voller Wucht durchschlägt und, anders als in den europäischen Staaten, wo Vorkehrungen wie Mindestlöhne und Arbeitszeitbegrenzungen, gewerkschaftliche Organisationen und Hilfsvereine, Arbeitslosen- und Krankenversicherungen den um ihren Arbeitsplatz Bangenden beziehungsweise außer Lohn und Brot Gesetzten ein Mindestmaß an rechtlichem Schutz beziehungsweise Existenzsicherung bieten, die Betroffenen in der Tat um alle materiale Subsistenz bringt und mit dem sozialen Nichts konfrontiert.
Will der amerikanische Staat verhindern, dass die Haltlosigkeit und Verzweiflung der ohne Netz und doppelten Boden dem materialen Verderben Preisgegebenen und ins soziale Nichts Stürzenden in sei's den gesellschaftlichen Zusammenhalt sprengende revolutionäre Gewalt, sei's die bürgerliche Ordnung unterminierende kriminelle Energie umschlägt, so muss er seinen bis dahin kultivierten Laissez-faire-Liberalismus umgehend in die Revision schicken und die soziale Verantwortung und kommunale Rücksicht beweisen, die die Industriestaaten Europas – wie auch immer motiviert durch dem Eigeninteresse entspringendes ökonomisches Kalkül, durch ihre an die Quadratur des Kreises gemahnende Absicht nämlich, das kapitalistische Produktionssystem betriebsfähig zu erhalten und zugleich die bürgerliche Gesellschaft vor den selbstzerstörerischen Implikationen seines Betriebes zu bewahren – schon seit einigen Jahrzehnten an den Tag legen. Die sozialpolitischen Maßnahmen, die der Staat ergreift, entsprechen der Dringlichkeit der Situation: Es sind die karitativen Nothilfen, finanziellen Unterstützungen und öffentlichen Arbeitsbeschaffungsprogramme, mit denen der Staat der auf die Straße geworfenen Industriearbeiterschaft und den vom Konkurs und Verlust ihrer Farmen heimgesuchten Landwirten beispringen und das Subsistenzminimum beziehungsweise Überleben sichern muss.
Erst im Anschluss an diese auf die Sicherung der nackten Existenz des Lohnarbeiterkollektivs zielenden karitativen Nothilfen und arbeitspolitischen Sofortmaßnahmen und auf deren Grundlage kann dann der Staat den beschriebenen Ausweg aus der Krise suchen und jene defizitäre Haushaltspolitik betreiben, die ihm erlaubt, höchstpersönlich als Konsument auf dem Markt in Erscheinung zu treten und für eine Kompensation oder jedenfalls Reduktion des Mangels an gesellschaftlicher Konsumkraft zu sorgen. Kraft deficit spending kann er die kapitalistische Privatwirtschaft mit Produktionsaufträgen beziehungsweise Unterstützungsleistungen versehen, kann er Wertschöpfungsprozesse kommissionieren und finanzieren, die geeignet sind, dem am Boden liegenden Wertschöpfungssystem wieder auf die Beine zu helfen und es erneut in Gang, wo nicht gar in Schwung zu bringen. Und das, weil ja das Wertschöpfungssystem in dem Maße, wie es wieder in Schwung kommt, Arbeitskräfte in Lohn und Brot setzt und mithin gesellschaftliche Konsumkraft generiert, kann er in der Hoffnung tun, durch seine defizitäre Konsumtätigkeit dem System soviel Eigendynamik und selbstläuferische Energie, soviel selbsttragenden Impetus zu vindizieren, dass am Ende seine konsumtive Intervention, er in seiner Rolle als die mangelhafte gesellschaftliche Konsumkraft substituierender Großkonsument, überflüssig wird und er, wenn auch vielleicht nicht seinen defizitären Etat wieder in Ordnung zu bringen und die Schulden, die er um seines stellvertretenden Konsums willen angehäuft hat, sich vom Kapital auf fiskalischem und taxalischem Weg tilgen zu lassen vermag, so zumindest doch in der Lage ist, sich aus der Funktion als konsumtiver Substitut zurückzuziehen und, statt seinen Haushalt in den Dienst ökonomischer, die kapitale Kontinuität der bürgerlichen Gesellschaft begründender Interessen zu stellen, ihn wieder auf die Wahrnehmung politischer, die soziale Integrität des Gemeinwesens, als das die bürgerliche Gesellschaft sich behauptet, beschwörender Aufgaben zu beschränken.
Allerdings ist, wie gesagt, die Hoffnung des Staats auf eine durch sein ökonomisches Engagement zu guter Letzt zu erwirkende Dispensation von eben diesem Engagement definitiv eitel, weil mit der systematischen Unausweichlichkeit eines Wertschöpfungssystems, das sich als Ausbeutungsmechanismus konstituiert, die Konsumkraft, die das wertschöpferisch in Schwung gebrachte Kapital in Form von Arbeitslohn generiert, hinter der Produktionsleistung, die es in Gestalt von Gütern und Dienstleistungen erbringt, um eben den Mehrwert zurückbleibt, dessen Schöpfung das als Ausbeutungsmechanismus konstituierte Wertschöpfungssystem bezweckt, und weil unter den Umständen der der Realisierung dieses Mehrwerts außen- nicht weniger als binnenwirtschaftlich begegnenden Widrigkeiten er, der Staat, sich bei Strafe des Erlahmens des Wertschöpfungsdrangs, den er mittels deficit spending geweckt hat, immer wieder gezwungen sieht, jene Wertrealisierungslücke, die mit ausbeutungslogischer Notwendigkeit zwischen wirtschaftlicher Produktionsleistung und gesellschaftlicher Konsumkraft qua Mehrwert aufreißt und klafft, aus eigener, mittels neuerlichem deficit spending aufzubringender Konsumkraft zu schließen, sich also immer weiter als in die Bresche des zu wünschen übrig lassenden gesellschaftlichen Konsums springender staatlicher Konsument zu beweisen und zu bewähren.
Weit entfernt davon, sich aus dem Wertrealisierungsgeschäft, in das er zwecks Ankurbelung des Wertschöpfungsprozesses einsteigt, wieder zurückziehen zu können, von einer Rückerstattung der auf Pump gemachten Auslagen, die ihn das kostet, ganz zu schweigen, zeigt sich demnach der Staat aufgrund der für den Wertschöpfungsprozess konstitutiven, weil systemeigenen, in der Ausbeutungsstruktur des Wertschöpfungssystems als solcher beschlossenen Diskrepanz zwischen Wertschöpfungsleistung und Wertrealisierungskapazität unter den gegebenen Umständen mangelhafter binnenwirtschaftlicher und unzulänglicher außenwirtschaftlicher Konsumkraft dazu verdammt, im Wertrealisierungsgeschäft unabsehbar engagiert zu bleiben und mithin seine defizitäre Haushaltspolitik um des Funktionierens des die Volkswirtschaft tragenden Wertschöpfungsprozesses willen bis zum bitteren Ende seiner Zahlungsunfähigkeit, seines finanziellen Bankrotts, fortzusetzen.
Und dazu zeigt er sich umso nachdrücklicher und in der Tat unabweislicher verurteilt, als der wieder in Schwung gebrachte Wertschöpfungsprozess ja nach dem alten, liberalistischen, durch keine oder minimale staatliche Lenkungsanstrengungen modifizierten Schema verläuft, was bedeutet, dass entsprechend der krisenbedingten Überfüllung des Arbeitsmarkts die die gesellschaftliche Konsumkraft zu stärken bestimmte Erhöhung der Lohnsumme, die Folge der dem wirtschaftlichen Aufschwung geschuldeten Schaffung neuer Arbeitsplätze ist, bescheiden ausfällt. Weil unter den Bedingungen der durch die Krise hervorgerufenen Massenarbeitslosigkeit ein Überangebot an Arbeitskräften herrscht, führt das weitgehend den Selbstregulierungsmechanismen des Marktes im Allgemeinen und dem Wechselspiel von Angebot und Nachfrage im Besonderen überlassene ökonomische Geschehen zu einem Konkurrenzdruck auf dem Arbeitsmarkt, der niedrige Lohnniveaus alias eine hohe Ausbeutungsrate erzwingt, der mit anderen Worten dafür sorgt, dass bei dem in Gestalt von Gütern und in Form von Dienstleistungen geschöpften Wert die Schere zwischen dem Anteil, den die Lohnarbeiterschaft mittels ihrer Löhne zu realisieren vermag, und dem Teil, der als Mehrwert dem Kapital zufällt und für dessen Realisierung das Kapital auf andere Geldquellen, auf nicht bereits in seinem eigenen Wertschöpfungssystem zirkulierende finanzielle Ressourcen angewiesen ist, weiter auseinanderklafft, als im Sinne der Stärkung der gesellschaftlichen Konsumkraft, die der Staat sich von seiner defizitären Haushaltspolitik modo obliquo erhofft, wünschenswert.
In dem Maße wie die Marktgesetze, die der Staat bislang liberalistisch walten, die kommerziellen Regularien, die er in Laissez-faire-Manier gewähren lässt, ihre Wirkung tun und in den wieder in Gang gebrachten industriellen und agrikulturellen Wertschöpfungsprozessen für niedrige Arbeitslöhne und entsprechend hohe Mehrwertraten sorgen, hintertreiben beziehungsweise durchkreuzen sie die Hoffnung auf eine mittels defizitärer Haushaltspolitik initiierte, von Staats wegen in die Wege geleitete Selbstheilung des Wertschöpfungssystems und zwingen unter den krisenbedingt widrigen Umständen der kommerziellen Absatzprobleme drinnen und draußen den Staat zu einer Ausweitung und Verstärkung seines deficit spending, statt dass sie ihm erlaubten, sich aus dem notgedrungen übernommenen ökonomischen Geschäft wieder zurückzuziehen und auf sein herkömmlich wahrgenommenes politisches Amt zu konzentrieren. Sie tun das – es sei denn der Staat gibt den schrankenlosen ökonomischen Liberalismus, dem er bis dahin gehuldigt hat, auf und rückt eben jenen Marktgesetzen, die er frei hat schalten und walten lassen, dirigierend zu Leibe, flickt ihnen nach dem Muster der von den europäischen Staaten seit Ausgang des neunzehnten Jahrhunderts ergriffenen direkten und indirekten umverteilungspolitischen Maßnahmen korrigierend am Zeug. Indem er sich hierzu versteht, indem er durch arbeitsrechtliche, sozialversicherungsgesetzliche und organisationspraktische Initiativen in die Bedingungen des industriellen und agrikulturellen Wertschöpfungsprozesses eingreift und Einfluss auf dessen Verlauf und Erfolg nimmt, erschließt ihm das eben wegen des bis dahin eklatanten Fehlens jeglicher staatlichen Intervention und Einflussnahme ein weites Betätigungsfeld, ein quasi jungfräuliches Areal, dessen Beackerung und Bestellung mit durchschlagenden Effekten und nachhaltigen Resultaten aufzuwarten und nämlich nicht nur negativ die durch Marktgesetze, die Narrenfreiheit genießen, provozierte Verschärfung des Mehrwertrealisierungsproblems zu verhindern, sondern mehr noch positiv zur Verringerung eben jenes Problems, sprich, zur Verkleinerung der Lücke zwischen dem mittels Lohnsumme einzulösenden und dem für seine Einlösung auf andere Quellen allgemeinen Äquivalents angewiesenen Teil des neu geschöpften Werts beizutragen vermag.
Anders als die Umverteilungspolitik europäischer Provenienz reagiert die amerikanische nicht auf ein das Wertschöpfungssystem mit dem Zusammenbruch bedrohende Wertrealisierungskrise, sondern auf einen Zusammenbruch, den die Wertrealisierungskrise tatsächlich heraufbeschworen hat. Die Rede von einem New Deal ist deshalb hier irreführend. Dem intervenierenden Staat geht es primär nicht um sozialpolitische Umverteilung, sondern um eine den Zusammenbruch zu überwinden bestimmte Wiederbelebung des Wertschöpfungsprozesses. Die sozialpolitischen Maßnahmen dienen dabei nur dem Zweck, den Marktgesetzen Paroli zu bieten, die die staatlichen Wiederbelebungsbemühungen zu konterkarieren geeignet sind.
Angesichts der zusätzlichen Beschwer, die die dem liberalistischen Herkommen gemäß frei zur Anwendung kommenden Marktgesetze seinem simultanen Bemühen um Ankurbelung des Wertschöpfungsprozesses und Belebung des Wertrealisierungsgeschäfts bereiten, angesichts der kontraproduktiven Wirkung, die sie auf den angestrebten Ausgleich zwischen wirtschaftlichem Angebot und gesellschaftlicher Nachfrage ausüben, wirft sich deshalb der amerikanische Staat seit Mitte der dreißiger Jahre auf jenes bis dahin von ihm weitgehend unbeackert gelassene sozialpolitische Betätigungsfeld und konzentriert sich darauf, durch umverteilungspolitische Maßnahmen nach europäischem Vorbild den Arbeitsmarktgesetzen als solchen und frei waltenden in die Parade zu fahren, um nicht nur negativ-korrigierend der ihnen geschuldeten Verschärfung der gesellschaftlichen Kaufkraftprobleme entgegenzuwirken, sondern mehr noch positiv-amendierend einen Beitrag zu deren Lösung zu erbringen. In der zweiten Hälfte der dreißiger Jahre, die sich als zweite Phase der Bemühungen um die Überwindung des Lähmungszustandes, in den die weltweite Absatzkrise die industriellen und agrikulturellen Verwertungssysteme der USA gestürzt hat, betrachten lässt, führt der amerikanische Staat gesetzliche Mindestlöhne ein, schafft durch den Auf- und Ausbau von in einzelnen Bundesstaaten bereits ansatzweise vorhandenen Renten- und Arbeitslosenversicherungen ein landesweit verbindliches Sozialversicherungssystem und legalisiert die bis dahin ohne öffentliche Anerkennung um Arbeitsrechte ringenden und in entsprechend gewaltsame Auseinandersetzungen mit den Unternehmern verstrickten Gewerkschaften, räumt ihnen das Organisations- und Streikrecht ein, bietet ihren Mitgliedern rechtlichen Schutz vor Entlassung wegen gewerkschaftlicher Zugehörigkeit und legt so den Grund für eine direkte, tarifpolitisch erkämpfte, und indirekte, versicherungssystematisch durchgesetzte, Verbesserung der finanziellen Situation der Lohnarbeiterschaft, die letzterer in der Tat mehr subsistenzielle Kapazität alias Konsumkraft verleiht und eine entsprechend verstärkte Beteiligung am Wertrealisierungsgeschäft ermöglicht und damit denn aber die Differenz zwischen dem als Arbeitslohn auf die Arbeitskraft entfallenden und dem als Mehrwert dem Kapital verbleibenden Teil des geschöpften Werts zu verringern und die unter Bedingungen der für die Krise verantwortlichen binnen- und außenwirtschaftlichen Absatzschwäche virulenten Probleme, den Mehrwert zu realisieren, entsprechend zu entschärfen dient.
Unter dem Eindruck, dass die von ihm per deficit spending angewandte Strategie zur Wiederbelebung und Ankurbelung der durch die weltweite Absatzkrise gelähmten industriellen und agrikulturellen Wertschöpfungsprozesse in puncto des indirekten Effekts, den er damit zu erzielen erhofft, in puncto nämlich der in der Ankurbelung der Produktionstätigkeit qua Schaffung neuer Arbeitsplätze implizierten Stärkung der gesellschaftlichen Konsumkraft, durch die frei waltenden Marktgesetze durchkreuzt und zunichte gemacht wird – unter dem Eindruck dieser kontraproduktiven Entwicklung ergreift der amerikanische Staat nun also jene an europäischen Vorbildern orientierten umverteilungspolitischen, auf die Verbesserung der materialen Lage und sozialen Stellung der Lohnarbeiterschaft abgestellten Maßnahmen, die der staatlichen Intervention, ungeachtet dessen, dass diese sozialpolitische Komponente nur einen Teil des dirigistischen Gesamtpakets, nur ein korrektives und insofern sekundäres Moment ihrer primär dem Funktionieren des Wertschöpfungsbetriebs geltenden Stoßrichtung darstellt, das Label eines New Deal eingetragen haben, das Etikett einer quasirevolutionären staatlichen Motion, die den bürgerlichen Gesellschaftsvertrag auf eine neue Grundlage zu stellen beansprucht, indem sie das durch ihn definierte Klassenverhältnis, die durch ihn fixierte materiale Ressourcenzuweisung und soziale Machtverteilung zwischen Kapitalfraktion und Lohnarbeiterschaft, einer Revision und Moderation unterzieht.
Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass für die Gesellschaft der Vereinigten Staaten von Amerika jene sozialpolitische Motion ein weitgehendes Novum darstellt, dass der amerikanische Staat sich mit seinen umverteilungspolitischen Initiativen auf ein Neuland begibt, das bis dahin ein durch sein wirtschaftliches Laissez-faire-Kredo anathematisiertes, durch seinen Wirtschaftsliberalismus tabuisiertes Terrain darstellt, mag diese perspektivische Verzerrung, die der sozialpolitischen Komponente eine namengebend zentrale Bedeutung für die gesamte staatliche Intervention beimisst, verständlich erscheinen. Das ändert aber nichts daran, dass in Anbetracht der Hauptzielrichtung der staatlichen Intervention, in Ansehung der mittels defizitärer Haushaltspolitik betriebenen Ankurbelung der industriellen und agrikulturellen Wertschöpfungsprozesse, jene umverteilungspolitischen Initiativen, weit entfernt von aller konstitutiven Funktion oder tragenden Rolle im Drama der wirtschaftlichen Erholung, nur eine die staatliche Therapie flankierende Maßnahme oder unterstützende Aktion bilden. Es ändert mit anderen Worten nichts daran, dass die Umverteilungspolitik, die der amerikanische Staat in Anlehnung an europäische Vorbilder adoptiert, im Wesentlichen nur dem negativen Zweck dient, die Durchkreuzung und Vereitelung der in der Ankurbelung des Wertschöpfungsprozesses qua Schaffung neuer Lohnarbeitsplätze implizierten Stärkung der gesellschaftlichen Konsumkraft durch die frei schaltenden und ungehemmt waltenden Marktgesetze ihrerseits zu konterkarieren und zu neutralisieren und dafür zu sorgen, dass jener in der staatlichen Förderung der Wertschöpfung implizierte indirekte Effekt einer Verbesserung der gesellschaftlichen Wertrealisierungskapazität sich voll und ungeschmälert zur Geltung bringen kann.
Die umverteilungspolitischen Maßnahmen, zu denen der amerikanische Staat in seiner Not greift, taugen also im Wesentlichen nur dazu, eine durch das freie Wirken der Marktgesetze heraufbeschworene und die Verbesserung der gesellschaftlichen Konsumkraft, die sich der Staat von seiner Wirtschaftsförderungspolitik erhofft, zunichte machende Verschlechterung der arbeiterschaftlichen Lohn- und Subsistenzniveaus aufzufangen und abzuwenden, sind hingegen weit entfernt davon, die Handhabe für eine Lösung des Mehrwertrealisierungsproblems zu bieten, das der Mangel an krisenbedingter binnenwirtschaftlich-bürgerlicher und außenwirtschaftlich-fremdländischer Kaufkraft heraufbeschwört und das den Staat zum Schicksal des ewigen stygischen Fährmanns, des die konsumtive Rolle, die er mittels defizitärer Haushaltspolitik ersatzweise übernimmt, nicht mehr loswerdenden Dummen alias Angeschmierten verdammt.
Mehrwert zu schöpfen ist ja der aus Sicht des Kapitals, des Demiurgen des Wertschöpfungssystems, einzige Sinn und alleinige Zweck der für die Wertschöpfung rekrutierten Lohnarbeiterschaft, und weil letztere diesen Mehrwert per definitionem dessen, dass es sich bei ihm um Mehrwert handelt, nicht als Wert zu realisieren, den Teil der materialen Güter und realen Dienstleistungen, die ihn verkörpern, mit dem ihr für ihre Wertschöpfungsarbeit überlassenen allgemeinen Äquivalent, ihrem Lohn, nicht auf dem Markt zu erstehen und einzulösen vermag, bleibt das Kapital für die Realisierung dieses Mehrwerts allemal auf allgemeines Äquivalent aus anderen Quellen als dem eigenen Kreislauf, auf nicht schon beziehungsweise nicht mehr in seinem Verwertungssystem zirkulierendes Geld angewiesen, und bleibt also allemal eine finanzielle Lücke, eine Differenz zwischen geschöpftem Wert und für dessen Realisierung verfügbarem allgemeinem Äquivalent, die keine staatliche Umverteilungspolitik zu schließen beziehungsweise auszugleichen vermag.
Jedenfalls ist im Gewahrsam der systematischen Logik des Kapitals und seines Wertschöpfungssystems dieser Ausgleich der Differenz zwischen durch das System geschöpftem Wert und vom System für dessen Realisierung bereitgestelltem allgemeinem Äquivalent definitiv ausgeschlossen. In Befolgung einer von der Logik des Kapitals abstrahierenden empirischen Pragmatik wäre es allerdings dem Staat ohne weiteres möglich, durch umverteilungspolitische Maßnahmen die Lücke zu schließen. Dafür müsste er nichts weiter tun, als seine Maßnahmen so zu konzipieren und zu gestalten, dass ein dem geschöpften Mehrwert vollumfänglich entsprechendes Quantum allgemeinen Äquivalents aus dem Fundus des Kapitals in die Hände der Lohnarbeiterschaft überführt und damit letztere in die Lage versetzt würde, zu Markte zu gehen und den geschöpften Mehrwert vollumfänglich zu realisieren alias konsumtiv einzulösen.
Damit freilich würde der Mehrwert aufhören, Mehrwert zu sein, und sich aus Investitionsvermögen, aus einer dem Kapital zufallenden und von ihm für den weiteren Ausbau seines Wertschöpfungssystems einsetzbaren Ressource, in Subsistenzmittel, in ein der Arbeitskraft oder vielmehr dessen menschlichen Trägern zustehendes und von ihnen für ihren Lebensunterhalt zu gebrauchendes Aliment verwandeln beziehungsweise – da ja die letzteren die Schöpfer des Mehrwerts sind und auf ihn einen, wenn nicht systematisch, so doch genetisch begründeten Anspruch erheben können – zurückverwandeln. Und dieses mittels Umverteilungspolitik effektuierte Verschwinden des Mehrwerts, diese Aufhebung der für das Wertschöpfungssystem konstitutiven Zweiteilung des geschöpften Werts in Investitionsvermögen und Subsistenzmittel, in einen als Gewinn firmierenden kapitalen und einen als Lohn fungierenden personalen Teil, würde wiederum bedeuten, dass dem Kapital beziehungsweise seinen funktionellen Repräsentanten alias unternehmerischen Sachwaltern ihre raison d'être abhanden käme, ihr entscheidendes Motiv, in Aktion zu treten und Wertschöpfung zu betreiben, verloren ginge. Durch umverteilungspolitische Maßnahmen des Staates um ihren gesamten Anteil, allen Mehrwert, gebracht, hätten das Kapital beziehungsweise seine unternehmerischen Sachwalter keinerlei Grund mehr, das Wertschöpfungssystem aufrecht und in Betrieb zu erhalten.
Ein solches Ergebnis seiner Umverteilungspolitik aber wäre ganz gewiss nicht im Sinne des Staates, liefe seinem Interesse diametral zuwider, da er ja in seinem eigenen Bestehen und Ergehen, mit seinem Etat und Unterhalt, wesentlich auf den mittels Wertschöpfungssystem erwirtschafteten Mehrwert angewiesen ist und entscheidend davon zehrt und lebt, dass ein Teil dieses dem Kapital als Ergebnis seiner Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft, als seine Beute zufallenden Mehrwerts durch direkte und indirekte Zugriffe, durch Besteuerung und Taxierung, durch Beschneidung von Arbeitslöhnen, Schröpfung geschöpfter Werte, Teilhabe an erzielten Profiten und Erhebung öffentlicher Abgaben ihm, dem Staat, zufließt und in seine Hände gelangt. Wegen dieser seiner für die eigene Existenz grundlegenden Teilhabe am als Wertschöpfungsveranstaltung funktionierenden kapitalistischen Produktionssystem zielt der Staat mit all seinen wirtschaftspolitischen Strategien, die umverteilungspolitischen Maßnahmen eingeschlossen, darauf ab, das System auf jeden Fall zu stärken beziehungsweise notfalls zu stützen, was zwangsläufig impliziert, dass er den nicht nur als faktische Quelle und Grundlage des staatlichen Lebens, sondern auch und vor allem als logischer Sinn und Zweck des Strebens des Kapitals firmierenden Kernpunkt des Systems, die mittels Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft bewerkstelligte Erwirtschaftung von Mehrwert, als unantastbares Konstitutiv des Systems selbst und unumstößliches Regulativ seiner Bemühungen um dessen Erhaltung gelten lässt.
So gesehen, bleibt also dem Staat jener empirisch-pragmatisch gangbare Weg, der seine Volkswirtschaft heimsuchenden kommerziellen Probleme Herr zu werden, die Wertrealisierungskrise zu meistern, in die unter Bedingungen binnenwirtschaftlich mangelnder Kaufkraft und außenwirtschaftlich fehlender Nachfrage der Zwang zur Mehrwertschöpfung seinen Geschäftspartner, das Kapital, verstrickt, systematisch-dogmatisch versperrt. Das Einzige, was der Staat mit seiner Umverteilungspolitik erreichen kann, ist eine vorläufige Entspannung der kommerziellen Lage, eine vorübergehende Entlastung des Marktes, der unter der Last unabsetzbarer Güter und unverwertbarer Dienstleistungen zusammenzubrechen droht. Bleibt der staatlichen Umverteilungspolitik schon versagt, die Mehrwertrealisierungsprobleme des Kapitals definitiv zu bewältigen und nachhaltig zu lösen, so ist ihr doch immerhin gegeben, sie vorläufig unter Kontrolle zu bringen und bis auf weiteres zu entschärfen. Mit dieser vorläufigen Entschärfung der Mehrwertrealisierungsprobleme und Vertagung der hinter ihnen lauernden und das ganze industrielle Produktionssystem mit dem Offenbarungseid konfrontierenden kommerziellen Krise verschafft die staatliche Umverteilungspolitik dem Kapital immerhin die Zeit und Gelegenheit, sei's durch die Erschließung weiterer Märkte und Erzeugung vermehrter Nachfrage, sei's durch die Entwicklung neuer Produkte und Generierung diversifizierter Bedürfnisse seine akkumulationsbezüglichen Absatzprobleme in den Griff zu bekommen und den Fortgang des um die Mehrwertschöpfung als um sein Alpha und Omega kreisenden Verwertungsprozesses sicherzustellen.
Und eben dieser Effekt einer Entschärfung der Lage, um für die Lösung der kommerziellen Probleme Zeit zu gewinnen beziehungsweise Gelegenheit zu schaffen, ist es ja auch, was der auf dem europäischen Kontinent konzipierten klassischen staatlichen Umverteilungspolitik ihren taktischen Sinn und ihre praktische Perspektive verleiht. Der Staat nimmt vom Kapital, appropriiert direkt oder indirekt einen Teil des durch dessen Wertschöpfungssystem erwirtschafteten Mehrwerts und wendet ihn den lohnarbeitenden Wertschöpfern zu, um zu verhindern, dass die unter Bedingungen des kommerziellen Distributionsmodus, den das Kapital praktiziert, ausgemachte Unrealisierbarkeit des Mehrwerts das Wertschöpfungssystem hic et nunc in den Offenbarungseid treibt, und dem Kapital die betriebliche Galgen- und vertriebliche Schonfrist zu verschaffen, die ihm hoffentlich ermöglicht, mit gegebenenfalls staatlicher Unterstützung beziehungsweise unter notfalls staatlicher Anleitung seiner Mehrwertrealisierungsprobleme doch noch Herr zu werden und den Akkumulationsprozess, wenn auch in moderiertem Umfang, aufrechtzuerhalten beziehungsweise mit reduziertem Tempo fortzusetzen.
Genau hier freilich liegt der entscheidende Unterschied zwischen der Umverteilungspolitik klassischer europäischer Ausprägung und den umverteilungspolitischen Maßnahmen neuen amerikanischen Zuschnitts! Grundlegende Voraussetzung der klassischen Umverteilungspolitik ist ja ein funktionierender beziehungsweise florierender Wertschöpfungsprozess, der es dem Staat erlaubt, das Kapital zur Kasse zu bitten, kapitalen Mehrwert zu appropriieren, um mit ihm seine umverteilungspolitischen Initiativen zu finanzieren. Diese Voraussetzung aber ist im Falle der à l'américaine novellierten, als New Deal figurierenden Umverteilungspolitik gar nicht gegeben. Hier, im Falle der durch die weltweite Krise diktierten Wirtschaftspolitik, ist im Gegenteil die grundlegende Voraussetzung staatlichen Handelns ein nicht funktionierender und fast zum Erliegen gekommener Wertschöpfungsprozess, der das industrielle und agrikulturelle Kapital selbst in finanzielle Nöte bringt und ihm nicht nur die Befriedigung seiner Selbstsucht, die Schöpfung von Mehrwert, verschlägt, sondern ihm nicht einmal mehr erlaubt, genügend Wert schöpfen zu lassen, um die für die Aufrechterhaltung des Wertschöpfungsprozesses als solchen nötige Entlohnung menschlicher Arbeitskraft zu gewährleisten.
Dieser letztere Umstand zwingt, wie geschildert, den amerikanischen Staat in unmittelbarer Reaktion auf die Krise zu karitativen Not- und sozialen Überbrückungshilfen aus eigener, zu seinem Glück noch gut gefüllter Tasche, die mit Umverteilung im ökonomischen Sinne einer Neuregelung beziehungsweise Adjustierung der auf Kapital und Lohnarbeitskraft entfallenden Anteile am unter dem Äon des ersteren durch letztere geschöpften Wert nichts zu tun haben und vielmehr dem bloß politischen Zweck dienen, der Lohnarbeitskraft ihre Existenz zu erhalten und sie für künftige Verwendung im wieder auf Touren gebrachten Wertschöpfungsprozess verfügbar bleiben zu lassen. Wie sollte angesichts der finanziellen Notlage, in die sich das Kapital und seine Repräsentanten beziehungsweise Funktionäre durch den krisenbedingten Mangel an Wertschöpfung im Allgemeinen und Erwirtschaftung von Mehrwert im Besonderen gestürzt finden, an über jene karitativen Not- und sozialen Überbrückungshilfen hinausgehende Umverteilungsmaßnahmen des Staates überhaupt zu denken sein? Woher sollten die Mittel dafür wohl kommen? Damit sie vorhanden beziehungsweise requirierbar wären, müsste erst einmal wieder der kapitale Produktionsprozess in Gang gekommen und, die Schöpfung von Mehrwert betreffend, erfolgreich am Werke sein. Erst dann bestünde für den Staat die Möglichkeit, auf die bewährte Weise einer fiskalisch und taxalisch verstärkten Teilhabe am wieder sprudelnden oder jedenfalls fließenden Mehrwert das Kapital zur Kasse zu bitten und mit dem dadurch gewonnenen Mehr an Etatmitteln die ad hoc und auf öffentlichen Borg geleisteten Sofort- und Überbrückungshilfen für ein Heer von Arbeits- und Lohnlosen in mit dem ökonomischen Vorausblick, der ihm fehlt, dem Kapital abgerungene und die gesamtgesellschaftliche Kaufkraft zu erhöhen geeignete umverteilungspolitische Zuwendungen an eine wieder wertschöpfende Lohnarbeiterschaft zu überführen.
Und in der Tat ist es diese dem Logos des kapitalen Systems, der Logik der Produktion und Distribution von Wert alias Ausbeutung von Arbeitskraft und Zuteilung von Lebensmittel, gemäße Kondition und Notwendigkeit, von der sich der amerikanische Staat in seinem an die Sofort- und Überbrückungshilfen der ersten Stunde anschließenden Handeln leiten lässt: Er betrachtet es als seine vordringliche Aufgabe, durch Produktions- und Lieferaufträge ans Wertschöpfungssystem, dadurch mit anderen Worten, dass er in quasi eigener Person in die Konsumentenrolle schlüpft und zu Markte geht, dem industriellen und agrikulturellen Kapital unter die Arme zu greifen beziehungsweise Beine zu machen, ihm zur vermehrten beziehungsweise erneuerten Schöpfung von Wert im Allgemeinen und Mehrwert im Besonderen gleichermaßen den Anreiz und die Handhabe zu bieten. Eben dieser von ihm im Blick auf eine Überwindung der Krise und Sanierung der Volkswirtschaft als primäres Erfordernis wahrgenommenen Aufgabe sucht er durch eine defizitäre Haushaltspolitik, seine Strategie des deficit spending, nachzukommen. Nicht eine der Lohnarbeiterschaft zum Wohl gereichende, sozialpolitische Umverteilung um der Stärkung der gesellschaftlichen Konsumkraft willen, sondern ein dem Kapital zugute kommendes konsumpraktisches Engagement zwecks Ankurbelung des Wertschöpfungsprozesses gilt ihm als das Gebot der Stunde.
Und recht, will heißen, nach Maßgabe der Logik des Systems betrachtet, konkreter gesagt, sub specie der oben konstatierten und für den Staat als stillen Teilhaber des Kapitals verbindlichen Abhängigkeit des umverteilungspolitischen Spielraums vom wertschöpferisch erzielten Mehrwert, ist die Priorität, die der Staat der Ankurbelung des Wertschöpfungsprozesses mittels deficit spending einräumt, ja auch nur konsequent. Schließlich kommt es zu den Umverteilungsmaßnahmen europäischer Provenienz in einer Situation, in der der Wertschöpfungsprozess auf vollen Touren läuft und es darum geht, ihn vor sich selbst und seiner selbstzerstörerischen Dynamik zu schützen und zu bewahren und nämlich zu verhindern oder jedenfalls vorläufig zu vermeiden, dass er an den Wertrealisierungsproblemen scheitert, mit denen sein allzu erfolgreiches Wirken, der allzu reichlich sprudelnde Mehrwert, den er dem Kapital zu erzielen erlaubt, ihn konfrontiert. Die auf eine Verwandlung von Investitionsvermögen in Konsumtionsmittel oder vielmehr eine Rückverwandlung von Mehrwert in Arbeitslohn zielenden staatlichen Umverteilungsmaßnahmen zum Ausgang des neunzehnten Jahrhunderts sollen mit anderen Worten verhindern, dass der Wertschöpfungsprozess durch das Übermaß an Mehrwert, das er kreiert, in eine durch keine kommerziellen Anstrengungen, die im Rahmen der kommerziellen Distributionslogik bleiben, mehr lösbare Wertrealisierungskrise stürzt und in ihr zum Erliegen kommt, sollen, bildlich gesprochen, dafür sorgen, dass das mit einem allzu großen Krug zum Brunnen gehende kapitale Kind das geschöpfte Wasser nicht mehr zu heben vermag, Übergewicht bekommt, in den Brunnen fällt und ertrinkt.
Jetzt hingegen, in den dreißiger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts, ist ja die Krise, die jene staatlichen Umverteilungsmaßnahmen zu verhindern dienten, wenn auch vielleicht nicht mit struktureller, dem definitiven Widerspruch zwischen industrieller Produktion und kommerzieller Distribution geschuldeter Notwendigkeit, so jedenfalls doch mit funktioneller, durch das situative Missverhältnis zwischen wirtschaftlichem Leistungsvermögen und gesellschaftlicher Kaufkraft bedingter Zwangsläufigkeit tatsächlich eingetreten oder, besser gesagt, ausgebrochen. Eben das, was die staatlichen Umverteilungsmaßnahmen sichern und am Leben erhalten sollten, die Schöpfung von Wert im Allgemeinen und von Mehrwert im Besonderen, ist durch die große Wertrealisierungskrise wenn nicht vollständig zum Erliegen gekommen, so jedenfalls doch einer weitgehenden Stockung und Lähmung verfallen, und insofern fehlen für eine Umverteilungspolitik europäischer Provenienz gleichermaßen die Materie, der erforderliche abzuschöpfende Mehrwert, und das Motiv, die Bewahrung des Wertschöpfungsprozesses vor Überhitzung und Kollaps, vor eben dem also, was mittlerweile passiert und Fait accompli ist.
Das Kind, um im obigen Bild zu bleiben, ist bereits, von seinem allzu schweren Krug hinabgezogen, in den Brunnen gefallen, und was deshalb jetzt nottut, sind keine den Krug betreffenden, sein Gewicht zu verringern geeigneten staatlichen Entlastungs- und Erleichterungsmaßnahmen, sondern ist schlicht und einfach die Bereitschaft und Entschlossenheit des Staates, das in den Brunnen gefallene Kind zu bergen und, wenn irgend möglich, aus seinem Lähmungszustand zu erwecken und wiederzubeleben. Nicht umverteilungspolitische, die gesellschaftliche Konsumtionskraft stärkende Zuwendungen an die Lohnarbeiterschaft, sondern wirtschaftspolitische, die industrielle und agrikulturelle Produktionsbereitschaft fördernde Anreize fürs Kapital sind deshalb das Gebot der Stunde, und genau diesem Gebot leistet der Staat mit seiner defizitären Haushaltspolitik und der Auftraggeber- und Konsumentenrolle, die ihm letztere ermöglicht, Folge. So gewiss umverteilungspolitische Initiativen ihr Realfundament in einem funktionierenden Wertschöpfungsprozess und dem Profit haben, den dieser abwirft, und so gewiss Kernpunkt der zur Weltwirtschaftskrise ausgeuferten ökonomischen Probleme, mit denen sich der Staat konfrontiert sieht, die Dysfunktionalisierung und Lähmung des Wertschöpfungsprozesses und die Aussetzung und Vereitelung der mittels seiner betriebenen Mehrwertschöpfung ist, so gewiss genießt auf der staatlichen Agende die Wiederankurbelung des Wertschöpfungsprozesses unbedingte Priorität und ist an Umverteilungsinitiativen nicht oder frühestens wieder zu denken, wenn diese vordringliche Aufgabe erledigt ist, und scheinen solche Initiativen unter den gegebenen Umständen denkbar abwegig beziehungsweise fehl am Platze.
Dass sie dennoch in Betracht kommen und der amerikanische Staat sie tatsächlich auch ergreift, hat seinen Grund in dem oben den Marktgesetzen im Allgemeinen und den Gesetzen des Arbeitsmarktes im Besonderen zur Last gelegten Umstand, dass sich ohne sie die vordringliche Aufgabe der wirtschaftlichen Belebung als unerfüllbar beziehungsweise ihre Erfüllung als massiv gehandikapt erweist. Unabdingbare Implikation und in der Tat konstitutives Element der Krisenbewältigung durch eine mittels staatlichem deficit spending betriebene Restitution des Wertschöpfungssystems ist, wie erläutert, die actu der Wiederankurbelung der industriellen und agrikulturellen Wertschöpfungsprozesse effektuierte Schaffung neuer Lohnarbeitsplätze und die Stärkung der gesellschaftlichen Konsumkraft, in der die zahlenmäßig zunehmende Lohnarbeiterschaft oder vielmehr die wachsende Lohnsumme, die diese zu Markte trägt, resultiert. Diese der Verbesserung der Beschäftigungslage geschuldete Zunahme der gesellschaftlichen Nachfrage nämlich vindiziert dem Wertschöpfungsprozess ein Moment von eigenerzeugtem Impetus oder selbsttragendem Aufschwung und entlastet den Staat in seiner per deficit spending übernommenen Konsumenten- und Abnehmerrolle, stellt mit anderen Worten sicher, dass der in Ermangelung inländischer und ausländischer bürgerlicher Kaufkraft vom Staat zu realisierende Teil des neu geschöpften Werts nur in relativer Proportion, nicht aber in absoluter Dimension wächst, dass mit anderen Worten vom dank staatlicher Konsumentenrolle neu geschöpften Wert ein dem wachsenden Mehrwert entsprechend wachsender Teil in die Subsistenz der Wertschöpfer fließenden Werts seine kommerziellen Abnehmer alias kapitalen Einlöser findet. Zwar, die angesichts der Schwäche der in- und ausländischen Nachfrage akute Sorge um die Realisierung des Mehrwerts bleibt dem Staat, aber immerhin ist durch die mit der Schaffung neuer Arbeitsplätze, die die Ankurbelung des Wertschöpfungsprozesses impliziert, beziehungsweise durch die daraus resultierende Vergrößerung des Arbeitslohnaufkommens gewährleistet, dass die Gesellschaft ihm, dem Staat, einen dem größeren Lohnaufkommen entsprechenden Teil der Sorge abzunehmen vermag.
Und genau diese Gewährleistung aber drohen nun die gemäß der liberalistischen Verfassung der amerikanischen Volkswirtschaft frei wirkenden Marktgesetze zu torpedieren und zunichte zu machen. Angesichts der Massenarbeitslosigkeit, zu der die große Wertrealisierungskrise und die aus ihr folgende Wertschöpfungsparalyse führen, herrscht auf dem Arbeitsmarkt ein Überangebot an Lohnarbeitskräften und sind, dem zentralen Marktgesetz, der reziproken Beziehung zwischen Angebot und Nachfrage zufolge, Arbeitskräfte wohlfeil zu haben. Die Schaffung neuer Arbeitsplätze geht deshalb Hand in Hand mit einem Sinken des allgemeinen Lohnniveaus und einer dadurch bedingten Stagnation oder gar Reduktion des Lohnaufkommens, so dass, was sich der Staat als Nebeneffekt seiner Ankurbelung der Wertschöpfung mittels defizitärer Haushaltspolitik erhofft, die Stärkung der gesellschaftlichen Konsumkraft, nur in geringem Maße eintritt oder gar ausbleibt und die mehr oder minder ganze Last der Realisierung des neu geschöpften Werts an ihm, dem Staat, hängen bleibt, er also mangels inländischer und ausländischer bürgerlicher Kaufkraft gezwungen ist, den gesamten wirtschaftlichen Aufschwung aus geborgt eigener Kraft beziehungsweise auf kreditiert gepolsterten Schultern zu tragen, sprich, ihn unabsehbar defizitär zu finanzieren, um den Preis unaufhörlichen Schuldenmachens zu erkaufen.
Ausschließlich der Verhinderung jenes liberalistisch-lohndrückerischen Effekts der Massenarbeitslosigkeit, der das dem kapitalen Kreislauf von Staats wegen injizierte Moment von gesundungsprozessualer Eigendynamik, die Selbstheilungskomponente des mittels haushaltspolitischer Medikamentierung wieder in Gang gebrachten Wertschöpfungsprozesses, zu torpedieren und zunichte zu machen droht, dient der Rekurs des amerikanischen Staates auf Umverteilungsmaßnahmen europäischer Provenienz. Anders als diese zielen die New-Deal-Maßnahmen des amerikanischen Staates nicht darauf, dem wertrealisierungsbedingten Kollaps eines metabolisch über die Stränge schlagenden Wertschöpfungsorganismus vorzubeugen und letzterem auf diätetischem beziehungsweise phlebotomischem Weg wieder zu einem gesunden Stoffwechsel und stabilen Kreislauf zu verhelfen, sondern sind einzig und allein darauf gerichtet, einem kollabierten und mit der Müh und Not staatlichen Engagements wiederbelebten Wertschöpfungssystem die ungestörte Rekonvaleszenz zu ermöglichen und mit anderen Worten durch Schonkost und Aderlässe Sorge dafür zu tragen, dass der geschwächte Organismus sich nicht durch eine allzu rasche und rücksichtslose Stärkung und Erholung in seiner Kapazität und Funktionsfähigkeit gleich wieder überfordert findet und abermals kollabiert.
Mit dem New Deal, der in puncto seines namengebenden sozialpolitischen Anspruchs ohnehin ein Etikettenschwindel ist, gelingt es dem amerikanischen Staat nicht, eine nennenswerte Erhöhung der gesellschaftlichen Konsumkraft zu erreichen, geschweige denn, die Wirtschaft zur eigenständigen Realisierung des kraft seiner Initiative geschöpften Mehrwerts zu disponieren, und so dümpelt in den dreißiger Jahren das Wertschöpfungssystem der USA in einem von der staatlichen Wellenmaschine mit Müh und Not in Bewegung gehaltenen Fluss dahin.
Nicht strategisch-positiv den dem volkswirtschaftlichen Organismus drohenden Krankheitsausbruch verhüten und abwenden, sondern taktisch-negativ den zur Überwindung der volkswirtschaftlichen Krankheitsfolgen in Gang gebrachten Gesundungsprozess flankieren und gegen in letzterem selbst lauernde Störungen absichern – das ist die entschieden begrenzte und vergleichsweise bescheidene Zielvorgabe, die der amerikanische Staat mit seinen in Anlehnung an das europäische Vorbild ergriffenen umverteilungspolitischen Maßnahmen verfolgt. Eine Zielvorgabe, der nachzukommen und gerecht zu werden, ungeachtet ihrer funktionellen Begrenztheit und intentionalen Bescheidenheit weit heikler ist und weit schwerer fällt, als bei der umfassenderen und anspruchsvolleren Zielsetzung der europäischen Umverteilungspolitik der Fall. Letztere, die dazu dient, zu verhindern, dass die Schöpfung eines strukturellen alias absoluten Übermaßes an Mehrwert eine universale Wertrealisierungskrise heraufbeschwört, kann, weil ja der Wertschöpfungsprozess auf vollen Touren läuft und eben jenes Übermaß an Mehrwert zur Verfügung steht, aus dem Vollen schöpfen, ohne dass sie gleich Gefahr läuft, den Wertschöpfungsprozess als solchen abzuwürgen. Erstere, die als New Deal figurierende Umverteilungspolitik hingegen, die nur darauf aus ist, die Schöpfung eines situativen alias relativen Zuviel an Mehrwert zu verhindern und so den Wertschöpfungsprozess zu verstetigen beziehungsweise ihm Nachhaltigkeit zu sichern, muss, weil der Wertschöpfungsprozess eben erst wieder mit staatlicher Hilfe in Gang gekommen und der geschöpfte und für umverteilungspolitische Maßnahmen zur Verfügung stehende Mehrwert noch entsprechend gering und von zarter Konstitution ist, leise treten und rücksichtsvoll vorgehen und sich in der Tat zu einer Art Gratwanderung, um nicht zu sagen, einem Drahtseilakt verstehen.
Zwecks Vereitelung der in der Stärkung der gesellschaftlichen Konsumkraft mittels Schaffung neuer Arbeitsplätze bestehenden Selbstheilungseffekte des Wertschöpfungssystems durch die sich liberalistisch-lohndrükkerisch zur Geltung bringenden Marktgesetze muss der Staat sozialpolitische Maßnahmen ergreifen, um die Lohnniveaus zu stabilisieren beziehungsweise zu korrigieren, muss er mit anderen Worten via directa oder modo obliquo Mehrwert umverteilen. Aber eigentlich ist in dieser staatshaushälterisch induzierten Rekonvaleszenzphase des Wertschöpfungssystems für solche Umverteilungsmaßnahmen noch gar nicht genug Mehrwert vorhanden, und deshalb läuft der Staat mit jeder seiner diesbezüglichen Maßnahmen Gefahr, dem Kapital seinen in der Mehrwertschöpfung bestehenden existenziellen Beweggrund zu verschlagen, seine verwertungsprozessuale raison d'être zu rauben, und die Stetigkeit und Nachhaltigkeit, die er durch die Umverteilungspolitik dem Rekonvaleszenzprozess zu vindizieren sucht, in einen Stillstand des Erholungsvorgangs zu verkehren, in einen Abbruch des Genesungsverfahrens umschlagen zu lassen.
Von der Gratwanderung, zu der die vom amerikanischen Staat statt als Regulativ für einen kapitalen Entfaltungsprozess, der produktivkräftig über die Stränge schlägt, vielmehr als Korrektiv für einen kapitalen Erholungsprozess, der sich marktgesetzlich selber ein Bein stellt, eingesetzte Umverteilungspolitik gerät, legen die Halbherzigkeit und der Stückwerkcharakter der staatlichen Maßnahmen beredtes Zeugnis ab. Eben weil, was der Staat qua umverteilungspolitische Initiativen in Anwendung bringt, um den ökonomischen Erholungsprozess gegen alle marktgesetzlichen Störmanöver und Durchkreuzungseffekte auf Kurs zu halten, wegen der konstitutionellen Schwäche des gerade erst von seiner Krisenbahre auferstandenen kapitalen Lazarus immer gleich droht, dem Rekonvaleszierenden das bisschen Lebenskraft, das ihm das staatliche deficit spending eingehaucht hat, zu entziehen und ihn erneut auf die Bahre niederzustrecken, verlässt ihn, den Staat, der Mut und fehlt ihm die Entschlossenheit, seine Initiativen mit letzter Konsequenz zu verfolgen und mit systematischer Stringenz ins Werk zu setzen. Was er in Anlehnung an europäische Vorbilder unter dem Namen eines Social Security Act, eines Gesetzes zur sozialen Absicherung der Lohnarbeiterschaft, auf den Weg bringt, lässt er, intentional gespalten und von zwei Seelen in der Brust umgetrieben, auf halber Strecke im Stich, indem er große Teile der lohnarbeitenden Bevölkerung, Landarbeiter, Hausangestellte und Selbständige, Geringverdiener, die sich in der weit überwiegenden Zahl aus den Reihen der Schwarzen rekrutieren, von der gesetzlichen Renten- und Arbeitslosenversicherung mit dem Argument, dass letztere andernfalls nicht finanzierbar sei, ausschließt und auf die Einführung einer öffentlichen Krankenversicherung überhaupt verzichtet.
Die Charakterisierung der vom amerikanischen Staat unter der Rooseveltschen Ägide betriebenen Wirtschaftspolitik als New Deal erscheint demnach in zweifacher Hinsicht als Etikettenschwindel. Nicht nur täuscht die Etikettierung darüber hinweg und eskamotiert, dass das zentrale Anliegen dieser Wirtschaftspolitik eben ein wirtschaftspolitisches, nämlich die mittels staatlichen Konsums auf Basis einer defizitären Haushaltpolitik ins Werk gesetzte Anregung und Förderung industrieller und agrikultureller Wertschöpfung, ist und dass die als New Deal namengebende sozialpolitische Komponente nichts weiter ist als eine durch die liberalistische Verfassung der amerikanischen Volkswirtschaft erzwungene flankierende korrektive Maßnahme, die sicherstellen soll, dass sich der ökonomische Selbstheilungseffekt, den sich der Staat von seiner Wirtschaftspolitik verspricht, nicht marktgesetzlich konterkariert und der auch und wesentlich auf diesen Selbstheilungseffekt angewiesene Gesundungsprozess des Wertschöpfungssystems nicht schon quasi im Keim erstickt findet. Die Etikettierung verschweigt und unterschlägt auch und mehr noch, dass es mit dem sozialpolitischen Unterfangen als solchem nicht zum Besten bestellt ist und der Staat seine umverteilungspolitischen Maßnahmen aus Angst davor, das noch fragile und in Sachen Mehrwertschöpfung vergleichsweise kraftlose Kapitalpflänzchen überzubeanspruchen und gar zu erdrücken, entweder inkonsequent und durch allerlei Einschränkungen und Ausnahmeregelungen verwässert in die Tat umsetzt oder vorläufig sogar aussetzt beziehungsweise überhaupt auf sie verzichtet.
Nicht genug damit also, dass die qua New Deal implementierte Umverteilungspolitik keine originäre und selbstbestimmte staatliche Initiative zur Stärkung der gesellschaftlichen Konsumkraft, sondern nur ein flankierendes staatliches Manöver, eine vom Staat notgedrungen ergriffene Hilfsmaßnahme ist, um eine weitere Schwächung der gesellschaftlichen Konsumkraft durch die kommerzielle Eigengesetzlichkeit des vom Staat geförderten industriellen Wertschöpfungssystems, mithin eine Vereitelung des ökonomischen Selbstheilungseffekts, den sich der Staat von seiner Förderung des Wertschöpfungsprozesses erhofft, zu verhindern! Als bloße, sozialpolitisch flankierende Maßnahme zur Absicherung des kapitalprozessualen Erholungsprozesses, als die der Staat sie einsetzt, zeigt sich diese qua New Deal praktizierte Umverteilungspolitik darüber hinaus noch nicht einmal imstande, die ihr zugewiesene Aufgabe angemessen zu erfüllen, eben weil das staatliche Bemühen, den wirtschaftlichen Erholungsprozess zu verstetigen und Nachhaltigkeit gewinnen zu lassen, in unheilbaren Widerspruch zur staatlichen Besorgnis gerät, dem Erholungsprozess durch solche Verstetigung und Untermauerung die ihn tragende Motivation beziehungsweise treibende Energie zu entziehen. Weil den Dreh- und Angelpunkt jeglicher Umverteilungspolitik der staatliche Zugriff auf den kapitalen Mehrwert bildet und weil hier, im Falle der als New Deal ins Werk gesetzten Umverteilungspolitik, der Staat in der Furcht lebt, durch seinen Zugriff auf den Mehrwert die noch schwache Konstitution des gerade erst wieder belebten Wertschöpfungssystems zu überfordern und letzterem sein bisschen Lebenskraft zu rauben, verzichtet er auf eine konsequente Durchführung beziehungsweise systematische Anwendung seiner sozialpolitischen Hilfsmaßnahmen, mit der Folge, dass diese das, was sie immerhin leisten sollen, nämlich die Konterkarierung einer wegen des Überangebots an Lohnarbeitskraft dem Kapital liberalistisch ermöglichten verstärkten Ausbeutungspraxis und Sicherung des dank vermehrter Lohnarbeit erhöhten gesellschaftlichen Kaufkraftniveaus, nicht einmal zu vollbringen taugen.
Und wie der Staat aus Angst vor der eigenen sozialpolitischen Courage, genauer gesagt, aus Furcht vor den Auswirkungen der wirtschaftspolitischen Folgen seiner sozialpolitischen Eingriffe, es mit seiner Umverteilungspolitik nicht einmal schafft, eine dem Wirtschaftswachstum, das er in Gang bringt, proportional korrespondierende und als wertschöpferische Selbstheilungskomponente apostrophierte Erhöhung der gesellschaftlichen Kaufkraft durch Zunahme des qua Arbeitslohn auf die Wertschöpfer entfallenden Anteils am geschöpften Wert zu gewährleisten, so gelingt es ihm mit seiner solchermaßen gehandikapten Umverteilungspolitik selbstredend schon gar nicht, das oben konstatierte Hauptproblem des von ihm per deficit spending in Gang gebrachten kapitalen Produktionsprozesses zu lösen und nämlich die gesellschaftliche Kaufkraft beizuschaffen, die nötig wäre, um den dem Kapital zufallenden Anteil am geschöpften Wert, den Mehrwert, auf dem Markt aus seiner naturalen Gestalt in seine kapitale Form zu überführen, kurz, als Wert sans phrase, als für die Selbstverwertung alias Kapitalisierung verfügbares allgemeines Äquivalent zu realisieren.
Bei Strafe der praktischen Demotivierung und faktischen Demontage des kapitalen Produktionssystems beziehungsweise seines Wertschöpfungsprozesses kann und darf keine staatliche Umverteilungspolitik die Schöpfung von Mehrwert als solche konterkarieren und in toto unterbinden, sondern höchstens und nur deren verteilungsproportionalem Ausmaß und verwertungsprozessualem Tempo Schranken setzen. Und nicht weniger bei Strafe der praktischen Demotivierung und faktischen Demontage des kapitalen Produktionssystems ist jede auf dem Wertschöpfungsprozess fußende, sprich, bürgerlich verfasste Gesellschaft darauf angewiesen, für diesen produzierten Mehrwert binnen- und außenwirtschaftliche Käufer und Abnehmer zu finden, die über nicht bereits dem Wertschöpfungssystem integriertes allgemeines Äquivalent verfügen, mit dem sie den Mehrwert aus seiner naturalen Gestalt in seine kapitale Form zu überführen, kurz, als kapitalen Zugewinn zu realisieren vermögen. Genau an dieser zur Realisierung des Mehrwerts erforderlichen binnen- und außenwirtschaftlichen Kaufkraft aber mangelt es unter den Bedingungen der großen Absatzkrise, die das Potlatch des Weltkrieges und die Kluft, die in der Nachkriegszeit zwischen galoppierender Produktionsleistung und stagnierender Konsumtionskapazität aufreißt, heraufbeschwören. Eben deshalb sieht sich der Staat ja gezwungen, mittels defizitärer Haushaltspolitik in die Bresche zu springen und als ersatzbildnerischer Großkonsument den Mangel an für die Realisierung des Mehrwerts relevanter Kaufkraft zu kompensieren.
Von dieser kompensatorischen Aufgabe können den Staat keine umverteilungspolitischen Maßnahmen entbinden. Von ihr entbinden könnte ihn nur eine dem Wachstum der Wertschöpfungsleistung, das er durch sein deficit spending initiiert, entsprechende Rekrutierung neuer bürgerlicher Konsumenten beziehungsweise weiterer gesellschaftlicher Konsumkraft, die ihre relative Unabhängigkeit vom Wertschöpfungssystem, dies mit anderen Worten, dass das allgemeine Äquivalent, mit dem sie zu Markte gehen, anderen Quellen als dem Wertschöpfungssystem entstammt und von letzterem noch nicht oder jedenfalls noch nicht wieder als Zirkulationsmittel vereinnahmt ist, für das Mehrwertrealisierungsgeschäft qualifiziert. An beidem, den neuen Konsumenten und der weiteren Konsumkraft, aber mangelt es rebus sic stantibus, und deshalb muss der Staat so lange mit seinem deficit spending fortfahren, muss er so lange kapitale Kompensation für den Mangel leisten, bis es gelungen ist, reale Abhilfe für ihn zu schaffen.
Umverteilungspolitische Maßnahmen sind in der gegebenen Situation zu nichts weiter nutze, als zu verhindern, dass die liberalistischen Marktgesetze das im wirtschaftlichen Erholungsprozess, den der Staat durch sein deficit spending initiiert, implizierte Selbstheilungsmoment zunichte macht und so den vom Staat zu kompensierenden Mangel an Konsumkraft noch weiter verschärft. Weil solche Maßnahmen aber auf Kosten des rekonvaleszierenden Kapitals beziehungsweise der Mehrwertschöpfung, die ihm Heilung bringen soll, gehen und damit drohen, dem Kapital den guten Grund seiner Rekonvaleszenz, den ihm qua Mehrwert erwachsenden Lebensmut streitig zu machen, wo nicht gar zu verschlagen, traut sich der Staat nicht einmal, sie ernsthaft und konsequent auf die Probe ihrer Nützlichkeit zu stellen, und nimmt lieber die Verschärfung des Mangels an Konsumkraft durch die frei wirkenden Marktgesetze und die zusätzliche Belastung in Kauf, die seinem auf Kompensation des Mangels angelegten defizitären Haushalt dadurch entsteht.
Auch der umverteilungspolitische Initiativen ergreifende amerikanische Staat bleibt also ein an sein Geschäft, die Aufgabe, das volkswirtschaftliche Boot aus haushaltspolitisch eigener Kraft oder vielmehr aufgenommenem Kredit in Fahrt zu halten, unabsehbar gefesselter stygischer Fährmann. Zwar holt er mittels jener umverteilungspolitischen Maßnahmen Ruderknechte ins Boot, die ihm helfen sollen, den liberalistischen Wasserwiderstand zu überwinden, aber weil die ihre Treibkraft bloß aus der von ihm erzeugten Antriebsenergie ziehen, drohen sie, statt zu letzterer beizutragen, ihr vielmehr Abtrag zu tun und sie womöglich zunichte zu machen, und scheut er deshalb davor zurück, diese zweifelhaften Gehilfen uneingeschränkt zu Werke gehen zu lassen. Weit entfernt davon, ihn in seiner Großkonsumentenrolle entlasten zu können, von Ablösung ganz zu schweigen, erweisen sich die umverteilungspolitisch rekrutierten lohnarbeiterschaftlichen Ruderknechte, eben weil er sie nur halbherzig als Helfershelfer einzusetzen wagt, als ein zusätzlicher Ballast, der ihm die Aufgabe, das volkswirtschaftliche Boot in Fahrt zu halten, eher noch erschwert und ihn nämlich zu noch größeren kompensatorischen Anstrengungen alias Ersatzleistungen bei der für die Aufrechterhaltung des Wertschöpfungsprozesses, den er durch seine defizitäre Haushaltspolitik in Gang bringt und in Gang hält, unabdingbaren Mehrwertrealisierung zwingt.
Zu den konsumtiven Ersatzleistungen, die er mit seiner defizitären Haushaltspolitik finanziert, findet sich der Staat, um dem kategorischen Imperativ allen Kapitalprozesses, der Schöpfung von als solcher realisierbarem Mehrwert Genüge zu leisten, unverändert gezwungen, und es ist nicht absehbar, wie ihm unter den gegebenen Bedingungen einer durch den Weltkrieg zerrütteten und von der Produktivkraft, die dem reparierten Wertschöpfungssystem der Nachkriegszeit die kapitale Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie verleiht, überholten und abgehängten gesellschaftlichen Kaufkraft im eigenen Land und bei den internationalen Handelspartnern jemals gelingen soll, das, was an gesellschaftlicher Kaufkraft fehlt, aufzutreiben beziehungsweise im Zuge und in der Konsequenz des von ihm angeheizten Wertschöpfungsprozesses ins Spiel und zum Tragen zu bringen und so ohne Gefährdung der Kontinuität oder gar Vitalität des ganzen Prozesses seine konsumtive Ersatztätigkeit wieder los zu werden.
Mit seiner etikettenschwindlerisch als New Deal verkauften defizitären Wirtschaftspolitik schafft er es zwar, die industrielle und agrikulturelle Wertschöpfung zu reanimieren und sie nicht nur wieder in Gang zu setzen, sondern auch mehr schlecht als recht in Gang zu halten, aber strukturell abhängig von seiner Substitutsrolle in Sachen Wertrealisierung und permanent angewiesen auf sie, bleibt diese Wertschöpfung bar jeder selbsttragenden Schwungkraft alias konjunkturellen Eigendynamik und dümpelt die dreißiger Jahre hindurch am Rande einer ohne staatliche Hilfe und Förderung immer drohenden Stagnation und Paralyse dahin. So sehr er sich bemüht, durch sein von einer halbherzigen Sozialpolitik flankiertes deficit spending die industriellen und agrikulturellen Wertschöpfungssysteme wieder aufzurichten und aufrechtzuerhalten, sie stehen unabänderlich auf den tönernen Füßen dieser seiner staatskonsumtiven Intervention und reißen, bar aller Aussicht auf wirksame Erholung und echte Gesundung, ihn, ihren tragenden Mäzen und stützenden Atlas, immer tiefer in die Misere der wachsenden Verschuldung, mit der er seine konsumtive Dienstleistung bezahlt, hinein, treiben ihn immer näher an den Rand des finanziellen Zusammenbruchs, der die Frucht der durch seine bodenlose Wirtschaftspolitik, sein Setzen und Harren auf eine ökonomische Selbstheilung, für die dem System jede organische Grundlage beziehungsweise metabolische Voraussetzung fehlt, verspielten Kreditwürdigkeit und heraufbeschworenen Zahlungsunfähigkeit ist.
Unter den Bedingungen einer nationalen und internationalen wirtschaftlichen Situation, deren Charakteristikum eine ebenso wirtschaftskrisenbedingt wie weltkriegsverschuldet fehlende gesellschaftliche Konsum- kraft und ein dementsprechend chronischer Mangel an kommerzieller Nachfrage ist und in der der Staat sich deshalb gezwungen sieht, zur Wiederbelebung und Ankurbelung der industriellen und agrikulturellen Wertschöpfung den Mangel an kommerzieller Nachfrage mittels der geborgten Konsumkraft, die ihm ein defizitärer Haushalt verschafft, zu kompensieren, ohne dass sich dadurch am factum brutum der fehlenden gesellschaftlichen Konsumkraft etwas Wesentliches ändern und also verhindern lässt, dass das von ihm mit Aufträgen versorgte und durch Nachfrage aufgepäppelte Wertschöpfungssystem am Tropf dieser staatskonsumtiven Ersatzleistungen dauerhaft hängt und in der Tat unabsehbar hängen bleibt – in einer solchen Situation scheint der Weg in den Staatsbankrott unabwendbar vorgezeichnet und nichts in Sicht, was die Generalität der bürgerlichen, kapitalistisch verfassten Gesellschaft, die als Etat institutionalisierte Staatsmacht, vor diesem Schicksal bewahren könnte.