Die Rückkehr zur Friedenswirtschaft unter amerikanischer Ägide
Dass – auf den ersten Blick paradox – ausgerechnet die von den personalen Verlusten und realen Zerstörungen des Weltkriegs am wenigsten betroffenen USA eine führende Rolle beim Wiederaufbau des zivilen Wertschöpfungssystems auf Rationalisierungs- und Autonomisierungsbasis spielen, ist aus der Entstehungsgeschichte und den Formationsbedingungen der amerikanischen Industriemacht erklärlich.
Dabei muss auf den ersten Blick ohne Frage paradox anmuten, dass bei jenem fortgesetzten Gebrauch beziehungsweise neuerlichen Einsatz der Strategie ausgerechnet die Industrienation eine führende Rolle übernimmt und eine richtungweisende Tatkraft an den Tag legt, die aufgrund ihres späten, wenn auch kriegsentscheidenden oder jedenfalls dem agonalen Patt des kontinentalen Stellungskriegs ein Ende machenden Eintritts in die Kampfhandlungen nicht nur in genere die geringsten materialen Schäden davonträgt, sondern auch und in specie am wenigsten personale Verluste erleidet und mithin am wenigsten von eben den demographischen Kriegsfolgen betroffen ist, die in den europäischen Industrienationen die Fortsetzung beziehungsweise Wiederaufnahme der industriellen Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie zum unabweislichen Erfordernis macht. Die Rede ist von den Vereinigten Staaten von Amerika, die etwa zur gleichen Zeit wie das Deutsche Reich, nämlich im Laufe der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts, den avancierten Industriemächten Großbritannien und Frankreich sich beizugesellen und auf dem Weltmarkt ernsthafte Konkurrenz zu machen beginnen. Wie kommen ausgerechnet die USA, die nicht allein wegen ihres späten Eintritts in den Krieg, sondern auch wegen der vergleichsweise großen materialen und personalen Ressourcen, über die das riesige Land verfügt, relativ ungeschoren und ungeschwächt aus der Katastrophe hervorgehen – wie kommen ausgerechnet sie dazu, eine Vorreiterrolle bei jener in die Vorkriegszeit zurückreichenden Strategie einer Rationalisierung und Automatisierung des industriellen Produktionsprozesses zu spielen, deren Fortsetzung beziehungsweise Wiederaufnahme in der Nachkriegszeit wir doch gerade aus der Notwendigkeit, im Zuge des Stellungskriegs erlittene massive Verluste an Menschenleben alias Einbußen an gesellschaftlicher Arbeitskraft zu kompensieren, erklärt haben?
Die Paradoxie löst sich freilich auf und verschwindet, wenn wir die von den politisch-ökonomischen Verhältnissen der europäischen Industriestaaten markant abweichenden Bedingungen näher in Augenschein nehmen, unter denen die Volkswirtschaft des nordamerikanischen Landes sich entwickelt und ihre industriekapitalistische Identität gewinnt. Nach dem Unabhängigkeitskrieg im ausgehenden achtzehnten Jahrhundert, durch den sie sich von der Kolonialmacht Großbritannien politisch emanzipieren und sich als aus der Konföderation der einzelnen britischen Kolonien im Osten des Kontinents, einem anfänglich lockeren Staatenbund, hervorgegangener eigenständiger, republikanisch verfasster Bundesstaat etablieren, nehmen die Vereinigten Staaten von Amerika eine zunehmend uneinheitliche Entwicklung. Die dezidierte politische Emanzipation der nordamerikanischen Kolonien von der britischen Kolonialmacht impliziert keineswegs automatisch auch eine entsprechend entschiedene ökonomische Separation von ihr, einen Austritt aus dem von ihr organisierten kommerziellen Austauschzusammenhang. Das gilt vornehmlich für die im Süden des neuen republikanischen Staatenbundes gelegenen Bundesstaaten, die mit ihrem auf Basis von Sklavenarbeit bewirtschafteten großen Ländereien und Plantagen und ihren dort produzierten agrarischen Massengütern wie etwa Baumwolle, Tabak, Getreide und tierischen Rohstoffen wesentlich angewiesen bleiben auf und eingebunden in das von Großbritannien geschaffene und betriebene kolonialistische Handelssystem mit seiner grundlegenden, dem britischen Inselreich die Versorgung des transatlantischen Kontinents mit Industrieprodukten und letzterem die Belieferung des ersteren mit Agrarerzeugnissen und Rohstoffen zuweisenden Arbeitsteilung.
In den nördlichen Staaten der neuen Republik hingegen ermöglichen die andere, in kleineren Höfen und Landgütern und einer freien Bauernschaft bestehende landwirtschaftliche Grundlage der Gesellschaft, die durch günstige Häfen beförderte Entstehung größerer urbaner Kommunen und die deshalb vornehmlich dorthin gerichtete beständige Immigration von Übersee, genauer gesagt, die dort sich sammelnde qualifizierte Arbeits- und handwerklich-technische Leistungskraft der vom europäischen Kontinent eintreffenden Zuwanderer den allmählichen beziehungsweise – eben wegen jenes Zustroms von Arbeitskraft und handwerklich-technischer Kompetenz – gar nicht so allmählichen, sondern vielmehr rasanten Auf- und Ausbau eines industriekapitalistischen Produktionssystems nach dem Vorbild der ehemaligen Kolonialmacht. Dass dieser Auf- und Ausbau sich so rasant vollzieht und so erfolgreich verläuft, könnte angesichts der nach Maßgabe ihres Entwicklungsstands hoch überlegenen europäischen beziehungsweise britischen industriellen Konkurrenz, die im Süden ja auch für die weitgehende Beibehaltung der alten, zwischen inländischer Agrarwirtschaft und ausländischer Industrieproduktion bestehenden Arbeitsteilung sorgt, auf den ersten Blick überraschen.
Näheres Zusehen indes fördert für die ebenso rasante wie erfolgreiche industriekapitalistische Entwicklung in den nördlichen Regionen des neuen Bundesstaats einen unschwer erkennbaren Grund zutage – nämlich die, bezogen auf das Gesamt des nordamerikanischen Kontinents, besondere politisch-geographische Situation des Landes, sprich, das Spannungsverhältnis zwischen dem aktuell begrenzten politischen Territorium, das es ist, und dem potenziell unbeschränkten geographischen Terrain, von dem es einen Teil bildet. Tatsächlich nimmt die neue Republik anfangs ja nur einen relativ schmalen Streifen entlang der Atlantikküste, also im Osten des Kontinents, ein und geht mithin an seiner westlichen Grenze in eine riesige, bis an den Pazifik reichende Landfläche über, die, weitgehend naturbelassen und von den dort heimischen, größtenteils aus Jägern und Sammlern bestehenden Bevölkerungen zumeist nur extensiv in Anspruch genommen, die aus Europa eintreffenden Zuwanderer zur expansiven Besetzung und intensiven Nutzung, sprich, zur sedentären Besiedlung und landwirtschaftlichen Bebauung geradezu einlädt.
Zwar wird das Land durchweg von der Vielzahl stammesmäßig organisierter indianischer Völkerschaften, aus denen die heimische Population besteht, beansprucht und genutzt, aber ohne staatliche Organisation und institutionellen Zusammenhalt sind diese nur gelegentlich und kurzzeitig zu Stammesbünden vereinigten und im Normalfall in der für Stammesstrukturen typischen Indifferenz oder gar Feindseligkeit, sprich, Abgrenzungsmentalität oder gar Abwehrhaltung gegeneinander verharrenden Völkerschaften auf dem ihrer Reproduktionsweise entsprechenden niedrigen werkzeug- und waffentechnischen Entwicklungsstand nicht ernstlich in der Lage, den von Osten vordringenden Siedlern Paroli zu bieten, zumal die agrarische, auf Naturbearbeitung abgestellte Subsistenzweise der Neuankömmlinge bei den Einheimischen der anfänglichen Illusion einer koexistenziellen Verträglichkeit mit ihrer eigenen, auf die Abschöpfung von Naturreichtum beschränkten Jagd- und Sammeltätigkeit Vorschub leistet – einer Illusion, die erst verfliegt, wenn es zu spät ist und die Siedler hinlänglich und in ausreichender Menge Fuß gefasst haben und präsent sind, um der Tatsache der in Wahrheit mit ihrem Vordringen und Sesshaftwerden einhergehenden Entwendung und Umfunktionierung des von den Jägern und Sammlern beanspruchten Lebensraumes Irreversibilität und Endgültigkeit zu sichern. Unaufhaltsam nach Westen gedrängt und zwischen den vordringenden Siedlern und den benachbarten Stämmen, denen sie dadurch ins Gehege kommen, aufgerieben, unterliegen die indianischen Völkerschaften einem Auflösungs- und Dezimierungsprozess, der, unterstützt von den durch die Siedler eingeschleppten Zivilisationskrankheiten und konsumtiven Suchtmitteln, die meisten von ihnen zugrunde richtet und auslöscht und die wenigen Gruppen, die wegen ihrer Lage im äußersten Westen immerhin die Zeit für eine wenigstens rudimentäre Anpassung an die neuen Lebensbedingungen und Machtverhältnisse finden, auf eine ebenso armselige wie minoritäre Randexistenz reduziert.
Und soweit andere europäische Mächte wie Frankreich, Spanien, Russland und die ehemalige Kolonialmacht Großbritannien territoriale Ansprüche auf das riesige Terrain geltend machen beziehungsweise Teile von ihm okkupiert haben, gelingt es der neuen Republik binnen eines guten halben Jahrhunderts, diesen konkurrierenden Mächten sei's ihre territorialen Ansprüche abzukaufen, sei's die von ihnen okkupierten Gebiete durch eine Kombination von direkter und indirekter Gewalt, eine Parallelaktion aus militärischer Gebietsannexion und kolonisierender Landnahme, zu entreißen, so dass ihr, der neuen Republik, dies hinter ihrer westlichen Grenze, die mittlerweile von den großen Seen im Norden bis zum Golf von Mexiko reicht, gelegene gesamte, bis zum Pazifischen Ozean sich erstreckende Terrain offen steht, um es, ohne auf gravierenden organisierten Widerstand zu stoßen und ohne nennenswerte völkerrechtliche Konfrontationen heraufzubeschwören, als frontier, als quasi mobiles Grenzland, Schritt für Schritt zu besiedeln und in Besitz zu nehmen und dem republikanischen Staatsverband die in Besitz genommenen, von der mobilen Grenze dem Staatsterritorium quasi hinterlassenen Gebiete als neue bundesstaatliche Mitglieder an- beziehungsweise einzugliedern.
Diese sich ständig erweiternden neu besiedelten und gegen die Märkte von Übersee relativ abgeschirmten, weil im Hinterland, um nicht zu sagen Hinterhof, der Vereinigten Staaten gelegenen Regionen aber sind es nun, die mit ihren infrastrukturellen Ansprüchen und ihrem Bedarf an Industriegütern im Allgemeinen und technischer Ausrüstung beziehungsweise Werkzeugen im Besonderen dem Nordteil der Republik eine der anfangs übermächtigen europäischen Konkurrenz trotzende eigene industriekapitalistische Entwicklung ermöglichen. So gewiss die vornehmlich in den Häfen des Nordteils der Republik anlandenden Zuwanderer von dort aus den Weg in den Westen nehmen und die Verbindungsrouten zu der sich immer weiter vorschiebenden frontier schaffen, auf denen der Personen- und Warenverkehr mit den neu besiedelten Gebieten und der frontier selbst verläuft, so gewiss ist es nun auch eben dieser nach Maßgabe der Verlagerung der Staatsgrenze nach Westen zunehmend zum Nordosten umdefinierte Norden, der von der kommerziellen Arbeitsteilung, die sich zwischen den vornehmlich agrarisch-ländlichen neuen Territorien und dem bereits über handwerklich-städtische Zentren verfügenden Ursprungsgebiet der Republik zwangsläufig herstellt, im Sinne einer industriekapitalistischen Karriere eben dieser handwerklich-städtischen Zentren profitiert.
Tatsächlich weist in diesem Punkte die industriekapitalistische Entwicklung, die der Nordosten der Vereinigten Staaten von Amerika während der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts durchläuft, eine frappierende Ähnlichkeit mit derjenigen auf, die im Laufe des achtzehnten Jahrhunderts die vormalige britische Kolonialmacht nimmt. Wie an früherer Stelle gezeigt, spielen die von Großbritannien in Übersee und vor allem an der Westküste des Nordatlantik, auf dem Gebiet der späteren nordamerikanischen Republik, begründeten und kontinuierlich besiedelten Kolonien wegen der kommerziellen Arbeitsteilung, für die sie den Grund legen, sprich, wegen ihrer Nachfrage nach Industriegütern und ihrem Angebot an landwirtschaftlichen Produkten und naturalen Rohstoffen, eine wesentliche, wo nicht entscheidende Rolle beim Aufstieg des Inselreichs zu einer Industrienation, die im neunzehnten Jahrhundert als ”Werkstatt der Welt“ zu firmieren vermag. Und eben diese Rolle eines für die industriekapitalistische Entwicklung entscheidenden Widerhalts oder Kontrapunkts spielt nun aber für die nordamerikanischen Kolonien des britischen Inselreichs, die sich von dessen Herrschaft und Bevormundung emanzipiert und als eigenes, republikanisches Staatswesen etabliert haben, das weiter westlich gelegene kontinentale Terrain, für dessen fortschreitende Eroberung und Kolonisierung der anhaltende und sich aufgrund der politisch-ökonomischen Verhältnisse in Europa immer weiter verstärkende Zuzug europäischer Auswanderer gleichermaßen die Materie und die Energie, das nötige Personal und den sozialen Druck liefert.
Aber so sehr in Sachen der für ihre industrielle Entwicklung grundlegenden kommerziellen Arbeitsteilung, die die Kolonialmacht mit den von ihr kolonisierten Gebieten praktiziert, eine generelle Vergleichbarkeit zwischen dem Industrialisierungsprozess Großbritanniens im achtzehnten und dem der Vereinigten Staaten im neunzehnten Jahrhundert auf der Hand liegen mag, der im Unterschied gleichermaßen der geographischen Situation und der staatlichen Konstitution beider begründete differente Verlauf, den mit weitreichenden Auswirkungen auf das jeweilige politisch-ökonomische Verhältnis zwischen der Kolonialmacht und ihren kolonisierten Gebieten jener Industrialisierungsprozess im einen und im anderen Falle nimmt, ist nicht weniger offensichtlich.
Zum einen ist da die geographische Kluft, die in Gestalt des Atlantischen Ozeans die britische Kolonialmacht von ihren kolonialen Gebieten in Nordamerika trennt und die der kraft ihrer Flotte den Ozean beherrschenden beziehungsweise für seine Überbrückung sorgenden Kolonialmacht erlaubt, den personalen und realen Austausch mit den kolonialen Gebieten nach Gutdünken beziehungsweise nach Maßgabe der eigenen Interessen zu determinieren, zu kontrollieren und zu kanalisieren, will heißen, die kolonialen Gebiete in der der industriellen Entwicklung des Inselreichs förderlichsten Abhängigkeit und Beschränkung zu verhalten und die hierzu dienliche kommerzielle Arbeitsteilung, das Monopol der Kolonialmacht auf die Erzeugung von Industriegütern und die Vereidigung der kolonialen Gebiete auf die Lieferung von Agrarerzeugnissen und Rohstoffen, ebenso dauerhaft wie fest zu etablieren.
Die frontier hingegen, die die Vereinigten Staaten von Amerika, die sich nach ihrer politischen Emanzipation von der britischen Kolonialmacht ihrerseits als Kolonialmacht profilieren, von den durch sie kolonisierten Gebieten westlich ihres Territoriums trennt, ist allein schon aufgrund der topologischen Kontiguität beziehungsweise geographischen Kontinuität, für die die verbindende kontinentale Landmasse sorgt, alles andere als eine trennende Kluft und lässt sich in Wahrheit eher als eine kommunizierende Membran verstehen, die nicht nur eine staatliche Kontrolle oder gar herrschaftliche Restriktion des personalen und realen Austauschs zwischen dem kolonisierenden Territorium und dem kolonisierten Terrain von vornherein ausschließt, sondern die mehr noch sicherstellt, dass dieser Austausch und Verkehr weitgehend unbehindert, wenn auch nicht frei von Ungleichzeitigkeiten und Frequenzverschiebungen, in beide Richtungen verläuft und deshalb in dem Maße, wie die Kolonisierung nach Westen voranschreitet, die kolonisierten Gebiete östlich der weiterwandernden frontier sich in den von der Kolonialmacht vorangetriebenen Industrialisierungsprozess ebenso unaufhaltsam wie rasch einbezogen finden und wenig Mühe haben, zu dem jeweils erreichten industriekapitalistischen Entwicklungsstand aufzuschließen.
Und entscheidend verstärkt wird dieser durch die geographische Situation, die kontinentale Topographie begünstigte unbeschränkte gesellschaftliche Austausch und der daraus konsequierende wirtschaftliche Ausgleich zwischen der Kolonialmacht und ihren Kolonialgebieten noch durch die differente politische Konstitution der Vereinigten Staaten, also dadurch, dass letztere, anders als die Kolonialmacht Großbritannien, keine absolutistisch regierte Monarchie, sondern eine föderalistisch organisierte Republik bilden. Tatsächlich bietet die in Großbritannien bestehende absolutistische Herrschaft mit ihrer personalisierten Souveränität eine ideale Voraussetzung für die in der Beziehung der britischen Kolonialmacht zu ihren nordamerikanischen Kolonien obwaltende staatliche Kontrolle beziehungsweise herrschaftliche Restriktion des personalen und realen Austauschs und Verkehrs. So gewiss das absolutistische Regime alle Mitglieder der Gesellschaft in einem als staatsbürgerliche Untertänigkeit erscheinenden Zustand weitgehender politischer Entmündigung und bürokratischer Unterwerfung verhält, so gewiss bietet es die bestmögliche Grundlage für all die Verfügungen und Maßnahmen, die es braucht, um jene Regulationen des Austauschs und Restriktionen des Verkehrs geltend zu machen und durchzusetzen.
Zwar hat just im Falle Großbritanniens diese Entmündigung und Unterwerfung der bürgerlichen Gesellschaft durch den absolutistisch-zentra- listischen Staat, die politische Reduktion des zivilen Bürgers auf den egalen Untertanen, nur bedingt Geltung und sind dank des vergleichsweise steilen Aufschwungs der handelsstädtischen Zentren des Inselreichs und der entsprechend raschen manufakturellen beziehungsweise industriellen Wendung, die das in den städtischen Zentren amassierte Handelskapital nimmt, und dank der ebenso maßgebenden wie grundlegenden Bedeutung, die für die Etablierung und Finanzierung der absolutistischen Herrschaft das durch seinen manufakturellen und industriellen Einsatz zum Kapital sans phrase avancierte Handelskapital erringt, dessen bourgeoise Sachwalter und Repräsentanten mitsamt ihrem mittelständischen Anhang mehr als irgendwo sonst im europäischen Raum in der Lage, die absolutistische Herrschaft zivilen Verhaltensregeln im Allgemeinen und einer parlamentarischen Kontrolle im Besonderen zu unterwerfen und also dem monarchischen Souverän eine Art konstitutionelle Kandare anzulegen und die Willkür und Selbstherrlichkeit, der er andernorts frönt, zu zügeln.
Aber das ändert nichts an der auch dem absolutistischen Souverän britischen Zuschnitts attestierten Tauglichkeit, die nordamerikanischen Kolonien mit kolonialmächtig harter Hand zu regieren und in einem Zustand weitgehender Untertänigkeit und Rechtlosigkeit zu erhalten, da jene konstitutionalistische Mäßigung und Verbindlichkeit des absolutistischen Regimes auf das das heimische Territorium der Kolonialmacht selbst beschränkt bleibt und deren Bürgerschaft, solange sie den beschriebenen, die Industrialisierung des Inselreichs betreffenden ökonomischen Vorteil aus den überseeischen Kolonien zieht, keine Bedenken trägt, letztere der uneingeschränkt autokratischen Herrschaft und bürokratischen Prokura ihres im Inselreich selbst konstitutionalistisch korsettierten absolutistischen Souveräns auszuliefern und zu überlassen.
Und diese absolutistische Herrschaft, die anders als in seinem insularen Reich der monarchische Souverän in seinen überseeischen Kolonien ausüben darf, gewinnt sogar eine besondere Härte und Rücksichtslosigkeit, weil sie ihm eine Art Kompensation für die von ihm durchaus als seinen absolutistischen Machtanspruch beeinträchtigend erfahrene Rücksichtnahme und Bereitschaft zum machtpolitischen Kompromiss bietet, zu der ihn seine heimische Untertanenschaft nötigt, und weil es letzterer im Eigeninteresse nur recht ist, wenn er sich für die konstitutionellen Beschränkungen, die sie ihm auferlegt, draußen, in den Kolonien, schadlos zu halten und so den Druck abzubauen oder jedenfalls zu mindern vermag, unter den ihn der seiner Amtsführung à l'anglaise innewohnende Widerspruch zwischen absolutistischer Selbstherrlichkeit und konstitutionalistischer Domestizierung setzt. Genau diese Härte und Rücksichtslosigkeit, die der Souverän im Umgang mit seinen überseeischen Untertanen an den Tag legt und die nicht zuletzt ihren Ausdruck in einer seine Kasse zu füllen bestimmten rigorosen Steuer- und Zollpolitik findet, wie er sie sich gegenüber seinen parlamentarisch wehrhaften heimischen Untertanen niemals erlauben könnte – genau sie erweist sich dann schließlich als, wenn schon nicht die generelle Ursache, so jedenfalls doch der aktuelle Auslöser des kolonialen Aufstands gegen die Kolonialherrschaft, der zu der politischen Loslösung der nordamerikanischen Kolonien vom britischen Inselreich und ihrer Etablierung als eigenständige bundesstaatliche Republik führt.
Die republikanische Verfassung, die sich die Vereinigten Staaten von Amerika geben, schließt aber eine autokratische Herrschaftsübung und bürokratische Unterdrückungspraxis, wie sie sich die absolutistisch regierte britische Kolonialmacht gegenüber ihren nordamerikanischen Kolonien leistet, von vornherein aus. So gewiss die republikanische Ordnung eine wie sehr auch durch institutionelle Repräsentationsmechanismen gewichtete und ungleich sortierte Teilhabe und Befassung aller sozialer Gruppen des Gemeinwesens an und mit dessen öffentlichen Angelegenheiten beinhaltet, so gewiss sie einen als Staatstopos vorgestellten öffentlichen Raum postuliert, dem gegenüber alle Gruppen die prinzipiell oder formell, wenn schon nicht reell oder funktionell gleichen Rechte und Pflichten beanspruchen dürfen, so gewiss kann es die neu gegründete Republik sich schlechterdings nicht erlauben, ihre im Westen besiedelten Regionen in kolonialistischer Abhängigkeit und Botmäßigkeit zu verhalten, und muss im Gegenteil, sobald jene Regionen de facto ihrem Territorium zufallen, sie auch de jure als auf die gleichen konstitutionellen Rechte und Pflichten, die ihre bereits etablierten Teilstaaten besitzen, Anspruch erhebende weitere staatliche Einheiten anerkennen und ihrem Staatsverband einverleiben. Die republikanische Verfassung der föderalistisch vereinigten nordamerikanischen Kolonialmacht bringt es mit anderen Worten mit sich, dass sich ihre republikanisch-föderalistische Struktur quasi selbsttätig auf ihre dank der mobilen frontier nach Westen expandierenden kolonialen Gebiete ausdehnt und sie selbst somit als ein ebenso reproduktionsstark wachsender wie assimilationskräftig integrierender Organismus firmiert, dem eben diese seine Reproduktionsstärke die konstitutionelle Identität und seine Assimilationskraft die kulturelle Homogenität erhält und sichert.
Nicht, dass es nicht historisch Beispiele genug dafür gibt, dass auch republikanisch verfasste Gemeinwesen, ihrem strukturellen Prinzip und organisierenden Begriff zum Trotz, eine kolonialistische Politik praktizieren und außerhalb ihres Territoriums von ihnen okkupierte Gebiete beziehungsweise beherrschte Gesellschaften als ein ebenso herren- wie rechtlos sächliches Eigentum beziehungsweise menschliches Inventar betrachten und behandeln können. Aber um diesen Verstoß gegen ihr strukturelles Prinzip und ihren organisierenden Begriff, kurz, diese Sünde wider den republikanischen Geist begehen zu können, bedarf das betreffende Staatswesen ideologisch überzeugender Rechtfertigungen, will heißen, glaubhafter Rationalisierungen, und muss es also etwa eine große entwicklungsgeschichtlich-zivilisatorische Kluft oder ein breites Spektrum an kulturellen, sprachlichen, brauchtümlichen und kultischen Differenzen oder massive Abweichungen bei den sozialen Assoziationsformen und politischen Einrichtungen oder schließlich und vorzugsweise markante Unterschiede rassischer beziehungsweise ethnischer Art geltend machen. Von alledem kann aber im Falle des via frontier praktizierten Kolonialismus der Vereinigten Staaten keine Rede sein, und deshalb ist es nur natürlich und in der Tat unvermeidlich, dass der republikanische Kolonialismus sich als eine Art organischer Expansionismus vollzieht, dass die Republik die Kolonialgebiete, die ihr der Westen des Kontinents eröffnet, nur unter der Bedingung gewinnt und nur um den Preis erschließt, dass diese sich umgehend ihrerseits republikanisieren und dem bereits bestehenden Staatenbund als neue, den alten Bundesstaaten ebenso föderalistisch gleichgestellte wie nach ihrem Vorbild staatlich verfasste Territorien integrieren.
Und der rasche Wechsel und Übergang vom heteronomen Siedlungsgebiet zum autonomen Staatsterritorium, von einem fremdbestimmt kolonialen Anhängsel der Republik zu deren eigenständig kommunalem Mitglied, der parallel, um nicht zu sagen, in Korrespondenz zu dem nach Westen fortschreitenden Kolonisierungsprozess stattfindet – er verstärkt nun also noch entscheidend die integrative Wirkung, die von der topographischen Kontiguität beziehungsweise geographischen Kontinuität zwischen kolonisierendem Territorium und kolonisiertem Terrain ausgeht, indem er einen idealen politischen Rahmen oder, um ein Bild aus der Naturstofflehre zu bemühen, ein probates katalytisches Ferment für den dieser geographischen Kontinuität geschuldeten ungehinderten gesellschaftlichen Austausch und daraus konsequierend unaufhaltsamen wirtschaftlichen Ausgleich bietet. Begünstigt durch ihre politische Eingliederung in das republikanisch-föderalistische Staatswesen, gewinnen so die neu besiedelten Regionen nicht nur rasch Anschluss an dessen volkswirtschaftlichen Entwicklungsstand, sondern wirken auch bald schon aktiv an der Entfaltung und Beschleunigung jenes Industrialisierungsprozesses mit, dem sie kurz zuvor noch in der arbeitsteilig-passiven Komplementärfunktion eines mit Agrarerzeugnissen und Rohstoffen aufwartenden Absatzmarktes und Outlets für Industrieprodukte gedient haben, wobei das durch ihre nunmehrige Mitwirkung erweiterte und verstärkte industrielle Produktionssystem sein arbeitsteiliges Komplement oder koloniales Outlet wiederum in den Siedlungsgebieten findet, die die westlich wandernde frontier dem schier unermesslichen kontinentalen Terrain jeweils neu entreißt.
Dies Spezifische des industriellen Entwicklungsprozesses, der, so sehr er formell dem britischen Aufstieg zur Industriemacht ähneln mag, doch aber reell davon abweicht und nämlich durch gleichermaßen die progressive geographische Kontinuität und die sukzessive politische Identität zwischen Kolonialmacht und Kolonialgebieten, besiedelndem Territorium und besiedeltem Terrain, die ihn determinieren, die Statik der von Großbritannien mit seinen nordamerikanischen Kolonien praktizierten Arbeitsteilung aufbricht und eine Wechselwirkungsdynamik entfaltet, die ihm den fast schon Münchhausensch anmutenden Charakter eines ebenso selbstverstärkenden wie selbsttragenden evolutionären Automatismus, um nicht zu sagen, organischen Metabolismus verleiht – diese seine Spezifik also macht, dass der industrielle Entwicklungsprozess der Vereinigten Staaten von Amerika ungleich schneller und in geradezu geometrischen Dimensionen verläuft und das expandierende Land binnen eines knappen Jahrhunderts eine industrielle Kapazität entfaltet, die der der führenden europäischen Industrienationen kaum nachsteht und die nur deshalb in Europa noch nicht ihrer tatsächlichen Bedeutung gemäß handelspraktisch zu Buche schlägt und handelspolitisch wahrgenommen wird, weil eben die Spezifik ihres Industrialisierungsprozesses die Vereinigten Staaten in einer Art isolationistischer Versenkung in ihr eigenes expandierendes Territorium und einer Art monadologischer Konzentration auf ihren sich in ständig erweiterter Form reproduzierenden Binnenmarkt verhält.
So rasant und effektiv die industriekapitalistische Entwicklung der Vereinigten Staaten aber auch verläuft, je weiter sie voranschreitet, umso beschwerlicher und ärgerlicher wird das retardierende Moment, als das sich hierbei der südliche Teil des anfänglichen Staatenbunds erweist, umso stärker entpuppen sich diese im Süden des ursprünglichen Territoriums gelegenen Bundesstaaten als eine den Industrialisierungsprozess belastende Hypothek, als seine Bewegungsfreiheit beschränkender, seinen Fortschritt hemmender Klotz am Bein. Der Industrialisierungsprozess findet ja im Wesentlichen im Norden mit seinen Seehäfen, über die der Zuzug von Immigranten verläuft, und seinen kleinen Höfen und bäuerlichen Siedlungen, die das Entstehen handwerklich-städtischer Versorgungszentren begünstigen, statt und breitet sich von dort nach Westen und Südwesten in die neu besiedelten Gebiete aus, wohingegen der Süden des ursprünglichen Territoriums in der arbeitsteilig-agrarwirtschaftlichen Rolle verharrt, die ihm die ehemalige Kolonialmacht Großbritannien zugewiesen hat und die er auf der Basis einer mit Sklavenarbeit operierenden Plantagenwirtschaft zum Nutzen der Oberschicht aus Plantagenbesitzern und Großgrundeigentümern und auch zum Vorteil der dieser in dienstlicher oder freiberuflicher Funktion zuarbeitenden Bevölkerungsgruppen unverändert ausübt.
Mit seinem ökonomischen System kommt nun aber der Süden den sich industrialisierenden Regionen des Nordens und Westens zunehmend in die Quere, beziehungsweise kommen letztere mit den kommerziellen Ansprüchen, die aus ihrer Industrialisierung resultieren, ersterem immer stärker ins Gehege. Zum einen erfahren die Südstaaten das System industrieller Arbeit auf Lohnvertragsbasis, das unvereinbar mit leibeigenschaftlicher Hörigkeit alias Sklaverei ist und vielmehr nach einer als Gleichheit vor dem Gesetz zumindest formellen Egalität aller Mitglieder der Gesellschaft verlangt und das folgerichtig um die Wende vom achtzehnten zum neunzehnten Jahrhundert, ideologisch ebenso überhöht wie publizistisch untermauert durch eine vom Gleichheitsideal der Französischen Revolution inspirierte und als Abolitionismus figurierende humanitäre Bewegung, in den europäischen Industrienationen und im Nordteil der Vereinigten Staaten zum Verbot der Sklaverei führt, das sich dann in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts nach und nach auf die europäischen Kolonialreiche ausweitet – zum einen also erfahren die Südstaaten dieses System einer auf formell freier Bürgerlichkeit beruhenden industriellen Lohnarbeit als zunehmend akute Bedrohung ihrer auf Sklavenarbeitsbasis betriebenen Plantagenwirtschaft, die ihnen beziehungsweise ihrer halbfeudal herrschenden Oberschicht und deren bürgerlichem Anhang den Reichtum beziehungsweise das Auskommen sichert. Und dies nicht nur, weil das Lohnarbeitssystem mit der politischen Freiheit und sozialen Selbständigkeit, die es gewährt oder jedenfalls verspricht, auf die versklavte schwarze Bevölkerung des Südens eine große Anziehungskraft ausübt und diese in zunehmendem Maße zum Aufbegehren und zum Widerstand ermuntert, wo nicht gar zur Desertion und Flucht nach Norden motiviert, sondern auch, weil in dem Maße, wie die Sklavenbefreiung weltweit an Boden gewinnt, der Abolitionismus beziehungsweise die hinter ihm sich versteckenden politischen und ökonomischen Interessen dringlicher und militanter werden und den Süden mit seinem als offenkundig atavistisch diskreditierten Sklavenarbeitssystem entsprechend unter Druck setzen.
Und zum anderen erfahren die Nordstaaten und ihre staatlichen Neugründungen im Westen das mittels Sklavenarbeit auf die plantagenwirtschaftliche Erzeugung von Nahrungsmitteln und Rohstoffen konzentrierte ökonomische System des Südens immer stärker als Belastung und Gefährdung der von ihnen vorangetriebenen Industrialisierung. Dieses plantagenwirtschaftliche Produktionssystem lebt ja nach wie vor von der Arbeitsteilung, die es primär mit der Volkswirtschaft der ehemaligen Kolonialmacht Großbritannien und in zweiter Linie auch mit anderen europäischen Volkswirtschaften praktiziert, lebt mit anderen Worten davon, dass die europäischen Staaten ihm seine agrarwirtschaftlichen Erzeugnisse beziehungsweise Überschüsse abnehmen und es dafür mit Industriegütern versorgen. Ihren ganz und gar komplementären und durch keine ernstliche Konkurrenz beeinträchtigten ökonomischen Beziehungen zur alten Welt gemäß, sind die Südstaaten an einem freien, sprich, durch keine handelspolitischen Manipulationen im Allgemeinen und zollpolitischen Restriktionen im Besonderen fremdbestimmten kommerziellen Austausch interessiert beziehungsweise um des Bestehens und Wohlergehens ihrer maßgeblichen Bevölkerungsschichten willen regelrecht darauf angewiesen.
Damit aber kommen sie nun, wie gesagt, den Staaten des Nordens und expandierenden Westens in die Quere, die ihre Industrialisierung auf den oben beschriebenen spezifischen Kolonialismus gründen, zu dem das gen Westen sich erstreckende kontinentale Terrain ihnen gleichermaßen das Betätigungsfeld und den Entfaltungsraum liefert und den sie sich deshalb als gleichermaßen die Quelle und Triebfeder ihres industriekapitalistischen Wachstums gegen etwaige auf die Mitwirkung am kolonialen Geschäft und die Teilhabe an den Marktchancen, die es eröffnet, zielende Begehrlichkeiten der europäischen Mächte infinit zu erhalten und exklusiv vorzubehalten suchen. Durch ihren eigenen Industrialisierungsprozess in ein kommerzielles Konkurrenzverhältnis zu den europäischen Industrienationen versetzt, sind sie, anders als die in einer kommerziellen Komplementärbeziehung zu letzteren befangenen Südstaaten, nicht an einem freien Güter- und Dienstleistungsaustausch mit den überseeischen Konkurrenten interessiert, sondern im Gegenteil darauf aus, durch wirtschafts- und handelspolitische Maßnahmen wie die Schaffung eines eigenen Banken- und Kreditsystems und die Einführung von Schutzzöllen und Importbeschränkungen die nationale industriekapitalistische Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten beziehungsweise zu stärken und den ausländischen Konkurrenten den Zugang zu den Märkten des Landes, wo nicht überhaupt zu versperren, so jedenfalls doch zu erschweren.
Dieser diametrale ökonomische Interessengegensatz zwischen dem Süden und dem Norden, der Widerspruch zwischen der Freihandelspolitik, die ihre agrikulturelle Ausrichtung auf der Grundlage von Sklavenarbeit den Südstaaten vorschreibt, und der Schutzzollpolitik, zu der ihr Industrialisierungsprozess auf Lohnarbeitsbasis die Nordstaaten antreibt, spitzt sich in dem Maße zu, wie die Industrialisierung im Norden und Westen der Republik voranschreitet, und führt unvermeidlich zu einer post festum ihres Ausgangs zum Bürgerkrieg deklarierten militärischen Auseinandersetzung, die, so mörderisch und verlustreich sie geführt wird und so erbittert die Armeen des Südens sich ihrer Haut wehren, nur auf die Weise enden kann, wie sie endet – mit der Kapitulation der Südstaaten und ihrer Redintegration in die von den Nordstaaten repräsentierte Republik unter den von letzteren diktierten Bedingungen. Tatsächlich ist der unmittelbar kriegauslösende Akt, der sezessionistische Austritt der Südstaaten aus den Vereinigten Staaten und ihre unter dem Namen Konföderierte Staaten von Amerika vollzogene Etablierung als eigenständige Republik, bereits Menetekel des Ausgangs, den der Bürgerkrieg zwangsläufig nimmt.
So gewiss die Sezession nichts weiter ist als Eskapismus, nichts weiter als der verzweifelte Versuch einer von einem ebenso atavistischen wie borniert agrikulturellen Fronsystem profitierenden vergleichsweise kleinen quasifeudalen Oberschicht, sich der Übermacht eines auf ungleich diversifizierterer ökonomischer Basis und mit ungleich breiterer gesellschaftlicher Unterstützung operierenden Bürgertums durch einen völkerrechtlichen Coup, die Aufkündigung der staatlichen Einheit, zu entziehen, und so gewiss das Bürgertum diesen Versuch durchkreuzt, indem es den Anspruch der quasifeudalen Oberschicht auf völkerrechtliche Souveränität als Anmaßung verwirft und sie per Bürgerkrieg zur staatsrechtlichen Verantwortung zieht, so gewiss muss sich die reale und personale Übermacht des Nordens siegreich durchsetzen und, wie in der nicht zuletzt durch eine Handelsblockade beförderten strukturellen Zerstörung der Plantagenwirtschaft des Südens, so in einer durch die Rüstungsanstrengungen, zu denen der Krieg Anlass gibt, bereits initiierten konjunkturellen Entfesselung der Industrieproduktion des Nordens resultieren. Dass der Bürgerkrieg immerhin vier Jahre dauert und sich mit seinen blutigen Schlachten und hohen Verlusten an Menschenleben als regelrechte Generalprobe auf den ein halbes Jahrhundert später ausbrechenden Ersten Weltkrieg präsentiert, ist dabei im Wesentlichen den rasanten technischen Fortschritten zuzuschreiben, zu denen zuerst die europäischen Kriege im Anschluss an die Französische Revolution und dann die um die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts zunehmenden und auf den gesamten Erdball ausgreifenden imperialistischen Operationen den Anstoß geben und die der Waffen- und Rüstungsindustrie gleichermaßen eine Schlüsselfunktion für die gesamte industrietechnische Entwicklung wie eine leitfossilische Stellung in ihr vindizieren.
Die Einwanderungspolitik der amerikanischen Republik im Verein mit den ökonomischen und sozialen Nöten in Europa sorgt für einen massiven Zustrom an Arbeitskräften, der unter Bedingungen der kontinentalen Siedlungsbewegung innerhalb der USA zu einem Ungleichgewicht zwischen agrikulturell selbständig Wirtschaftenden und industriell Lohnarbeitenden führt, das den Industrialisierungsprozess zu hemmen, wo nicht zu torpedieren droht und für dessen Bewältigung und Korrektur die Rationalisierung der Arbeitsprozesse und Automatisierung der Produktionsmittel sich als probates Mitteln aufdrängen. Kein Wunder, dass die amerikanische Republik zur Vorkämpferin und treibenden Kraft der Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie avanciert.
Mit dem Triumph der Nordstaaten über die Südstaaten und der Wiederherstellung der staatlichen Einheit erfährt nun der Industrialisierungsprozess der amerikanischen Republik eine beispiellose Ausweitung und Beschleunigung. Allen Widerstands der Südstaaten, die erst einmal in einer halbkolonialen Unterwerfung und Lähmung erstarren, ledig, können der Norden und der von ihm aus entfaltete Westen ihre Schutzzollpolitik und ihren Aufbau eines eigenen Finanzsystems mit Macht vorantreiben und auf der Basis dieser günstigen Rahmenbedingungen das Entwicklungspotenzial, das in der oben explizierten dynamischen Arbeitsteilung mit dem ebenso progressiv erschlossenen und besiedelten wie sukzessiv dem republikanischen Staatenbund angegliederten und einverleibten westlichen kontinentalen Terrain steckt, voll ausschöpfen. So gewiss die im Vorschub der mobilen frontier neu besiedelten Gebiete der industriellen Produktion der Republik immer neue kommerzielle Entfaltungsräume und Absatzmärkte eröffnen und so gewiss die ihrer raschen politischen Einbeziehung in den Staatenbund korrespondierende ebenso rasche ökonomische Integration der neu besiedelten Gebiete in dessen Industrialisierungsprozess das gesteigerte Bedürfnis nach weiteren kommerziellen Entfaltungsräumen erzeugt und nährt, das wiederum in den noch unerschlossenen Weiten des kontinentalen Westens sein kommodes Befriedigungsmittel vor Augen hat, so gewiss vollzieht sich nun die industriekapitalistische Entwicklung der Vereinigten Staaten von Amerika als ein – abgesehen von den genannten zoll- und geldpolitischen Rahmenbedingungen – auf keine politische Unterstützung oder staatliche Förderung angewiesener, weil nicht weniger selbstverstärkender als selbsttragender Prozess, der eine Dynamik und Rasanz an den Tag legt, die beispiellos sind und selbst noch die industriekapitalistische Karriere, die zuvor auf merkantil-kolonialistischer Grundlage die frühere Kolonialmacht, das britische Inselreich, durchlaufen hat, in den Schatten stellen.
Natürlich ist unabdingbare Voraussetzung für diesen Prozess eine seiner Rasanz und Dynamik entsprechende Zunahme an und Versorgung mit Personal, der Zuzug und die Verfügbarkeit von für die Erschließung der neuen Landflächen und den Aufbau der neuen Industrien ausreichend großen Kontingenten agrikultureller Siedler und industrieller Arbeitskräfte. Formell gewährleistet dies die dritte, von Staats wegen zum ökonomischen Prozess beigesteuerte Rahmenbedingung, die in markantem Gegensatz zur schutzzollpolitischen Abschottung gegen industrielle Güter und Dienstleistungen von jenseits des Atlantiks stehende Entschränkung und Öffnung des Landes für europäische Zuwanderer, für Menschen jeglicher Art, Herkunft und Absicht, die bereit sind und die Gelegenheit finden, mit ihrer Habe, ihren Fertigkeiten und ihrer Arbeitskraft aus der Alten in die Neue Welt überzusiedeln. Und reell stellen die sozialen Verhältnisse in Europa sicher, dass diese staatlich verfügte weite Öffnung des nordamerikanischen Kontinents für Einwanderer aus Übersee auch voll und ganz genutzt und so die genannte Grundvoraussetzung für die als ebenso selbstverstärkender wie selbsttragender Prozess funktionierende industrielle Erschließung und Entwicklung des Kontinents auch erfüllt wird, sprich, die Vereinigten Staaten von Amerika das aus Bauern, Arbeitern und Bürgern bestehende zahlreiche Personal erhalten, das für die Bestellung der neu besiedelten Landflächen, die Bemannung der neu gegründeten Industrie- und Dienstleistungsbetriebe und die Einrichtung der neu entstehenden kommunalen Verwaltungszentren erforderlich ist.
Gleichermaßen aus den ländlichen Regionen in Europa, in denen teils wegen der halbfeudalen Eigentums- und Abhängigkeitsverhältnisse, teils wegen der vom Großgrundbesitz durchgesetzten Technisierung der Landwirtschaft und Rationalisierung der Arbeit die Bauern und Landarbeiter in faktischer Hörigkeit gegenüber den Grundherren und am Rande des Existenzminimums dahinvegetieren, und aus den städtischen Zentren, wohin ihre Not und ihr Elend die Landbevölkerung treibt und wo sie sich dem Heer der auf Beschäftigung im industriellen Produktionssystem angewiesenen und dessen Lohndiktat und Ausbeutungsdruck ausgesetzten Arbeitskräfte beigesellen, kommen die Massen von Menschen, die nach Maßgabe ihrer ökonomischen Not und ihres sozialen Elends für die Lockungen und Verheißungen der Neuen Welt empfänglich sind und die sich zur Auswanderung entschließen und, gegebenenfalls sogar als Flüchtlinge und behördlich Verfolgte, aufbrechen, um jenseits des Atlantiks ihr Glück zu suchen und, wenn schon nicht letzteres, so jedenfalls doch ein gedeihlicheres Auskommen und freiheitlicheres Dasein zu finden. In der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts nimmt diese durch die Zuwanderungspolitik der Vereinigten Staaten konditionierte und durch die sozialen Verhältnisse in den Industrienationen Europas effektuierte Emigration von der Alten in die Neue Welt die Dimension einer gigantischen Völkerwanderung an, die den Vereinigten Staaten Millionen von Menschen zuführt und das oben erwähnte Problem einer Versorgung des Landes mit den nötigen Personalkontingenten, den zugleich für seine territoriale Besiedlung und seine industrielle Entwicklung erforderlichen Landnehmern und Arbeitskräften ohne große Mühe zu bewältigen erlaubt.
So prinzipiell zureichend dank jener gewaltigen Emigrationswelle die Zufuhr an Personal für die zwei großen Projekte der Republik, ihre territoriale Siedlungsbewegung und ihren industriellen Entwicklungsprozess, aber auch sein mag, es kommt dabei – womit wir denn an den Ausgangspunkt unseres die Entstehungsgeschichte der nordamerikanischen Republik betreffenden Exkurses zurückkehren! – zu einer Ungleichverteilung des verfügbaren Personals zwischen den beiden Projekten, einer in demographischer Hinsicht strukturellen Schieflage, deren Bewältigung den nordamerikanischen Industrialisierungsprozess einen vom europäischen markant differierenden Verlauf nehmen lässt und ihm eben jenen besonderen Stempel aufdrückt, der sich nach dem Ersten Weltkrieg als die Vereinigten Staaten zu einer Führungsrolle in der weiteren industriekapitalistischen Entwicklung qualifizierendes Patent erweist.
Die Erklärung für das Ungleichgewicht ist darin zu suchen, dass die Einwanderer zwar zum größten Teil über die Häfen der Nordstaaten ins Land kommen und also von daher auch in mehr als ausreichender Menge vorhanden wären, um die Nachfrage der dort und in den staatlichen Neugründungen des Mittleren Westens florierenden Industrie zu decken, dass sie es aber zum überwiegenden Teil vorziehen, weiter nach Westen zu wandern und sich in den neu erschlossenen beziehungsweise noch unerschlossenen Gebieten vor und hinter der mobilen frontier als rurale Siedler beziehungsweise kommunale Pioniere niederzulassen. Teils weil sie agrarischen Regionen in Europa entstammen und Landwirtschaft ihr gewohnter Beruf und vertrautes Geschäft ist, teils weil sie gerade erst der materialen Verelendung und sozialen Verwahrlosung entronnen sind, denen sie in den europäischen Industriezentren ausgesetzt waren und die sie gelehrt haben, um die industrielle Lohnarbeit einen möglichst weiten Bogen zu machen, sehen die Immigranten in der Mehrzahl nicht ein, warum sie sich in den Zentren des Nordens und Mittleren Westens dem industriekapitalistischen Produktionssystem als Lohnarbeiter zur Verfügung stellen und nicht vielmehr den Weg in den mehr oder minder entfernten Westen einschlagen sollen, um dort auf eigenem Grund und Boden und mit eigenem Unternehmungsgeist, also in Freiheit und Selbständigkeit, für ihren Lebensunterhalt zu sorgen und womöglich gar ihr Glückzu machen.
Indem sich die betreffenden Einwanderer so entscheiden, handeln sie zwar einerseits im Sinne des oben genannten und für die Dynamik und Automatik der ökonomischen Entwicklung der Republik grundlegenden arbeitsteiligen Zusammenspiels zwischen territorialer Expansion und industrieller Evolution, weil sie durch ihre Beteiligung an der territorialen Expansion den nach Maßgabe der letzteren wachsenden Bedarf der ländlichen Regionen an für ihre Kultivierung und Nutzung nötigen industriellen Gütern und infrastrukturellen Einrichtungen verstärken und somit den städtischen Zentren Anreize beziehungsweise Impulse für die Fortsetzung ihres Industrialisierungsprozesses und die Evolution eines den Bedarf der Territorien zu decken, ihre Nachfrage zu befriedigen tauglichen kapitalistischen Produktions- und Dienstleistungssystems liefern. Andererseits streuen sie aber auch Sand ins Getriebe jener Arbeitsteilung, weil sie es durch ihre Entscheidung für die Abwanderung nach Westen den Industriezentren, die sie hinter sich lassen, erschweren beziehungsweise verunmöglichen, die Lohnarbeitskraft zu rekrutieren, die nötig ist, um der zunehmenden Nachfrage der neu besiedelten Gebiete nach Gütern und Dienstleistungen nachzukommen. Durch ihre Entscheidung für die agrikulturelle Selbständigkeit und gegen die industrielle Lohnabhängigkeit sorgen die Zuwanderer für ein zunehmendes Ungleichgewicht zwischen der Masse der potenziellen Verbraucher von Industriegütern und der Klasse ihrer aktuellen Erzeuger und untergraben so funktional oder personell eben den Industrialisierungsprozess, den sie intentional oder subsistenziell herausfordern.
So dilemmatisch und verderblich auf den ersten Blick diese Ungleichverteilung der Immigrationswelle auf die beiden in arbeitsteiliger Interaktion begriffenen demographischen Pools aber auch erscheinen mag, es gibt für sie ein einfaches Lösungsmittel oder, besser gesagt, Korrektiv, das ihre schädlichen Auswirkungen weitgehend zu neutralisieren taugt und das anlässlich unserer Behandlung der Reaktion des Kapitals auf die staatliche Umverteilungspolitik, die just um diese Zeit die europäischen Industrienationen aus der Taufe heben, bereits thematisiert wurde. Gemeint ist die Strategie einer Entfaltung technisch-methodischer Produktivkraft mit der spezifischen Absicht einer Rationalisierung beziehungsweise Automatisierung von Produktionsprozessen. Wie oben festgestellt, hat die auf dieses spezifische Ziel gerichtete Strategie den Effekt, dass das industrielle Produktionssystem mit weniger Arbeitskraft, einem geringeren Personalfaktor die gleiche Produktionsleistung zu erbringen, dass es mit anderen Worten auf Lohnarbeitskräfte zu verzichten, Arbeitspersonal einzusparen vermag, ohne dass dadurch sein produktives Leistungsvermögen beeinträchtigt oder geschmälert wird. Genau dieser Effekt aber erscheint ja wie geschaffen dafür, das durch die Ungleichverteilung der Immigrationswelle hervorgerufene Problem des relativen Personalmangels im Industriesektor, der Unterversorgung des industriellen Produktionssystems mit Arbeitskräften, zu kompensieren. Wenn die auf die Rationalisierung von Produktionsabläufen und die Automatisierung von Produktionsapparaten abgestellte Strategie einer Steigerung technisch-methodischer Produktivkraft geeignet ist, Arbeitskraft einzusparen und Personal entbehrlich werden zu lassen, dann taugt sie natürlich auch und ebenso gut dazu, fehlende Arbeitskraft zu substituieren und einen Mangel an Personal auszugleichen.
Was Wunder, dass etwa gleichzeitig mit dem der europäischen Industriestaaten, in einer Art Parallelaktion, auch das Industriekapital der Vereinigten Staaten zu jenem Mittel einer die Rationalisierung und Automatisierung bezweckenden Steigerung der Produktivkraft greift, um dem durch die koloniale Landnahme und den Binnenmarkt, der sich dank ihrer entfaltet, angetriebenen und auf Touren gebrachten Industrialisierungsprozess, allem durch eben jene koloniale Landnahme bedingten Arbeitskräftemangel im industriellen Bereich zum Trotz, seine Kontinuität zu sichern und seine Dynamik zu erhalten. Dabei darf freilich die zeitliche Parallele nicht über die offenkundige inhaltliche und nämlich gleichermaßen den Auslöser und die Zielsetzung betreffende Eigenart hinwegtäuschen, durch die sich die amerikanische Verwendungsweise der Strategie von deren europäischer Anwendungsform unterscheidet. Auslöser des Rekurses auf die Strategie ist ja im europäischen Kontext, wie oben expliziert, der qua Umverteilungsmaßnahmen vorgenommene politische Eingriff in den ökonomischen Prozess – ein Eingriff, durch den der Staat auf indirektem, tarifpolitischem und arbeitsrechtlichem, sowie auf direktem, steuer- und sozialpolitischem Weg dem Industriekapital einen Teil des bislang von ihm produzierten Mehrwerts vorzuenthalten beziehungsweise zu entziehen beginnt und so den auf der Mehrwertschöpfung beruhenden kapitalen Akkumulationsprozess mit Retardation beziehungsweise Stagnation bedroht.
Auf diese Bedrohung reagiert das Industriekapital mit der Strategie technisch-methodischer Rationalisierung und Automatisierung, weil es dadurch Arbeitskräfte einzusparen, sprich, den auf den Arbeitslohn entfallenden Teil der Produktionskosten zu senken vermag und durch die Senkung der Produktionskosten hoffen kann, die Verluste an Mehrwert, die ihm die staatliche Umverteilungspolitik zufügt, wettzumachen und das von der Mehrwertrate abhängige kapitale Akkumulations- alias industrielle Wachstumstempo, aller staatlich induzierten Retardation oder gar Stagnation zum Trotz, unverändert beizubehalten. Auslöser der europäischen Spielart der Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie ist also ein dem Industriekapital aufstoßendes politisches Ärgernis, und ihr Ziel ist es, dieses Ärgernis durch die Einsparung an Arbeitskraft beziehungsweise Senkung des durch den Arbeitslohn gebildeten Teils der Produktionskosten aus der Welt zu schaffen.
Die amerikanische Version der Strategie hingegen wird nicht durch einen politischen Eingriff, die Umverteilungsmaßnahmen des Staates, ausgelöst, sondern durch ein ökonomisches Widerfahrnis, nämlich die der Ungleichverteilung der Immigrationswelle geschuldete relative Unterversorgung der Industrie mit Personal, den im Verhältnis zur Masse der territorialen Siedler und der Nachfrage nach Industriegütern, die diese generiert, eklatanten Mangel an Lohnarbeitskräften im industriellen Bereich. Die Strategie dient hier, wenn nicht einzig und allein, so jedenfalls in der Hauptsache dem Ziel, das zur Produktion fehlende Personal durch effektivere Maschinen und Methoden, bessere Produktionsmittel und Produktionstechniken zu kompensieren, den Mangel an Arbeitskraft durch ein Mehr an Produktivkraft wettzumachen. Die mittels Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie betriebene Einsparung an Arbeitskräften und Senkung der Lohnkosten ist also in diesem Fall keine indirekte Reaktion auf eine vom politischen Bezugsrahmen des industriekapitalistischen Produktionssystems ausgehende, sprich, systemtranszendente Beeinträchtigung, die dem kommerziellen Zweck des industriellen Prozesses, der Erzielung eines Maximums an Mehrwert, zuwiderläuft, sondern die direkte Antwort auf eine den ökonomischen Strukturzusammenhang des Produktionssystems ereilende, sprich, systemimmanente Störung, die den industriellen Prozess selbst in Gefahr bringt.
Ohne Steigerung der Produktivkraft durch Rationalisierung beziehungsweise Automatisierung der Produktionsmittel und Produktionstechniken gerät in der nordamerikanischen Republik das industriekapitalistische Produktionssystem als solches in existenzielle Bedrängnis, weil der strukturelle Mangel an Arbeitskräften, der Folge der demographischen Ungleichverteilung des ins Land fließenden Einwandererstroms ist, entweder das Land nötigt, um der Befriedigung der rasch wachsenden Nachfrage nach Industriegütern willen seine kommerzielle Abschottungs- und Schutzzollpolitik aufzugeben und mit allen nachteiligen Folgen für den Fortgang und die Dynamik des landeseigenen Industrialisierungsprozesses die europäischen Konkurrenten an dem im Westen des Kontinents sich öffnenden und erschließenden Markt, auf den als auf das Arkanum seines Erfolgs es doch eigentlich ein Monopol beansprucht, teilhaben zu lassen, oder aber bei Beibehaltung der Abschottungs- und Schutzzollpolitik das Kapital zwingt, gemäß den Gesetzen, die auch den Arbeitsmarkt beherrschen, Lohnniveaus, sprich, Arbeitskosten zu akzeptieren, die, sofern sie nicht dem Industriekapital überhaupt seinen in der Schöpfung von Mehrwert und dem produktionssystematischen Wachstum, das dieser ermöglicht, bestehendes Movens verschlagen und so den Industrialisierungsprozess ins Stocken geraten lassen beziehungsweise zum Stillstand bringen, sich im Sinne einer den Verlust an Mehrwert wettzumachen gedachten Preistreiberei im industriellen Bereich auswirken, die für die finanziellen Verhältnisse des Landes in genere und für den Wohlstand seiner Bewohner in specie nachteiligste Folgen hat.
Während also die europäische Spielart der in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts zu einem zentralen Element des Industrialisierungsprozesses avancierenden Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie Reaktion auf eine Bedrohung ist, die von außerhalb des ökonomischen Systems, von der politischen Seite, vom Staat ausgeht und die bloß das Ergebnis des industriekapitalistischen Prozesses, den durch das industrielle Produktionssystem erwirtschafteten Mehrwert betrifft, stellt die amerikanische Version der Strategie die Antwort auf ein Problem dar, das innerhalb des ökonomischen Systems, im Bereich der die personale Basis des industriekapitalistischen Prozesses bildenden Bevölkerungsstruktur auftritt und das mithin den industriekapitalistischen Prozess selbst, das Mehrwert zu erwirtschaften bestimmte industrielle Produktionssystem als solches tangiert. In den europäischen Industrienationen kann das Kapital seinen Produktionsprozess ungehindert abwickeln und muss erst im Nachhinein die Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie bemühen, um durch Einsparungen an Arbeitskraft, den Abstrichen, die der Staat durch seine politischen Maßnahmen bei der Ausbeutungsrate der Arbeitskraft vornimmt, zu begegnen. In den Vereinigten Staaten von Amerika hingegen braucht das Kapital die Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie, um dem Ungemach zu wehren, mit dem die demographische Ungleichverteilung der Millionen Einwanderer auf die für das Gedeihen der Republik maßgebenden beiden Projekte der territorialen Expansion und der industriellen Evolution nicht nur und nicht primär die Rate der kapitalen Ausbeutung, sondern letztere selbst, nicht nur den Grad ihrer Effektivität, sondern überhaupt ihre Praktikabilität und mithin aber den auf ihr basierenden industriellen Produktionsprozess als solchen bedroht, und um nämlich durch Einsparungen von Arbeitskraft eben jenen Mangel an Arbeitskraft wettzumachen und so zu verhindern, dass letzterer zu einer Beeinträchtigung oder gar Vereitelung der industriellen Produktionsleistung und des an deren kontinuierliches Wachstum geknüpften Industrialisierungsprozesses führt.
Dass hier der reale Produktionsprozess als solcher und nicht bloß sein kapitales Ergebnis in Frage steht, dass es also darum geht, ob die ökono- misch-objektiven Bedingungen für die industriekapitalistische Wertschöpfung überhaupt gegeben sind, und nicht bloß darum, wieviel vom geschöpften Mehrwert aufgrund einer politisch motivierten Umverteilung dem industriekapitalistischen Wertschöpfungszweck erhalten bleibt beziehungsweise entzogen wird, verleiht der amerikanischen Version der Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie eine ganz andere Dringlichkeit, um nicht zu sagen den Charakter eines dem industriellen Produktionsprozess innewohnenden Existenzials, einer aus ihm nicht wegzudenkenden conditio sine qua non. Weil der demographisch bedingte Mangel an Arbeitskräften die erläuterten, sei's handelspolitisch, sei's tarifpolitisch verderblichen, wo nicht gar verheerenden Folgen für den Auf- und Ausbau des industriellen Produktionssystems hat, kann das Kapital unmöglich damit leben und muss bei Strafe der Beschädigung, wo nicht gar Verkrüppelung der industriekapitalistischen Unternehmung jene den Personalmangel durch technische beziehungsweise verfahrenstechnische Fortschritte auszugleichen bestimmte Strategie zur Anwendung bringen.
Die sozialpolitisch motivierten Einbußen an Mehrwert, die in Europa der Staat dem Kapital beschert, lassen hingegen den industriekapitalistischen Prozess als solchen unberührt und bremsen höchstens und nur sein Entwicklungstempo beziehungsweise mindern seine Wachstumsdynamik, weswegen sich denn auch mit solcher Beeinträchtigung gegebenenfalls leben, sie sich vom Kapital notfalls tolerieren ließe und letzteres, wenn es auf sie mit der Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie reagiert, dies weniger aus existenziellen als aus dogmatischen Gründen, weniger aus Versagensängsten als aus Prinzipienreiterei tut, also nicht sowohl deshalb, weil es um die Funktionstüchtigkeit seines industriellen Produktionssystems besorgt wäre, sondern bloß deshalb, weil es hinsichtlich der unangefochtenen Geltung des für sein industrielles Produktionssystem maßgebenden Akkumulationsimperativs keine Abstriche machen beziehungsweise zulassen will.
Ist demnach die Strategie einer Steigerung der Produktivkraft mittels Rationalisierung und Automatisierung der Produktion in ihrer nordamerikanischen Version ein nach Maßgabe ihrer existenziellen Bedeutung für den Industrialisierungsprozess ebenso primäres wie zentrales Direktiv des Kapitals, sein objektives Aktionsschema, wohingegen sie in ihren europäischen Spielarten nur eine dem prinzipiellen Anspruch auf ein Maximum an Verwertung geschuldete situative Reaktionsbildung des Kapitals, ein von ihm dem industriellen Prozess vindiziertes ebenso sekundäres wie optionales Dispositiv bleibt, so kann es schwerlich verwundern, dass die nach Maßgabe ihrer existenziellen Angewiesenheit auf sie ebenso konstitutionell von ihr geprägte wie habituell Gebrauch von ihr machende amerikanische Volkswirtschaft bei ihrer Wiederaufnahme beziehungsweise Fortsetzung nach dem großen Krieg der europäischen den Rang abläuft und bei der Entwicklung des industriekapitalistischen Produktionssystems und der Entfaltung seiner technisch-methodischen Produktivkraft die unangefochtene Führung übernimmt.
Die dank Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie rasch wachsende Produktionsleistung kollidiert mit einer stagnierenden beziehungsweise nur allmählich steigenden Konsumkraft. Verantwortlich für den Mangel an Konsumkraft sind der kriegsbedingte Bevölkerungsverlust und die den Kriegskosten geschuldete Verarmung der Bevölkerung. Da der Krieg außerdem eine massive Staatsverschuldung hinterlässt, fehlt der Spielraum für eine Stärkung der gesellschaftlichen Konsumkraft durch staatliche Umverteilungsmaßnahmen.
Die Führungsrolle, die in Sachen industriekapitalistische Produktion die USA übernehmen, erscheint umso folgerichtiger, als ja im Falle der europäischen Staaten die Wiederaufnahme beziehungsweise Fortsetzung der Strategie durch das Industriekapital, wie oben erläutert, hinsichtlich gleichermaßen des Beweggrunds und der Zielsetzung der Strategie in einem kriegsbedingten Paradigmenwechsel gründet, der, recht besehen, nichts Geringeres impliziert als die Preisgabe der in der Vorkriegszeit für die Adoption der Strategie grundlegenden, eigenständig europäischen Motivation und Intention und die Subsumtion der Strategie unter das amerikanische motivationale und intentionale Paradigma. Wie oben konstatiert, reagiert im Europa der Nachkriegszeit das Kapital mit der Strategie ja nicht mehr wie in der Vorkriegszeit auf das Politikum der staatlichen Umverteilungspolitik, besteht also die Zielsetzung, die das Kapital damit verfolgt, nicht mehr darin, die durch die Umverteilungspolitik erlittenen Einbußen an Mehrwert durch Einsparungen an Arbeitskraft und eine entsprechende Verringerung der für letztere aufzuwendenden Lohnsumme zu kompensieren. Jetzt ist vielmehr der maßgebende Beweggrund für die Beibehaltung der Strategie der durch die Hekatomben an Menschenopfern, die der Krieg gefordert hat, bedingte Personalschwund und Mangel an für die Industrie verfügbaren Arbeitskräften und besteht demzufolge die hauptsächliche Zielsetzung der Strategie darin, diesen Mangel an Arbeitskraft durch ein entsprechendes Mehr an Produktivkraft wettzumachen.
Mangel an Arbeitskraft durch ein entsprechendes Mehr an Produktivkraft wettzumachen – diese in Europa erst durch die Folgen des Weltkriegs diktierte neue Zielsetzung der Strategie ist aber exakt das, was, wenn auch nicht aus militärisch provoziertem, sondern aus demographisch generiertem Anlass, für das Industriekapital in den Vereinigten Staaten von Amerika seit jeher oder jedenfalls seit der dem Bürgerkrieg geschuldeten Entfesselung des Industrialisierungsprozesses eine maßgebende, weil über den Erfolg des letzteren entscheidende Rolle spielt. Wie sollte da wohl die amerikanische Volkswirtschaft, ausgestattet mit der Fertigkeit und Routine, die sie sich bei der Anwendung der Strategie auf diese – Arbeitskraft durch Produktivkraft substituierende – kompensatorische Zielsetzung in den Vorweltkriegsjahrzehnten erworben hat, verfehlen können, den europäischen Volkswirtschaften, die nun der kriegsbedingte Arbeitskräfteverlust zwingt, sie zu übernehmen und sich zu eigen zu machen, mit gutem Beispiel voranzugehen und ihnen beim ungeachtet jenes kriegsbedingten Handikaps effektiven Wiederaufbau und Neubetrieb eines industriekapitalistisch funktionierenden Produktionssystems, wie man will, als Instrukteurin die Hand zu reichen oder als Konkurrentin Beine zu machen?
Unter der unwiderstehlichen Anleitung beziehungsweise dem unabweislichen Konkurrenzdruck der aus dem Weltkrieg als führende Industrienation hervorgehenden amerikanischen Republik übernehmen also die europäischen Industriestaaten die Strategie einer Rationalisierung und Automatisierung des industriellen Produktionssystems in ihrer durch die Kriegsfolgen zu paradigmatischer Geltung gelangten und nämlich zum nach Beweggrund und Zielsetzung allgemeinverbindlichen Kompensationsmechanismus avancierten amerikanischen Spielart und wenden sie mit durchschlagendem Erfolg an: Weit entfernt davon, dass die kriegsbedingten Verluste an Menschenleben alias Arbeitskräften die neuerliche Inbetriebnahme und Wiederankurbelung des industriellen Produktionsapparats der europäischen Volkswirtschaften für die Erzeugung ziviler Güter und Dienstleistungen zu torpedieren oder jedenfalls zu behindern vermöchten, entfaltet die unter amerikanischem Wettbewerbsdruck nicht weniger als nach amerikanischem Vorbild eingesetzte technisch-methodische Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie eine solch kompensatorische Kraft, dass es in der unmittelbaren Nachkriegszeit, statt zu einer Stockung oder einem Einbruch im industriellen Wertschöpfungsprozess der führenden europäischen Industrienationen, im Gegenteil zu dessen geradezu hypertropher Ausweitung und Beschleunigung kommt und die Produktionsleistung ihrer Industriesysteme bereits Mitte der zwanziger Jahre die der Vorkriegszeit überflügelt und in den Schatten stellt.
Allerdings beschwört dieser spektakuläre industrielle Erfolg ein gravierendes kommerzielles Problem herauf, weil die rasch wachsende Produktionsleistung mit einem niedrigen und, wenn nicht überhaupt stagnierenden, so jedenfalls nur allmählich steigenden Konsumtionsniveau kollidiert. Für die in einem krassen Missverhältnis zur exzellenten wirtschaftlichen Leistungskraft stehende mangelhafte gesellschaftliche Konsumkraft sind dabei mehrere Faktoren verantwortlich.
Zum ersten ist Konsequenz der kriegsbedingten Verluste an Menschenleben alias Einbußen an Bevölkerung ja nicht nur ein Mangel an industriellen Arbeitskräften, an für die Wertschöpfung verfügbarem Personal, sondern auch und natürlich ebenso sehr eine Schrumpfung der Menge ziviler Konsumenten, eine Verkleinerung des Personenkreises, der für die Realisierung der geschöpften Werte bereit steht. Während die Volkswirtschaft für die Kompensation des Mangels an industriellen Arbeitskräften die beschriebene, ebenso rasch wirksame wie probate Strategie einer auf die Rationalisierung der Arbeitsmethoden beziehungsweise Automatisierung der Arbeitsmittel gerichteten Produktivkraftsteigerung zur Hand hat, steht ihr für die Behebung des Mangels an zivilen Konsumenten nichts dergleichen zu Gebote. Menschliche Wesen lassen sich nicht so durch künstliche Machwerke ersetzen, wie sich menschliche Arbeitskraft durch technische Produktivkraft substituieren lässt. Konsumenten lassen sich nicht mittels verbesserter Produktionstechniken und optimierter Arbeitsmethoden verstärkt und beschleunigt in die Welt setzen.
Um die gelichteten Reihen derer, die die vom industriellen Produktionssystem erzeugten Güter und Dienstleistungen gebrauchen können beziehungsweise verbrauchen sollen, so weit aufzufüllen, dass die Betreffenden der konsumtiven Aufgabe, vor die jene dank Rationalisierung und Automatisierung in gehabt großem Umfang und rasantem Tempo auf den Markt geworfenen Güter und Dienstleistungen sie stellen, rein zahlenmäßig oder bevölkerungsstatistisch zu genügen vermögen, taugt kein artefizielles Fertigungsverfahren oder industrielles Montageband, sondern bedarf es gleichermaßen eines biologischen Reifeprozesses und eines sozialen Bildungsganges. Das aus menschlichen Wesen bestehende gesellschaftliche Konsumpotenzial, an dem es kriegsbedingt fehlt und nach dem die dank Produktivkraft aktualisierte Produktmasse verlangt, lässt sich nicht mechanisch fabrizieren und seriell synthetisieren, sondern muss organisch reifen, im mütterlichen Schoß ausgetragen werden und sich zivilisatorisch formen, im Bildungsinstitut Gesellschaft herangezogen werden. Zwar führt auch dieses zur Entstehung und Bildung der Konsumenten nötige Verfahren letztlich nicht weniger sicher und zuverlässig zum Ziel als der Prozess, den die Herstellung und Fertigung der für ihren Konsum bestimmten Güter und Dienstleistungen erfordert. Aber weil es für die Prokreation von Menschen ungleich mehr Aufwand und Zeit braucht als für die durch die Rationalisierungs- und Automatisierungsanstrengungen noch zusätzlich vereinfachte und beschleunigte Produktion von Gütern, ist unter den Nachkriegsbedingungen ein den kapitalistischen Verwertungsprozess bis auf Weiteres akut bedrohendes Missverhältnis zwischen dem produktivitätsbedingt unverminderten beziehungsweise wachsenden Angebot an industriellen Produkten und einer konsumtiven Nachfrage, die der den Kriegsopfern geschuldete Bevölkerungsschwund hat schrumpfen lassen, unvermeidlich.
Der zweite Faktor, der für ein eklatantes und rasch einem kritischen Punkt zustrebendes Missverhältnis zwischen industriellem Angebot und kommerzieller Nachfrage sorgt, ist die relative Verarmung der Bevölkerungen der am Weltkrieg beteiligten Industriestaaten, ihre gleichfalls dem Krieg geschuldete geringe beziehungsweise fehlende Kaufkraft. Nicht genug damit, dass der Krieg durch die ihm gebrachten Hekatomben an Menschenopfern die Reihen der für die neue kommerzielle Schlacht, zu der das industrielle Produktionssystem kraft produktivkräftiger Rationalisierung und Automatisierung der Arbeitsprozesse im Nu das Material bereitstellt, rekrutierbaren Konsumenten gelichtet hat, er hat zu allem Überfluss auch noch deren Vermögensverhältnisse zerrüttet und es damit der dezimierten Konsumentenschar erschwert, wo nicht gar verunmöglicht, die nötige Kaufkraft zu mobilisieren, um in der neuen Konsumschlacht ihren Mann beziehungsweise ihre Frau stehen zu können.
Kriegsdienliche Steuern, Kriegsanleihen, die der Staat nie und nimmer zurückzahlen kann, schlechte Entlohnung in Form von Sold, fehlende zivile Verdienst- und Einkommensmöglichkeiten wegen zu leistenden Kriegsdienstes und wegen der Präokkupation des Wirtschaftslebens mit der Produktion von Rüstungsgütern und der Versorgung des Militärapparats, schließlich steigende Preise und Lebenshaltungskosten, die eben jener kriegswirtschaftlichen Präokkupation des industriellen und agrikulturellen Produktionssystems und der aus ihr resultierenden Verknappung ziviler Güter und subsistenzieller Erzeugnisse geschuldet sind – all das zusammen sorgt dafür, dass dem dank Rationalisierung und Automatisierung in kürzester Frist alte Produktionsniveaus erreichenden beziehungsweise übertreffenden industriellen Angebot eine gesellschaftliche Nachfrage gegenübersteht, die ihm nicht nur in Anbetracht der Menge der Nachfragenden, sondern auch zugleich in Ansehung der Konsumkraft, über die diese verfügen, in keiner Weise gewachsen ist.
Dieser vor allem in den europäischen Industriestaaten eklatante Mangel gleichermaßen an Konsumenten und an Kaufkraft hat tatsächlich zur Folge, dass dort binnen nicht einmal eines Jahrzehnts die ökonomische Situation sich entscheidend wandelt, um nicht zu sagen, in ihr Gegenteil umschlägt und nämlich das in der unmittelbaren Nachkriegszeit gravierende Problem fehlender industrieller Arbeitskräfte, das die betreffenden Unternehmen dazu zwingt, die Strategie der Produktivitätssteigerung durch Rationalisierung und Automatisierung nach amerikanischem Vorbild und Muster wiederaufzunehmen beziehungsweise fortzusetzen, im nicht minder gravierenden Problem eines Zuviel an industriellen Arbeitsprodukten resultiert, das für seine Bewältigung wiederum nach jener Art von umverteilungspolitisch-sozialreformerischen Maßnahmen verlangt, zu der sich in Reaktion auf eine durch das traditionelle Repertoire staatlicher Nachfrageerzeugung nicht mehr beherrschbare, geschweige denn heilbare Verstopfung des Marktes oder Absatzkrise die europäischen Industriestaaten unter Anführung des Emporkömmlings Deutschland seit dem letzten Viertel des neunzehnten Jahrhunderts verstehen mussten.
Kaum haben die kapitalistischen Volkswirtschaften Europas ihr Industriesystem mittels einer Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie à l`américaine, die Abhilfe für den kriegsbedingten Mangel an Arbeitskräften schafft, wieder in Gang und auf Touren gebracht, erreicht letzteres aufgrund des nicht minder kriegsbedingten Mangels an Konsumkraft beziehungsweise Konsumenten auch schon wieder ein Leistungsniveau, das mit den materialen Gütern und sozialen Dienstleistungen, die es hervorbringt, den Markt eklatant überfordert und deshalb die betreffenden Staatswesen eigentlich zwingt, der resultierenden Absatzkrise oder Wertrealisierungsstase mit der Umverteilungspolitik, die sie vor dem Weltkrieg zu diesem Zweck initiiert und elaboriert haben, zu begegnen und den Stachel zu ziehen. Nur dass ihnen, den Staaten Europas, zu solchen umverteilungspolitischen Maßnahmen, die angesichts des in kürzester Frist wiederkehrenden Missverhältnisses zwischen produktivkräftig steigendem industriellem Angebot und durch Bevölkerungsschwund und Kaufkraftverlust gehandikapter kommerzieller Nachfrage angebracht wären, jetzt gleichermaßen der wirtschaftspolitische Mut und die finanzpolitischen Mittel fehlen!
Was den fehlenden Mut betrifft, so würde ein Rückgriff auf die in den Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg in Anwendung gebrachte Umverteilungspolitik ja erfordern, dass der Staat direkt beziehungsweise indirekt das Industriekapital zur Kasse bittet und ihm die Finanzmittel entzieht, die für die umverteilungspolitischen Maßnahmen erforderlich sind. Damit aber riskiert er, das Kapital, das sich ja gerade erst wieder von der kriegswirtschaftlich-staatlichen Bevormundung emanzipiert und auf verwertungskalkulatorisch eigene Füße gestellt, sein rezivilisiertes Produktionssystem wieder in eigene Regie übernommen hat, um es auf eigene Rechnung zu betreiben, und das jeden umverteilungspolitischen Zugriff des Staates nolens volens als seine akkumulationsprozessualen Anstrengungen torpedierende expropriative Zwangsmaßnahme erfährt, ebenso subjektiv zu vergrätzen wie objektiv zu schwächen und womöglich die Lust an seinem Geschäft verlieren und auf den Gedanken einer Einstellung des Geschäftsbetriebs verfallen zu lassen. Das Risiko erscheint dem Staat umso größer, als die dem Mangel an Arbeitskräften geschuldete Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie des Kapitals aufgrund der Entwicklung beziehungsweise Beschaffung der produktivkraftsteigernden Technik und Maschinerie, die sie erfordert, letzteres finanziell so stark belastet, dass jede auf die Überführung von Investitionskapazität in Konsumkraft zielende umverteilungspolitische Maßnahme, insofern die Mittel zu ihr dem Kapital entzogen werden und sie also zu Lasten der Liquidität der betreffenden industriekapitalistischen Unternehmen geht, rasch deren Zahlungsfähigkeit beeinträchtigt und sie mit Insolvenz bedroht. Was Wunder, dass der Staat sich scheut, den um den Preis hoher Investitionen des Kapitals, die sich erst einmal amortisieren müssen, wieder in Gang gekommenen und in Schwung gebrachten Akkumulationsprozess des Kapitals diesem umverteilungspolitischen Stresstest zu unterziehen?
Fehlt aber dem Staat aus Sicht der industriellen Investitionssituation, die seine Unterlassung erklärt, verständlicherweise, wenn auch im Blick auf die kommerziellen Absatzprobleme, denen sie Vorschub leistet, nicht unbedingt klugerweise schon der wirtschaftspolitische Mut zur Umverteilung, so bliebe ihm doch eigentlich noch die Möglichkeit, die Umverteilung zu Lasten des Kapitals durch eine einfache Zuteilung auf Staatskosten, sprich, das sozialreformerische Verfahren einer ökonomischen Restitution von Kaufkraft durch die staatsfürsorgliche Aktion einer politischen Allokation von Kaufkraft zu ersetzen. Der Staat könnte mit anderen Worten aus eigenen Mitteln, aus Mitteln seines Etats, die nötigen Gelder aufbringen, um für eine dem Wachstum der industriellen Produktion gemäße gesellschaftliche Kaufkraft zu sorgen. Dies könnte er indirekt auf die Weise tun, dass er die zivile Bevölkerung steuerlich entlastete oder sozialhelferisch unterstützte und so in die Lage versetzte, ihr Konsumniveau zu steigern. Oder er könnte zusätzliche Gelder für die Durchführung staatlicher Aufgaben, für infrastrukturelle Projekte, öffentliche Bau- und Beschaffungsprogramme, den Ausbau von Verwaltung und Militär lockermachen und so in quasi eigener Person als Großkonsument auftreten, um der vom produktivkräftigen industriellen Produktionssystem bestürmten und bedrängten Konsumfront Entlastung zu bringen.
Tatsächlich aber verfügen die aus dem Weltkrieg hervorgegangenen europäischen Staaten gar nicht über die hierfür nötigen finanziellen Mittel. Der Krieg ist sie allesamt mehr oder minder teuer zu stehen gekommen und hat sie mehr oder minder hoch verschuldet zurückgelassen. Sich die für die Förderung des privaten Konsums beziehungsweise für staatliche Konsumprogramme nötigen Finanzmittel verschaffen könnten sie nur mittels weiterer Kreditaufnahme, die sie wegen der bereits bestehenden hohen Staatsverschuldung, wenn überhaupt, dann nur zu exorbitant hohen Zinsen tätigen könnten, womit ihre Verschuldung rasch auf ein Niveau stiege, angesichts dessen sich jede künftige Tilgung, jede effektive Entschuldung zur schieren Fata Morgana verflüchtigte und als einzige realistische Perspektive der schließliche Staatsbankrott mit all seinen verheerenden Folgen für die Volkswirtschaft im Allgemeinen und das ihr Fundament bildende industriekapitalistische Produktionssystem im Besonderen bliebe.
Eine mögliche Alternative zur Kreditaufnahme wäre eine verstärkte Schöpfung allgemeinen Äquivalents, eine Vermehrung der Geldmenge, zu der seine Münz- und Währungshoheit dem Staat formell die Handhabe gibt. Diese Geldvermehrung indes liefe auf nichts weiter als auf eine Geldentwertung, sprich, auf eine inflationäre Zerrüttung der allgemeinen Kaufkraft, mithin auf eine mehr oder minder fatale Verschlechterung der wirtschaftlichen Verhältnisse aller Schichten der Bevölkerung hinaus, weil im vorliegenden Fall der Mangel an gesellschaftlicher beziehungsweise staatlicher Kaufkraft seinen Grund ja nicht in einem objektiven Mangel an allgemeinem Äquivalent, sondern bloß in einer defizitären Distribution des allgemeinen Äquivalents, nicht also darin hat, dass die gegebene Geldmenge nicht ungefähr dem Wert der auf dem Markt präsenten beziehungsweise von ihm repräsentierten Güter und Dienstleistungen korrespondiert, sondern bloß darin, dass eine beträchtliche Proportion der gegebenen Geldmenge wegen der kriegsbedingten Verschuldung des Staatswesens eben nur als uneingelöste und auf absehbare oder gar unabsehbare Zeit auch nicht einlösbare Staatsschuld zu Buche schlägt und als solche für die kommerzielle Wertrealisierung, die konsumtive Auslösung des Werts der vom industriellen Produktionssystem auf den Markt geworfenen materialen Güter und sozialen Dienstleistungen nicht zur Verfügung steht.
Weil der Staat den Krieg auf Kosten seiner Bevölkerung geführt und nämlich teils durch produktive Ausbeutung der Lohnarbeiterschaft, teils durch kreditive Ausplünderung der Bürgerschaft sich deren Kaufkraft angeeignet und in die Pfanne der zu einer materialen Zerstörungsorgie entfesselten militärischen Auseinandersetzung gehauen hat, fehlt diese der Bevölkerung entzogene Kaufkraft, die letztlich keinen Nutzen und Gewinn, sondern nur Tod und Verwüstung gebracht hat, nunmehr gleichermaßen ihr, der sie entzogen wurde, und ihm, der sie vergeudet hat, beziehungsweise ist nurmehr als Fehlbetrag, als uneingelöste Schuld, als ein Haben, das nur in Sollform existiert und mit dem sich in dieser Form nichts anfangen, das sich nicht auf dem Markt als allgemeines Äquivalent geltend machen, mit dem sich nichts kaufen lässt, vorhanden. Dass dieses allgemeine Äquivalent nur in Form von uneingelösten Anleihen, nur als ausstehendes Soll zu Buche schlägt und demnach nicht als Kaufkraft verfügbar ist, bedeutet freilich nicht, dass es in der das Gesamtverhältnis zwischen Sachwerten und den Geldwerten der Gesellschaft betreffenden volkswirtschaftlichen Bilanz nicht zu berücksichtigen und in Rechnung zu stellen ist.
Solange der Staat nicht in Konkurs geht und dadurch Gelegenheit bekommt, sich mit für das Gemeinwesen als solches allerdings äußerst verderblichen Folgen seiner finanziellen Haftbarkeit überhaupt zu entziehen und seine Schulden kurzerhand zu löschen, um sie nicht tilgen zu müssen, bleiben diese als wie immer auch unverfügbare gesellschaftliche Kaufkraft, das heißt, als wie sehr auch der Aktualität ermangelnder Bestandteil des volkswirtschaftlichen Geldwerts erhalten. Wenn nun der Staat seine münz- und währungspolitische Vollmacht nutzt, um zwecks Erzeugung gesellschaftlicher Konsumkraft beziehungsweise Finanzierung einer von ihm selbst wahrgenommenen Konsumentenfunktion die Geldmenge zu erhöhen, so tritt diese zur bereits vorhandenen Geldmenge, die, wie gesagt, nicht nur den als Haben umlaufenden, sondern auch den als Soll ausstehenden Geldwert umfasst, hinzu und verändert das Verhältnis zwischen Sachwerten und Geldwert, bringt genauer gesagt, das bestehende Gleichgewicht zwischen beiden aus dem Lot.
Der Geldwert, der ja die Aufgabe hat, die Sachwerte zu repräsentieren und nach Maßgabe seiner Verteilung unter die Mitglieder der Gesellschaft deren Ansprüche auf erstere zu attestieren und gegenüber dem Markt, auf dem sie zirkulieren, geltend zu machen, erfährt, um seiner Repräsentationsaufgabe im Blick auf die Sachwerte gerecht zu werden, eine seiner Vermehrung entsprechende Neubestimmung, mit dem kommerziellen Ergebnis, dass die einzelnen Sachwerte ein größeres Quantum Geldwert verkörpern und der darin implizierten sozialen Folge, dass ein bestimmtes Quantum Geldwert weniger Sachwert repräsentiert und demgemäß der Anspruch auf Sachwerte, den die Mitglieder der Gesellschaft kraft Geldwerts gegenüber dem Markt geltend machen können, sich verringert, kurz, die Kaufkraft des betreffenden Quantums Geldwert sinkt. Die bloße staatliche Vermehrung der Geldmenge bringt also gar nichts, sondern resultiert in einer als Inflation wirksamen Entwertung der Geldmenge, die diejenigen, die von der vermehrten Geldmenge proportional zur Vermehrung profitieren, um kein Jota konsumkräftiger dastehen lässt, während sie alle übrigen, die mit der unverändert gleichen Geldmenge wie vorher auskommen müssen, konsumtiv schlechter stellt und in ihrer Lebenshaltung beeinträchtigt.
Nicht, dass die Vermehrung der Geldmenge allemal inflationär verpufft und die gesellschaftliche Kaufkraft bestenfalls nicht erhöht und schlimmstenfalls senkt und demnach der Staat sie als finanzpolitisches Instrument unter keinen Umständen sinnvoll einsetzen kann! Schließlich resultiert ja der Wertschöpfungsprozess des industriellen Produktionssystems in einer fortlaufenden Vermehrung der in materialen Gütern und sozialen Dienstleistungen bestehenden Sachwerte, sprich, in einer Erhöhung des Gesamtwerts, den die durch ihn hervorgebrachten Güter und Dienstleistungen verkörpern, und von daher gesehen ist die Anpassung der Geldmenge an die gewachsene Sachwertmenge für deren wertstabile, will heißen, weder von kommerziellen Absatzproblemen noch von einem deflationären Preisverfall bedrohte Realisierung in Geldform ein unabdingbares, weil über die Kontinuität gleichermaßen der kapitalen Akkumulation und der allein durch sie motivierten industriellen Produktion entscheidendes Erfordernis.
Diesem Erfordernis einer permanenten Anpassung der Geldmenge an die kraft des Ausbeutungsmechanismus des industriekapitalistischen Produktionssystems wachsende Menge von Sachwerten trägt im Prinzip das Kapital selbst Rechnung, indem es mittels seiner als Markt funktionierenden kommerziellen Distributionseinrichtung von außerhalb seines Produktionssystems neue Konsumenten rekrutiert beziehungsweise bei ihnen neue Bedürfnisse mobilisiert, um das allgemeine Äquivalent, das jene im Austausch gegen die Befriedigung ihrer konsumtiven Bedürfnisse beisteuern, der bereits im System zirkulierenden Geldmenge hinzuzufügen und so denn letztere um der Stabilität der als Wertrelation perennierenden Korrespondenz zwischen Sachwerten und Geldwert willen immer neu ins Lot mit dem ausbeutungsbedingt steigenden Wert der dem Produktionssystem entspringenden materialen Güter und sozialen Dienstleistungen zu bringen. Schon früh in der Entwicklung des industriekapitalistischen Produktionssystems freilich zeigt sich, dass wegen des ausbeutungsbedingt rasanten Wachstums des Produktionssystems und der von ihm hervorgetriebenen Güter- und Dienstleistungsmasse das Kapital mit der Suche nach weiterer Konsumkraft beziehungsweise weiteren Konsumenten überfordert ist und ohne Unterstützung des politischen Repräsentanten des Gemeinwesens, des Staates, an der Aufgabe zu scheitern droht – mit schlimmen Folgen für den von ihm initiierten und vorangetriebenen und für das Wachstum und Gedeihen, den Aufstieg und Wohlstand der bürgerlichen Gesellschaft grundlegenden industriekapitalistischen Prozess.
Schon früh beginnt deshalb der Staat, dessen Macht und Herrlichkeit in zunehmendem Maße von eben jenem Wohlstand der bürgerlichen Gesellschaft abhängt, an dem er steuer- und abgabenpolitisch partizipiert – schon früh also beginnt der Staat, dem Kapital eben jene Hilfestellung zu leisten, und entwickelt dafür, wie an früherer Stelle ausgeführt, verschiedene Strategien, wie etwa die kolonialistische, die darauf abgestellt ist, den kommerziellen Aktivitäten des Kapitals auf anderen Kontinenten und in anderen Weltregionen politischen Vorschub und militärischen Flankenschutz zu leisten, die merkantilistische, die jenen kommerziellen Aktivitäten durch Wirtschaftsförderungsprogramme und zollpolitische Maßnahmen, quasi bürokratisch also, auf die Sprünge zu helfen und vornehmlich in den benachbarten Volkswirtschaften des eigenen Kontinents Entfaltungsraum zu verschaffen sucht, die imperialistische, bei der der Staat sich als aktiver Vorkämpfer der Interessen des heimischen Kapitals profiliert, indem er diesem mit aller politischen Macht und militärischen Gewalt weltweit neue Märkte und Absatzchancen zu erschließen unternimmt, und last not least die als etatistische zu charakterisierende Strategie einer in den Dienst der Konsumkraftsteigerung gestellten staatlichen Finanz- und Ausgabenpolitik.
Und im Rahmen der letzteren Strategie, bei der der Staat seine Währungs- und Etathoheit beziehungsweise die bestimmende Kontrolle über und den maßgeblichen Einfluss auf die gesellschaftliche Geldmenge und deren Verteilung nutzt, um das Größenverhältnis zwischen Produktion und Konsum im Lot zu halten, die dimensionale Korrespondenz zwischen industrieller Wertschöpfung und kommerzieller Wertrealisierung sicherzustellen – im Rahmen dieser etatistischen Konsumförderungsstrategie entwickelt und nutzt der Staat neben vielen anderen steuer-, zins- und kreditpolitischen Lenkungstechniken auch das finanzpolitische Instrument der Geldschöpfung, des Prägens beziehungsweise Druckens weiterer Zahlungsmittel, die er sei's gesellschaftlichen Konsumentengruppen zuwenden, sei's für eigene, staatliche Konsumaufgaben verwenden und also einsetzen kann, um die private beziehungsweise öffentliche Konsumkraft zu stärken und die Realisierung des gestiegenen Werts der vom industriellen Produktionssystem erzeugten materialen Güter und sozialen Dienstleistungen sicherzustellen.
Freilich ist die Legitimität oder jedenfalls Opportunität der Anwendung dieses finanzpolitischen Instruments einer druck- und münztechnischen Vermehrung der verfügbaren Geldmenge zum Zweck ihrer Anpassung an die produktionssystematisch gestiegene Sachwertmenge strikt daran gebunden, dass der Staat nicht mehr neue Zahlungsmittel schöpft, als der Vergrößerung der letzteren entspricht, dass der neu geschöpfte Geldwert den ausbeutungsbedingt gestiegenen Sachwert nicht übersteigt. Schöpft er mehr Zahlungsmittel, als für den Ausgleich der durch die ausbeutungsbedingte Produktionssteigerung entstandenen Differenz zwischen bisheriger Geldwertmenge und neuer Sachwertmenge erforderlich, kommt es zu der oben erwähnten marktvermittelt automatischen Anpassung der das Maß übersteigenden ersteren an die maßgebende letztere, einer Anpassung, die sich in Form einer Erhöhung der für die Sachwerte auf dem Markt zu zahlenden Preise vollzieht und so in einer als inflationäre Zerrüttung der Kaufkraft wirksamen Geldentwertung resultiert, die, weil sie alle Mitglieder der Gesellschaft betrifft, den Vorteil, den der Staat selbst beziehungsweise die gesellschaftlichen Gruppen, an die er das neu geschöpfte Zahlungsmittel verteilt, aus dem vermeintlichen Geldsegen ziehen, mehr als aufwiegt, sprich, vollständig zunichte macht.
So seriös und in der Tat nützlich das finanzpolitische Instrument staatlicher Geldschöpfung, wenn es sich im Rahmen des Anstiegs des Sozialprodukts, der Steigerung des Gesamtwerts der vom Produktionssystem in Gestalt von Gütern und Dienstleistungen hervorgebrachten Sachwerte hält, indes auch sein mag, eben dieser seiner sinnvollen Anwendung gesteckte Rahmen bedeutet, dass mit ihm im vorliegenden Fall, unter den im Jahrzehnt nach dem Weltkrieg gegebenen Bedingungen, wenig auszurichten und im Blick auf die heillose Diskrepanz zwischen produktivkräftig forciertem industriellem Angebot und mangels Kaufkraft fehlender kommerzieller Nachfrage kaum etwas zu bessern ist. Zu groß ist der Fehlbetrag an Konsumkraft, für den die kriegsbedingte allgemeine Verschuldung verantwortlich, der mit anderen Worten Folge der Tatsache ist, dass das von den Staaten mittels Anleihen beziehungsweise auf Kredit locker gemachte und in die Kriegführung gesteckte Geld zwar zu Buche schlägt, nicht aber zur Verfügung steht, nur als ausstehendes Soll, nicht aber als auszugebendes Haben existiert – zu groß also ist dieser Fehlbetrag und zu riesig die Lücke, die er in die gesellschaftliche Konsumkraft reißt, als dass jene als finanzpolitisches Instrument gerechtfertigte staatliche Geldschöpfung mehr sein könnte als ein Tropfen auf den heißen Stein, als dass sie mit anderen Worten auch nur im Entferntesten den nicht zwar systematischen, aufs Gesamt von Haben und Soll gesehenen, wohl aber empirischen, der Ungleichverteilung von Haben und Soll geschuldeten gesellschaftlichen Geldmangel, der hypothekarische Hinterlassenschaft des militärischen Potlatches ist, zu kompensieren vermöchte.
Zu den beiden für die heillose Diskrepanz zwischen industriellem Angebot und kommerzieller Nachfrage verantwortlichen Faktoren einerseits der kriegsbedingten Bevölkerungsverluste, die in einem Mangel an potenziellen Konsumenten resultieren, und andererseits der nicht minder kriegsbedingten Geldknappheit und allgemeinen Verschuldung, die den Staat daran hindern, der aktuellen gesellschaftlichen Konsumkraft durch finanzpolitische Instrumente wie etwa umverteilungspolitische Maßnahmen oder auf Kredit finanzierte Haushalte aufzuhelfen, kommt aber nun noch ein dritter Faktor hinzu, der dem Modus der industriekapitalistischen Erholung geschuldet ist und der quasi das Tüpfelchen auf das i des Missverhältnisses zwischen industrieller Produktionsleistung und sozialer Konsumkraft setzt.
Wie oben konstatiert, ist die rasche industriekapitalistische Erholung nach dem Krieg in entscheidendem Maße der dezidierten Wiederaufnahme beziehungsweise forcierten Fortsetzung der bereits in den Jahrzehnten vor dem Krieg initiierten und praktizierten produktionstechnischen und arbeitsprozessualen Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie geschuldet als einer Strategie der Steigerung sächlicher Produktivkraft, die darauf abzielt, mit geringerer oder gleicher menschlicher Arbeitskraft eine gleiche oder höhere Produktionsleistung zu erbringen. Weil diese Strategie – zumal in ihrer amerikanischen Ausprägung und Spielart, die eben deshalb jetzt paradigmatische Bedeutung und Verbindlichkeit auch für den europäischen Raum gewinnt – Kompensation für fehlende menschliche Arbeitskräfte bietet, indem sie die Leistungsfähigkeit des industriellen Produktionssystems menschenunabhängiger macht, ist sie perfekt geeignet, für das Hauptproblem, mit dem das industriekapitalistische Produktionssystem nach dem Krieg konfrontiert ist, nämlich für den durch die hekatombischen Menschenopfer, die der Krieg gefordert hat, verschuldeten Mangel an menschlicher Arbeitskraft, Abhilfe zu schaffen und, solchem Mangel zum Trotz, den industriekapitalistischen Wertschöpfungsprozess ebenso rasch wieder an Umfang gewinnen wie in Schwung kommen zu lassen. Während demnach aber der durch die Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie ermöglichte Verzicht auf menschliche Arbeitskraft auf der einen Seite dafür sorgt, dass der kriegsbedingte Personalmangel keine nachteiligen Auswirkungen auf den Umfang und das Tempo der industriekapitalistischen Erholung hat und dass die Wertschöpfung in kürzester Frist wieder Vorkriegsniveau nicht nur erreicht, sondern übertrifft, tut er auf der anderen Seite nolens volens der Konsumkraft Abtrag und erschwert beziehungsweise konterkariert den kommerziellen Absatz der dank der ebenso umfänglichen wie raschen wirtschaftlichen Erholung auf dem Markt sich sammelnden Güter und Dienstleistungen. Weniger Arbeitskräfte bedeutet ja auch weniger Arbeitslohn, und das, was an Arbeitslohn entfällt, fehlt logischerweise, wenn die lohnarbeitenden Produzenten die Rolle wechseln und zu Markte gehen, um mit ihrem Arbeitslohn als Konsumenten tätig zu werden und so den Wert der von ihnen in Gestalt von materialen Gütern und sozialen Dienstleistungen produzierten Werterscheinungen einzulösen und zu realisieren.
So gesehen, verschärft also die Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie ebenso gewiss, wie sie das eine, produktionspraktische Problem des kriegsbedingten Personalmangels durch den Verzicht auf menschliche Arbeitskräfte, den sie ermöglicht, löst, das andere, konsumpraktische Problem des nicht minder kriegsbedingten Mangels an Konsumkraft, indem sie dem Bevölkerungsschwund und der allgemeinen Verschuldung, in denen der Krieg resultiert, noch den Verlust an gesellschaftlicher Kaufkraft hinzufügt, der Folge eben jener Einsparungen an Arbeitskräften und den für letztere aufzuwendenden Arbeitslöhnen ist. Indem sie uno actu der durch sie gewährleisteten Erhaltung oder gar Erhöhung der industriellen Produktionsleistung den Kreis der die Leistung erbringenden Lohnempfänger verkleinert, vermindert die Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie des Kapitals das finanzielle Gewicht, das letztere in die Waagschale des Marktes zu werfen vermögen, den konsumtiven Beitrag, den sie zur kommerziellen Realisierung der von ihnen erbrachten industriellen Leistung zu leisten vermögen, und vergrößert somit zusätzlich das ohnehin bestehende Missverhältnis zwischen dem dank ihres strategischen Wirkens rasch wachsenden industriellen Angebot und der aufgrund der demographischen und finanzpolitischen Folgen des Kriegs geschrumpften beziehungsweise stagnierenden kommerziellen Nachfrage.
Das solchermaßen durch mehrere Faktoren begründete und beförderte Missverhältnis nimmt binnen eines Jahrzehnts katastrophische Dimensionen an und gipfelt, wie bekannt, in der Weltwirtschaftskrise von 1929, die, ihrem Namen getreu, weltweit alle industriekapitalistisch organisierten Volkswirtschaften erfasst und mehr oder minder in Mitleidenschaft zieht und in einer anhaltenden Rückbildung der industriellen Produktion und Lähmung des kommerziellen Lebens resultiert, deren zentrale Ausdrucksformen Firmenzusammenbrüche und Betriebsschließungen, Massenarbeitslosigkeit sowie die hekatombische Entwertung beziehungsweise Vernichtung materialer Ressourcen und sozialer Kapazitäten sind.
Als hinsichtlich gleichermaßen des wirtschaftlichen Aufschwungs nach dem Weltkrieg und des Debakels, der dem Aufschwung ein jähes Ende bereitet, tonangebende Macht firmieren die USA kraft der wirtschaftssystematisch dominierenden Stellung und handelspolitisch führenden Rolle, die sie im Vorfeld und im Verlauf des Krieges erringen und übernehmen.
Dass Infektionsherd oder jedenfalls primärer Ausbruchsort der großen ökonomischen Krise ausgerechnet die Vereinigten Staaten von Amerika sind, muss auf den ersten Blick überraschen. Schließlich haben diese nicht nur erst spät in das Kriegsgeschehen eingegriffen und, weil letzteres ja weitestgehend auf den europäischen Kontinent beschränkt blieb, zivilgesellschaftlich und sozialpolitisch vergleichsweise wenig unter ihm gelitten, sie haben mehr noch ökonomisch, machtstrategisch und finanzpolitisch Nutzen aus ihm gezogen beziehungsweise von ihm profitiert. In den ersten Kriegsjahren, in denen sie noch Neutralität wahren, profilieren und etablieren sie sich als ebenso wichtige wie schwergewichtige Handelspartner der kriegführenden Parteien im Allgemeinen und der Ententemächte im Besonderen, weil sie von diesen zur Kompensation der Versorgungsmängel in Anspruch genommen werden, von denen deren kriegswirtschaftlich okkupierte Volkswirtschaften sich in zunehmendem Maße heimgesucht finden, und weil sie außerdem weltweit die kommerziellen Lücken füllen können, die die mit Kriegführen und Kriegsrüstung okkupierten und dadurch von ihren Welthandelsgeschäften abgezogenen europäischen Mächte in ihren Kolonialreichen und ihren imperialen Einflusssphären hinterlassen.
In dieser Zeit sind sie die eigentlichen oder, genauer gesagt, einzigen Nutznießer des Krieges und schöpfen aus ihm kommerzielle Gewinne, die gleichermaßen ihrem industriellen Produktionssystem und der dank des für ihre Volkswirtschaft insgesamt verbindlichen Rationalisierungs- und Automatisierungsparadigmas sich unaufhaltsam industrialisierenden agrikulturellen Produktion zu einem rasanten Aufschwung und einem geradezu hypertrophen Wachstum verhelfen. Nicht von ungefähr ist es die Störung dieser ihrer lukrativen Handelsgeschäfte durch den generalisierten, die amerikanische Neutralität missachtenden U-Bootkrieg, die das mehr und mehr isolierte und in die Defensive gedrängte Deutsche Reich seit Mitte des Krieges entfesselt, was den Ausschlag für die Entscheidung der USA gibt, an der Seite der Ententemächte in den Krieg einzutreten und durch ihre die Leistungs- und Schlagkraft der europäischen Staaten bereits überflügelnde ökonomische Macht und militärische Stärke für ein die Niederlage der Mittelmächte besiegelndes, vergleichsweise rasches Ende des Krieges zu sorgen.
Weil der Weltkrieg nordamerikanisches Territorium gar nicht tangiert, gehen die USA ohne materiale Beeinträchtigungen oder gar Zerstörungen ihrer Infrastruktur und ihrer industriellen Produktionskapazitäten aus ihm hervor. Und weil sie erst spät in den Krieg eintreten, halten sich auch ihre Verluste an Menschenleben, ihre Einbußen an Arbeitskraft in demographisch unerheblichen Grenzen. Und schließlich ist ihre durch die kommerziellen Gewinne, die sie aus dem Krieg gezogen haben, noch gestärkte Wirtschafts- und Finanzkraft groß genug, um sie die militärischen Aufwendungen und Ausgaben, die ihre schließliche Beteiligung am Kriegsgeschehen ihnen abverlangt, ohne nennenswerte Überforderung des Etats, sprich, ohne eine Kreditaufnahme und Staatsverschuldung, die sich derjenigen der europäischen Mächte auch nur im Entferntesten vergleichen ließe, schultern zu lassen.
Deshalb sind hier die politisch-ökonomischen Bedingungen für jenes Missverhältnis zwischen exzellenter wirtschaftlicher Leistungskraft und mangelhafter gesellschaftlicher Konsumkraft eigentlich auch gar nicht gegeben, das den europäischen Nationen zunehmend zu schaffen macht und sie binnen eines Jahrzehnts in die Katastrophe der Weltwirtschaftskrise katapultiert. Für sich genommen, sind in den von Verschuldung und Bevölkerungsschwund weitgehend verschont gebliebenen USA Staat und Gesellschaft konsumkräftig genug, um dem dank bruchlos fortgesetzter Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie produktivkräftig steigenden industriellen Angebot der Nachkriegsjahre gewachsen zu sein und Genüge tun zu können. Oder vielmehr wären sie es, hielte sich dies produktivkräftig steigende Angebot noch im binnenwirtschaftlichen Rahmen, bliebe im Wesentlichen auf die Nachfrage im eigenen Land bezogen und beschränkt und wiese nicht bereits eine unverzichtbare, weil für das ökonomische Wohl und Wehe der amerikanischen Volkswirtschaft maßgebende außenwirtschaftliche Orientierung beziehungsweise Fixierung auf!
Diese außenwirtschaftliche Fixierung haben sich die aufgrund ihres kontinentalen Entfaltungsraums, ihres quasi indigenen Imperiums von Haus aus zur ökonomischen Autarkie und zum politischen Isolationismus disponierten USA durch die kommerzielle Nutznießerrolle zugezogen, die ihnen der Weltkrieg zuteilt. Dass die amerikanische Volkswirtschaft die Bereicherungschancen nutzt, die ihr der Krieg dadurch eröffnet, dass er die mit dem Kriegführen okkupierten europäischen Mächte nötigt, zum Zwecke ihrer zivilen Bedarfsdeckung in erheblichem Maß auf das Güter- und Dienstleistungsangebot aus Übersee zuzugreifen, gereicht ihr zwar zum erwähnten Vorteil eines kriegsbedingt rasanten Aufschwungs und geradezu hypertrophen Wachstums ihrer industriellen und agrikulturellen Leistungskraft und Produktionskapazität. Es hat allerdings auch den nachteiligen Effekt, dass es sie ihrer naturgegebenen Autarkie und ihrem entsprechend eingefleischten Isolationismus entfremdet und gar entreißt und in dem Maße, wie es sie dazu verführt, den kommerziellen Austausch mit dem alten Kontinent die Stellung und Bedeutung einer wesentlichen Bereicherungsquelle gewinnen zu lassen, heteronomisiert und nämlich vom Gedeihen und Wohlergehen anderer Wirtschaftssysteme abhängig macht.
Die Heteronomie verschärfend und die Abhängigkeit verstärkend kommt aber noch hinzu, dass unabhängig von den unwiderstehlichen ökonomischen Avancen, mit denen der als Erster Weltkrieg in die Geschichte eingegangene große europäische Showdown sie verführt, die Vereinigten Staaten von Amerika seit Ende des neunzehnten Jahrhunderts selber bereits und von sich aus eine kommerzielle Richtung eingeschlagen und eine industrielle Entwicklung genommen haben, die ihre ökonomische Autarkie in Frage stellt und ihren politischen Isolationismus Lügen straft. Als die Republik nämlich das, was ihr die weitgehende Autarkie ermöglicht und den Isolationismus als Staatsdoktrin nahe legt, die progressive Erschließung und sukzessive Einverleibung des vor ihrer Haustür oder vielmehr in ihrem Hinterhof, im Westen ihres Hoheitsgebiets, sich erstreckenden riesigen kontinentalen Terrains, in nach dem Bürgerkrieg atemberaubendem Tempo abgeschlossen und um die Jahrhundertwende mit dem Pazifischen Ozean die natürliche Schranke ihrer quasiimperialen, von politischem Widerstand und staatlicher Gegenwehr dispensierten territorialen Expansion erreicht hat, hat sie sich an die fortlaufende Arbeitsteilung zwischen Agrarerzeugnisse und Rohstoffe liefernden kolonialen Gebieten und diese mit Industrieprodukten versorgendem nationalem Mutterland so sehr gewöhnt, hat sie die stimulierende Kraft und dynamisierende Wirkung solcher Arbeitsteilung auf die ökonomische Entwicklung und politische Entfaltung der Nation so sehr schätzen und ins volkswirtschaftliche Kalkül einzubeziehen gelernt, dass sie dies bewährte Patentrezept für ökonomischen Fortschritt und politischen Aufstieg partout nicht mehr missen möchte und begierig ist, es beizubehalten und weiter anzuwenden.
Die Handhabe hierzu bietet ihr, wie es der historische Zufall oder, besser gesagt, die Gelegenheit, die Diebe macht, will, das mit der letzten Bastion seines einstigen großen Kolonialreichs in der Neuen Welt, mit dem nach Unabhängigkeit strebenden Kuba, im Streit liegende Spanien. Die Zerstörung eines ihrer Schiffe im Hafen von Havanna als Vorwand nutzend, erklären die USA Spanien den Krieg, schlagen es vernichtend und vertreiben es endgültig vom amerikanischen Kontinent.
Zur politischen Rechtfertigung für das Eingreifen in die amerikanischen Angelegenheiten der Kolonialmacht Spanien berufen sich dabei die USA auf die so genannte Monroe-Doktrin, eine sieben Jahrzehnte zuvor von ihnen verabschiedete außenpolitische Grundsatzerklärung, die freilich jetzt eine Umdeutung erfährt und eine Zielrichtung gewinnt, die ihrem ursprünglichen Sinn und der von Haus aus mit ihr verknüpften Absicht geradezu ins Gesicht schlägt. Ursprünglich defensiv-isolationistisch konzipiert und nämlich dazu gedacht, die europäischen Mächte vom amerikanischen Kontinent fernzuhalten und der Republik zu ermöglichen, ebenso ungestört durch wie abgeschottet gegen letztere ihren auf das eigene Hoheitsgebiet und die Erschließung und Integration des quasi natürlich ihm zugehörigen, weil, staatsrechtlich genommen, herrenlosen riesigen, kontinentalen Glacis beschränkten Entwicklungsweg zu verfolgen, dient die Doktrin der Republik jetzt vielmehr dazu, die europäischen Mächte als potenziell, wo nicht aktuell lästige Konkurrenten vom amerikanischen Erdteil zu verbannen, um dort an ihrer Stelle kolonialistisch Raum zu greifen beziehungsweise sich imperialistisch in Stellung zu bringen. Wenn die nordamerikanische Republik kraft Monroe-Doktrin den europäischen Kolonialmächten jetzt die Tür vor der Nase zuschlägt, dann nicht mehr, um sich als unangefochtener Herr im eigenen Haus einrichten und bewegen, sondern um diese Tür in Richtung der südlichen Teile des Kontinents gleich wieder aufstoßen und dort, unbehindert durch die Konkurrenz aus Übersee, als imperiale Autorität oder jedenfalls hegemonialer Machthaber Einzug halten und sich festsetzen zu können.
Dass der Krieg gegen Spanien, der Vorwand für die in einer Umdeutung der Monroe-Doktrin bestehende außenpolitische Neuorientierung, gleich auch die Möglichkeit eröffnet, die natürliche Grenze im Westen, den Pazifischen Ozean, zu überspringen und mit der Besetzung des philippinischen Archipels, eines Überbleibsels des spanischen Weltreichs, und der quasi als strategische Implikation zu verstehenden Eroberung der hawaiischen Inselgruppe das Tor zum asiatischen Kontinent aufzustoßen, erscheint dabei als ein Zusatzeffekt und Bonus, der überhaupt erst die ganze Trag- und Reichweite jener außenpolitischen Neuausrichtung manifest und nämlich deutlich werden lässt, dass es sich bei letzterer zwar formell oder funktionell um eine, wie zuvor suggeriert, bloße Beibehaltung und Fortsetzung der oben als "organischer Expansionismus“ apostrophierten, auf den ”wilden“ Westen des Kontinents gerichteten kolonisatorisch-territorialen Entfaltung der Republik, eine einfache Übertragung und Anwendung jenes organischen Expansionismus auf andere, außerhalb der ursprünglichen Entfaltungsperspektive gelegene Territorien handelt, dass damit reell oder strukturell aber die Vereinigten Staaten von Amerika in die Fußstapfen der europäischen Kolonialmächte treten oder, wenn man so will, die einstige nordamerikanische Kolonie das Erbe ihrer britischen Mutter antritt und eben den nicht minder militärisch forcierten als ökonomisch motivierten Imperialismus adaptiert und praktiziert, den das britische Inselreich aus der Taufe gehoben und gleichermaßen zum Nutzen seiner kapitalistischen Volkswirtschaft und zum Wohle seines bürokratischen Herrschaftsapparats weltumspannende Wirksamkeit hat gewinnen lassen.
Der ökonomische Grund für den Imperialismus à l'américaine ist der im Prinzip gleiche, der schon für das britische Original verantwortlich zeichnet – nämlich das Verlangen des erstarkten und aus den Nähten der binnenwirtschaftlichen Nachfrage platzenden industriekapitalistischen Produktionssystems nach neuen Märkten und Absatzchancen für seine Produkte und der simultane, der Befriedigung jenes Verlangens und dem weiteren Wachstum des Produktionssystems, das daraus resultiert, korrespondierende Bedarf an von der eigenen industrielastigen Volkswirtschaft nicht mehr beziehungsweise nicht mehr in hinlänglicher Menge zur Verfügung gestellten Agrarerzeugnissen, Naturprodukten und Rohstoffen. Auch für das nach dem Bürgerkrieg entfesselte industriekapitalistische Produktionssystem der nordamerikanischen Republik spielt jenes Bedürfnis nach einem oben als "Arbeitsteilung“ apostrophierten kommerziellen Austausch, dessen Basis die Gleichzeitigkeit von Ungleichzeitigem, das Nebeneinander von entwickelten Industriesystemen und rückständigen Agrar- oder Naturalwirtschaften ist, das Bedürfnis also nach der simultanen Vermarktung eigener industrieller Güter und Dienstleistungen und Versorgung mit fremden agrikulturellen und naturstofflichen Erzeugnissen bereits eine für das Wohl und Wehe der kapitalistischen Volkswirtschaft grundlegende Rolle.
Anders aber als die westeuropäischen Industrienationen im Allgemeinen und das britische Inselreich im Besonderen kann die nordamerikanische Republik dieses Bedürfnis mittels jenes als "organischer Expansionismus“ bezeichneten industriekapitalistischen Entwicklungsprozesses befriedigen, zu dem sie gleichermaßen ihre besondere geographische Lage und ihre eigentümliche demographische Konditionierung disponieren und den nämlich vom invasorischen Imperialismus europäischer Prägung unterscheidet, dass zum einen die Regionen, die er erfasst, von der Republik als ebenso politisch herrenlose beziehungsweise aufgelassene wie in geographischer Kontinuität zu ihrem Territorium stehende und quasi bruchlos in es übergehende Gebiete behandelt werden können und dass zum anderen die Republik selbst für die Besiedlung dieser Territorien sorgt, sprich, deren Bevölkerung aus dem anhaltenden Zuwandererstrom, den Europa der Neuen Welt schickt, rekrutiert und demnach aller Gefahr überhoben ist, mit dieser quasi aus ihrer Mitte hervor- oder jedenfalls durch ihr politisches System hindurchgegangenen kolonialen Bevölkerung in irgendwelche Konflikte oder gar Unverträglichkeiten ethnischer, kultureller, religiöser oder gesellschaftssystematischer Art zu geraten. Wie oben vermerkt, sind es diese beiden Besonderheiten des nordamerikanischen Kolonialismus, die ihm seine als "organischer Expansionismus“ apostrophierte spezifische Qualität verleihen, die der "Arbeitsteilung“ zwischen naturaler Wirtschaft und industrieller Ökonomie zu einer beispiellosen Dynamik und Effektivität verhilft, indem sie die Statik und Fixierung des pro forma kolonialistischen Verhältnisses immer wieder aufbricht und revidiert und, ökonomisch gesehen, die Exploitation der neu besiedelten Regionen auf deren Assimilation hinauslaufen beziehungsweise, politisch genommen, ihre Invasion in Integration umschlagen lässt.
Solange das kontinentale Terrain beziehungsweise Glacis der industriekapitalistisch sich entfaltenden Volkswirtschaft der Republik diesen organischen Expansionismus erlaubt, hat letztere keinen Grund, zu einem Imperialismus nach europäischem Muster zu greifen. In dem Augenblick freilich, in dem das Terrain bis zum Pazifischen Ozean erobert und unterworfen beziehungsweise dem republikanischen Territorium anverwandelt und von ihm eingemeindet ist, bleibt dem dank eben jenes organischen Expansionismus unaufhaltsam entfalteten und beispiellos erstarkten amerikanischen industriekapitalistischen Produktionssystem gar nichts anderes übrig, als zwecks Sicherung seines kommerziellen Absatzes und darauf fußenden weiteren industriellen Wachstums auf die imperialistische Strategie zu rekurrieren und damit in die Fußstapfen der europäischen Kolonialmächte zu treten beziehungsweise diese, wie im Falle der spanischen Besitzungen auf dem amerikanischen Kontinent, zu beerben.
Dass die USA das imperialistische Geschäft mit einer Verspätung von fast einem halben Jahrhundert in Angriff nehmen, macht dessen Ausübung für die dazu aufgerufene, weil allein dafür gerüstete Staatsmacht nicht gerade einfacher. Schließlich haben der Kolonialismus und der daran anschließende Imperialismus Europas die außerhalb des europäischen und nordamerikanischen Kontinents gelegene Welt wenn nicht ökonomisch, so allemal doch politisch verändert und haben teils – wie etwa in Mittel- und Südamerika – schon im Laufe des neunzehnten Jahrhunderts wirksame koloniale Befreiungsbewegungen, teils – wie im ost- und südasiatischen und im nordafrikanischen Raum – gegen Ende des neunzehnten Jahrhunderts einsetzende gesellschaftssystematische Reformbestrebungen provoziert, aus denen neue Staaten beziehungsweise alte Staaten in mehr oder minder neuer Formierung hervorgegangen sind, deren Gesellschaften sich als wenn auch vielleicht nicht aktiv wehrhaft, so jedenfalls doch passiv widerständig genug erweisen, um einen auf militärische Gewalt und Kanonenbootexpeditionen setzenden Imperialismus alten Musters zwar im Not- und Ausnahmefall nicht überhaupt auszuschließen und immer noch möglich sein, im Normal- und Regelfall aber unratsam, weil zu ineffektiv und der politischen wie auch ökonomischen Kosten-Nutzen-Bilanz nach fragwürdig werden zu lassen.
Der größere und – zumindest in staats- und sozialpolitischer Hinsicht – wirksamere Widerstand, den die neu entstandenen beziehungsweise sich neu formierenden Staatswesen in Mittel- und Südamerika, Asien und Nordafrika dem mit nackter militärischer Gewalt und offenem bürokratischem Zwang operierenden Imperialismus des neunzehnten Jahrhunderts entgegensetzen und durch den es ihnen sogar teilweise gelingt, sich letzteren als militärisch-bürokratische Bedrohung vom Leibe zu halten, findet allerdings sein Gegengewicht und eine im Sinne der imperialistischen Absichten wirksame Art von Kompensation darin, dass jene grassierende Gründung neuer und Erneuerung alter Staaten, die deren kolonialistischer Vereinnahmung und Unterwerfung durch die industriekapitalistischen Mächte sei's ein Ende setzt, sei's einen Riegel vorschiebt, in den betreffenden, sich wenn schon nicht ökonomisch und strukturell, so zumindest doch politisch und sozial modernisierenden, sprich, qua Identifikation mit dem Aggressor am Entwicklungsstand der Industriemächte orientierenden Gemeinwesen mit der Entstehung und Ausbildung von Führungsgruppen und mittelständischen Schichten einhergeht, die hinlänglich vertraut mit dem Lebensstandard und Konsum des industriekapitalistischen Bürgertums sind und offen genug für die Annehmlichkeiten und Verlockungen, die er bietet, um mit ebenso viel Beharrlichkeit wie Borniertheit nach ihm zu streben und zwecks Teilhabe an ihm zu ebenso weitgehenden, die politische Souveränität ihres Landes beeinträchtigenden Kompromissen mit den Industriemächten wie umfänglichen, die Verfügung über ihre natürlichen Ressourcen und Unabhängigkeit ihrer volkswirtschaftlichen Entscheidungen beschränkenden Konzessionen an sie bereit zu sein.
Diese soweit nicht im buchstäblichen, jedenfalls doch im metaphorischen Sinne als Kolonialbourgeoisie zu bezeichnenden gesellschaftlichen Gruppen werden durch ihr Streben nach dem zeitgemäß-materialen Wohlstand und dem standesgemäß-sozialen Lebensstil, die sie sich vom Verkehr und Austausch mit den industriekapitalistischen Mächten erwarten, zu deren Komplizin beziehungsweise fünfter Kolonne und eröffnen letzteren die Möglichkeit beziehungsweise bieten ihnen die Handhabe, ihre imperialistische Strategie, wenn auch in gewandelter Form und nämlich nicht mehr im Wesentlichen durch militärische Gewalt und diplomatischen Druck, sondern jetzt in der Hauptsache mittels ökonomischer Verführung und politischer Beeinflussung, beizubehalten und fortzuführen. Sie erkaufen sich die kommerzielle Willfährigkeit und volkswirtschaftliche Abhängigkeit der betreffenden Staaten, statt beides zu erzwingen.
Dafür dass sie den Führungs- und Mittelschichten der letzteren durch Pfründen, Bestechungen, Postenschieberei, Unternehmensbeteiligungen, Lieferverträge und ähnliches mehr ein im Vergleich mit dem generellen Lebenshaltungsniveau ihres Landes exorbitantes Einkommen verschaffen und ihnen so dazu verhelfen, ein der bürgerlichen beziehungsweise großbürgerlichen Existenz in den industriekapitalistischen Gesellschaften an Wohlstand und Luxus vergleichbares, wo nicht gar den Rang ablaufendes Leben zu führen, sind jene bereit, durch die Abtretung von wirtschaftlichen Nutzungsrechten im Allgemeinen und von mineralen Schürf- und naturalen Ausbeutungslizenzen im Besonderen, die Einräumung von Handelsmonopolen und den weitgehenden oder vollständigen Verzicht auf die finanz- und sozialpolitische Kontrolle und Besteuerung der von den industriekapitalistischen Mächten auf die Märkte des Landes geworfenen Waren und des von ihnen in seine Wirtschaft investierten Kapitals, kurz, durch die Beschneidung oder Aussetzung aller möglichen nationalen Souveränitäts- und volkswirtschaftlichen Autonomieansprüche, jene oben als kommerzielle Arbeitsteilung apostrophierte spezifische Austauschstruktur zu akzeptieren oder sogar tatkräftig zu befördern, die sie ebenso abhängig von der Versorgung mit den industriellen Produkten der imperialistischen Mächte werden lässt wie auf die Rolle von Lieferanten preiswerter, weil mehr oder minder fron- oder zwangswirtschaftlichen Arbeitssystemen entspringender Agrarerzeugnisse, Naturalgüter und Rohstoffe an jene vereidigt – eine Austauschstruktur, die die führenden industriekapitalistischen Staaten spätestens seit der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts brauchen, um ihren industriellen Produktionssystemen das weitere Wachstum zu sichern, und die ins Werk zu setzen und zu gewährleisten, sie qua Imperialismus zu ihrer ureigensten Aufgabe, ihrer sie ebenso essenziell definierenden wie existenziell okkupierenden Haupt- und Staatsaktion machen.
Dieses Grunderfordernis einer das industriekapitalistische Wachstum sichernden kommerziellen Arbeitsteilung zwischen Märkte und Absatzchancen für Industriegüter bietenden Kolonialgebieten und aus letzteren billige Agrarprodukte und Rohstoffe beziehender Kolonialmacht, das an dem Punkte, an dem seine Wachstumsdynamik das Industriekapital vertrieblich überfordert und an seinen politischen Komplizen, den Staat, als nothelferisches Faktotum verweist, sprich, zur Mitte des neunzehnten Jahrhunderts hin den Imperialismus generiert – dieses Grunderfordernis also ist, als Anfang des neunzehnten Jahrhunderts die Vereinigten Staaten von Amerika den Wechsel vom "organischen Expansionismus“ eigener Machart zum invasiven Imperialismus europäischer Prägung vollziehen, das unverändert gleiche. Nur dass jetzt, da sich teils die ehemaligen Kolonialgebiete zu eigenen Staaten emanzipiert, teils die bestehenden und in ihrer Ungleichzeitigkeit und Rückständigkeit bis dahin der Aggression der Industriemächte vergleichsweise ohnmächtig ausgelieferten Staaten politische Reformen bewerkstelligt und dank dessen eine gewisse militärische Wehrhaftigkeit und bürokratische Widerstandskraft, ein gewisses Maß an Souveränität, gewonnen haben – dass jetzt also der Imperialismus den beschriebenen, als Anpassung an die neuen politisch-sozialen Verhältnisse in der Welt außerhalb Europas und Nordamerikas zu verstehenden, verfahrenstechnisch-prozessualen, wenn auch keineswegs strukturlogisch-funktionalen Wandel durchmacht, in dessen Konsequenz er sein bisheriges, auf diplomatische Einschüchterung und militärische Gewalt, sprich, auf direkten Zwang und offene Unterdrückung setzendes Procedere, zumindest als Normalverhalten, aufgibt und gegen eine Vorgehensweise eintauscht, die, auch wenn sie sich für den Notfall den Rückgriff auf das alte Procedere vorbehält, in der Regel auf politische Einflussnahme und ökonomische Verführung, sprich, auf subversive Infiltration und manipulative Korruption baut, die sich mit anderen Worten nicht mehr zentral gegen die sozialen Einrichtungen und objektiven Strukturen des betreffenden kolonialen oder quasikolonialen Gemeinwesens richtet, sondern auf dessen personale Führungsschichten und deren lebenspraktische Erwartungen und konsumtive Ansprüche zielt.
Diesen revidierten Imperialismus, der, insofern er eher mit politisch-ökonomischen Mitteln und mit geheimdienstlicher Einflussnahme beziehungsweise geschäftlicher Manipulation als mit militärischer Gewaltausübung und bürokratischen Zwangsmaßnahmen ans Ziel zu gelangen sucht, sich als das, was er prinzipiell und fundamental schon immer ist, nämlich als Wirtschaftsimperialismus, als den industriekapitalistischen Interessen geschuldete machtpolitische Strategie, nun auch reell herausstellt und phänomenal zu erkennen gibt – ihn adoptieren die Vereinigten von Amerika, weil um die Jahrhundertwende, zu dem Zeitpunkt also, da sie verspätet und als quasi Nachzügler auf ihn verfallen, er am Platze und das anstelle seiner früheren Erscheinungsform Gegebene ist, als die für ihre Absichten und Bedürfnisse wie geschaffene und in diesem Sinne naturgemäße Verfahrensweise, und machen ihn sich als solche ebenso rücksichtslos wie schwungvoll zu eigen. Und eben weil sie, die Nachzügler und Spätkommer, auf ihn als auf eine für sie präzedenzlos zeitgemäße und deshalb unbedingt verbindliche Vorgehensweise verfallen, weil für sie, anders als für die europäischen Mächte, dieser revidierte Imperialismus keine Vorgeschichte hat, keine seiner Revision vorausgehende frühere Version kennt, die sie verwirren oder gar irre machen, ihnen in die Quere kommen und sie in Zielkonflikte stürzen könnte, beweisen die USA nun auch im Umgang mit ihm äußerste Funktionstüchtigkeit, handhaben ihn ausnehmend effektiv und etablieren sich von Anfang an als seine führenden Vertreter und maßgebenden Anwender. In Bezug auf diesen Imperialismus neuer, ihn als den Wirtschaftsimperialismus, der er ist, nicht mehr nur substanziell implizierender, sondern vielmehr phänomenal manifestierender Prägung erringen sie eine vergleichbar paradigmatische Rolle und richtungweisende Bedeutung, wie sie das, unseren obigen Überlegungen zufolge, hinsichtlich der rationalisierungs- und automatisierungsstrategischen Auf- beziehungsweise Umrüstung des industriekapitalistischen Produktionsapparats tun.
Was den Vereinigten Staaten von Amerika ihre maßgebende Funktion und führende Stellung bei der auf die Einsparung von Arbeitskraft mittels Rationalisierung und Automatisierung von Arbeitsabläufen gerichteten Strategie sächlicher Produktivkraftsteigerung verschafft, ist, wie oben erläutert, der Umstand, dass die Strategie in der amerikanischen Volkswirtschaft wegen des dort fast von Anfang an vorhandenen demographischen Ungleichgewichts zwischen landwirtschaftlichen Siedlungsgebieten und industriekapitalistischen Ballungszentren ein für die Entwicklung der letzteren unabdingbares Erfordernis darstellt und demgemäß Tradition hat und dass deshalb, als nach dem Ersten Weltkrieg in Europa aus anderen und nämlich nicht einer Siedlungsbewegung geschuldeten, sondern kriegsopferbedingten Gründen eine vergleichbare demographische Notlage existiert und der Strategie eine ähnliche Dringlichkeit verleiht, die USA sich nolens volens in der Rolle des bewährten Experten und berufenen Lehrmeisters wiederfinden. Was hingegen den Vereinigten Staaten von Amerika hinsichtlich des revidierten und bereits in der Wahl seiner politischen Mittel seinen ökonomischen Zweck manifestierenden Imperialismus ihre paradigmatische Rolle und richtungweisende Bedeutung verleiht, ist im genauen Gegenteil der Mangel an Tradition, ist die Tatsache, dass sie, um ein halbes Jahrhundert verspätet in das imperialistische Geschäft einsteigend, den Imperialismus ausschließlich in seiner revidierten Form kennen und anwenden und deshalb bei ihm, unbeirrt durch Erfahrungen mit seiner früheren Erscheinungsform und unbehindert durch im Umgang mit der früheren Erscheinungsform ausgebildete und eingeprägte Gewohnheiten, mit einer Zielstrebigkeit und Konzentration zu Werke gehen, von der die in der Tradition ihres alten Imperialismus noch mehr oder minder befangenen europäischen Mächte nur träumen beziehungsweise an dem sie sich, wenn sie nicht nur von ihm träumen wollen, nolens volens orientieren und ein Beispiel nehmen müssen.
Die einseitigen Austauschbeziehungen mit Europa, die der Krieg den USA beschert und die weltweiten Bereicherungschancen, die deren imperialistische Expansion ihnen eröffnet, wirken sich im Sinne einer gigantischen Kapitalspritze aus, die ein rasantes industrielles und agrikulturelles Wachstum zur Folge hat, das im Zuge der Normalisierung der interkontinentalen Handelsbeziehungen die Wirtschaft der USA in die Bredouille bringt. Das Problem ist dabei nicht sowohl die aus der Wiederaufnahme der zivilen Wertschöpfungsprozesse in Europa resultierende Normalisierung der Handelsbeziehungen selbst als vielmehr der die Konsumkraft der europäischen Industriestaaten und ihrer bürgerlichen Gesellschaften überfordernde produktivkräftige Modus, in dem ihr Wertschöpfungssystem wieder in Gang kommt und das dynamische Tempo, das es an den Tag legt.
Der Erfolg, der ihren imperialistischen Unternehmungen dank der Zielstrebigkeit und Konzentration, mit der sie sich ihnen widmen, zuerst und vor allem in den südlich gelegenen Teilen des amerikanischen Kontinents und zunehmend aber auch in den Regionen des asiatischen Ostens jenseits des Pazifik beschieden ist, bringt die USA also schon vor dem Ersten Weltkrieg dazu, ihren bis dahin im Großen und Ganzen verfolgten, weil dem "organischen Expansionismus“ ihres territorialen Erschließungs- und kommunalen Integrationsprozesses gemäßen Kurs binnenökonomischer Autarkie und außenpolitischen Isolationismus aufzugeben und ihre Volkswirtschaft unter Inkaufnahme eines zunehmenden Maßes an Heteronomisierung und Abhängigkeit mit den Volkswirtschaften der imperialistisch herangezogenen Regionen und Staaten in den beschriebenen arbeitsteiligen Austausch treten, ihn als Dauereinrichtung Realität gewinnen und aus ihm gleichermaßen für das Wachstum der eigenen Industrieproduktion und für die Versorgung mit im eigenen Land nicht oder nicht hinlänglich vorhandenen beziehungsweise nicht zu vergleichbaren Bedingungen und Kosten verfügbaren Rohstoffen und Agrarerzeugnissen wesentliche und bald schon unentbehrliche Impulse und Vorteile ziehen zu lassen.
Diese bereits in den knapp zwei Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg Raum greifende außenwirtschaftliche Heteronomisierung und machtpolitische Konditionierung der USA, die zunehmende Abhängigkeit ihres volkswirtschaftlichen Wachsens und Gedeihens vom kommerziellen Austausch mit anderen Volkswirtschaften, die sich der imperialistischen Wendung der Republik verdankt, erfährt nun aber, wie oben expliziert, durch den Krieg selbst eine massive Beförderung und Verstärkung, weil die kriegführenden europäischen Mächte teils aufgrund ihrer Präokkupation mit dem Kriegführen und der Konzentration ihrer Volkswirtschaft auf die Waffenproduktion und die Ausrüstung und Alimentierung der Streitkräfte, teils wegen der Rekrutierung beträchtlicher Teile der in Industrie und Landwirtschaft arbeitenden Bevölkerung für den Kriegsdienst, wachsende Schwierigkeiten haben, die Versorgung der eigenen Zivilbevölkerung, ihre Ausstattung und Ernährung sicherzustellen, und deshalb, soweit ihnen dies ihre finanziellen Mittel erlauben, auf die amerikanische Wirtschaft als ebenso leistungsstarke wie bereitwillige Nothelferin rekurrieren – wobei wegen der Materialschlachten, in die der Krieg ausartet, der mit der hekatombischen Vernichtung von Menschenleben Hand in Hand gehenden gigantischen Zerstörung von Kriegsgerät und Ausrüstung, sich die Palette der bei der amerikanischen Wirtschaft georderten und von ihr gegen Bezahlung gelieferten Handelswaren bald schon keineswegs mehr auf zivile Industrieprodukte und Agrarerzeugnisse beschränkt, sondern durchaus auch auf Rüstungsgüter und Armeebedarf erstreckt.
Die starke Inanspruchnahme des industriellen Produktionsapparats und des agrikulturellen Erzeugungssystems der USA für die Versorgung und Ausrüstung des in den Weltkrieg verstrickten Europas wirkt sich auf die amerikanische Wirtschaft im Sinne eines massiven Investitionsschubs und nachhaltigen konjunkturellen Aufschwungs aus. Und dies hauptsächlich deshalb, weil es sich bei dem kommerziellen Geschäft mit den kriegführenden Europa um keine normalen Austauschbeziehungen handelt und der Handelsverkehr insofern krass einseitig oder unausgewogen ist, als die europäischen Staaten, eben weil ihre zivile Wirtschaft wegen der Konzentration und Fixierung des Wirtschaftslebens auf den Kriegsbedarf Mangel leidet und darniederliegt, die materialen Güter und realen Dienstleistungen, die sie zur Behebung des Mangels aus den USA beziehen, nicht mit anderen Gütern und Dienstleistungen begleichen können, sondern mit allgemeinem Äquivalent, Geld, bezahlen müssen. Anders gesagt, sind die europäischen Mächte gezwungen, für ihre Importe aus den USA Währungsmittel dranzugeben, volkswirtschaftlich eigenes Kapital zu opfern, statt sie gegen Exporte der eigenen Volkswirtschaft in die USA eintauschen und das auf diese Weise gewonnene fremde mit dem geopferten eigenen Kapital verrechnen zu können. Für Europa stellt diese unausgewogene Handelsbilanz einen wesentlichen Baustein zu der allgemeinen Verschuldung dar, mit der die europäischen Staaten nach dem Weltkrieg zu kämpfen haben.
Für die Vereinigten Staaten von Amerika hingegen hat die unausgewogene Handelsbilanz den Effekt einer massiven Kapitalspritze, einer unverhältnismäßig starken Versorgung der industriellen und agrikulturellen Produktionssphären mit frischem Kapital, das nach Investition und Verwertung verlangt. Dass sich die Kapitalspritze als die amerikanische Volkswirtschaft belebendes beziehungsweise befeuerndes Elixier bewährt, dass sich die Investition bezahlt macht, die Verwertung rentiert, dafür sorgt, solange der Krieg andauert, der wachsende Bedarf der unter der Kriegslast von einem zunehmenden Verfall ihrer eigenen Produktionssysteme heimgesuchten europäischen Staaten, wozu noch der Bedarf an Waffen, Ausrüstung und Proviant hinzukommt, den nach dem Eintritt der Republik in den Krieg die eigenen Streitkräfte geltend machen.
Im agrikulturellen Bereich führt unter den Bedingungen der anhaltend hohen Nachfrage nach Rohstoffen und Lebensmitteln jener Strom von Investitionskapital zu einer rasanten Mechanisierung und Maschinisierung der Produktion, einer Industrialisierung der landwirtschaftlichen Erzeugung, wobei solche Industrialisierung des Agrarbereichs noch durch den der Rekrutierung von Personal für die Streitkräfte geschuldeten Abzug von landwirtschaftlichen Arbeitskräfte befördert und beschleunigt wird, auf den die Wirtschaft mit der aus dem Industriebereich bewährten und nun auf die Landwirtschaft angewandten Strategie einer Produktivkraftsteigerung durch Rationalisierung und Automatisierung reagiert.
Gleichzeitig hat der Investitions- und Verwertungsdruck, den die dank des einseitigen kommerziellen Austauschs mit den europäischen Kriegsmächten vermehrte Kapitalzufuhr im Industriebereich erzeugt, eine Verstärkung des Außenhandels mit den im Zuge ihrer imperialistischen Wendung von den USA neu erschlossenen Entfaltungsräumen und Einflusssphären im mittleren und südlichen Amerika und im Fernen Osten, eine Intensivierung ihrer Bemühungen um dort sich eröffnende neue Märkte und Absatzchancen zur Folge, wobei zum unzweifelhaften Erfolg dieser Bemühungen wiederum der Krieg in Europa entscheidend beiträgt, weil er die traditionellen europäischen Kolonialmächte in dem Maße von ihren außereuropäischen Reichen und ihren dort verfolgten Interessen und okkupierten Positionen ablenkt beziehungsweise abzieht, wie er sie auf das europainterne Kriegsgeschäft fixiert, und weil so die neue Imperialmacht USA Gelegenheit erhält, das wenn auch nicht gleich politische, so allemal doch ökonomische Erbe der europäischen Mächte anzutreten und deren wenn nicht de jure, so jedenfalls doch de facto preisgegebene koloniale Interessen und aufgelassene imperiale Positionen ihrerseits geltend zu machen und in Besitz zu nehmen und auf diese Weise in kürzester Frist ihre bis dahin noch regional beschränkten imperialistischen Aspirationen zu einer global entfesselten Motion, ihren Anspruch auf eine hegemoniale Vormachtstellung zum Streben nach einem imperialen Weltmachtstatus mutieren zu lassen.
Und abgesehen davon, dass die dem Handel unter Weltkriegsbedingungen geschuldete Kapitalzufuhr in den USA selbst die Industrialisierung der Landwirtschaft befördert und die Industriegüterproduktion beflügelt, resultiert sie so auch noch in einem verstärkten Export des aus Europa zugeführten Kapitals in die von den USA als Entfaltungsräume und Einflusssphären in Anspruch genommenen Weltregionen, wo amerikanische Firmen und Unternehmen auf Basis des mit den Regierungen jener Regionen hergestellten komplizenschaftlichen Einvernehmens das exportierte Kapital nutzen, um es in koloniale Wertquellen zu investierten, Bodenschätze, Lieferstätten für Roh- und Werkstoffe sowie Plantagen und landwirtschaftliche Anbauflächen mit ihm zu kaufen und zu betreiben und die Erträge, die sie dort unter – staatlicher Kontrolle und öffentlicher Wahrnehmung weitgehend entzogenen – ausbeuterischen oder geradezu sklavenhalterischen Arbeitsbedingungen erzielen, mit – den geringen Gestehungskosten entsprechend – hohen Gewinnspannen auf dem heimischen Markt und den Märkten der europäischen Handelspartner abzusetzen.
Die dem Handel mit dem kriegführenden Europa geschuldete Kapitalspritze verhilft also dem kapitalistischen Wertschöpfungssystem der USA auf den drei Schauplätzen der agrikulturellen und der industriellen Produktion im eigenen Land sowie der quasikolonialen Extraktionswirtschaft in anderen, imperialistisch unter Kontrolle gebrachten Weltregionen zu einem explosionsartigen Wachstum und einer geradezu hypertrophen Entfaltung, so dass sich am Ende des Ersten Weltkrieges die Republik bereits zur nach technischer Leistungskraft und faktischem Sozialprodukt weltweit größten Wirtschaftsmacht und zur nach Austauschbeziehungen und Exportvolumen führenden Handelsnation gemausert hat. Freilich bedeutet diese steile industrielle und kommerzielle Karriere der amerikanischen Volkswirtschaft auch eine entsprechende Zunahme und Eskalation ihrer ökonomischen Heteronomie und Abhängigkeit, ihrer Bestimmtheit durch andere Volkswirtschaften und Angewiesenheit auf deren Märkte.
So gewiss es die anderen, europäischen, mittel- und südamerikanischen, fernöstlichen und dank des europäischen Krieges weltweit zugänglich werdenden Volkswirtschaften und Märkte sind, die den USA das zusätzliche Kapital für den Ausbau ihrer binnenwirtschaftlichen Produktionskapazitäten und den Aufbau ihrer außenwirtschaftlichen Extraktionsunternehmungen liefern, die mithin durch die zu ihnen unterhaltenen, sei's einseitigen, sei's ausbeuterischen Austauschbeziehungen den Treibstoff, um nicht zu sagen das Wachstumshormon für den steilen Aufstieg der amerikanischen Volkswirtschaft zur weltweit führenden Kapitalmacht zur Verfügung stellen, so gewiss sind es nun aber auch jene fremden Volkswirtschaften und deren Märkte, an die sich letztere verwiesen findet, wenn es darum geht, den in Korrespondenz zum Auf- und Ausbau ihrer industriellen und agrikulturellen Produktionskapazitäten im Inland und ihrer imperialen Extraktionsdomänen im Ausland wachsenden Mehrwert kommerziell zu realisieren, sprich, jenen den Mehrwert verkörpernden Teil der Güter und Dienstleistungen, die das Kapital deren Produzenten kraft Lohnarbeitsverhältnis entzieht beziehungsweise vorenthält und die die Aufnahmefähigkeit beziehungsweise Aufnahmebereitschaft der inländischen Konsumentenschichten überfordern, anderweitig zu vermarkten und abzusetzen.
Solange die fremden Volkswirtschaften und Märkte bereitstehen und überhaupt in der Lage sind, das Mehr an Gütern und Dienstleistungen aufzunehmen, das die mit ihrer Hilfe beziehungsweise auf ihre Kosten in atemberaubendem Tempo wachsende Volkswirtschaft der USA hervorbringt, kann das Wachstum weitergehen und steht im Sinne des mit seinem Wertschöpfungsvolumen, seinem produktiven Angebot, unabweislich auf einen entsprechenden Wertrealisierungsprospekt, eine korrespondierende konsumtive Nachfrage angewiesenen Kapitals alles zum Besten. Lassen freilich die fremden Volkswirtschaften in dieser Hinsicht zu wünschen übrig, schwächeln sie und zeigen sich außerstande, das mit ihrer Hilfe beziehungsweise auf ihre Kosten eingeschlagene Wertschöpfungstempo der amerikanischen Wirtschaft konsumtiv mitzugehen und durchzuhalten, gerät letztere in die Bredouille, weil das Mehr an Gütern und Dienstleistungen, das sie produziert, sich als unverkäuflich, der Mehrwert, den sie schöpft, sich als unrealisierbar, mithin der systematische Anspruch jener Güter und Dienstleistungen, Wert zu verkörpern, sich als empirisch widerlegt, faktisch nichtig erweist und diese Nichtigkeit des geschöpften Werts demotivierend und lähmend auf den Wertschöpfungsprozess zurückschlägt, ihn ins Stocken und, wenn das als kommerzielle Absatzkrise erscheinende Wertrealisierungsproblem nicht rasch gelöst wird, zum Stillstand bringt.
Und genau das aber ist nach dem Weltkrieg der Fall, genau dieses Wertrealisierungsproblem sucht die aus dem Krieg hervorgehende amerikanische Volkswirtschaft heim und gewinnt im Laufe der zwanziger Jahre zunehmend an Virulenz. Und dies zum einen deshalb, weil unter Friedensbedingungen der kommerzielle Austausch der nordamerikanischen Republik mit ihren wichtigsten Handelspartnern, den europäischen Staaten, seine erwähnte kriegsbedingte Einseitigkeit und Unausgewogenheit ablegt und sich normalisiert, sich wieder als wirklicher Austausch, als reziprokes Handeln, als Geschäft auf Wechselseitigkeit vollzieht. Wie oben konstatiert, ist es ja die den Kriegsumständen, spezifischer, dem Zwang, sich unter Vernachlässigung der zivilen Wirtschaft auf die Waffenproduktion und Heeresversorgung zu konzentrieren, geschuldete Einseitigkeit und Unausgewogenheit des Handels mit den USA, die Tatsache mit anderen Worten, dass die europäischen Kriegsmächte in zunehmendem Maße auf agrikulturelle und industrielle Importe aus den USA angewiesen sind und dass sie diese Importe aber mangels eigener ziviler Gütererzeugung nicht durch entsprechende Exporte in die USA kompensieren, den Wert der von dort bezogenen Waren nicht durch den Wert von dorthin gelieferten Güter egalisieren und so für einen Ausgleich der Handelsbilanz sorgen können, sondern vielmehr jene Importe mit als Devisen, Währungsmittel eingesetztem allgemeinem Äquivalent, begleichen, kurz, mit Geld bezahlen müssen – wie oben konstatiert, ist es diese Unausgewogenheit des kommerziellen Austauschs, die durch die ihr geschuldete exorbitante Kapitalzufuhr in die USA deren industriellen und agrikulturellen Produktionssystemen wie auch ihren imperialistischen Extraktionsunternehmungen das besagte rasante Wachstum ermöglicht.
Damit aber ist es nach Kriegsende vorbei, weil die europäischen Staaten sich wieder dem zivilen Wirtschaften zuwenden, die Produktion von Gütern und Dienstleistungen für die Versorgung und konsumtive Befriedigung ihrer Bevölkerungen wiederaufnehmen können und dies ihnen auch ohne Weiteres gelingt, da, wie oben konstatiert, die für Kriegszwecke eingesetzten Produktionssysteme, was ihre technische Leistungskraft und ihren organisatorischen Entfaltungsgrad betrifft, in alter Frische oder gar durch die militärische Inanspruchnahme fortentwickelt bereitstehen und es kaum mehr braucht, als sie im friedenswirtschaftlichen Sinne umzurüsten beziehungsweise einfach nur der Befriedigung ziviler Bedürfnisse zuzuwenden. Nicht, dass die dadurch ermöglichte Normalisierung des kommerziellen Austauschs zwischen den Kontinenten, dies, dass die europäischen Staaten die Einfuhren aus den USA mit eigenen Ausfuhren dorthin zu beantworten und so die Handelsbilanz in Ordnung zu bringen oder überhaupt erst den Grund für ein Austauschverhältnis zu legen beginnen, das diesen Namen verdient – nicht dass solche Normalisierung per se von Nachteil für die Volkswirtschaft der USA und ihrem kapitalistischen Wohlergehen abträglich wäre!
Die kriegsbedingt einseitige Handelsbeziehung zwischen den Kontinenten ist ja, so sehr sie in einer gigantischen Kapitalspritze für die amerikanische Wirtschaft und einem letzterer dadurch vindizierten geradezu hypertrophen Investitionsschub und Wachstumsimpuls resultiert, auf Dauer schwerlich gesund und in der Tat langfristig nur um den Preis einer Zerrüttung beziehungsweise Destabilisierung beider Seiten aufrecht zu erhalten. Auf Seiten der europäischen Handelspartner resultiert sie in einer fortschreitenden Verarmung und Verkrüppelung der betreffenden Volkswirtschaften, während sie auf der Seite der USA deren industrielle und agrikulturelle Produktionsapparate immer leistungsstärker und produktiver und damit aber auch immer abhängiger vom kommerziellen Austausch mit den europäischen Handelspartnern, also mit eben denen werden lässt, die sie – wie auch immer unbeabsichtigt und der Einseitigkeit der Handelsbeziehung geschuldet – in die Verarmung und Verkrüppelung treibt. Von daher gesehen, scheint die Wiederaufnahme einer geordneten und gesammelten, in der Produktion ziviler Güter und Dienstleistungen bestehenden Wertschöpfungstätigkeit durch die europäischen Volkswirtschaften und die dadurch ermöglichte allmähliche Normalisierung alias bilanzielle Ausgleichung des Handelsverkehrs mit den Vereinigten Staaten von Amerika durchaus nützlich und erstrebenswert und tatsächlich ein wesentlicher, wo nicht entscheidender Beitrag zur politisch-ökonomischen Stabilisierung und Verstetigung der internationalen Situation nach dem Weltkrieg.
Zwar ist die Normalisierung des Handelsverkehrs gleichbedeutend mit einer Verlangsamung des amerikanischen Wirtschaftswachstums und mit einer Rückkehr ausländischer Wettbewerber auf den amerikanischen Markt und einer dadurch bedingten Verschärfung der dortigen Konkurrenzsituation, aber was die Reduktion des Wirtschaftswachstums angeht, so lässt sie sich durchaus als heilsame konjunkturelle Abkühlung verstehen und gutheißen, und was die erneuerte ausländische Konkurrenz betrifft, so gilt auch für sie der kommerzielle Wahrspruch, dass Konkurrenz das Geschäft belebt, und bringt sie durch die innovativen Impulse und konsumtiven Anreize, die aus ihr resultieren, der amerikanischen Volkswirtschaft im Zweifelsfall mehr Nutzen als Schaden. Anzunehmen beziehungsweise zu befürchten, dass die Wiederaufnahme der zivilen industriellen Produktionsprozesse in den europäischen Staaten und die dadurch ermöglichte Normalisierung alias Ausbilanzierung des kommerziellen Austauschs zwischen den Kontinenten dem amerikanischen Wirtschaftsleben zum Verderben gereichen und dazu führen könnten, dass in den USA die Verlangsamung des ökonomischen Wachstums zur Stagnation, die konjunkturelle Abkühlung zum Stillstand des industriellen Produktionsapparats gerät, scheint umso abwegiger, als einerseits die durchgängige zivilgesellschaftliche Mangelsituation, die in Europa der Krieg hinterlassen hat, und andererseits der riesige Markt und die gesammelte Kaufkraft, die das kriegsbedingt rasante ökonomische Wachstum in den USA hat entstehen lassen, für eine Konsumbereitschaft sorgt und ein Nachfragevolumen schafft, die jene der Wiederankurbelung der zivilen Wirtschaft in Europa geschuldete Normalisierung des Handelsverkehrs nicht nur als durch den amerikanischen Markt ebenso leicht verkraftbar wie für die europäischen Märkte erwünscht, sondern in der Tat als notwendige Voraussetzung und wesentliche Grundlage für die ökonomische Erholung, Stabilisierung und Entwicklung der industriellen Produktions- und kommerziellen Distributionssysteme der kapitalistisch verfassten westlichen Welt erscheinen lassen.
Wenn dessen ungeachtet das Abwegige Ereignis wird, das Unerwartete eintritt und nämlich die Wiederankurbelung der zivilen Produktion in Europa und die dadurch in Gang gesetzte Normalisierung des kommerziellen Austauschs zwischen den Kontinenten die Volkswirtschaft der USA tatsächlich in die Bredouille bringt und ein Jahrzehnt nach Kriegsende in eine vom völligen Verderben nicht weit entfernte und gemäß der führenden Rolle, die die amerikanische Wirtschaft mittlerweile spielt, die ganze kapitalistische Welt in Mitleidenschaft ziehende Krise stürzt, dann liegt das nicht an der Wiederaufnahme der europäischen Produktionsprozesse als solcher und der daraus resultierenden Normalisierung des Austauschs selbst, sondern vielmehr an der Art und Weise, wie beides vor sich geht, sprich, am spezifischen Modus der Wiederaufnahme und am durch letzteren bedingten dynamischen Tempo der Normalisierung.
Mit der Rede vom spezifischen Modus des industriellen Produktionsprozesses gemeint ist dabei die Strategie einer als Rationalisierung und Automatisierung der Herstellungsverfahren und Arbeitsabläufe wirksamen Steigerung sächlich-technischer Produktivkraft, die in der industriellen Produktion nach dem Weltkrieg ebenso generalisierte wie forcierte Anwendung findet – jene Strategie, die, wie oben ausgeführt, den industriekapitalistischen Entwicklungsprozess in den USA wegen der dort herrschenden siedlerbewegungsbedingten, dem geographischen Expansionismus der Republik geschuldeten demographischen Ungleichverteilung von Arbeitskraft seit jeher prägt und die nach dem Weltkrieg wegen ihres dem Krieg geschuldeten Arbeitskräftemangels auch die europäischen Volkswirtschaften übernehmen und nach amerikanischem Vorbild ebenso systematisch umfassend wie im Vergleich mit ihrer früheren, als Reaktion auf das Ärgernis einer staatlichen Umverteilungspolitik begreiflichen Verwendung dramatisch verstärkt ins Werk setzen.
Der Vorteil dieser Strategie ist, dass sie den europäischen Staaten ermöglicht, ihre der Rüstung und Heeresversorgung enthobenen und wieder in den Dienst ziviler Bedürfnisbefriedigung gestellten industriellen Produktionsapparate ungeachtet jenes als Arbeitskräftemangel gravierenden Personalproblems rasch wieder auf Touren zu bringen und an die Produktionsleistungen der Vorkriegszeit anknüpfen beziehungsweise sie sogar übertreffen zu lassen. Nachteilig für die Rückkehr des europäischen Wirtschaftslebens in geordnete Bahnen erweist sich freilich die Strategie insofern, als die ihr geschuldete hohe Produktionsleistung, der rasant wachsende Ausstoß an realen Gütern und sozialen Dienstleistungen durch den industriellen Produktionsapparat, Hand in Hand geht mit einer ihr, der Strategie, ebenfalls zuzuschreibenden Stagnation oder gar Reduktion der Zahl der Lohnarbeitskräfte, die diese Produktionsleistung erbringen, und einer demgemäßen Verringerung der durch den Lohn jener Arbeitskräfte repräsentierten Konsumfähigkeit oder Kaufkraft.
Während einerseits die Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie, die nach dem Vorbild und unter Federführung des industriekapitalistischen Systems der USA die europäischen Volkswirtschaften zwecks Bewältigung des kriegsbedingten Arbeitskräfteproblems auf breiter Front und mit allem Nachruck anwenden, in kürzester Frist den industriellen Produktionsapparat wieder in Schwung bringt und zu Produktionsleistungen befähigt, die den Niedergang und Einbruch der zivilen Wirtschaft während der Kriegsjahre vergessen machen und das Leistungsniveau der Vorkriegszeit nicht nur wiederherstellen, sondern markant übersteigen, zeitigt die Strategie also andererseits durch die Einsparungen an Arbeitskraft, die sie impliziert, die unwillkommene Nebenwirkung, den Teil an gesellschaftlicher Kaufkraft, den die der industriellen Arbeitskraft gezahlte Lohnsumme repräsentiert, stagnieren oder gar sinken und als Mangelerscheinung beziehungsweise Fehlbetrag in der Bilanz zwischen industriellem Angebot und kommerzieller Nachfrage zu Buche schlagen zu lassen. Während das industrielle Angebot allen kriegsbedingten Beeinträchtigungen zum Trotz dank Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie wächst, hat dieselbe Strategie eine Schrumpfung der dies industrielle Angebot wahrzunehmen und in seinem Wert zu realisieren kapazitierten kommerziellen Nachfrage zur Folge.
Unter normalen, nicht durch die Kriegsfolgen geprägten Bedingungen wären die betreffenden Gesellschaften vielleicht noch imstande, jene dem industriekapitalistischen Rationalisierungs- und Automatisierungsprozess geschuldeten Einbußen an Kaufkraft bei den lohnarbeitenden Produzenten, der Industriearbeiterschaft, sei's durch erhöhte Sozialleistungen, also durch staatliche Ausgleichszahlungen an besagte Arbeiterschaft, sei's durch die Verstärkung des Konsums anderer, über ungenutzte Kaufkraft verfügender gesellschaftlicher Gruppen, vor allem des bürgerlichen Mittelstands und der Bourgeoisie, zu kompensieren. Eine wesentliche Kriegsfolge aber ist ja, wie oben expliziert, die durchgängige Verschuldung der europäischen Kriegsteilnehmer, die Verarmung sowohl der öffentlichen Hand, der Staatswesen als solchen, als auch des privaten Sektors, der Staatsbürger im Allgemeinen und ihrer im engeren Sinne bürgerlichen Teile, der besitzenden Klassen, im Besonderen. Die Zeche für das von ihnen beziehungsweise ihrer weit überwiegenden Majorität begrüßte und betriebene militärische Potlatch ihres Staates, seine Zerstörungs- und Vernichtungsorgie, haben letztlich und folgerichtig sie, seine Bürger, bezahlen müssen – die proletarischen und kleinbürgerlichen Klassen mit ihrer Gesundheit oder ihrem Leben und mit einem Großteil ihrer Alterssicherung und ihrer Rentenansprüche, der bürgerliche Mittelstand und die Bourgeoisie mit ihren Ersparnissen beziehungsweise ihren Vermögen, die sie, gleichermaßen von patriotischer Begeisterung getragen und von der Hoffnung auf die nach dem sicheren Sieg dem Sieger winkenden Spolien und reichen Vergütungen beseelt, in Kriegsanleihen gesteckt, ihrem kriegführenden Staat kreditiert haben.
Wo sollten da wohl die Mittel für die Kompensation jenes der Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie geschuldeten Verlusts beziehungsweise Mangels an Kaufkraft herkommen? Weder kann der Staat angesichts des Schuldenbergs auf dem er selber sitzt und der dünnen Kapitaldecke, unter der die neu ins zivile Produktionsgeschäft eingestiegenen industriekapitalistischen Unternehmen wirtschaften müssen, aus eigener Kraft beziehungsweise aus Beiträgen der Unternehmen die Umverteilungsmaßnahmen finanzieren, die nötig wären, um den Verlust an Kaufkraft, den die produktivkraftbedingten Einsparungen an Arbeitskraft zur Folge haben, auszugleichen, noch ist die verarmte und aufgrund ihrer Verarmung zur Frugalität gezwungene beziehungsweise nach Maßgabe ihrer Existenzangst, die sich aus der Verarmung speist, zum freiwilligen Konsumverzicht disponierte bürgerliche Klasse in der Lage oder auch nur willens, die der Steigerung sächlich-technischer Produktivkraft geschuldete Einbuße an Kaufkraft in den lohnarbeitenden Schichten auszugleichen. Tatsächlich ist die Staat und bürgerliche Gesellschaft betreffende Verschuldung so gewaltig, ist auf allen gesellschaftlichen Ebenen die Finanzlage so desolat, dass selbst eine erfolgreiche Kompensation des auf die industrielle Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie zurückzuführenden Kaufkraftverlusts gar nicht viel brächte, weil letzterer nur eine die Gesamtmisere akzentuierende Randglosse, das Tüpfelchen auf dem i jener der Verschuldung durch den Krieg geschuldeten generellen Konsumschwäche des Gemeinwesens darstellt.
Als krisenträchtig erweist sich für die zur führenden Wirtschaftsmacht aufgestiegenen USA die konsumtive Schwäche der europäischen Nachkriegsstaaten, weil sie gleichermaßen den kommerziellen Transaktions- und finanziellen Investitionsbeziehungen in die Parade fährt, die das auf vollen Touren laufende und in haltloser Expansion begriffene amerikanische Wertschöpfungssystem zu seinen wichtigsten Handelspartnern unterhält. Nach dem Strohfeuer der europäischen Nachkriegsbelebung bricht sich die strukturelle Konsumschwäche Europas in Form eines ebenso jähen wie massiven Konjunktureinbruchs auf dem nordamerikanischen Kontinent Bahn, der zur weltweit grassierenden Wirtschaftskrise durchschlägt.
Die strukturelle Verschuldung von Staat und Gesellschaft und die aus ihr resultierende generelle Konsumschwäche – sie bilden das eigentliche Problem der europäischen Volkswirtschaften nach dem Weltkrieg, indem sie dafür sorgen, dass sich die Schere zwischen der dank Rationalisierung und Automatisierung der Produktion rasch wachsenden Wertmasse in Gestalt realer Güter und sozialer Dienstleistungen und einer durch ihren Mangel an Kaufkraft gehandikapten Nachfrage immer weiter öffnet und das Problem einer an der kommerziellen Wertrealisierung scheiternden industriellen Wertschöpfung eine immer bedrohlichere Virulenz gewinnt.
Als Problemlösung oder jedenfalls Beitrag zur Lösung des Problems bietet sich in dieser zunehmend kritischen binnenwirtschaftlichen Situation eine Entlastung der europäischen Märkte durch einen Ausbau der außenwirtschaftlichen Beziehungen, genauer gesagt, durch eine Verstärkung des Exports jener in Europa mangels Konsumkraft unrealisierbaren Güter und Dienstleistungen in die überseeische Welt im Allgemeinen und auf den Markt der in Übersee maßgebenden nordamerikanischen Volkswirtschaft im Besonderen an. Und die Chancen für eine durch den Außenhandel zu erreichende Entlastung der europäischen Märkte mit dem Effekt einer Verringerung der Diskrepanz zwischen industriellem Angebot und kommerzieller Nachfrage und einer dadurch ermöglichten Stabilisierung der wirtschaftlichen Verhältnisse in Europa stehen, für sich genommen, auch gar nicht schlecht, da sich der Markt der USA dank des rasanten konjunkturellen Aufschwungs der amerikanischen Volkswirtschaft in den Kriegsjahren zu einem nach Maßgabe seiner Konsumkraft aufnahmefähigen Outlet entwickelt hat und da im übrigen die kolonialen und halbkolonialen Märkte der nicht oder nur erst rudimentär industrialisierten Welt nach Kriegsende ja wieder offen stehen oder jedenfalls zugänglich sind.
Indes, das eigentliche und wahrhaft krisenträchtige Problem der verschuldungsbedingt mangelnden Konsumkraft, die im Vergleich mit der rationalisierungs- und automatisierungsgetrieben raschen Erholung der europäischen Industrien die Märkte Europas beweisen, lässt sich durch erweiterte Außenhandelsbeziehungen und verstärkte Exporte unmöglich lösen, weil es gar nicht in den Auswirkungen der Konsumschwäche auf den industriekapitalistischen Prozess in Europa selbst, sondern vielmehr in ihren Rückwirkungen auf das industriekapitalistische Produktionssystem in den Vereinigten Staaten von Amerika besteht. Wie expliziert, ist der massive konjunkturelle Aufschwung der USA, der rasche Anstieg der agrikulturellen und industriellen Produktionssysteme der Republik auf ein gleichermaßen in prozesstechnischer und in arbeitsorganisatorischer Hinsicht sprunghaft erhöhtes Leistungsniveau ganz wesentlich den Kriegsverhältnissen geschuldet und nämlich Konsequenz der zentralen Bedeutung, die die amerikanische Industrie und Landwirtschaft für die subsistenzielle Versorgung und materielle Ausstattung der durch den Krieg in ihren eigenen zivilwirtschaftlichen Aktivitäten gehandikapten und auf Rüstung und Heeresbedarf fixierten europäischen Mächte erlangt. Diese von der amerikanischen Volkswirtschaft übernommene Versorgungs- und Lieferantenfunktion, die den Charakter einer höchst einseitigen Handelsbeziehung, eines durchaus unausgewogenen Austauschverhältnisses hat, weil die europäischen Mächte sie mangels korrespondierender Güterkontingente und Dienstleistungen mit allgemeinem Äquivalent bezahlen, sprich mit Währungsreserven und Devisen begleichen müssen, hat die erwähnte gigantische Kapitaleinspeisung in den Wirtschaftskreislauf der USA zur Folge, mittels deren letztere ihre großen Sprünge beim Ausbau ihrer industriellen Produktion, bei der Entwicklung einer hochtechnisierten Agrikultur und bei der weltweiten, auf ihre Satelliten und Einflusssphären sich erstreckenden Gründung beziehungsweise Aneignung kolonialistisch-extraktionswirtschaftlicher Unternehmen machen können.
Je rasanter und sprunghafter dank jener gigantischen Kapitalspritze das Wachstum der amerikanischen Wirtschaft verläuft, umso mehr ist letztere freilich darauf angewiesen, dass es mit den Außenhandelsbeziehungen, die ihr das Wachstum ermöglicht haben, ungestört und im vollen Umfang weitergeht, dass mit anderen Worten die von ihr belieferten ausländischen Absatzgebiete im Allgemeinen und europäischen Märkte im Besonderen ihr weiterhin offen stehen und sich als unverändert aufnahmefähig erweisen. Schließlich bedeutet Wachstum eine Vermehrung der in materialen Gütern und sozialen Dienstleistungen bestehenden Wertschöpfungen, und um diese vermehrten Wertschöpfungen in ihrem Wert einzulösen, sie als für weitere Wertschöpfungen verfügbares Kapital zu realisieren, braucht es kommerzielle Beziehungen der eigenen Volkswirtschaft nach draußen, braucht es, mit anderen Worten, im Bereich anderer Volkswirtschaften wahrnehmbare Absatzchancen und zugängliche Märkte im gleichen Umfang wie vorher oder vielmehr, da ja das Wachstum eine Zunahme auch und natürlich des Mehrwertanteils bedeutet, für dessen Realisierung das heimische Kapital auf den Außenhandel angewiesen ist, in gegenüber vorher sogar entsprechend verstärktem Maße.
Und genau in diesem Punkte aber erweisen sich nun im Verlauf der Nachkriegsjahre die Märkte der europäischen Staaten, also der für den konjunkturellen Aufschwung der USA in den Kriegsjahren maßgeblich verantwortlichen Handelspartner, als defizient und zunehmend funktionsuntüchtig. Der Grund hierfür ist die massive, gleichermaßen Staat und Gesellschaft betreffende, bürokratische Institutionen und bürgerliche Klasse bedrückende Schuldenlast, die die kriegführenden Mächte in den Kriegsjahren angehäuft haben. Solange der als existenzielle Herausforderung, als nationaler Überlebenskampf wahrgenommene beziehungsweise suggerierte Krieg währt, bleibt diese Schuldenlast wenn nicht außer Betracht, so jedenfalls doch ohne Konsequenz, weil das in Friedenszeiten für das gesellschaftliche Handeln der bürgerlichen Gesellschaft maßgebende wirtschaftliche Kalkül, die im kapitalistischen Normalfall über die Opportunität politischer Vorgehensweisen entscheidende ökonomische Bilanzrechnung durch eben jene Wahrnehmung beziehungsweise Suggestion außer Kraft gesetzt ist. Nicht zuletzt in der Hoffnung darauf, dass das Bestehen der militärischen Herausforderung, die siegreiche Beendigung des nationalen Überlebenskampfes sich bezahlt machen und dem Sieger genug Beute für die Abtragung des Schuldenberges einbringen wird, nehmen, solange der Krieg währt, der Staat und seine von ihm zur Kasse gebetenen Bürger die fortschreitende Verschuldung wenn nicht leichten Herzens, so jedenfalls doch opferbereit in Kauf.
Nach Kriegsende aber wird mit der Wiederaufnahme zivilen Wirtschaftens beziehungsweise der Retablierung des für letzteres maßgebenden Kosten-Nutzen-Kalküls wieder Bilanz gezogen, und da stellt sich denn heraus, dass die Zerstörungs- und Vernichtungsorgie des Weltkrieges die beteiligten Staaten so teuer zu stehen gekommen ist und zu einer solch generellen Verschuldung und Verarmung von Staat und Gesellschaft geführt hat, dass nicht nur die Verlierer des Krieges, sondern auch dessen Sieger in einem Maße an Konsumfähigkeit alias Kaufkraft verloren haben, dass noch so große, dem Verlierer aufgehuckte Wiedergutmachungsleistungen und Reparationen den Verlust nicht wettzumachen vermögen und dass deshalb die wieder in Gang kommende zivilgesellschaftliche industrielle Wertschöpfung in allen am Krieg beteiligten europäischen Ländern vor einem massiven strukturellen Problem steht, was die kommerzielle Realisierung des geschöpften Werts betrifft.
Zwar, von Anfang an klar erkennbar und auf Anhieb virulent ist dieses zwischen industriellem Angebot und kommerzieller Nachfrage obwaltende Strukturproblem nicht! Was erst einmal geeignet ist, es zu kaschieren beziehungsweise unter den Teppich zu kehren, ist die Tatsache, dass die Wiederaufnahme zivilen Wirtschaftens, sprich, die Wiederingangsetzung einer die bürgerliche Gesellschaft zu versorgen und ihre Bedürfnisse zu befriedigen geeigneten industriekapitalistischen Wertschöpfung durch die Arbeitskräfte, die sie für letztere rekrutiert und in Brot setzt beziehungsweise, systemgemäßer ausgedrückt, in Lohn bringt, neue Konsumkraft generiert, die wegen der kriegsbedingt herrschenden generellen subsistenziellen Not und konsumtiven Mangelsituation auch eine unmittelbare Wirksamkeit entfaltet und die kommerzielle Nachfrage belebt. Deshalb kann sich erst einmal auch der von Hoffnungen auf eine friedliche Zukunft ebenso sehr geblendete wie beflügelte Eindruck eines selbsttragenden, will heißen, durch die Kaufkraft, die er generiert, seinen eigenen Fortgang substantiierenden und garantierenden wirtschaftlichen Aufschwungs herstellen und durchsetzen.
So wahr freilich der wieder in Gang gesetzte industrielle Produktionsprozess kapitalistischer Natur ist, so wahr gilt, dass die durch ihn qua Arbeitslohn generierte Kaufkraft nicht ausreicht, um die in Gestalt von Gütern und in Form von Dienstleistungen durch ihn geschöpfte Wertmasse als solche zu realisieren, sprich, mittels kommerziellen Austauschs in Geld zu überführen, als allgemeines Äquivalent einzulösen. Schließlich besteht ja der wesentliche Sinn und Zweck der als kapitalistische funktionierenden Produktion darin, mehr Wert in Gütergestalt und Dienstleistungsform zu schöpfen, als an Wert in Gestalt von indirektem und in Form von direktem Arbeitslohn (Arbeitslohn, der in die Herstellung der Arbeitsmittel geflossen ist, und Arbeitslohn, den die Betätigung der Arbeitsmittel kostet) für den Produktionsprozess aufgewendet und eingesetzt werden muss! Da ist es denn schlicht logisch, dass der in Gütergestalt und Dienstleistungsform geschöpfte Mehrwert durch den als Arbeitslohn gesetzten Wert, die in actu des Wertschöpfungsprozesses generierte Kaufkraft, unmöglich realisiert werden kann, dass es vielmehr, um den geschöpften Gesamtwert durch allgemeines Äquivalent zu substituieren, ihn als Geld einzulösen, neben der qua Arbeitslohn generierten Kaufkraft und über sie hinaus Konsumkapazität aus nicht durch den Produktionsprozess selbst generierten Quellen braucht.
Und diese Logik beansprucht umso entschiedenere und unabweislichere Geltung, als ja die besondere demographische Nachkriegssituation, der den hekatombischen Kriegsopfern geschuldete Mangel an Arbeitskräften, das Kapital dazu veranlasst, die bereits in der Vorkriegszeit geübte und bewährte Strategie einer Rationalisierung von Arbeitsvorgängen und Automatisierung von Produktionsprozessen erneut zur Anwendung zu bringen und ebenso systematisch vermehrt wie methodisch verstärkt einzusetzen, und als das wiederum zur Folge hat, dass, da ja die Strategie dazu führt, dass die gleiche Produktionsleistung mit weniger Arbeitskraft und also geringeren Lohnkosten erbracht werden kann, der als Lohn für die Arbeitskraft gesetzte Wert relativ zu dem durch die Arbeitskraft in Gestalt von Gütern und in Form von Dienstleistungen geschöpften Mehrwert schrumpft, dass mit anderen Worten das durch den Produktionsprozess hervorgebrachte industrielle Angebot im Verhältnis zu der durch ihn generierten kommerziellen Nachfrage wächst und dass dementsprechend der Absatz der angebotenen Güter und Dienstleistungen beziehungsweise die Realisierung des in ihnen steckenden Mehrwerts noch mehr kommerzielle Nachfrage alias Kaufkraft aus nicht durch das Produktionssystem selbst generierten Quellen erfordert, als bereits ohne die Wirksamkeit jener Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie der Fall wäre.
Herkömmlicher- und normalerweise stehen für die Realisierung des Mehrwerts die Haushalte der öffentlichen Hand, das angestammte Vermögen und die nicht oder jedenfalls nicht durch Lohnarbeit aus dem industriellen Produktionsprozess gezogenen Einkünfte der bürgerlichen Klasse und der überkommenen und letzterer mehr oder minder integrierten älteren Oberschichtstrata sowie die per Außenhandel erschlossenen Konsumkapazitäten anderer Gesellschaften und schließlich in einem gewissen Maß auch die Ersparnisse und Rücklagen bereit, die dank staatlicher Umverteilung und lohntariflicher Besserstellung die Schöpferin des zu realisierenden Mehrwerts, die Arbeiterschaft im eigenen volkswirtschaftlichen Bereich, hat bilden können. Und so verhält es sich auch in diesem Fall: Die öffentliche Hand nutzt ihren Etat, die bürgerliche Klasse ihr Vermögen, die Konsumentenschicht ihre Kaufkraft und die Lohnarbeiterklasse ihre Rücklagen, um den vom Krieg hervorgerufenen materialen Mangel und sozialen Notstand zu beheben, ihren beträchtlichen subsistenziellen Bedarf zu decken und ihre vielfältigen konsumtiven Bedürfnisse zu befriedigen, womit sie allesamt ihren kommerziellen Beitrag leisten und dem Kapital die Mittel an die Hand geben, den industriellen Prozess wieder in Gang beziehungsweise kraft der dabei ebenso verstärkt wie verbreitet zum Zuge kommenden Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie mehr noch in Schwung zu bringen.
So sehr freilich anfangs alles seinen normalen Verlauf zu nehmen und sich sowohl für die zivile Konsumgesellschaft als auch für das vom Kapital betriebene Produktionssystem nach Wunsch zu entwickeln scheint, wegen der vom Krieg hinterlassenen allgemeinen hohen Verschuldung und der darin beschlossenen strukturellen Konsumschwäche erweist sich bald schon jener von Staat, bürgerlicher Klasse, ausländischen Handelspartnern und heimischer Arbeiterschaft geleistete kommerzielle Beitrag zum industriellen Aufschwung als ein Energiestoß, der zwar ausreicht, die kapitalistische Produktionsmaschine wieder in Gang beziehungsweise in Schwung zu bringen, nicht aber über hinlängliche Substanz verfügt beziehungsweise die nötige Energie liefert, um die Maschine auch dauerhaft in Gang beziehungsweise in Schwung zu halten. Von ihrer Schuldenlast, ihrer Verarmung, ihren Zahlungsschwierigkeiten und ihrer Mittellosigkeit eingeholt, finden sich Staat, bürgerliche Klasse, ausländische Abnehmer und in den Genuss umverteilungspolitischer Maßnahmen gelangte Arbeiterschaft, die vier für die Realisierung des Mehrwerts in Frage kommenden Hauptkonsumenten, bald schon außerstande, der durch ihren anfänglichen Konsum angekurbelten Güter- und Dienstleistungsproduktion konsumtiv die Stange zu halten und in dem der produktivkräftigen Verlaufsform entsprechenden Maße gerecht zu werden, und begegnen dem dank jener produktivkräftigen Verlaufsform sprunghaft wachsenden industriellen Angebot mit einer stagnierenden, wo nicht gar rückläufigen kommerziellen Nachfrage.
Diese erst allmählich akut werdende und durch den wirtschaftlichen Erholungsprozess quasi herausprozessierte strukturelle Konsumschwäche der europäischen Nationen trifft deren Kapital hart. Im Vertrauen auf den durch die Nöte und Entbehrungen der Kriegszeit hinterlassenen materialen Nachholbedarf der Bevölkerungen und ihre sozialen Regenerationsbedürfnisse hat letzteres über jene Konsumschwäche hinweggesehen und findet sich nun, da das mit den Resten von Kaufkraft veranstaltete anfängliche konsumtive Strohfeuer mangels energetischen Nachschubs als solches manifest zu werden, sprich, seine Unzulänglichkeit im Verhältnis zur Größe des Güterbergs, den es wie einen Scheiterhaufen verzehren und aus dem Weg des Produktionsprozesses schaffen soll, an den Tag zu legen beginnt, in seinen an die kommerzielle Realisierung des Mehrwerts der industriellen Schöpfungen geknüpften Gewinnerwartungen und Akkumulationsansprüchen getäuscht und dementsprechend in seiner produktionssystematischen Triebkraft und dem dieser als Triebgrund eingeschriebenen Wachstumsimpuls gehemmt.
Ungleich härter freilich noch als das den europäischen Staaten eigene Kapital wird von deren Konsumschwäche das Kapital des großen transatlantischen Handelspartners, der Vereinigten Staaten von Amerika, getroffen. Die europäischen Produktionssysteme stecken ja in diesen Nachkriegsjahren noch in den Anfängen ihrer zivilwirtschaftlichen Erholung, quasi also in den Kinderschuhen ihrer nach der Zäsur der Kriegszeit wiederaufgenommenen industriekapitalistischen Entwicklung, und wenn diese Entwicklung durch die zwischen industriellem Angebot und kommerzieller Nachfrage sich verschuldungsbedingt öffnende Schere und ergebende Diskrepanz gestört und gehemmt wird, dann geschieht das auf dem noch ziemlich niedrigen Produktionsniveau und noch weitgehend limitiert auf den nationalökonomischen Distributionsrahmen des jeweiligen europäischen Staates und bleibt, so schmerzlich es für das betreffende Staatswesen sein und so sehr es die von letzterem angestrebte zivilwirtschaftliche Erholung beeinträchtigen und verzögern mag, doch aber sowohl in seinen Folgen für die betroffene Nationalökonomie selbst einigermaßen überschau- und absehbar als auch und vor allem in seinen Auswirkungen auf die anderen Nationalökonomien und auf das Gesamt der von ihnen unterhaltenen industriekapitalistischen Produktionssysteme vergleichsweise begrenzt und unerheblich.
Das industriekapitalistische Produktionssystem der USA hingegen befindet sich dank der beschriebenen handelspolitisch tragenden Rolle, die es während des Krieges spielt, dank also der Versorgungs- und Lieferantenfunktion, die es für die zivilwirtschaftlich brachliegenden europäischen Märkte und für die von den Kolonialmächten aufgelassenen Märkte der restlichen Welt übernimmt, und dank seines aus dem massiven Kapitalzufluss, den ihm das beschert, sich speisenden außerordentlichen konjunkturellen Aufschwungs bereits zu Kriegsende auf einem so hohen Produktionsstand und entwickelt sich in einem so rasanten akkumulationsprozessualen Tempo, dass jede nennenswerte Hemmung der Produktion beziehungsweise Bremsung der Akkumulation das der Produktmasse beziehungsweise dem Prozessmomentum des Systems geschuldete Zeug dazu hat, letzteres ins Schlingern geraten und am Ende gar aus dem Gleis springen und Karambolage machen zu lassen. Auf dem hohen Produktionstand und Akkumulationsniveau, die es dank seiner kriegsbedingt asymmetrischen Austauschbeziehungen zu den europäischen Volkswirtschaften erreicht hat, ist das industriekapitalistische Produktionssystem der USA existenziell, will heißen, bei Strafe einer drohenden Stockung seines Produktionsprozesses und einer dessen Volumen und Tempo entsprechend ebenso umfänglichen wie unvermittelten wirtschaftlichen Lähmung darauf angewiesen, dass es mit jenen Austauschbeziehungen zu den europäischen Handelspartnern im gewohnten Umfang und gehabten Tempo weitergeht, dass also die europäischen Märkte für den Export amerikanischer Waren, den als Wertrealisierung wohlverstandenen Absatz der von der Industrie und Agrarwirtschaft der USA produzierten Güterkontingente und Dienstleistungssortimente unverändert offen stehen und eine kontinuierliche beziehungsweise, dem Wachstum der amerikanischen Produktionssysteme gemäß, sogar gesteigerte Aufnahmefähigkeit beweisen.
Genau das aber ist nicht der Fall, teils und natürlich, weil die wieder in Gang beziehungsweise Schwung kommende zivile Industrieproduktion in Europa der amerikanischen auf den europäischen Märkten Konkurrenz und ihre Absatzchancen streitig macht, teils und vor allem, weil sich nach dem anfänglichen Strohfeuer eines der materiellen Not und dem sozialen Mangel der Nachkriegssituation entsprechenden und aus den Resten von Kaufkraft, die der Weltkrieg den staatlichen, bürgerlichen, ausländischen und arbeiterschaftlichen Konsumenten belassen hat, finanzierten kommerziellen Erholung die strukturelle Konsumschwäche der europäischen Nationen unübersehbar zur Geltung bringt und nicht nur dem gerade wieder in Gang gekommenen europäischen, sondern auch und zumal dem bereits auf vollen Touren laufenden amerikanischen Produktionsprozess oder vielmehr dem hier wie dort mittels Produktionsprozess seinem Verwertungstrieb frönenden Kapital in die Quere kommt und das Geschäft vermasselt.
Dass dies nicht umgehend geschieht und dass die strukturelle Konsumschwäche der europäischen Staaten erst im Abstand von einer Dekade voll zum Tragen kommt und ihre katastrophale Wirkung zeitigt, ist, wie gesagt, darauf zurückzuführen, dass die den hauptsächlichen gesellschaftlichen Konsumentengruppen verbliebenen Vermögensreste immerhin ausreichen, erst einmal jenes von der materialen Not und dem sozialen Mangel erheischte Strohfeuer zu entfachen. Und dass die Konsumschwäche dann eine ebenso jähe wie machtvolle katastrophale Wirkung zeitigen kann, hat seinen Grund in der ebenfalls explizierten Tatsache, dass unter dem Deckmantel jenes anfänglichen, strohfeuerhaften Anscheins von kommerzieller Normalität der wieder in Gang kommende industrielle Produktionsprozess in Europa dank der zwecks Kompensation des kriegsbedingten Arbeitskräftedefizits in Anlehnung an das amerikanische Vorbild adaptierten Rationalisierungs- und Automatisierungsstrategie eine solche Dynamik beweist und in kürzester Frist solche Dimensionen erreicht, dass, als die Vermögensreste, über die die europäischen Konsumentengruppen verfügen, aufgezehrt sind und die der allgemeinen Verschuldung geschuldete strukturelle Konsumschwäche offen zutage tritt, die Schere zwischen industriellem Angebot und kommerzieller Nachfrage bereits so weit klafft, dass es zu einem regelrechten Einbruch des Umsatzes und Zusammenbruch des Marktes kommt.
Keine Volkswirtschaft trifft, wie gesagt, diese strukturelle, der allgemeinen Verschuldung geschuldete Konsumschwäche der europäischen Märkte jäher und heftiger als die amerikanische, die ja ihren anhaltenden konjunkturellen Aufschwung und die sprunghaft gestiegenen industriellen und agrarindustriellen Produktionskapazitäten, über die sie zu Kriegsende verfügt, maßgeblich der Nachfrage nach amerikanischen Versorgungsleistungen und Nachschubgütern verdankt, die in den Kriegsjahren von den europäischen Märkten ausgeht – einer Nachfrage, der deshalb aber auch für den Fortgang des konjunkturellen Aufschwungs und die Auslastung der sprunghaft gestiegenen Produktionskapazitäten der amerikanischen Volkswirtschaft in den Nachkriegsjahren eine entsprechend maßgebliche Bedeutung zukommt. Indem diese Nachfrage ebenso scheinbar plötzlich wie dramatisch pointiert und nämlich in durch das Strohfeuer der europäischen Nachkriegsbelebung ebenso verzögerter Folge wie verschärfter Form wegbricht und der Absatz auf den europäischen Märkten stockt beziehungsweise gar schrumpft, schlägt dieser jähe kommerzielle Einbruch bei den europäischen Handelspartnern mit ganzer Wucht auf die industrielle und agroindustrielle Produktion der USA zurück, bringt den konjunkturellen Aufschwung scheinbar über Nacht zum Erliegen und erzwingt eine unvermittelte Drosselung der Produktionsmaschine mit Folgen für deren Betrieb, die sich den katastrophalen Konsequenzen vergleichen lassen, die das ohne Kupplung durchgeführte Umschalten eines auf vollen Touren laufenden Motors in den Rückwärtsgang fürs Getriebe hat.
Dabei sind die Rückwirkungen des von den europäischen Märkten ausgehenden kommerziellen Einbruchs auf die industrielle Konjunktur der USA umso verheerender, als letzterer keineswegs nur die amerikanischen Ausfuhren, die in den USA produzierten und nach Europa exportierten Güter und Dienstleistungen, sondern auch und mehr noch die aus den USA in die europäischen Volkswirtschaften geflossenen Anlagen, das von amerikanischer Seite in europäische Unternehmen und Produktionssysteme investierte Kapital betrifft. Wie oben expliziert, wirken sich ja die unter Kriegsbedingungen unausgewogenen Handelsbeziehungen der USA zu den europäischen Staaten, der einseitige Austausch von Waren aus Amerika gegen Geld aus Europa, die asymmetrische Kompensation amerikanischer Güter und Dienstleistungen mit europäischen Devisen und Währungsreserven, im Sinne eines massiven Kapitalzuflusses in die amerikanische Volkswirtschaft aus, der nicht nur genutzt wird, um den Ausbau des industriellen Produktionsapparats und die Industrialisierung der agrarwirtschaftlichen Erzeugung zu finanzieren, sondern der auch und darüber hinaus gleichermaßen den Ansporn und die Mittel für die wirtschaftsimperialistische Expansion der USA nach Mittel- und Südamerika, in den ostasiatischen Raum und in andere Weltteile, sprich, für mit Unterstützung abhängiger Regierungen und ihrer korrupten Staatsapparate dort getätigte Investitionen etwa in den Abbau von mineralischen und natürlichen Wertquellen, die frondienstliche Bewirtschaftung von Plantagen und Agrarbetrieben und die Ausbeutung ebenso preiswerter wie vogelfreier industrieller Arbeitskraft liefert.
Dass nach dem Krieg die amerikanische Volkswirtschaft diesen gigantischen Kapitalüberschuss, den der asymmetrische kommerzielle Austausch mit Europa in specie und den aufgelassenen europäischen Kolonialreichen in genere ihr in die Taschen spült, auch für Anlagen und Investitionen im europäischen Wirtschaftsraum einsetzt und sich im großen Stil am Wertschöpfungsprozess in Europa finanziell beteiligt beziehungsweise in ihm industriell engagiert, kann nicht Wunder nehmen und liegt in der Natur der dem Kapital qua Verwertungsdrang alles bedeutenden Sache. Schließlich bieten zu Kriegsende das fast zum Stillstand gekommene zivile Wirtschaftsleben und die brachliegenden industriellen Kapazitäten und Dienstleistungssysteme in Europa schier unermessliche Anlagemöglichkeiten und Investitionschancen und locken gleichzeitig die subsistenziellen Defizite und konsumtiven Bedürfnisse, die der Krieg hinterlässt, mit ebenso anhaltenden wie umfassenden Profiten und Renditen, die sich im Verfolg der Beseitigung der Defizite und Befriedigung der Bedürfnisse aus jenen Anlagen und Investitionen ziehen lassen. Dass materielle Not und sozialer Mangel und die daraus resultierenden subsistenziellen Defizite und konsumtiven Bedürfnisse Kauflust und Konsumbereitschaft, die Disposition, zu Markte zu gehen, erzeugen, keineswegs aber auch schon für die Fähigkeit sorgen, in kommerziellen Austausch zu treten, sprich, Kaufkraft und Konsumkapazität aufzubieten, und dass also das amerikanische Kapital, wenn es sich in den europäischen Volkswirtschaften engagiert, die Rechnung seiner Investitionen und Anlagen ohne den Wirt der nach dem Strohfeuer der anfänglichen wirtschaftlichen Erholung zutage tretenden gesamteuropäischen strukturellen Konsumschwäche macht, übersieht die amerikanische Wertschöpfung im Eifer des nach dem Krieg einsetzenden Industriebelebungs- alias Produktionsankurbelungsgefechts und bemerkt diesen gravierenden kommerziellen Pferdefuß erst, als es zu spät ist, ihm durch konjunkturelle Zurückhaltung alias Verzicht auf industrielles Wachstum auszuweichen, und er gegen beziehungsweise auf die in den USA und weltweit von ihm, dem amerikanischen Kapital, eigenverantwortlich betriebenen beziehungsweise per finanzielle Beteiligung mitgetragenen Wertschöpfungsprozesse mit voller Wucht und mit auf der ganzen Linie paralysierendem Effekt aus- und zurückschlägt.
Es ist also nicht nur der Einbruch ihrer Exportgeschäfte, die Unabsetzbarkeit von Gütern und Dienstleistungen, sondern auch und mehr noch das Scheitern ihrer Kapitalanlagen, die Unrentabilität gemachter Investitionen und erworbener finanzieller Anteile, womit die europäischen Märkte die Wirtschaft der USA heimsuchen und deren industrielle und agrarkulturelle Produktionssysteme quasi über Nacht in eine der Höhe ihres Entwicklungsstands, dem Umfang ihrer Produktionsleistung und dem Tempo ihres konjunkturellen Aufschwungs entsprechend ebenso tiefe wie umfassende und haltlose, zum freien Fall geratende Krise stürzen. Und es sind zugleich die letzteren, jene der Unrentabilität und Vergeblichkeit überführten Investitionen und Beteiligungen amerikanischen Kapitals in aller Welt, die da machen, dass die Krise, in die die strukturelle Konsumschwäche Europas zuerst und vorzugsweise die Volkswirtschaft der USA selbst stürzt, mitnichten auf sie beschränkt bleibt, sondern ebenso rasch wie unaufhaltsam auf alle Volkswirtschaften, in die amerikanisches Kapital fließt und in denen es am Werk oder vielmehr mangels Wertrealisierungserfolg in seiner ”Werktätigkeit“, seinem Wertschöpfungsstreben, zum Scheitern verurteilt ist, übergreift und sich als eben das globale Ereignis, als das sie im historischen Gedächtnis überlebt, als Weltwirtschaftskrise, zur Geltung und zum Tragen bringt.
Weil die amerikanische Volkswirtschaft sich nicht zuletzt dank ihrer in den Kriegsjahren gegenüber den europäischen Mächten und ihren Kolonialreichen übernommenen Lieferantenfunktion und erbrachten Versorgungsleistungen mittlerweile zur weltweit führenden Wirtschaftsmacht gemausert hat und riesige Kapitalüberschüsse erzielt, die sie nicht nur in den Auf- und Ausbau der eigenen industriellen und agrikulturellen Produktionssysteme steckt, sondern auch und zunehmend einsetzt, um in Verfolgung ihrer seit der Jahrhundertwende nachdrücklich adoptierten wirtschaftsimperialistischen Strategie zuerst in Mittel- und Südamerika und im pazifischen Raum und nach dem Krieg auch auf dem europäischen Kontinent Investitionen zu tätigen und finanziellen Anteil an der profitversprechenden Ausbeutung dort vorhandener Natur- und Bodenschätze, dort verfügbarer billiger Arbeitskräfte und dorthin verlegter industrieller und agrarischer Produktionsbetriebe zu nehmen, ist zwangsläufige Folge der unter der Oberfläche scheinbarer Wiederbelebung und Normalisierung des Wirtschaftslebens unbemerkt Virulenz gewinnenden strukturellen Konsumschwäche ihrer Haupthandelspartner und mittlerweile auch wichtigsten Adressaten für den investiven Kapitalexport, dass nicht nur sie, die amerikanische Volkswirtschaft, den eigenen Wertschöpfungsprozess ad absurdum ausbleibender Wertrealisierung geführt und dadurch zum Stocken beziehungsweise zum Stillstand gebracht findet, sondern dass diese Stockung und Suspendierung des kapitalen Prozesses auch und ebenso sehr all die vielen Volkswirtschaften erfasst und in Mitleidenschaft zieht, in die mittlerweile amerikanisches Kapital in hinlänglicher Menge eingeflossen ist, um die Rolle einer je nachdem, ob sie als Treibstoff funktioniert oder zum Sprengstoff mutiert, für das Wohl und Wehe des gesamten volkswirtschaftlichen Systems entscheidenden kritischen Masse zu spielen.
Die europäische Konsumschwäche nach dem Weltkrieg verlangt nach den seit dem letzten Drittel des neunzehnten Jahrhunderts entwickelten und ergriffenen umverteilungspolitischen Maßnahmen, als deren Adressat jetzt allerdings wegen der allgemeinen krisenbedingten Verschuldung und Verarmung nicht mehr nur die lohnarbeitende Klasse, sondern alle gesellschaftlichen Gruppen, Lohnarbeiterschaft, bürgerlicher Mittelstand und staatliche Bürokratie in Betracht kommen.
Dabei fiele die durch die strukturelle Konsumschwäche Europas ausgelöste und von den Vereinigten Staaten von Amerika weltweit ausstrahlende Krise und Paralyse der kapitalistischen Produktionssysteme zweifellos weniger verheerend aus und ließe sich vielleicht sogar, wenn nicht überhaupt verhindern, so jedenfalls doch besser im Zaum und unter Kontrolle halten, wäre die amerikanische Wirtschaft nicht so durch und durch liberalistisch verfasst, sprich, der reinen, von sozialen Rücksichten und politischen Regulierungen so gut wie freien Kapitallogik verpflichtet und unterläge sie gesetzlichen Beschränkungen und staatlichen Steuerungsmechanismen vergleichbar denen, die im letzten Drittel des neunzehnten Jahrhunderts die führenden Industriemächte Europas ausgebildet und in Anwendung gebracht haben.
Unter dem Zwang einer auch durch noch so große imperialistische Anstrengungen nicht mehr zu vermeidenden, der Produktivkraft der industriellen Wertschöpfung geschuldeten und auf eine ebenso fatale wie universale Absatz- alias Wertrealisierungskrise hinauslaufenden Überfüllung und Überforderung der durch den kommerziellen Distributionsmodus, den der kapitale Akkumulationsimperativ erheischt, beschränkten Märkte entwickeln und ergreifen die europäischen Industriestaaten eine Reihe von umverteilungspolitischen Maßnahmen, die auf direktem und auf indirektem Weg dafür sorgen, dass ein Teil des vom Kapital durch die industrielle Ausbeutung von Lohnarbeitskraft produzierten und appropriierten Mehrwerts an die ausgebeuteten Produzenten zurückfließt und von diesen zu subsistenziellen oder auch konsumtiven Zwecken, sprich, zur Sicherung ihres Lebensunterhalts oder auch zur Hebung ihres Lebensniveaus gebraucht werden kann. Teils indem er zulässt oder gar befördert, dass die Lohnarbeiterschaft durch parteiliche und gewerkschaftliche Organisation und durch Arbeitskampfmaßnahmen ihre Verhandlungsposition und Durchsetzungskraft im Lohn- und Tarifkampf mit dem Kapital stärkt, teils indem er durch dem Kapital abgetrotzte renten-, kranken- und arbeitslosenversicherungspolitische Vorkehrungen und durch aus Steuer- und Etatmitteln finanzierte sozialpolitische Zuwendungen die Lohnarbeiterschaft unterstützt und ihr zu vermehrten beziehungsweise verstetigten Einkünften verhilft, sorgt der Staat für eine Zunahme der ihr zur Verfügung stehenden Subsistenzmittel beziehungsweise Erhöhung der von ihr aufzubietenden Konsumkraft, die sie gemäß dem sie habituell beherrschenden materialen Mangel und dem ihr traditionell fehlenden sozialen Wohlstand prompt und zuverlässig für eine vermehrte marktvermittelte Bedürfnisbefriedigung, mit anderen Worten für eine stärkere Beteiligung am kommerziellen Wertrealisierungsgeschäft verwendet.
Und mit diesem Gebrauch, den die Lohnarbeiterschaft von dem ihr zurückerstatteten Teil des Mehrwerts macht, erfüllt sie nun aber den als ökonomisches Kalkül primären Zweck, den der Staat mit seiner Umverteilungspolitik verfolgt: Durch die verstärkte Teilhabe der Lohnarbeiterschaft am gesellschaftlichen Konsum, sprich, ihre vermehrte Beteiligung am kommerziellen Wertrealisierungsprozess wird eine Entlastung der überfüllten Märkte und damit eine Entschärfung der kritischen Situation erreicht, in der solche Überfüllung der Märkte in dem Maße resultiert, wie dem vom industriellen Wertschöpfungssystem produktivkräftig auf den Markt geworfenen Angebot die dort kaufkräftig vorhandene Nachfrage nicht mehr Genüge zu leisten vermag und dieser Mangel an kaufkräftiger Nachfrage, sprich, das Unvermögen des kommerziellen Distributionssystems, den vom Wertschöpfungsprozess geschöpften Wert als solchen zu verifizieren, ihn in seiner sichselbstgleichen Form als allgemeines Äquivalent zu realisieren, lähmend beziehungsweise vernichtend, weil den Wertschöpfungsprozess Lügen strafend beziehungsweise für null und nichtig erklärend, auf das industrielle Produktionssystem zurückschlägt.
Dass die staatliche Umverteilungspolitik zusammen mit dem ökonomischen Zweck, den sie erfüllt, auch noch soziale Bedürfnisse befriedigt und nämlich der materialen Not und dem realen Elend wehrt beziehungsweise steuert, die eine durch keine staatlichen Regulierungen und Vorkehrungen beschränkte kapitalistische Ausbeutung in den durch die Umverteilungspolitik vorzugsweise begünstigten gesellschaftlichen Gruppen und Schichten bis dahin verursacht hat, verschafft ihr dabei die öffentliche Anerkennung und demokratische Gefolgschaft, die sie braucht, um sich gegen den Einfluss und die Macht des auf seinen kategorischen Verwertungsimperativ bornierten Kapitals behaupten und gar durchsetzen zu können, erweist sich insofern als taktisches Sinequanon der staatlichen Strategie und stellt dieser das Zeugnis eines gleichermaßen den Fortbestand des kapitalistischen Produktionssystems und den Zusammenhalt der bürgerlichen Gesellschaft sichernden genialen Coups alias ingeniösen Schachzuges aus.
Auf diesen ingeniösen Schachzug zu rekurrieren, schiene auch jetzt, in den zur Weltwirtschaftskrise führenden Jahren nach dem Weltkrieg ohne Frage sinnvoll, da ja das mit seiner Hilfe, wenn schon nicht endgültig zu lösende, so immerhin doch vorläufig zu entschärfende Problem im Prinzip das gleiche ist, zu dessen Entschärfung, wenn schon nicht Lösung, die europäischen Industriestaaten bereits in den Vorkriegsjahrzehnten Gebrauch von ihm gemacht haben – das Problem nämlich überfüllter, auf eine universale Absatzkrise alias totale Wertrealisierungsstase zutreibender Märkte, deren Überfüllung Resultat der Überforderung der kommerziellen Nachfrage durch das industrielle Angebot, sprich, der gesellschaftlichen Konsumkraft durch eine produktivkräftige Wirtschaft ist.
So sehr freilich im formellen Prinzip das als Überfüllung der Märkte apostrophierte Problem nach dem Krieg das gleiche ist wie vor dem Krieg, so sehr unterscheiden sich beide doch ihrer reellen Genese nach. Was in den Vorkriegsjahrzehnten die europäischen Märkte in die Bredouille bringt, ist ihre der Produktivkraft der industriellen Wertschöpfungssysteme geschuldete Überschwemmung mit materialen Gütern und sozialen Dienstleistungen, die sich unter Bedingungen des vom Kapital kategorisch geltend gemachten kommerziellen Distributionsmodus nicht mehr verkaufen alias absetzen, in ihrem Wert nicht mehr realisieren lassen. Verantwortlich dafür, dass die der Produktivkraft des Wertschöpfungssystems geschuldete Güter- und Dienstleistungsfülle die Märkte als Überfüllung heimsucht und in der Konsequenz der Unrealisierbarkeit des Werts, den sie verkörpert, verstörend und lähmend auf das Wertschöpfungssystem zurückschlägt, ist dort der vom Kapital imperativisch geltend gemachte kommerzielle Distributionsmodus insofern, als er die Realisierung des Maximums an Mehrwert, das eine durch keine gesellschaftlichen Konventionen und gesetzlichen Regelungen beschränkte und einzig und allein den Marktmechanismen gehorchende Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft aus dem Wertschöpfungssystem zu ziehen erlaubt, denen vorbehält, die über nicht der Arbeit im beziehungsweise Teilnahme am Wertschöpfungssystem geschuldetes allgemeines Äquivalent, über nicht oder jedenfalls nicht unmittelbar dem industriellen Produktionsprozess entstammende Kaufkraft verfügen, während diejenigen, die diesen Mehrwert durch ihre Arbeit hervorbringen, nach Maßgabe und im vollen Umfang ihrer Ausbeutung von seinem Genuss ausgeschlossen bleiben.
Das führt in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts zu der krisenträchtigen Situation, dass diejenigen, denen der kommerzielle Distributionsmodus die Realisierung des vom industriellen Produktionssystem produzierten Mehrwerts zuweist, sprich, die gesellschaftlichen Gruppen, die über Geldmittel aus systemfremden Quellen, genauer gesagt, über nicht der Mitwirkung im Produktionssystem geschuldetes allgemeines Äquivalent verfügen, sich durch das massenhafte Güter- und Dienstleistungsangebot überfordert zeigen und selbst bei noch ausreichender Kaufkraft jedenfalls nicht mehr die nötige Kaufbereitschaft aufbringen, um in dem Angebot entsprechendem Umfang ihres Nachfrageamtes walten zu können, wohingegen diejenigen gesellschaftlichen Gruppen, die sich vom Kapital mittels des industriellen Produktionssystems ausgebeutet und nach Maßgabe ihrer Ausbeutung, wenn nicht vom Genuss der Früchte des Produktionssystems überhaupt ausgeschlossen, so jedenfalls doch subsistenziell kurzgehalten beziehungsweise auf ein Existenzminimum beschränkt finden, zwar eine hinlängliche Konsumbereitschaft beziehungsweise Bedürftigkeit mitbringen, um die Realisierung des Werts jener sub specie des kapitalistischen Distributionsmodus als Überangebot erscheinenden produktivkraftbedingten Güter- und Dienstleistungsfülle mühelos bewerkstelligen zu können, aber eben in der Konsequenz ihrer Ausbeutung der dafür nötigen Kaufkraft alias erforderlichen Geldmittel entbehren.
Und diese die europäischen Märkte des späten neunzehnten Jahrhunderts kennzeichnende Situation bringt, eben weil sie krisenträchtig ist, das industriekapitalistische System mit einer umfassenden Wertrealisierungskrise bedroht, die betreffenden Staatswesen dazu, jenen vom Kapital imperativisch geltend gemachten kommerziellen Distributionsmodus, wenn auch nicht außer Kraft zu setzen, so jedenfalls doch so weit zu modifizieren oder, besser gesagt, zu deflektieren, dass die zwar mit jeder Menge Kaufbereitschaft beziehungsweise Bedürftigkeit, nicht aber mit ausreichend Kaufkraft beziehungsweise allgemeinem Äquivalent ausgestatteten gesellschaftlichen Gruppen in die Lage versetzt werden, sich am Wertrealisierungsgeschäft stärker zu beteiligen Sie bringt mit anderen Worten den Staat dazu, ein Instrumentarium direkter und indirekter umverteilungspolitischer Maßnahmen zu konzipieren und zu implementieren, durch das kapitale Investitionskraft in personale Konsumkraft überführt, sprich, auf Kosten des Kapitals beziehungsweise des von ihm appropriierten Mehrwerts das lohnarbeitende industrielle Wertschöpferkollektiv mit mehr Kaufkraft ausgestattet wird, die letzteres nutzen kann und aufgrund seiner Bedürftigkeit auch zuverlässig nutzt, um, wenn nicht zur Beseitigung, so zumindest doch zur Eindämmung der die Märkte verstopfenden Überfülle an materialen Gütern und sozialen Dienstleistungen beizutragen und so zum Nachteil und Schaden zwar der kapitalen Mehrwertrate, dafür aber im Interesse und zum Wohle des kapitalen Verwertungsprozesses als solchen der durch jene Überfülle drohenden universalen Wertrealisierungskrise wenn nicht überhaupt einen Riegel vorzuschieben, so zumindest doch bis auf Weiteres die Spitze abzubrechen.
Die in puncto der Überfüllung der Märkte und der Absatzprobleme, die daraus resultieren, formell gleichgeartete kommerzielle Krise im Europa des Nachkriegsjahrzehnts hingegen geht nicht oder jedenfalls nicht primär und entscheidend aufs Konto des vom Kapital verfügten kommerziellen Distributionsmodus und lässt sich deshalb auch nicht durch umverteilungspolitische Modifikationen beziehungsweise Deklinationen des letzteren lösen. Und zwar deshalb nicht, weil jetzt die Absatzkrise gar nicht wie in den Vorkriegsjahrzehnten, im Fin de siècle, der Überfütterung und Überforderung der durch den kapitalen Distributionsmodus begünstigten und für das Wertrealisierungsgeschäft bestimmten gesellschaftlichen Gruppen und ihrer dementsprechend mangelnden Konsumbereitschaft, sondern vielmehr der Enteignung und Verarmung dieser Gruppen und ihrem demgemäßen Unvermögen zur Erledigung der ihnen aufgetragenen Wertrealisierungsaufgabe, kurz, ihrer fehlenden Kaufkraft geschuldet ist. Nicht weil das Angebot an Gütern und Dienstleistungen nachgerade so objektiv umfangreich ist, dass es sogar ihr durch den Industrialisierungsprozess entfaltetes und entschränktes Bedürfnissystem überfordert, sondern weil es bereits wieder so relativ umfänglich ist, dass es immerhin ihren verschuldungsbedingt geschrumpften und beengten Finanzrahmen sprengt, zeigen sich jene vom Kapital mit dem Wertrealisierungsgeschäft vorzugsweise betrauten gesellschaftlichen Gruppen außerstande, in ausreichendem Maße ihres konsumtiven Amtes zu walten, und bringen so das gerade erst wieder auf Touren kommende industriekapitalistische Produktionssystem in die Bredouille einer nicht sowohl der ökonomischen Struktur der bürgerlichen Gesellschaft entsprechenden substanziellen als vielmehr dem Verlauf der politischen Geschichte des europäischen Kontinents entspringenden funktionellen Absatzkrise.
Die der Enteignung durch das Potlatch des Krieges geschuldete Konsumschwäche der bürgerlichen Klasse – sie ist es jetzt, die in einer relativen Überfüllung des Marktes und daraus folgenden Absatzkrise resultiert, noch bevor die Produktivkraft des industriellen Produktionssystems jene objektive Überfüllung des Marktes ins Werk setzen kann, die den vom Kapital verfügten Distributionsmodus zum umverteilungspolitisch zu bewältigenden oder zumindest zu entschärfenden wesentlichen Problem avancieren lässt. Und diese Konsumschwäche ist dabei keineswegs das Privileg und Alleinstellungsmerkmal der bürgerlichen Klasse, sondern betrifft ebenso sehr oder sogar in noch stärkerem Maße die lohnarbeitende Klasse und den Staatsapparat selbst. Den Staat, das Bürgertum und die lohnarbeitende Klasse hat ja der unter Federführung oder, besser gesagt, Degenführung des ersteren vom Zaun gebrochene Weltkrieg, weil er durch eine allem kaufmännischen Kalkül und betriebswirtschaftlichen Augenmaß spottende Etatpolitik, durch eine militärische Zweckentfremdung ziviler Industriekapazitäten sowie durch mehr oder minder erzwungene Anleihen bei den Staatsbürgern, durch Ausbeutung der Kriegsdienstleistenden und durch Ausplünderung sozialer Sicherungssysteme finanziert werden musste, um den Großteil ihres Ärars, ihrer Vermögen, ihrer Ersparnisse und ihrer Versicherungs- und Rentenansprüche gebracht. Sie allesamt leiden unter einem Maß an Verschuldung, das es ihnen unmöglich macht, mit dem Güter- und Dienstleistungsangebot des wieder auf Touren kommenden industriellen Produktionsapparats nachfragemäßig Schritt zu halten.
Und eben deshalb ist jetzt auch die Aufgabe, mit der sich der Hüter der bürgerlichen Gesellschaft und Gewährleister des die bürgerliche Gesellschaft tragenden kapitalen Verwertungsprozesses konfrontiert sieht, nicht eigentlich eine Umverteilung von allgemeinem Äquivalent, keine als Verwandlung von Investitionsvermögen in Kaufkraft funktionierende Konsumkapazitätsverschiebung vom Kapital und seiner bürgerlichen Klientel auf die lohnarbeitende Klasse, die Arbeiter und Angestellten, sondern vielmehr eine generelle Aus- und Zuteilung von allgemeinem Äquivalent, eine alle gesellschaftlichen Gruppen, die als konsumtive Wertrealisierer in Betracht kommen, Staat, Bürgertum und Lohnempfänger gleichermaßen, betreffende finanzielle Besserversorgung und Ausstattung mit mehr Kaufkraft. So gewiss jetzt keine spezielle Ungleichverteilung von Konsumkapazitäten, sondern die generelle Konsumschwäche aller als Konsumenten in Frage kommenden gesellschaftlichen Gruppen und Einrichtungen das Problem bildet, so gewiss besteht jetzt die Aufgabe, vor die der Staat sich gestellt sieht, darin, der kommerziellen Nachfrage nicht sowohl durch eine Erhöhung der Kaufkraft der lohnarbeitenden Schichten als vielmehr durch eine Stärkung der gesellschaftlichen Kaufkraft als solcher aufzuhelfen.
Dass es bei der Aufgabe, mit der die Absatzkrise der zwanziger Jahre den Staat konfrontiert, nicht mehr um die durch Umverteilung von Kaufkraft zu bewirkende verstärkte Beteiligung einer speziellen gesellschaftlichen Klasse am Wertrealisierungsgeschäft, sondern um eine durch Verteilung von Kaufkraft an alle relevanten gesellschaftlichen Gruppen zu erreichende generelle Belebung des Wertrealisierungsgeschäftes geht – dieser intentional wesentliche Unterschied bedeutet freilich nicht, dass bei der Lösung der Aufgabe nicht das funktionell gleiche Instrumentarium in Betracht kommt und eingesetzt werden kann, das im Rahmen der staatlichen Umverteilungspolitik in den Jahrzehnten vor dem Krieg entwickelt wurde und Anwendung fand. Schließlich ist, was das spezielle Umverteilungsbedürfnis der Vorkriegsjahrzehnte mit dem generellen Verteilungsdesiderat des Nachkriegsjahrzehnts nicht nur funktionell-technisch, sondern mehr noch und vor allem substanziell-praktisch verbindet, die Quelle oder Wertmasse, der die für das eine wie für das andere erforderlichen Finanzmittel entzogen beziehungsweise entnommen werden müssen. Hier wie dort ist es der durch das industriekapitalistische Wertschöpfungssystem per Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft erwirtschaftete Mehrwert, der die für die Erhöhung der – egal ob speziell arbeiterschaftlichen oder generell gesellschaftlichen – Kaufkraft erforderlichen Finanzmittel liefern muss.
Wo anders sollten diese Mittel auch herkommen? Natürlich könnte der Staat sie aufgrund seiner Münz- und Währungshoheit einfach prägen und drucken und so für eine Erhöhung der ihm für die Stärkung der Konsumkraft verfügbaren Geldmenge sorgen. Aber weil sich mittels Markt augenblicklich eine Anpassung des nominellen Werts der erhöhten Geldmenge an den nicht erhöhten reellen Wert der Güter- und Dienstleistungsmenge vollziehen, sich mit anderen Worten der Wert der die Sachwerte repräsentierenden Geldmenge dem Sachwert, die er als allgemeines Äquivalent zu repräsentieren dient, egalisieren würde, würde der Staat mit seiner Erhöhung der Geldmenge nichts weiter erreichen als eine in der janusköpfigen Gestalt von Preiserhöhungen und Geldentwertung auftretende Inflation, mithin eine Zerrüttung der Volkswirtschaft ohne jeden kaufkraftsteigernden Effekt.
Und im Prinzip könnte der Staat wohl auch eine Konsumkraftstärkung ins Auge fassen, die sich nicht pointiert aus dem Fundus des kapitalen Verwertungsprozesses speiste, sondern pauschal auf das Vermögen der Reichen und Besitzenden in der bürgerlichen Gesellschaft als Bezugsquelle rekurrierte, die also Umverteilung in dem grundlegenderen Sinne wäre, dass sie nicht allein das kapitale alias produktive Eigentum, sondern auch und mehr noch das private alias possessive Eigentum zur Kasse bäte. Ein solcher staatlicher Eingriff beschränkte sich nicht darauf, den Produzenten des gesellschaftlichen Reichtums den ihnen durch die systematische Ausbeutung des Lohnarbeitsmechanismus, kurz, durch die kapitalistische Produktionsweise qua Mehrwert entzogenen Reichtum, wenigstens teilweise, zurückzuerstatten, begnügte sich mit anderen Worten nicht mit der Korrektur einer im Rahmen der bürgerlichen Gesellschaft systematisch geübten ökonomischen Ungerechtigkeit, sondern ginge gewissermaßen noch einen genetischen Schritt zurück oder, wenn man so will, einen praktischen Schritt weiter und machte sich daran, den durch die historische Expropriationsdynamik herrschaftlicher Unterdrückungsordnungen ihnen entwendeten Reichtum, teilweise zumindest, wieder unter ihre Verfügung zu bringen, unternähme es mit anderen Worten, die durch die Modalitäten des Zivilisationsprozesses induzierte und, egal ob gewohnheitsrechtlich determiniert, kultisch sanktioniert, oder politisch legitimiert, weit hinter die bürgerliche Gesellschaft bis in die Anfänge der Geschichte zurückreichende Ungleichheit in den gesellschaftlichen Eigentumsverhältnissen einer Revision zu unterziehen.